Tod im Gymnasium

Kriminalroman

Thomas Himmelbauer


ISBN: 978-3-903092-43-3
1. Auflage 2016, Marchtrenk, Österreich
© 2016 Verlag Federfrei

Umschlagabbildung: © nick252, Fotolia
Lektorat: Verlag Federfrei

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Dieser Thriller ist reine Fiktion. Namen und Personen, verschiedene Ereignisse, Orte und Zeiten sind teilweise real, teilweise erfunden. Manche Menschen sind real, andere fiktiv.
Ähnlichkeiten der erfundenen Figuren mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

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Inhalt

Für einen viel zu früh verstorbenen Schulfreund.

 

Meinem Vater und meinem Sohn Dank für die Durchsicht des Manuskripts.

Montag, 6. Dezember

Die Eltern von Patrick Huber verabschiedeten sich und Prof. Dirkbacher blieb allein in der 8A zurück. Er war ein großer, beleibter Mann. Die wenigen Haare, die er noch besaß, waren weiß. Die dicken Gläser seiner Brille – er war stark weitsichtig – ließen seine Augen unnatürlich groß erscheinen. Die Haut in seinem Gesicht hatte eine rötliche Färbung, nicht nur, weil er hohen Blutdruck hatte, sondern auch von Natur aus. Er trug einen altmodischen, braunen Anzug.

Das Gespräch mit den Eltern war zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Patrick war nicht dumm. Wenn er nun wirklich zu lernen anfinge, könnte er die 8. Klasse sicher noch positiv abschließen. Schließlich war ja erst Dezember. Prof. Dirkbacher trank den Kaffee aus, den ihm Schüler vor mehr als zwei Stunden gebracht hatten. Während er seine Aufzeichnungen zusammenpackte und in seine Jacke schlüpfte, bemerkte er erst, wie müde ihn der lange Arbeitstag gemacht hatte. Fünf Stunden Unterricht, eine kurze Mittagspause, dann eine Konferenz und anschließend der Sprechtag, das war genug. Vermutlich in einem Jahr würde er in Pension gehen.

Er blickte auf seine Uhr. 19 Uhr 40. Eigentlich sollte der Sprechtag um 18 Uhr 30 enden. Gut, dass er seine Jacke mitgenommen hatte, denn jetzt musste er nicht mehr in den 2. Stock zur Lehrergarderobe hinaufgehen.

Er verließ die Klasse und trat auf den dämmrigen Gang hinaus. Die anderen Kollegen waren offensichtlich schon lange nach Hause gegangen. Alle Klassentüren waren geschlossen und kein Mensch mehr zu sehen. Es war ruhig im Gebäude. Vom Altbau drang noch Licht herüber. Laut hallten seine Schritte durch das Haus. Als er das Stiegenhaus des Altbaues erreichte, kam Direktor Moosgruber gerade die Treppe herunter. Er war ein kleiner, sehr dicker Mann. Seine Gesichtszüge spiegelten Freundlichkeit und Gemütlichkeit wider.

»Ich dachte schon, ich bin der letzte«, sagte er gut gelaunt.

»Die Eltern von Patrick Huber haben mich fast eine Stunde aufgehalten«, erwiderte Prof. Dirkbacher.

»Kein Wunder, schließlich steht er in Mathematik, Englisch, Französisch und Chemie auf ›Nicht genügend‹, wenn ich mich richtig erinnere. Sind die Eltern einsichtig?«

»Durchaus, aber ob Patrick lernen wird?«, zweifelte Prof. Dirkbacher.

Sie erreichten den Haupteingang und traten in die kalte Dezembernacht hinaus. Direktor Moosgruber verschloss den Eingang und das Gartentor.

»Jetzt werden ja doch keine Eltern mehr im Haus sein«, meinte er lächelnd. Als sie schon einige Schritte die Theodor-Dingler-Gasse hinuntergegangen waren, blickte Direktor Moosgruber zur Schule zurück und sah ein hell erleuchtetes Fenster im 2. Stock.

»Kollege Dirkbacher, ich sehe gerade, dass in der Lehrergarderobe noch das Licht brennt. Könnten Sie es bitte abdrehen? Ich habe es eilig. Ich muss noch zum Direktorentreffen der Christlichen Lehrervereinigung. Sie haben ja den Schlüssel.«

»Gehen Sie nur, ich mache das schon. Gute Nacht.«

»Danke. Gute Nacht.«

Während Direktor Moosgruber davoneilte, kehrte Prof. Dirkbacher zur Schule zurück. Er öffnete Gartentor und Schultor und schloss sie hinter sich wieder ab. Dann betrat er die in Dunkelheit liegende Eingangshalle des Gymnasiums. Vielleicht hätte er sich doch einmal für einen Direktorsposten bewerben sollen? Prof. Dirkbacher ließ seine schwere Aktentasche mitten in der Halle stehen und schaltete das Stiegenhauslicht ein. Er glaubte Schritte im Gebäude zu hören. War noch jemand im Haus? Als Prof. Dirkbacher den ersten Stock erreicht hatte, hörte er deutlich Schritte vom 2. Stock herunter. Es waren also doch noch Kollegen im Gebäude. Prof. Dirkbacher beugte sich über das Geländer und rief hinauf.

»Bitte das Licht in der Lehrergarderobe abdrehen!«

Niemand antwortete ihm. Aber eilige Schritte hallten noch immer durch das Gebäude. Da stellt sich wieder einer taub, dachte Prof. Dirkbacher.

»Bitte das Licht in der Lehrergarderobe abdrehen!«, rief er so laut er konnte.

Niemand antwortete und auch Schritte waren keine mehr zu hören. Vielleicht war eine Kollegin in den Neubau hinübergegangen, um beim Hintereingang das Haus zu verlassen. Prof. Dirkbacher war sich sicher, dass es eine Kollegin war.

Er hatte durchaus ein gespaltenes Verhältnis zum weiblichen Lehrpersonal und machte daraus auch kein Geheimnis. Jährlich führte er eine Statistik der Fehlstunden der Lehrer. In den Krankenständen waren die Kolleginnen nicht zu übertreffen. Kranke Kinder oder Migräne waren die häufigsten Ursachen, wenn Prof. Dirkbacher supplieren musste. Und er hasste das Supplieren.

Erzürnt stieg er die Treppe zum 2. Stock hinauf und eilte zur Lehrergarderobe. Die Tür stand ein wenig offen. Die Lehrer waren fast so schlampig wie die Schüler.

Zuerst sah er nur den Stiefel am Boden der Garderobe, erst als er näher trat, erblickte er das Bein, das darin steckte. Da liegt jemand am Boden, schoss es ihm durch den Kopf. Er öffnete die Tür zur Gänze. Frau Professor Ringelstein lag am Boden, ihr zur Seite gedrehter Kopf war von einer kleinen Blutlache umgeben. Jemand hatte ihr in den Kopf geschossen. Der Einschuss auf der Stirn war deutlich zu sehen.

Geschockt lief Prof. Dirkbacher wieder auf den Gang hinaus. Er sollte die Polizei verständigen. Da hörte er drüben im Neubau wieder Schritte. Gott sei Dank, es war noch jemand im Haus. Er stürzte zum Stiegenhaus und rief:

»Schnell herkommen, es ist etwas Schreckliches passiert. Frau Prof. Ringelstein ist in der Lehrergarderobe ermordet worden.«

Niemand gab Antwort und kein Laut war mehr zu vernehmen. Da überfiel Prof. Dirkbacher plötzlich eine unbändige, beinahe lähmende Angst. Er war mit dem Mörder allein im Haus. Das Schultor war abgesperrt, die Klassenzimmer auch. Der Mörder konnte also nicht so leicht fliehen.

Voller Angst eilte er zurück zur Lehrergarderobe. Seine Beine trugen ihn fast nicht. Kaum hatte er den Raum betreten, schloss er die Tür hinter sich, sperrte ab und ließ den Schlüssel stecken. Die Polizei! Er musste sofort die Polizei verständigen, aber sein Handy lag unten in der Eingangshalle in seiner Aktentasche. Er musste unbedingt zu einem Telefon. Das Lehrerzimmer lag am Ende des Ganges.

Er ergriff die Klinke der Garderobentür mit der linken Hand. Schon wollte er aufsperren, da bewegte sich die Klinke mit seiner Hand nach unten. Jemand versuchte die Tür zu öffnen. Wenn der Schreck, der in seine Glieder fuhr, kleiner gewesen wäre, hätte er geschrien. Aber Prof. Dirkbacher war wie gelähmt. Mehrmals ging die Klinke hinunter und wieder hinauf. Dann hörte er Schritte am Gang, die sich entfernten. Um nichts in der Welt wäre er nun bereit gewesen, zum Lehrerzimmer hinüberzugehen und die Polizei zu verständigen. Notfalls würde er auch warten, bis der Schulwart um 7 Uhr in der Früh erschien.

Er schaltete das Licht aus, schlich an der Toten vorbei zum Fenster und blickte über den Schulhof auf die Theodor-Dingler-Gasse hinunter. Vielleicht war Frau Prof. Ringelstein noch gar nicht tot. Er bückte sich und ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich kalt an. An ihrem Hals konnte er keinen Puls fühlen. Jetzt waren auch noch seine Fingerabdrücke auf der Leiche.

Er kehrte zum Fenster zurück, öffnete es und blickte hinaus. Niemand war zu sehen, den er um Hilfe hätte bitten können. Es vergingen zwei, drei Minuten. Dann hörte er das Öffnen eines Fensters oder einer Tür. Gleich darauf lief eine Gestalt über den Schulhof. Sie trug eine Haube und eine dunkle Jacke. Die Person versuchte erst gar nicht, das Gartentor zur Theodor-Dingler-Gasse zu öffnen, sondern rannte direkt zum Zaun, kletterte über die Thujen und schwang sich sportlich und elegant über das Eisengitter des Zaunes. Dann lief sie die Theodor-Dingler-Gasse hinunter und verschwand aus dem Blickfeld von Prof. Dirkbacher. Er hatte den Mörder gesehen.

Prof. Dirkbacher wartete noch einige Minuten. Dann öffnete er die Tür, lief so rasch er konnte zum Lehrerzimmer hinüber und schloss sich auch dort wieder ein. Sofort alarmierte er die Polizei. Jetzt erst fühlte er sich sicher. Er öffnete Schul- und Gartentor für die Beamten. Dann kehrte er in die Eingangshalle zurück. Da bemerkte er, dass jemand seine Aktentasche geöffnet hatte.

Als er sich bückte, um nachzuschauen, ob etwas fehlte, hörte er erneut Geräusche. Wieder erfasste ihn diese schreckliche Angst. Waren es am Ende zwei Täter gewesen? Er ließ seine Aktentasche stehen und hastete durch den Schulhof hinaus auf die Straße. Hier fühlte er sich sicherer. Er blickte zurück auf den hell erleuchteten Eingang, lief ein paar Schritte die Theodor-Dingler-Gasse hinunter und versteckte sich in einer Hauseinfahrt.

Tatsächlich verließ ein Mann das Schulgelände, schaute kurz nach rechts und links und ging dann die Theodor-Dingler-Gasse hinauf. Wo nur die Polizei blieb? Der Mann trug einen langen, grauen Wintermantel und einen grauen Hut. Seinen Schal hatte er so um den Kopf gewickelt, dass sein Gesicht nicht zu erkennen war. In der linken Hand trug er einen prall gefüllten Nylonsack. Am Ende der Theodor-Dingler-Gasse bog er nach rechts in die Wallgasse ein.

Wenige Augenblicke später fuhren zwei Polizeiwagen mit Blaulicht die Theodor-Dingler-Gasse hinauf und hielten vor dem Gymnasium an. Vier Polizisten stiegen aus den Autos. Prof. Dirkbacher verließ sein Versteck und lief zu den Beamten hinauf.

»Wenn Sie sich beeilen, können Sie ihn noch verhaften«, rief er den Polizisten entgegen. Von der Aufregung und dem Laufen hatte er kaum genug Luft zum Reden. Hektisch deutete er die Theodor-Dingler-Gasse hinauf.

»Sind Sie Prof. Dirkbacher?«, fragte einer der Polizisten.

Prof. Dirkbacher nickte.

»Sie haben uns angerufen?«

»Ja.«

»Sagten Sie nicht, der Mörder wäre schon geflüchtet.«

»Doch, aber es war noch ein zweiter Mann in der Schule. Er ist erst geflüchtet, als ich für Sie den Eingang aufgesperrt habe.«

»Haben Sie ihn gesehen?«

»Nicht sehr gut. Ich bin dort unten in der Hauseinfahrt gestanden. Er trug einen grauen Wintermantel, einen grauen Hut und einen Schal ums Gesicht gewickelt«, fuhr Prof. Dirkbacher fort.

»Zeigen Sie uns das Opfer, bitte«, sagte der Polizist.

»Sie müssen ihn verfolgen, er ist höchstens zwei Minuten vor Ihrer Ankunft dort oben nach rechts in die Wallgasse eingebogen. Verstehen Sie nicht? Rasch!«, drängte Prof. Dirkbacher.

Der Polizist überlegte einen Augenblick, dann sagte er zu dem schlanken Beamten neben sich: »Fahr dem Täter nach und gib eine Fahndung raus!« Zum Fahrer des anderen Einsatzwagens gewendet fuhr er fort: »Den Eingang überwachen!«

»Führen Sie uns bitte zum Opfer«, sagte er dann ruhig, aber bestimmt zu Prof. Dirkbacher.

Als Prof. Dirkbacher und die Polizisten die Eingangshalle betraten, fiel den Polizisten sofort die geöffnete Aktentasche auf.

»Wissen Sie, wem diese Tasche gehört?«

»Mir. Einer der Täter muss sie geöffnet haben. Ich habe sie mitten in der Halle stehen gelassen.«

»Mitten in der Halle?«, wiederholte der Beamte ungläubig.

»Ja, oder glauben Sie mir nicht? Sie war mir einfach zu schwer, als ich wieder in die Schule zurückkehrte, um das Licht abzudrehen.«

Prof. Dirkbacher wurde langsam ärgerlich. Die beiden Polizisten gaben keine Antwort. Im ersten Stock blieb er stehen.

»Die Aufregung, ich bekomme kaum Luft«, meinte er entschuldigend.

»Dort hinauf?«

Einer der Polizisten deutete zum zweiten Stock. Prof. Dirkbacher nickte und folgte den Polizisten, die schon vorausgingen.

»Wo jetzt?«, fragte der Polizist, als auch Prof. Dirkbacher den zweiten Stock erreicht hatte.

»Dort in der Lehrergarderobe. Die Tür ist noch offen.«

Als Prof. Dirkbacher die Lehrergarderobe erreichte, war einer der Polizisten über Frau Prof. Ringelstein gebeugt, der andere sprach aufgeregt in sein Funkgerät.

Prof. Dirkbacher griff sich ans Herz.

»Ich glaube, mir wird schlecht. Ich brauche meine Nitrokapseln. Sie sind in meiner Aktentasche im Vorderfach.«

Er setzte sich auf den Fußboden nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Einer der Polizisten lief in die Halle hinunter und kam in wenigen Augenblicken wieder zurück.

Prof. Dirkbacher nahm eine Kapsel und Augenblicke später wichen Druck und Schmerzen aus seiner Brust.

 

Als der Anruf mit der Meldung über den Mord Harald Osterbach von der Mordkommission erreichte, hielt dieser gerade seinen fünfjährigen Sohn Thomas über die WC-Muschel, damit Erbrochenes nicht auf den Boden gelangte. Aber das meiste hatte Thomas ohnehin noch im Schlaf im Bett erbrochen. Das Läuten des Telefons hatte Martha, Osterbachs Frau, geweckt, die bisher fest geschlafen hatte.

»Für dich.«

Sie drückte Osterbach das Handy in die Hand und übernahm Thomas.

»Ein Mord. Ich muss zum Tatort«, sagte Osterbach ohne viele Erklärungen und zog sich rasch an.

»Bleib wenigstens noch da, bis ich das Bett überzogen habe, damit mir nicht noch Hanna aufwacht«, meinte Martha gestresst.

Selbst im verschlafenen Zustand war Martha Osterbach eine schöne Frau. Sie war vollschlank und hatte lange, schwarze Haare. Sie hatte keine Schminke notwendig.

Harald Osterbach nahm seinen Sohn mit ins Wohnzimmer, wo das Fußballspiel noch im Fernsehen lief, und setzte ihn auf seinen Schoß. Unterdessen war offensichtlich ein Tor gefallen. Das Insert zeigte 1:1. Liverpool hatte also den Ausgleich erzielt. Thomas legte seinen müden Kopf auf die Schulter seines Vaters.

Ohne Vorwarnung kam ein weiterer Schwall Mageninhalt aus Thomas heraus. Osterbach konnte gerade noch erreichen, dass der Treffer auf den Boden und nicht auf die Couch ging. Das Kind begann zu weinen. Osterbach nahm ihn auf den Arm und ging mit ihm auf und ab.

»Mein Gott, wie das stinkt. Harald kannst du das bitte wegputzen. Mir wird sonst auch noch schlecht.«

Martha nahm Thomas und ging mit ihm zurück ins Schlafzimmer. Osterbach gab keine Antwort. Er schaltete den Fernseher ab, nahm eine Küchenrolle und beseitigte im Wohnzimmer und im WC das Gröbste. Martha hatte Thomas zu sich ins Bett genommen und der war bereits neben ihr eingeschlafen.

»Tschau, ich geh jetzt. Vielleicht ist jetzt alles draußen«, verabschiedete sich Osterbach.

»Hoffentlich«, murmelte Martha.

Harald Osterbach war ein großer, schlanker, schwarzhaariger Mann Mitte dreißig. Als er seine Wohnung verließ, trug er braune Haferlschuhe, Jeans, einen braunen Pullover und eine blaue Jacke mit Kapuze.

Als er in die Theodor-Dingler-Gasse einbog, begann gerade das Nachtjournal auf Ö1. Mehrere Einsatzwagen waren vor dem Schultor geparkt. Eine Handvoll Nachbarn und Passanten stand am Gehsteig. Die Scheinwerfer der Beamten, die Schulhof und Schulgarten absuchten, erleuchteten die Dezembernacht. Umgeben von einem großen Garten erhob sich ein mehrstöckiges Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, an das ein moderner Bau anschloss. »Gymnasium und Realgymnasium« stand in großen Lettern über der gewaltigen Eingangstür.

»Oben im zweiten Stock«, sagte der Polizist, der das Tor überwachte. Harald Osterbach war seit seiner Schulzeit nicht mehr in einem Schulgebäude gewesen. Aber die Gerüche in der Eingangshalle und im Stiegenhaus erinnerten ihn an längst vergessen geglaubte Schulängste. Während er die Treppen hinaufstieg, überlegte er, ob Liverpool in der 2. Hälfte Barcelona noch besiegen würde. Als er den Gang des 2. Stockes betrat, sah er schon von weitem einen älteren, beleibten Mann auf einem Sessel am Gang sitzen. Neben ihm stand ein Mann in Trainingsanzug und Turnschuhen und redete auf ihn ein.

Sein »Guten Abend« zu den beiden Männern begleitete Osterbach mit einem leichten Kopfnicken. Dann betrat er die Lehrergarderobe. Der über die Leiche gebeugte Arzt erhob sich: »Guten Abend, Harald.«

»Servus, Doktor. Wie steht es?«

»Kopfschuss. Sofort tot.«

»Tatzeit?«

»Kurz nach 19 Uhr 40 wurde Frau Prof. Ringelstein von Herrn Prof. Dirkbacher gefunden.«

Der Arzt zeigte auf den älteren, dicken Mann am Gang.

»Der Sprechtag war um 18 Uhr 30 aus. Irgendwann dazwischen, eher näher zu 19 Uhr 40 muss es geschehen sein.«

»Sprechtag war heute?«, wiederholte Osterbach gedankenverloren, »Danke, Doktor.«

Die Ermordete mochte um die fünfzig Jahre alt sein. Sie hatte harte, scharfe Gesichtszüge. Ihre fast vollständig grauen Haare reichten ihr bis zur Schulter. Sie trug eine karierte Bluse und eine hellbraune Hose. Am Bauch der Toten lag ein gelbes Blatt Papier, über das beide Handflächen gelegt waren.

»Hat die Spurensicherung den gelben Zettel schon angesehen?«, wandte sich Osterbach an einen der Beamten. Dieser nickte.

Osterbach bückte sich, nahm das gelbe Blatt und drehte es um. Es handelte sich um ein Schulzeugnis für den Schüler Reveni Tegrof. Allerdings fehlten alle Noten bis auf die Englischnote. Englisch war mit »Sehr gut« beurteilt. Das Datum lautete auf den 6. Dezember. Als Klassenvorstand hatte Frau Prof. Ringelstein unterschrieben.

Osterbach ging auf den Gang hinaus zu den beiden Männern.

»Prof. Dirkbacher?«, sprach er den Sitzenden an und dieser nickte. »Osterbach von der Mordkommission. Könnte die Unterschrift auf diesem Zeugnis echt sein?«

Prof. Dirkbacher blickte erstaunt auf das Papier.

»Durchaus. Und wenn nicht, ist sie auf jeden Fall gut gefälscht.«

»Der Meinung bin ich auch«, bestätigte der Mann im Trainingsanzug, während er das Blatt betrachtete. Dann stellte er sich vor: »Prof. Donriegel von der hiesigen Anstalt.«

Er war ein kräftiger, nicht allzu großer Mann mit einem leichten Fettansatz am Bauch. Er hatte seine braunen Haare ganz kurz geschoren. Das Gesicht war rund und breit, mit einer etwas flachen Nase mit riesigen Nasenflügeln. Das Augenlid des linken Auges verdeckte den Augapfel ein wenig.

»Es ist kein echtes Zeugnis, es ist kein Zeugnispapier«, erläuterte Prof. Dirkbacher, »es ist nur die Kopie von einem Zeugnis.«

»Und dazu eine schlechte. Man kann den Bundesadler gar nicht erkennen«, setzte Prof. Donriegel fort.

Osterbach deutete auf den Schülernamen: »Hatten Sie jemals einen Schüler dieses Namens an der Anstalt?«

»Nein, ich bin hier 40 Jahre tätig. An einen Reveni Tegrof kann ich mich nicht erinnern«, meinte Prof. Dirkbacher bestimmt.

»Ich auch nicht«, stimmte Prof. Donriegel zu.

»Hat Prof. Ringelstein Englisch unterrichtet?«

»Englisch und Latein«, antwortete Prof. Donriegel, »sie war ziemlich streng.«

»Nicht streng genug«, ergänzte Prof. Dirkbacher.

»Hatte Frau Professor Ringelstein Angehörige?«

»Nur einen Neffen, Daniel Ringelstein, den sie aufgezogen hat, nachdem seine Eltern bei einem Autounfall gestorben waren. Sie lebte allein«, erklärte Prof. Dirkbacher.

»Sie hat diesen Neffen ständig finanziell unterstützt, obwohl er schon 30 Jahre alt ist. Ich glaube, momentan führt er ein Seminarhotel in Hollabrunn«, ergänzte Prof. Donriegel.

»Wissen Sie die Wohnadresse von Frau Prof. Ringelstein?«

»Doch, wir hatten dort einmal ein Jour Fix, sie wohnte in der Währingerstraße.«

Prof. Dirkbacher nickte zu den Ausführungen von Prof. Donriegel.

»Sie haben die Ermordete gefunden?«, wandte sich Osterbach wieder an Prof. Dirkbacher.

»Ja. Es war schon über eine Stunde nach Ende des Sprechtages, als ich gemeinsam mit Direktor Moosgruber die Schule verließ. Wir dachten, wir seien die letzten im Haus. Als wir das Gebäude verließen, sah Direktor Moosgruber, dass in der Lehrergarderobe noch Licht brannte. Er hatte es eilig, so ging ich zurück. Meine Aktentasche ließ ich mitten in der Eingangshalle stehen. Ich ging hinauf. Die Tür zur Lehrergarderobe stand halb offen. Da sah ich die Tote. In meinem Schock rannte ich auf den Gang hinaus und hörte Schritte im Neubau. Ich dachte, es wären noch andere Kollegen im Haus, und ich rief um Hilfe. Aber ich bekam keine Antwort. Plötzlich überfiel mich die Angst, der Mörder könnte noch im Haus sein. Ich eilte zurück in die Garderobe und sperrte mich ein.«

Prof. Dirkbacher machte eine Pause, da er keine Luft mehr zum Reden hatte. Die Erzählung des Erlebten erregte ihn offensichtlich sehr.

»Warum sind Sie zu so später Stunde noch in der Anstalt gewesen?«, wollte Osterbach von Prof. Donriegel wissen.

»Ich wohne in Reichenau an der Rax, ich habe morgen in der Früh wieder Unterricht, und wir haben in der Turnlehrergarderobe ein Bett und einen Fernseher. Ich bleibe manchmal über Nacht. Ich wollte mir unbedingt in Ruhe das Spiel Liverpool gegen Barcelona anschauen. Als die Polizisten den Garten durchsuchten, erfuhr ich von dem Verbrechen.«

»Haben Sie etwas Besonderes bemerkt?«

»Nein. Der Weg vom Ausgang aus dem Neubau zum hinteren Gartentor geht zwar am Fenster der Turnlehrergarderobe vorbei, aber ich habe ›Zeit im Bild‹ geschaut. Da hätte jemand schon besonders laut sein müssen, damit er mir aufgefallen wäre.«

»Es hätte also jemand die Schule verlassen oder betreten können, ohne dass Ihnen das aufgefallen wäre.«

»Durchaus.«

»Wer aller hat einen Schlüssel zum Hintereingang?«

»Alle Kollegen.«

»Und zum Haupteingang?«

»Direktor Moosgruber, Administrator Dalk, Prof. Dirkbacher und der Schulwart.«

Osterbach wandte sich wieder Prof. Dirkbacher zu.

»Ich wollte die Polizei verständigen«, fuhr dieser fort, »aber ich hatte mein Handy in meiner Aktentasche vergessen. Also wollte ich in das Lehrerzimmer hinübergehen. Als ich die Türschnalle der Lehrergarderobe in die Hand nahm, wurde sie von außen niedergedrückt. Der Mörder war mir ganz nahe.«

»Vielleicht der Mörder«, meinte Osterbach kühl, denn er hatte für Spekulationen nichts übrig.

»Der Mörder entfernte sich wieder. Ich schaltete das Licht ab und beschloss, die Garderobe notfalls bis zum nächsten Tag nicht zu verlassen. Dann hörte ich Lärm aus dem Erdgeschoß. Ich sah einen der Mörder…«

»Einen Mann«, verbesserte Osterbach zum zweiten Mal.

»Ich sah einen der Mörder über den Hof laufen und sich über den Zaun schwingen«, fuhr Prof. Dirkbacher unbeirrt fort.

Vergiss nicht, dass du in der Schule bist, dachte Osterbach.

»Er trug eine Jacke und ein Haube. So wie er den Zaun überwand, war er sicherlich noch sehr jung.«

Oder sehr sportlich. Aber Osterbach dachte es nur noch. Warum widersprechen, er hatte eben einen Lehrer vor sich.

»Ich wähnte mich in Sicherheit, ging hinüber in das Lehrerzimmer, verständigte die Polizei und stieg hinunter, um die Polizisten zu empfangen. Nachdem ich die Eingangstüren geöffnet hatte, sah ich, dass meine Aktentasche offen war. Als ich nachsehen wollte, ob etwas fehlte, hörte ich ein Geräusch aus den Garderoben. Ich eilte voller Angst auf die Straße, versteckte mich in einer Einfahrt und sah den anderen Mörder die Schule verlassen. Leider hatte er einen Schal so um seinen Kopf gewickelt, dass ich ihn nicht erkennen konnte.«

Osterbachs Handy spielte den Kriminaltango. Die Anzeige verriet, dass es seine Frau Martha war.

»Der Mann trug einen prallgefüllten Nylonsack«, ergänzte Prof. Dirkbacher.

»Ich benötige Sie heute nicht mehr, danke.«

Osterbach trat ein paar Schritte zur Seite und nahm das Handy zum Ohr.

»Martha, muss das jetzt sein?«

»Ja, Thomas bricht noch immer. Was soll ich tun? Wann kommst du wieder?«

»Keine Ahnung. Gib ihm auf jeden Fall etwas zum Trinken!«

»Er will nichts!«

»Notfalls Coca Cola! Es reichen schon ein paar Schluck.«

»Ich werde es probieren.«

Und damit hatte Martha auch schon aufgelegt. Osterbach schaffte die Verwandlung vom Familienvater zum Ermittler in wenigen Sekunden. Er näherte sich wieder den beiden Männern und sagte zu Prof. Dirkbacher: »Sollen wir Sie nach Hause bringen?«

»Ich mach das schon«, meinte Prof. Donriegel. Er bot Prof. Dirkbacher den Arm an und sie gingen langsam Richtung Stiegenhaus. Osterbach wollte schon in die Lehrergarderobe zurückkehren, da fiel ihm etwas ein. Er eilte den beiden Männern nach und holte sie im Stiegenhaus ein.

»Ach, Prof. Dirkbacher, schauen Sie bitte genau nach, ob in Ihrer Tasche etwas fehlt!«

»Danke. Das hätte ich ohnehin getan.«

Nachdenklich ging Osterbach zum Tatort zurück. Heute war also Sprechtag gewesen. Hunderte Eltern, Schüler, vielleicht auch schulfremde Personen waren durch das Haus gegangen. Der mögliche Täterkreis war nicht gerade klein.

Mit dem Abtransport der Ermordeten wurde bereits begonnen. Osterbach blickte durch das Fenster hinunter in den Hof und versuchte sich vorzustellen, wie sich eine Gestalt über den Zaun schwang.

»Hallo Harald, wir haben nicht viel entdeckt, aber komm mit!«

Peter Ludl, sein Kollege von der Mordkommission, stand in der Tür. Er war ein kleiner, schlanker Mann. Obwohl keine 30 Jahre alt, war sein Kopf fast vollständig kahl. Er trug eine Brille mit kreisrunden Fassungen. Ein grüner Pullover mit der weißen Aufschrift »Rapid for ever«, Jeansjacke, Jeans und Turnschuhe ergaben ein lässiges, jugendliches Aussehen. Osterbach und Ludl arbeiteten seit einigen Jahren zusammen. Aber auch privat waren sie seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet. Sie hatten gemeinsam die Oberstufe in einem Gymnasium besucht.

Während die beiden ins Erdgeschoß hinuntergingen, sagte Ludl: »Liverpool hat 3:1 gewonnen.«

»Woher weißt du denn das schon wieder?«, fragte Osterbach erstaunt.

»Handy TV«, antwortete Ludl und hielt Osterbach sein Handy unter die Nase. Ludl war immer mit der modernsten Technologie ausgestattet.

Eine der Klassentüren stand offen.

»Diese Klasse war nicht versperrt gewesen und aus deren Fenster muss die Gestalt in den Hof gesprungen sein.«

Ludl zeigte auf das geöffnete Fenster. Osterbach ging hin und blickte in den Hof hinunter.

»Keine Sprunghöhe für kleine Kinder«, kam Ludl dem Gedanken von Osterbach zuvor.

»Habt ihr draußen etwas gefunden?«, fragte dieser.

»Einen Fußabdruck im Wiesenstreifen unterhalb des Fensters.«

»Den Zaun möchte ich mir noch ansehen.«

Osterbach ging in den Hof hinaus und begutachtete den Zaun. Ein Metallgitter war auf eine etwa dreiviertel Meter hohe Mauer aufgesetzt. Er kletterte über die Thujen, die vor dem Zaun gepflanzt waren, bestieg die Mauer, ergriff die Oberkante des Metallgitters mit beiden Händen und schwang sich wie auf ein Pferd auf den Zaun hinauf.

»Das wird ein Dienstunfall«, meinte Ludl trocken.

Osterbach sprang auf der Straßenseite auf den Gehsteig hinunter.

»Kann nicht jeder«, meinte Osterbach stolz auf seine sportlichen Fähigkeiten und ging zum Eingang zurück, wo ihn Ludl schon erwartete.

»Willst du morgen Schüler und Lehrer klettern lassen?«, sagte Ludl lächelnd.

Osterbach ging auf den Scherz nicht ein, denn er dachte gerade an seinen kranken Sohn.

»Fahren wir noch zur Wohnung von Frau Professor Ringelstein?«, fragte er.

Ludl nickte. Ein Einsatzwagen kam von oben die Theodor-Dingler-Gasse herunter und blieb beim Eingang stehen. Der Beifahrer stieg aus und ging auf Ludl und Osterbach zu.

»Wir haben nach dem Flüchtenden gesucht, aber wir haben nur diesen Schal oben in der Wallgasse gefunden.«

Er überreichte Ludl einen grün-weißen Rapidschal.

»Muss nicht vom Flüchtenden sein«, meinte Osterbach und stieg in sein Auto ein, einen VW-Polo in knallroter Farbe. Diese Farbe war das einzige, was sich Osterbach von einem Ferrari leisten wollte und konnte.

Als Osterbach in die Wallgasse einbog, war von Ludls Seat Ibiza keine Spur mehr zu sehen. Ludl war ein leidenschaftlicher Schnellfahrer. In seiner Freizeit nahm er am Seat Ibiza Cup teil. Sein Auto parkte natürlich schon auf dem Gehsteig vor dem Haus in der Währingerstraße, als Osterbach eintraf. Es war ein Mietshaus aus der Gründerzeit.

»Ich habe nicht geglaubt, dass du heute noch kommst«, spottete Ludl. Osterbach blickte auf seine Uhr.

»Dreiviertel zwölf. Das habe ich doch noch bequem geschafft.«

Das riesige, alte Stiegenhaus wurde von wenigen Leuchten nur schwach erhellt. Weder Ludl noch Osterbach würdigten den Aufzug auch nur mit einem Blick. Die Wohnung Nummer 13 lag im dritten Stock. An der großen Doppelholztür mit den vergitterten Fensterscheiben stand in großen Buchstaben auf einem metallenen Schild: Oberstudienrat Prof. Dr. Dorothea Ringelstein. Ludl benötigte keine 20 Sekunden, um die Tür zu öffnen.

»Vielleicht gründe ich einmal einen Schlüsseldienst«, lachte er.

Als sie die Wohnung betraten, kam ihnen ein eigenartiger Geruch entgegen, eine Mischung aus Mottenpulver, Parfum und Essigreiniger. Die Wohnung war sehr konservativ und nobel eingerichtet. Sogar die Klobürste hatte Stil. Nichts lag herum, alles hatte seine Ordnung.

»Hier lebt die Hausstaubmilbe einsam«, meinte Ludl und er fuhr mit dem Finger über die Vorderkante eines Bücherregals. In der Küche stand nur ein benütztes Glas neben der Abwasch. Auch der Schreibtisch zeigte penibelste Ordnung. Er stand vor einem Fenster, das in einen Innenhof zeigte. Kaum 50 Meter entfernt ragte die Fassade eines Neubaues vier Stockwerke empor. Bis auf zwei Kugelschreiber, die parallel zur Schreibunterlage angeordnet waren, die eine alte Weltkarte zeigte, lag nur ein Blatt Papier am Schreibtisch. Osterbach hob es auf und betrachtete es: Dalk, Donriegel, Eschenbach, Federlich, Ringelstein, eine Liste von Namen, vermutlich von Professoren des Gymnasiums.

Der Name Eschenbach war mit einer mit einem Lineal gezogenen Linie durchgestrichen. Der Name Ringelstein war eingeringelt. Osterbach notierte sich die Namen in seinem Notizbuch.

»Wenn Ringelstein durchgestrichen wäre, wäre es wohl logischer. Hier wimmelt es nur so von Indizien. Wo sollen wir nur anfangen?«, sagte Ludl zynisch.

»Hast du schon den Papierkorb untersucht?«, antwortete Osterbach, der in Gedanken noch immer bei der Liste war. Welchen Zusammenhang gab es wohl zwischen diesen Namen?

»Welche Überraschung, er ist leer.«

Ludl hielt den leeren Papierkorb in die Höhe. Eine gewaltige Pendeluhr schlug zur Mitternacht.

»Wer könnte der Täter sein?«, fragte Osterbach mehr sich selbst als Ludl.

»Ein Schüler«, erwiderte Ludl, »ein Schüler, den sie jahrelang zwischen Vier und Fünf hat schweben lassen. Ein Schüler, den sie durch ihre Bemerkungen ständig verletzt hat. Er lauert ihr auf, zwingt sie zur Unterschrift auf dem Zeugnis und erschießt sie.«

»Das möchte der Mörder wohl, dass wir das denken«, erwiderte Osterbach.

»Und wenn er besonders klug war, war es trotzdem so, wie es vorgespielt zu sein scheint«, folgerte Ludl weiter. »Auf jeden Fall vermute ich, dass es Schüler gibt, die Frau Prof. Ringelstein hassten. Ob das ein ausreichendes Motiv für einen Mord ist?«

Osterbach versuchte sich in seine Schulzeit zurückzuversetzen. »Warum nicht? Menschen sind schon wegen weniger als 50 Euro erschlagen worden. Hier werden wir nicht klüger.«

Ludl stieg ungeduldig von einem Bein auf das andere.

»Glaube ich auch. Für heute ist es genug. Treffen wir einander morgen um 8 Uhr bei der Schule.«

»Du meinst wohl heute.«

»Natürlich.«