Mihaly Csikszentmihalyi
Flow
Das Geheimnis des Glücks
Aus dem Amerikanischen
von Annette Charpentier
Klett-Cotta
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Klett-Cotta
www.klett-cotta.de
Die Originalausgabe erschien
unter dem Titel »FLOW – The Psychology of Optimal Experience«
im Verlag Harper & Row, New York
© 1990 by Mihaly Csikszentmihalyi
Für die deutsche Ausgabe
© 1992/2017 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung
Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart
Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
Printed in Germany
Umschlag: Atelier Versen
Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell
Printausgabe: ISBN 978-3-608-96148-5
E-Book: ISBN 978-3-608-11003-6
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.
Vierte Auflage, 2018
Für Isabella, Mark und Christopher
Dieses Buch fasst – für ein breiteres Publikum – jahrzehntelange Forschung über die positiven Aspekte menschlicher Erfahrungen zusammen: Freude(1), Kreativität(1) und(1) den Prozess vollständigen Einsseins mit dem Leben, den ich flow nenne. Dieser Schritt birgt einige Gefahren, denn sobald man sich von der strengen Orientierung wissenschaftlicher Texte löst, wird man leicht unbekümmert und, besonders bei einem solchen Thema, zu überschwänglich. Hier liegt allerdings kein Buch vor, das einem Insidertipps vermittelt, wie man glücklich wird(1). Das wäre auch unmöglich, da ein Leben voller Freude eine einzigartige Schöpfung ist, die man nicht nach Rezept vollziehen kann. Dieses Buch versucht statt dessen, allgemeine Prinzipien vorzustellen, verbunden mit konkreten Beispielen, wie manche Menschen diese Prinzipien angewendet haben, um ein langweiliges, sinnloses Leben(1) in eines voller Freude zu verwandeln. Ich verspreche hier keine Rezepte für diesen Weg. Doch der Leser, dem solche Dinge am Herzen liegen, sollte ausreichend Informationen finden, um den Übergang von der Theorie zur Praxis zu bewältigen.
Um das Buch so verständlich und leserfreundlich wie möglich zu gestalten, habe ich auf einen Apparat verzichtet, wie ihn Wissenschaftler in(1) ihren Schriften gewöhnlich einsetzen. Vielmehr habe ich versucht, die Ergebnisse der psychologischen Forschung und die Gedanken vorzustellen(1), die man aus der Interpretation solcher Forschung gewinnt. Jeder Leser kann sie aufgreifen und in seinem Alltag anwenden, ohne dazu über spezialisiertes Grundwissen verfügen(1) zu müssen.
Jene Leser jedoch, die neugierig genug sind, den wissenschaftlichen Quellen(2) nachzugehen, auf denen meine Schlussfolgerungen beruhen, finden am Ende eingehende Anmerkungen, in denen der jeweilige Gegenstand diskutiert wird. »Glück«(1) (Anmerkung 1) wird beispielsweise im ersten Kapitel über »Glück – ein Überblick« erwähnt, in der Anmerkung gebe ich dann meine wissenschaftlichen Quellen dazu an. Leser, die sich dafür interessieren, auf welche Bücher ich meine Annahmen stütze, finden in den »Anmerkungen« beispielsweise Ausführungen zur Auffassung des Aristoteles(1) über »Glück« sowie Hinweise zur gegenwärtigen Forschung über dieses Thema mit den einschlägigen Zitaten. Die Anmerkungen können als zweite, stark komprimierte und technischere Schattenversion des Originaltextes gelesen werden.
Zu Anfang eines jeden Buches ist es eigentlich üblich, denen zu danken, die zu seiner Entwicklung beigetragen haben. Das ist in diesem Fall unmöglich, da die Namensliste fast ebenso lang wäre wie das Buch selbst. Jedoch bin ich bestimmten Personen zu besonderem Dank verpflichtet, und dazu möchte ich diese Gelegenheit nutzen: Zuerst einmal danke ich Isabella, die als meine Frau und Freundin seit über fünfundzwanzig Jahren mein Leben bereichert und deren Stilsicherheit half, das Buch zu gestalten, Mark und Christopher, unseren Söhnen, von denen ich vielleicht ebenso viel gelernt habe wie sie von mir, und Jacob Getzels, meinem(1) früheren und jetzigen Mentor. Von meinen Freunden und Kollegen möchte ich herausheben: Donald Campbell, Howard(1) Gardner, Jan(1) Hamilton, Philip(1) Hefner, Hiroaki(1) Imamura, David(1) Kipper, Doug(1) Kleiber, George(1) Klein, Fausto(1) Massimini, Elisabeth(1) Noelle-Neumann, Jerome(1) Singer, James(1) Stigler und(1) Brian Sutton-Smith – die(1) mir alle, auf die eine oder andere Weise, mit ihrer Hilfe, Inspiration und Ermutigung großzügig zur Seite standen.
Von meinen ehemaligen Studenten und Mitarbeitern haben Ronald Graef, Robert(1) Kubey, Reed(1) Larson, Jean(1) Nakamura, Kevin(1) Rathunde, Rick(1) Robinson, Ikuya(1) Sato, Sam(1) Whalen und(1) Maria Wong die(1) größten Beiträge zu der Forschung geleistet, die den auf den folgenden Seiten entwickelten Gedanken zugrunde(2) liegt. John Brockman und Richard P. Kot haben dieses Projekt umsichtig und professionell unterstützt und von Anfang bis zum Ende mitgeholfen. Zuletzt möchte ich dankbar die Spencer Foundation erwähnen, die die Sammlung und Analyse von Daten in den letzten zehn Jahren großzügig finanzierte. Besonders verbunden bin ich ihrem ehemaligen Präsidenten H. Thomas James, ihrem gegenwärtigen Präsidenten Lawrence A. Cremin und Marion Faldet, Vizepräsidentin der Stiftung. Keiner der hier Erwähnten ist natürlich für das verantwortlich, was in diesem Buch vielleicht unrichtig sein mag – dafür stehe ich allein gerade.
Chicago, März 1990
I
Vor zweitausenddreihundert Jahren kam Aristoteles zu(2) der Schlussfolgerung, dass der Mensch vor allem Glück1 sucht(1)(3). Glück wird um seiner selbst willen angestrebt, während jedes andere Ziel – Gesundheit(1), Schönheit(1), Geld(1) oder(1) Macht – nur(1) geschätzt wird, weil man erwartet, dass es glücklich machen(2) wird. Seit Aristoteles’ Zeiten hat sich vieles verändert. Unser Verständnis von der Welt der Sterne und Atome hat sich stärker erweitert, als wir uns das je hätten vorstellen können. Die Götter der Griechen waren(1), verglichen mit der heutigen Menschheit und der von ihr innegehaltenen Macht, hilflose Kinder. Aber in diesem wichtigsten Bereich hat sich in den vergangenen Jahrhunderten nur sehr wenig geändert. Was Glück ist, begreifen wir nicht besser als Aristoteles, und was das Lernen angeht, wie man diesen gesegneten Zustand erreicht, so könnte man behaupten, wir hätten überhaupt keine Fortschritte gemacht.
Obwohl(2) wir heute gesünder sind und älter werden, obwohl selbst die Ärmsten unter uns heute von materiellem Luxus2 umgeben sind, von dem man vor nur wenigen Jahrzehnten nicht einmal träumte (im Palast des Sonnenkönigs gab es nur wenige Badezimmer, und kein römischer Kaiser konnte seinen Fernseher anstellen, wenn er sich langweilte), trotz(1) der ungeheuren wissenschaftlichen Erkenntnisse(3), die wir auf Knopfdruck abrufen können, verfestigt sich bei vielen Menschen der Eindruck, sie hätten ihr Leben verschwendet und ihre Jahre nicht erfüllt von Glück, sondern(4) voller Unsicherheit und(1) Langeweile verbracht. Liegt es daran, dass es Schicksal des Menschen ist, unerfüllt zu bleiben und immer mehr zu wollen, als man haben kann? Oder(3) ist das alles beherrschende Leiden, das selbst die kostbarsten Augenblicke versauert, die Folge davon, dass wir am falschen Ort nach dem Glück suchen? Absicht dieses Buches ist es, mit den Methoden der modernen Psychologie der uralten Frage nachzugehen: Wann fühlen sich Menschen am glücklichsten? Wenn(3) wir darauf eine Antwort finden, könnten wir vielleicht irgendwann fähig sein, unser Leben so zu gestalten, dass das Glück eine größere Rolle darin spielt. Fünfundzwanzig Jahre vor dem Niederschreiben dieser Zeilen machte ich eine Entdeckung, doch ich habe die gesamte seitdem verstrichene Zeit gebraucht, um das zu bemerken. Vielleicht ist es irreführend, es eine »Entdeckung« zu nennen, denn der Mensch ist sich seit Anbeginn der Zeit dessen bewusst. Dennoch ist das Wort angemessen, denn meine Entdeckung war zwar an sich wohlbekannt, doch war sie von den entsprechenden Gelehrten, in(1) diesem Fall den Psychologen, noch nicht beschrieben und theoretisch erklärt worden. So verbrachte ich das folgende Vierteljahrhundert damit, dieses flüchtige Phänomen zu untersuchen.
Was ich »entdeckte«, war, dass Glück nicht(5) etwas ist, das einfach geschieht. Es ist keine Folge von angenehmen Zufällen. Es ist nichts, was man mit Geld kaufen(2) oder mit Macht bestimmen(2) kann. Es hängt nicht von äußeren Ereignissen ab, sondern eher davon, wie wir diese deuten – Glück ist vielmehr ein Zustand, für den man bereit sein muss, den jeder Einzelne kultivieren und für sich verteidigen muss. Menschen, die lernen, ihre(1) inneren Erfahrungen zu(2) steuern, können ihre Lebensqualität bestimmen(1); dies kommt dem, was wir Glück nennen(4), wohl am allernächsten.
Doch wir können das Glück nicht(4) erreichen, indem wir bewusst danach suchen. »Frage(5) dich, ob du glücklich bist«, schrieb J. S. Mill, »und(1) du hörst auf, es zu sein.« Glück finden wir, wenn wir vollständig eins sind mit jeder Einzelheit unseres Lebens, gleich, ob gut oder schlecht, nicht, indem wir direkt danach suchen. Viktor Frankl, der(1) österreichische Psychologe, fasste es im Vorwort seines Buches Der Mensch auf der Suche nach Sinn zusammen(1): »Peile keinen Erfolg an(1) – je mehr du es darauf anlegst und ihn zum Ziel erklärst(2), umso mehr wirst du ihn verfehlen. Denn Erfolg kann wie Glück nicht verfolgt werden; er muss erfolgen … als unbeabsichtigte Nebenwirkung, wenn sich ein Mensch einer Sache widmet, die größer ist als er selbst.«
Wie(2) können wir also dieses flüchtige Ziel erreichen(3), das nicht auf direktem Weg verfolgt werden kann? Ein Vierteljahrhundert Forschung hat mich überzeugt, dass es einen Weg gibt. Es ist ein gewundener Pfad, der bei der Kontrolle über(1) den Inhalt des eigenen Bewusstseins seinen(1) Ausgang nimmt.
Unsere Wahrnehmung ist das Ergebnis vieler Kräfte, die Erfahrungen prägen, von denen eine jede Einfluss darauf hat, ob man sich gut oder schlecht fühlt. Die meisten dieser Kräfte können nicht kontrolliert werden. Man kann nicht viel an seinem Aussehen, Temperament(1) und der allgemeinen Konstitution ändern. Man kann nicht entscheiden – zumindest bislang nicht –, wie groß oder wie klug man wird. Man kann sich weder die Eltern noch(1) Zeit und Ort seiner Geburt aussuchen, und es liegt weder in Ihrer Macht noch(3) in meiner zu entscheiden, ob es einen Krieg geben wird oder ob wir eine Wirtschaftskrise bekommen. Die Anweisungen in unseren Genen, die Schwerkraft, der(1) Pollengehalt der Luft, die historische Epoche, in die wir hineingeboren wurden – diese und unzählig viele andere Bedingungen bestimmen, was wir sehen, fühlen(1) und tun. Es überrascht daher nicht, wenn häufig geglaubt wird, das Schicksal würde vornehmlich von äußeren Kräften bestimmt. Doch jeder hat schon erlebt, dass man, statt von anonymen Kräften herumgestoßen zu werden, sich in Kontrolle der eigenen Handlungen, als(1)(2) Herr des eigenen Schicksals fühlt. Bei diesen seltenen Gelegenheiten spürt man ein Gefühl von(1) Hochstimmung, von tiefer Freude, das(2) lange anhält und zu einem Maßstab dafür wird, wie das Leben aussehen sollte.
Und genau das ist es, was ich mit optimaler Erfahrung meine(1). Es ist das, was ein Segler auf(1) richtigem Kurs fühlt, wenn der Wind sein Haar peitscht und sein Boot wie ein junges Pferd durch die Wellen prescht – Segel, Kiel, Wind und Meer summen in Harmonie, die(1) in den Adern des Menschen am Steuer vibriert. Es ist das, was der Maler fühlt, wenn die Farben auf der Leinwand eine magnetische Spannung zueinander aufbauen, und etwas Neues, ein lebendiges Wesen, nimmt vor den Augen seines erstaunten Schöpfers Gestalt an. Es ist das Gefühl eines(2) Vaters, wenn sein Kind zum(1) ersten Mal auf sein Lächeln reagiert. Solche Ereignisse finden jedoch nicht nur statt, wenn die äußeren Bedingungen günstig sind: Menschen, die Konzentrationslager überlebten oder fast tödliche Gefahren überstanden, erinnern sich häufig, dass sie mitten in ihrem Leiden ungewöhnlich intensive Freude bei(3) einem schlichten Ereignis erlebten, wie beim Singen eines Vogels im Wald, der Lösung einer schweren Aufgabe oder wenn sie eine Brotkruste mit einem Freund teilten.
Gegen unsere Überzeugung sind solche Momente, die besten Momente im Leben, nicht passiv, rezeptiv, entspannend – obwohl auch solche Erfahrungen nach(3) schwerer Anstrengung erfreulich(1) sein können. Die besten Momente ereignen sich gewöhnlich, wenn Körper und(1) Seele eines Menschen bis an die Grenzen angespannt sind, in dem freiwilligen Bemühen, etwas Schwieriges und etwas Wertvolles zu erreichen. Optimale Erfahrung ist daher etwas, das wir herbeiführen. Ein Kind etwa(2) erlebt das, wenn es mit zitternden Fingern die letzten Klötze auf einen Turm legt, der höher als jeder andere ist, den es bislang gebaut hat; für einen Schwimmer ist es vielleicht der Versuch, den eigenen Rekord zu brechen, für einen Geiger, eine(1) komplizierte Passage zu beherrschen. Für jeden Menschen gibt es Tausende von Gelegenheiten – Herausforderungen –, über(1) sich selbst hinauszugehen.
Solche Erlebnisse sind aber nicht notwendigerweise angenehm. Die Muskeln des Schwimmers haben vielleicht in dem denkwürdigen Rennen stark geschmerzt, seine(1) Lungen fühlten sich der Explosion nahe, und ihm war vielleicht schwindlig vor Erschöpfung – dennoch können dies die besten Momente seines Lebens sein. Es ist niemals leicht, Kontrolle über(3) das Leben zu gewinnen, und manchmal ist es sogar eindeutig schmerzhaft. Doch(2) auf längere Sicht geben optimale Erfahrungen einem(2) ein Gefühl von(3) Kontrolle über sich selbst – vielleicht(1) besser ein Gefühl, teilzuhaben(4) an der Festlegung dessen, was den Sinn des(2) Lebens ausmacht – und das ist dem, was wir gewöhnlich unter Glück verstehen(6), so nahe, wie man ihm jemals gelangen kann.
Ich(6) versuchte bei meinen Untersuchungen so genau wie möglich zu verstehen, wie sich Menschen fühlen, wenn sie größte Freude empfinden(4), und(1) warum. Meine ersten Arbeiten3 befassten sich mit ein paar hundert »Experten« – Malern(1), Athleten, Musikern, Schachmeistern(1)(2) und(1) Chirurgen – mit(1) anderen Worten, Menschen, die ihre Zeit mit genau den Aktivitäten zubrachten, die ihnen am liebsten waren. Aufgrund ihrer Berichte, was sie dabei empfanden, das zu tun, was sie taten, entwickelte ich eine Theorie der optimalen Erfahrung, die(3) auf der Annahme von flow beruht – jenem Zustand, bei dem man in eine Tätigkeit so vertieft ist(1), dass nichts anders eine Rolle zu spielen scheint; die Erfahrung an sich ist so erfreulich, dass man es selbst um einen hohen Preis tut, einfach, um flow zu erreichen.
Mit Hilfe dieses theoretischen Modells interviewten mein Forschungsteam an der Universität von Chicago und anschließend Kollegen in der ganzen Welt Tausende von Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen. Diese Studien legten den Schluss nahe, dass optimale Erfahrung von(4) Männern und Frauen, jung und alt, ungeachtet kultureller Unterschiede(1) immer gleich beschrieben wurde. Die flow-Erfahrung war also nicht bloß eine Besonderheit reicher Eliten in Industrienationen. Sie wurde in grundsätzlich gleichen Worten von alten Frauen in Korea geschildert(1), von Erwachsenen in Thailand und(1) Indien, von(1) Teenagern in(1) Tokio, von(1) Navajo-Hirten, Bauern(1) in den italienischen Alpen und Arbeitern am(1) Fließband in(1) Chicago.
Zu Anfang beruhten unsere Daten auf Interviews und Fragebögen. Um größere Zuverlässigkeit zu erzielen, entwickelten wir mit der Zeit eine neue Methode für die Messung der Qualität subjektiver Erfahrung. Diese(4) Technik, von uns ESM4 – experience(1) sampling method (Verfahren zum Registrieren von Erlebnissen) – genannt, arbeitet so, dass bestimmte Individuen eine(1) Woche lang ein elektronisches Gerät tragen und dass sie, immer wenn dieses Gerät summt, aufschreiben, was sie denken und(1) wie sie sich fühlen. Am Ende der Woche liefert jeder Beteiligte seine Aufzeichnung ab, einen aufgeschriebenen Film über sein oder ihr Leben, zusammengestellt aus repräsentativen Momenten. Inzwischen wurden über hunderttausend solcher Querschnitte der Erfahrung in(5) verschiedenen Teilen der Welt gesammelt. Die Schlussfolgerungen in diesem Buch beruhen auf diesen Daten.
Die wissenschaftliche Beschäftigung(4) mit flow, die ich an der Universität von Chicago begann, wird inzwischen weltweit vorangetrieben. Forscher in Kanada, Deutschland(1), Italien(1), Japan und(2) Australien haben(1) mit ihren Studien begonnen. Die umfangreichste Sammlung von Daten außerhalb Chicagos ist gegenwärtig beim Institut für Psychologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Mailand zu finden. Die flow-Theorie wurde von Psychologen für nützlich befunden, die Glück, Lebenszufriedenheit(7) und(1) intrinsische Motivation studieren(1), von Soziologen, die(1) dieses Konzept als Gegenteil von fehlender sozialer Ordnung und(1) Entfremdung betrachten(1), von Anthropologen, die(1) sich für das Phänomen der kollektiven Begeisterung und für Rituale interessieren(1). Einige haben den Begriff flow erweitert, um die Entwicklung der Menschheit zu begreifen, andere, um religiöse Erfahrungen(1) zu(1) beleuchten. Aber flow ist nicht bloß ein akademisches Thema. Nur wenige Jahre nach der ersten Veröffentlichung wurde die Theorie in verschiedenen praktischen Bereichen angewendet.5 Immer wenn das Ziel Verbesserung(4) der Lebensqualität heißt(2), kann die flow-Theorie den Weg weisen. Sie hat experimentelle Lehrpläne angeregt, die Ausbildung von Managern, das(1) Design von Freizeitprodukten und(1) -dienstleistungen. Flow wird genutzt, um Ideen und Behandlungsmethoden in der klinischen Psychologie anzuregen, Tagesabläufe in Altersheimen, das Design von Museumsausstellungen und Beschäftigungstherapie mit Behinderten. All(1) dies geschah nach den ersten Artikeln über flow in wissenschaftlichen Zeitschriften(5), und alles weist darauf hin, dass der Einfluss dieser Theorie noch stärker werden wird.
Über flow wurden bislang zahlreiche wissenschaftliche Artikel(6) und Fachbücher geschrieben, doch hier soll die Forschung über optimale Erfahrung zum(5) ersten Mal einem allgemeinen Publikum vorgestellt und ihre Wirkung auf den einzelnen diskutiert werden. Wir haben es allerdings nicht mit einem Ratgeber zu tun. Es gibt praktisch Tausende solcher Rezeptbücher, in denen erklärt wird, wie man reich, mächtig, geliebt oder schlank wird. Wie Kochbücher geben sie Hinweise, wie man ein bestimmtes begrenztes Ziel erreicht(5), und manch einer folgt diesen Rezepten tatsächlich. Doch selbst wenn alle diese Ratschläge Erfolg(3) hätten, was erreicht man schon, wenn man sich anschließend in eine schlanke, geliebte, mächtige Millionärin verwandelt? Gewöhnlich findet sich der oder die Betreffende wieder am Anfang, mit einer neuen Wunschliste und ebenso unzufrieden wie(1) zuvor. Was den Menschen wirklich befriedigt, ist(1) nicht, schlank oder reich zu sein, sondern sich in seinem eigenen Leben wohlzufühlen. Teillösungen funktionieren bei der Suche nach dem Glück meist(8) nicht.
Wie gut die Absicht dabei auch sein mag, Bücher können einem keine Rezepte vermitteln, wie man glücklich wird. Da optimale Erfahrung von(6) der Fähigkeit abhängt(1), zu steuern, was sich jeden Augenblick im Bewusstsein abspielt(1), muss jeder Mensch dies auf der Grundlage seiner eigenen individuellen Bemühungen(2) und seiner Kreativität erreichen(2). Ein Buch kann jedoch – und das vorliegende versucht, dies zu leisten – Beispiele geben, wie das Leben erfreulicher werden kann, und zwar im Rahmen einer Theorie, damit der Leser darüber nachdenken und seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
Statt daher eine Liste von Ratschlägen und Verboten aufzustellen, beabsichtigt dieses Buch eine Reise durch das Reich des Bewusstseins, bewaffnet(2) mit den Landkarten der Wissenschaft. Wie(7) alle Abenteuer, die es wert sind, bestanden zu werden, wird dies nicht leicht. Ohne intellektuelle Anstrengung und(2) die Verpflichtung, zu(1) überlegen und über die eigenen Erfahrungen nachzudenken, wird(2) man aus dem folgenden kaum großen Nutzen ziehen.
Dieses Buch wird den Prozess untersuchen, wie man Glück durch(9) die Kontrolle über(4) das eigene Innenleben gewinnt. Wir beginnen, indem wir überlegen, wie das Bewusstsein funktioniert(3) und wie es gesteuert wird (Kapitel II), denn nur wenn wir begreifen, wie der subjektive Zustand entsteht, können wir ihn kontrollieren. Alles, was wir erleben – Freude und(5) Schmerz, Interesse(3) oder(1) Langeweile –, wird im Bewusstsein als Information dargestellt. Wenn wir in der Lage sind, diese Informationen zu kontrollieren, können(5) wir bestimmen, wie unser Leben aussieht.
Beim optimalen Zustand innerer Erfahrung herrscht(6) Ordnung im(1) Bewusstsein. Dies(1) tritt ein, wenn psychische Energie – oder(1) Aufmerksamkeit – für(1) realistische Ziele verwendet(1) wird und die Fähigkeiten den(2) Handlungsmöglichkeiten entsprechen(1). Die Verfolgung eines Ziels6 bringt Ordnung ins(2) Bewusstsein, weil man die Aufmerksamkeit auf die gegebene Aufgabe richten und zeitweise alles andere vergessen muss. Diese Phasen des Ringens um die Bewältigung einer(1) Herausforderung werden(2) allgemein als die erfreulichsten Momente des Lebens betrachtet (Kapitel III). Wenn man Kontrolle über(6) die psychische Energie erlangt(2) und sie für bewusst ausgesuchte Ziele verwendet hat, muss man einfach zu einer komplexeren Persönlichkeit reifen(1). Man wird durch die Entwicklung seiner Fähigkeiten und mit der Annahme immer größerer Herausforderungen zunehmend(3) zu einem ungewöhnlicheren Individuum.
Um(3) zu begreifen, warum manche Dinge, die wir unternehmen, erfreulicher sind als andere, werden wir die Bedingungen der flow-Erfahrung untersuchen(7) (Kapitel IV). Als flow beschreiben Menschen(1) ihren seelischen Zustand in Augenblicken, wenn das Bewusstsein harmonisch(4) geordnet(1) ist und sie etwas um der Sache selbst willen tun. Durch die Beschreibung einiger Aktivitäten, die beständig flow auslösen – wie Sport, Spiel(1), Kunst(1) und(1) Hobbys –, versteht(1) man leichter, was den Menschen glücklich macht(5). Doch man kann sich nicht ausschließlich auf Spiele und Kunst verlassen, um die Lebensqualität zu(3) verbessern. Um Kontrolle über(7) das zu erlangen, was im Bewusstsein geschieht, kann man fast unendlich viele Gelegenheiten zur Freude finden(6) – etwa durch die Nutzung körperlicher Kräfte(2) und sensorischer Fähigkeiten, bei(3) Sport, Musik(2) oder(1) Yoga (Kapitel V), oder durch die Entwicklung symbolischer Fähigkeiten, wie bei Poesie, Philosophie(1) oder(1) Mathematik (Kapitel VI).
Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihres Lebens mit Arbeit und(1) in Interaktion mit(1) anderen, besonders mit Familienangehörigen. Daher(1) ist es überaus wichtig, zu lernen, wie(2) man Arbeit in eine flow-erzeugende Aktivität verwandelt (Kapitel VII) und sich Wege ausdenkt, wie man die Beziehungen mit Eltern, Partner(2), Kindern(1) und(3) Freunden erfreulicher(1) gestaltet (Kapitel VIII).
Oft wird das Leben durch ein tragisches Ereignis gestört, und selbst die glücklichsten Menschen(6) unterliegen Belastungen verschiedenster Art. Doch solche Schicksalsschläge beeinträchtigen nicht unbedingt das Glücklichsein. Die Reaktion eines Menschen auf Belastungen bestimmt, ob er dem Unglück etwas abgewinnt oder unglücklich wird. In Kapitel IX wird beschrieben, wie Menschen sich trotz widriger Umstände am Leben freuen können.
Als letzten Schritt beschreibe ich, wie es Menschen gelingt, alle Erfahrungen zu(8) einem sinnvollen Muster zu verknüpfen (Kapitel X). Wenn dies gelingt, wenn ein Mensch sein Leben in die eigene Hand nimmt und es für sinnvoll hält, bleibt nichts zu w(1)ünschen übrig. Die Tatsache, dass man nicht schlank, reich oder mächtig ist, spielt keine Rolle mehr. Die Springflut von Erwartungen und(1) unerfüllten Wünschen stört(2) einen nicht weiter. Selbst die chaotischsten Erlebnisse werden erfreulich.
In diesen Schritten wird das Buch untersuchen, was dazu beiträgt, dieses Ziel zu(6) erreichen. Wie kann man das Bewusstsein steuern(5)? Wie wird es geordnet, damit Erfahrungen erfreulich(9) werden? Wie kann Komplexität erreicht(1) werden? Wie kann man schließlich Sinn schaffen(2)? Die Erreichung dieser Ziele ist der Theorie nach ziemlich einfach, doch die Praxis gestaltet sich schwieriger. Die Regeln selbst(1) sind recht deutlich und für jedermann zugänglich. Doch viele Kräfte, in einem selbst und in der Umwelt eines(1) Menschen, stehen dem entgegen. Es ist ein bisschen wie eine Schlankheitskur. Jeder weiß, wie man es macht, jeder will es schaffen, aber für viele ist es fast unmöglich. Das Ziel ist(7) hier jedoch höher gesteckt. Es geht nicht bloß darum, ein paar Pfunde zu verlieren. Es geht darum, ein lebenswertes Leben zu führen.
Ehe beschrieben wird, wie man optimale flow-Erfahrung erreichen(7) kann, ist es notwendig, einige widrige Aspekte zu betrachten, die ein erfülltes menschliches Leben beeinträchtigen. In alten Märchen musste sich der Held bei seinen Abenteuern, ehe er auf immer glücklich weiterleben durfte, wilden Drachen und bösen Zauberern stellen. Diese Metapher passt auch auf die Erforschung der Psyche. Ich werde die These aufstellen, dass das wichtigste Hindernis für Glückserfahrung damit(1) zusammenhängt, dass das Universum, trotz der Mythen, die(1) die Menschheit entwickelte, um sich zu beruhigen, nicht geschaffen wurde, um unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Frustration ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Und immer wenn unsere Bedürfnisse vorübergehend erfüllt werden, beginnen wir sogleich, neue zu entwickeln. Diese chronische Unzufriedenheit ist(2) das zweite Hindernis auf dem Weg zum Glück.
Um(10) diese Hindernisse zu bewältigen, entwickelt(2) jede Kultur irgendwann(2) schützende Methoden – Religionen, Philosophien(2), Künste(2) und Tröstungen –, die uns bei der Abschirmung vor dem Chaos7 helfen(1). Sie helfen uns, zu glauben, dass wir beherrschen, was vor sich geht, und geben uns Gründe, mit unserem Los zufrieden zu(2) sein. Aber diese Schutzschilde wirken nur eine Zeit lang: Nach ein paar Jahrhunderten, manchmal nach nur einigen Jahrzehnten, nutzt sich eine Religion oder(3) ein Glaube ab, und im Vergleich zu früher haben sie heute nicht mehr diesen Wert.
Wenn Menschen versuchen, allein, ohne die Stützung durch den Glauben, Glückserfahrung(1) zu(2) erreichen, versuchen(7) sie gewöhnlich, die Freuden zu maximieren, die entweder biologisch in ihren Genen vorprogrammiert sind oder in der Gesellschaft heute(1) als erstrebenswert gelten, in der sie leben. Reichtum, Macht(1) und(4) Sex werden(1) zu den Hauptzielen, die(8) ihrem Sehnen eine Richtung geben. Aber die Lebensqualität kann(4) auf diese Weise nicht verbessert werden. Nur die direkte Kontrolle der(8) Erfahrung, die(10) Fähigkeit, jeden(4) Moment Freude an(7) allem, was man tut, zu empfinden, kann(2) die Hindernisse auf dem Weg zu einem erfüllten Leben überwinden.
Glück(3) ist(11) unter anderem so schwer zu erreichen, weil das Universum nicht erschaffen wurde, damit die Menschen sich wohlfühlen. Es ist fast unermesslich groß, vorwiegend feindselig, leer und kalt. Es ist Schauplatz ungeheurer Gewalt, wenn etwa gelegentlich ein Stern explodiert und alles im Umkreis von Milliarden von Kilometern zu Asche verwandelt. Der seltene Planet, dessen Schwerkraftfeld nicht unsere Knochen zermalmen würde, schwimmt vermutlich in giftigen Gasen. Selbst unser Planet Erde, der so idyllisch und lieblich sein kann, ist für uns nicht selbstverständlich. Um auf ihm zu überleben, mussten Männer und Frauen seit Millionen von Jahren gegen Eis, Feuer, Fluten, wilde Tiere und unsichtbare Mikroorganismen kämpfen, die aus dem Nichts auftauchen, um uns auszulöschen.
Es scheint, dass jedes Mal, wenn eine drohende Gefahr gebannt wird, eine neue und kompliziertere am Horizont auftaucht. Sobald wir eine neue Substanz erfinden, beginnen ihre Nebenwirkungen unsere Umwelt zu(2) vergiften. Im Verlauf unserer Geschichte stellten sich Waffen, die erfunden wurden, um Sicherheit zu(1) garantieren, immer wieder als Bedrohungen heraus, die eventuell ihre Erfinder vernichten werden. Wenn eine Krankheit eingedämmt(1) wird, flammt eine neue auf, und wenn eine Zeitlang die Sterblichkeit reduziert wird, droht uns Überbevölkerung. Die Apokalypse ist nie in weiter Ferne. Die Erde ist vielleicht unsere einzige Heimat, aber sie ist ein Haus voller Tretminen, die jeden Moment zu explodieren drohen.
Das Universum ist jedoch nicht im abstrakt mathematischen Sinne zufällig. Die Bewegungen der Sterne, die Umwandlung von Energien können vorhergesagt und ausreichend erklärt werden. Aber die natürlichen Prozesse ziehen menschliche Wünsche nicht(3) mit in Betracht. Sie sind unseren Bedürfnissen gegenüber blind und taub und daher im Vergleich zur Ordnung, die(1) wir durch unsere Ziele zu(9) errichten hoffen, zufällig. Ein Meteor auf Kollisionskurs mit New York gehorcht vielleicht allen Gesetzen des Universums, aber wäre immer noch sehr unangenehm. Der Bazillus, der die Zellen eines Mozart angriff, erfüllte bloß seine natürliche Aufgabe, fügte jedoch der Menschheit einen großen Verlust zu. »Das Universum ist weder feindselig noch freundlich«, schrieb J. H. Holmes, »es(1) ist schlicht gleichgültig.«
Chaos ist(2) eines der ältesten Motive in Mythen und(2) Religion. Der(4) Physik und(1) Biologie ist diese Vorstellung ziemlich fremd, weil nach deren Gesetzen die Ereignisse im Kosmos perfekt verständlich sind. Die »Chaostheorie« der Wissenschaften versucht(8) etwa, Regelmäßigkeiten in dem zu beschreiben, was unendlich zufällig erscheint. Aber in der Psychologie und den anderen Geisteswissenschaften hat das Chaos andere Bedeutung, denn wenn man menschliche Ziele und(10) Wünsche als(4) Ausgangspunkt nimmt, herrscht im Kosmos unversöhnliche Unordnung.
Wir als Individuen können(4) nicht viel gegen den Lauf des Universums unternehmen. Innerhalb unserer Lebensspanne können wir nur wenig Einfluss auf die Kräfte ausüben, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen. Es ist wichtig, zu tun, was man kann, um einen Atomkrieg zu vermeiden, soziale Ungerechtigkeit abzuschaffen, Hunger und Krankheiten auszurotten(2). Aber man erwartet vernünftigerweise nicht, dass unsere Anstrengungen die(3) äußeren Bedingungen ändern, die unsere Lebensqualität unmittelbar(5) verbessern. John Stuart Mill schrieb(2): »Große Änderungen sind für die Menschheit nicht möglich, es sei denn, es findet eine große Veränderung in den grundsätzlichen Bedingungen ihres Denkens statt(3).«
Wie wir uns fühlen, die Freude, die(8) wir dem Leben abgewinnen, hängt letztendlich davon ab, wie der Verstand die tagtäglichen Erfahrungen filtert(11) und deutet. Ob wir glücklich sind(7), hängt von innerer Harmonie ab(1), nicht von der Kontrolle, die wir über die großen Kräfte des Universums ausüben können. Sicher sollten wir weiterhin versuchen, zu erforschen, wie wir unsere Umwelt beherrschen(3) können, weil unser körperliches Überleben(3) vielleicht davon abhängt. Aber solche Herrschaft wird(1) nicht einen Deut dazu beitragen, wie gut wir uns als Individuen fühlen, oder das Chaos der(3) Welt reduzieren, wie wir sie erleben. Um das zu erreichen, müssen wir lernen, unser(3) Bewusstsein selbst(6) zu beherrschen.
Jeder Mensch hat ein Bild vor Augen, gleich wie verschwommen, was er vor seinem Tod erreichen(1) möchte. Wie nahe wir an dieses Ziel herankommen(11), wird zum Maßstab für unsere Lebensqualität. Wenn(6) es außerhalb unserer Reichweite bleibt, werden wir vorwurfsvoll und resignieren; wenn es zumindest teilweise erreicht wird, erleben wir Glück und(12) Zufriedenheit.
Für(3) die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten sind die Lebensziele schlicht(1): Überleben, Kinder hinterlassen(4), die wiederum überleben, und wenn möglich, dies alles mit gewisser Bequemlichkeit und Würde. In den favelas um die großen südamerikanischen Städte, in den von Dürre heimgesuchten Zonen Afrikas, unter(1) den Millionen von Asiaten, die Tag für Tag ihre Ernährungsprobleme lösen müssen(1), gibt es kaum etwas anderes zu hoffen.
Doch sobald diese Grundprobleme des Überlebens gelöst sind(2), reichen genügend Nahrung und ein Obdach nicht mehr, um den Menschen zufrieden zu(4) machen. Neue Bedürfnisse8 werden wahrgenommen, neue Wünsche tauchen(5) auf. Zu Reichtum und(2) Macht gesellen(5) sich wachsende Erwartungen, und(2) mit zunehmendem Reichtum und Annehmlichkeiten weicht das Gefühl von(5) Wohlbefinden, das wir zu erreichen hofften, weiter in die Ferne. Als Kyros der(1) Große zehntausend Köche hatte, die neue Speisen für seine Tafel zubereiteten, hatte das übrige Persien kaum genug zu essen. Heutzutage hat jeder Haushalt in der »ersten Welt« Zugang zu Rezepten aus den verschiedensten Ländern und kann die Feste vergangener Kaiser nachvollziehen. Aber macht uns das zufriedener?
Dieses(5) Paradox wachsender Erwartungen9 legt(1) den Schluss nahe, dass die Verbesserung der Lebensqualität eine(7) unerfüllbare Aufgabe darstellt. Unser Bedürfnis, unsere Ziele immer höher zu schrauben, stellt auch kein Problem dar, solange man den Kampf darum genießt. Das Problem entsteht erst, wenn man sich so sehr auf das Ziel, das(12) man erreichen möchte, versteift, dass einem die Gegenwart keine Freude mehr(9) bereitet. Wenn das eintritt, verliert man jede Chance auf Zufriedenheit.
Alle(6) Anzeichen deuten darauf hin, dass die meisten Menschen in der frustrierenden Tretmühle steigender Erwartungen gefangen(3) werden, doch viele haben einen Ausweg daraus gefunden. Es handelt sich um Menschen, die unabhängig von ihren materiellen Voraussetzungen ihre Lebensqualität verbessern(8) konnten, die zufrieden sind(7) und auch die Personen in ihrer Umgebung ein wenig glücklicher machen können.
Solche Menschen führen ein anstrengendes Leben, das einer Reihe von Erfahrungen offen(12) steht; sie lernen bis(4) zur Stunde ihres Todes und haben enge Bindungen und(1) Verpflichtungen an(2) andere und ihre Umwelt. Sie(4) haben an allem, was sie tun, Spaß, gleich(1) wie öde oder schwierig es ist; sie sind nur selten gelangweilt und(2) werden mit allem fertig, was das Leben ihnen bietet. Ihre größte Stärke liegt vielleicht darin, dass sie ihr Leben selbst steuern.10 Wir werden im Verlauf dieses Buches erklären, wie sie diesen Zustand erreichten. Doch zuvor müssen wir uns einige der Techniken ansehen, die sie im Laufe der Zeit als Schutz gegen das drohende Chaos entwickelten(4), sowie die Gründe, warum solche äußeren Methoden oft nicht funktionieren.
Im(3) Verlauf der menschlichen Evolution, als(1) sich die Menschen allmählich ihrer ungeheuren Isolation im Kosmos und ihrer schlechten Überlebenschancen bewusst wurden, entwickelten sie Mythen und(3) Überzeugungen, um die zufälligen, zerstörerischen Kräfte des Universums in handhabbare oder zumindest verständliche Muster umzuwandeln. Eine der Hauptfunktionen jeder Kultur11 war(4) es, ihre Angehörigen vor dem Chaos zu(5) schützen und ihnen Bedeutung und schließlich Erfolg zuzusichern(4). Der Eskimo, der Jäger im(1) Amazonasbecken, der Chinese, der Navajo, der(2) australische Ureinwohner, der(2) New Yorker – alle glauben selbstverständlich daran, im Zentrum des Universums zu leben und eine besondere Ausnahmegenehmigung zu haben, die sie auf schnellstem Weg in die Zukunft befördert. Ohne ein solches Vertrauen auf(1) exklusive Privilegien wäre es sehr schwierig, sich den Schicksalsschlägen zu stellen.