cover

 

 

 

Karte Gwildor
Titelseite

Inhalt

Eisige Wüste

Ein neues Königreich

Die Mission in Kayonia

In die Eiswüste

Ein alter Freund

Eine gefährliche Begegnung

Der Schwarze Kaktus

Wüstenwanderung

Der Eidechsenkönig

In den Abgrund

Ein unwillkommener Besucher

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank an Michael Ford
Für Art Gould

Bild

Sei gegrüßt,
tapferer Krieger!

Tom ist freiwillig zu einer neuen Mission aufgebrochen und ich habe die Ehre, ihn mit den magischen Fähigkeiten zu unterstützen, die ich vom größten Zauberer aller Zeiten gelernt habe: meinem Meister Aduro. Viele große Herausforderungen warten auf Tom: ein neues Königreich, eine verlorene Mutter und sechs Biester, die unter Velmals Bann stehen. Tom muss nicht nur um ein Königreich kämpfen, sondern auch um das Leben derjenigen, die ihm am wichtigsten sind. Er muss beweisen, dass Liebe stärker ist als das Böse. Doch ist sie das wirklich? Tom wird es nur herausfinden, wenn er stark bleibt und die Flamme der Hoffnung nicht erlischt. Lasst uns gemeinsam hoffen, dass kein böser Wind sie ausbläst …

Euer Marc
Zauberlehrling von Aduro

Eisige Wüste

Badawi schob seinen Schal über Mund und Nase und stemmte sich gegen den stürmischen Wind, der in der Eiswüste von Kayonia tobte. Sandkörner kalt wie Eiskristalle stachen ihm in die Augen. Um ihn herum kämpften auch die anderen aus seinem Stamm gegen den Wind, dick eingemummelt in ihre Pelze. Menschen und Tiere waren nach einem langen Tagesmarsch müde.

Jedes Jahr wanderte der Stamm um diese Jahreszeit in wärmere Gebiete, wo sie auf den Märkten Pelze und Metall verkauften. Und jedes Jahr war die Reise unglaublich anstrengend.

„Manche Leute erzählen, dass es Wüsten gibt, in denen erbarmungslose Hitze herrscht“, murmelte Badawi.

Noch etwa einen Tag, dann würden sie das Ende der Wüste erreichen und die Pferde konnten sich ausruhen und grasen.

„Wenn wir es bis dahin schaffen“, dachte Badawi besorgt.

Ihre stämmigen Pferde waren schwer mit Handelswaren beladen und stapften mit klirrendem Zaumzeug voran. Badawis Pferd war langsamer als der Rest. Die Pilzkrankheit, die seine Hufe befallen hatte, wurde jeden Tag schlimmer.

Zwei Pferde hatten sie auf der Reise bereits verloren und ihre Lasten waren auf die anderen verteilt worden. Wenn ein Pferd die Pilzkrankheit bekam, konnte es irgendwann nicht mehr laufen. Die Nomaden hatten keine andere Wahl und mussten die Tiere dort liegen lassen, wo sie zusammenbrachen. Badawi wusste, dass der Stamm in der Wüste verloren war, wenn noch mehr Pferde sterben würden.

Es gab nur eines, das die Krankheit heilen konnte – der Saft des Schwarzen Kaktus’.

„Wenn wir ihn nicht bald finden“, dachte Badawi grimmig, „dann geraten wir wirklich in Schwierigkeiten.“

Ohne Pferde konnten sie keinen Handel treiben und ohne Handel konnte der Stamm nicht überleben.

Wie immer in Kayonia brach die Nacht urplötzlich herein. Dunkelheit senkte sich wie ein schwarzer Mantel über die Wüste und zwei der drei Monde erschienen am Himmel. Der Wind legte sich. Badawi schob den Schal von seinem Mund und sah zu, wie sein Atem Wölkchen bildete. Von der Spitze der Menschenreihe ertönte ein Rufen und Gemurmel breitete sich bis ans Ende der Gruppe aus.

„Wir haben ihn gefunden!“, rief eine Stimme.

Badawi lenkte sein Pferd nach vorn zu Edwin, dem Stammesführer, der in die Dunkelheit deutete. Im Licht des dritten Mondes war ein Umriss zu erkennen. Die Form kannte im Stamm jeder.

Der Schwarze Kaktus.

Er war so hoch wie ein Mann, aber dünner. Die Äste streckten sich wie Arme zum Himmel und Hunderte spitzer Stacheln glänzten im Mondlicht. Badawi stieg vom Pferd und rannte, so schnell er konnte, durch den Sand. Ein paar Tropfen des Kaktussafts genügten, um die Krankheit der Pferde zu heilen. Der Stamm war gerettet!

Aber die anderen blieben zögernd stehen. Zwanzig Schritte von dem Kaktus entfernt bildeten sie einen Halbkreis. Badawi hielt inne.

„Was ist los mit euch?“, fragte er.

Die Männer sahen sich an.

„Du weißt, was erzählt wird“, sagte Edwin schließlich. „Der Schwarze Kaktus wird bewacht von –“

„Unsinn!“, unterbrach Badawi ihn. „Das ist nur eine Geschichte, um Kinder zu ängstigen.“

Immer noch bewegte sich niemand.

„Na schön“, sagte Badawi. „Wenn sich von euch keiner traut, ein Stück vom Kaktus abzuschneiden, dann mache ich das.“

Als er zum Kaktus hinüberlief, suchte er zur Sicherheit den dunklen Horizont nach Angreifern ab.

„Nichts außer Sand. Nirgends ein Monster!“, dachte er.

Badawi zückte sein Messer und kniete sich neben den Kaktus. Im Licht des Mondes schimmerte er wie Ebenholz. Stacheln, so lang wie Badawis Finger, aber dünn wie Nadeln, ragten heraus. Es war schwierig, eine Stelle zu finden, wo er das Messer ansetzen konnte, aber an einem der niedrigeren Äste fand er eine passende. Mit einer säbelnden Bewegung schnitt die Klinge in das Kaktusfleisch.

Einer der Männer hinter ihm keuchte auf einmal erschrocken. Bevor Badawi sich umdrehen konnte, begann der Sand unter seinen Knien zu rutschen.

Badawi fiel vornüber in den Kaktus und die Stacheln rissen seine Ärmel auf und zerkratzten ihm die Arme. Er hielt vor Schmerz die Luft an und versuchte nicht zu schreien.

Die Männer entfernten sich langsam von ihm und beobachteten ihn ängstlich. Der Boden unter Badawis Füßen bewegte sich erneut, aber diesmal verlor er nicht das Gleichgewicht. Seine Augen waren auf den Sand geheftet. Etwas wühlte sich aus der Düne auf der anderen Seite des Kaktus’ – ein Kopf mit spitzen und messerscharfen Zähnen im kräftigen Maul. Die zwei Glupschaugen wandten sich ihm zu, als sich der Rest des Körpers aus dem Sand schob. Schuppige orangefarbene Haut bedeckte den Körper und den Schwanz des Biests, sie war gespickt mit schwarzen Warzen. Die stämmigen Vorderbeine und muskulösen Hinterbeine stampften über den Sand. Zwischen den Lippen zuckte die Zunge vor und zurück. Sie schmeckte die Luft und zischte wie glühendes Metall, das ins Wasser geworfen wurde. Badawis Blut verwandelte sich in Eis.

Was erzählt wurde, war wahr. Komodo war echt!

Mit seinem kräftigen Schwanz holte das Biest nach Badawi aus. Er stürzte und ließ sein Messer fallen. Er hörte die Schreckensrufe des Stamms, als die Menschen panisch davonrannten.

Komodo blieb ein paar Schritte von Badawi entfernt stehen und richtete sich auf die Hinterbeine auf. Der Mond war nicht mehr zu sehen. Das Biest stieß ein Zischen aus und an seinem Hals klappten rechts und links zwei Hautfalten auf wie Fächer. Sie waren blutrot.

Komodos Vorderklauen, scharf wie Rasiermesser, schnitten durch die Luft. Badawi kauerte sich zusammen. Er hatte keine Möglichkeit zu fliehen. Als das Biest angriff, hallten seine Schreie durch die Wüste.

Ein neues Königreich