Marion Schimmelpfennig
Die Mineralwasser-
und Getränkemafia
j-k-fischer-verlag
www.j-k-fischer-verlag.de
Für meinen Mann Jo
Impressum
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Originalausgabe
Februar 2016
J.K.Fischer Versandbuchhandlung Verlag &
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63571 Gelnhausen/Roth
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Die Folie des Hardcovers sowie die Einschweißfolie sind PE-Folien und biologisch abbaubar. Dieses Buch wurde auf chlor- und säurefreiem Papier gedruckt.
Rechtliche Beratung: Axel Fischer
Lektorat: Dr. Baal Müller
Umschlaggestaltung: Irene Repp
Satz/Umbruch, Bildbearbeitung: J-K-Fischer Verlag
Bilder: Fotolia/Agência Brasil/Wikipedia/Anne Huneck
ISBN 978-3-941956-54-4
Jegliche Ansichten oder Meinungen in unseren Büchern sind die der Autoren und entsprechen nicht notwendigerweise den Ansichten des J-K-Fischer-Verlages, dessen Muttergesellschaft, jeglicher angeschlossenen Gesellschaft oder deren Angestellten und freien Mitarbeitern.
Inhalt
Vorwort von Dr. Ruediger Dahlke
Danksagung
Auf ein Wort
Denkanstöße
Extrem gefährlicher Cocktail
Wem gehört das Wasser?
„Wasser ist kein Menschenrecht“
Das Recht des Stärkeren
Nestlégate
In guter Gesellschaft
Das Milliardengeschäft mit Wasser
Ausverkauf auf Raten
Der Wolf im Schafspelz
Lateinamerika spielt nicht mit
Die Diktatur der Mächtigen
Die Industrie treibt die Forscher vor sich her
„Keine Einflussnahme!“
EUFIC: „Inhaltlich korrekt und wahr“
Lebensmittelbranche will sich selbst beaufsichtigen
Heute ein Gesetz verabschieden, morgen davon profitieren
Die Einflüsterer: 40 Lobbyisten proEU-Parlamentarier
Einmal rügen – zack?
Vergiftung mit Beihilfe der Behörden
Das Aus für Lobbyradar
Information oder Beeinflussung?
Unabhängiger Journalismus
Wo bleibt der Aufschrei der Massen? Der Journalisten?
Arglistige Täuschung oder listige Werbung?
Verbraucher erwarten keine Ehrlichkeit
Edelwasser aus dem Wasserhahn
Täuschung auf Kosten von Kindern
Selbstverpflichtung funktioniert nicht
Kellogg’s rückt Zucker ins rechte Licht
Wunderbare Wandlung
Volle Pulle daneben
Die neue Lebensmittelkennzeichnung hilft
Massenpsychologie vom Feinsten
Grenzwerte – was nicht passt, wird passend gemacht
Nitrat: Indikator für Gesamtbelastung
Wasser in Not
„Muntermacher“
Bisphenol-A: aus Eins mach Fünf
Pestizide: in der Summe harmlos?
Glyphosat: Pestizid in Muttermilch
Bei Atomunfall: Grenzwerte lockern!
Leitfähigkeit: lange Leitung bei Behörden
Aromen – Appetitverderber aus der Trickkiste
Diskretion Ehrensache
Aus eklig mach lecker
Acetaldehyd: der unterschätzte Krebsrisikofaktor
Menschenhaar und Schweineborsten
Umerziehung in Raten
Wie gefährlich sind Aromen?
Nichtzutaten – Zutaten undercover
Es gibt viel zu tun – packen wir’s rein
Fragen über Fragen
Tricksereien ohne Ende
Aluminium – nervtötender Alltagsbegleiter
Aluminium ist omnipräsent
Alzheimer durch Aluminium?
„Unabhängige“ Forschung
Ausleitung mit Silizium
Farbstoffe – bunte Welt, gefährliche Welt
Krebsgefahr: Azofarbstoffe
Krebsgefahr: Zuckerkulör
Allergie- und andere Potenziale
Ein Lanze für Beta-Carotin
Geschmacksverstärker – Helfer in der Not
Glutamat: versteckter Dickmacher
Gesundheitsgefahren – Mythen und Fakten
Wer kein Glutamat will …
Dinatrium- und Calcium-5‘-ribonucleotid
Süßstoffe – Genuss ohne Reue?
Erhöhtes Diabetesrisiko
„Bewährte Masthilfe“
Erhöhtes Frühgeburtsrisiko
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Acesulfam
Aspartam
Aspartam fördert verfrühte Pubertät
Die Aspartam-Krankheit
Leiden Sie unter Phenylketonurie?
Wer sagt, dass Aspartam Krebs fördert?
Neutrale Studien?
„Aspartam zerfällt in natürliche Bausteine“
Vom Unterstützer zum leidenschaftlichen Kritiker
Wissenschaftler fordern umfassende Untersuchungen
Cyclamat
Saccharin
Sucralose
Neotam
Aspartam-Acesulfamsalz
Advantam
Thaumatin, Neohesperidin – und Stevia
Und nun?
Zucker – Opium fürs Volk
Stärker als Kokain?
Keine reine Willenssache
Das Versteckspiel mit dem Zucker
„Alternative Süßungsmöglichkeit“
Die Branche verbreitet „Fakten“
Arsen und Spitzenwerte
Man weiß, dass man nicht viel weiß
Wertlose Werte und Funde ohne Konsequenzen
Benzol – Krebserreger mit Höchstwerten
Wie kommt das Benzol ins Getränk?
Freibrief für Getränkehersteller
Korrespondenz mit Behörden: zähfließend, aber vielsagend
Schwermetalle und Radionuklide – da strahlt der Verbraucher
Radium (Radon): hoch toxisch
Uran: Babys nicht ausreichend geschützt
Verblödet durch Blei?
Antimon dank Plastikflasche
Konservierungsmittel – „ohne“ heißt noch lange nicht ohne
Kohlensäure
Phosphorsäure: sauer macht nicht immer lustig
Pestizide, Herbizide – eine herbe Enttäuschung
Glyphosat: alles halb so wild?
Plastik: Die Welt am Rande des Kollaps
Getränke und Plastik – harmlos oder nicht?
Gefährliche Biofilme
Abbauprodukte in recycelten PET-Flaschen
Abfüllung: ein heißes Thema
Mineralwasser hormonell betrachtet wie Kläranlagenwasser
Die Milch macht’s? Die Lobby macht’s!
Was die Milchwerbung verschweigt
Die dunkle Seite des weißen Saftes
Von Natur kaum noch eine Spur
Gesunde Knochen?
Die Lobby macht’s!
Mineralwasser, Quellwasser, Tafelwasser
Fluorid ist harmlos und beugt Karies vor. Und die Erde ist eine Scheibe.
Fäkalien & Co: So lecker ist Flaschenwasser
Saft, Nektar & Co – die große Verarsche
Schenken uns die Hersteller reinen Saft ein?
Bis zum bitteren Ende
Der hohe Preis für billigen Saft
Industrieller Orangensaft gesünder als Orangen?
Wie gesund sind „gesunde Getränke“?
Orangensaft, ACE-Drinks – sind sie wirklich so gesund?
Warum lesen wir so viel Widersprüchliches über Vitamine?
Wie wirken natürliche bzw. künstliche Vitamine?
Was leisten Sport- und Energy-Drinks?
Sind wir ausreichend mit Vitalstoffen versorgt?
Orthomolekulare Medizin? Was ist das?
Energy- und Softdrinks – alles andere als soft
Weiche Kinderknochen
Herzprobleme
Schnellere Alterung
Versteckte Muntermacher?
Litauen verbietet, Mexiko besteuert, die Schweiz „beobachtet“
Was sollen wir trinken?
Kein Weg zurück
Was will der Körper eigentlich?
Leitungswasser: bedenkenlos trinken oder nicht?
Was ist noch drin im Leitungswasser?
Russisches Roulette
Flaschenwasser kaufen?
Wasseraufbereitung zuhause
Glaubenskriege um die Mineralien im Wasser
Aktivkohlefilter in Kannen
Umkehrosmose
Destillation
Carbon-Monoblock-Pressfilter
Aqualenfilter
Keimsperren
Und wo sind die Beweise?
Kalk: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf
Über den Tellerrand hinaus …
Kann Wasser Informationen speichern?
Wasserverwirbelung
Durstige Zellen
Warum sind kleine Clustergrößen so wichtig?
Welchen Wirbler nehmen?
Wasser durch programmierte Stoffe informieren
Quantenphysik für unseren Alltag
Andere Aufbereitungsverfahren
Gesund essen und trinken: eine Essstörung!
Wenige Konzerne beherrschen den Markt
Nachwort von Peter Fricke
Anhang
TTIP – die schleichende Entstaatlichung der „Alten Welt“
Jean Ziegler: „Wir lassen sie verhungern“
Der lange Arm der Industrie
Weiterführende Informationen
Empfehlenswerte Literatur
Empfehlenswerte Filme
Wasser, Wasserprivatisierung & Globalisierung
Umweltfragen
Lobbyismus
Demokratie, Meinungsbildung
Verbraucherinformationen
Behörden
Literaturnachweis
Kurzbiografie & Kontakt
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Vorwort von Dr. Ruediger Dahlke
Als ich Marion Schimmelpfennigs erstes Buch „Giftcocktail Körperpflege“ las, fuhr mir der Schreck in die Glieder. Obwohl ein ausgesprochener Kosmetikmuffel, konnte ich kaum fassen, was wir uns da antun (lassen). Ich wechselte sofort von der „gesunden“ Zahnpasta auf Dental-Tabs, die wirklich nur noch ein wenig Pfefferminz enthalten. Ansonsten infizierte ich viele Seminar-Teilnehmer/-innen und Leser/-innen mit dem Wissen über die gefährliche Industrieware, die uns nicht schön, sondern alt, hässlich und krank aussehen lässt.
Das zweite Buch der Autorin über Getränke macht schlicht sprachlos. Mit mutiger Schonungslosigkeit legt sie die Machenschaften der Getränke- und Nahrungsmittelindustrie offen. Man fühlt sich beim Lesen an ein Gruselkabinett erinnert. Dabei empfehle ich seit Jahrzehnten – etwa zuletzt in „Geheimnis der Lebensenergie“ –, sich von Industrie- und Fertigprodukten so fern wie möglich zu halten, auf Saisonales aus der Region zu setzen und direkte Wege zur Natur über Biobauern und unter Umgehung der Nahrungsmittelindustrie zu wählen.
Aber ich hätte doch nicht gedacht, wie weit die industrielle Brunnenvergiftung im übertragenen, aber auch konkreten Sinn schon gediehen ist, wie amoralisch und auf dem Rücken der Schwächsten etwa der moderne Wasser-Krieg geführt wird. Und mindestens genauso verstört lese ich, wie ausgeliefert wir dem System aus Industrie, ihren beeinflussenden Lobbyisten, beeinflussten und wiederum beeinflussenden Politikern und beeinflussten und beeinflussenden Journalisten und Wissenschaftlern schon sind.
Nicht die Einzelbeispiele, sondern das ungeheure Geflecht aus Überschreitungen, böswillig vorsätzlichen Vergehen und geplanten Delikten verrät, wie viel System hinter all dem steckt. Hände weg von Industriegetränken ist die einzige Konsequenz, aber die Leserin/der Leser ahnt, dieses Geflecht droht langfristig alles und uns alle zu verschlingen. Mit „Peace-Food“-Essen und gutem Wasser für den Eigenbedarf kommen wir da kaum noch davon. Und was tun, wenn praktisch alles Wasser bereits von Wirtschaftskraken wir Nestlé oder Danone aufgekauft ist? In Bali und vielen Ländern der armen Welt gibt es bald gar kein anderes mehr. Schön zu hören, dass sich lateinamerikanische Länder zunehmend gegen die Enteignung ihres Wassers wehren – aber sollten wir nicht auch bald damit anfangen? Wir, aus deren Ländern das Übel kommt?
Hier nur ein paar Beispiele und keinesfalls die schrecklichsten, die die Autorin uns gibt, ja zumutet. Es braucht wirklich Mut, solch ein Buch zu schreiben, und immer noch einigen, es zu lesen. Wollen wir überhaupt wissen, was uns da systematisch angetan wird, und was wir uns antun lassen, gleichsam wie Schafe auf dem Weg zur Schlachtbank?
Zum Willen und zur Macht unserer – in diesem Fall nicht einmal demokratisch gewählten, dafür umso mächtigeren – EU-Kommission schreibt sie Folgendes: Auf Druck von unten, also aus dem Verbraucherbereich, hatte die EU-Kommission den Vorschlag gemacht, die Schriftgröße auf den Etiketten so zu erhöhen – und zwar auf 3 Millimeter –, dass die Informationen auch wirklich lesbar sind. Aber die Lobby war wie fast immer stärker: Seit Dezember 2014 gilt die neue EU-Lebensmittelinformationsverordnung, nach der die Mindestschriftgröße unverschämte 1,2 Millimeter beträgt. Am besten, weil so ehrlich, ist die Begründung der Lebensmittelindustrie (nicht etwa der EU-Kommission): Eine größere Schrift würde ihren „Markenauftritt“ gefährden. Deutlicher geht es schon nicht mehr.
Dazu schreibt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Namen der Verbände: „Auch die Forderung der EU-Kommission nach einer Mindestschriftgröße von 3 mm für die Kennzeichnung von Lebensmitteln ist nicht zielführend. Sie ist keine Gewähr für die bessere Lesbarkeit der Angaben für die Verbraucher.“
Ein System von Interessenvermischungen und Klüngelei führt am Ende dazu, dass die Schriftgröße nicht mehr mit der Lesbarkeit zusammenhängt!
Genauso ging es der eigentlich geplanten und vielfach geforderten Ampelkennzeichnung bezüglich des Zuckeranteils, die über 70 Prozent der Verbraucher wollten. Damit hätten Verbraucher schon auf den ersten Blick erkennen können, ob ein Produkt eine große, mittlere oder kleine Zuckermenge enthält. Laut der Autorin war es der Lebensmittelindustrie in einer jahrelangen Kampagne eine Milliarde Euro wert, diesen Vorstoß zu kippen, sodass die Zuckerbomben unter den Getränken weiter ziemlich unerkannt bleiben und ihren gesundheitlichen Schaden anrichten können.
Wer dieses Buch liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Getränkeindustrie bewusst und vorsätzlich Gesundheit und Leben ihrer Kunden gefährdet. Gesundheitskatastrophen zählen einfach nicht gegenüber der Gefahr von Gewinneinbrüchen.
Wie weit die Menschenverachtung bereits geht, mag folgende gängige Missachtung selbst einer Instanz wie des Europäischen Gerichtshofes zeigen. Im Dezember 2015 bekräftigte dieser per Gerichtsbeschluss eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Was auf der Verpackung abgebildet ist, muss auch drin sein. Die Firma Teekanne hatte dazu eine andere Meinung, denn auf ihrem Kinder-Früchtetee „Himbeer-Vanille-Abenteuer“ war ein Häschen abgebildet, das zwischen Vanilleblüten und Himbeeren herumhüpfte, im Tee waren aber weder Vanilleschoten noch Himbeeren enthalten, nicht einmal deren Aromen, sondern Kunstprodukte, die den Geschmack nachahmten. Das Unternehmen hielt dagegen:
„Der Durchschnittsverbraucher wird mit der Abbildung von stilisierten Himbeeren und Vanilleblüten auf dem Produkt […] nicht ein Produkt mit Himbeeren und Vanille erwarten.“
Die Durchschnittsverbraucher seiner Produkte versteht dieses Unternehmen offensichtlich als Volltrottel. Seitenlang vermittelt die Buchlektüre tatsächlich den Eindruck, ein Volltrottel ist, wer dieser Industrie noch glaubt.
Wer nun denkt, die Getränke- und Nahrungsindustrie hätte wenigstens bei der Gesundheit von Kindern ein Einsehen, wird im Buch eines Besseren belehrt. Die Lebensmittelunternehmen hatten 2007 im Rahmen einer EU-Initiative per Selbstverpflichtung zugesichert, bestimmte Regeln bei der Bewerbung von Kinderprodukten einzuhalten. Etwa sollten nur noch Lebensmittel, die besondere Anforderungen an den Nährwert erfüllten, für Kinder unter zwölf Jahren beworben werden. Offenbar ein Schritt gegen die ausufernde kindliche Fettsucht.
Die Verbraucherorganisation foodwatch prüfte das Ergebnis dieser Selbstverpflichtungserklärung. Das Marketing der Unterzeichnerfirmen wie Kellogg’s, Ferrero, Danone, Nestlé und Coca-Cola wurde untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Von insgesamt 281 Produkten im Test erfüllten nur 29 die WHO-Kriterien. 90 Prozent, also 252 Lebensmittel, durften nach Meinung von Gesundheitsexperten nicht an Kinder vermarktet werden.
Es bleibt immer nur derselbe Schluss: Alles sehr gut prüfen und selbst Kleinstgeschriebenes mit der Lupe lesen – oder, noch viel sicherer, Industrieprodukte von vornherein und möglichst generell meiden und nur bei integren Firmen einkaufen, wie in den „Peace-Food“-Büchern angegeben.
Marion Schimmelpfennig schreibt hier Dinge, die schlimmste Befürchtungen übertreffen, und ich hoffe für sie, sie hat sich juristisch warm angezogen. Denn bevor Konzerne ihre Produkte ändern, neigen sie dazu, lieber ihre Widersacher zu verklagen. Die Autorin beschreibt diesbezüglich die Geschichte einer ehemaligen Nestlé-Managerin, die lange versuchte, sich gegen die Qualitäts-Missstände im Konzern zu wehren, und der schließlich gekündigt wurde. Die vormalige UNO-Mitarbeiterin aber hatte den Mut, vor Gericht zu gehen, wo sie nun erleben muss, wie ihre Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, weil das sonst wohl zu peinlich für den Konzern würde.
Wenn die Einflussnahme der Konzerne nach Politik, Mainstream-Journalisten und Wissenschaftlern auch noch die Rechtsprechung erfasst, steht es schlecht für die Bürger und ihre Rechte. Der Prozess läuft noch, und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Dergleichen fliegt überhaupt nur auf, wenn Menschen persönlich betroffen sind. Bei den Grenzwerten wird schon lange manipuliert, dass sich die Balken biegen. Sie werden erhöht, wie die Industrie das braucht und wünscht, und wenn das mal nicht reicht, werden nach Bedarf Sondergenehmigungen verteilt wie etwa beim Trinkwasser. Die Autorin kann erschreckend viele Beispiele anführen. Der Name des Verbraucherschutzministeriums wird zur reinen Karikatur, wenn dieses nach Fukushima der Bevölkerung meldet, es werde schärfer kontrolliert, und dann die Grenzwerte bei radioaktiver Verseuchung erhöht. Grenzwerte erscheinen in diesem Buch plötzlich als das, was sie schon lange sind, nämlich „politisch ausgehandelte Kompromisse zwischen ökologisch und gesundheitlich Gebotenem, technisch Möglichem, finanziell Tragbarem sowie wirtschaftlich und politisch Vertretbarem“. Und das wirtschaftlich Gewünschte gibt dann letztlich den Ausschlag. So einfach ist es in Wirklichkeit, es wird nur sehr kompliziert verpackt.
Diesem Buch und dem Mut seiner Autorin, Ross und Reiter beim Namen zu nennen, wünsche ich den verdienten großen Erfolg, damit sich auf breiter Front ein Bewusstsein für diese Wirklichkeit entwickelt, um mit vereinten Kräften eine andere zu schaffen.
Der Ausweg ist tatsächlich einfach: Was wir nicht kaufen, können Konzerne auch nicht mehr produzieren. Unsere Abstimmungsmacht ist mit dem Einkaufszettel inzwischen ungleich größer als mit dem Stimmzettel, außer in der Schweiz, wo tatsächlich noch beides möglich ist. Wir müssen uns nur informieren, und dieses Buch liefert die Grundlage dazu. Ideal wäre, das verlorene Vertrauen in die Industrieprodukte durch jenes in Naturprodukte zu ersetzen, die aus eigenen Gärten kommen, vom Biobauern vom nahen Land, aus dem Bio-Laden oder Reformhaus, von verlässlichen Versandunternehmen oder aus der erwachten Nachbarschaft, wo man sich gegenseitig zu vertrauenswürdigen Lebensmitteln verhilft.
Ruediger Dahlke, Bürgenstock, im Januar 2016
(www.dahlke.at)
Danksagung
Das Schreiben eines Buches ist von Natur aus ein einsames Unterfangen und vor allem im letzten Stadium häufig nur unterbrochen von hastig verzehrten Mahlzeiten und kurzen, unruhigen Schlafphasen. Doch ohne Hilfe kommt natürlich kein Autor aus.
Ich möchte deshalb allen, die mich bei diesem wichtigen Buch unterstützt haben, von Herzen danken.
Meinem Verleger Jan Karl Fischer für seine unendliche Geduld und seine wertvollen Ratschläge. Unserer Grafikerin Irene Repp für die grandiose Umschlaggestaltung. Unserem Lektor Dr. Baal Müller für das Auffinden und Eliminieren all der unvermeidlichen Tippfehler. Dem Juristen Axel Fischer für seine strenge rechtliche Prüfung und seinen leidenschaftlichen Beitrag zum unsäglichen Thema TTIP. Meiner Agentin Eva Fehrer, ohne die ich meine Vortragsreise in Europa nie zeitgleich hätte organisieren können. Meiner Physiotherapeutin Nicole, die meine Rückenwirbel sanft wieder dorthin bugsierte, wo sie sein sollen. Meinem Nachbarn Gebhard, der mir eine Internetverbindung mit nahezu europäischem Standard und damit ein erträgliches Arbeiten ermöglichte. Meinem ehemaligen Lehrer, dem Germanisten und Buchautor Wolfgang Brenneisen, der vor über 35 Jahren den Grundstein für meinen Beruf gelegt hatte und in den letzten Monaten dafür sorgte, dass ich den Blick stets nach vorne gerichtet halte. Dem Schweizer Naturarzt Daniel Albisser für sein umfangreiches Fachwissen zum Thema Vitalstoffe. Christopher Exley, dem weltweit führenden Forscher in Sachen Aluminium, Professor für Bioanorganische Chemie an der Keele University, der meine Recherchen in eine ganz neue Richtung lenkte. Der renommierten Lebensmittelexpertin und ehemaligen Kaderfrau bei Nestlé, Yasmine Motarjemi, einer enorm mutigen Frau, die mir jede noch so heikle Frage beantwortete. Dem Wasserforscher Roland Siegl für seine Bereitschaft und seine große Geduld, mich in die Geheimnisse gesunden Wassers einzuweihen. Dem Staatsschauspieler und Hörbuchpreisträger Peter Fricke für sein nachdrückliches Nachwort. Und dem Erfolgsautor und Arzt Dr. Ruediger Dahlke für sein leidenschaftliches Vorwort, für das er einen Teil seines Urlaubs opferte.
Ein großer Dank geht auch an all die Menschen in den sozialen Netzwerken, die mich immer wieder mit Tipps und Hinweisen versorgt und meine Themen weitergetragen haben – allen voran Monika Bischoff.
Bedanken möchte ich mich aber auch für die nichts-, Verzeihung, vielsagenden Antworten von Behörden und Unternehmen, ohne die in diesem Buch das „Salz in der Suppe“ gefehlt hätte.
Ganz besonders danke ich jenen, die mir zu Hause Unterstützung gaben – allen voran mein Mann Jo, der sich nie darüber beklagte, dass ich praktisch Tag und Nacht recherchierte und schrieb, und der mich mit allem versorgte, was ich brauchte. Dank geht auch an meine Kater Blümchen, Bruno und Toni, die mir immer mal wieder mit dem Schwanz den Staub vom Bildschirm wischten und meinen Schreibtischstuhl wärmten, wenn ich mal abwesend war.
Und last but not least möchte ich von Herzen Wilhelm und Trudi sowie meinen Eltern danken, die mir in Deutschland die Stange gehalten haben, auch wenn es mitunter recht stürmisch zuging.
Marion Schimmelpfennig, Paraguay im Januar 2016
Auf ein Wort
„Drogen und Alkohol sind was für Anfänger.
Wer richtig mutig ist, zieht sich die Realität rein.“
– Anonym
Wer mein Buch Giftcocktail Körperpflege – der schleichende Tod aus dem Badezimmer gelesen hat, weiß, dass ich keine haltlosen Aussagen treffe. Auch und besonders nicht mit dem Titel eines Buches. Verschiedentlich wurde mir vorgeworfen, dass dieser Buchtitel zu reißerisch sei, und ich gebe zu, dass ich damit empfindliche Nerven treffe, aber ich gebe auch zu, dass ich genau das wollte: Ihren empfindlichsten Nerv treffen. Sie aufrütteln. Wachmachen. Nennen Sie es, wie Sie wollen – mein Verleger hatte Recht, als er auf diesem Buchtitel bestand. Wir haben empfindliche Nerven getroffen und damit weit mehr Menschen erreicht, als wir es uns vorstellen konnten.
Mir wurde auch schon Polemik vorgeworfen –, und wissen Sie was? Das ist völlig korrekt. Der Begriff „Polemik“ basiert auf dem griechischen „polemikós“ und bedeutet „streitbar“. Er steht für einen aggressiven Angriff auf andere Ansichten oder für deren Widerlegung sowie die Kunst des Streitgesprächs. In diesem Sinne bekenne ich mich komplett schuldig.
Nun haben Sie erneut ein Buch mit einem reißerischen Buchtitel vor sich liegen – Die Mineralwasser- und Getränke-Mafia. Aber weshalb Mafia? Wird hier geschossen? Werden Menschen umgebracht? Nun, „Mafia“ ist der umgangssprachliche Begriff für organisierte Kriminalität, für Personen, die sich verdeckt organisieren, um ihre Macht zum Beispiel durch Erpressung, Gewalt und politische Einflussnahme zu festigen. Ob in dieser Branche mit Schusswaffen agiert wird, kann ich nicht sagen, aber ich kann sagen, dass Menschen und Tiere zu Tode kommen, krank werden, dass auf mannigfaltige, zum Teil extrem hinterlistige Weise versucht wird, auf politische und gesellschaftliche Entscheidungen Einfluss zu nehmen. Diese Leute tun das erfolgreich, und zwar bereits seit vielen Jahren. Ich möchte Ihnen auch heute wieder die Augen öffnen. Und Ihnen die Machenschaften einer Branche präsentieren, die Ihnen nur oberflächlich gesehen wohlgesonnen ist.
Unter Deckmäntelchen wie „Gesundheitsfürsorge“, „Nachhaltigkeit“ oder „Verantwortungsbewusstsein“ jubeln Ihnen die Getränkehersteller Produkte unter, die Sie bei näherer Betrachtung niemals trinken würden. Trotz zahlreicher gesetzlicher Regelungen dürfen Ihnen die Getränkehersteller letztlich alles hineinmischen, wonach ihnen gerade der Sinn steht.
Konzerne wie Nestlé oder Coca-Cola haben längst mit der Ausbeutung des Wassers begonnen. Weltweit lassen sie sich Rechte auf Wasser sichern, pumpen es rücksichtslos und zu Dumpingpreisen ab, um es anschließend wieder zu horrenden Preisen zu verkaufen. Wir alle sind auf Wasser angewiesen. In letzter Konsequenz müssen wir dafür jeden Preis bezahlen. Das bedeutet: Wir sind erpressbar.
Sie möchten es genauer wissen? Dann wappnen Sie sich – die Wahrheit ist weder angenehm noch appetitlich.
Marion Schimmelpfennig
PS: Ich habe mich entschlossen, einen Ratgeber zu schreiben, der Ihnen vor allem im Einkaufsalltag hilft: das „Lexikon der Lebensmittelzusatzstoffe“. Besonders praktisch: Die beiden beiliegenden Ampelkarten in zwei Größen können Ihre ständigen Begleiter beim Einkauf werden. Die E-Nummern auf der Karte sind numerisch aufgelistet und mit den Farben Rot, Gelb bzw. Grün hinterlegt. Grün hinterlegte E-Nummern sind unbedenkliche Zusatzstoffe – das sind jedoch leider die wenigsten. Gelb steht für bedenkliche Substanzen, Rot für gesundheitsschädliche Stoffe, die Sie auf jeden Fall meiden sollten.
Im Buch werden alle E-Nummern erläutert und nach verschiedenen Kriterien bewertet, zum Beispiel:
• Wie gefährlich ist der Zusatzstoff?
• Ist die Substanz vegan?
• Wird der Zusatzstoff auch gentechnisch hergestellt?
• Was ist natürlich, wird aber auch synthetisch
hergestellt?
• Welche Zusatzstoffe sind auch allergieauslösend?
Sie wollen gesund und natürlich leben? Dann ist dieses Buch ein unverzichtbarer Begleiter für Sie!
Was ist wirklich in Lebensmitteln drin?
In einer aktuellen Umfrage* geben 69 % der Befragten zu, nicht zu wissen, was genau in Lebensmitteln enthalten ist. Das ist auch nicht verwunderlich, denn die Hersteller verstecken Zusatzstoffe gerne hinter E-Nummern oder verschleiern sie mit harmlos klingenden, irreführenden Begriffen. Die Liste der Zusatzstoffe ist lang – von natürlichen Produkten bis hin zu krebs- oder demenzfördernden oder erbgutschädigenden Substanzen. Sie liest sich in weiten Teilen wie die Zutatenliste eines Giftmischers.
Um ganz ehrlich zu sein, trauen wir dieser Umfrage nicht. Beziehungsweise trauen wir den Antworten der Befragten nicht. Das Ergebnis bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass angeblich 31 % genau wissen, was in Lebensmitteln enthalten ist. Das wäre zu schön, um wahr zu sein, ist aber nicht realistisch: Über 300 Zusatzstoffe sind in der EU zugelassen – wer von sich behaupten kann, alle zu kennen, wäre ein Genie und verdiente allerhöchsten Respekt.
Wir können also getrost davon ausgehen, dass praktisch kein Mensch auf Knopfdruck sagen kann, was all diese Bezeichnungen bedeuten. Doch das wird sich mit diesem Buch ändern, zumindest für Sie, wenn Sie es gelesen haben.
Ab sofort sind Sie informiert, was man Ihnen so alles auftischt. Sie sind den Herstellern nicht länger hilflos ausgeliefert. Sie entscheiden ab sofort, was Sie essen und trinken wollen und was nicht. Hier geht es nicht um Ihren Heringssalat als solchen, sondern um die darin enthaltenen Zusatzstoffe, und das können recht viele sein. Künftig werden Sie eben einen Heringssalat kaufen, der keine oder nur „grüne“, also harmlose E-Nummern enthält.
Mit diesem Buch und den darin enthaltenen Karten haben Sie Ihre Gesundheit jetzt im Wortsinn selbst in der Hand! Wollen Sie alles, was die Hersteller Ihnen antun wollen, weiter über sich ergehen lassen? Oder wollen Sie nicht lieber doch selbst bestimmen, was Sie essen? Dann zeigen Sie unverantwortlichen Lebensmittelherstellern die rote Karte und lassen Sie deren giftige Lebensmittel einfach in den Regalen liegen.
*Quelle: G+J Branchenbild, Ernährungsgewohnheiten und -trends
Denkanstöße
„Die Bürger demokratischer Staaten sollten einen Kurs für intellektuelle Selbstverteidigung besuchen, um sich vor Manipulation und Kontrolle zu schützen.“
Noam Chomsky, Sprachwissenschaftler und Globalisierungskritiker
„Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen – und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.“
„Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!“
Kurt Tucholsky, Journalist und Schriftsteller
„Freiheit ist das Recht, den Leuten zu sagen, was sie nicht hören wollen.“
George Orwell, Schriftsteller
„Ziviler Ungehorsam ist nicht unser Problem. Unser Problem ist ziviler Gehorsam.“
Howard Zinn, Historiker und Politikwissenschaftler
„Nicht alles, mit dem man konfrontiert ist, kann man verändern. Aber man kann nichts verändern, solange man sich damit nicht konfrontiert.“
James Baldwin, Schriftsteller
„Wenn Sie wissen wollen, wer Sie beherrscht, finden Sie einfach heraus, wen Sie nicht kritisieren dürfen.“
Voltaire, Philosoph und Schriftsteller
„Autonome Politiker gibt es selten. […] Die Konzerne diktieren ihr Gesetz auch den demokratischen Staaten des Westens. […] Es herrscht eine kannibalische Weltordnung. Zehn weltumspannende Konzerne kontrollieren 85 Prozent der weltweit gehandelten Grundnahrungsmittel. Diese Konzerne entscheiden, wer isst und lebt oder wer hungert und stirbt.“
Jean Ziegler, Soziologe, Politiker und Globalisierungskritiker
„Was verlangt ihr vom Schakal, daß er sich häute; vom Wolf? Soll er sich selber ziehen die Zähne?“
Hans Magnus Enzensberger, Dichter und Schriftsteller
„Die Behauptung, es gebe kein Geld [um das Elend der Welt zu bekämpfen], stimmt nicht, es gibt Geld wie Dreck. Es haben nur die falschen Leute.“
Heiner Geißler, deutscher Politiker
„Wasser wird weltweit immer knapper. Darum wollen wir die Quellen kontrollieren.“
Helmut Maucher, CEO Nestlé 1990–1997
„[Man sollte] den Wassermarkt freigeben und den Preismechanismus dafür sorgen lassen, dass Lieferung und Nachfrage in Einklang gebracht werden. […] Das größte Hindernis hierfür ist die weit verbreitete Auffassung, dass Wasser ein kostenloses Produkt ist. […] Ja, ich nehme die vernunftwidrigen Argumente unserer Gegner zur Kenntnis, doch sollten sie Widerstand gegen die globale Weltordnung leisten, sage ich: Tötet sie.“
Thomas P. M. Barnett, US-amerikanischer Militärstratege und Regierungsberater
„Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen […] in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.“
„Ich teile die Menschheit in drei Kategorien: Wir normale Menschen, die irgendwann in ihrer Jugend mal Äpfel geklaut haben, die zweite hat eine kleine kriminelle Ader, und die dritte besteht aus Investmentbankern.“
Helmut Schmidt, deutscher Bundeskanzler von 1974–1982
„Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich.“
Aristoteles, Philosoph
„Was habt ihr nicht alles getan, um mich in der Erde zu verscharren / Doch ihr habt vergessen, dass ich ein Samen bin.“
Dinos Christianopoulos, Dichter
Extrem gefährlicher Cocktail
Die Substanzen, die ich in diesem Buch beschreibe (und alle anderen, die ich nicht beschreibe, die aber vielleicht trotzdem in Ihrem Getränk stecken), können sich unter Umständen im Körper anreichern und damit im Lauf der Zeit Mengen erreichen, die eine Vielzahl von Krankheiten verursachen können. Besonders riskant ist, dass sich die Wirkung verschiedener Stoffe nicht nur addiert, sondern sogar zu einer exponentiellen Verstärkung der Wirkung führen kann. Außerdem kann theoretisch jede Substanz mit anderen Substanzen – entweder aus demselben oder einem anderen Produkt – im Körper chemisch reagieren. Welche chemischen Reaktionen das sind und was sie in Ihrem Körper anrichten können, ist völlig unbekannt – niemand hat es jemals untersucht.
In diesem Zusammenhang hätte ich ein höchst interessantes Zitat für Sie: „Allerdings können die Desinfektionsmittel selbst mit natürlich vorkommenden Substanzen im Wasser reagieren und unbeabsichtigte Nebenprodukte erzeugen, die zu Gesundheitsrisiken führen können.“ Und wissen Sie, wer das in einem internen Dokument zugibt? Der einflussreiche US-amerikanische Branchenverband International Bottled Water Association (IBWA).
Eine der wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten zu dieser Thematik ist bereits einige Jahre alt und hätte deshalb eigentlich längst bei der Bewertung von Substanzen berücksichtigt werden müssen: Die Forscher um Andreas Kortenkamp von der School of Pharmacy der University of London veröffentlichten 2007 in der Fachzeitschrift Environmental Health Perspectives einen Artikel mit der Überschrift „Low-Level Exposure to Multiple Chemicals: Reason for Human Health Concerns?“ („Niedrige Belastung mit unterschiedlichsten Chemikalien: Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit?“). Sie hatten sich die Frage gestellt, ob es auch dann zu Gesundheitsrisiken kommen kann, wenn mehrere Chemikalien in derart niedrigen Dosen vorhanden sind, dass die einzelne Substanz für sich genommen keinerlei Wirkung hat. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch niemand die Mühe gemacht, die vorhandenen experimentellen Studien systematisch zu untersuchen. Und dies fanden die Wissenschaftler heraus:
Die weithin verbreitete Annahme, dass eine Chemikalien-Mischung harmlos ist, wenn die einzelnen Chemikalien jeweils in Konzentrationen vorliegen, bei denen keinerlei Wirkung beobachtet werden kann, ist falsch!
Gleichzeitig konnten die Forscher damit zeigen, dass auch die Annahme falsch ist, eine Konzentration, bei der keine Wirkung festgestellt wird, sei auch sonst wirkungslos. Das bedeutet: Es kommt einfach darauf an, welche anderen Stoffe gleichzeitig vorhanden sind – dann können sogar Konzentrationen wirken, die sonst niemals eine Wirkung gezeigt haben!
Welchen Sinn haben Grenzwerte also? Keinen.
Besonders große Sorgen bereiten den Wissenschaftlern Chemikalien mit endokriner (hormoneller) Wirkung, denn diese wirken bereits in sehr geringen Mengen. Es gibt sehr viele und völlig unterschiedliche Substanzen, die den Hormonhaushalt stören können, und es gibt vermutlich zahlreiche Chemikalien, deren hormonähnliche Wirkung noch gar nicht entdeckt wurde! Vor allem im Kindesalter sind endokrine Substanzen gefährlich, denn der kindliche Körper ist besonders empfindlich und verletzlich. Wenn der Hormonhaushalt bereits in diesem frühen Stadium gestört wird, kann auch die normale Entwicklung des Kindes gestört werden – die Folgen zeigen sich oft erst später im Leben.
Eine systematische Erforschung der Wechselwirkung aller Stoffe gibt es bisher nicht und wird es wohl auch nie geben, denn dazu müssten zigtausende verschiedene Substanzen in allen möglichen Kombinationen untersucht werden. Das Ganze ist ein Giftcocktail mit eingebauter Zeitbombe. Wann das System – Ihr Körper – kippt, weiß niemand.
Weshalb die herausragenden Arbeiten von Kortenkamp noch immer nicht bei der gesundheitlichen Bewertung von Substanzen berücksichtigt werden, lesen Sie im Kapitel „Die Diktatur der Mächtigen“.