Die schönsten
Zoogeschichten
für Kinder
Ein Buch-Besuch im Zoo
Tiger, Affen, Elefanten – alle Kinder gehen gerne in den Zoo und staunen über dicke Nilpferde, Giraffen mit langen Hälsen, über tapsige Pinguine, geschickte Seelöwen und freche Löwenbabys.
Dieses Buch ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen. Es erzählt von alltäglichen und außergewöhnlichen Begebenheiten im Zoo, vom Tapir, der ein Schlammbad nimmt, vom verliebten Papagei, von einem Lama beim Frisör und von der Geburt der Seepferdchen.
In 35 spannenden Sachgeschichten erfahren Mädchen und Jungen ab 5 Jahren viel Wissenswertes über die Tiere im Zoo und die Menschen, die dort arbeiten.
Ein gut lesbares und vorlesbares Buch, das Grundschulkinder und ältere Kindergartenkinder lange zu fesseln vermag.
Mit Info-Texten und Zoo-Wörterbuch zur Erklärung wichtiger Begriffe
www.schwager-steinlein-verlag.de
Ein Betthupferl für die Tiger
Die klugen Schimpansen
Ein Zebra in Not
Feuerwehreinsatz bei den Seelöwen
Eine Schildkröte ist kein D-Zug
Eine Eisbombe für die Eisbären
Wenn ein Wildpferd zu wild wird
Ein neuer Vater für die Nasenbären
Vorhang auf für die Delfine
Ein Katta auf Abwegen
Wer mit den Wölfen heult
Massage für die Nashörner
Das Geheimnis der Ameisenbärin
Das wütende Chamäleon
Der Super-Gorilla
Der verliebte Papagei
Lamas beim Frisör
Ein Löwe auf Tauchstation
Die wasserscheuen Otter
Flugfutter für die Malaienbären
Halloween bei den Erdmännchen
Die verschwundenen Krokodileier
Die verschmuste Hyäne
Der Elefanten-Geburtstag
Die tanzenden Kraniche
Der Boxkampf der Kängurus
Die Geburt der Seepferdchen
Das Orang-Utan-Gespenst
Hausputz im Pythonkäfig
Ein Tapir im siebten Himmel
Aufregung im Streichelzoo
Wer ist der stärkste Bison?
Gefährliche Giraffengeburt
Wenn Pinguine in die Schule gehen
Der Supermarkt für wilde Tiere
Zoo-Wörterbuch
Als Tierpfleger Max morgens zu seinen Tigern kommt, streicht Diana schon mit dem Kopf am Gitter entlang. Tibor dagegen bleibt hinten im Käfig liegen und würdigt Max keines Blickes. „Auch gut“, denkt Max und macht sich an die Arbeit.
Als Erstes muss er Diana von ihrem Kind trennen, denn gleich kommt der Tierarzt. Diana regt sich immer furchtbar auf, wenn sie nicht bei ihrer kleinen Ombala sein kann. Doch einem schönen Stück Fleisch im Nachbarkäfig kann sie dann trotzdem nicht widerstehen. Und schon ist die Schiebetür zwischen ihr und dem Baby zu. Rastlos rennt Diana hin und her und ruft nach Ombala. Das Tigerbaby wird inzwischen gewogen, untersucht, mit einem Chip versehen und geimpft. Dabei legt es seine Ohren an und quäkt kläglich. Als Diana wieder zu Ombala darf, leckt sie die Kleine gründlich ab, um den fiesen Tierarztgeruch zu entfernen.
Heute sind Tibor, Diana und Ombala zusammen im Außengehege. Da Ombala keine Spielgefährten in ihrem Alter hat, nimmt sie gern Tibors Schwanz zum Spielen. Zuerst legt sie sich geduckt auf die Lauer. Dann springt sie plötzlich die Schwanzspitze an, als wäre sie ein Beutetier. Tibors Schwanz zuckt immer schneller hin und her. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er langsam ärgerlich wird. Doch das weiß Ombala noch nicht und packt seinen Schwanz mit Krallen und Zähnen. Schließlich hat Tibor genug und sucht sich einen ruhigeren Platz.
Ombala ist enttäuscht und sieht sich nach einer anderen Beschäftigung um. Da entdeckt sie den Wassergraben. Zuerst riecht sie am Wasser, dann steckt sie die Pfote vorsichtig hinein. Sofort schüttelt sie angewidert ihre Pfote, um das nasse Zeug wieder loszuwerden. Jetzt greift Diana ein, weil sie ihr Baby so nah am Wasser in Gefahr sieht. Schnell kommt sie herbei, packt Ombala mit dem Maul im Nacken und trägt sie zu ihrem Platz. Ombala zappelt nicht, sondern hängt wie ein Säckchen zwischen Dianas Zähnen. Alle Katzen tragen ihre Jungen so, und alle Jungen halten es aus.
Ein langer, aufregender Tag geht für Ombala zu Ende. Jetzt ist sie wieder allein mit ihrer Mutter Diana im Käfig. Bald wird Max das Tigerhaus abschließen. Diana steht am Gitter und schaut gespannt in Richtung Tür. Nebenan rumort Tibor, der unruhig auf und ab geht.
Endlich kommt Max und hält auch heute wieder eine kleine, weiße Schüssel in der Hand. In der Schüssel sind die Betthupferl für die beiden großen Tiger: winzig kleine Fleischstückchen, die Max durch das Gitter reicht. Tibor tut so, als ob er völlig ausgehungert wäre, und leckt am Schluss sogar noch das Gitter ab. Diana nimmt die Fleischstückchen vorsichtig wie Bonbons und will dann am Gitter ein bisschen schmusen. Sie vertraut Max so sehr, dass sie sich am liebsten einmal ohne Gitter von ihm streicheln ließe. Doch Max vertraut Diana in diesem Punkt überhaupt nicht: Raubtier bleibt Raubtier. Ombala aber ist von dem anstrengenden Tag so erschöpft, dass sie schon schläft. Sie braucht sicher keine Gutenachtgeschichte mehr.
Tiger gehören zusammen mit Löwen, Leoparden und Jaguaren zu den Großkatzen. Diese mächtigen Jäger können viele Dinge wie schwimmen, klettern oder springen. Allerdings sind Tiger die einzigen Großkatzen, die ohne Not ins Wasser gehen. Sie lieben die Abkühlung bei sommerlicher Hitze. Wenn dabei ein Wasservogel oder ein Fisch als Zwischenmahlzeit herausspringt, sind sie auch nicht abgeneigt.
Eines aber können die Großkatzen nicht: schnurren. Dazu fehlen ihnen die körperlichen Voraussetzungen. Dafür hat jede Großkatzenart eine eigene Lautsprache. Damit verständigen sie sich über Entfernungen bis zu zwei Kilometern oder drücken ihre Gefühle gegenüber ihren Partnern oder ihren Jungen aus. Die meisten Laute betreffen die kurze Paarungszeit und die langjährige Beziehung von Mutter und Kindern. Tigerkater kümmern sich in Freiheit nicht um die Aufzucht der Jungen.
Tiger sind eher Einzelgänger, die selbst große Beutetiere wie Wildschweine oder Hirsche im Alleingang töten können. Aber diese Tiere wehren sich natürlich gegen den Angriff des Tigers. Dabei kann es sogar passieren, dass der Tiger und das Beutetier im Kampf so schwer verletzt werden, dass beide an den Wunden sterben. Aber normalerweise haben es Tiger auf kleine bis mittelgroße Tiere abgesehen, die allerdings auch nicht so leicht zu fangen sind. Tigerkenner meinen, dass von zehn Jagdversuchen nur einer erfolgreich ist. Nagender Hunger ist den Tigern daher durchaus bekannt.
Das gestreifte Tigerfell sieht im Zoo sehr auffällig aus. In seinem natürlichen Lebensraum aber dient es dem Tiger dazu, sich unsichtbar zu machen. Er legt sich nämlich gern im hohen Gras oder im Schilf auf die Lauer. Wenn er sich dort nicht bewegt, verschwimmt der kraftvolle Körper so mit der Umgebung, dass auch die aufmerksamsten Opfer ihn übersehen. Natürlich fliegt auch die beste Tarnung irgendwann auf, wenn der Jäger sich bewegt.
Heute Morgen will Tierpfleger Robert herausfinden, was passiert, wenn er einen ausgestopften Leoparden ins Schimpansengehege legt. In der freien Natur zählt der Leopard zu den größten Feinden der Affen. Doch die Schimpansen im Zoo sind noch nie einem Leoparden begegnet. Als Robert sie ins Außengehege lässt, herrscht zuerst Stille. Wie erstarrt beobachten die Affen das Raubtier. Die Weibchen ziehen ihre Jungen zu sich heran und lassen sie nicht mehr los.
Und dann bricht die Hölle los. Mit gesträubtem Fell drohen die Männchen und schreien dazu „U-u-uuuuuuuu“, immer wieder, immer lauter, immer höher. Einer packt einen Ast und schleudert ihn in Richtung Leopard. Der Ast trifft ihn zwar nicht, aber eigentlich müsste der Leopard jetzt genug haben. Doch er rührt sich nicht. Da lässt der Krawall langsam nach, und Neugier macht sich breit. Ein Männchen nach dem anderen traut sich in die Nähe des Raubtiers, immer bereit, sofort zurückzuspringen, falls sich die Katze bewegen sollte. Schließlich stupst ein Männchen den Leoparden an. Als nichts passiert, werden alle mutiger. Jetzt ist es Zeit, das ausgestopfte Tier schnell aus dem Gehege zu ziehen, bevor es von den Schimpansen zerlegt wird.
Die Schimpansen machen einen Riesenlärm, weil die alte Kira von Robert in einen kleinen Extrakäfig gesperrt worden ist. Es geht ihr nicht gut, und Doktor Pazienza will sie untersuchen. Jetzt zahlt es sich aus, dass Robert mit seinen Schimpansen immer wieder das medizinische Training geübt hat. Brav streckt Kira ihren Arm durch ein rundes Loch im Gitter und legt ihn auf eine Schiene. So kann der Arzt ihren Puls fühlen und Blut abnehmen. Sobald er damit fertig ist, klickt Robert mit einer Art Knackfrosch, dem Klicker. So weiß Kira, dass sie alles richtig gemacht hat.
Dann muss sich Kira ganz nah ans Gitter setzen, damit der Arzt Mund und Augen untersuchen kann. Auch dafür gibt es einen Klick. Und jetzt kommt das, worauf sich Kira die ganze Zeit gefreut hat: Robert füttert sie durch das Gitter mit einem Brei aus schwarzem Tee und Haferflocken, in den er ihre Medizin gemischt hat. Denn Kira hat etwas Durchfall. Daher muss sie heute allein in ihrem Käfig bleiben, denn von den Früchten, die die anderen Schimpansen bekommen, darf sie vorerst nichts fressen.
Während die kranke Kira in ihrem Käfig bleiben muss, dürfen die anderen Schimpansen ins Außengehege. Dort hat Robert dünnen Grießbrei mit Honig in zwei Eimer mit winzigen Löchern gefüllt. Doch wie sollen die Schimpansen an den Leckerbissen kommen?
Jane und Lina haben die Lage schnell durchschaut. Sie schwingen an den dicken Seilen zu einem Bündel mit Zweigen. Zielstrebig brechen sie einige dünne Zweiglein ab und entfernen die Blätter. Dann geht es zurück zu den Eimern. Geschickt steckt jeder Affe seinen Zweig in ein Loch, zieht ihn mit etwas Grießbrei daran wieder heraus und schleckt ihn ab. Tarzan und Unhold schauen sich die Sache an und nehmen den beiden Weibchen dann einfach die Zweiglein ab. Sie haben keine Lust, selbst Zweige zu suchen. Pikki dagegen ist noch zu jung, um so ein Werkzeug herzustellen. Aber das wird nicht mehr lange dauern.
Schimpansen sind wesentlich vielseitiger als Gorillas und Orang-Utans. Sie finden sich überall zurecht, ob in der Savanne oder im Urwald, und nutzen die verschiedenen Angebote ihrer Umwelt auf vielfältige Weise. So gibt es Schimpansen-Gruppen, die das Nüsseknacken zwischen zwei Steinen erfunden haben und dieses Wissen an ihre Jungen weitergeben. Andere Gruppen angeln mit Zweigen in Termitenhügeln nach Insekten – auch das schauen sich die Jungen ab. Manche Schimpansen gehen gemeinsam auf die Jagd. Auch wenn es im Jagdfieber immer wieder zu turbulenten Szenen kommt, kann man doch beobachten, dass die Schimpansen sich die Arbeit teilen und zusammenarbeiten. Das wirkt ziemlich menschlich.
Natürlich nicht. Der Apfel stammt auch nicht von der Birne ab, aber sie haben gemeinsame Vorfahren. Von den gemeinsamen Vorfahren der Menschenaffen und der Menschen wissen wir nur sehr wenig. Aber das, was wir wissen, ist spannender als jeder Krimi. Hunderte von Wissenschaftlern in aller Welt suchen nach den Spuren jener Lebewesen, aus denen sich sowohl Menschenaffen als auch Menschen in zwei verschiedenen Stammbäumen entwickelt haben. Bisher sind sie sich nur sicher, dass diese Entwicklung in Afrika stattgefunden hat. Aber sie wissen nicht, wieso sie stattgefunden hat.
Die Wissenschaftler, die die Schimpansen erforschen, haben herausgefunden, dass unsere Gene, also das Erbmaterial, auch heute noch zu über 98 % mit denen der Schimpansen übereinstimmen. Ein Grund mehr, sie wie Verwandte zu behandeln. Heute wissen wir, dass Schimpansen viel klüger sind, als wir es lange Zeit wahrhaben wollten. Sie können Werkzeuge herstellen und gebrauchen, die Zeichensprache erlernen, zählen und sogar lachen. Aber solange wir ihre Sprache nicht verstehen, werden wir auch nie wirklich wissen, was sie denken.
Heute Morgen trifft der junge Zebrahengst Pablo in einem Transportauto im Zoo ein. Vorher hat er in einem anderen Zoo gelebt. Alles ist vorbereitet, damit das Tier ohne Schwierigkeiten über eine Rampe in die Stallgasse und dann in seinen Stall laufen kann. Das klappt auch ganz gut, und Pablo kann schon bald frisches Heu fressen und sich nach seiner anstrengenden Reise etwas ausruhen.
Noch sieht niemand, dass Pablo sich im Transportauto am Schwanz verletzt hat. Aber nach ein paar Tagen ist Pablos Schwanz weiter unten dick geschwollen. Die Wunde muss untersucht und behandelt werden. Und das geht bei Zebras nur, wenn man ihnen vorher eine Narkose gibt. Also kommt Doktor Pazienza mit seinem Blasrohr, in das er eine Spritze steckt. Dann zielt er und pustet die Spritze schließlich durch das Gitter hindurch direkt in Pablos Hinterteil. Nach wenigen Minuten wird der Zebrahengst sehr müde. Er lehnt sich gegen die Stallwand, knickt ein und fällt schlafend um. Jetzt kann der Tierarzt Pablos Schwanz genau untersuchen. Der Schwanz sieht böse aus, da sich die Wunde stark entzündet hat. Sie muss sofort behandelt und verbunden werden.
Nach einer Woche bekommt Pablo wieder eine Narkose, damit Doktor Pazienza die Wunde kontrollieren kann. Und nach einer weiteren Woche schaut er sich die Wunde noch einmal an. Aber der Schwanz will überhaupt nicht heilen. Das kranke Stück muss abgeschnitten werden, damit Pablo endlich wieder gesund wird. In Freiheit wäre Pablo an der Entzündung wahrscheinlich gestorben.
Im Zoo aber kann er gut leben, sogar wenn ihm ein Stück von seinem Schwanz fehlt. Der Zebraschwanz mit seiner Quaste dient den Tieren als Fliegenwedel. Im Freien wedeln sie mit ihm oft unentwegt hin und her, um die Fliegen zu verscheuchen. Das kann Pablo jetzt nicht mehr.
Aber wenn man ihn so mit den anderen Zebras sieht, macht er keinen traurigen Eindruck. Ganz im Gegenteil: Gerade hat sich ihm doch tatsächlich ein Marabu in den Weg gestellt, der Pablo mit seinen weit ausgebreiteten Flügeln zum Ausweichen bringen wollte. Daraufhin hat Pablo den Kopf gesenkt und ist auf den Marabu zugestürmt. Da ist der Marabu dem Zebrahengst doch lieber aus dem Weg gegangen.
Ein neugeborenes Zebrafohlen erkennt seine Mutter zunächst noch nicht. Es läuft dem nächstbesten großen, sich bewegenden Ding nach. Das kann in Freiheit ein Auto sein oder im Zoo ein Tierpfleger. Um das zu verhindern, wird die Zebramutter im Zoo für ein paar Tage allein mit ihrem Fohlen eingesperrt. Dann erkennt das Kleine die Mutter sowohl am Geruch als auch an den Streifen, die besonders in der Schultergegend ein persönliches Muster aufweisen. Von da an bereitet es weder Mutter noch Kind Schwierigkeiten, einander inmitten der Herde zu finden.
Neugeborene Zebras müssen, wie alle anderen Huftiere auch, nach der Geburt innerhalb von Minuten aufstehen. Gelingt das dem Fohlen nicht, wird es in der Savanne ganz schnell zur Beute für Raubtiere. Löwen und Hyänen jagen mit Vorliebe Jungtiere. Aber die Fohlen wachsen so schnell, dass die Räuber nicht alle Tiere erbeuten können, bevor sie erwachsen sind. Denn in den großen Herden werden alle Fohlen gleichzeitig geboren.
Kaum dass ein Fohlen stehen kann, kann es auch schon so schnell wie die Erwachsenen laufen und rennen. Seine Beine sind ja auch von Geburt an fast so lang wie die der Großen. Im Zoo müssen kleine Zebras nicht vor Raubtieren fliehen. Aber sie müssen spielen, am besten mit den anderen Fohlen. Das Spiel der Tierkinder ist ein notwendiges Training für Muskeln und Knochen. Sobald sie sich etwas freier in der Herde bewegen dürfen, beginnen die kleinen Zebras mit Rangeleien und Verfolgungsjagden – natürlich alles nur zum Schein. Und sie üben das Verhalten untereinander: Dabei entstehen dann Freundschaften, die jahrelang halten.