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ISBN 978-3-8442-7820-0
Ronnie Winslow
Violet
Arthur Winslow
Grace Winslow
Dickie Winslow
Catherine Winslow
John Watherstone
Desmond Curry
Miss Barnes
Fred
Sir Robert Morton
Erster Akt – ein Sonntagmorgen im Juli
Zweiter Akt – ein Abend im April, neun Monate später
Dritter Akt – ein Abend im Januar, neun Monate später
Vierter Akt – ein Nachmittag im Juni, fünf Monate später
Die Handlung des Stückes spielt in Arthur Winslows Haus in Kensington, London. Sie erstreckt sich über zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Der Salon eines Hauses in Courtfield Gardens, South Kensington. Es ist ein Vormittag im Juli, wenige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg.
Die Möbel sind schlicht, aber nicht undekorativ, sie entsprechen einem upper-middle-class Haushalt.
Ein Junge, ungefähr vierzehn Jahre alt, steht auf der Bühne. Er trägt die Uniform eines Osborne-Seekadetten. Seine Haltung wirkt verkrampft und angespannt, sein Gesicht ist ausdruckslos und leer.
Aus der Diele hört man Geräusche. Als sie näher kommen, schaut er verzweifelt um sich, als beabsichtige er davon zu laufen. Ein älteres Dienstmädchen, Violet, kommt herein und bleibt erstaunt vor ihm stehen.
VIOLET Master Ronnie!
RONNIE mit missratener Normalität Hallo, Violet.
VIOLET Was ist das? Wir haben dich nicht vor Dienstag erwartet.
RONNIE Ich weiß.
VIOLET Warum hast du nicht gesagt, dass du kommst, du dummer Junge? Deine Mutter hätte dich vom Bahnhof abgeholt. Wie kann ein Kind wie du allein durch London laufen? Hätte ich nicht gekonnt. Und wie bist du überhaupt herein gekommen? Bestimmt durch den Garten.
RONNIE Nein, durch die Haustür. Ich habe geläutet und die Köchin hat aufgemacht.
VIOLET Und wo ist dein Koffer und dein Proviantbeutel?
RONNIE Oben. Der Taxifahrer hat alles hoch getragen.
VIOLET Taxifahrer? Du hast ein Taxi genommen? Ronnie nickt. Einfach so? Was ihr Jungs heutzutage fertig bringt. Was wird bloß dein Vater dazu sagen, und deine Mutter –
RONNIE Wo sind sie, Violet?
VIOLET In der Kirche natürlich.
RONNIE leicht abwesend Ach, ja. Ist ja Sonntag, nicht?
VIOLET Was ist mit dir los? Haben sie mit dir in Osborne was angestellt?
RONNIE schnell Was meinst du?
VIOLET Haben wohl deinen Kopf weich geklopft oder was Ähnliches. Na ja, ich pack besser mal deine Koffer aus… Mister Dickie hat übrigens deine Kommode für seine Wäsche und andere Sachen in Beschlag genommen. Ich räum sie wieder aus und leg alles auf sein Bett. So mach ich das jetzt. Er wird schon anderswo Platz für alles finden.
RONNIE Soll ich dir helfen?
VIOLET spöttisch Deine Hilfe kenn ich. Da hab ich dann den ganzen Tag zu tun. Nein, du wartest hier auf deine Eltern. Die sind bald zurück. Ronnie nickt und wendet sich niedergeschlagen ab. Violet betrachtet irritiert den ihr zugewandten Rücken. Und?
RONNIE sich umdrehend Ja?
VIOLET Krieg ich einen Kuss oder bist du dafür jetzt zu alt?
RONNIE Entschuldige, Violet.
Er geht zu ihr und wird von ihrem üppigen Busen umschlossen.
VIOLET Na also, geht doch. So ein großer Kerl bist du geworden. Sie hält ihn auf Armeslänge und mustert ihn. Ein richtiger kleiner Marineoffizier, was?
RONNIE hilflos lächelnd Ja, stimmt.
VIOLET So, jetzt muss ich aber…
Violet ab. Allein gelassen verfällt Ronnie wieder in äußerste Niedergeschlagenheit. Aus seiner Tasche holt er einen versiegelten Brief. Er zögert einen Augenblick, dann bricht er das Siegel auf und liest den Brief. Die Lektüre scheint sein Elend zu vergrößern.
Er will den Brief zerreißen, doch dann ändert er seine Meinung und steckt ihn zurück in die Tasche. Er rafft sich auf und macht zwei, drei schnelle Schritte zur Dielentür. Dann bleibt er unsicher stehen.
Aus der Diele hört man Stimmen. Ronnie springt auf und läuft dann mit einem unterdrückten Seufzer zur Gartentür und – die eiserne Treppe hinunter – in den Garten.
Die Dielentür öffnet sich und der Rest der Familie Winslow tritt ein. Es sind Arthur und Grace, Ronnies Eltern, und Dickie und Catherine, sein Bruder und seine Schwester. Alle tragen ein Gesangbuch und bringen noch etwas von der salbungsvollen Nach-Kirchgang-Stimmung herein.
Arthur stützt sich schwerfällig auf einen Gehstock. Er ist um die sechzig Jahre alt, ein Mann, der seine patriarchalische Aura pflegt. Grace ist ungefähr zehn Jahre jünger, wie hübsch sie einmal war, ist noch zu erahnen. Dickie ist Oxford-Student – groß, laut und immer gut drauf. Catherine geht auf die Dreißig zu, sie hat etwas leicht Maskulines an sich, das in einem merkwürdigen Kontrast zum intensiv Femininen ihrer Mutter steht.
GRACE beim Hereinkommen Aber er ist so alt, mein Lieber. Hinten in der Kirche versteht man nicht ein Wort, das er sagt –
ARTHUR Er ist ein guter Mann, Grace.
GRACE Aber was nutzt es gut zu sein, wenn du nicht verstanden wirst?
CATHERINE Ein ethisches Problem, das gelöst sein will, Vater.
Arthur steht mit dem Rücken zum Kamin. Er blickt zur offen stehenden Gartentür.
ARTHUR Es zieht, Grace.
Grace geht zur Tür und schließt sie.
GRACE Oje, es fängt an zu regnen.
DICKIE Ich finde, Mutter hat Recht. Der Alte ist inzwischen so tatterig, er kommt ja kaum noch von der Stelle. Ich habe heute seine Zeit gestoppt. Geschlagene fünfundsiebzig Sekunden hat er gebraucht – vom Altar bis zur Kanzel. Und auf der Geraden dahin hätte er einen Peitschenhieb gebraucht. Mies gelaufen, nenne ich so was.
ARTHUR Ich finde deine Vergleiche nicht sehr witzig, Richard.
DICKIE Wirklich nicht, Vater?
ARTHUR So tatterig Mister Jackson jetzt auch scheinen mag, seine erste B.A. Prüfung in Oxford dürfte er jedenfalls bestanden haben.
DICKIE gekränkt Volltreffer. Vater, du hattest versprochen, darüber in den Ferien nicht –
GRACE Das stimmt, und du weißt es, Arthur.
ARTHUR Unter einer Bedingung hatte ich es versprochen – wenn ihr euch erinnern wollt: Sofern mir Dickie stichhaltige Beweise für seine Leistungsbereitschaft liefert.
DICKIE Und, habe ich das nicht, Vater? Bin ich nicht gestern Abend – einen Samstagabend – hier geblieben und habe gelernt?
ARTHUR Du warst zu Hause, Dickie. Ich wäre der Letzte, der das leugnen würde.
GRACE Und mit diesem alten Grammophon hast du so einen Krach gemacht, mein Großer. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du bei diesem Gedudel mit dem Lernen voran kommen kannst.
DICKIE Es ist komisch, Mutter, aber es hilft mir beim Konzentrieren –
ARTHUR Konzentrieren worauf?
DICKIE Auf die Arbeit natürlich.
ARTHUR Der galt deine Konzentration aber nicht, als ich herunter kam, um mir ein Buch zu holen. Denn an Schlaf war aufgrund der grässlichen Geräusche, die aus diesem Zimmer drangen, nicht zu denken.
DICKIE Edwina und ihr Vater waren auf dem Weg zu Grahams Tanzschuppen und hatten noch mal rein geschaut… Sie waren nur eine Minute da –
GRACE Das ist eine kleine Idiotin! Oh, Dickie, entschuldige. Mir war ganz entfallen, wie versessen du auf sie bist. Bist du doch, oder?
ARTHUR Wenn du die Stellung gesehen hättest, in der ich die beiden letzte Nacht ertappt habe, hättest du dafür den Beweis.
DICKIE Wir übten den Bunny Hug.
GRACE Den was, mein Schatz?
DICKIE Den Bunny Hug. Das ist ein neuer Tanz.
CATHERINE helfend Ähnlich dem Turkey Trot – nur etwas kultivierter.
GRACE Ich dachte, das wäre der Tango.
DICKIE Nein, es ist mehr eine Art von Fox Trot. Irgendetwas zwischen Boston Glide und Kangaroo Hop.
ARTHUR Wir kommen vom Thema ab. Egal, welches Tier für eure Verrenkung verantwortlich ist, Tatsache bleibt, du hast während dieser Ferien keinen Schlag für dein Studium getan.
DICKIE Na ja, ich arbeite dafür extrem schnell – wenn ich erst einmal angefangen habe.
ARTHUR Aus Erfahrung lässt sich diese Behauptung nicht beweisen.
DICKIE Volltreffer, Vater. Heute Morgen schießt du dich ganz schön auf mich ein.
ARTHUR Dickie, du musst langsam begreifen, dass ich keine zweihundert Pfund im Jahr ausgebe, damit du in Oxford den Bunny Hop lernst.
DICKIE Hug, Vater.
ARTHUR Die genaue Bezeichnung dieser Obszönität ist belanglos.
GRACE Vater hat schon Recht, mein Schatz. Du musst in diesen Semesterferien mehr Tempo machen.
DICKIE Ja, Mutter, ich weiß. Aber die Zeit ist fast schon wieder vorbei –
GRACE seufzend Ich wünschte mir, du wärst so fleißig wie Ronnie.
DICKIE heftig Das liebe ich. Jetzt wird ganz dick aufgetragen, also wirklich. Ronnie muss bei seinen albernen kleinen Hausaufgaben doch bloß zwei und zwei addieren.
ARTHUR Jedenfalls ist Ronnie beim Addieren von zwei und zwei erfolgreicher, als du es in seinem Alter warst.
DICKIE jetzt wütend Oh ja, ich weiß. Ich weiß. Er hat es nach Osborne geschafft und ich bin durchgefallen. Jetzt wird die Geschichte wieder heraus geholt –
GRACE Niemand holt eine Geschichte hervor, mein Großer –
DICKIE Oh doch, genau das tut ihr. Immer und immer wieder. Ronnie ist der gute Junge und ich bin der böse. Ihr habt uns einfach ein Etikett auf die Stirn geklebt und nichts auf der Welt wird sich daher ändern.
GRACE Sei nicht so albern, Schatz.
DICKIE Das ist nicht albern. Das ist die Wahrheit. Ist es nicht so, Kate?
Catherine schaut von einem Buch auf, das sie in der Ecke des Zimmers gelesen hat.
CATHERINE Entschuldige, Dickie. Ich habe nicht zugehört. Was soll die Wahrheit sein?
DICKIE Dass nach Mutters und Vaters Ansicht Ronnie immer das Richtige und ich das Falsche tue.
CATHERINE nach einer Pause Wenn ich du wäre, bester Dickie, dann würde ich jetzt eine kleine Auszeit vor dem Mittagessen nehmen.
DICKIE nach einer weiteren Pause Vielleicht hast du Recht.
Er geht zur Dielentür.
ARTHUR Ich schlage vor, du nimmst diesen Gegenstand mit, wenn du nach oben gehst. Er deutet auf ein Grammophon - Modell von 1912, mit Lautsprecherhorn - das auf dem Tisch steht. Er passt nicht in dieses Zimmer. Mit einem Anflug von Arroganz nimmt Dickie das Grammophon und trägt es zur Tür. Vielleicht hilft er dir, dich heute Nachmittag auf deine Arbeit zu konzentrieren.
Dickie bleibt bei der Tür stehen und dreht sich langsam um.
DICKIE würdevoll Es tut mir Leid, aber das ist völlig unmöglich.
ARTHUR Tatsächlich? Aber warum?
DICKIE Weil ich heute Nachmittag eine Verabredung mit Miss Gunn habe.
ARTHUR An einem Sonntagnachmittag? Bestimmt begleitest du sie in die National Gallery?
DICKIE Nein, ins Victoria-and-Albert-Museum.
Er geht ab mit aller Würde, die der Transport eines unhandlichen Grammophons zulässt.
GRACE Wie dumm, was er da über Etiketten gesagt hat. Das stimmt doch alles nicht – oder, Kate?
CATHERINE in ihrem Buch versunken Nein, Mutter.
GRACE Ach, Liebe, es wird ihm nur so rausgerutscht sein. Was liest du da, Kate?
CATHERINE Die Memoiren von Len Rogers.
GRACE Wer ist Len Rogers?
CATHERINE Ein Gewerkschaftsführer.
GRACE Weiß John, dass du eine Radikale bist.
CATHERINE Aber ja.
GRACE Und Frauenrechtlerin?
CATHERINE Sicher.
GRACE lächelnd Und trotzdem will er dich noch heiraten?
CATHERINE Er scheint es zu wollen.
GRACE Ach, ich habe ihn übrigens gebeten, etwas früher zum Essen zu kommen. Damit er vorher ein paar Worte mit Vater sprechen kann.
CATHERINE Gute Idee. Ich hoffe, du hast dich darauf vorbereitet, Vater.
ARTHUR der beinahe eingeschlafen war Was ist?
CATHERINE Du weißt doch, was du John sagen wirst, oder? Lass mich nicht im Regen stehen und wehe, du willst unsere Heirat verbieten – hörst du? Ich warne dich, wenn du das tust, brenne ich durch –
ARTHUR nimmt ihre Hand Keine Angst, meine Liebe. Die Vorstellung, dich endlich los zu werden, bereitet mir größtes Vergnügen.
CATHERINE lächelnd Ich weiß nicht, ob mir dieses „endlich“ gefällt.
GRACE Liebst du ihn?
CATHERINE John? Ja, natürlich.
GRACE Du bist ein komisches Mädchen. Zeigst deine Gefühle nie offen. Du benimmst dich gar nicht wie jemand, der verliebt ist.
CATHERINE Wie benimmt sich denn jemand, der verliebt ist?
ARTHUR Er liest nicht Len Rogers, sondern Byron.
CATHERINE Ich lese beide.
ARTHUR Merkwürdige Kombination.
CATHERINE Aber befriedigend.
GRACE Viel erzählen tust du ja nicht von ihm, so habe ich es gemeint.
CATHERINE Das kann schon sein.
GRACE seufzend Ihr modernen Mädchen habt ganz andere Gefühle als wir damals. Ihr seht alles vom Standpunkt der Frau.
CATHERINE Also gut, Mutter. Ich liebe John auf alle Arten wie eine Frau einen Mann lieben kann und sogar intensiver als er. Reicht dir das?
GRACE peinlich berührt Nun, Kate, mein Schatz, das wollte ich gar nicht wissen – zu Arthur Worüber lachst du, Arthur?
ARTHUR lacht in sich hinein Eins zu null für die Frauenbewegung.
GRACE Unsinn, sie hat mich missverstanden, das ist alles. am Fenster Seht euch den Regen an! zu Catherine Kate, Schatz, weiß Desmond eigentlich von dir und John?
CATHERINE Ich habe ihm nichts gesagt. Andererseits: Wenn er es noch nicht gemerkt hat, muss er schwer von Begriff sein.
ARTHUR Er ist schwer von Begriff.
GRACE Oh nein, er ist ziemlich clever, man muss sich nur in seine Gedankenwelt versetzen.
ARTHUR Komisch, diese Neigung habe ich noch nie verspürt.
GRACE Er ist ein ganz Lieber, finde ich. Kate, Schatz, du wirst doch nett zu ihm sein, oder?
CATHERINE geduldig Ja, Mutter, natürlich werde ich das.
GRACE Er ist wirklich eine ganz besondere Sorte von – Sie unterbricht sich und starrt aus dem Fenster. Hallo! Da ist jemand im Garten.
CATHERINE tritt dazu Wo?
GRACE deutend Da drüben, siehst du?
CATHERINE Nein.
GRACE Jetzt ist er hinter dem Busch. Ich glaube, das ist ein Junge. Vielleicht dieser ungezogene Dennis von Mrs. Williamson.
CATHERINE tritt vom Fenster weg Wer auch immer es ist, er muss eklig nass geworden sein.
GRACE Warum kann er sich nicht im eigenen Garten herumtreiben?
Aus der Diele hört man Stimmen.
GRACE War das John?
CATHERINE So hörte es sich an.
GRACE lauscht Ja, es ist John. zu Catherine Schnell! Ins Speisezimmer!
CATHERINE Also gut.
Sie eilt zur Speisezimmer-Tür.
GRACE Da, du hast deine Tasche vergessen.
Sie saust zum Tisch und schnappt sie sich.
ARTHUR verwundert Was um alle Welt geht hier vor?
GRACE theatralisch flüsternd Wir lassen dich mit John allein. Wenn ihr fertig seid, hustest du oder machst etwas Ähnliches.
ARTHUR gereizt Was meinst du mit Ähnliches?
GRACE Ich weiß etwas. Stoß mit deinem Stock auf den Boden – dreimal. Dann kommen wir herein.
ARTHUR Ist das nicht ein bisschen aufgesetzt?
GRACE Sch!
Sie verschwindet, während die Dielentür geöffnet wird und Violet herein tritt.
VIOLET ankündigend Mr. Watherstone.
John Watherstone tritt ein. Er ist über Dreißig, trägt einen außergewöhnlich gut geschnittenen Cutaway und gestreifte Hosen. Die Bekleidung ist nicht nur dem Kirchgang, sondern auch der besonderen Situation geschuldet.
ARTHUR John, wie geht es Ihnen? Ich freue mich, Sie zu sehen.
JOHN Wie geht es Ihnen, Sir?
ARTHUR Ich hoffe, Sie erlauben, dass ich sitzen bleibe. Meine Arthritis setzt mir in letzter Zeit ordentlich zu.
JOHN Es tut mir Leid, das zu hören, Sir. Catherine hat mir erzählt, es ginge etwas besser.
ARTHUR Eine Zeitlang ja, jetzt ist es wieder schlimmer. Rauchen Sie? Er deutet auf eine Zigarettenschachtel.
JOHN Ja, danke, Sir. Er nimmt eine Zigarette und fügt rasch hinzu: Natürlich nur in Maßen.
ARTHUR lächelnd Natürlich. Pause, während John die Zigarette anzündet und Arthur ihn dabei beobachtet Wenn ich es also recht verstehe, dann wollen Sie meine Tochter heiraten.
JOHN Ja, Sir. Das heißt, ich habe ihr einen Antrag gemacht und sie hat mir die Ehre erwiesen, ihn anzunehmen.
ARTHUR Aha. Darf ich annehmen, dass diese Einschränkung ihre zuerst gegebene Antwort nicht aufhebt? John blickt ihn verwirrt an. Ich will damit sagen: Wollen Sie sie wirklich heiraten?
JOHN Natürlich, Sir.
ARTHUR Warum natürlich? Es gibt viele Leute, die wollen sie nicht heiraten.
JOHN Ich sage natürlich, weil ich ihr einen Antrag gemacht habe.
ARTHUR Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Aber was ergehen wir uns in Haarspaltereien. Nehmen wir das Gefühlsmäßige der Angelegenheit für gegeben. Aber gestatten Sie mir Ihnen hinsichtlich des praktischen Aspekts ein paar persönliche Fragen zu stellen?
JOHN Selbstverständlich, Sir. Das ist Ihre Pflicht.
ARTHUR Eben, eben. Nun, Ihr Einkommen. Können Sie davon leben?
JOHN Nein, Sir. Ich leiste meinen Dienst in der Armee.
ARTHUR Ach ja, natürlich.
JOHN Aber mein Sold wird durch eine Zuwendung meines Vaters ergänzt.
ARTHUR Ich verstehe. Ich schätze, Ihr Vater gewährt Ihnen – sagen wir – monatlich fünfundzwanzig Pfund.
JOHN Ja, Sir, stimmt genau.
ARTHUR