cover

 

 

 

Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Leichte Beute

Die schreckliche Wahrheit

Gwildors Held

Die goldene Krone

Der Schatz

Versteckte Wut

Die Geburt eines neuen Feinds

Dschungelduell

Einer nach dem anderen

Mutterliebe

In eine neue Welt

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank
an Karen Ball
 
Für Ewan Catt

Bild

Willkommen in einer neuen Welt …

Hast du gedacht, du hättest schon alles Böse gesehen, das es auf der Welt gibt? Dann bist du fast so töricht wie Tom! Er mag Malvel besiegt haben, aber neue Herausforderungen warten auf ihn.

Er wird in die Ferne reisen und alles zurücklassen, was er kennt und liebt. Warum? Weil er in einem Königreich, das nicht sein Zuhause ist, gegen sechs Biester kämpfen muss.

Wird er mit ganzem Herzen bei der Sache sein? Oder wird Tom seiner neuen Mission den Rücken kehren? Er weiß es noch nicht, aber ihn verbindet viel mit den Menschen in Gwildor. Ein neuer Feind wartet dort auf ihn. Und er ist entschlossen, Tom zu vernichten. Kannst du dir vorstellen, wer dieser Feind ist?

Lies weiter und du wirst erfahren, wie dein Held sich schlägt.

Velmal

Leichte Beute

„Beim Sohne Gwildors!“, fluchte Gil und schlug mit seiner rostigen Machete auf das Unterholz ein. „Diese Wurzeln sind ja dicker als mein Handgelenk!“ Der Medizinmann kämpfte sich durch das Gestrüpp. Dornen zerkratzten ihm die Wangen.

Der Dschungel leuchtete in den strahlendsten Farben. Gils Augen tränten beim Anblick der grellgelben, smaragdgrünen und blutroten Blumen. Sogar die Baumstämme glänzten blank wie Kupfer. Er sah zum Blätterdach des Dschungels hoch. Zwei Vögel flogen vorbei und ihr regenbogenfarbenes Gefieder hob sich leuchtend vom Himmel ab.

Gil rückte seine Tasche zurecht. Sein Blick huschte von Baum zu Baum, während er weiter durch den Dschungel lief. Er war nicht der Einzige, der nach Chullawurzeln suchte, deshalb musste er sich beeilen. Nervös nahm er die Machete in die andere Hand. Die Bäume und Schlingpflanzen dämpften das Sonnenlicht, aber trotzdem leuchtete der Dschungel in den schönsten Farben. Gil hörte seinen eigenen keuchenden Atem. Mit jedem Atemzug füllte sich seine Lunge mit warmer, feuchter Luft.

„Nächstes Mal schicke ich einen Gehilfen“, dachte er. Wenn er genügend Chullawurzeln fand, konnte er sich einen leisten. Neuen Mutes schritt Gil zwischen den Bäumen einher, den Blick hielt er auf den Erdboden gerichtet.

Als er einen Baum umrundete, musste er schnell zur Seite springen. Beinahe wäre er auf eine Reihe lilafarbener Eier getreten. Die glatten Eierschalen leuchteten auf dem dunklen Dschungelboden.

„Wie seltsam …“, murmelte Gil. Er sah sich um. Das Tier, das die Eier gelegt hatte, beobachtete ihn womöglich. Aber nichts regte sich.

Vorsichtig näherte er sich den Eiern. Die Reihe erstreckte sich tief in den Dschungel hinein. Wie lang sie wohl war? „Man könnte die Eier leicht einsammeln“, dachte Gil. Er lächelte, als er ihren Wert erkannte, denn solche Eier hatte er noch nie gesehen. „Sie sind bestimmt selten und deshalb unschätzbar wertvoll“, freute er sich. Er streckte die Hand aus und berührte die glatte Oberfläche. Das Ei schimmerte, als er es in seine Tasche steckte. Gil ließ seine Machete fallen und griff nach dem nächsten Ei.

Plötzlich knackte hinter ihm ein Ast. Bevor er sich umdrehen konnte, boxte ihn etwas seitlich gegen den Kopf. Er stürzte zu Boden und ihm wurde schwarz vor Augen. Etwas Warmes tröpfelte an seiner Wange herunter und er wischte es weg.

Blut!

Ein Schatten ragte über ihm auf und ein zweiter Schlag traf ihn an der Schläfe. Wieder fiel er hin.

„Stopp!“, schrie er. „Nimm dir, was du willst.“ Aber als er sich wankend aufrappelte, erkannte er, dass er nicht von Räubern angegriffen wurde. Sein Blick fiel auf zwei gepanzerte grüne Füße. Er traute sich kaum, an den langen, kräftigen Beinen hochzusehen. Der Körper war größer als ein Haus und so grün wie der Dschungel. Gigantische Klauen mit tödlichen Stacheln schnappten auf und zu. Sie konnten Gil mit Leichtigkeit in zwei Hälften teilen. Als Letztes blickte der Medizinmann in das Gesicht des Biests. Die bösartigen Augen standen weit hervor und die Haut war giftgrün. Der Blick des Monsters wanderte zu den Eiern, die aus Gils Tasche gerollt waren. Panik erfasste ihn, als er begriff, dass das Biest die Eier gelegt hatte.

„Ich wollte nicht …“, stammelte Gil und stolperte ins Unterholz zurück. Doch eine Klaue zischte durch die Luft und verletzte ihn am Arm. Der Schmerz betäubte seine Sinne. Die Augen des Biests verengten sich vor Wut. Es machte sich zum nächsten Schlag bereit. Gil schloss die Augen und wünschte, er hätte den Dschungel an diesem Tag nie betreten …

Die schreckliche Wahrheit

„Wie konnte ich nur so ein Dummkopf sein?“, fragte sich Tom.

Er starrte fassungslos in das Gesicht der Frau, die ihm gegenüberstand. Die Form der Nase … die Kraft, die in den Augen leuchtete … Tom sah dieselbe Nase, dieselben Augen jedes Mal, wenn er in den Spiegel blickte.

„Freya, du … du bist meine Mutter!“, stammelte er. Die Frau erwiderte nichts. Tom suchte in ihrem Gesicht nach einer Gefühlsregung. Nichts. Zögernd trat er vor und streckte ihr seine geheilte rechte Hand entgegen. Rapu, der Riesenkrebs, hatte ihn bei seinem ersten Kampf in Gwildor schwer verletzt und seine Hand war seither vergiftet gewesen. Jetzt war der Schmerz plötzlich verschwunden, denn ein paar Blutstropfen von Freya waren auf die Wunde gefallen.

„Ist das die Lösung von Velmals Rätsel?“, hörte er eine Stimme hinter sich fragen.

Tom sah über seine Schulter. Elenna rieb sich den schmerzenden Nacken und war noch etwas wacklig auf den Beinen. Freya hatte seine Freundin niedergeschlagen und sie war kurz bewusstlos gewesen.

Tom war erleichtert, dass Elenna wieder auf den Beinen war und drehte sich zu Freya um. „Dichor Vonkin, Kin Dichor, Rot auf Rot, Leben statt Tod“, wiederholte er die Worte des bösen Magiers.

In Velmals Rätsel steckten die Worte „Kind“, „von“ und „ich“. Nun endlich ergaben die Laute einen Sinn. Er war das Kind von Freya und sie hatte ihn mit ihrem roten Blut vor dem Tod gerettet.

Silver stellte sich zwischen Elenna und Freya und knurrte warnend. Die Lippen der Frau verzogen sich zu einem eisigen Lächeln.

Tom lachte nervös. „Mach dir keine Sorgen, Silver“, sagte er und versuchte, den Wolf trotz seiner eigenen Unsicherheit zu beruhigen. Er hatte so viele Fragen. Warum hatte Freya ihn verlassen? Warum hatte man ihm erzählt, dass seine Mutter nach der Geburt gestorben sei? Wie konnte er ihr helfen, Velmal zu entkommen? Und hatte sie …? Tom wurde eng um die Brust. Hatte sie jemals an ihn gedacht?