Impressum:
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1. Auflage Mai 2017
Karten: © Jübermann Verlag
Fotos: Manfred Schröder
Titelbild: Manfred Schröder
Gestaltung: www.publicdesign.de
Druck: D+L Printpartner, Bocholt
Redaktion: Dieter Reinmuth
Lektorat: Antje Weber
Aktuelle Infos:
Der Deutsche Kanu-Verband und die Zeitschrift KANU-SPORT bieten aktuelle Informationen über ihre jeweilige Homepage. Anregungen zu diesem Buch werden in der nächsten Auflage berücksichtigt. Verlag und Autor sind für alle Hinweise dankbar und erreichbar unter:
info@dkvgmbh.de
Sonstige Adressen und diverse Infos:
Deutscher Kanu-Verband e.V.
Bertaallee 8, 47055 Duisburg
Tel. 0203/99759-0, Fax -60
Internet: www.kanu.de
ISBN: 978-3-937743-51-6
eISBN: 978-3-937743-77-6
41 Ein- und Mehrtagestouren zum Kanuwandern zwischen Ruppiner Seen und Spreewald
DKV Wirtschafts- und Verlags GmbH
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Vorwort
Übers Paddeln
1. Kanutypen, Kennzeichnung der Kanus, Leihboote, Bootsverleih, Paddeln im Verein
2. Schleusen, Bootsschleppen, Umtragen
3. Gefahren
4. Umweltschutz, Müllentsorgung
5. Reisezeit
6. Literatur, Karten, Zeitschriften
7. Informationen
8. Kanu-Verbände und -Vereine
9. Sonstige Adressen
Land und Leute
RUPPINER SEENGEBIET
Tour 1:(3 Etappen)Im Rheinsberger Seengebiet
Etappe 1 - Nach Flecken Zechlin und zurück
Etappe 2 - Nach Adamswalde und zurück
Etappe 3 - Nach Kagar und Rheinsberg und zurück
Tour 2:(1 Etappe)Rheinsberger Rhin
Tour 3:(1 Etappe)Rhin – von Zippelsförde nach Neuruppin
Tour 4:(1 Etappe)Rundtour Ruppiner See
Tour 5:(1 Etappe)Rundtour Rhinluch
Tour 6:(1 Etappe)Lindower Gewässer
Tour 7:(1 Etappe)Kyritzer Gewässer
OBERE HAVEL
Tour 8:(1 Etappe)Von Fürstenberg nach Lychen
Tour 9:(1 Etappe)Von Lychen nach Bredereiche
Tour 10: (1 Etappe)Von Bredereiche zum Biwakplatz Kannenburg
Tour 11: (1 Etappe)Vom Biwakplatz Kannenburg zum Camping Gleuensee
Tour 12: (1 Etappe)Rundfahrt auf den Templiner Seen
Tour 13: (1 Etappe)Vom Biwakplatz Kannenburg zum Camping am Großen Wentowsee
Tour 14: (1 Etappe)Rundfahrt auf dem Wentowsee
Tour 15: (1 Etappe)Vom Camping Am Großen Wentowsee nach Zehdenick
POTSDAMER HAVEL
Tour 16: (1 Etappe)Von Potsdam nach Werder und zurück
Tour 17: (1 Etappe)Von Potsdam zum Krampnitzsee und zurück
Tour 18: (1 Etappe)Von Ketzin über Marquardt und Werder zurück nach Ketzin
RUND UM BRANDENBURG/HAVEL
Tour 19: (1 Etappe)Beetzsee-Runde
Tour 20: (1 Etappe)Rund um Kirchmöser
Tour 21: (1 Etappe)Von Lehnin nach Brandenburg/Havel
Tour 22: (1 Etappe)Von Brandenburg nach Hohennauen und Hohennauener Seenrunde
BERLIN WESTLICHER TEIL
Tour 23: (1 Etappe)Rundfahrt Tegeler See, Spandauer See
Tour 24: (2 Etappen)Rundfahrten zwischen Spandau und Wannsee
Etappe 1 - Von der Havel über den Teltowkanal zum Wannsee
Etappe 2 - Von der Havel über den Stößensee nach Spandau
BERLIN ÖSTLICHER TEIL
Tour 25: (1 Etappe)Rundfahrt um die Müggelberge
Tour 26: (1 Etappe)Rundfahrt um den Schmöckwitzer Werder
Tour 27: (2 Etappen)Vom Möllensee über Erkner zum Stienitzsee
Etappe 1 - Von der Woltersdorfer Schleuse zum Möllensee und zurück
Etappe 2 - Von der Woltersdorfer Schleuse zum Stienitzsee und zurück
Tour 28: (1 Etappe)Der Landwehrkanal
DAHMELAND
Tour 29: (1 Etappe)Märkische Umfahrt
Tour 30: (1 Etappe)Von Prieros nach Teupitz
Tour 31: (1 Etappe)Von Prieros nach Wendisch Rietz
SPREEWALD
Tour 32: (1 Etappe)Von Cottbus nach Burg
Tour 33: (3 Etappen)Drei Rundkurse im Oberspreewald
Etappe 1 - Hochwaldtour
Etappe 2 - Barzlintour mit Abstecher nach Lübben
Etappe 3 - Rundfahrt durch Burg
Tour 34: (2 Etappen)Zwei Touren im Unterspreewald
Etappe 1 - Von Lübben nach Schlepzig
Etappe 2 - Rundfahrt Unterspreewald ab Schlepzig
ODER, NEISSE, ODERBRUCH
Tour 35: (1 Etappe)Die Oder von Ratzdorf nach Mescherin
Tour 36: (1 Etappe)Auf der Neiße von Forst bis Ratzdorf
Tour 37: (1 Etappe)Von Wriezen nach Hohensaaten
Tour 38: (1 Etappe)Die Hohensaaten-Friedrichstaler-Wasserstraße
SCHORFHEIDE
Tour 39: (2 Etappen)Ober- und Unteruckersee
Etappe 1 - Rundfahrt auf dem Oberuckersee
Etappe 2 - Von Warnitz nach Prenzlau
Tour 40: (1 Etappe)Finowkanal - Von Marienwerder nach Ragöser Schleuse
Tour 41: (1 Etappe)Rundfahrt Werbellinsee
Eingerahmt zwischen Elbe, Oder und Neiße liegt die „Streusandbüchse“ Deutschlands. Diesen etwas abfälligen Beinamen bekam die Mark Brandenburg einst wegen ihrer vielen sandigen Flächen, die zwar nicht zur Landwirtschaft taugten, auf denen aber Kiefernwälder und Heide wuchsen. Da mag man denken, dass zum Paddeln in einer Streusandbüchse nur wenige Möglichkeiten bleiben. Dass dem nicht so ist, liegt an den Verursachern dieser Sandlandschaft, den Eiszeiten. Diese brachten neben den Sanden und Endmoränen auch Schmelzwasserrinnen und Toteismulden in die Region, aus denen sich die Flüsse, Rinnenseen und die Seengebiete im Berliner Raum, rings um die Stadt Brandenburg, in der Uckermark und im Ruppiner Land entwickelten. Und obwohl ich im Laufe meines Paddlerlebens auch immer wieder in Berlin und Brandenburg gepaddelt war, hatte ich die Vielzahl der Möglichkeiten doch etwas unterschätzt. So wird im vorliegenden Kanu-Reiseführer eventuell das eine oder andere Gewässer fehlen, von dem heimische Paddler sagen, dass es doch in dieses Buch gehören müsste. Aber ich hatte mich entschieden, die Touren lieber zwei- oder dreimal zu paddeln, um möglichst viele Facetten des Gebietes kennenzulernen und weiterzugeben. Und habe dafür einige Touren vorerst ausgelassen. Es besteht ja immer noch die Möglichkeit, in der Zeitschrift des Deutschen Kanu-Verbandes, dem KANU-SPORT, über später gepaddelte Touren zu berichten.
Im vorliegenden Buch werden ein paar Touren vorgestellt, die auch mal 30 km und länger sind. Überwiegend wurde das Augenmerk aber auf eher kurze Touren gelegt, die für Gruppen und Anfänger bequem zu schaffen sind. Wer sich mehr zutraut, kann sich aus den angebotenen Fahrten seine Tour selbst zusammenstellen und eventuell zwei Tagesetappen zu einer zusammenfassen.
Auf die Ausweisung von Öffnungszeiten, Telefonnummern und Adressen wurde – mit Ausnahme der Tourist-Informationen – verzichtet, da sich diese Daten häufig ändern. Wo möglich, wurde auf die Website hingewiesen, denn inzwischen sind die meisten Kanuten mit Smartphone u. ä. ausgerüstet und können sich somit aktuell vor Ort über die Dinge, die sie interessieren, informieren.
Wer zum Berliner und Brandenburger Paddelrevier eine weite Anreise in Kauf nehmen muss und dies nicht, so wie ich selbst, vor der Haustür zu liegen hat, will vielleicht wissen, welches denn die absoluten Spitzenreviere sind, die man unbedingt gepaddelt haben muss: Da fällt mir als erstes natürlich der Spreewald ein. Die vielen Fließe, die teils noch heute die Straßen ersetzen, sind ein in Deutschland wohl einmaliges Paddelrevier. Weiterhin sind aus meiner Sicht Reviere mit eher kleinen, durch Flüsschen, Stiche und Kanäle verbundene Seen, die landschaftlich und/oder kulturell etwas zu bieten haben, zu empfehlen. Dazu zähle ich die Seen nördlich von Rheinsberg und das Lychener/Templiner Seengebiet. Die Märkische Umfahrt, ein etwa 200 km langer Rundkurs südöstlich von Berlin, ist etwas für diejenigen, die auf eine mehrwöchige Gepäckwanderfahrt gehen möchten. Wer von einem festen Standort aus viel paddeln möchte, ist in der Stadt Brandenburg gut aufgehoben.
Natürlich darf auch ein Wort zum berühmtesten Wanderer der Mark Brandenburg nicht fehlen. Die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ von Theodor Fontane lesen sich auch heute noch erfrischend und wirken überhaupt nicht verstaubt. Wer das Brandenburg von vor einhundertvierzig Jahren mit dem heutigen vergleichen will, sollte sich mit dem mehrbändigen Werk ausrüsten. Das touristische Paddeln war zwar zu damaliger Zeit noch nicht erfunden, aber einige Abschnitte seiner Reisen legte Fontane auch im Boot zurück. Und vielleicht können auch Sie nach mehreren Touren im Brandenburgischen wie Fontane sagen: „Ich bin durch die Mark gezogen und habe sie reicher gefunden, als ich zu hoffen gewagt hatte.“
Manfred Schröder
So lang die Geschichte des Kanus auch zurückreicht, als Sportgerät wird es erst seit gut einhundert Jahren genutzt. Ging die Entwicklung vom Holzkajak zum Faltboot und später zum Plastekahn noch recht langsam vor sich, wechseln heute in rasanter Geschwindigkeit wie bei kaum einem anderen Sportgerät Form, Material, Fertigungstechnologie und vor allem Zweck. Zu Beginn ein paar Worte zur richtigen Bezeichnung unserer Kanus: Der Oberbegriff für die per Muskelkraft in Blickrichtung fortbewegten Wasserfahrzeuge ist "Kanu". Die in Vereinen Sport treibenden Kanuten sind darum auch im Deutschen Kanu-Verband organisiert. Die beiden zahlenmäßig größten Unterarten der Kanus sind der Canadier und der Kajak. Den Canadier kennt man aus Filmen über die Indianer Nordamerikas. Er wird mit sogenannten Stechpaddeln vorangetrieben. Dabei werden immer mehrere, wenn nicht sogar alle Schläge auf derselben Seite gepaddelt. Damit der Canadier auch Kurs hält, muss mit Steuerschlägen dem Abdriften entgegengewirkt werden. Der Name Kajak stammt aus der Sprache der grönländischen Inuit, die mit kleinen, wendigen Kajaks auf Robbenfang gingen. Gepaddelt wird der Kajak mit einem Doppelpaddel. Neben diesen beiden Kanutypen gibt es mit den Drachenbooten und den Stand-Up-Paddelboards – kurz SUP genannt – weitere Typen, denen wir unterwegs begegnen können.
Die Kanus können aus Holz, den verschiedenen Kunststoffen oder aus „Gummi“ bestehen; als starres oder faltbares Boot; Seekajak, Allrounder, Wildwasserboot oder ultrakurzes Spielboot die Gewässer befahren. Natürlich kann man sich etwas Besseres vorstellen, als im zwei Meter langen Spielboot oder im Wildwassercanadier auf stehenden Gewässern eine Tagestour von zwanzig Kilometern oder mehr zu paddeln. Gruppen, die Mehrtagestouren mit Gepäck vorhaben, bevorzugen die voluminösen Canadier. Für Touren, bei denen das Reisegepäck an Land bleibt, bieten sich Einer- oder Zweierkajaks mit Steuereinrichtung an. Nach ein paar Runden auf dem Wasser haben auch Ungeübte bald den Bogen raus, das Schiff auf Kurs zu halten. Schwieriger ist da schon das Geradeausfahren im steuerlosen Einerkajak. Schon mehr als einer hat entnervt aufgegeben, wenn das Boot immer wieder allem Gegensteuern zum Trotz in den Wind drehte. Für den Anfänger ist ein Kajak mit Steuer da sicher besser.
Kanus benötigen zwar kein amtlich verordnetes Kennzeichen, müssen aber trotzdem einen Namen haben. Dieser muss mit mindestens 10 cm hohen Buchstaben beidseitig von außen zu erkennen sein. Weiterhin müssen der Name und die Adresse des Bootseigentümers angegeben sein. Da reicht es aber aus, dass diese Angaben innen auf einem Schildchen stehen oder direkt mit wasserfestem Stift auf die Innenseite geschrieben sind.
Vermieter haben Canadier und robuste Einerund Zweierkajaks im Angebot. Kaum jemand vermietet aber Faltboote oder aufblasbare Luftboote. Diese sind im Anschaffungspreis recht teuer und sehr reparaturanfällig. Diese Bootstypen bieten sich für den an, der sein eigenes Boot besitzen möchte, aber zu Hause keinen Platz zum Unterbringen starrer Boote besitzt oder oft auf Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bzw. mit dem Flugzeug geht.
Gute Bootsvermieter stellen heute nicht nur Boot und Paddel zu Verfügung, sondern zumindest noch wasserdichte Tonnen und Schwimmwesten. Bei einigen kann man sich die komplette Campingausrüstung leihen oder von Kanulehrern begleitete Touren buchen. Eine umfassende Einweisung in die Paddeltechnik und in die zu beachtenden Umweltbestimmungen gehört ebenfalls zum Merkmal guter Verleihstationen.
Allein oder in Familie zu paddeln macht sicher viel Spaß. Aber manchmal möchte man auch mit anderen Gleichgesinnten auf Tour gehen oder an organisierten Fahrten teilnehmen. Dann bietet es sich an, selbst Mitglied in einem Kanu-Verein zu werden. Die Internet-Adressen von Kanu-Vereinen entlang der beschriebenen Strecken sind weiter unten aufgelistet.
Als man begann, die Flüsse für die Schifffahrt auszubauen, mussten die unterschiedlichen Höhen zwischen den Wasserwegen ausgeglichen werden. Es wurden Schleusen errichtet. Auf einer durchschnittlichen Paddeltour wird man kaum mehr als zwei bis drei Schleusen pro Tag überwinden müssen. Trotzdem sollten die Wartezeiten vor den Schleusen in die tägliche Zeitenplanung mit einbezogen werden. Wird außerhalb der Sommersaison nur zu bestimmten Zeiten geschleust, so heißt es in der Hauptsaison warten, bis man an der Reihe ist. Den Hinweisen des Schleusenmeisters ist auf jeden Fall Folge zu leisten. Ansonsten haben die ausfahrenden Boote natürlich Vorfahrt vor den einfahrenden, und Motorboote sollten zuerst die Schleusenkammer befahren. An einigen Schleusen lässt sich die Wartezeit durch Nutzen der Bootschleppe oder des eigenen Bootswagens verkürzen. Ohne hohen Kraftaufwand geht das bei vielen der oft uralten Schleppanlagen aber nicht ab. Selbst ohne Boote und Gepäck haben die Loren ein stattliches Gewicht, und diese dann aus dem Wasser zu ziehen, erfordert geballte Muskelkraft. Leider haben viele Paddler, nachdem das eigene Boot auf der anderen Schleusenseite im Wasser liegt, dann nicht mehr die Energie, die Bootsschleppe wieder an Land zu ziehen. Will der nächste Paddler zufällig in die Gegenrichtung, erspart es ihm sogar etwas Aufwand. Kommt er aber aus der gleichen Richtung wie sein Vorgänger, vergrößert sich seine Mühe. Vorsicht ist auch beim ins Wasser lassen der Boote geboten. Durch das hohe Gewicht zieht es die Bootswagen auf den abschüssigen letzten Metern mit Gewalt ins Wasser. Die Zugkette sollte also bereits vor Erreichen der Hangneigung straff gehalten werden. Ansonsten sollte nicht zu spät mit dem Abbremsen begonnen werden. Ist der Wagen erst mal in Fahrt, hat es beim Versuch, ihn zu stoppen, schon manchen von den Beinen geholt.
Von den Kindern werden Schleusen oft als willkommene Abwechslung begrüßt. Zum einen haben sie vorerst Ruhe vorm Paddeln, zum anderen ist das Auf und Ab in der Schleusenkammer, die hautnahe Begegnung mit anderen Booten, eventuell auch mit hektischen Zeitgenossen, ein eigenes Abenteuer. Und nicht zuletzt haben die Erwachsenen Zeit, die Verpflegungskiste zu öffnen.
Immer mehr Schleusen werden, um die Kosten für den Schleusenwärter zu sparen, so umgebaut, dass sie jetzt von den Freizeitkapitänen selbst bedient werden können.
Die Schleusen im Spreewald sind seit Alters her Selbstbedienungsschleusen. In der Hauptsaison, vor allem am Wochenende, findet sich an ihnen ehrenamtliches Personal ein, das die Bedienung der Schleuse übernimmt und dafür ein Trinkgeld erwartet.
Neben den Schleusen gibt es auch noch andere Hindernisse auf dem Wasser wie z. B. Wehre, die ein Umtragen an Land erforderlich machen. Die Mitnahme eines Bootswagens ist da sicher nicht verkehrt, jedoch kommt man im Normalfall auch ohne ihn aus.
Obwohl die Berliner und Brandenburger Gewässer keine besonderen Gefahrenstellen aufweisen, kommt es doch Jahr für Jahr zu mehreren Unfällen; manche davon mit tödlichem Ausgang. Ursachen sind meist nicht unvorhergesehene Naturgewalten, sondern bodenloser Leichtsinn wie Alkohol oder Nichtbeachten des Wetters.
Natürlich gibt es Jahreszeiten oder Paddelreviere, die gefährlicher sind als andere. Eine Kenterung im Hochsommer auf einem kleinen See kann zwar auch böse Folgen haben; ein gesunder Paddler, der schwimmen kann, wird jedoch fast immer das Ufer erreichen. Anders sieht es im zeitigen Frühjahr, im Spätherbst oder gar im Winter aus. Die Kälte lähmt bald jeden Muskel und selbst 50 m bis zum Land können auch für geübte Schwimmer zu lang sein. Auch die großen Seen wie Müggelsee oder Schwielochsee erfordern besondere Vorsicht. Winde ab Stärke 4 können Bedingungen schaffen, die ungeübte Paddler nicht mehr beherrschen. Gerät das Boot quer zum Wind und kommt noch etwas Panik hinzu, ist eine Kenterung vorprogrammiert. Wer an solchen Tagen unbedingt eine Seentour durchführen möchte, sollte zumindest an der windgeschützten Uferseite paddeln. Manche Boote sind mit Familie und Urlaubsgepäck so beladen, dass nur ein paar Zentimeter Freibord vorhanden sind. Ohne Spritzdecke schlägt das Boot bei aufkommenden Wellen schnell voll und sinkt, wenn es nicht ausreichend Auftriebskörper über Wasser halten.
Vorsicht ist auch bei Begegnungen mit der Berufsschifffahrt angebracht: Auf Oder und Havel und den Kanälen zwischen diesen beiden Flüssen kann man auf Schubkähne treffen. Diesen sollte man möglichst weiträumig aus dem Wege gehen. Problematischer sind die Wellen, die von einigen Sportmotorbooten hervorgerufen werden, und die sich mit den Wellen, die der Wind vor sich hertreibt, zu kabbeligen Kreuzseen mischen. Da ist schnell ein Canadier vollgeschlagen oder ein Einerkajak-Paddler aus dem Gleichgewicht gebracht. In Wellen, die man rechtzeitig sieht, sollte man möglichst im rechten Winkel einfahren.
Besondere Sorgfalt ist beim Paddeln mit Kindern zu beachten. Eigentlich ist es selbstverständlich, dass ohne angelegte Schwimmweste keine Tour beginnen darf, dies gilt natürlich auch für Fahrten, an denen keine Kinder teilnehmen. Bei Gruppenfahrten sollte auch in wenigstens jedem dritten Boot ein Erwachsener sitzen, denn auf dem Wasser zieht sich die Truppe schnell auseinander. Wenn ein Tourenbegleiter den letzten Bootsbesatzungen noch erklärt, wie das Paddel zu halten ist, sind die Pfiffigeren schon hinter der nächsten Biegung verschwunden und treiben möglicherweise Unsinn. Bei Gruppenfahrten sollte stets Rücksicht auf die Schwächsten der Gruppe genommen werden.
Und wenn trotz aller Vorsicht mal ein Unfall passiert ist, sollte man eine Erste-Hilfe-Tasche an Bord haben und Erste-Hilfe-Maßnahmen leisten können.
Als Paddler sollte man Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt nehmen; auch wenn man sich nicht in einem geschützten Biotop befindet. Folgende Regeln sollte darum jeder überall einhalten:
Einfahren in Röhrichtbestände und andere dichtbewachsene Uferbereiche vermeiden,
Vogelansammlungen weiträumig umfahren,
Überfahren besonders flacher Gewässerpartien vermeiden,
Zum Anlanden nur die dafür vorgesehenen und gekennzeichneten Stellen verwenden oder solche, an denen kein Schaden angerichtet werden kann,
nicht "Schwarzzelten"!
Weitere Einschränkungen oder Besonderheiten, die auf Grund eines speziellen Schutzstatus wie Nationalpark, Biosphärenreservat oder Naturschutzgebiet gelten, werden in den Tourenbeschreibungen separat erwähnt.
Paddeln macht hungrig und vor allem durstig. Proviant wird auf fast jeder noch so kleinen Tour mitgenommen. Aber wohin mit dem ganzen Abfall nach der Pause?
Wer Übernachtungsplätze wie Campingplätze, Pensionen oder Privatquartiere nutzt, kann dort seinen Müll entsorgen. Ansonsten gibt es an manchen Schleusen oder Wasserwanderrastplätzen Mülltonnen. Besonders dankbar sind Unternehmen, Schifffahrtsamt und Kommunen, wenn der Müll gleich getrennt nach Papier-, Glas- und Grüner-Punkt-Verpackungsabfall entsorgt wird. Leider erlebt man es immer wieder, dass die Abfälle achtlos in der Natur landen. Nicht nur Angler und motorisierte Bootsfahrer hinterlassen so ihre Andenken. Auch unter den Kanuten gibt es schwarze Schafe. Es kann doch für keinen ein Problem sein, die Verpackungen, die voll transportiert wurden, auch entleert bis zur nächsten Mülltonne mitzunehmen.
Da selbst im Winter die Flüsse und Seen nur an wenigen Tagen mit einer Eisdecke überzogen sind und nicht befahren werden können, hängt es somit stark von der Einstellung des Paddlers ab, welche Jahreszeit ihm die liebste ist.
Frühling: Nach den trüben Wintertagen drängt ab Ostern alles in die Natur. Eine Vielzahl von Blumen erblüht und die Vögel sind von ihren Überwinterungsplätzen zurückgekehrt. Dennoch beginnt die Tourismussaison nur verhalten. Auf den Flüssen und Seen ist vor allem an den Arbeitstagen kaum ein Boot unterwegs. Erst ab Mitte Mai wagen sich mehr Urlauber aufs Wasser. Die Ausnahme bilden die Wochenenden über Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Dann sind alle Bootsvermieter ausgebucht, und mehr Getümmel als jetzt herrscht auf den Gewässern auch im Hochsommer nicht.
Sommer: Es ist Hauptsaison, vor allem für Familien mit Kindern. Neben Wassersportlern erkunden Radler, Wanderer, Reiter und Angler das Revier. Wem beim Paddeln zu heiß wird, findet beim Baden in den sauberen Seen eine willkommene Erfrischung. Ruhe und Stille auf den Seen herrschen jedoch nur noch am frühen Morgen und in den Abendstunden. Dafür geht die Sonne auch sehr zeitig auf und spät unter. Allerdings haben auch Mücken und Bremsen Hochkonjunktur. An den Wochenenden ist überall etwas los. Jedes noch so kleine Dorf feiert sein Volksfest.
Herbst: Der Trubel des Sommers ist vorbei. Auf dem Wasser wird es zunehmend einsamer. Sich begegnende Kanuten grüßen wieder. Die Blätter färben sich bunt. Nachts fällt die Temperatur schon mal in Richtung Gefrierpunkt, aber tagsüber sind die Temperaturen noch durchaus angenehm. In den Wäldern wachsen Unmengen von Pilzen, allerdings kaum noch Beeren. Die Ruhe nach einem hektischen Sommer ist Balsam für die Seele.
Winter: Strenge Winter sind eher die Ausnahme. Einige Tage frieren die Seen in jedem Jahr zu, aber nach einem Wärmeeinbruch mit Regen sind sie auch bald wieder eisfrei. Man hat die Gewässer wirklich ganz für sich allein. Abends in der gemütlichen Pension beim heißen Grog ist die nasse Kälte schnell vergessen. Wer es härter mag, findet aber auch auf einigen über Winter geöffneten Campingplätzen einen Platz fürs Zelt.
Der Trescher Verlag (www.trescher-verlag.de) hat eine ganze Reihe gut geschriebener Reiseführer über die Regionen des Bundeslandes Brandenburg und über Berlin herausgebracht. Wer sich detaillierter über die einzelnen Gebiete informieren möchte, wird hier fündig. Ansonsten gibt es vom Jübermann-Verlag und von der Kompass Karten GmbH sehr gute Wasserwanderführer über das gesamte Gebiet. Hinzu kommen Karten, die spezielle Regionen darstellen.
Tourenatlas Wasserwandern TA 5, 1:75.000 Jübermann Verlag
Wasserwanderatlas Berliner und Märkische Gewässer, Kompass Karten GmbH
Wasserwandern Oberspreewald 1:25.000 Unterspreewald 1:50.000
ESV Lok RAW Cottbus e.V., Abt. Kanu
Wer sich über das Paddeln ganz allgemein auf dem Laufenden halten möchte, kann in Deutschland aus einer ganzen Reihe von Zeitschriften wählen: Da ist das Mitteilungsblatt des Deutschen Kanu-Verbandes, der "KANU-SPORT" (www.kanu-sport.com). Weiterhin gibt es das Kanu Magazin (www.kanumagazin.de) und das Kajak Magazin (www.kajak-magazin.com).
Detaillierte Informationen über aktuelle Übernachtungsmöglichkeiten, Kanuverleiher usw. bekommt man in den örtlichen Info-Büros, deren Adressen zu Beginn eines jeden Abschnitts unter „Informationen“ aufgelistet sind. Übersichtsmaterial über das gesamte Paddelrevier liefern die folgenden regionalen Tourismusverbände:
TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH, Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam
Internet: www.reiseland-brandenburg.de
E-Mail: tmb@reiseland-brandenburg.de
Tourismusverband Dahme-Seen e.V. Bahnhofsvorplatz 5, 15711 Königs Wusterhausen, Tel.: 03375-25 20 25, Fax: 03375-25 20 28
Internet: www.dahme-see.de
E-Mail: info@dahme-seen.de
Tourismusverband Havelland Theodor-Fontane-Straße 10, 14641 Nauen OT Ribbeck, Tel.: 033237-85 90 30
Fax: 033237-85 90 40
Internet: www.havelland-tourismus.de
E-Mail: info@havelland-tourismus.de
Tourismusverband Spreewald Lindenstraße 1, 03226 Vetschau
Tel.: 035433-7 22 99, Fax: 035333-7 22 28
Internet: www.spreewald.de
E-Mail: tourismus@spreewald.de
Tourismusverband Ruppiner Land Fischbänkenstraße 8, 16816 Neuruppin
Tel.: 03391-65 96 30, Fax: 03391-35 79 07
Internet: www.ruppiner-reiseland.de
E-Mail: info@ruppiner-reiseland.de
Wirtschafts- und Tourismus Entwicklungsgesellschaft, Alfred Nobel Straße 1
16255 Eberswalde, Tel.: 03334-5 91 00
Fax: 03334-5 92 22
Internet: www.barnimerland.de
E-Mail: info@barnimerland.de
Tourismusverband Seenland Oder-Spree Ulmenstraße 15, 15526 Bad Saarow
Tel.: 033631-86 81 00, Fax: 033631-86 81 02
Internet: www.seenland-os.de
E-Mail: info@seenland-os.de
Deutscher Kanu-Verband e.V., Bertaallee 8 47055 Duisburg, www.kanu.de
Landes-Kanu-Verband Brandenburg e.V. Am Luftschiffhafen 2, 14471 Potsdam www.kanu-brandenburg.de
Landes-Kanu-Verband Berlin e.V. Eisenhammerweg 22a, 13507 Berlin www.kanuverbandberlin.de
Die Adressen der Kanu-Vereine findet man auf www.kanu.de | DKV | Vereinssuche.
Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin Mehringdamm 129, 10965 Berlin
Tel.: 030-69 53 20
Internet: www.wsa-berlin.wsv.de
E-Mail: wsa-berlin@wsv-bund.de
Wasser- und Schifffahrtsamt Brandenburg Brielower Landstraße 1, 14722 Brandenburg
Tel.: 03381-26 60
Internet: www.wsa-brandenburg.wsv.de
E-Mail: wsa-brandenburg@wsv-bund.de
Wasser- und Schifffahrtsamt Eberswalde Schneidemühlenweg 21, 16225 Eberswalde
Tel.: 03334-27 60
Internet: www.wsa-eberswalde.wsv.de
E-Mail: wsa-eberswalde@wsv-bund.de
Elektronisches Wasserstraßen Informationssystem, www.elwis.de
Einst lag die Mark Brandenburg wirtschaftlich und politisch danieder. Noch zu Zeiten der Askanier war aus der umkämpften Grenzmark im ehemaligen Slawenland an Spree und Havel eine Stütze des deutschen Königreichs geworden, deren Markgrafen die Reichserzkämmerer-Würde übertragen wurde. Viele Städte wie Berlin und Cölln wurden vor allem im 13. Jahrhundert gegründet. Aber dann starb das Herrschergeschlecht der Askanier aus und knapp einhundert Jahre lang konnten die Adelsgeschlechter der Wittelsbacher und Luxemburger, die im Auftrag des deutschen Kaisers die Mark verwalten sollten, gegen die erstarkenden Raubrittergeschlechter keinen Fuß in die Tür bekommen. In seiner Not entsandte im Jahr 1411 Kaiser Sigismund einen nürnberger Burggrafen aus dem Geschlecht der Hohenzollern in das marode Land, um endlich Ordnung zu schaffen. Und was kaum jemand vermutet hatte, vor allem die Raubrittergeschlechter Bredow, Putlitz, Itzenplitz und Quitzow nicht, gelang. In mehr als 500 Jahren werden die Hohenzollern zum mächtigsten Fürstengeschlecht in Deutschland und zum Begründer des deutschen Kaiserreichs im 19. Jahrhundert.
Durch geschicktes Taktieren bekommen sie zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges Preußen als Lehen übertragen. In zahlreichen Schlachten müssen sich die Kurfürsten behaupten und locken mit ihrer religiösen Toleranz gut ausgebildete Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz ins Land. Und so tolerant sie sich in religiösen Dingen auch zeigen, innen- und außenpolitisch regieren sie mit harter Hand. Pünktlichkeit, Fleiß, Pflicht und Gehorsam zählen bald zu den preußischen „Tugenden“. Die Königswürde setzen sie sich eigenhändig aufs Haupt. Und unter dem in den europäischen Herrscherhäusern heimlich verlachten, den schöngeistigen Künsten zugetanen Friedrich II. wird Preußen zu einer europäischen Großmacht, auch wenn ihm das Glück in manchen Kriegen dabei hilfreich zur Seite stand. Selbst die napoleonische Besatzungszeit kann diesen Prozess nur kurz aufhalten. 1862 holen sie sich mit Otto von Bismarck ein politisches Genie als Ministerpräsidenten an ihre Seite. Und als 1871 das Deutsche Kaiserreich proklamiert wird, heißt der Kaiser Wilhelm I. und kommt aus dem Hause Hohenzollern. Zum Ende des 1. Weltkrieges fegt jedoch die Novemberrevolution das Kaiserreich hinweg und aus dem Königreich Preußen wird der Freistaat Preußen. Um die Entwicklung der Stadt Berlin zu fördern, wurde 1920 das Groß-Berlin-Gesetz beschlossen und das Stadtgebiet um sieben Städte und 59 Landgemeinden vergrößert. Berlin wird zur damals fünftgrößten Stadt der Welt. Als nach dem 2. Weltkrieg Preußen zerschlagen wird und in der DDR Bezirke als Verwaltungseinheiten anstelle der Bundesländer gegründet werden, wird Berlin eigenständig. Das blieb auch so, als nach der Wiedervereinigung die Bundesländer neu entstanden und das Bundesland Brandenburg den Stadtstaat Berlin räumlich völlig einschloss. Im Jahr 1996 versuchten der brandenburgische Landtag und der Berliner Senat das, was einmal zusammengehörte, wieder zu vereinen: Aber die Brandenburger wollten nicht. Fast zwei Drittel der Wählenden stimmten bei einer Volksabstimmung gegen eine (Wieder-)Vereinigung. Anders die Berliner: Dort hatten die Befürworter knapp die die Nase vorn. Also bleiben beide vorerst noch getrennt.
Als „Streusandbüchse“ wurde die Mark einst verächtlich bezeichnet, als sich die wirtschaftliche Kraft einer Region vor allem nach ihrer landwirtschaftlichen Nutzbarkeit richtete. Not macht erfinderisch, und so ließen die preußischen Könige Überschwemmungsflächen urbar machen und Friedrich II. gar gegen den Willen der Bevölkerung den Anbau der Kartoffel durchsetzen. Schließlich sollten seine fleißigen und gehorsamen Untertanen keinen Hunger leiden. Kartoffeln und preußische Küche gehörten dann über Jahrhunderte eng zusammen. Aber die hugenottischen Neusiedler machten auch viele Gemüsesorten wie Gurken Erbsen, Blumenkohl und Salat hier bekannt, die vor allem im Spreewald und Oderbruch gut gediehen. In unserer Zeit wird auf riesigen Feldern im westlichen Landesteil wohlschmeckender brandenburger Spargel geerntet. Und die fischreichen brandenburger Gewässer bringen zwar kein Fleisch, aber schmackhaften Hecht, Zander und Karpfen auf den Tisch der Bevölkerung. Schließlich wird behauptet, dass Brandenburg das wasserreichste Bundesland in Deutschland ist. Das ist nicht nur für Paddler, sondern auch für Angler, Ruderer und Badelustige gut.
Beim Paddeln hat man Zeit und Muße, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu erkunden. Kiefern, Ginster, Heidekraut und Blaubeere dominieren auf den sandreichen Böden. Seit längerem ist der Biber und seit kurzem auch der Wolf wieder heimisch. Zwischen Gegnern und Befürwortern der Ansiedlung dieser Tierarten tobt in der Presse ein heftiges Für und Wider. Bleibt zu hoffen, dass sich die Kompromissbereiten in beiden Lagern durchsetzen werden, die Bibern und Wölfen einen Platz in unserer Natur gewähren, die Probleme mit ihnen aber auch nicht verniedlichen. Biber und Wolf wird der Paddler in der freien Natur kaum zu Gesicht bekommen; dafür aber die zahlreichen Vertreter der Vogelwelt. Kraniche, Höckerschwäne, Grau- und Silberreiher, Kormorane, Enten, Gänse, Seeadler und andere Greifvögel, Störche und viele Singvogelarten haben entlang der Seen und Flüsse ihr Brutrevier. Ein gutes Fernglas und ein Bestimmungsbuch helfen, die nicht so bekannten Arten zu erkennen. Bei so viel natürlichem Lebensraum ist es auch kein Wunder, dass im Brandenburgischen viele Flächen als Nationalpark, Biosphärenreservat, Naturpark oder Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Natürlich haben wir uns als Paddler an die speziellen Regelungen in diesen Naturreservaten zu halten, sollten aber auch außerhalb dieser Gebiete Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt nehmen.
Drei miteinander verbundene Seengebiete, die sich im nördlichen Teil Brandenburgs befinden, sind in den folgenden Kapiteln zum Ruppiner Paddelrevier zusammengefasst: die Rheinsberger Seen, die Neuruppiner Seenkette sowie die drei Lindower Seen. Die Rheinsberger Seen sind über den Rheinsberger Rhin mit den beiden anderen Seengebieten, wenn auch als Einbahnstraße, verbunden; zu den Lindower Seen, die das kleine Städtchen Lindow in früheren Zeiten wie ein Schutzwall umgaben, zweigt der Lindower Rhin ab.
Aus naturschutzrechtlichen Gründen darf der Rheinsberger Rhin nur bei entsprechendem Wasserstand zwischen dem 16.6 und 31.10. eines jeden Jahres gepaddelt werden. Näheres zu den Regelungen findet man im Kapitel über die Befahrung des Rheinsberger Rhins. Wem im Rahmen einer Mehrtagestour die Bedingungen und Bestimmungen einen Strich durch die Rechnung machen, der kann sich und sein Equipment von einem Kanuvermieter auch um den gesperrten Abschnitt umsetzen lassen. Viele von ihnen bieten inzwischen neben der Vermietung von Kanus und der Organisation von Kanutouren diese Dienstleistung an.
Im Norden grenzen die Rheinsberger Seen an das riesige Paddelrevier der Mecklenburgischen Seenplatte – schließlich gehören die Seen geografisch mit zu diesem Seengebiet (siehe „Die schönsten Kanutouren in Mecklenburg-Vorpommern“ vom selben Autor). Nach gut 20 km Paddelstrecke durch die Mecklenburgische Kleinseenplatte erreicht man bei Priepert die Havel, die wenig später kurz vor Fürstenberg das heutige Mecklenburg verlässt und als längster Fluss Brandenburgs in diesem Kanuführer in mehreren selbstständigen Revieren vorgestellt wird.
Im Süden des Rheinsberg-Neuruppiner Paddelreviers kann man über den Ruppiner Kanal bei Oranienburg ebenfalls Anschluss an die Havel finden, während der Rhinkanal, der im Westen bei Fehrbellin das Revier verlässt, in die Dosse mündet. Diese fließt dann aber auch – wie sollte es anders sein – letztendlich in die Havel; kurz bevor diese sich mit der Elbe vereint. Der Dosse und den Kyritzer Seen ist auch ein Kapitel gewidmet und diesem Paddelrevier zugeordnet.
Wer sein Auto für eine Mehrtagestour in Rheinsberg abgestellt hat, kann mit dem Zug von Neuruppin mit Umsteigen in Herzberg oder ohne Umsteigen von Lindow aus zurück zum Auto gelangen.
Das Rheinsberger Seengebiet hatte vor zweihundert Jahren ein ganz anderes Aussehen als heute: Die Seen lagen entweder isoliert voneinander oder sie waren durch flache, nicht schiffbare Bächlein miteinander verbunden. Heutige Kanuten hätten es sicher geschafft, von See zu See zu paddeln. Aber damals hatte man andere Sorgen. Einige Jahre zuvor hatte der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. in Zechliner Hütte und bei Luhme Glashütten errichten lassen. Um den Holzbedarf der Glashütte in Zechliner Hütte zu decken, wurden vom Schlabornsee aus in alle vier Himmelsrichtungen die Bächlein vertieft und begradigt. Die neuen Kanäle in Richtung Osten, Süden und Westen benannte man nach den Seen, die durch diese erschlossen wurden: also Bikowkanal, Rheinsberger Kanal und Dollgowkanal. Die Verbindung zum Tietzowsee bekam den Namen Jagowkanal. Im Kanalbau nun recht bewandert, machte man sich daran, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitere Kanäle zu bauen. Zwischen Tietzowsee und Zootzensee entstand der Zootzenkanal, und um auch Flecken Zechlin an das Wassernetz anzuschließen, begradigte man einen Bachlauf zum Repenter Kanal – auch Landwehrkanal genannt. Da auf den Bau einer Schleuse auf letztgenanntem Kanal verzichtet wurde, sank der Wasserspiegel im Großen Zechliner See um mehr als zwei Meter. Auch das Flüsschen zwischen Rheinsberger See und Grienericksee wurde kanalisiert – behielt jedoch seinen Namen Reke. Zu guter Letzt stellte man 1881 den Hüttenkanal zwischen dem Prebelowsee und dem Kleinen Pälitzsee fertig und vollzog damit die Verbindung der Rheinsberger Seen zur Müritz-Havel-Wasserstraße.
Der Campingplatz Eckernkoppel ist ein idealer Ausgangspunkt für Tagestouren im Rheinsberger Seengebiet. Je nach Wunsch können dabei die vorgeschlagenen Touren verkürzt, verlängert oder auch miteinander kombiniert werden.
Wer an einem 14. April in Rheinsberg mit Feuer hantiert, sollte besonders vorsichtig sein: In den Jahren 1636 und 1740 wüteten an eben diesen Tagen in Rheinsberg verheerende Feuersbrünste und legten fast die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Erfolgte der Aufbau der Stadt nach dem Brand im 30jährigen Krieg überwiegend planlos, ließ im Jahr 1740 der neue Eigentümer des Schlosses einen Freund die Pläne für den Wiederaufbau erarbeiten. Eigentümer des Schlosses war kein geringerer als Kronprinz Friedrich von Preußen, der später als Friedrich der Große in die Geschichte einging. Und der Freund des den schönen Künsten so zugetanen Kronprinzen war der spätere königliche Hofbaumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff.
Entlang der schachbrettartig angelegten, breiten Straßen wurden die noch heute bestehenden zweistöckigen Bürgerhäuser erbaut. Zu diesem Zeitpunkt war Knobelsdorff schon maßgeblich am Umbau des Rheinsberger Schlosses und an der Gestaltung des Schlossparks beteiligt. Dass Schloss und Schlosspark noch heute deutschlandweit bekannt sind, liegt an einem jahrhundertealten, geschickten Stadtmarketing. Der erste, der die literarische Werbetrommel für Rheinsberg rührte, war Theodor Fontane. Die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ werden heute noch gern gelesen. Zehn Jahre nach Erscheinen des Buches begibt sich der Engländer Andrew Hamilton auf Fontanes Spuren und schreibt seine Erlebnisse in dem Reisebericht „Rheinsberg“ nieder. Und weitere 40 Jahre später lässt Kurt Tucholsky in „Rheinsberg – Ein Bilderbuch für Verliebte“ die jungverliebten Berliner Claire und Wolfgang durch das Städtchen bummeln.
Unseren Stadtrundgang beginnen wir wie die meisten Gäste am Barockschloss. Nach der Wende umfangreich saniert, ist es als Museum der Öffentlichkeit wieder zugänglich und lässt uns einen Blick auf die Zeit des Kronprinzen und seines Bruders Prinz Heinrich werfen. Der Spiegelsaal ist zwar nicht so prächtig wie der in Versailles, lässt jedoch die Liebe beider Brüder zu allem Französischen erkennen. Das Deckengemälde von Antoine Pesne zeigt Apollo bei der Vertreibung der Finsternis. Sehenswert sind auch das Turmkabinett, der Muschelsaal und das chinesische Lackkabinett. Im Eintrittspreis inbegriffen ist der Besuch des Kurt-Tucholsky-Literaturmuseums, das ebenfalls im Schloss zu finden ist und Briefe und Manuskripte sowie Darstellungen aus Tucholskys Leben und wechselnde Ausstellungen bildender Kunst zeigt.
Für Freunde der klassischen Musik organisiert die Kammeroper in den Sommermonaten das „Internationale Opernfestival Kammeroper Schloss Rheinsberg“, ein Open Air-Opernfestival im Heckentheater inmitten des kunstvoll gestalteten Schlossparks sowie im Schlosshof.
Die Förderung des musikalischen Nachwuchses hat sich die Musikakademie Rheinsberg auf die Fahnen geschrieben: Ihr Können zeigen die jungen Musiker bei Auftritten im Schlosstheater im Kavalierhaus, im Spiegelsaal des Schlosses und Open Air im Ehrenhof des Schlosses sowie im Heckentheater.
Für alle Besucher Rheinsbergs kostenlos ist der Besuch des Schlossparks. Der Zugang führt über die Billardbrücke, die aus dem damaligen Billardzimmer des Schlosses zu erblicken war. Der Schlosspark besticht nicht nur durch seine Alleen, Rabatten, Laubengänge und Teiche, sondern vor allem durch seine architektonischen Spielereien: das Orangerie-Rondell vor der Freitreppe mit den beiden Sphinxen, der Salon und das Naturtheater, die Feldsteingrotte und die Egeriagrotte, das Grabmonument des Prinzen Heinrich – eine geköpfte Pyramide, Denkmäler und Büsten sowie Vasen und Urnen. Auf Schritt und Tritt gibt es etwas zu entdecken. Schließlich wollten die Damen und Herren des damaligen Hofstaates immer aufs Neue beeindruckt werden. Etwas außerhalb des Parks finden wir auf einer Anhöhe den Obelisken, den Prinz Heinrich zur Erinnerung an die Taten der Offiziere und Generäle des Siebenjährigen Krieges errichten ließ. Von hier haben wir einen schönen Blick über den Grienericksee auf das Schloss.
Zurück in Rheinsberg schauen wir uns das Denkmal des Kronprinzen Friedrich an, das im Eingangsbereich des Schlosses steht. Wir schlendern zur Postmeilensäule auf dem dreieckigen Triangelplatz. Die in den 1960er Jahren durch Mosaike ersetzten Kupferplatten der Postmeilensäule wurden vor einigen Jahren bei der Sanierung der Säule als Kopie wieder eingefügt. Der Säule gegenüber erhebt sich die St. Laurentiuskirche, die als eines der wenigen Gebäude Rheinsbergs vom Brand im Jahr 1740 verschont blieb. Die ältesten Bestandteile der gotischen Feldsteinkirche gehen auf das Jahr 1270 zurück. Im Innern befinden sich Gedenktafeln und Grabmäler von Mitgliedern der Familie von Bredow, die zwischen 1465 und 1618 die Herrschaft über das Städtchen besaßen. Im alten Spritzenhaus neben der Kirche finden wir das Keramikmuseum. Auf dem Platz vor der Kirche steht das Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Vom langen Marsch hungrig geworden, setzen wir uns im Biergarten des Ratskellers nieder. Von hier haben wir einen schönen Blick auf den Marktplatz, das Friedrich-Denkmal, das Schloss und den Triangelplatz. Nur der Fahrzeugverkehr stört die beschauliche Ruhe. Im Ratskeller ist zu Beginn seines Rheinsberger Aufenthaltes auch Andrew Hamilton abgestiegen. Weil der damalige Wirt es mit der Reinlichkeit nicht so dicke hatte, wechselte Hamilton jedoch nach wenigen Tagen das Quartier. Heute ist der Ratskeller wie zu Fontanes Zeiten eines der besten Häuser der Stadt.
Der Marktplatz ist als solcher schon seit langem nicht mehr wahrzunehmen. Ebenso wie der Triangelplatz ist er eine von alten Laubbäumen eingefasste Grünanlage. Einzig ein neuer Brunnen nahe der Seestraße weist auf seine alte Bestimmung hin. Die Märkte finden heute auf dem Platz vor der St. Laurentiuskirche statt. Die Seestraße führt zur Anlegestelle der Schifffahrtsgesellschaft. Die „Remus“ legt gerade zu einer Ausflugsfahrt über die Rheinsberger Gewässer ab. Neben der Anlegestelle finden wir zwei Kunstobjekte, die der Rheinsberger Holzbildhauer Tony Torrilhon schuf. Torrilhon möchte zu den bestehenden Werken in Seenähe weitere Holzskulpturen aufstellen, in denen er Themen aus der Odyssee aufgreift. Ob er sein Plan verwirklichen kann, hängt von der Zustimmung der Stadtvertretung Rheinsbergs ab. Auf dem Rückweg durch die Seestraße in die Stadt werfen wir noch einen Blick in den Antikhandel und das Zinnfigurenmuseum.
Wir schlendern ein paar Meter durch die Königstraße zum Feldsteinbrunnen. Dieser stand früher vor dem eigentlichen Stadtgebiet. Hier tränkten die Kutscher, die sich von Norden der Stadt näherten, ihre Pferde. Ein paar Schritte weiter im Friedrich-Zentrum hat die Keramikmanufaktur Dornbusch ihre Verkaufsausstellung.
Durch die Kurt-Tucholsky-Straße und die Lange Straße kehren wir ins Stadtzentrum zurück. Viele der ursprünglich einstöckigen Bürgerhäuser aus der Zeit nach dem Brand des Jahres 1740 wurden später um ein Stockwerk erweitert.
Die Lange Straße führt zur Rhin-Passage und damit zur zweiten Rheinsberger Keramik-Werkstatt: Carstens-Keramik. Jedes Jahr im Oktober findet in Rheinsberg einer der größten deutschen Keramik-Märkte statt. Künstler aus ganz Deutschland bieten dann hier ihre Waren an.
Zum Schluss unseres Stadtbummels wandern wir noch zur Windmühle mit ihrem kleinen Vogelpark. Im dortigen Restaurant lassen wir den Tag bei einer Tasse Kaffee gemütlich ausklingen.
Nach Flecken Zechlin und zurück
Länge der Tour: 19 km
Start und Ziel: Campingplatz Eckernkoppel Am Tietzowsee, 16831 Rheinsberg, (53.1660, 12.8734) wer dort nicht übernachten will, kommt ans Wasser z.B. beim: Kanuverleih am Tietzowsee, Zur Tietzowsiedlung 7, 16831 Rheinsberg, (53.1638, 12.8715) hier befinden sich auch Parkmöglichkeiten.
km 0 I Campingplatz Eckernkoppel
Der Campingplatz Eckernkoppel liegt gleich gegenüber der Einfahrt in den kurzen Kanal, der uns in den buchtenreichen Zootzensee bringt.
km 1 I Zootzensee
Auf dem Zootzensee wählen wir nicht den geraden Weg zum Repenter Kanal, sondern paddeln entlang der am Nordufer liegenden Buchten.
km 5,5 I Repenter Kanal