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Vorrede: Schlüsselerlebnisse
— in Beziehung
— nachvollziehbar, gesunder Menschenverstand
— evident
— PS
— PS 2: mein römisch-katholischer Gott
1. Schlüsselerlebnisse in der Heimat
1.1. die Vorgaben
— Eltern
— Geschwister
— Skrupel
— Sozialisation
— Idee der Mission
1.2. der Eintritt in einen Orden
— Überfordert
— Das 2. Vatikanum
1.3. die ersten Jahre als „Bruder“
— der Meister
— Präfekt
2. in einem Land Westafrikas
2.0. Transfer in eine vorerst bedrohliche Welt
— Lust umzukehren
— Termiten
2.1. Begegnung mit einer neuen Kultur
— Bibel und afrikanische Mentalität
— sakraler Raum, sakrale Zeiten
— egalitäre Strukturen und Konsens
— das Palaver
— Harmonie
— Gastfreundschaft
— Architektur
— Geheimnis des Lebens, Geheimnis der Macht
— der Sinn des Lebens
2.2. meine Probleme mit der Sexualmoral
— maskuline Umgebung und Dammbrüche
— nicht nur Probleme mit der Sexualität
2.3. stud. theol.
— afrikanisches Ghetto
— Kirchenrecht ist nicht mein Ding
2.4. Erfahrungen mit dem Klerikalismus
— Klerikale gegen Präsident
— fragwürdige Initiation
— Geld und Eucharistie
— Marc
2.5. Aufbau neuer Gemeinden
— Tod von Angela
— Inkulturation
— ein Herz und eine Seele
— römische Bräuche
2.6. Vermitteln von Religion?
— alle Schüler glauben an einen Gott
— ein Plakat klärt mich auf
— Freude und Stolz
2.7. Transparenz und Inkulturation
— rigorose Verwendung der Zeit
— Harmonie
— Pirnaam stirbt
— und die andere Hauptstadt?
2.8. Papst und Kardinal in unserer Stadt
— es wird Zeit gespart
— mit dem Auto des Präsidenten
2.9. Erfahrungen mit meiner Kommunität
— Nachwehen der Kolonisation
— Lebensstil
— die Kommunität will mich nicht mehr
— ambivalente Beziehungen
2.10. Beginn der Integration meiner Sexualität
— aus Bewusstsein der Schuld wird Freiheit
— die Meinung von JP2
2.11. der Sinn meiner Tätigkeit
— nicht über die Dunkelheit schimpfen
— sind Landwirtschaftsschulen besser?
2.12. der Zusammenbruch
— Vorboten der Manie
— Symptome der Manie
— Schocks
— fehlende Tage
— in der Psychiatrie
3. Einsichten zur Kirchengeschichte
— einige Bücher
3.1. die ersten drei Jahrhunderte
— Bedeutungen der Handauflegung
— Einheit in Disziplin und Lehre
— Intellektuelle als Bischöfe
— gestärkte Stellung des Bischofs
3.2. die Wende unter Konstantin dem Grossen
— Einfluss des Staates am Konzil von Nicäa
— „Christen sind wir und nicht Petriner“
— Aristokraten werden Bischof von Rom
3.3. Primat und katholische Kirche
— Trennung von Rom ist vorerst kein Drama
— petra oder petros
— Bischofslisten?
— bei euch soll es nicht so sein
4. Einsichten zur Römischen Kirche
4.0. Fragen
4.1. sind Dogmen evangeliengemäss?
— erstes Konzil entscheidet für seine Zeit
— Leichensynode
— ausserhalb der römischen Kirche kein Heil?
— verfluchte Unfehlbarkeit
— über Jahrhunderte fehlbar
— JP2 zum endgültigen, obligatorischen Zölibat
— Jesus grenzt nicht aus
— Dogma wie Berliner Mauer
4.2. wollte Jesus wirklich eine Hierarchie?
— Jotam
— sie werden vor seinem Wagen herlaufen
— bei euch sei es nicht so
— Gewalt vergewaltigt
— heilige Hierarchie
— an ihren Früchten ...
— sie verschliessen das Himmelreich
— Pädophilie und Zölibat?
— Kamel und Mücke eins
— Kamel und Mücke zwei
— nur ein einziger freier Mensch?
4.3. eine Moral für Freundinnen von Jesus?
— unmoralische Gesellschaft
— Wertung der Sünde: Rkk und Jesus
— fahrlässige Argumentation?
— das Verbot der Sklaverei
— Sexualität: „Kerngeschäft“ der Rkk
— die Rkk im Brautgemach?
— jesuanische Ehen
— Ehebruch ist offenbar vergebbar
— Arbeit und Rkk
— Arbeit als notwendiges Übel?
5. vom Traum einer katholischen Kirche
5.1. eine frei machende Botschaft
— Freiraum
— was heisst Neuschöpfung
5.2. Strukturen einer katholischen Kirche?
— katholische Kirche als Massenbewegung?
— hierarchische oder egalitäre Strukturen
— nur eine katholische Kirche ohne Hierarchie?
— eine egalitäre Kirche
— Hauptinstitutionen der Gemeinde?
— braucht es Verantwortliche?
— komplementäre Funktionen
5.3. Dienst an der Einheit
— das Gemeinsame ist wesentlich
— der Verrat ist der Skandal
— eine erdrückende Opposition
— Spaltpilze
6. Epilog
Abkürzungen und Begriffe
Abk2
Abk3
Index
l. theodor donat
der verstellte Ursprung
Ein Priester schreibt seiner Freundin über Dogma, Hierarchie und Moral des Vatikans
Vorrede: Schlüsselerlebnisse
Liebe Carole,
Sind Dogma, Hierarchie und Moral der römisch-katholischen Kirche (in der Folge Rkk) tatsächlich gottgegeben, wie es der Vatikan unaufhörlich versichert?
Dieses Sachbuch, einer eher ungewohnten Art, hinterfragt die wichtigsten Strukturen der Rkk, ein autobiographischer Teil jedoch möchte ganz konkret aufzeigen, was diese Strukturen in meinem Leben bewirkt haben. Und wie mich zum Teil sehr schmerzhafte Erfahrungen davon befreiten.
Ein Sachbuch ist ein Buch, das ein bestimmtes Sachthema plausibel und sprachlich verständlich darstellt. Teils wird der Begriff Sachbuch synonym zum englischen „non-fiction“ verwendet und bildet dann das Gegenstück zur Belletristik im weiteren Sinne, entsprechend der „fiction“ im Englischen (von lateinisch „fictum“, erfunden).
Ich denke, dass sich mein Blick auf meine Kirche auf eine fast abenteuerliche Weise geändert hat. Ich hätte als angehender Ordensmann nie und nimmer geahnt, dass ich die mir überlieferten Strukturen meiner Rkk einmal radikal in Frage stellen würde. Es wäre mir nicht im Traum in den Sinn gekommen, die Dogmen der Rkk oder ihre Moral zu kritisieren oder die zehn Gebote als unwichtig einzustufen. Ich habe mir Rechenschaft gegeben, dass die römische Kirche den Blick auf unseren Ursprung verstellt, dass es mit Hierarchen fast unmöglich ist, die Botschaft Jesu zu verstehen, obwohl sie natürlich das Gegenteil behaupten.
Natürlich ist die Botschaft Jesu wichtiger als das System. Deshalb habe ich als ersten Band der Reihe „… an ihren Früchten“ das Buch „der andere Revolutionär“ (in der Folge daRev) geschrieben. Es handelt von meinem langen Weg zu einem neuen Bild von Jesus. Aber ein System, das vorgibt, auf der Botschaft Jesu aufzubauen, sollte eben von dieser Botschaft her kritisiert werden. Das ist das Ziel dieses Buches.
Ist es nicht so, dass unsere existentiellen Einsichten mit einer Anzahl Schlüsselerlebnisse verknüpft sind? Und ich glaube, dass Denken, Erleben und Tun nie isoliert sind.
Ich kann eine mathematische Aufgabe dank meiner Vorbildung lösen, aber die Lösung hängt auch davon ab, ob ich das vorhergehende Essen gut verdaut oder ob ich gut geschlafen habe. Der Schlaf wiederum kann durch Ärger erschwert werden. Meine Fähigkeit, Frust wegzustecken kann von meiner Erziehung herstammen. Und schon bin ich bei den Einflüssen auf die Kindheit meines Vaters oder meiner Mutter usw. Ich hätte ja ebenso den Aspekt Verdauung weiter entwickeln können!
Für Deine Freunde: Mit 19 war ich römisch-katholischer Ordensmann, mit 37 ebenso römischer Ordenspriester. 27 Jahre verbrachte ich in einem Land Westafrikas. Nun bin ich 73 und habe das Privileg einer durch meine Gesundheit bedingten Auszeit. Es war für mich entscheidend, in meinen 27 besten Jahren, die Welt mit den Augen jener Menschen zu sehen, die heute die überwältigende Mehrheit ausmachen. Danach hatte ich einige Jahre Zeit, um die Welt von der Minderheit her zu betrachten.
27 Jahre in der Mission sind übrigens eine relativ lange Zeit, da eine alte Missionarsregel besagt, dass die Jahre „in Afrika“ doppelt zählen, und ich mich somit schon längst hätte zur Ruhe setzen können. Ich „höre“ das Stirnrunzeln meiner Mitbrüder, denn für einen Ordensmann gibt es natürlich keinen Ruhestand.
Eine andere Missionarsregel gäbe mir das Vorrecht, dass mir etwas über fünf Fingerbreit Whisky in einem Longdrinkglas eingeschenkt würde, je eine Fingerbreit für fünf Jahre Arbeit in der Mission. Dies entsprach früher dem Intervall zwischen zwei Heimaturlauben. Vom „Whisky-Privileg“ profitiere ich nur bei Depressionen, die mir unter anderem meine liebe Rkk beschert.
— in Beziehung
Zu einigen Punkten dieser Vorrede habe ich schon in daRev geschrieben. Aber da sie mir sehr wichtig scheinen, möchte ich sie hier wiederholen
Mit den folgenden Briefen möchte ich das Grundaxiom von vielen afrikanischen Kulturen und Philosophien hervorheben, das da heisst:
Ich lebe in Beziehung, also bin ich.
In Beziehung bedeutet, in Verbindung mit den Mitgliedern der Familie, des Dorfes und der gleichen Kultur zu stehen. Dem gegenüber wirkt das in Frankreich immer noch geläufige:
Ich denke, also bin ich.
„Cogito ergo sum“, René Descartes in „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ von 1641
etwas egomanisch!
Was ein Mensch ist und wird, ist und wird er dank seiner Eltern, seiner Umgebung, seiner Ausbildung und besonders dank seiner Freunde und Feinde. Die Freunde sind wichtig, da nur sie die guten Seiten einer Person erkennen und weniger gute Seiten relativieren, denn nur der liebende Blick dringt ins Innere. Die Feinde sind bedeutsam, denn sie haben ein schärferes Auge für die Schwächen, in denen sie wahrscheinlich ihre eigenen Fehler erkennen und bekämpfen.
Meine Einsichten und Aussichten werde ich als ‒ sicher etwas autobiografische ‒ Briefe an Dich, meine Freundin, darstellen und sie Dir widmen. Selbstverständlich verdanke und widme ich die folgenden Briefe ebenso unseren Feinden. Du hast den Wandel meiner Einstellungen und Überzeugungen miterlebt. Du meintest eines Tages, dass es interessant wäre, diesen Prozess festzuhalten.
Für die Freunde Deiner Freunde möchte ich Dich sehr kurz vorstellen, vieles wird in der Folge klarer. Deine Herkunft aus einem sehr einfachen Milieu – in einer egalitären Konsens-Kultur – hat mir erlaubt, mit diesem Milieu viel konkreter als vorher verbunden zu sein. Du bist fröhlich, praktisch, intelligent, sensibel und sportlich (heute vielleicht weniger, etliche Jahre sind vergangen!), aber vor allem hast Du einen gesunden Menschenverstand und den Sinn für Weisheit. Du hast Vorurteile und Rassismus erlebt. Mit der Rkk kommst Du nicht so ganz zurecht, umso mehr aber mit der Person von Jesus. Von Deinen so spärlichen weniger guten Seiten will ich nicht reden. Ich liebe Dich nicht nur, weil Du absolut perfekt bist. Ich bin ja auch nicht vollkommen, Gott bewahre. Ich liebe Dich sehr, so wie Du bist. Du hast mir das Wasser gereicht, das man dem durstigen Fremden gibt und mir, so glaube ich, ganz wesentlich geholfen, Mensch zu werden.
Du möchtest die folgenden Briefe obendrein Deinen Freunden aus verschiedenen Kulturen zur Verfügung stellen. Der Einfachheit halber werde ich nur von Deinen Freunden sprechen und damit Freundinnen und Freunde meinen.
Da einige Deiner Freunde mit meinen Lebensumständen nicht vertraut sind, werden sie mein Zielpublikum sein, manchmal implizit, manchmal explizit. Für sie werde ich Begriffe erklären und von Erlebnissen berichten, die Dir, es versteht sich von selbst, geläufig sind.
Natürlich bitte ich Deine Freunde, mehr auf das Gemeinte als auf die sprachliche Perfektion zu achten. Sie kennen sicher das geniale Büchlein „Le Petit Prince“ (“Der Kleine Prinz“, in der Folge klP) von Antoine de Saint-Exupéry. Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle eine Liebeserklärung an dieses Büchlein abzugeben, das von den wesentlichsten Seiten des Menschseins zu handeln scheint. Der Verfasser betont, dass es für die „Grossen Personen“ unmöglich ist, die elementarsten Dinge des Lebens zu erkennen. Als „Grosse Personen“ – les grandes personnes – werden im klP Leute beschrieben, die sich mit Konventionen zufrieden geben, sich selbst als bedeutend erachten und von Macht, Geschäft oder Konsum leben.
Ein Beispiel bloss, wie „Grosse Personen“ sind: Der Asteroid B612, von dem der kleine Prinz kam, wäre um ein Haar nicht bekannt geworden. Ein türkischer Astronom hatte ihn entdeckt und an einem Astronomen-Kongress, mit Turban und Kaftan, davon berichtet. Natürlich fanden die „Grossen Personen“ seine Aufmachung lächerlich und niemand glaubte seinen Ausführungen. Ein türkischer Diktator gebot seinen Untertanen unter Todesstrafe, sich europäisch zu kleiden. Das rettete den Asteroiden B612 davor, vergessen zu werden, denn beim nächsten Kongress hatte der Astronom, diesmal im Smoking, überhaupt keine Probleme mit seiner Beweisführung (klP IV). Wenn ich jemandes Freund werden möchte, schenke ich ihm eine Taschenausgabe des klP. Wenn er das Büchlein genial findet, so bemühe ich mich um seine Freundschaft.
— nachvollziehbar, gesunder Menschenverstand
Mein Bemühen wird es sein – das ist für mich ganz wichtig – in den nachfolgenden Briefen auf eine nachvollziehbare Weise zu argumentieren und zudem eine einfache Sprache zu benutzen. Übrigens wurde mir die Nachvollziehbarkeit von Stefan, einem weisen Freund mit einem sehr gesunden Menschenverstand, über Jahre als wichtigstes Element einer christlichen Verkündigung nahegelegt. Nachvollziehbar bedeutet einfach, dass Deine Freunde meiner Argumentation folgen können. Nachvollziehbar heisst für mich selbst, dass diese Briefe meine Sinn-Synthese wiedergeben. Nachvollziehbarkeit – mit Evidenzen (s.u.) als ihren Elementen – ist doch zentral für die Wahrheitsfindung überhaupt.
Ich glaube, dass jeder Mensch, in jedem Umfeld, eine Antenne für Wahrheiten hat, die er mit seinen Sinnen und seinem Verstand aufnimmt. Wenn es in meiner Gastkultur heisst: „Wer schreit hat Unrecht“, so nehme ich das Unrecht zuallererst mit dem Gehörsinn wahr. Indem ich Wahrheiten aufnehme, werden sie zu meinen Wahrheiten. Die Wahrheiten und ich selbst gewinnen dabei, denn eine einsame Wahrheit ist nicht sehr nützlich und fühlt sich kaum sehr wohl! Gewiss hilft uns die Intelligenz, Wahrheit zu erkennen. Dabei ist selbstredend nicht die schulische Intelligenz gemeint. Es geht ja nicht um die Fähigkeit, einem Lehrer oder einer Prüfungsordnung zu gefallen. Mit Wahrheiten meine ich nicht grosse philosophische oder theologische Wahrheiten, sondern alles was uns hilft, in der Wirklichkeit zu leben, eben existentielle Einsichten.
Wahrheiten werden nicht unbedingt vor dem TV-Bildschirm erfahren, die Kamera hat – entgegen dem durch das Bild vermittelten Eindruck – einen beschränkten Blickwinkel.
Wenn ein Mensch einsam in der Wüste gefilmt wird, vergisst der Betrachter meist, dass es eines ganzen Teams bedarf, um diesen Eindruck zu vermitteln: Es werden Kameramann, Beleuchter, Tonmixer, Bauten, Transportmittel etc. benötigt. Das alles verfälscht die Wüste, die Situation. Zudem mag der Regisseur bestrebt sein, seine Sicht der Dinge zu vermitteln.
Die Antenne für Wahrheiten und Wahrheit kann „gesunder Menschenverstand“ genannt werden. Wenn Descartes gesagt haben soll:
Der gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten verteilt ist; denn jedermann meint damit so gut versehen zu sein, dass selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen. (wiki[Verstand])
ist das natürlich eine ironische Sicht der Dinge. Der Mensch hat ein Gespür für die Wahrheit, aber er hat es nicht wie Nase oder Ohren. Es gilt, den gesunden Menschenverstand zu erziehen und weiterzubilden. Weisheit gehört dazu. Frei von ideologischem Denken und Vorurteilen ist es möglich, dem Anderen und sich selbst den Raum zu geben, der Leben benötigt.
Weisheit setzt Zuhören voraus, wer zu viel spricht, legt wahrscheinlich einen dunklen Filter auf die Wirklichkeit.
Der gesunde Menschenverstand ist Realismus oder Bodenhaftung, was wiederum Einfachheit und Bescheidenheit bedeutet. Denn der im negativen Sinne stolze Mensch hat keine Bodenhaftung, er ist in seinem Universum eingeschlossen.
Als der Kleine Prinz den Planeten des Eitlen besucht, heisst es:
Aber der Eitle hörte ihn nicht. Die Eitlen hören nur zu, wenn man sie lobt.
„Bewunderst du mich wirklich sehr?“
fragte [der Eitle] den kleinen Prinzen [gerade danach]
„Was heißt bewundern?“ -
„Bewundern heißt erkennen, daß ich der schönste, der bestangezogene, der reichste und der intelligenteste Mann des Planeten bin.“
„Aber du bist allein auf dem Planeten “
„Mach mir die Freude, bewundere mich trotzdem!“ (klP XI).
Der gesunde Menschenverstand ist schliesslich Kreativität, denn der Mensch soll Informationen nicht nur aufnehmen, sondern sie auf eine nachvollziehbare Weise neu und schöpferisch ordnen.
— evident
Evident ist etwas, das immer unmittelbar einsichtig ist, es bedarf keiner Erklärungen. Gegebenheiten oder Lehrsätze können Erklärungen benötigen. Damit sie nachvollziehbar werden, ist es notwendig, dass die Elemente der Ableitung, die Grundannahme und die angewandte Methode wieder unmittelbare Evidenzen sind. Nachvollziehbarkeit ist nicht mit Bauchgefühl gleichzusetzen.
Ein Beispiel aus der Physik: Wenn der Wind rechtwinklig und horizontal auf ein Satteldach trifft, sagt uns das Gefühl, dass die Mauern, die das Dach stützen, nach unten und nach hinten beansprucht werden. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn das Dach nicht genügend schwer ist, wird es zuerst emporgehoben und vom Wind buchstäblich fortgeworfen. Zum ersten Mal habe ich das in einem Modellversuch in einer TV-Vorlesung von Paul Scherrer zu eben diesem Thema gesehen, dann habe ich in unserm Gastland mehrmals Dächer von Schulen neben ihren angestammten Gebäuden angetroffen. Das Ganze ist eine Folge der Strömungslehre von Flüssigkeiten und Gasen. Die Luftteilchen, die das Satteldach übersteigen müssen, haben einen längeren Weg als ihre Kollegen, die geradeaus fliegen und müssen sich beeilen, da sie – von ihren Hintermännern gestossen – nach dem Hindernis gemeinsam weiterziehen. Wenn Flüssigkeiten oder Gase schneller fliessen, herrscht in ihnen ein kleinerer Druck. Der Unterdruck über dem Dach saugt es nach oben. Genau deshalb gibt es Flugzeuge und Helikopter, deren Rotoren Flügelform haben. Wie das Beispiel zeigt, geht es hier um eine Nachvollziehbarkeit durch den Verstand, nicht durch das Gefühl. Aber ist gibt einfache und nachvollziehbare Experimente, die die Grundlagen der Strömungslehre evident sein lassen..
Ich habe das Glück und das Pech, dass mein Erfahrungshorizont nicht unbedingt von sehr vielen Frauen und Männern geteilt wird. Glück, da Originalität gefragt ist, Pech, weil etliche Erfahrungen von Deinen Freunden ein ziemlich grosses Einfühlungsvermögen verlangen. Natürlich möchten sie, dass ich genau angebe, wo ich lebte. Von einem Journalisten würde man ja die Information verlangen, ob er aus Sizilien oder aus Norwegen berichtet. Nun, ich arbeitete in etwa auf sieben Grad nördlicher Breite ... damit ist Norwegen ausgeschlossen.
In Liebe Dein L. Theodor
— PS
Diese Briefe habe ich vor der Wahl von Papst Franziskus geschrieben, ich arbeite seit einem Dutzend Jahren daran. Ich denke jedoch, dass die angesprochene Problematik noch einige Zeit fortdauern wird.
Wenn wider Erwarten doch sehr viele Wunder geschähen, könnten die Briefe Zeitzeugen sein von einem Übergang des Klerikalismus zu einer schwesterlichen und brüderlichen Beziehung.
Diese Sammlung ist natürlich keine wissenschaftliche Arbeit. Ich werde keine „gescheiten“ Bücher zitieren (ausser im dritten Kapitel), sondern so schreiben, wie es jeder „gewöhnliche“ Briefschreiber tun kann. Meine Quelle, so hoffe ich, ist das Leben, die Briefe mögen „leben-schaftlich“ sein. Verweise, Links und ähnliches möchten nicht den Anschein des Gegenteils erwecken, sondern eher die Lesbarkeit erleichtern und die Neugier Deiner Freunde wecken!
In einer Zeit der vielen Worte fühle ich mich zu einem eher gestrafften Stil verpflichtet. Natürlich habe ich für Dich und für mich ein Pseudonym gewählt. Das ist besser für Dich und für meine Ordensgemeinschaft. Und es ist besser für den Inhalt, der nicht nur meine Erkenntnisse und Erfahrungen widerspiegelt.
Zitate aus der Bibel sind aus der deutschen Einheitsübersetzung.
Der leichteren Lesbarkeit halber stehen Zitate im vollen Wortlaut, eingerückt, kursiv und blassgrün unterlegt.
Am Schluss des Buches befindet sich ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen und die Konventionen, wie eine Bibelstelle zitiert wird. Dazu ein summarischer Index.
Einige Erklärungen, Anekdoten, Details, Denkanstösse oder Vorläufiges habe ich als Bemerkungen in kleinerer Schrift und grau unterlegt eingerückt. Ich hoffe, das Buch liest sich so etwas strukturierter.
Wenn ich vom Land, der Hauptstadt, der Stadt, dem Kollegium etc. spreche, mit oder ohne besitzanzeigendes Fürwort, ohne zu präzisieren, sind Orte gemeint, in denen ich 27 Jahre wirken durfte. Ort und Zeit der Handlung sind vage gehalten, trotzdem könnten sie typische Zustände in ländlichen oder halb städtischen Regionen von Ländern Westafrikas beschreiben. Nur dies: Mein Arbeitsfeld war in einem Land, in dem es viele Sprachen und ebenso viele verschiedene Kulturen gibt, es war viele hundert Kilometer von der Hauptstadt und vom Meer entfernt.
— PS 2: mein römisch-katholischer Gott
Es geht in diesem Abschnitt darum, einige ganz wenige Begriffe des Wortschatzes der Rkk meiner Jugend und meiner ersten Jahre als Ordensmann zu erklären. Deine römisch-katholisch sattelfesten Freunde können somit den Rest dieses Briefes überspringen. Der etwas komische Untertitel rührt daher, dass die Rkk Gott und vor allem Jesus an ihre Theorien anzupassen scheint und nicht umgekehrt!
Absolution: Lossprechung: Vor allem kraft der Sendung durch die Rkk und zusätzlich im Namen Gottes spricht der Priester in der ↑Beichte von der Sünde los.
Allerheiligen: Gedenktag all jener, die im Himmel sind und von der Kirche nicht als Heilige deklariert wurde.
Altar: Tisch aus Holz oder Stein, auf dem die Euchariste (Messe) gefeiert wird.
Altes Testament: Sammlung der ↑inspirierten Bücher, vor dem Kommen Jesu verfasst. Die meisten dieser Bücher werden auch im Judentum als heilig angesehen.
Asket, Askese: Gläubiger der freiwillig Verzicht im Bereich vitaler Funktionen übt (z.B. im Bereich des Schlafes, des Essens, Trinkens, der Sexualität), um für sich selbst oder für andere Busse zu tun.
Auferstehung: wie Jesus nach seinem Tod mit Leib und Seele in den Himmel gegangen ist, so sollen auch seine Jünger/innen mit Leib und Seele in die Vereinigung mit Gott kommen. Ob die Auferstehung des Leibes zur Zeit des Todes oder am Ende der Welt erfolgt ist umstritten.
Beichte:
Beichte (Vorbereitung): In einer persönlichen Vorbereitung gibt man sich Rechenschaft über seine Sünden mit Hilfe eines Beichtspiegels, dann erweckt man ↑Reue und fasst den Vorsatz keine schweren Sünden mehr zu begehen.
Beichtspiegel: Aufzählung aller möglichen Sünden gegen die Zehn Gebote. Dem „einfachen“ Katholiken sollte geholfen werden, seine Sünden vor der persönlichen Beichte zu erkennen und die sogenannten schweren Sünden vollständig zu bekennen. Glücklicherweise werden Beichtspiegel kaum mehr gebraucht, waren sie doch vor allem an Moral und Dogma und wenig am Evangelium orientiert. Der Rk Gläubige soll sich seiner Sünden sehr wohl bewusst sein.
Beichtstuhl: ein kleiner Raum, in dem der Priester sitzt. Ein meist halboffener Vorraum erlaubt das Knien des Beichtenden. Durch ein engmaschiges, kleines Gitter in der Höhe des Kopfes ist die Unterhaltung mit dem Priester möglich. Der Beichtstuhl dient dem Schutz vor sexuellen Übergriffen des Priester am Gläubigen und umgekehrt.
(im Beichtstuhl): Zuerst bekennt der Beichtende dem Priester alle seine schweren Sünden mit Angabe ihrer Anzahl und ihrer besonderen Umstände. Danach macht der Priester einen Kommentar (Zuspruch), erteilt eine Busse dann die Absolution.
Beichte (nachher): Verrichtung der ↑Busse, die meist aus einer Anzahl Gebeten oder einer bestimmten Aktion (einer Wiedergutmachung) besteht.
Betrachtung: Damit bezeichnete unser ↑Gründer eine besondere Art der Meditation, in der es nicht so sehr um Bewunderung ging, sondern um die persönliche Hingabe aufgrund des Erfassens eines Textes oder einer göttlichen Wirklichkeit.
Bibel: Gesamtheit der von der Rkk anerkannten Schriften, von denen sie glaubt, dass sie ↑inspiriert sind. Sie besteht aus dem Alten- und dem Neuen Testament.
Bischof: Chef einer Diözese.
Buch der Bibel: Schrift, die einem bestimmten Autor zugeschrieben wird oder an bestimmte Adressaten gerichtet ist. Es kann Gesetzes-Sammlungen, geschichtliche Überlieferungen, prophetische Reden, Gebete, Sprichwörter usw. enthalten.
Busse: Bei der ↑Beichte auferlegte Gebete oder Taten (um vergangenes Unrecht wieder gutzumachen).
Danksagung: Persönliches Dankgebet nach dem Empfang eines Sakramentes.
Diözese: Unterteilung der Universalkirche, wird auch lokale Kirche genannt.
Direktor: In unserem Orden Chef einer Kommunität, kam im Namen des Gelübdes des Gehorsams befehlen.
Dogma: Von der Rkk verkündeter Lehrsatz, der von allen Gläubigen unter Androhung der Exkommunikation angenommen werden muss.
Dogmatik: Studium der Dogmen der Rkk.
Dreifaltigkeit: Gott Vater, Sohn (Jesus-Christus) und Heiliger Geist, unterscheiden sich in ihrem Wirken, aber sind gleich ewig (ungeschaffen), gleich mächtig.
Ende der Welt: darin versteht die Rkk das zweite und definitive Kommen von Jesus dem Sohn Gottes (das erste Kommen war jenes in Bethlehem)
Erstbeichte: Erste ↑Beichte vor dem Priester (mit ungefähr 9 Jahren).
erste Gelübde: ↑Gelübde am Ende des ↑Noviziats, gewöhnlich für ein Jahr.
Erstkommunion: Empfang der Kommunion (↑Sakrament) zum ersten Mal (mit ungefähr 9 Jahren).
Eucharistie: Griechisch „Dank sagen“. Feierlicheres Wort für Messe.
Evangelist: Ein von der Rkk anerkannter Verfasser eines Berichtes über das Leben und die Worte Jesu, nämlich Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Evangeliar: Buch, das nur die vier Evangelien enthält.
Evangelium: Werk eines der vier Evangelisten.
ewige Gelübde oder ewige Profess: ↑Gelübde für das ganze Leben. Nach Kirchenrecht frühestens drei Jahre nach den ↑ersten Gelübden möglich.
ewiges Leben: von Gott durch Jesus-Christus geschenkte Auferstehung von Leib (das wusste ich in meiner Jugend nicht so genau) und Seele in die Vereinigung der Dreifaltigkeit, meistens Himmel oder Paradies genannt.
Exerzitien: Geistliche Übung, die darauf abzielt, das persönliches Ordensleben zu überprüfen und mehr Zeit zum Gebet zu haben. Bei uns war jeden Monat ein Tag dazu bestimmt und jedes Jahr eine Woche. Mit Vorträgen wird dabei zum Nachdenken motiviert.
Firmpate -patin: Erwachsene/r, Vorbild christlichen Lebens, Zeugen der Firmung (↑Sakrament), stehen dem/der Gefirmten in seinem/ihrem christlichen Leben mit Rat und Tat zur Seite. Meistens ist es aber ein guter Bekannter.
Fusswaschung: Jesus wäscht die Füsse seiner Apostel Joh 13,1-20.
Gelübde oder Ordensgelübde: Versprechen, für eine bestimmte Zeit oder für das ganze Leben, der Armut (keinen Besitz zu haben), der Keuschheit (ehelos und sexuell enthaltsam zu leben) und des Gehorsams (den kirchlichen Obern im Rahmen der Gesetze der Rkk zu gehorchen)
General/ober/in/er: Einsame Spitze, absoluter Chef eines Ordens.
Generaladministration: Zentrale Leitung eines ↑Ordens.
Generalkapitel: Gesetzgebende Versammlung auf der Ebene des ganzen ↑Ordens., mit der Wahl des Generalobern, findet alle fünf Jahre statt.
Gnade: unverdiente Gabe Gottes
Gründer/in: Mann oder Frau der/die andere Menschen für ein Ideal und eine Lebensform begeistern konnte und eine religiöse Gemeinschaft ins Leben rief.
Gründonnerstag: Donnerstag der Woche vor Ostern, Gedächtnis der ↑Fusswaschung und der Einsetzung der ↑Eucharistie.
gültig empfangenes ↑Sakrament. Der Gläubige muss sich im ↑Stande der Gnade wissen und das Sakrament dem Glauben der RkK gemäss empfangen, mit rechter Absicht (weder gleichgültig noch zum Schein).
heilig machende Gnade: Unbeflecktheit, wie ↑Stand der Gnade (Zush. Sakramente)
Heiliger Geist, eine der drei Personen der ↑Dreifaltigkeit.
Inspiriert: Eingebung des ↑Heiligen Geistes beim Schreiben des ↑Buches der Bibel, auch wenn der Verfasser dieser Eingebung nicht bewusst war.
Jesus: Ums Jahr null als Sohn von Maria geboren, er war für mich vor allem in der Eucharistie (Messe) erfahrbar.
Johannes XXIII: Papst der das ↑Zweite Vatikanische Konzil einberief und 1962 eröffnete.
Johannes-Paul II (bürgerlich Karol Józef Wojtyła): Papst von 1978-2005, wichtig für die Beendigung des Sozialismus in Polen.
Kanzel: früher der Predigt dienend, an einem Pfeiler der Kirche befestigtes und mit einem Dach – der Akustik wegen – versehenes, erhöhtes Podium.
Kapitel: Eine einheitliche Unterteilung eines Buches der ↑Bibel, geht auf Stephen Langton 1206 zurück.
Kardinal:Wähler des Papstes, ev. Vorsteher eines Ministeriums der Kurie (Kongregation genannt).
Karfreitag: Freitag vor Ostern. Gedächtnis des Todes Jesu am Kreuz.
Karwoche: Woche vor Ostern
Katechismus: Zusammenfassung des Glaubens der Rkk, gewöhnlich als Fragen und Antworten dargestellt.
Katholische Aktion: Vor allem im 20.Jahrhundert ein System katholischer Vereine, von Priestern geführt, um die Menschen während ihres ganzen Lebens eng an die Kirche zu binden. So gab es Vereine für Knaben, Mädchen, junge Frauen, junge Männer, Jungfrauen, Mütter, Männer (katholischer Arbeiterverein) ...
katholischer Arbeiterverein: Teil der ↑katholischen Aktion.
Kelch: Vergoldetes Trinkgefäss für die ↑Eucharistie.
Kirche: Oberste Instanz, die Gott sozusagen vermittelt, Lebensraum.
Kommunität: Lokale ↑Ordensgemeinschaft
Kurie: Zentrale Administration der Rkk.
lässliche ↑Sünde: nicht bewusst, nicht freiwillig oder sonstige Vergehen nicht ↑wichtiger Sache. (z.B. seine täglichen Gebete nicht zu verrichten)
Maria: Mutter Jesu und nun Fürsprecherin am Thron Gottes, im Mittelalter durch Bilder und Statuen in die Umgebung der Adeligen versetzt.
Messe: Das Wort kommt aus dem kleinen Satz, mit dem die Gläubigen entlassen werden (und den sie gerne hörten!): Ite missa est (Geht, das ist Entlassung, die Sendung
Ministrant/in: Meist uniformierte/r Diener/in des Priesters während der Eucharistie.
Mission: Gesamtheit aller Institutionen der Rkk zur Verbreitung des Glaubens ausserhalb der christianisierten Länder.
Missionar/in: Mann oder Frau in der offiziellen Mission der Rkk involviert.
Neues Testament: Sammlung der ↑inspirierten Schriften, nach dem Kommen Jesu verfasst.
Novizenmeister: Verantwortlicher des Noviziats.
Noviziat: Einführung ins Ordensleben, Vorbereitungszeit auf die Ablegung der ↑ersten Gelübde.
Nuntius: Botschafter des Papstes bei einem Staat oder einer Gruppe von Staaten.
Opfer: auf etwas Begehrenswertes verzichten, zugunsten eines Anliegens oder eines Ideals.
Orden (Ordensgemeinschaft): Gemeinschaft von lauter Männern (Ordensmänner) oder lauter Frauen (Ordensfrauen), die ↑Gelübde abgelegt haben.
Ordenspriester, (Pater): Zum Priester geweihter Ordensmann.
Palmsonntag: Sonntag eine Woche vor Ostern. Gedächtnis des Einzugs Jesu in Jerusalem vor seinem Tod.
Parallelstellen: Stelle mit einem ähnlichen Inhalt aus einem anderen Buch der Bibel (im strikten Sinn ähnliche Stelle aus einem synoptischen Evangelium).
partikuläre Freundschaft: Schreckgespenst in Orden, wenn sich die Beziehung unter zwei Mitgliedern zu einer etwas exklusiven Freundschaft entwickelt.
Patene: vergoldetes Tellerchen für das Brot während der ↑Eucharistie.
Postulat: Vorbereitungszeit auf das Noviziat.
Pfarrer: Einsame Spitze einer örtlichen Gemeinde.
Priesterbruderschaft St. Pius X (Piusbrüder): „Rückwärts“ gewandte, auf eine bestimmte Tradition fixierte Ordensgemeinschaft, berufen sich auf eine Messe, wie sie durch das Konzil von Trient (1545-63) festgelegt wurde. Gründer Mgr. Levèbre.
Provinz: Administrative Einheit, die je nach Anzahl der Brüder einen Teil eines Landes, ein Land oder mehrere Länder umfasst. Schon das römische Reich war in Provinzen eingeteilt!
Provinzial: Vorsteher einer Provinz.
Provinzkapitel: gesetzgebenden Versammlungen auf der Ebene der Provinz. Das Provinzkapitel fand alle Jahre statt. Der Provinzial wird bei uns von der ↑Generaladministration nach Konsultation der Brüder ernannt.
Regel (Ordensregel): Gesamtheit der charakteristischen Gesetze eines ↑Ordens, zwingend durch den Vatikan ratifiziert.
Reglement: Tagesablauf einer örtlichen Gemeinschaft, der insbesonders die Tagwache, die Gebetszeiten, die Mahlzeiten und die Nachtruhe festlegt. Die Kaserne lässt grüßen.
Reich Gottes: Jesu Definition einer neuen Beziehung zu Gott.
Reue: ↑unvollkommene Reue,↑vollkommene Reue.
Sakrament (7 an der Zahl) ist eine durch die Rkk vermittelte Begegnung mit dem unsichtbaren Jesus Christus, in besonderen Situationen des Lebens:
Taufe zu Beginn des christlichen Lebens, meistens wird Wasser auf den Kopf gegossen (kopflastig?).
Firmung an der Schwelle des Erwachsenen-Alters.
Kommunion durch das Empfangen von Brot oder Wein, von denen die Katholiken glauben, dass sie bei der Eucharistie (Messe) zu Fleisch und Blut Jesu werden,.
Beichte oder Busse nach schwerer Sünde.
Ehe, man sagt, dass Mann und Frau sich gegenseitig das Sakrament spenden, aber es müssen Kleriker dabei sein.
Krankensalbung bei schwerer Krankheit oder in hohem Alter: Salbung von Stirn und Händen mit geweihtem Öl (früher eher an der Schwelle des Todes: letzte Ölung),
Weihe bei der Priesterweihe: Handauflegung durch einen Bischof, bei der Weihe zum Bischof durch drei Bischöfe (sicher ist sicher).
Scholastikat: Periode der ersten Jahre als ↑Ordensmann.
Scholastikermeister: Verantwortlicher des ↑Scholastikats.
Schwere Sünde: Mit voller Kenntnis, freiwillig, in einer ↑wichtigen Sache begangene ↑Sünde. Nicht gebeichtet führt sie in die Hölle!
Seele: Ort (im Menschen) der Verbindung mit Gott und Ort der Sünde! Eine Seele mit schwerer Sünde bezeichnet man als schwarze Seele (rassistisch?).
Skrupulant: Von Gewissensnöten Geplagter. Der Name kommt von lateinisch: scrupulus "spitzes Steinchen; Skrupel", Diminuitiv von scrupus "scharfer, spitzer Stein" (Wictionary).
Soutane (Priesterrock): langes Priestergewand, Rangabzeichen von Priestern (schwarz), Bischöfen (violett), Kardinälen (purpurrot) und Papst (weiss).
Spiritualität (Ordensideal): Dem Orden eigene Denkart, gewöhnlich von seinem Gründer übernommen.
Stand der Gnade: Durch Taufe oder ↑Absolution in der Beichte bewirkter Zustand der Reinheit. Jedes Sakrament fördert ihn (so etwas wie ein unsichtbarer Führerschein).
Sünde: ein durch die Rkk als solches definiertes Vergehen
Synoptiker: Damit werden die Evangelisten Matthäus, Markus und Likas bezeichnet, von denen man annimmt, dass sie sich auf eine gemeinsame Überlieferung bezüglich des Lebens Jesu stützen.
Theologie: Studium des angehenden Priesters.
Thomas, hl.: Kirchenvater, seine Werke sind hauptsächliche Quellen für Dogmatiker.
Übungen: In unserem Orden die gemeinsamen Gebete einer Kommunität.
unkeusch: Schwere Sünde im Bereich des 6. Gebotes (nach der Zählung der Rkk).
unschamhaft: Lässliche Sünde in demselben Bereich, wenn es an Freiwilligkeit mangelt.
unvollkommene Reue: der Gläubige soll verstehen (nicht fühlen), dass ihn die Sünde von Gott trennt und das ewige Leben in Gefahr bringt (gefordertes Minimum bei der ↑Beichte).
Vers: Die Unterteilung der Kapitel eines ↑Buches der Bibel durch Robert Estienne 1551 (Calvinist) wurde in der Folge von den meisten Konfessionen übernommen.
vollkommene Reue erwecken: der Gläubige soll aus Liebe zu Gott, seine Sünden bereuen.
Wallfahrt: Pilgern zu einem Ort oder Kirche von dem/der man glaubt, dass sich einst Übernatürliches ereignet hat und somit die Gnade sozusagen näher liegt.
Weihe an Maria: Sich explizit unter den besonderen Schutz der Mutter von Jesus stellen, man bittet sie um Hilfe auf dem Weg des Lebens, man verspricht, sie besonders zu ehren oder ein besonderes Handeln. Vielleicht kommt das Modell aus einer Zeit, da sich Ortschaften des besonderen Schutzes eines Fürsten versichert haben, um in Frieden leben zu können.
weltlich, Welt: Opposition zu kirchlich, Kirche, Einflussbereich des Bösen.
wichtige Sache: Von der Rkk als solche definiert. (z.B. sind alle Sünden gegen das 6. Gebot „Du sollst nicht Unkeuschheit treiben“ wichtige Sachen.)
Zirkulare: Briefe unseres Generalobern an jedes Mitglied des Ordens.
Zweites Vatikanisches Konzil: Versammlung (1962-65) von anfangs 2500 Bischöfen aus der ganzen Welt.
Zwischengesang: Lied oder Psalm zwischen zwei Lesungen aus der Bibel.
L. Th.
1. Schlüsselerlebnisse in der Heimat
Damit Deine Freunde einige Aspekte meines Lebens besser verstehen, werde ich in einem ersten Brief aus meiner Jugend erzählen. Der zweite soll meinen Vieles entscheidenden Übergang ins Ordensleben darstellen, und schliesslich wird von meiner Zeit vor der Mission die Rede sein.
1.1. die Vorgaben
Liebe Carole,
Von meiner Schwester erfuhr ich, dass ich mit zwei oder drei Jahren einmal auf dem Topf in der Küche sass und die Mutter mir auf die Finger klopfte, als ich mit meinem Gliedchen spielte. Das holte ich als Zweitklässler nach, als ich einmal krank im Bett lag, was mir später grosse Probleme bei der Erstbeichte bereitete! Ich wurde als jüngstes Kind geboren, mit einer Verspätung von sieben Jahren auf meinem nächstälteren Bruder. So kam ich schon früh in den Genuss eines ganzen Frankfurters, für meine Geschwister gab es während des Krieges nur Bruchteile davon.
— Eltern
Durch meine Mutter und als Jüngster der Familie war ich wahrscheinlich allzu sehr behütet. Man sagte mir, dass ich überaus pflegeleicht war und dass ich stundenlang allein spielen konnte. Ich war eher abgesondert von gleichaltrigen Kameraden. In meiner Kindheit erlebte ich meine Mutter als recht kränklich. Sie musste diverse Kur-Aufenthalte und Operationen über sich ergehen lassen. Aber sie ist fast 101 Jahre alt geworden.
„Wer jung jammert kann alt meckern“, sagte Vater manchmal in seinem Dialekt.
Ihre gesundheitlichen Schwierigkeiten erschienen mir während meiner Jugend als grosse Bedrohung, denn sie war für mich die hauptsächliche Person im Austausch von Zuneigung. Ich sah Mutter oft beten, ziemlich unbequem auf der Eckbank kniend und mit dem Gesicht zur Wand. Dies und die damals herrschende Auffassung: „Opfer bringen Spiritualität“ sowie der individualistische Katechismus prägten meine Einstellung, dass die Beziehung zu Gott etwas eher Schwieriges sei. Im Übrigen wurde in der Familie nie über Religion gesprochen, so klar war es, einfach alles mitzumachen, was in der Kirche verkündet wurde.
Meine Beziehung zu meinem Vater wurde erst während meines zweiten Studiums vertieft und während der Urlaube in der Heimat. Er, Kind armer Leute, musste mit 15, obschon sehr intelligent, in einer Schuhfabrik arbeiten. Seine Mutter soll ihm beim Frühstück immer etwas Geschriebenes neben die Tasse gelegt haben und sei es eine bedruckte Nahrungsmitteltüte. Sie fand, dass sich der Horizont eines Menschen mit jedem Lesen erweitert. Weil er selbst nach der obligatorischen Schule in die Fabrik musste, nahm sich mein Vater vor, dass alle seine Kinder eine optimale Ausbildung erhalten sollten.
Als ich geboren wurde, war er 42 Jahre alt, und ich war wahrscheinlich nicht mehr im Zentrum seines Interesses. Er wurde eher von seiner Sammlung von Mollusken-Schalen gefesselt, über die er, inzwischen Abteilungsleiter, mit Professoren im Ausland korrespondierte. Er arbeitete genau 50 Jahre in derselben Fabrik. Als er um die 60 war, wurde ein „preussischer“ Direktor eingestellt, um die Fabrik auf Vordermann zu bringen. Mein Vater war richtig gestresst. An einigen Wochenenden musste er Karteikarten nach Hause nehmen und arbeiten, anstatt die Natur, seinen Garten oder die Schnecken-Schalen geniessen zu können. Das machte mich damals sehr betroffen, es war das erste Mal, dass ich ein Unternehmen als Bedrohung empfand.
Ich glaube, dass mein Vater alle Pflanzen auf unserem Gemeinde-Gebiet, mit deutschen und lateinischen Namen kannte. Noch mit achtzig Jahren wollte er darüber ein Buch schreiben, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu. Während meiner Jugend war er involviert in der Schulkommission und im katholischen Arbeiterverein. In seiner Jugend gehörte er der Musikgesellschaft und dem Radlerverein an. Er war Aktuar der Kommission für eine Güterzusammenlegung. Ich machte viele Spaziergänge mit ihm, und er hat entscheidend mitgeholfen, dass ich die Natur lieben lernte. Aber eben, über persönliche Probleme oder Fragen sprach man damals nicht.
— Geschwister
Meinen ältesten Bruder – er ist zwölf Jahre älter als ich – lernte ich erst mit etwa acht Jahren kennen. Mit fünfzehn Jahren hatte er die Familie verlassen und war Ordensmann geworden, da war ich drei Jahre alt. Während meiner Kindheit hatte er nur alle fünf Jahre jeweils zehn Tage Urlaub in der Familie. Er spielte mit mir Monopoly und Schach. Ich freute mich auf seine Ferien, aber erst vor meiner Reifeprüfung wurden wir vertrauter. Damals machte ich mit ihm eine entscheidende Nachtwallfahrt – ich liebte das Marschieren in der Nacht mehr als die Wallfahrten – die mich zum definitiven Entschluss führte, in seine Ordensgemeinschaft einzutreten. Später habe ich ihm auf gemeinsamen Spaziergängen von meinen Freuden und Leiden in der Gemeinschaft erzählt und wir tauschten theologische Ansichten aus.
Er war verschiedentlich Oberer in unserem Orden sehr aktiv bis er mit 82 Jahren in kurzer Zeit zum Pflegefall wurde und zwei Jahre später verstarb.
Ich denke indessen nicht, dass er die wichtigsten Wandlungen in meinen Überzeugungen mitbekommen hat.
Meine zehn Jahre ältere Schwester ist für mich die wichtigste Person unter meinen Geschwistern. Zum einen war sie, als ich in der vierten Klasse war, bereits Grundschullehrerin und hatte somit einen erzieherischen Blick mir gegenüber. Sie versorgte mich mit guten Büchern. Allerdings nahm sie so weniger wahr, dass ich mit der Zeit gleichfalls erwachsen wurde! Später bildete sie sich weiter und unterrichtete Deutsch an einer Mittelschule. Sie besuchte mich als einziges Mitglied der Familie während meiner Arbeit in meinem Gastland.
Bei meinen Urlauben in der Heimat holte sie mich jeweils am Flughafen ab und begleitete mich am Ende der Ferien oft dorthin zurück.
Bei unseren gemeinsamen Wanderungen konnte ich über meine echten Probleme sprechen, was sonst nur mit Dir möglich war. Sie blieb jedoch ein kritisches, aber treues Mitglied der Rkk. Unter den Geschwistern blieben wir damals beide mager, die anderen wurden beleibter. Sie unterstützte mich immer wieder in materiellen Belangen. Und ich spürte die Liebe, die sie mir schenkte, auch wenn diese Liebe über eine gewisse Zeit – bis ich dies artikulieren und sie es erfassen konnte – etwas besitzergreifend war. Die Liebe der Mutter war es auch, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Mit ihr konnte ich jedoch kaum darüber sprechen. Mit 37 Jahren heiratete meine Schwester einen sehr netten – in den Augen der Eltern, oh Schreck, geschiedenen und reformierten – Mann französischer Muttersprache. So traf ich ganz persönlich auf die die Problematik der Zulassung Geschiedener zu den Sakramenten. Leider starb mein Schwager schon acht Jahre später.
Mein sieben Jahre älterer Bruder war bereits Chemielaborant, als ich noch klein war. In den Kriegsspielen, die er als Knabe organisierte, spielte ich wegen meines Alters eine untergeordnete Rolle. Er wurde Chemiker und später Abteilungsleiter in einem Institut für Reaktorforschung. Er ist im Gegensatz zu mir sehr rasch im Antworten und kühl in seinen Entscheidungen. Mit seiner Frau habe ich immer noch Schwierigkeiten. Sie scheint mir viel zu sicher in ihren Überzeugungen und in ihrem Tun. Wahrscheinlich betrachtet sie mich nicht als einen sehr ernstzunehmenden Mann der Kirche. Als Präsident seiner Kirchgemeinde erwirkte mein Bruder eine Gabe, dank derer unser Kollegium den esten Fotokopierer kaufen konnte. Sonst schien ihn meine Arbeit in unserem Gastland nicht sehr zu interessieren. So ist die Beziehung mit ihm und seiner Frau nicht sehr eng.
— Skrupel
Als ich bei der Erstbeichte mit neun Jahren bekannte, ich hätte Unkeuschheit getrieben, sagte mir der Pfarrer ohne weitere Erklärung, dass dies nicht möglich sei. Überhaupt war die Erstbeichte eine von vielen, die mir als Skrupulant Angst einflösste.
Damit war ich so etwas wie ein religiöser Perfektionist, weil ich mich bei Beichte und Kommunion immer fragte, ob ich das betreffende Sakrament eigentlich gültig empfangen habe.
So wurde ich auf eine eher quälende Introspektion trainiert. Und es war am „sichersten“ vor der Kommunion zu beichten. Aber ja, die Beichte ebenfalls musste gültig empfangen werden! Sehr oft habe ich mich gefragt, ob ich alle „schweren“ Sünden gebeichtet und „wirkliche Reue“ erlangt hätte. Jetzt meine ich, dass ich zum Pharisäertum geradezu hingeführt wurde, da es doch vor der Kommunion darum ging, seinen „Stand der Gnade“, gewissermassen seine „Unschuld“ festzustellen! Viel, viel später begriff ich, dass die Kommunion keine Belohnung der Braven, sondern ein Zeichen der Freundschaft Jesu ist.
Wegen dieser Skrupel und Zweifel waren Erstkommunion und Firmung keine wirklich friedlichen Erfahrungen. Mein Bruder Laborant war Firmpate, und mein Vater hatte das Geschenk, eine Uhr, gekauft. Ich warf mir vor, während der Feier mit dem Bischof zu sehr an die Uhr gedacht zu haben und fragte mich lange, ob meine Firmung „gültig“ sei. Ich wagte es nicht, einem Priester solche Fragen zu stellen, weil mir die Artikulation des Problems zu schwierig schien. So war ich mit meinen Ängsten allein, was ziemlich verheerend war.
Meine erste Passion war das Lesen. Man machte sich lustig über mich, wenn ich am Tisch, in ein Buch vertieft, plötzlich in das Gespräch eingreifen wollte und nicht wusste, an welchem Punkt man angekommen war. Allerdings las ich meistens mit einem schlechten Gewissen, weil ich doch arbeitsam erzogen wurde und die Mutter nie untätig war. Wegen meiner Mutterbeziehung war ich eher schüchtern, ein gescheiter Aussenseiter in der Grundschule und auch in späteren Jahren noch.
Bei den Ministranten fand ich mich erstmals in einer ausserschulischen Gruppe wieder. Der Oberministrant war damals noch ein Respekt einflössender junger Mann. Den Vikar fand ich sympathisch. Der Pfarrer hingegen, ehrlich und hart, wie es die Zeit erforderte, war mir zu kaltherzig; er wetterte x-mal von der Kanzel herab gegen den gottlosen Kommunismus. Ich erinnere mich nicht, dass er über Jesus gepredigt hat.
Mit der Zeit wurde ich Oberministrant, von meinem Charakter her war ich jedoch keine Machtfigur, im Gegensatz zu meinen Vorgängern. Der Zeit wegen – die 68-Jahre bereiteten sich vor – wurde mein Amt ohnehin nicht mehr als Machtposition betrachtet.
Meine Beziehung zu Gott wurde vertieft durch die Weiterbildung als Ministrant. Erste intime und friedliche Momente mit Jesus hatte ich bei den damals üblichen Danksagungen nach der Messe. Aber zu einer freundschaftlichen, ganzheitlichen Beziehung zu Jesus wurde ich nicht geleitet. Gott war allmächtig und es ging darum, auf dem rechten Weg zu bleiben, indem man sich vor schwerer Sünde hütete.
— Sozialisation
Der eigentliche Beginn meiner Sozialisation fand in der katholischen Jugendbewegung jener Zeit statt. Durch Ferienlager lernte ich, in Gemeinschaft zu leben, mit anderen zu wandern und zu spielen und gemeinsam um ein Lagerfeuer zu sitzen. Ich wurde zum Leiter einer Gruppe ausgebildet. In der Jugendbewegung wurde mir die Gruppe der Ältesten anvertraut. Mit etwa 17 Jahren fing ich also an, mich um 14-jährige Jugendliche zu kümmern. Meine anfängliche Ungeschicklichkeit war eher mangelndes Selbstvertrauen. Das änderte sich, als es mir als einem der ersten Leiter gelang, mit meiner Gruppe eine Seilbrücke zu bauen. Als Orientierungsläufer war ich ganz passabel, Geräteturnen aber war mir ein Schreck. Durch die Jugendbewegung fand ich jene zwei oder drei Freunde, die damals für mich entscheidend waren. Wichtig war ein Lager, das mich ins Bergsteigen und Klettern einführte und während dem ich meinen höchsten Berg bestieg. Leichteres Klettern und mittleres Bergsteigen haben mich in der Folge immer angezogen.
Während der Sommerferien arbeitete ich einmal an einem Fliessband. Ich nahm mir vor, während der Arbeit, die mich geistig nicht forderte, in Gedanken das Lager für meine Gruppe vorzubereiten. Das war aber nicht möglich, sobald ich etwas überlegte, liefen die automatisierten Bewegungen falsch. Dies wiederum führte zu Protesten der Frauen, deren Lohn von der Geschwindigkeit des Bandes abhing. Und am Abend war ich trotzdem ausgelaugt und konnte weder ein Buch lesen noch kreativ denken. So habe ich begriffen, dass es Arbeiten gibt, die dem Menschen die Würde rauben und es für die Frauen am Band nicht viel anderes gab als Schlager, Fernsehen und Sex.
— Idee der Mission