GEORG KÜHLEWIND
VOM NORMALEN
ZUM GESUNDEN
Wege zur Befreiung
des erkrankten Bewusstseins
VERLAG FREIES GEISTESLEBEN
Vorwort: Ausnahmsweise zu lesen!
1. Inventur
1.1. Vorbereitung
1.2. Erstes Ordnen
1.3. Sprechen und Denken
1.4. Das Überbewusste
1.5. Der Mensch und seine Welt
2. Die Erkrankung des Bewusstseins
2.1. Das Phänomen der seelischen Probleme
2.2. Die Verleugnung des Erkennens
2.3. Die Ursachen der Erkrankung
3. Eine kleine Psychologie
3.1. Die Innenseite des Seelenlebens
3.2. Die Quelle der unterbewussten Gewohnheiten
3.3. Die Egoität
3.4. Die Bildung des Unterbewussten
3.5. Die halbfreien Kräfte
4. Seelenhygienische Maßnahmen
4.1. Lyrisch-Allgemeines über die Seelenhygiene
4.2. Sprechen und Zuhören
4.3. Das Umgehen mit der Zeit
4.4. Selbstverwirklichung oder Selbsterkenntnis? Probleme des Ich-Erlebens
4.5. Ich und Du
4.6. Die Schulung des Wahrnehmens
5. Aufbau eines Erkenntnisweges
5.1. Was ist ein Erkenntnisweg?
5.2. Das Studium
5.3. Konzentrationsübungen
5.4. Meditation
5.5. Die Auflösung des Gewohnheitsmenschen
6. Über die Freiheit des Menschen
6.1. Warum sprechen wir jetzt über die Freiheit?
6.2. Was ist Freiheit?
6.3. Die Realität der Freiheit
6.4. Was vermag der freie Mensch?
Nachwort
Der Autor
Impressum
Fußnoten
Leseprobe
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«Habe ich denn nicht schon mehr als genug zu tun? Im Leben, im Geschäft, in der Familie … Und habe ich denn nicht schon mehr als genug Sorgen? Rezession, Inflation, Ölkrise und Umweltverschmutzung? Jetzt soll ich mich noch um das Bewusstsein kümmern? Ist das nicht die Sache der Philosophen, Psychologen, Erkenntnistheoretiker und ähnlicher Nichtstuer? Bin ich denn in meinem Bewusstsein krank? Manchmal kommt es mir fast so vor, aber das ist wohl nicht ernst gemeint.»
Geneigter Leser, Sie haben ganz recht. Ich möchte Sie nur zu zwei kleinen Proben bewegen. Denn ich bin der Meinung, dass alle Ihre Sorgen «im Leben» und eventuell zu Hause doch durch das heutige allgemeine menschliche und durch Ihr spezielles Bewusstsein verursacht werden. Um Ihnen dies verständlicher zu machen, führe ich Ihnen meinen Dschinn, meinen Zaubergeist, vor.
So sieht er aus, und da ich ihn aus seiner Gefangenschaft in einer Flasche befreit habe – durch die Lektüre der «Tausend und eine Nacht» belehrt –, hat er versprochen, mir einen Wunsch zu erfüllen, und ist mir nun eine Arbeit schuldig. Und ich gebe ihm den Auftrag:
Erstens: die ganze Umweltverschmutzung wegzuputzen; Luft, Wasser, Wald, Acker in ihrem Zustand, sagen wir, des Jahres 1750 – als Johann Sebastian Bach gestorben ist – wiederherzustellen.
Zweitens: die Öl-Reservoirs aufzufüllen, den Erzschatz der Erde, Zinn, Blei, Mangan usw. wiederherzustellen, wie sie in dem erwähnten Jahr vorhanden waren.
Drittens: die Inflation soll er auch wegschaffen. Preise und Löhne zurück auf den Stand 1960. Und das alles bis morgen früh. – Er würde das schon alles machen.
Allenfalls würde er grinsen, wenn er das hörte.
Nun aber meine Frage an Sie: Was wird dann? Eine Woche später? Ein Jahr später? Wie wird es aussehen? Sie wissen es, mein Verehrter, genau: Es wird sein – früher oder später –, wie es heute ist. Und das sagt etwas: Wenn sich die Mentalität, das Bewusstsein der Menschheit nicht ändert, dann ist die Arbeit meines Zaubergeistes vergeblich. «Na gut»– sagen Sie jetzt –«im Allgemeinen stimmt ja etwas mit dem Bewusstsein wirklich nicht; aber meines ist doch ganz gesund, wenn es an mir läge, würde ich schon dafür sorgen, dass die ganze Misere nicht wiederkehren könnte.»
Seien Sie mir nicht böse, aber ich glaube Ihnen nicht. Auch Sie sind keine Ausnahme. Wir kränkeln alle. Es ist doch selbstverständlich, dass, wenn ein Bewusstsein gesund ist, dann der Herr eben Herr im Haus ist, ich meine: im Bewusstseins-Häuschen. Sind Sie das wirklich? Tun Sie nie etwas, das Sie später bereuen? Ich meine: nicht im Geschäftlichen, sondern im Privaten. Also hier eine Probe, ein Kinderspiel. Wenn es gesund zugeht, dann können Sie ja drei Minuten lang an ein beliebiges Thema denken ohne Abschweifung. Sagen wir, an den Schlips, den Sie tragen. Und wenn Sie keinen tragen, dann suchen Sie sich einen womöglich langweiligen Gegenstand. Versuchen Sie es. Also: drei Minuten lang nur an den Schlips denken. Abgemacht?
Ja, mein Lieber, wie sind Sie denn plötzlich bei den Azoren gelandet? Es scheint, dass Sie doch nicht völlig Herr Ihres Bewusstseins sind. Und damit stehen Sie nicht allein. Sie teilen diese Schwäche mit sämtlichen Professoren, Politikern und allen ganz praktischen Leuten, die – so scheint es – die heutige Situation der Welt, unserer Zivilisation herbeigeführt haben. Wenn sie alle nicht ganz Herr im Bewusstsein sind, dann, ja dann ist es ja möglich, dass manches, was sie tun und vorschlagen, gar nicht aus einer Besonnenheit kommt, sondern …
Und nun wird es ernst. Ich glaube, unser zentrales Problem ist, dass wir nicht wissen, wer oder was der Mensch ist. Und dieses Wissen haben wir nicht, weil wir kein gültiges Bild vom menschlichen Wort, vom menschlichen Sprechen haben, und vom Wort überhaupt. Daher ist unser Umgang mit dem Wort so stark belastet: wir haben spontan nicht oder nur selten die Fähigkeit zum richtigen Wort. Alles, was wir aneinander, füreinander und gegeneinander tun, ist Sprechen – oder sollte es sein. Wir sind interessiert an allem anderen, nur nicht am Wort, womit wir und wodurch wir immer alles tun. Da wir nicht wissen, was das Wort ist, wissen wir nicht, wer der Mensch ist. Und da wir nicht wissen, wer der Mensch ist, wissen wir auch nicht, was für ihn heilsam und gut ist – auf unsere «Instinkte» können wir uns diesbezüglich offensichtlich nicht verlassen. Was Wunder, wenn es schiefgeht? Und dann: wir sind zu bequem. Wir denken: um meine und aller Welt Lebensprobleme zu lösen, bin ich klug und gut genug, so, wie ich bin. Ich brauche nicht besondere Maßnahmen zu ergreifen. Nun, die großen Künstler müssen täglich viele Stunden üben. Und wir, die wir vielleicht gar nicht so große Virtuosen sind auf dem Gebiet des Erkennens und der moralischen Fragen, wie viel üben wir auf diesem allgemein-menschlichen Gebiet?
Ich höre schon: «Zwei Drittel der Weltbevölkerung hungern, da sind die Gefahren eines Atomkrieges, einer Wirtschaftskrise usw. usw., und du willst die teure Zeit und die noch teureren Kräfte für solche völlig unpraktischen Sachen vergeuden? Kann man das moralisch verantworten?»– Nun, ich denke dies: Dass es so ist, wie Sie es sagen, dass Krieg, Hungersnot, Überproduktion usw. uns bedrohen, ist doch nicht durch solche unpraktischen Leute herbeigeführt worden, wie ich es zu sein scheine; im Gegenteil, das haben die «praktischen» Menschen bewirkt und zugelassen. Vielleicht – es scheint keine schlechte Chance zu sein – wäre es besser gewesen, wenn wir nicht so gläubig auf diese Praktiker gehört hätten. Vielleicht sind diese drohenden Gefahren da, weil unter den Praktikern und auf der Welt überhaupt die Erkenntnis und die moralischen Fähigkeiten so wenig geübt worden sind, so unzulänglich geblieben sind …
Übrigens: Ihre moralischen Bedenken in Bezug auf Zeitvergeudung und Kräfteverschwendung wären viel begründeter angebracht, wenn Sie sie in Kinos, auf Fußballplätzen vorbringen würden oder beim Kartenspiel – Was, die Welt hungert … und ihr spielt, schaut Krimis und Sexfilme an …?
Und nun, glaube ich, kann die Betrachtung beginnen.
Erst machen wir eine Bestandsaufnahme, indem wir phänomenologisch zu ermitteln versuchen, was sich im Bewusstsein befindet. Dann werden die allgemeinen Krankheitssymptome des Bewusstseins, seine Erkrankung untersucht. Dem folgt eine kleine Psychologie, damit die im nächsten Kapitel vorgeschlagenen hygienischen Maßnahmen verständlich werden. Dann besprechen wir eine kurze Anleitung zu den Bewusstseinsübungen für diejenigen, die an ihrem Bewusstsein nicht nur hygienisch, sondern auch weiterentwickelnd tätig sein wollen. Zuletzt folgt ein Ausblick auf die menschliche Freiheit.
Was finden wir im Bewusstsein? Nur fragen Sie mich bitte nicht, was das Bewusstsein ist. Denn ich könnte es Ihnen nicht erklären, falls Sie es nicht wüssten; ich müsste bei einem Erklärungsversuch ständig daran appellieren, dass Sie selbst darüber eine Erfahrung haben. Und eben das ist die erste Konsequenz: Nur ein Bewusstsein kann sich selbst als Bewusstsein entdecken. Es muss sich selbst erblicken, keine Erklärung reicht hin, um das Verständnis hervorzurufen, wenn die Selbsterfahrung nicht stattfindet.
Und was finden wir – was findet das Bewusstsein im Bewusstsein?
Nun, gleich jetzt, in diesem Augenblick – hoffentlich –: Denken. Nur fragen Sie mich bitte nicht, was Denken ist. Denn ich kann es Ihnen nicht erklären, nur darauf hinweisen und hinzeigen: Was Sie jetzt eben tun, das ist es. Es muss sich selber erblicken, sich selbst als Denken entdecken. Ich habe aber eine unhöfliche Frage: Wann haben Sie das letzte Mal Neues gedacht? Denken Sie doch nach. Ja, wenn jemand schlagfertig ist, der hat schon eine Antwort. Er könnte sagen: Eben jetzt, wo ich entdecke, dass der Mensch gewöhnlich sehr selten etwas Neues denkt. Abgesehen von diesem Gedanken erinnere ich mich gar nicht, wann ein neuer Gedanke in mir aufgetaucht ist.
Was tun wir denn den ganzen Tag sonst! Gedanken, fertige Gedankenbilder zu haben, ist kein neues Denken, ist Denken nur in dem Maße, als die fertigen Gedanken durch Denktätigkeit miteinander verbunden werden. Und selbst die Verknüpfung ist nicht immer ein Denken. Sie kann auch ohne Logik, ohne Denken zustande kommen: Dann nennt man das Phänomen «Assoziation». Assoziation war es, was uns von unserem Schlips abgelenkt hat. (Sie sehen: das Vorwort muss spätestens jetzt gelesen werden.)
Für den Erwachsenen sind die meisten Gedanken, denen er begegnet, bekannt. Für ein kleines Kind, das eben sprechen und denken «lernt»– wie macht es denn das, ohne denken zu können? –, sind alle Gedanken neu.
Alles andere, das im Bewusstsein noch zu finden ist, wird durch das Denken, durch die denkende Aufmerksamkeit entdeckt und beschrieben. Aber fragen Sie mich nicht, was Aufmerksamkeit ist. Aus denselben Gründen wie in Bezug auf das Bewusstsein und Denken kann ich Ihnen nicht antworten. Es gibt viele Begriffe, die nicht definierbar sind. Bedenken Sie: Um ein Wort zu definieren, brauche ich mindestens drei andere Worte. Wenn ich auch diese definieren wollte, brauchte ich weitere neun, usw. Ähnliches wusste schon der heilige Thomas von Aquin. Heute wird es oft vergessen. Dass man manche Worte und Begriffe in den Wissenschaften definieren kann, beruht darauf, dass sehr viele andere Worte und Begriffe undefiniert bleiben. Und diese Letzteren sind sogar die grundlegenden Begriffe, wie Sein, Raum, Zeit usw. – Kategorien also.
Die Aufmerksamkeit ist beim erwachsenen Menschen stets denkende Aufmerksamkeit. Obwohl sie selbst ein Phänomen des Bewusstseins ist, kann sie auch auf andere Bewusstseinsphänomene gelenkt werden. Das gibt uns sofort ein neues Rätsel auf: Sind dann zwei Phänomene zugleich im Bewusstsein, die Aufmerksamkeit und ihr Objekt? Oder sind zwei Bewusstseine da: eines, das sich auf das Phänomen, und ein zweites, das sich auf das erste Bewusstsein richtet? Zunächst ist eine Vorstellung gleich zu korrigieren, hervorgerufen auch durch den Ausdruck oben «im Bewusstsein»; die Vorstellung, dass das Bewusstsein ein Gefäß ist, in das verschiedene «Inhalte» hereingegossen werden können. Denn das Bewusstsein ist immer das Bewusstsein seiner «Inhalte», d. h. es ist mit den jeweiligen Inhalten identisch. Es gibt kein leeres Bewusstsein: das Empfinden und Feststellen der Leerheit ist noch immer ein «Inhalt» des Bewusstseins, es selbst. Das Erlebnis der Leere wird immer dann rechtmäßig und real erfahren, wenn die Bewusstseinsebene wechselt. Damit ist gleich klar, dass das Bewusstsein zu gleicher Zeit nur ein Objekt, nur einen Inhalt haben kann. Das geteilte Bewusstsein, die geteilte Aufmerksamkeit, wie sie oft, z. B. beim Autofahren notwendig ist, ist ein sehr rasches Wechseln zwischen Objekten und Inhalten. Diese Erkenntnis macht das Rätsel noch tiefer: Wie kann das Bewusstsein über seine eigenen Phänomene Rechenschaft geben? Die Idee von zwei Bewusstseinen muss fallen gelassen werden, sonst könnte man gleich fragen: Wer hat die zwei gesehen und gezählt? Es müsste ein drittes da sein. Schauen wir genauer hin, dann kommen wir auf eine merkwürdige Erfahrung: Was für die denkende Aufmerksamkeit als seelisches Phänomen bewusst wird, ist immer schon im Bewusstsein «da», ist immer das Ergebnis eines Vorganges – des Denkens, Wahrnehmens, Vorstellens –, der selber nicht bewusst erlebt wird. Was wir im Bewusstsein beobachten können, ist immer Vergangenheit, nie gegenwärtiger Prozess. Auch dann nicht, wenn wir selbst als Tätige durchaus zum Prozess erforderlich sind: jeder weiß, wie man sich beim Denken strapazieren muss – daher geschieht es so selten. Und doch: im Denken, vom Denken selbst erfahren wir nichts, wir werden erst hellwach am Gedachten. Und mit dem Wahrnehmen und Vorstellen geht es uns ähnlich.
Die geschilderte Erfahrung mag überraschend sein. Sie könnte etwa durch folgendes Bild dargestellt werden: Ein Vogel fliegt auf einem Baum von Ast zu Ast, und wir sehen sein Fliegen nicht, nur dass er von Zeit zu Zeit an einem anderen Ort sitzt. So erscheint im Bewusstsein stets neues Gedachtes, neues Wahrgenommenes. Wir haben ein Bewusstsein, dem immer die Vergangenheit bewusst wird, und zwar die eigene Vergangenheit, denn es ist kaum zu denken, dass das Gedachte und Wahrgenommene durch anderes als durch Vorgänge des Bewusstseins zustande kämen. Daher ist es berechtigt, das gewöhnliche Bewusstsein ein Vergangenheitsbewusstsein zu nennen. Vergessen wir jedoch eines nicht: Dieses Bewusstsein vermag seinen eigenen Vergangenheitscharakter unschwer zu bemerken. Das führt uns zu einer weiteren Frage: Wie ist das möglich?
Nun werden Sie aber mit Recht sagen: Wir haben bisher nur das Denken betrachtet. Es gibt doch noch viel anderes im Bewusstsein, z. B. Vorstellen, Gefühle, Willen, Wahrnehmen.
Mit dem Vorstellen haben wir es nicht schwerer als mit dem Denken: Die Vorstellung ist ein Erinnerungsbild einer Wahrnehmung, das wir durch einen Begriff oder einen Gedanken in unser Bewusstsein rufen können. Oder wir gestalten aus erinnerten Wahrnehmungselementen ein Phantasiebild. Wir können dabei unsere Aufmerksamkeit ebenso autonom lenken, wie beim Denken und Wahrnehmen. «Autonom» heißt «nach unserem bewussten Willen», und mit «ebenso» ist gemeint, dass die Autonomie beschränkt ist, wie wir es am Beispiel der Schlips-Übung (siehe Vorwort) bemerkt haben. Ähnliche Ablenkungen, Zerstreutheiten, können auch beim Wahrnehmen auftreten.
So autonom wie gegenüber dem Denken, Wahrnehmen, Vorstellen sind wir gegenüber den Gefühlen nicht. Im Gegenteil, man könnte sagen, sie sind autonom uns gegenüber: Wer kennt die Macht der Launen, Stimmungen nicht, und wer weiß nicht, wie schwer man es hat, wenn einen ein Gefühl überkommt? Wie eine fremde Macht tritt es in der Seele auf. Gefühle lernt man von außen kennen, man lebt nicht in ihnen von innen her, wie in den Gedanken, die man inwendig, von innen kennt: sie zeigen dem Menschen alles, was sie sind. Die Gefühle haben eine größere Macht über uns – sie treten auf, ohne unser Zutun; und sind sie einmal da, so werden wir sie schwer wieder los, auch wenn wir das wünschten. Ich kann an ein beliebiges Thema denken; ich kann aber nicht ein beliebiges Gefühl willentlich fühlen – sonst wäre ja das Leben viel leichter!
Wenn ich einem Bekannten begegne, frage ich ihn, und er fragt mich höflich: «Wie geht es Ihnen?» Und diese Frage bezieht sich nicht so sehr auf die objektiven Lebensumstände, sondern eher auf die Seelenstimmung, wie auf eine Resultante der Umstände, bedeutet etwa: «Fühlen Sie sich wohl?»
Im Denken können wir improvisieren, wenn wir nur wirklich denken, d. h. Neues denken, wenn das auch selten geschieht. Wir können ja nicht im Voraus wissen, was wir denken werden – wüssten wir es, so hätten wir es ja schon gedacht. Es können oder könnten unbegrenzt neue Gedanken entstehen. So ist es im Gefühlsleben nicht. Wir können im Gefühl nicht improvisieren, weil wir Gefühle nicht beliebig in das Bewusstsein bringen können, und auch darum nicht, weil gewöhnlich nicht eine unbegrenzte Anzahl von Gefühlsmöglichkeiten zur Verfügung steht, sondern die Palette ziemlich begrenzt ist: vom Mir-Guten bis zum Mir-Schlechten, in der Mitte: «Langeweile». Wir können, wenn wir uns anstrengen, manchmal neue Begriffe bilden – aber neue Gefühle zu bilden, ist das überhaupt möglich? Wann haben Sie denn Neues gefühlt, darf ich mal fragen?
Das Gedachte kann ich beobachten, unmittelbar nachdem es entstanden ist. Mit der Beobachtung der Gefühle muss ich warten, bis die Gefühlswelle größtenteils abgeflaut ist. Mittendrin bin ich sehr selten imstande, Aufmerksamkeit aufzubringen. Ich werde von den Wogen getragen, und es gibt meistens keine unbewegte Instanz – keinen Leuchtturm etwa – in mir, von wo aus ich das Panorama des wogenden Meeres betrachten könnte.
Ist das alltägliche Gefühlsleben wenigstens nachher, nach seinem Beruhigtwerden beobachtbar, wie eine Wahrnehmung, die man kaum versteht, so kann das gewöhnliche Willensleben in sich überhaupt nicht beobachtet werden. Eine willentliche Handlung kann ich in ihrer Zielsetzung beobachten, diese ist eine Vorstellung oder ein Gedanke. Diese muss ich haben, bevor der Wille einsetzt und die Handlung vollzieht. Einen «leeren» Willen ohne ein «Was» kennen wir nicht. Nach Verwirklichung des Gewollten kann ich das Ergebnis betrachten; der Wille selbst bleibt auch dann unbewusst-überbewusst, wenn er durchaus mein Wille ist, wenn ich etwas aus freier Initiative tue oder wenigstens dies so empfinde. Ebenso dunkel bleibt der Willensakt, wenn ich etwas aus äußerem Anlass oder aus Begierde tue.
In Bezug auf diesen «dunklen» Willen hat es offensichtlich keinen Sinn zu fragen: «Wann haben Sie Neues gewollt?», denn die Frage würde sich auf das gedankliche Motiv beziehen: «Wann haben Sie Neues gedacht, das Sie auch gewollt haben?»
Unter den Bewusstseinserfahrungen scheint das Wahrnehmen am meisten gegeben, am wenigsten «gewollt» zu sein. Es ist jedoch keineswegs genügend, die Augen zu öffnen, damit man sieht. Das kann ein jeder einsehen, wenn er sich erinnert, wie es ihm und anderen Kindern in der Schule oft gegangen ist. Das Kind schaut mit großen offenen Augen auf den Lehrer, verfolgt seine Bewegungen, seine Ohren sind auch offen – sie können ja gar nicht geschlossen sein –, also «hört» es seine Stimme und – sieht und hört doch nichts. Wird das Kind dann vom Lehrer nach etwas gefragt, weiß es nicht, worum es ging. Und die Lehrer kennen schon jene Augen, jenen Gesichtsausdruck des Träumenden.
Nach der Physik, nach der Physiologie müsste das Kind wirklich sehen und hören: die Lichtstrahlen, die Photonen haben das Auge, die Luftwellen das Ohr, das Trommelfell erreicht; dort haben sie physikalisch-chemische Prozesse in Gang gesetzt. Diese haben weitere Vorgänge in den Nervenbahnen verursacht, und nichts hinderte sie, in das Gehirn zu gelangen, gerade dorthin, wo sie sonst «bewirken» sollten, dass der Mensch sieht und hört. Was hat gefehlt? Wir sagen: die Aufmerksamkeit. «Das Kind war nicht dabei.» Wo war es? Nun, es träumte, es phantasierte.
Also reichte alles Physiologische, Physikalische, Chemische usw. nicht aus, damit Wahrnehmen stattfindet: die Aufmerksamkeit hat keine physiologisch-physikalische Entsprechung, und der Lehrer greift nicht zur Physiologie, zur Physik, wenn er sagt: Du, gib mal Acht! Das Wahrnehmen ist demnach nicht einfach «gegeben»:
Außer der Aufmerksamkeit, die auch absichtlich, durch Konzentrieren auf ein Thema, vom Wahrnehmen weggelenkt werden kann, muss noch etwas da sein, damit wir etwas wahrnehmen. Dieses ist der Begriff dessen, was wahrgenommen werden soll. Der Begriff kann schon früher in uns in Bereitschaft sein oder beim Wahrnehmen aufgehen; aber ohne ihn nehmen wir «das» nicht wahr. Wer nicht den Begriff «Haus» gebildet hat, sieht kein Haus. Er sieht vielleicht Wände, Fenster, Schornstein, wenn er diese Begriffe hat. Man sieht gerade das, wofür man Begriffe eben bieten kann. Wir nehmen immer etwas wahr. Fragen wir: was?, dann antworten wir mit einem Begriff.
Das Wahrnehmen kommt gar nicht zustande, wenn wir die Aufmerksamkeit und die Begriffe nicht beisteuern. Diese kommen nicht aus dem Wahrnehmen: die Aufmerksamkeit sind wir selbst und die Begriffe entstehen durch gedankliche Intuition (über die wir gleich sprechen werden). Allerdings gibt uns die Wahrnehmungswelt die «Fragen» auf, die da sein müssen, wenn es zu Begriffen kommen soll: ein Kind mit stark vermindertem Wahrnehmungsvermögen wird schwerlich oder kaum Begriffe bilden.
Es scheint nun, dass wir bei der Durchsicht des Bewusstseinsinventars zwei Arten von Inhalten gefunden haben. Auf dem Gebiet des Denkens: fertige Gedankengebilde und freie Denkfähigkeit, durch die wir neue Gedanken und Begriffe bilden können; im Gefühlsleben zunächst nur die fertigen Gefühlsgebilde und keine Möglichkeit, frei schaffend im Fühlen zu sein; im Willensleben ein Wollen, das gestaltet oder gestaltbar ist, je nachdem, ob es etwas schon gedanklich Vorgebildetes will oder einer neuen Intuition die Kraft zur Verwirklichung liefert. Sowohl im Wahrnehmungs- als auch im Vorstellungsleben können uns schon fertige oder neue Inhalte begegnen.
Es ist offensichtlich, dass wir zur Bewusstseinsinventur vor allem das Denken, genauer gesagt: das denkende Beobachten gebraucht haben. Dieses klärt uns auf über sich, über das Wahrnehmen, über die Gefühle. Ohne das denkende Beobachten wüssten wir, wenn wir zum Beispiel nur Wahrnehmungen hätten, nicht einmal, dass wir so etwas wie ein Wahrnehmen haben und praktizieren. Dass wir es bemerken, ist dem Denken, der Möglichkeit, vom Wahrnehmen uns zurückzuziehen, zu verdanken. Wir wüssten auch allein vom Sehen her nicht, dass wir mithilfe unserer Augen sehen, denn diese verraten es nicht, wenn sie gesund sind und beim Sehen nicht schmerzen. Dass wir mit ihnen sehen, verrät das Denken, indem wir, durch es angeregt, Versuche machen, die Augen zu schließen oder zu verdecken und aus dem Ergebnis durch das Denken folgern: wir sehen mithilfe der Augen. Unvorsichtige Denker – solche gibt es massenweise – folgern sogar: das Auge sieht. Wir haben aber – ohne Auge –«gesehen», dass dem nicht so ist.
Das Denken erleben wir selten in Reinkultur – nur wenn wir uns sehr bemühen, logisch und wissenschaftlich zu denken; und auch dann gelingt es nicht immer, anderes vom Denken fernzuhalten. Dieses andere vermischt sich auch sonst mit dem Denken: Gefühle, Assoziationen, Stimmungen – was wir so im Alltag «Denken» nennen, ist größtenteils eben nicht Denken. Gemischt sind auch die anderen gefundenen Seelen-«Tätigkeiten»– wieweit wir aktiv sind, «tätig» also, lässt sich fragen: das Gefühlsleben ist immer mit Vorstellungen und anderem gemischt, und in das Wahrnehmen spielen Vorstellungen, Gedanken, sogar Willensimpulse herein. Wir haben gesehen, dass die Aufmerksamkeit, die im Prinzip autonom ist, doch weitgehend beschränkt wird durch ablenkende Assoziationen; sowohl wenn wir denken, als auch beim Wahrnehmen sind wir geneigt abzuschweifen. Dieses Phänomen kann uns weiterführen.
Wenn in diesen Fällen die Aufmerksamkeit abgelenkt wird, dann handelt es sich nicht um ihr Einschlafen, um ihre Erlahmung, wie wenn das Blickfeld der Aufmerksamkeit durch einen Nebel trübe, verschleiert würde, sondern es behält seine Schärfe, nur erscheinen im Blickfeld andere, nicht erwünschte Objekte und Themen. Diese sind oft ebenso scharf und klar umrissen wie das ursprünglich beabsichtigte Thema, oder noch klarer. Eine von meinem Willen unabhängige Macht schiebt sie in den Fokus der Aufmerksamkeit, nicht diese sucht sie auf. Dass diese unerwünschten Inhalte meistens scharf umrissen, fertig und geformt auftreten, verhilft uns zu einer der wichtigsten Entdeckungen beim Beobachten des Seelenlebens.
Wir sind solchen fertigen Gebilden schon beim ersten Anlauf zur Inventur begegnet. Auf dem Gebiet des Denkens haben wir einerseits fertige Gedankengebilde, andererseits freie Denkfähigkeit gefunden, durch die wir neue Gedanken und Begriffe zu bilden imstande sind. Beide können Motive des Wollens werden. Dementsprechend können Vorstellungen schon fertig vorgefunden oder neu gebildet werden. Im Gefühlswesen ist Unfertiges, das als Fähigkeit angeschaut werden könnte, nicht so bald zu finden. Ein Beispiel: Wenn Sie das Schild sehen «Rauchen verboten», brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen, was dies bedeuten soll. Wenn Sie den Satz lesen: «Die Frage nach der Willentlichkeit einer Handlung ist also keine Frage nach ihrer Verursachung», dann sind Sie gezwungen, kräftig zu denken. Sind Sie aber zufällig ein Philosoph und auf dem Gebiet der Ethik bewandert, so wird der Satz Ihnen kaum größere Schwierigkeiten verursachen als «Rauchen verboten». Es ist eine Erfahrung, dass im letzteren Fall viel weniger Aufmerksamkeit und Aktivität aufgebracht werden müssen, um den Satz zu begreifen: der Prozess des Verstehens wird mehr automatisch. Obwohl «Rauchen verboten» ein Satz in der allgemein öffentlichen Sprache ist und das erste Verstehen des Satzes durch die allgemein menschliche Fähigkeit des Denkens geschehen ist, wird der Satz später ein Teil meines Bewusstseinssystems, durch den ich dann ohne aktives Verstehen, ohne Denken reagieren kann. Er wird losgelöst von der autonomen verstehenden Aufmerksamkeit, «ich» muss weniger oder gar nicht mehr «dabei sein», damit er befolgt wird.
Es ist selbstverständlich, dass solcher Automatismus nur in Bezug auf fertige Gedankengebilde auftreten kann; neue Gedanken müssen immer durch aktive Aufmerksamkeit erarbeitet werden. Andererseits gehört zu der Auslösung von gedanklichen Automatismen immer noch ein Minimum von lesender oder denkender Aufmerksamkeit: wer absolut nicht lesen kann, dem sagt das erwähnte Schild nichts – es sei denn, dass er an der äußeren Form der Schriftzeichen erkennt, worum es geht. Aber ebenso oder fast so geht es dem, der das Schild schon oft gesehen und gelesen hat.
Auf dem Gebiet der Gefühle bilden sich Automatismen noch viel leichter und selbstständiger, d. h. unabhängiger vom Willen des Menschen aus, da ja das Erscheinen eines Gefühls durchaus nicht durch die Aktivität des Subjekts geschieht, sehr oft sogar wider seinen Willen und seine Absicht. An Gefühle können sich automatisch Wünsche, Begierden, Willensimpulse knüpfen. Was auf dem Gebiet der gedanklichen Inhalte ein nicht zu diesem Gebiet passendes Geschehen ist, das Auftauchen von Automatismen, das gilt im Bereich der Gefühle als normaler Vorgang. Fertige Gedankengebilde, Vorstellungen sind oft mit Gefühlsformen verbunden, und diese fertige Welt hat – durch ihre Gefühlskomponente – eine große Selbstständigkeit gegenüber dem bewusst wollenden Subjekt, das wir in der aktiven Aufmerksamkeit gefunden haben. Aus diesem fertigen Gebiet stammen die Assoziationen, Ablenkungen, Wachträume, irrationalen Ängste, eingefahrenen Verhaltensformen, seelischen Gewohnheiten, die sich oft in das Biologische weiter fortpflanzen, die sogenannten Komplexe, die spezifischen, biografisch bedingten Empfindlichkeiten und daraus folgende Reaktionsformen: ein Gebiet, das vom Bewusstsein nicht durchleuchtet ist und schwer durchleuchtet werden kann, das aber durch seine Wirkungen in das Bewusstsein heraufschlägt und sich oft durchsetzt. Das Märchen von dem Fischer, der gegen seine bessere Einsicht, aber doch immer nach den Wünschen seiner «Frau» gehandelt hat, stellt diese Situation dar: «Meine Frau, die Ilsebill, will nicht, wie ich selber will.» Die Psychologie nennt diesen Bereich das Unterbewusste. Die Bezeichnung ist nicht ganz glücklich, einerseits, weil dieses «Unterbewusste» für das Bewusstsein da ist, sich durch dieses und in diesem zeigt und sich durch das Bewusstsein durchzusetzen bestrebt ist; andererseits, weil es ganze Bibliotheken voller Bücher gibt, die das «Unterbewusste» beschreiben – wie soll es noch «unterbewusst» sein? –, und drittens, weil die ganze Sphäre, die früher so genannt wurde, heute nicht nur bekannt geworden ist, sondern das alltägliche Leben, seinen Stil, größtenteils beherrscht. Das bedeutet nicht, dass heute weniger Unterbewusstes existiert, sondern dass die Inhalte, die Tendenzen des Unterbewussten sich mit der Zeit verlagern. Trotzdem werden wir die Bezeichnung beibehalten; weil in dem Augenblick, wo die fertigen Gebilde im Bewusstsein ihre Wirkung entfalten, dieses die Wirkung nicht «will», sie meistens gar nicht bemerkt. Später kann sich das Bewusstsein auf das vorangegangene Geschehen besinnen, es auch oft durchschauen. So z. B. warum und wie ich beim Konzentrieren auf den Schlips plötzlich in Grönland gelandet bin: Den Schlips habe ich von meiner Tante bekommen, von ihrem Mann aber in meiner Kindheit ein Buch über die Entdeckungsreisen zum Nordpol, und in diesem Buch las ich das erste Mal über Grönland. Und es kann noch ein emotionales Motiv dabei entdeckt werden: Der Onkel wurde von mir wegen seiner weltmännischen Art damals sehr bewundert, zu meinem Leidwesen aber kümmerte er sich kaum um mich.
Assoziationen entstehen meistens nicht logisch, sondern aufgrund subjektiver Erlebnisse. Sie gehören zur Privatsphäre der Seele, auch dann, wenn viele Menschen anlässlich eines gegebenen Wortes, einer gegebenen Szene dasselbe assoziieren oder ungefähr dasselbe fühlen: Auf diesem Phänomen beruhen die Werbung und die Unterhaltungsindustrie, sonst hätte ein jeder seine Privatkneipe oder seinen Privat-Nachtclub. In Beziehung zum Unterbewussten sind wir nicht sehr individuell, obwohl wir auf dem Gebiet der Gefühle uns in unserem privatesten Bereich empfinden. Neid, Eitelkeit, Ehrgeiz sind meines Wissens durchaus verbreitete Gefühlsphänomene, die niemand «will»; ich kenne niemanden, der eitel sein will oder z. B. sich das Ziel gesetzt hat, nunmehr ein Egoist zu werden – und er war es bisher nicht. «Ich bin gewillt, ein Bösewicht zu werden»– das sagt eben einer, der es schon ist: Richard der Dritte im Drama Shakespeares.
Und doch haben diese Phänomene Privatcharakter, da sie nicht mitteilbar sind. Ich gebe nie die Hoffnung auf, dass meine Gedanken von anderen Menschen verstanden werden können; aber ich weiß, dass niemand meine Gefühle bei einer enttäuschten Liebe zu fühlen vermag – der Beschreibung nach kann einer sehr Ähnliches erleben, aber zum Wesen dieser Art von Gefühlen gehört eben die Subjektivität. Ebenso ist die Bildung von Assoziationsketten biographisch subjektiv und individuell verschieden, auch wenn manche Menschen ähnliche Abenteuer in ihrem Leben durchmachen. Das kann so sein, muss aber nicht so sein. Ein sehr großer Teil der Assoziationen, der Gefühle ist auch ganz subjektiv.
Wenn wir in die tieferen Schichten des Unterbewussten schauen, werden die Erscheinungen immer weniger beschreibbar und mitteilbar. – Womit versuchen wir diese Phänomene doch zu beschreiben und mitzuteilen? Nun: durch Sprechen, Sätze, Worte, durch die wir Gedanken ausdrücken. Die Gedanken können mehr oder weniger geschickt, plastisch, bildhaft durch Wortfügung und Satzbildung ausgedrückt werden. Wir haben immer das Vertrauen, dass der andere verstehen wird. Sonst würden wir alle schweigen, insbesondere würden wir nicht die Courage aufbringen, über solche Themen zu reden oder zu schreiben. Wir nehmen, bewusst oder nicht bewusst, stets an, dass das Denken allgemein verständlich ist. Daher versuchen wir sogar, unsere Gefühle durch Gedanken bzw. durch Sprechen mitzuteilen, während es komisch wäre, unsere Gedanken durch Gefühle mitteilen zu wollen. Wenn das doch vorkommt, heißt es: Demagogie. Es werden aber keine Gedanken, sondern vielmehr Willensimpulse mit der Umgehung des Denkens angeregt. Werbe-Designer und Demagogen wenden sich nie an das denkende Menschenwesen. Sie versuchen gerade Assoziationen, Emotionen in Wirksamkeit zu bringen und das logische Denken möglichst zu umgehen. Sie wenden sich an das Gebiet der Seele, das aus fertigen Inhalten, Strukturen, Assoziationsketten besteht, nicht an das Unfertige, Ungeformte, nicht an Fähigkeiten, und wollen auch keine freien Fähigkeiten wachrufen oder ausbilden.
Nun passiert es ja oft, dass man die Gedanken des anderen nicht oder nicht leicht versteht oder sogar der Meinung ist, sie seien falsch, unlogisch, gar keine Gedanken. Dann diskutiert man, versucht den eigenen Standpunkt zu erklären. Womit? Durch Gedanken, die im Kleid der Sprache erscheinen. Man hat doch noch immer das volle Vertrauen zum Denken; erstens, dass man durch es zur Wahrheit gelangt, und zweitens, dass der Diskussionspartner durch mitgeteilte Gedanken zur «Einsicht» gebracht werden kann. Ob das gelingt oder nicht, ist für uns im Augenblick belanglos. Eines jedoch ist wichtig: dass wir im Denken und in seinen Erscheinungsformen wie Sprache, Mimik, Gebärde, Zeigen, Schrift – insgesamt als Sprache bezeichnet – ein universelles, nicht privates Element entdecken, durch das wir mit anderen Menschen kommunizieren, uns mit anderen und mit uns selbst verständigen können.
Ich weiß, es gibt viele Denker, die den Gemeinsamkeitscharakter oder die Fähigkeit des Denkens, eine Übereinstimmung zwischen Menschen zu erzeugen, in Zweifel ziehen. Aber selbst dieser Zweifel beruht auf Denken, oder er ist bloß eine Grille. Man kann Gründe finden, warum man dem Denken kein Vertrauen schenken soll – diese Gründe werden durch dasselbe Denken gefunden. Man kann dem Denken nicht entsagen: Selbst der Entschluss dazu wäre noch eine Tat des Denkens. «Von nun an gehorchen wir nur unseren Emotionen»– das ist noch immer ein Gedanke. Man kann aus dem Denken nicht heraustreten, solange man sein Menschentum nicht aufgibt oder etwas noch Lichteres, Erhellenderes findet, als es das Denken ist. Zunächst ist es ohne Zweifel unsere hellste Bewusstseinsfunktion. Jemand, der sagt: «Das Denken ist nichts wert», gleicht einem Menschen, der den Ast absägt, auf dem er sitzt, da diese Behauptung immer noch ein Gedanke, ein Denk-Ergebnis ist von vielleicht unangenehmen Erfahrungen.
Kants Versuch, durch seine Antinomien (sich widersprechende Gedankengänge) zu zeigen, wie unverlässlich das Denken ist, zeigt gerade das Gegenteil. Kant führt z. B. Beweisführungen an über die Endlichkeit der Welt und parallel über die Unendlichkeit der Welt. Er will damit beweisen, dass das Denken beide Ansichten vertreten kann, sodass eine Entscheidung auf seinem Grund nicht möglich ist. Es sei dahingestellt, ob das stimmt. Wenn es aber stimmen würde, so würde diese Geschichte nur eines beweisen: dass Kant auch noch über ein Denken verfügt, das die Unzulänglichkeit jenes Denkens, das die Beweisführung schafft, entdecken kann. Dieses Denken wird von ihm charakteristischerweise «vergessen»– und sein Versuch drückt sein tiefes, aber nichtbewusstes Vertrauen zu seinem Denken aus.
Die Gedanken kommen aus dem Denken. Woher kommt das Denken? Was hat das Denken mit der Sprache zu tun? Diese Fragen werden uns zum Gegenpol der fertigen Seeleninhalte, des Unterbewussten führen.
Sprechen und Denken sind die «öffentlichen» Tätigkeiten des Bewusstseins, durch die eine Kommunikation zwischen den Menschen möglich wird. Sie wurden in früheren Zeiten die «geistigen» Fähigkeiten genannt. Zum Sprechen gehört auch das geschriebene und das durch Gebärden, Zeigen, Mimik offenbarte «Wort», alles, was beabsichtigter Ausdruck ist und durch Sinneswahrnehmung zum anderen Menschen gelangen kann. Dass die Menschen eine Kommunikation solcher Art, durch Sinneswahrnehmungen, benötigen, wird durch ihre Bewusstseinsverfassung verursacht, dadurch, dass sie im Bewusstsein voneinander getrennt sind. So trivial diese Feststellung zu sein scheint, stellt sie durchaus nicht die einzige Möglichkeit dar. Denn sogenannte primitive Völker lebten und leben bis heute noch in einem mehr oder weniger gemeinsamen Stammes- oder Familienbewusstsein. Und durch das Sprechenlernen des Kindes wird uns immer wieder das Paradoxon vorgeführt, wie ein Wesen, das nicht sprechen und denken kann, Worte, Sprache und Denken sich aneignet. Das erste Wort, die ersten Worte muss das Kind ja ohne Worte, ohne Erklärungen verstehen. Denken Sie nicht, dass Zeigen, Mimik usw. dabei helfen könnten. Diese Zeichen müsste das Kind ja schon verstehen, wenn sie eine Hilfe sein sollten beim Verstehen der Worte. Wenn aber ein Kind das Zeigen versteht, kann es längst «sprechen»: es versteht «ich zeige dir das». Es gibt keine «natürlichen» zeigenden Gebärden. Das Kind muss nicht wissen – und weiß am Anfang auch nicht –, dass es in die Richtung meines Zeigefingers schauen soll; der Hund weiß es auch nicht.
Außerdem müsste das Kind erraten, was ich mit dem Zeigen meine: den Tisch, seine Farbe, das Holz, das Viereck, die horizontale Ebene, die Ebenmäßigkeit usw. – das alles zeige ich nämlich mit derselben Gebärde. Das Kind versteht die ersten Worte unmittelbar, ohne Worte, intuitiv oder, anders ausgedrückt: durch eine so tiefgehende Nachahmung des Sprechenden, dass es nicht nur die Worte, sondern die Sprechintention mit seinem Sinn «nachahmt». Es identifiziert sich mit der Quelle des Sprechens, mit dem Ich des Sprechenden. Es hat ja keine andere Möglichkeit zu verstehen: keine «Erklärungen» sind möglich. Was die ersten Worte bedeuten, das wird durch wortloses, sprachloses Verstehen des Sprechenden verstanden, als Verstehen seiner Gedanken, vielleicht noch eher: seiner Denkintention. Weil das Kind das Denken, das der Sprechende ausdrücken will, unmittelbar versteht, weiß es, was die Worte bedeuten.
Es gibt viele Denker, die der Meinung sind, das Kind lernt sprechen wie der Papagei. Das ist ein Irrtum. Der Papagei spricht gar nicht, ebenso wenig wie ein Tonband, denn es versteht nicht. Das Kind aber versteht – sonst könnte es nur stets die schon gehörten Sätze wiederholen und zwar in unpassenden Situationen, aber keinen neuen Satz aus den bekannten Worten bilden, der den Umständen entspricht. Das kann das Kind aber sehr bald.
Am deutlichsten kann dies beobachtet werden am Verstehen der Worte «Ich» und «Du». Man zeigt auf den Tisch und sagt «Tisch»; das Kind zeigt auch auf den Tisch und sagt «Tisch». Man zeigt auf den Stuhl und sagt «Stuhl»; das Kind zeigt auch auf den Stuhl und sagt «Stuhl». Nun zeigt der Sprechende auf sich und sagt «Ich». Wenn das Kind jetzt nach dem Muster des Vorangehenden verfährt, wird es auf den Sprechenden zeigen und «Ich» sagen; vielleicht geschieht das so beim ersten Mal. Aber dann versteht es eben und sagt «Du». Sonst würde es den Sprechenden «folgerichtig» als «Ich», sich aber mit «Du» bezeichnen. Und das würde sogar in jeder Generation wechseln!
Das intuitive, wortlose Verstehen der ersten Worte, das sich im Grunde genommen bei jedem Begriff auch im Erwachsenenalter wiederholt, wenn es auch durch Erklärungen verdeckt wird (die ihrerseits aber auch verstanden werden müssen, damit sie überhaupt «erklären»), dieses wortlose Verstehen ist nicht die einzige Leistung der intelligenten Fähigkeiten im Kind. Das grammatisch sehr bald korrekte Sprechenkönnen des Kindes ist für die Sprachwissenschaft ein großes und ungelöstes Rätsel. Das Kind, das ja von der Existenz einer Grammatik keine Ahnung hat und auch nicht verstehen würde, was sie ist, kann sich sehr bald aus wenigen und logisch nicht ausreichenden «Daten», d. h. gehörten grammatischen Formen, die Grammatik als ein Können «konstruieren»– so heißt es wissenschaftlich. Es «konstruiert» natürlich nichts bewusst, es kann aber praktisch die Grammatik anwenden und richtig sprechen. Das bezieht sich auch auf die Syntax – den Satzbau –, deren Regeln größtenteils nicht einmal durch die Wissenschaft formuliert sind.
Darf ich Sie persönlich fragen: Kennen Sie als Erwachsener die Grammatik Ihrer Muttersprache? Und, falls Sie sie zufällig studiert haben, sprechen Sie nun mit bewusster Verwendung dieser Studien oder nur so, wie Sie es seit Ihrer Kindheit gewohnt sind? Man kann hier erfahren, dass das Sprechen lebenslang ein überbewusstes Können bleibt, so wie man es als Kind intuitiv, überbewusst erworben hat.
Tiere kommunizieren, aber sprechen nicht. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass ihre «Kommunikation» instinktiv ist, sie können es nicht bedenken, ob sie ein Signal geben sollen oder nicht. Sie müssen es tun oder müssen es unterlassen. Es ist keine bewusste Absicht dabei, dass Signale gegeben werden, und auch nicht, wenn sie nicht gegeben werden. Sie werden vielleicht sagen, dass manche Leute auch nicht immer bewusst bedenken, ob sie sprechen sollen, sondern sie plappern einfach los … Nun: man kann sich schon über dieses allzu wohlbekannte Phänomen Gedanken machen.
Man kann sich noch eine Frage stellen. Das Kind ahmt vernommene Laute und Worte nach. Woher «weiß» es, wie man das macht, was die Sprachorgane für Bewegungen ausführen müssen, damit das gehörte Wort oder der gehörte Laut reproduziert werde? Diese Frage ist deswegen berechtigt, weil der vernommene Laut den Bewegungen der Sprachorgane gar nicht «ähnlich» ist und die Beziehung dieser Bewegungen zum hervorgebrachten Laut auch für den Erwachsenen keineswegs klar ist: Sie müssen rasch experimentieren, wenn ich Sie frage, wie bringen Sie ein «j» hervor, und zur genauen Beobachtung gehört schon manche Anstrengung.
Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang ist nicht minder paradox: Wie lernt das Kind denken? Das geschieht auch nicht durch Unterricht – das Denken zu unterrichten wäre nur möglich und auch dann schwer, wenn das Kind schon denken könnte. Es kann nach den ersten vernommenen und verstandenen Gedanken selber neue bilden und ausdrücken, es kann eine sehr große Anzahl «unerklärbarer» Begrifflichkeiten erwerben – unerklärbar auch für den Erwachsenen. Nehmen Sie z. B. «ja», «ist», «in», «aber», «lieben», alles Worte, die das Kind sehr früh sinngemäß verwenden kann. Versuchen Sie diese Worte einem Erwachsenen zu erklären, Sie werden Grundlegendes bei diesem Versuch erleben.
Für ein Kleinkind ist ein jeder Witz neu, es muss ihn neu verstehen. Das kann auf jedes Wort, jeden Begriff, jeden Gedanken bezogen werden. In Bezug auf ein Sprechen und Denken lernendes Kind gibt es keine Sprech-Gewohnheiten, keine fertigen Gedankenformen, keine Reiz-Antwort-Automatismen: das alles kann man beim Erwachsenen finden, und das wird durch die Fähigkeiten gebildet, die das Kind überbewusst, durch das Sprechen und Verhalten seiner menschlichen Umgebung sich erwirbt. Ohne eine solche Umgebung wird ein Kind weder sprechen noch sich aufrichten, noch leben können, wenn es auch körperlich versorgt wäre.
Es ist aus den Beobachtungen des Kindes beim Sprechen- und Denken-Lernen ersichtlich, dass an diesem Prozess – dem Sich-Hineinleben des Kindes in den sprechenden Erwachsenen – Denken, Fühlen und Wollen teilhaben, aber in einem ganz anderen Sinne funktionieren als beim Erwachsenen. Man könnte auch sagen: Sie sind noch gar nicht getrennt voneinander, sondern bilden eine einzige Fähigkeit. Denn das Kind muss ganz bis zum Sprech-Willen des Sprechenden «nachahmen» können, um das Gesprochene zu verstehen, ja verstehen, bevor es sich auf Worte, Mimik, Gebärden verlassen kann. In diesem Sprech-Willen ist der Sinn, die Bedeutung des Gesprochenen schon drin. Später, vielleicht gar nicht zeitlich später, aber dem Wesen nach später, gestaltet sich der Sinn der Worte. Der Sprech-Wille enthält auch das Fühlen, von dem das Gesprochene begleitet wird und mit dem man sich an das Kind wendet – man bringt ja dem Kind hoffentlich keine wissenschaftlichen Theorien vor –, und dieses Fühlen ist dem Gesagten wie auch dem Kind entsprechend, es ist durch den gesprochenen Inhalt und durch das Kind, an das der Inhalt adressiert wird, geprägt. Das alles wäre ein Optimalfall, wenn nämlich der Sprechende sich ganz dem Kinde zuwendet. Weil das von Seiten der Erwachsenen immer seltener geschieht, gibt es immer mehr sprach- und verhaltensgestörte Kinder.
Wir haben beim Sprechen-Lernen des Kindes eine neue Bewusstseinsqualität – so könnte man es nennen – kennengelernt, das überbewusste Können. Können ist es jedenfalls – und kein Wissen –, Sprechen-Können, grammatisch, syntaktisch richtig, ein Können, den gehörten Laut, die gehörten Worte nachzuahmen, und ein Können, das Vernommene ohne Worte zu verstehen. Worte spielen für das Verstehen nur dann eine Rolle, wenn sie schon einmal verstanden worden sind. Das Bewusstsein bildet sich dann aus dem Verstandenen und Erinnerten als Ich-Bewusstsein, und so ist es eigentlich selbstverständlich, dass dieses Bewusstsein über das Ur-Verstehen des Kindes, wodurch es entstanden ist, nichts weiß – es war ja nicht dabei beim Entstehen – und auch später diesen Ursprung kaum bemerkt, weil man als Erwachsener meistens wenig Erfahrung hat bezüglich des Ur-Verstehens. – Wann haben Sie denn Neues gedacht?
Daher ist die Bezeichnung «überbewusst» berechtigt. Das Überbewusste ist immer ein Können, eine Fähigkeit, nicht Gewohnheit, nichts Fertiges. Fertiges wurde bei der Betrachtung des Denkens, des Fühlens und des Wollens gefunden. Wir haben auch gesehen, dass das Fertige in der Seele größtenteils nicht bewusst wirkt, nicht gewollt vom autonomen Ich-Wesen, in der Weise, wie z. B. Gefühle ungerufen auftreten, wie Assoziationen nicht beabsichtigt kommen. Daher ist es sinnvoll, das ganze Gebiet der fertigen Seeleninhalte als das Unterbewusste zu bezeichnen. Unterbewusst ist der Ursprung jener vorgeformten Wirkungen, die in Gefühlsformen, Gedankenformen, Verhaltensmustern und Willensimpulsen ohne den autonomen Willen des Menschen im Bewusstsein erscheinen, manchmal das Bewusstsein überschwemmen.
Der bedeutsame Unterschied zwischen den überbewussten Fähigkeiten und den unterbewussten Gewohnheiten besteht eben darin, dass die unterbewussten Wirkungen stets «fertig» sind, geformt auftreten, wie z. B. die Assoziationen. Die überbewussten Kräfte oder Fähigkeiten hingegen sind immer unfertige Wesenheiten, durch die überhaupt Geformtes oder Fertiges entstehen kann – eine ursprünglichere Wesensschicht also. Was ist der Unterschied zwischen Gewohnheit und Fähigkeit? Gewohnheit wäre, wenn ich am Klavier nur ein bestimmtes Stück spielen könnte, vielleicht mit Perfektion; Fähigkeit dagegen ist, wenn ich beliebige Stücke zu spielen lernen kann, meiner Technik, meiner Musikalität entsprechend. Man kann nicht sagen, eine Fähigkeit sei «fertig». Es ist der Unterschied auch von der Seite des Ausbildens zu fassen: Gewohnheiten werden durch Gewöhnung oder Dressur, Fähigkeiten durch Unterricht gebildet. Nun ist allerdings heutzutage dieser Unterschied im Schulwesen fast untergegangen.
Der zweite wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden unbewussten Bereichen besteht darin, dass der Mensch durch die überbewussten Fähigkeiten offensichtlich in ein überpersönliches, in ein – hinsichtlich des Denkens mehr, hinsichtlich einer bestimmten Sprache weniger – universelles Seinsgebiet hereinragt. Das Unterbewusste ist dagegen stets von privatem Charakter, von privater Entstehungsgeschichte. Jede Kommunikation, auch jede Kunst, auch die handwerklichen Fähigkeiten sind überbewussten Ursprungs.
Wir haben jedoch gesehen, dass die Formen des Unterbewussten, obwohl von individueller Entstehungsgeschichte, doch einander sehr ähnlich, man könnte sagen, kollektiv sind. Worin liegt ihr Unterschied von der Kollektivität des Überbewussten? Im Gleichnis könnte man sagen: Die Gesundheit ist der natürliche Zustand jedes Organismus; Krankheiten müssen jeden Organismus einzeln befallen, aber die individuellen Krankheiten können einander sehr ähnlich sein in ihren Symptomen. Die Krankheit bekommt ein jeder individuell, aber sie ist doch «Grippe», «Keuchhusten» für alle.
Gewohnheiten sind, vor allem im Kindesalter, fördernd und notwendig. Das Übermaß sollte vermieden werden. Mit dem Erwachsenwerden sollte der Mensch seine anerworbenen Gewohnheiten, im weitesten Sinne, revidieren und neue bewusst bilden und pflegen.
Die Leistung des Kindes im Sprechen- und Denken-Lernen wird im Verlauf des späteren Lebens gewöhnlich nie mehr erreicht. Alles, was der schon Sprechen-Denken-Könnende später lernt und sich aneignet, wird auf die Grundlage der im Kindesalter erworbenen Fähigkeiten gebaut. Man kann auch beobachten, dass in dem Maße, wie fertige Inhalte und Gewohnheiten sich durch anwesend