IMPRESSUM
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Textgrundlage:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe.
Herausgegeben von Siegfried Seidel. Berlin 1960 ff.
ISBN E-Book 978-3-355-50041-8
ISBN Buch 978-3-355-01862-3
© 2017 Verlag Neues Leben, Berlin
Umschlag und Konzept: Buchgut, Berlin
Die Bücher des Verlags Neues Leben
erscheinen in der Eulenspiegel Verlagsgruppe.
www.eulenspiegel.com
»WER DICHTEN WILL,
DER TÄTE GUT,
ER MACHT’ ES SO,
WIE GOETHE TUT!«
ERICH MÜHSAM
INHALT
»GREIFT NUR HINEIN INS VOLLE MENSCHENLEBEN«
»DIESES IST DAS BILD DER WELT«
»ZWAR WEISS ICH VIEL, DOCH MÖCHT ICH ALLES WISSEN«
»WELCHE REGIERUNG DIE BESTE SEI?«
»WENN DIR’S IN KOPF UND HERZEN SCHWIRRT …«
»IN DER KUNST IST DAS BESTE GUT GENUG«
EIN SAMMELWESEN NAMENS GOETHE
»GREIFT NUR HINEIN INS VOLLE MENSCHENLEBEN«
Denken und Tun, Tun und Denken, das IST DIE SUMME ALLER WEISHEIT, von jeher anerkannt, von jeher geübt, nicht eingesehen von einem jeden. Beides muss WIE AUS- UND EINATMEN sich im Leben ewig fort hin und wider bewegen; WIE FRAGE UND ANTWORT sollte eins ohne das andre nicht stattfinden. Wer sich zum Gesetz macht, was einem jeden Neugebornen der Genius des Menschenverstandes heimlich ins Ohr flüstert, das Tun am Denken, das Denken am Tun ZU PRÜFEN, der kann nicht irren.
WILHELM MEISTERS WANDERJAHRE
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Wär nicht DAS AUGE sonnenhaft,
Die Sonne könnt es nie erblicken;
Lag nicht IN UNS des Gottes eigne Kraft,
Wie könnt uns Göttliches entzücken?
ZAHME XENIEN
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So HOCH die Nase reicht, da mags wohl gehn;
Was ABER DRÜBER ist, können sie nicht sehn.
ZAHME XENIEN
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Was verkürzt mir die Zeit? – Tätigkeit!
Was macht sie unerträglich lang? – Müßiggang!
Was bringt in Schulden? – HARREN UND DULDEN!
Was macht gewinnen? – Nicht lange besinnen!
Was bringt zu Ehren? – Sich wehren!
WEST-ÖSTLICHER DIVAN. FÜNF ANDERE DINGE
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Wer mit dem Leben spielt,
Kommt nie zurecht.
Wer sich NICHT SELBST BEFIEHLT,
Bleibt immer ein Knecht.
ZAHME XENIEN
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Abwechselung ohne Zerstreuung wäre für Lehre und Leben der schönste Wahlspruch, wenn DIESES LÖBLICHE GLEICHGEWICHT nur so leicht zu erhalten wäre!
DIE WAHLVERWANDTSCHAFTEN
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Der Mensch kann NUR MIT SEINESGLEICHEN leben, und auch mit denen nicht; denn er kann auf die Länge nicht leiden, dass ihm jemand gleich sei.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN. NACHLESE
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Lockte die Neugier nicht den Menschen mit heftigen Reizen,
Sagt, erführ er wohl je, wie schön sich die weltlichen Dinge
Gegeneinander verhalten? Denn erst verlangt er das Neue,
Suchet DAS NÜTZLICHE dann mit unermüdetem Fleiße;
Endlich BEGEHRT ER DAS GUTE, das ihn erhebet und wert macht.
HERMANN UND DOROTHEA
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Greift nur hinein INS VOLLE MENSCHENLEBEN!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
Und wo Ihr’s packt, da ist’s interessant.
FAUST I
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Wer SICH GRÜN MACHT, den fressen die Ziegen.
GEDICHTE. EIN MEISTER EINER LÄNDLICHEN SCHULE
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Die BOTANIKER haben eine Pflanzenabteilung, die sie Incompletae nennen; man kann eben auch sagen, dass es inkomplette, UNVOLLSTÄNDIGE MENSCHEN gibt. Es sind diejenigen, deren SEHNSUCHT UND STREBEN mit ihrem Tun und Leisten nicht proportioniert ist.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN. AUS WILHELM MEISTERS WANDERJAHREN
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WENN WIR … DIE MENSCHEN NUR NEHMEN, WIE SIE SIND, SO MACHEN WIR SIE SCHLECHTER. WENN WIR SIE BEHANDELN, ALS WÄREN SIE, WAS SIE SEIN SOLLTEN, SO BRINGEN WIR SIE DAHIN, WOHIN SIE ZU BRINGEN SIND.
WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE
Wer kennt sich selbst? WER WEISS, WAS ER VERMAG?
Hat nie der Mutige Verwegnes unternommen?
Und was du tust, sagt erst der andre Tag,
War es zum Schaden oder Frommen.
GEDICHTE. ILMENAU
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Ich bin so guter Dinge,
So heiter und rein,
UND WENN ich einen Fehler beginge,
Könnt’s KEINER sein.
ZAHME XENIEN
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DAS MUSS IST HART, aber beim Muss kann der Mensch allein zeigen, wie’s inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann jeder.
AN JOHANN FRIEDRICH KRAFFT
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Was soll ich VIEL LIEBEN, was soll ich VIEL HASSEN?
Man lebt nur vom Lebenlassen.
GEDICHTE. SPRICHWÖRTLICH
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Was ist der Mensch, der gepriesene Halbgott! Ermangeln ihm nicht eben da die Kräfte, wo er sie am nötigsten braucht? Und wenn er IN FREUDE SICH AUFSCHWINGT oder IM LEIDEN VERSINKT, wird er nicht in beiden eben da aufgehalten, eben da zu dem stumpfen, kalten Bewusstsein wieder zurückgebracht, da er sich IN DER FÜLLE DES UNENDLICHEN zu verlieren sehnte?
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
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Von Verdiensten, die wir zu schätzen wissen, haben wir DEN KEIM in uns.
ZUM SHAKESPEARETAG
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Nur DIE LUMPE sind bescheiden,
BRAVE freuen sich der Tat.
GEDICHTE. RECHENSCHAFT
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Auch denen ist’s wohl, die ihren Lumpenbeschäftigungen oder wohl gar ihren Leidenschaften prächtige Titel geben und sie dem Menschengeschlechte ALS RIESENOPERATIONEN zu dessen Heil und Wohlfahrt anschreiben.
DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER
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Es darf sich einer nur FÜR FREI ERKLÄREN, so fühlt er sich denselben Augenblick ALS BEDINGT. Wagt er es, sich für bedingt zu erklären, SO FÜHLT ER SICH FREI.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN. AUS DEN WAHLVERWANDTSCHAFTEN
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Alle Menschen, wie sie zur Freiheit gelangen, machen ihre Fehler geltend: DIE STARKEN das Übertreiben, DIE SCHWACHEN das Vernachlässigen.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN. AUS KUNST UND ALTERTUM
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ARMER MENSCH, an dem der Kopf alles ist!
AN JOHANN GOTTFRIED HERDER
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Nicht überall, wo Wasser ist, sind FRÖSCHE; aber wo man Frösche hört, ist Wasser.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN. AUS KUNST UND ALTERTUM
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Und so lang du das nicht hast,
Dieses: STIRB UND WERDE!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
WEST-ÖSTLICHER DIVAN. SELIGE SEHNSUCHT
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Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag,
Ein LETZTES Glück und einen LETZTEN Tag.
GEDICHTE, SPRICHWÖRTLICH
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ERKENNE DICH SELBST! … heißt ganz einfach: Gib einigermaßen Acht auf dich selbst, nimm Notiz von dir selbst, damit du gewahr werdest, wie du zu deinesgleichen und der Welt zu stehen kommst! Hiezu bedarf es keiner psychologischen Quälereien; jeder tüchtige Mensch weiß und erfährt, was es heißen soll; es ist ein guter Rat, der einem jeden praktisch ZUM GRÖSSTEN VORTEIL gedeiht.
MAXIMEN UND REFLEXIONEN.
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Der Mensch erkennt NUR DAS an und preist nur das, WAS ER SELBER zu machen fähig ist.
GESPRÄCHE MIT ECKERMANN
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WENN DU DICH SELBER MACHST ZUM KNECHT,
BEDAUERT DICH NIEMAND, GEHT’S DIR SCHLECHT;
MACHST DU DICH ABER SELBST ZUM HERRN,
DIE LEUTE SEHN ES AUCH NICHT GERN;
UND BLEIBST DU ENDLICH, WIE DU BIST,
SO SAGEN SIE, DASS NICHTS AN DIR IST.
EPIGRAMMATISCH