New York im Jahr 2023: Tief unten in der Kanalisation tummelt sich Meisterbrau, ein mutierter weißer Hai und Liebhaber klassischer Musik. Währenddessen wird hoch über den Schluchten Manhattans ein neuer Turm zu Babel gebaut, nach dem Willen des visionären Trillionärs Harry Gant, der seinen Reichtum mit der Erfindung von Automatischen Dienern begründet hat. Und ausgerechnet so ein Roboter soll den Tycoon Amberson Teaneck erschlagen haben? Auf der Suche nach dem Mörder wird ein gigantisches Komplott entdeckt.
Hanser E-Book
Matt Ruff
Die Trilogie der Stadtwerke
Aus dem Amerikanischen von Giovanni und Ditte Bandini
Carl Hanser Verlag
Für Ayn Rand
Who’s who auf der sozialen Stufenleiter
Reiche
Harry Gant, Generaldirektor von Gant Industries
Amberson Teaneck, ein verstorbener Firmenaufkäufer
Wohlhabende und Mittelständler
Joan Fine, eine weiße liberale Katholikin
Lexa Thatcher, Herausgeberin des Long Distance Call
Die Crew des U-Boots »Yabba-Dabba-Doo«:
Philo Dufresne, Kapitän
Morris Kazenstein, erster Offizier und jüdisch-amerikanisches Allround-Wunderkind
Irma Rajamutti, Chefmaschinistin
Oliver, Heathcliff, Mowgli, Galahad und Klein Nell Kazenstein, Maschinenraumbesatzung
Neunundzwanzig-Wörter-für-Schnee, ein Inuit-Findelkind
Marshall Ali, Neunundzwanzig-Wörters kurdischer Mentor
Norma Eckland, Kommunikationsoffizier
Asta Wills, Sonartechnikerin
Osman Hamid, U-Boot-Fahrer
Jael Bolívar, Schiffsbiologin
Manager und PR-Leute von Gant Industries:
Vanna Domingo, Regulatorin der Öffentlichen Meinung
Clayton Bryce, Leiter der Abteilung für Kreative Buchhaltung
Whitey Caspian, ein Techniker der Öffentlichen Meinung
C.D. Singh, ein Lobbyist im Kongreß
Bartholomew Frum, eine Nachwuchskraft
Fouad Nassif, eine weitere Nachwuchskraft
Seraphina Dufresne, die neunzehnjährige Tochter von Philo Dufresne (und der verstorbenen Flora Daris)
Rabi Thatcher, Lexa Thatchers und Philos siebenjährige Tochter
Ellen Leeuwenhoek, Fotografin und Enthüllungsreporterin des Long Distance Call
Toshiro Goodhead, Stripteasetänzer
Ernest G. Vogelsang, FBI-Agent, Sektion für un-un-amerikanische Umtriebe
Arbeiter, Arme & Supra-Arme
Kite Edmonds, aus Kanada gebürtige hunderteinundachtzigjährige Veteranin des amerikanischen Bürgerkriegs
Maxwell, Veteran des schwarzafrikanischen Freihandelskrieges von 07
Troubadour Penzias, ein weiterer Veteran des schwarzafrikanischen Freihandelskrieges von 07
Kapitän Chance Baker, vom Eisbrecher »South Furrow« und später vom U-Boot-Jäger »Mitterrand Sierra«
Kapitänin Wendy Mankiller, vom Kampf-U-Boot »City of Women«
Mitarbeiter des Zoologischen Dezernats der Abwässerbehörde von New York City:
Fatima Sigorski, Koordinatorin
Lenny Prohaska und Art Hartower vom May-Team 23
Eddi Wilder, Nachwuchskraft, May-Team 23
Frankie Lonzo und Salvatore Condulucci, Fisch-Cowboys des Städtischen Aquariums von New York
Oscar Hill, ein glückloser Pfadfinderführer
Oblio Wattles, ein glückloser Pfadfinder
Es überkommt mich ...
Es überkommt mich ein sehr komisches Gefühl,wenn ich eure Generation ansehe. Wißt ihr, wir hatten immer so diese Vorstellung, daß jede neue Generation optimistischer sein würde, daß jede neue Generation fortschrittlicher sein und lauter nach Freiheit und Gerechtigkeit rufen würde. Aber mein jüngster Sohn, der jetzt sechzehn ist, sagt zu mir: »Dad, du bist ein sentimentaler Grufti. Du meinst, daß es irgendwann besser werden wird, daß noch irgendeine Hoffnung besteht«, sagt er, »aber keiner von uns glaubt daran.« Und dann erzählt er mir, daß die halbe Weltbevölkerung an Aids sterben wird, daß die Pole abschmelzen werden, daß der tropische Regenwald in dreißig Jahren restlos verschwunden sein wird und wir dann keinen Sauerstoff mehr haben, was aber gar keine Rolle spielt, weil’s sowieso noch höchstens sieben Jahre bis zum nuklearen Holocaust dauert, und wenn ich Zweifel an den Zeitangaben anmelde, sagt er, daß er mir das auf seinem Rechner beweisen kann… Wenn ich von der nächsten Generation irgendeinen Beitrag erwarte, dann ist es die Entdeckung, wie man, ohne jegliche Hoffnung, für soziale Veränderungen kämpft.
Wißt ihr, wenn man in den sechziger Jahren auf die Erde sprang, sprang sie zurück, genau wie Einstein es vorausgesagt hatte. Wir wußten, daß wir jede Schlacht gewinnen würden, weil wir jeden Tag erwachsener wurden. Jeder Tag war ein neuer Tag, und am Rande des Abgrunds zu leben war romantisch. Aber vielleicht ist eure Vision die realistischere von beiden…
Abbie Hoffman in der University of South Carolina, 1987
Es heißt, die Leute glauben nicht mehr an Helden. Zum Teufel mit ihnen! Wir beide, Max, wir werden ihnen ihre Helden wiedergeben.
Roger Ward im Film Mad Max
Dementi
Die Aufgabe der Geschichtsschreibung ist, die Vergangenheit gemäß ihrer eigenen – nicht unserer – Logik zu rekonstruieren. Alle Epochen, sagte Ranke, sind Gott gleich nah. Aber sosehr er auch versuchen mag, sich loszureißen, bleibt der Historiker ein Gefangener seiner eigenen Epoche. »Kein Mensch«, schrieb Emerson, »ist imstande, sich gänzlich von seinem Zeitalter und seiner Herkunft zu befreien oder ein Modell zu erschaffen, an dem das Erziehungswesen, die Religion, die Politik, die Sitten und die Künste seiner Zeit keinerlei Anteil hätten. Mag er auch noch so originell, noch so eigenwillig und phantasievoll sein, es ist ihm nicht möglich, aus seinem Werk jede Spur der Gedanken zu tilgen, inmitten deren es entstanden ist.« Der Historiker sitzt, wie jeder andere auch, auf ewig in der Falle der egozentrischen Weltsicht, und der »Gegenwartismus« ist seine Erbsünde.
Arthur M. Schlesinger jr., The Cycles of American History
Die folgende Geschichte sollte nicht als ein ernsthafter Versuch mißverstanden werden, vorauszusagen, wie das Jahr 2023, wenn es erst mal da ist, wirklich sein wird. Jede historische Hochrechnung der Zukunft ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, und überhaupt macht’s viel mehr Spaß, sich das Ganze einfach auszudenken. Die Trilogie der Stadtwerke beschreibt das Jahr 2023 ausschließlich so, wie es 1990 existiert, im Hinterzimmer des Bostoner Hauses, in dem ich diese ersten Worte schreibe.
Ein ganz und gar anderes Jahr…