Mehr über unsere Autoren und Bücher:
www.piper.de
Übersetzung aus dem Französischen von Pamela Wedekind
ISBN 978-3-492-97747-0
Piper Verlag GmbH, München
Juli 2017
© Marcel Pagnol 1969
Titel der französischen Originalausgabe:
»L’eau des collines«, Editions Julliard, Paris 1986
© der deutschsprachigen Ausgabe:
Langen Müller in der F. A. Herbig
Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Umschlaggestaltung: semper smile, München
Umschlagmotiv: plainpicture /wildcard
Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe
Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.
Les Bastides Blanches war eine Gemeinde von hundertfünfzig Einwohnern auf einem der letzten Ausläufer des Etoile-Massivs, zwei Meilen von Aubagne entfernt … dorthin führte eine ungepflasterte Landstraße mit so abrupter Steigung, daß sie von weitem senkrecht wirkte, und zur Gebirgsseite setzte sie sich nur als ein Maultierpfad fort, von dem einige Fußwege zum Himmel strebten.
Dazwischen lagen etwa fünfzig Häuser, deren Weiße im Ortsnamen noch übrig geblieben war; sie säumten fünf oder sechs weder geteerte noch gepflasterte Straßen, enge Straßen, der Sonne wegen gekrümmt, um den Mistral abzufangen.
Immerhin gab es eine ziemlich lange Esplanade, die das Tal nach Sonnenuntergang beherrschte, gestützt von einem Quadersteinwall, der gut zehn Meter hoch war und als Brüstung unter einer uralten Platanenallee endete: dieser Platz wurde der »Boulevard« genannt, und hierher kamen die Alten des Dorfes, um im Schatten zu sitzen und Konversation zu machen.
In der Mitte des Boulevard führte eine breite Treppe von zehn Stufen auf das »Plätzchen«, auf dem von Häuserfronten umgeben, der Quellbrunnen lag. Eine steinerne Muschel schmückte die Mitte des Brunnenrandes und wies ihn auch äußerlich als die Mutter der Ansiedlung aus. Tatsächlich hatte ein »Sommergast« aus Marseille (denn zur Jagdzeit kamen deren zwei oder drei) der Gemeinde vor fünfzig Jahren einen kleinen Sack Goldstücke gestiftet, der erlaubte, das klare Wasser der einzigen, ergiebigen Quelle des Landes bis auf das Plätzchen zu leiten … Damals waren die in Tälern oder auf Hügelhängen verstreuten kleinen Bauernhöfe nach und nach aufgegeben worden, die Familien hatten sich um den Brunnen gruppiert, der Weiler war ein Dorf geworden.
Den ganzen Tag sah man Kannen oder Krüge unter dem Wasserstrahl stehen und daneben die Klatschbasen, die Neuigkeiten austauschten, während sie auf die Musik des einlaufenden Wasserstrahls horchten.
Um den Platz einige Läden: die Tabak-Bar, der Krämer, der Bäcker, der Metzger, dann, weit geöffnet, die Schreinerwerkstatt neben der Schmiede des Schlossers und im Hintergrund die Kirche: sie war altertümlich, aber nicht alt, und ihr Turm war kaum höher als die Häuser. Eine kleine Straße zweigte links von dem Plätzchen ab, um in eine andere schattige Allee zu münden, die sich bis vor das größte Gebäude des Dorfes hinzog. Dieses Gebäude war das Gemeindeamt und der Sitz des republikanischen Klubs, dessen politische Betätigung in der Hauptsache die Organisation des Lottos und der Boulewettspiele war, deren sonntägliche Turniere unter den Platanen beider Alleen abgehalten wurden.
Die Bastidianer waren meist groß, mager und muskulös. Zwanzig Kilometer vom alten Marseiller Hafen entfernt geboren, ähnelten sie weder den Einwohnern dieser Stadt noch den Provenzalen der weiteren Umgebung. Eine weitere Eigentümlichkeit der Bastidianer war schließlich, daß es dort nicht mehr als fünf oder sechs Namen gab: Anglade, Chabert, Olivier, Cascavel, Soubeyran; um Verwechslungen zu vermeiden, fügte man dem Vornamen nicht den Familiennamen, sondern den Vornamen der Mutter hinzu: Pamphile von Fortunette, Louis von Etiennette, Clarius von Reine. Es handelte sich zweifellos um die Nachkommen irgendeines ligurischen Stammes, der ehemals durch die Invasion der Römer in die Hügel zurückgedrängt worden war; was soviel hieß, daß sie vielleicht die ältesten Einwohner des provenzalischen Landes waren.
Weil die Straße, die zu ihnen führte, auf dem Boulevard endete, sah man dort nur selten »Fremde«, und weil sie selbst mit ihrem Los zufrieden waren, stiegen sie nur nach Aubagne hinunter, um ihr Gemüse auf den Markt zu tragen. Vor dem Krieg von 1914 fand man auf den Bauernhöfen noch Greise und Greisinnen, die nichts als das Provenzalisch der Hochebene sprachen. Sie ließen sich von den jungen Leuten, die aus der Kaserne kamen, »Marseille erzählen« und wunderten sich, daß man in solchem Lärm leben konnte, auf der Straße Menschen begegnete, deren Namen man nicht kannte, und überall Polizisten antraf. Doch schwatzten sie gern und verachteten es nicht, einander aufzuziehen … Aber während sie sich über alles und nichts unterhielten, respektierten sie unerbittlich die erste Regel der bastidianischen Moral: »Man kümmert sich nicht um die Angelegenheiten anderer Leute.«
Die zweite Regel hieß, daß man les Bastides für das schönste Dorf der Provence halten mußte, für unendlich viel wichtiger als den Marktflecken des Ombrées oder den von Ruissatel, die mehr als fünfhundert Einwohner zählten.
Wie in allen Dörfern gab es Eifersüchteleien, Rivalitäten und sogar hartnäckigen Haß, der sich auf Geschichten von verbrannten Testamenten oder schlecht geteilten Grundstücken gründete. Aber vor jedem Angriff, der von außen kam, wie das Eindringen eines Wilderers aus des Ombrées oder eines Pilzsammlers aus Crespin, hielten alle Bastidianer zusammen, zu allgemeiner Schlägerei oder gemeinsam geschworenem Meineid bereit. Und die Solidarität war so stark, daß die seit zwei Generationen mit dem Bäcker verfeindeten Médérics trotzdem immer ihr Brot bei ihm kauften, allerdings nur durch Zeichen und ohne je das Wort an ihn zu richten. Dabei wohnten sie in den Hügeln, und der Bäcker von des Ombrées war von ihrem Hof aus viel näher: aber um nichts auf der Welt hätten sie auf dem Boden der Gemeinde das Brot der »Fremde« gegessen.
Ihr Hauptfehler: sie waren geizig, weil sie arm an Geld waren. Sie bezahlten das Brot mit Getreide oder Gemüse, und für drei oder vier Koteletts gaben sie dem Metzger eine Henne oder ein Kaninchen in Tausch oder ein paar Flaschen Wein; was die »Sous« betraf, die sie von Zeit zu Zeit aus Aubagne vom Markt mitbrachten, so verschwanden sie spurlos wie durch Zauberei, und nur beim Eintreffen des Hausierers sah man sie als Fünf Francs-Stücke wieder auftauchen, um ein Paar Bastschuhe, eine Mütze oder eine Gartenschere zu kaufen.
Die Gebirgshänge, aus denen ihr einziger Grund und Boden bestand, waren nichts weiter als unendliche Schichten von bläulichem Kalkstein, zerteilt in tiefe Schluchten, die sie Tälchen nannten, weil man hier und dort kleine Seen von nicht sehr tiefreichender Erde fand, die Wind und Regenbäche im Lauf der Jahrhunderte hier abgelagert hatten. Dort waren ihre Felder angebaut, von Oliven-, Mandel- und Feigenbäumen eingesäumt. Hier zogen sie Kichererbsen, Linsen und Roggen, also Pflanzen, die ohne Wasser leben können. Und kleine Rebengehege von Jaquezwein, die die Reblaus überlistet hatten. Aber im Umkreis des Dorfes sah man, dank einiger Anzapfungen der Brunnenkanalisation, reiche Gemüsegärten grünen und Obstbäume voller Pfirsiche und Aprikosen, deren Früchte sie zum Markt trugen.
Sie lebten von ihrem Gemüse, von der Milch ihrer Ziegen, dem mageren Schwein, das alljährlich geschlachtet wurde, einigen Hühnern und vor allem von Wild, das sie in der Unermeßlichkeit der Hügel jagten. Indessen gab es einige reiche Familien, deren Vermögen die Entbehrungen und Ersparnisse von Generationen darstellte. Sie hatten die Goldstücke in den Dachbalken versteckt oder in Kochtöpfen auf dem Grund der Zisterne vergraben oder in eine dicke Mauer eingemauert. Sie wurden nie angerührt, außer für eine Heirat oder den Ankauf eines Mitgiftgutes. Und danach verdoppelte die ganze Familie ihre Anstrengungen, um den verminderten Schatz wieder aufzufüllen.
Bürgermeister war Philoxène von Clarisse. Siebenundvierzig Jahre alt, dick und rund mit schönen, schwarzen Augen und einem Römerprofil ohne Bart und Schnurrbart. Seine behaarten Hände waren ziemlich fett, denn sie hatten niemals einen Spaten geführt; er war Besitzer der Tabak-Bar, die er dank einer Kriegsverwundung zusammen mit einer Rente erhalten hatte. Man respektierte ihn seiner (übrigens nicht sichtbaren) Verwundung wegen, aber vor allem wegen seiner Rente.
Er gab vor, mit den Sozialisten zu sympathisieren, war antiklerikal, las auf seiner Terrasse ganz offen den ›Petit Provençal‹ und stichelte gern gegen die Jesuiten, die Frankreich in den Abgrund führten. Er war das Haupt der Freigeister (übrigens nicht mehr als fünf oder sechs an der Zahl), deren antiklerikale Handlungsweise sich nur am Sonntag offenbarte, wo sie auf der Kaffeeterrasse Apéritifs tranken, anstatt in die Messe zu gehen. Bei den Gemeindewahlen erhielt er jedoch immer eine schwache, aber ausreichende Mehrheit, weil man ihn als einen »Kopf« bezeichnete, gerade so, als ob andere Leute keinen gehabt hätten. In allen schwierigen Angelegenheiten fragte man ihn um Rat, denn er kannte sich im Gesetzbuch etwas aus; er war imstande, mit den Stadtleuten eine Unterhaltung zu führen, und am Telefon in seiner Bar sprach er mit unvergleichlicher Ungezwungenheit. Er hatte nicht geheiratet: aber er lebte mit seiner Schwester, einer ziemlich verschwiegenen alten Jungfer, und begab sich (das war Gefühlssache) dienstags nach des Ombrées, um im Vorübergehen eine üppig-frische Witwe zu begrüßen, die ihm wohlgesinnt war, ohne dabei den Briefträger zu verachten – einen unterhaltsamen Blondkopf – noch den Apotheker oder gar einen Herrn aus Marseille, der in lackiertem Dogcart mit luxuriösen Gummirädern gelegentlich vorbeikam.
Schreiner, Zimmermann, Wagenbauer war Pamphile von Fortunette. Er war fünfunddreißig, mit einem hübschen, kastanienbraunen Schnurrbart und dem einzigen Paar blauer Augen, das man im Dorf je gesehen hatte. Da er weniger geizig und kein so großer Geheimniskrämer war wie die anderen, betrachteten die Älteren ihn als Feuerkopf, der sicher auf dem Stroh enden würde. Eine Voraussage, die noch dadurch erhärtet wurde, daß er die dicke Amélie von Angèle geheiratet hatte. Das war ein frisches, aber gewaltiges junges Mädchen, das alle Augenblicke Krisen von verrückten Lachanfällen oder niederschmetternden Wutausbrüchen hatte. Auf der Straße aß sie ununterbrochen Wurstbrote, Feigen oder kalte Blutwurst. Philoxène sagte, es mache weniger Mühe, sie umzulegen, als sie zu ernähren. Aber Pamphile war ein unermüdlicher Arbeiter und in jeder Weise dazu imstande. Er wechselte verfaulte Dachbalken aus, reparierte Leiterwagen, fabrizierte Futterkrippen, Raufen und schwere Bauerntische; und wenn er keine Aufträge hatte, machte er Särge, für die Dorfbewohner nach Maß und in dreierlei Größen für ein Unternehmen in Marseille, wo die Leute sehr leicht starben. Am Sonntag stellte er einen Lehnsessel auf den Platz vor seiner Werkstatt und betätigte sich auch noch als »Frisör«.
Der Bäcker war ein dicker Bursche von dreißig Jahren, er hatte schöne Zähne und glattes, ganz schwarzes, aber immer mehlbestaubtes Haar. Er lachte gern und interessierte sich für alle Frauen des Dorfes, sogar für seine eigene, ein schönes Mädchen von zwanzig Jahren, die ihn vergötterte. Er hieß Martial Chabert, da er aber immer nur Bäcker genannt wurde, hatte man seinen Namen vergessen.
Ange – von Natalie – war schwarz, mager und lang, eine Mütze auf dem Ohr. Eher nervös, denn sein umfangreicher Adamsapfel hob und senkte sich unaufhörlich, als ob er vergeblich versucht hätte, ihn zu verschlucken. Er war Bauer und Brunnenwächter, das heißt, er überwachte die zwei Kilometer lange Röhre, die das Wasser zum Brunnen leitete. Dazu regulierte er die »Anzapfungen«, die im Vorüberfließen die kleinen Zuber der Gemüsegärten versorgten. Er war allgemein sehr beliebt, besonders bei den Männern, weil seine schöne Frau nicht mehr als einmal verweigerte, worum man sie höflich bat. Aber niemand sprach darüber.
Dann gab es noch Fernand Cabridan, den man in der Schule als »Großer Kopf mit kleinem Hintern« bezeichnet hatte, eine etwas summarische Bezeichnung seiner kindlichen Person, die aber dreißig Jahre später immer noch zutraf. Es ist nur zu wahr, daß sein kleiner Hintern eine miserable Figur in der Samthose machte, die wie ein Vorhang herunterhing. Aber aus seinem großen Kopf schauten zwei runde, braune Augen, aufmerksame Augen, mit reinem und leuchtendem Blick. Er hatte schon zwei Kinder, und er war arm. Außer einem Häuschen im Dorf und einem Feld am Hang mit einem ganz kleinen Wasser-Reservoir besaß er nichts; aber dort produzierte er Kichererbsen, groß wie Nüsse und so zart, daß sie auf der Zunge zergingen. Sie brachten ihm auf dem Markt von Aubagne sehr schöne Preise ein; und jeder (sogar die Leute aus des Ombrées) nannte ihn dort den Kichererbsenkönig: eine allerdings recht bescheidene Hoheit, die ihm aber vollauf genügte.
Casimir, der Schmied, war stolz auf seine muskulösen mächtigen Arme und so dicht behaart, daß man seine Haut nicht sah. Er hatte zwar keinen Gemüsegarten, aber trotzdem grub er ein oder zweimal im Jahr die Erde auf, denn sobald es sich ergab, übte er zur allgemeinen Zufriedenheit das Amt des Totengräbers aus.
Dann war da auch der alte Anglade mit magerem Hals, gekrümmter Nase und hängendem Schnurrbart. Seine Frömmigkeit war berühmt, und er läutete jeden Morgen das erste Angelus, ehe er mit seinen zwei Söhnen aufs Feld ging, Josias und Jonas, Zwillingen, die beide stotterten.
Schließlich die wichtigste Person von les Bastides: César Soubeyran, von dem wir später sprechen werden.
Abgesehen von diesen Notabein sah man am Sonntag noch einige Bauern aus den Tälern auftauchen, wo sie auf kleinen Höfen lebten, manchmal in Gruppen zu Dritt oder zu Viert oder ganz isoliert wie die von La Pondrane oder von der Tête-Rouge. Sie kamen zur Zehnuhr-Messe, blitzsauber unter ihren schwarzen Filzhüten, aber fast alle Kinnbacken vom zitternden, sonntäglichen Rasiermesser verwundet. Die Frauen unter geblümten Kopftüchern zeigten schöne Züge, aber vorzeitige Falten auf der Stirn und aschfarbene, verwelkte Hände vom vielen Waschen. Die Mädchen, mit Blumen und manchmal sogar Früchten auf dem Hut, waren ebenso schön wie die Arleserinnen. Beim Vergleich der zwei Generationen konnte man die Wirkung der frischen Luft beurteilen, die so schnell den jugendlichen Glanz der Wangen auslöscht und die reinste Stirn trübt.
César Soubeyran näherte sich den Sechzigern. Seine Haare, starr und kräftig, waren weißlich-gelb mit ein paar roten Strähnen durchsetzt. Aus seinen Nasenlöchern hingen schwarze Spinnenfinger und klammerten sich an seinen dichten, grauen Schnurrbart. Seine Worte pfiffen durch grünliche Kerben in den von Arthritis aufgeschwollenen Lippen.
Er war noch kräftig, aber oft von »Schmerzen« gepeinigt, das heißt, von einem Rheumatismus, der sein rechtes Bein grausam erhitzte; dann stützte er sich beim Gehen auf einen Stock mit doppelt gewundenem Griff, kroch bei seiner Feldarbeit auf allen Vieren oder saß auf einem kleinen Schemel.
Wie Philoxène, aber seit noch viel längerer Zeit, hatte er seinen Teil an militärischem Ruhm. Infolge eines heftigen Familienzwists – und vielleicht auch, wie man erzählte, aus Liebeskummer – hatte er sich bei den Zuaven gemeldet und den letzten Afrikafeldzug im südlichsten Süden mitgemacht. Zweimal verwundet, war er gegen 1882 mit einer Rente und einer Tapferkeitsmedaille zurückgekehrt, deren glorreiches Bändchen sonntags sein Jackett zierte. Früher hatte er gut ausgesehen, und seine Augen, die schwarz und tief geblieben waren, hatten manchem Mädchen im Dorf und sogar anderswo den Kopf verdreht … Jetzt nannte man ihn le Papet.
Le Papet heißt eigentlich soviel wie Großvater: dabei hatte César Soubeyran niemals geheiratet, aber er verdankte diesen Titel der Tatsache, daß er der älteste Überlebende der Familie war, der Namensträger und Inhaber der höchsten Autorität. Er bewohnte das große alte Haus der Soubeyrans auf der Höhe von les Bastides, nah bei dem windigen freien Platz, der das Dorf beherrschte. Es war ein langgestreckter Bauernhof, von der Straße, die zu den Hügeln führte, durch eine Mauer von Feldsteinen getrennt, die ein abgestuftes Terrain stützte. Man nannte es den »Garten«, weil eine Lavendel-Bordüre von der Straße zum Haus führte. Die Fensterläden wurden, wie die Familientradition es verlangte, jedes Jahr in Himmelblau neu angestrichen. Darüber hinaus war das bürgerliche Ansehen der Soubeyrans auch dadurch als solide bewiesen, daß sie, anstatt wie jedermann in der Küche zu essen, ihre Mahlzeiten immer in einem besonderen Raum eingenommen hatten, dem Eßzimmer, wo man einen städtischen Kamin bewundern konnte, der zwar nicht besonders gut zog, aber aus echtem Marmor war.
Dort lebte le Papet, ganz allein mit einer alten stummen Dienerin, die außerdem störrisch wie ein Esel war: sie tat so, als hätte sie Befehle, die ihr nicht paßten, nicht verstanden, und handelte nur nach ihrem eigenen Kopf. Er ertrug sie, weil sie großes Talent zum Kochen hatte und weil ihr keine Arbeit zuviel war. Vor allem aber hatte er weder zu befürchten, daß sie an den Türen horchte, noch Klatsch verbreitete.
Die Soubeyrans besaßen große Ländereien im Umkreis des Dorfes und in den Hügeln, aber fast alle unbebaut, denn das Unglück hatte die Familie dezimiert. Von den vier Brüdern le Papets waren zwei im Krieg von 1914 umgekommen, und die beiden anderen hatten nacheinander Selbstmord begangen. Der eine, weil er sich eines Zahns wegen, der ständig blutete, für schwindsüchtig hielt, und der andere nach dem Tod seiner Frau, dem auch noch eine starke Dürre gefolgt war, die seine Topinamburs geröstet hatte. Letzterer war es, der Ugolin hinterlassen hatte, die einzige Hoffnung der Rasse Soubeyran.
Dieser Neffe lebte im Schatten seines Onkels, der auch sein Pate war. Er hatte gerade sein vierundzwanzigstes Lebensjahr vollendet … Er war groß und mager wie eine Ziege, aber mit breiten Schultern und harten Muskeln. Unter einer roten, gekräuselten Mähne hatte er nur eine Augenbraue in zwei Wellen über einer leicht nach rechts verdrehten, ziemlich starken Nase, die aber glücklich verkürzt wurde durch einen spitzen Schnurrbart, der seine Oberlippe verdeckte. Seine gelben Augen schließlich, von rötlichen Wimpern umgeben, hatten keinen Augenblick Ruhe und blickten unaufhörlich in alle Richtungen wie die eines Tieres, das Angst hat, überrascht zu werden. Von Zeit zu Zeit zerrte ein nervöser Tick seine Backen plötzlich in die Höhe, und seine Augen klapperten dreimal hintereinander: man sagte im Dorf, er »zwinkerte« wie die Sterne.
Er hatte seinen Militärdienst bei den Gebirgsjägern in Antibes absolviert. Nach seiner Rückkehr hatte le Papet, der Wert darauf legte, in seinem Haus allein zu leben, einen kleinen Bauernhof für ihn gekauft, der nach dem Namen des ehemaligen Besitzers der Massacan-Hof hieß. Das war ebenfalls ein ziemlich langes Gebäude, fast auf der Höhe eines kleinen Hügels vor einem dichten, schwarzen Pinienwald, gerade gegenüber von les Bastides und vom Dorf durch ein enges, tiefes Tal getrennt.
Unter dem Bauernhaus zogen die Felder sich stufenförmig bis in die Tiefe des Abhangs hinunter. Es waren Erdterrassen, von kleinen Mäuerchen trockener Steine gehalten. Hier und dort sah man Olivenstämme mit gestutzter Krone, Mandel- und Aprikosenbäume, Tomaten- und Maisbeete und ein wenig Getreide. In Windungen stieg ein steiniger Feldweg hinauf und verlor sich hoch oben in den Hügeln im Rosmarin-Tal. Auf der Höhe des Bauernhauses verbreiterte er sich in einer Allee zu einem kleinen Platz, in dessen Hintergrund das Haus sich erhob. Es stand in der Nähe einer windgeschützten Zisterne unter einem großen Feigenbaum. Vor der Tür breitete ein uralter Maulbeerbaum, dessen enormer Stamm nur noch ein abgeschälter Zylinder war, seine schattigen Zweige mit dem reichen Blätterwerk rundherum aus.
Als le Papet Ugolin diesen Hof als Vorschuß auf die Erbschaft gab, hatte er gesagt:
»Wenn ich tot bin, wirst du im Haus Soubeyran wohnen, aber bis dahin richte Massacan her, damit du es später an irgendeinen Bauern verpachten oder an eines deiner Kinder übergeben kannst …«
Aber Ugolin dachte, daß er niemals heiraten, das Haus im Dorf an einen Herrn aus der Stadt vermieten und selbst seine Tage auf dem kleinen Hof in den Hügeln beschließen würde, wo er in aller Ruhe mit sich selbst sprechen und – bei geschlossenen Türen – seine Goldstücke zählen konnte.
Sein Vater hatte ihm zweiunddreißig hinterlassen, in einem kleinen, gußeisernen Kochtopf, der in der Küche unter einem Fuß seines Bettes vergraben war. Alle vier oder fünf Monate vergrößerte er diesen Schatz um einen weiteren Louisdor. Er breitete den Schatz auf dem Tisch aus, und im gelben Schein einer Kerze zählte er ihn immer wieder, das geladene Gewehr an der Seite. Da streichelte er dann die hellglänzenden Münzen, rieb sie an seiner Wange, und bevor er sie wieder in den Topf zurücklegte, küßte er eine nach der anderen.
Von Zeit zu Zeit schlug le Papet, der die Familie gern wieder aufleben lassen wollte, ihm irgendein Dorfmädchen vor, das sich nur zu gern unter Hinzubringung einiger Parzellen mit den Soubeyranschen Ländereien verheiratet hätte. Aber Ugolin antwortete jedesmal: »Ich habe kein Maultier, denn du leihst mir ja deines. Ich habe weder Hühner noch Ziegen, weil die alles verwüsten. Ich trage keine Socken, die kitzeln mich. Was soll ich da mit einer Frau?«
»Es gibt noch so etwas wie das Gefühl«, sagte le Papet.
»Wenn du das meinst«, erwiderte der gefühlvolle Ugolin, »deshalb besuche ich jede Woche, wenn ich nach Aubagne gehe, für eine halbe Stunde den ›Feigenbaum‹, um mir die dummen Gedanken aus dem Kopf zu schlagen … Ich habe mir ausgerechnet, daß mich das etwa fünfzig Francs im Monat kostet, und bei einer großen Auswahl … Eine Frau hingegen muß man ernähren und anziehen, sie würde die ganze Zeit mit mir reden und sich in meinem Bett breitmachen wollen. Später einmal werden wir dann schon sehen …«
Le Papet bestand nicht darauf. Aber eines Tages, als er zum Essen nach Massacan gekommen war, betrachtete er die leere Küche, schüttelte den Kopf und sagte: »Galinette, so kann das nicht weitergehen! Dein Haus ist ein Dreckhaufen, deine Betttücher sind schon halb verfault, dein Hemd zerfällt in Lumpen, und man sieht deinen Hintern durch die Hosen. Heirate noch nicht, wenn du keine Lust dazu hast, aber von Zeit zu Zeit muß eine Frau her. Ich werde jemanden für dich finden.«
Und so kam er noch am gleichen Abend mit Adélie zurück, die einen Strohbesen und einen Schrubber mit langem Stiel über der Schulter trug. Sie war eine vierzigjährige Witwe, ehemals blond, ungekämmt, mit schlabberndem Busen unter ihrer Ärmelschürze. Sie hatte große Kuhaugen, einen dicken Mund und mitten auf der Backe ein mit blonden Härchen verziertes Muttermal.
»Das ist Adélie«, sagte le Papet, »sie ist anständig, und schwer arbeiten kann sie auch.«
»Soll sie jeden Tag kommen?« fragte Ugolin beunruhigt.
»Dreimal die Woche! Dreißig Sous am Tag. Das ist nicht teuer und lohnt sich. Na, schau sie doch mal an!«
Délie, mit dem Besen bewaffnet, kehrte bereits große Staubwolken, die sie unter dem Schrank hervorgeholt hatte, aus der Tür. »Sie brauchen sich nicht so zu beeilen, Délie«, sagte Ugolin. »Kommen Sie her, setzen Sie sich und trinken Sie ein Glas Wein, damit wir uns besprechen können.«
Délie kam näher und holte sich einen Stuhl, ohne ihren Besen aus der Hand zu geben.
»Es ist alles schon besprochen«, sagte le Papet. »Sie kommt Montag, Mittwoch und Samstag, um sieben Uhr früh. Sie bringt dir Brot mit, macht deinen Haushalt und kocht dein Mittagessen für zwei Tage. Nicht für abends, das steht nicht dafür. Du kommst ja immer zu mir zum Abendessen. Und dann wird sie deine Wäsche zum Waschen mitnehmen und dir deine Sachen flicken. Und abends um sechs Uhr geht sie wieder.«
»Am Samstag wäre es besser, wenn sie hier schlafen würde«, sagte Ugolin.
»Zu welchem Zweck?« fragte Délie.
»Um mir Gesellschaft zu leisten. Sie haben keinen Mann mehr, und ich habe keine Frau, das tut niemandem weh!«
»Warum nicht?« sagte le Papet.
»Was mich betrifft«, sagte Délie ziemlich pflaumenweich, »mir haben solche Sachen noch nie gefallen.«
»Mir auch nicht«, sagte Ugolin. »Aber ich bin jung und habe starkes Blut, die Natur verlangt es.«
»Und ob«, sagte le Papet. »Das sind so Sachen, die man loswerden muß, sonst plagen sie einen und hindern einen noch am Arbeiten.«
Délie zuckte die Achseln und zeigte keinerlei Begeisterung.
»Hör zu, Délie. Ich werde dich nicht damit langweilen, daß ich dir den Hof mache, wie das viele tun. Ich werde dir keine Liebesworte sagen, ich weiß auch gar keine. Und dann werde ich dich auch nicht beim Schlafen stören. Außerdem, paß auf, wenn du am Samstag hier bleibst, gebe ich dir noch vierzig Sous mehr!«
»Also nein!« sagte Délie beleidigt. »Also nein! Das wäre ja ekelhaft, sich für sowas bezahlen zu lassen. Aber wenn du willst, kannst du mir vierzig Sous am Tag geben statt dreißig, und vielleicht werde ich dann dableiben. Denn am Samstag amüsieren sich alle im Dorf, und da weiß ich nicht, was ich anfangen soll.«
»Gut«, sagte le Papet, »nachdem ihr einig seid, brauchen wir nicht mehr darüber zu reden.«
Adélie stand auf und machte sich eifrig wieder auf die Jagd nach den Staubwolken.
»Komm, Papet!« sagte Ugolin. »Ich muß mit dir sprechen. Und nachher werde ich dir etwas zeigen. Komm!«
Er zog den Greis unter den Maulbeerbaum und ließ ihn sich auf das Mäuerchen setzen, das den Stamm des alten Baumes umgab. »Vor allem muß ich dir etwas sagen. Dieses Leben, das ich hier führe, ist nicht interessant. Ich arbeite viel, und es bringt mir nichts ein. Zwei Säcke Erbsen, sechs Körbe Aprikosen, zwanzig Liter Öl, drei Stückfaß Wein, geknackte Oliven, einige Dutzend Drosseln, hundert Kilo getrocknete Feigen, das ist doch nicht der Mühe wert. Alles in allem habe ich dieses Jahr siebenhundert Francs verdient … Ich will eine richtige Arbeit anfangen.«
»Bravo! Du machst mir Vergnügen, weil ich schon selbst daran gedacht habe. Ich habe den Plan zu Haus, und auch die Unkosten sind schon ausgerechnet.«
Ugolin schien beunruhigt.
»Und was ist das für ein Plan?«
»Ich möchte den großen Obstgarten der Soubeyrans auf dem ganzen Plateau des Solitaire wieder anpflanzen, so wie er zur Zeit meines Vaters gewesen ist: zweihundert Feigenbäume, zweihundert Pflaumenbäume, zweihundert Aprikosenbäume, zweihundert Pfirsichbäume, zweihundert Bäumchen mit Prinzeßmandeln. Tausend Bäume auf zwanzig Reihen mit zehn Meter Abstand und zwischen den Reihen, auf Eisendraht gezogen, Muskateller-Wein. Du wirst zwischen einer Mauer von Reben gehen und durch die Trauben den Himmel sehen … Das würde ein Denkmal sein, Galinette, das wäre schön wie eine Kirche, und kein echter Bauer würde eintreten, ohne das Kreuz zu schlagen!«
Ugolin, dem es recht ungemütlich wurde, wandte ängstlich ein: »Und du glaubst, ich kann das alles allein machen? Dazu braucht man fünf Männer, fünf Jahre und sehr viel Geld!«
»Ganz gewiß! Ich rechne mit mindestens fünfzigtausend Francs, aber es würde enorm viel wieder einbringen.«
»Keineswegs, Papet! Glaub nur das nicht! Erstens findest du nirgends mehr tüchtige Leute, und dann muß man sie überwachen, sie kommandieren, und das ist eine große Sorge. Und dann muß man die Pflaumen, die Pfirsiche und sogar die Aprikosen jedes zweite Jahr den Schweinen geben, weil es so viele sind, daß man keine zehn Sous für das Kilo bekommt … Denn wie es scheint, ziehen die von Arles und Avignon seit drei oder vier Jahren soviel Obst, daß sie Schiffe voll wegschicken und man nicht mehr weiß, was man damit machen soll … Seitdem haben die von Géménos, von Roquevaire, von Pont de TEtoile ihre Obstbäume wieder herausgerissen und pflanzen stattdessen andere Sachen … Aber weil du willst, daß ich mich verbessere, was ich gern tun würde – und was ich dir noch nicht gesagt habe –, werde ich es dir jetzt zeigen.« Er schob seinen Arm unter den von Papet und führte ihn hinter den Bauernhof.
Während seines Militärdienstes in Antibes hatte Ugolin einen sehr sympathischen Burschen als Zimmernachbarn gehabt. Dieser Attilio Tornabua hatte zu ihm gesagt: »Ich bin Bauer wie du auch. Ich züchte Blumen.« Diese Vorstellung war ihm zuerst so extravagant vorgekommen, daß er sie für einen Scherz hielt. Aber Attilio hatte ihn eines Sonntags zu seinem Vater eingeladen, und da war Ugolin ganz geblendet. Aristoteles Tornabua erzählte bei Tisch, wie er vor dreißig Jahren mit einem Brot und einigen Zwiebeln im Rucksack aus Piemont gekommen war. Ein Paar Schuhe hatte er an den Schnürsenkeln über die Schulter gehängt, um sie zu schonen. Und jetzt besaß er eine große Farm, hübsch wie ein Stadthaus, mit blauen Vorhängen an allen Fenstern und einer lackierten Haustür; ein Eßzimmer mit geschnitzter Kredenz und Stühle mit gefedertem Sitz aus Rohrfaser. Madame Aristoteles trug Kragen und Manschetten aus echter Spitze, eine goldene Kette und blitzende Ohrgehänge, und das Dienstmädchen sah aus wie eine Dame. Attilio hatte zwei Fahrräder, zwei Jagdgewehre, ein Boot, um zum Fischen zu fahren, und bei Tisch hatte man eine ganze Hammelkeule gegessen und Markenwein dazu getrunken. Und das alles mit Nelkenzucht!
Aus diesem Grund arbeitete Ugolin jeden Abend, wenn sie »Ausgang« hatten, mit seinem Kameraden auf den Nelkenfeldern, um zu lernen, und am Tag der endgültigen Entlassung hatte er heimlich dreißig Schößlinge nach les Bastides mitgebracht. Ohne Papet etwas davon zu sagen, hatte er sie hinter Massacan mit aller Sorgfalt eines echten Blumenzüchters eingepflanzt. Danach hatte er sie mit einer Rosmarinhecke umgeben, um sie vor einem möglichen Mistralangriff zu schützen und, vor allem, um sie vor den Blicken irgendeines verirrten Jägers zu verbergen, der darüber im Dorf hätte reden können.
Jeden Abend deckte er sie mit alten Decken zu, die er auf horizontal angebrachten Stangen über einer dicken Schicht trockener Kräuter ausbreitete. Und jeden Morgen hatte er zehn Eimer Wasser aus seiner Zisterne heraufgezogen, um sie zu gießen, eine nach der anderen und mit wahrer Liebe.
Sobald sie um das Gebäude herumgegangen waren, zeigte Ugolin mit sieghafter Gebärde auf die kleine Pflanzung. Le Papet betrachtete verblüfft die leuchtenden Blumen, wandte sich seinem Neffen zu, betrachtete die Blumen noch einmal und sagte schließlich: »Also damit vertreibst du dir die Zeit.«
Nun erzählte Ugolin des langen und breiten von den Kulturen Attilios und von seinem schönen Haus … Le Papet brummte, zuckte die Achseln und zog den Schluß: »Du hast gut erzählen, solche Bauern gibt’s nur in der Phantasie.«
Aber Ugolin pflückte dreißig vollerblühte Nelken, band den Strauß mit einem Streifen Bast zusammen, wickelte ihn in ein Stück Zeitungspapier und forderte le Papet auf, ihn in seinem Dogcart nach Aubagne zu kutschieren.
Dort betrat er entschlossen ein schönes Blumengeschäft, riß die Zeitung auf, legte den Strauß auf den Ladentisch und fragte: »Wieviel geben Sie mir dafür?«
Der Inhaber des Ladens, kahlköpfig, mit weißem Bärtchen und einem Kneifer auf der Nase, nahm die Blumen, prüfte sie und sagte: »Die sind aber schön!«
»Es sind Malmaison-Nelken«, sagte Ugolin.
»Schöne Stengel«, wiederholte der Blumenhändler.
»Wieviel geben Sie mir dafür?«
»Wenn Sie im Februar gekommen wären, hätte ich gut und gern bis zu fünfzig Sous bezahlt … Aber jetzt ist die Saison zu Ende …«
Er prüfte die Nelken nochmals und sog ihren Duft ein. »Zwanzig Sous sind sie trotzdem wert. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte Ugolin. Er warf le Papet einen Seitenblick zu, während der Ladenbesitzer die Blumen zählte.
Der Greis überlegte: »Zwanzig Sous – das ist der Preis für zwei Kilo Kartoffeln oder einen Liter Wein … Für einen solchen Strauß ist es immerhin interessant …«
Aber der Blumenhändler sagte lächelnd zu Ugolin: »Haben Sie zehn Francs?«
»Ja«, sagte Ugolin, der seine Taschen durchsuchte. Le Papet verstand gar nichts mehr. Wozu zehn Francs? Da nahm der Blumenhändler das Zehnfrancstück und gab stattdessen einen Schein von fünfzig Francs heraus, den Ugolin in seine Tasche steckte.
Auf dem Rückweg, den das Maultier besser kannte als den Hinweg, schwieg le Papet und ließ die Zügel hängen. Ugolin sagte: »Ich mache dich darauf aufmerksam, erstens: daß Attilio diese Schößlinge weggeworfen hatte, weil sie etwas ›schwächlich‹ waren. Zweitens: daß ich sie nicht vor meiner Entlassung einpflanzen konnte, was heißen will, daß ich sie einen Monat zu spät in die Erde setzte. Drittens: hatte ich weder Migou- noch Furnier du Mouton-Schößlinge, die Favoriten unter den Nelken. Viertens …«
»Viertens«, sagte le Papet, »hat er dir vierzig Francs gegeben, und das beweist, daß du recht hattest und daß man so etwas machen muß. Wenn es schon soviel Leute gibt, die feige genug sind, für Blumen mehr als für Beefsteaks zu bezahlen, muß man Blumen züchten. Warum hast du mir das nicht früher erzählt?«
»Weil ich es zuerst versuchen wollte … und wissen, ob die Erde hier sich dafür eignet … Und dann wollte ich sie dir in der Blüte zeigen, damit du verstehst …«
»Nicht die Blumen habe ich verstanden, sondern den Blumenhändler. Hüh, Carogne! Aber leicht wird es nicht sein. Da muß es manche Tricks geben.«
»Ganz gewiß. Aber die kenne ich. Attilio hat mir alles gezeigt, ich habe fast jeden Sonntag mit ihm gearbeitet und auch abends oft. Ich habe eine Liste aller Mittel gegen Blumenkrankheiten, und Attilio wird mir die Schößlinge geben.«
»Wieviel Geld ist nötig, um im großen anzufangen?«
Ugolin zögerte, zwinkerte mit den Augen, zuckte die Achseln und sagte schließlich: »Fünfzehntausend Francs.«
Le Papet schob seinen Hut ins Genick, kratzte sich die Stirn, schüttelte den Kopf, peitschte das Maultier, das im Begriff war einzuschlafen, und sagte dann schließlich: »Ich werde sie dir geben.«
»Papet, du bist zu gut.«
»Nicht so sehr das«, erwiderte der Greis. »Ich gebe sie dir nicht für dich. Sie sind für die Soubeyrans. Die auf dem Friedhof und die, die kommen werden. Hüh, Carogne!«
Nach einem Stillschweigen fing Ugolin wieder an: »Eine einzige Sache plagt mich.«
»Und was für eine?«
»Das Wasser. Eine Nelkenpflanze säuft ebensoviel wie ein Mensch. Um diese dreißig Pflanzen zu begießen, habe ich mir mit dem Zisternenstrick die Haut von den Händen geschunden …«
»Man kann eine Pumpe anbringen«, sagte le Papet.
»Das schon, aber wenn wir fünfhundert Pflanzen zu gießen haben, wird der Brunnen nach vier Tagen leer sein …«
»Das ist ein Problem.«
Nachdenklich peitschte er das Maultier, das mit einer betäubenden Furzkanonade antwortete. »So ein Charakter!! Hätte dieses Biest die Nase an der Stelle des Schwanzes, könnte es nicht länger atmen.«
»Wir auch nicht«, sagte Ugolin, und sogleich brach er aus: »Man müßte ein riesiges Bassin anlegen, mit Rinnen, die das Regenwasser des ganzen Tales auffangen …«
»Möchtest du in Massacan anpflanzen?«
»Natürlich«, antwortete Ugolin. »Dort oben ist es windgeschützt, und man hat die ideale Blumenerde … Das hab ich dir bewiesen.«
»Gut, gut … Mir fällt etwas ein. Wenn man Pique-Bouffigue das Feld mit der Quelle abkaufen könnte, oben in Rosmarin, das dreihundert Meter höher liegt als du?«
»Hat diese Quelle denn noch Wasser? Ich habe meinen Vater davon sprechen hören, aber er sagte, sie sei versiegt.«
»Sie ist mehr als zur Hälfte verstopft, soviel ist sicher. Pique-Bouffigue baut nichts an, trinkt nur Wein und wäscht sich nie … Aber in meiner Jugend war das ein hübscher Bach, und sein Vater, Camoins der Alte, produzierte Karren voller Gemüse … Vielleicht, daß man mit drei, vier Spatenstichen …«
»Du glaubst, er würde seinen Hof verkaufen?«
»Das Haus nicht, wohlverstanden. Aber vielleicht das Feld und die Quelle. Er hat nichts damit im Sinn und wird auch nie etwas daraus machen. Wenn man ihn Geld sehen läßt …«
Pique-Bouffigue, das war Marius Camoins, aber man nannte ihn seit dreißig Jahren Pique-Bouffigue, denn nachdem er vom Regiment entlassen worden war, hatte er den Dorfbewohnern gezeigt, wie man mit einer gewöhnlichen Nähnadel und einem Baumwollfaden Wasserblasen kuriert. Da man ihn seit Menschengedenken niemals hatte arbeiten sehen, war man sehr erstaunt, daß ausgerechnet er einen Arbeitsunfall heilen konnte. Er erklärte das so, daß er, um einem Gepäckmarsch von vierundzwanzig Stunden zu entgehen, am Morgen vorher einen Hosenknopf in seinen Stiefelabsatz gelegt hatte, was ihm eine tadellose Wasserblase verschaffte. Aber ein Sanitäter hatte ihn durch diese Nadel- und Fadentechnik unglücklicherweise für den nächsten Tag wieder auf die Beine gebracht.
Bei diesen Bauern, deren Hauptfunktion darin bestand, die Stiele ihrer Spaten zu verlängern, waren Wasserblasen die Berufskrankheit. Das Heilmittel, das der größte Nichtstuer des Dorfes einführte, hatte einen schönen Erfolg und brachte dem Mittelsmann nicht nur alle Hochachtung, sondern auch seinen glorreichen Spitznamen ein.
Er war hochgewachsen, knochig und mager. Um sein Äußeres unbekümmert, rasierte er sich mit einer Schere, was einen etwa vier Tage alten Bart stehen ließ, der übrigens schwarz und glänzend war und einen drolligen Kontrast zu seinen weißen Haaren bildete.
Am Ende eines Hügeltals, dreihundert Meter von Massacan, bewohnte er den uralten Bauernhof, auf dem er geboren war. Von Pinien umgeben, lagen die Stille der Einsamkeit über ihm, Harzgeruch und das Parfüm von Rosmarin. Rechts und links grenzte der Wald an den Rand eines langen Feldes, das von einem ziemlich hohen, vom Alter morschen Zaun umfriedet war. Früher hatte er die Anpflanzungen vor den nächtlichen Einbrüchen der Hasen schützen müssen; jetzt war er nur noch ein zerbrochenes, morsches Gitter, das sich an verfaulte Holzpflöcke klammerte. Dieser Zaun mit seinen vielen Breschen hatte das Vordringen der Bergheide nicht aufhalten können, und das Feld war von wuchernden Disteln, Rosmarin und Ginster überwachsen. Aus dem Gestrüpp tauchten etwa dreißig antike Olivenstämme auf; die dichten Äste, von toten Parasitengewächsen behangen, und Büschel von jungen Trieben, die den unsichtbaren Stamm umgaben, waren Beweis genug für ihre Vernachlässigung.
Am Ende des Feldes vereinigten sich die beiden Pinien vor dem Horizont über einem uralten Bauernhof neben einem Schuppen, dessen Tore auseinanderklafften. Ein Fußweg zweigte vom Maultierpfad ab, der am Hügel entlangführte und sich in einem hohen Gestrüpp von Rosmarin verlor … Vor der Front eine Terrasse von gestampfter Erde, mit einem Mäuerchen gleich großer Steine umgeben; schwarze Holzpfosten stützten eine alte, halb abgestorbene und ausgefranste Weinranke. Das war die Rosmarin-Farm, der einsame Aufenthalt von Pique-Bouffigue.
Zu jener Zeit zündeten weder nette Pfadfinder noch sympathische Zeltbewohner unter ihrem Sonntagskotelett knisternde Reisigfeuer an, wie sie seither von der Sainte-Victoire bis zum Mont-Barou ihre Funken sprühen. Damals bedeckten noch enorme Pinien die lange Bergkette, die unser Mittelmeer säumt, und man behauptete, ohne allzusehr zu übertreiben, daß es möglich wäre, zu Fuß von Aix nach Nizza zu wandern, ohne sich der Sonne aussetzen zu müssen.
Unter dieser Deckung im Gestrüpp von Ginster und Bergeichen verbargen sich ganze Scharen von Rebhühnern, Kaninchen und große rötliche Hasen, die sich dadurch, daß sie sich hauptsächlich von Thymian nährten, bereits für den Spieß vorbereitet hatten.
Je nach der Jahreszeit tauchten dann Schwärme von Drosseln, Staren und Weißschwänzen auf, vereinzelt Bekassinen, und in den Hochtälern Wildschweinfamilien, die im Winter bis in die Nähe der Dörfer herunterkamen.
Aus diesem Grund hatte Pique-Bouffigue die Landwirtschaft aufgegeben und beizeiten seine ganze Aktivität dem Wildern gewidmet. Der heimliche Verkauf seiner Beute an die Gastwirtschaften von Aubagne, Rouquevaire oder Pichauris brachte ihm viel mehr ein als das Pflanzen von Kichererbsen oder die Olivenernte. Er hatte noch nicht einmal einen Gemüsegarten, und man sagte ihm nach, daß er eine Rübe von einem Kohlkopf nicht unterscheiden könne. Er kaufte all sein Gemüse auf dem Markt und aß jeden Tag Fleisch wie ein Sommergast. Das heißt also, daß er weitaus glücklicher war als die reichen Dickwänste von Aubagne, die sich ihres vielen Geldes wegen andauernd den Kopf zerbrachen. Aber eines Tages war dieses Glück von einer Katastrophe unterbrochen worden, die den Ruhm von Pique-Bouffigue dadurch krönen sollte, daß man oft die Polizei im Dorf hatte und in den zwei verschiedenen Zeitungen, die vom Herrn Pfarrer und vom Bürgermeister gelesen wurden, das Porträt des stolzen Wilderers sah.
Sechs Monate vorher war ein »Fremder von draußen« in das Dorf des Ombrées auf der anderen Seite des Hügels eingezogen. Er kam – woher wußte man nicht – aber ganz bestimmt aus dem Norden, denn er hatte die lächerliche Angewohnheit, das stumme »e« nicht auszusprechen wie in den Pariser Chansons, und obendrein behielt er ständig einen großen, schwarzen Hut auf aus Angst vor der Sonne. Er war ein Mann von hoher Statur, mit dicken, schweren Händen, einem groben, rötlichen Gesicht und roten Wimpern um seine blauen Augen. Er nannte sich mit fremdländischem Namen: Siméon.
Genau oberhalb von des Ombrées hatte er sich in den Hügeln eine kleine Hütte gekauft, wo er mit einer umfangreichen Frau seiner Rasse hauste, die einen Gemüsegarten anlegte und ein paar Hühner hielt. Dieser Siméon gab vor, die Eingeborenen zu verachten, die ihn ihrerseits schief ansahen. Alljährlich erwarb er einen Jagdschein, um seine häufigen Ausflüge in die Hügel zu rechtfertigen. Aber seine Hauptwaffe war nicht das Gewehr; vielmehr stellte er Fallen, legte Schlingen, Drahtnetze und Vogelleimruten um kleine, sorgfältig verborgene Trinknäpfe, die er jeden Tag mit Wasser füllte.
Zweimal in der Woche fuhr er per Rad nach Marseille; dazu zog er den blauen Overall der Rohrleger an und befestigte auf dem Gepäckträger einen großen Werkzeugkasten, der mit Drosseln, Kaninchen und Rebhühnern angefüllt war. Auf den Deckel band er einen riesigen Schraubenschlüssel und einen ganz neuen kupfernen Wasserhahn.
Daß er wilderte, störte niemanden. Das tat alle Welt in des Ombrées, und die Hügel waren unendlich, aber man merkte bald, daß er fremde Fallen bestahl, und von allen Diebstählen ist das der abscheulichste. Zwei Männer aus des Ombrées, die zu ihm gegangen waren, um ihm blutige Vorwürfe zu machen, kamen ihrerseits blutüberströmt nach Hause. Daraufhin lauerten ihm eines schönen Juliabends ein Dutzend »Jugendlicher« am Fußweg nach Baume-Rouge auf und trugen ihn auf einer Leiter, die der Schreiner hergeliehen hatte, heim, wozu sie eine Art Kanon sangen, der auf Provenzalisch sagte:
Geh doch weg und fort mit dir,
adieu, du armer Kümmeltürke …
Siméons Gesicht war violett vor Wut, und seine ungleichen Nasenlöcher zitterten unter seinen schrägen Augen.
Er verließ des Ombrées nicht, verstand aber die ganze Bedeutung dieser Zeremonie, als der Bäcker, während er sein Brot auswog, ihm erklärte, es handle sich um eine einfache Warnung. Daraufhin entschloß er sich, nur noch in weiter Entfernung auf der anderen Seite der Tête-Rouge zu jagen, und infolgedessen betrat er widerrechtlich das Gebiet von les Bastides, das Pique-Bouffigue als seine Domäne erachtete.
Der fand sehr schnell heraus, daß jemand hierher kam und »seinen« Kaninchen und Rebhühnern Fallen stellte. Er machte eine kleine Umfrage in les Bastides bei denen, die er für gleichberechtigt hielt. Das Ergebnis war negativ, aber ein paar Tage später konnte er nach einem Gewitter den Spuren eines Unbekannten folgen, so großen Fußabdrücken, daß es ganz gewiß nicht die eines Dorfbewohners sein konnten. Ein solcher Grössenwahnsfuß wäre längst berühmt gewesen. Er dachte also, daß es sich um einen Wilderer aus Aubagne oder des Ombrées handeln müsse und verurteilte dessen tolle Dreistigkeit; immerhin respektierte er die Falle, wie die Tradition es verlangte.
Aber acht Tage später bekam er einen Wutanfall, als er feststellte, daß der Unbekannte seine eigenen Fallen plünderte. Er überwachte sie also aus nächster Nähe, und in der Refresquière-Schlucht ertappte er den Mann mit dem Schlapphut auf frischer Tat. Ohne sich im mindesten durch die Athletengestalt des Diebes einschüchtern zu lassen und obwohl er sein Gewehr nicht mitgenommen hatte, beschimpfte er ihn gröblich, forderte ihn auf, ihm sämtliche verschwundenen Fallen zurückzuerstatten und hundert Francs Schadenersatz dazu. Der andere tat so, als wolle er ihm die Falle demütig aushändigen, die er zu stehlen gerade im Begriff war, und plötzlich packte er ihn an der Gurgel. Der überraschte Pique-Bouffigue, bereits halb erstickt, erhielt eine gehörige Tracht Prügel. Während er versuchte, wieder zu sich zu kommen und sich unter seinen geschwollenen Augen blaue Beulen bildeten, riß der Fremde ihm seinen Rucksack herunter, nahm die sechs Fallen an sich, die er enthielt, und verbot ihm, sich je wieder auf diesen Hügeln sehen zu lassen. Pique-Bouffigue, halb zusammengeschlagen und ganz verblüfft, hatte nicht die Kraft, auf diese ehrenrührigen Drohungen zu antworten, und sah ihn, ohne ein Wort zu sagen, verschwinden. Mühselig schleppte er sich in sein Haus, wo er zwei Tage blieb, einen Kräuterverband auf seine Wunden legte und in seinem halbzerquetschten Kopf die Rache vorbereitete.
Am Morgen des dritten Tages fühlte er sich geheilt und sah mit Vergnügen, daß sein Gesicht keine Spur der Schlägerei mehr trug; er frühstückte eine schöne Zwiebel und eine gute Handvoll Mandeln, die er auf der Tischecke zwischen zwei Steinen zerknackte, und trank ein großes Glas Wein. Dann sammelte er all seine Kaninchenfallen – er hatte ein Dutzend davon – und verteilte sie sämtlich auf den kleinen Hügeln und um den Rosmarin-Hof herum. Während dieser Unternehmungen wiederholte er mehrere Male – wie um sich eine wichtige Sache einzuprägen –: »Nur eines brauche ich für morgen abend, aber das brauche ich unbedingt.«
Gesagt, getan, ging er wieder heim und nahm sein Kaliber Nr. 12 zur Hand. Dieses Gewehr war sein Luxus und sein Stolz. Ein Gelegenheitskauf, den er bei einem Waffenhändler von Aubagne für den sagenhaften Preis von dreihundert Francs getätigt hatte, denn es war ein Gewehr ohne Abzugshahn, ein »Hammerless«, von ihm das »Namerless« genannt. Es schoß mit einem blitzendgelben Spezialpulver, das sämtliche Gewehre des Dorfes zerrissen hätte, vom Namerless aber fröhlich bewältigt wurde. Er betrachtete es, wog es in der Hand, ließ den Drücker spielen, sicherte ihn und sagte plötzlich: »Nein, das nicht. Es ist zu bekannt.«
Er stieg auf den Speicher und kam mit dem uralten Zündnadelgewehr seines Vaters herunter, einer langen, schweren Donnerbüchse, die durch den Vorderlauf geladen wurde. Er fand das Pulverrohr wieder, die Kapseln, die man auf den kleinen Abzug setzt, rollte eine Kugel, indem er ein Stückchen Bleirohr schmolz und kaute lange an einem Papierfetzchen, um so Schießwolle herzustellen. Zum Schluß lud er die ehrwürdige Waffe mit minutiöser Sorgfalt und versteckte sie in der hohen Standuhr.
Dann nahm er sein »Namerless«, schraubte das Korn heraus, rollte es in ein Stück Papier und verbarg das kleine Paket in dem Wurzelloch eines Olivenbaumes, bewohnt von einer Kolonie von Wespen, die imstande waren, kaum zu erwartende Neugierige fernzuhalten.