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Michael Morris – Jetzt geht's los! | Wir erschaffen eine neue Welt! – Wo wir stehen, wer wir sind und wer wir sein könnten … – amadeus-verlag.com

Druck und E-Book-Konvertierung:

Print-ISBN 978-3-938656-14-3

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

EINLEITUNG

Teil 1 – WO WIR STEHEN

•  Der moderne Mensch (Homo technicus)

•  Umwelt

•  Wirtschaft & Politik

•  Ungleichheit

•  Armut

•  Globalisierung

•  Selbstverwirklichung

Teil 2 – WER WIR SIND UND WER WIR SEIN KÖNNTEN

•  Das Genom

•  Die Evolutionstheorie

•  Denken

•  Gedächtnis

•  Der freie Wille

•  Gefühle & Emotionen

•  Gefühllosigkeit

•  Schmerz

•  Gewalt

•  Ego

•  Bewusstsein

•  Dualität

•  Verantwortung

•  Zeit

•  Atmung

•  Karma

Teil 3 – WAS WIR TUN KÖNNEN

•  Bewusster Wandel

•  Bildung

•  Gesundheit

•  Wirtschaft

•  Geldwesen

•  Freie Energie

•  Im Einklang mit der Natur

•  Gewaltfreie Gesellschaft

SCHLUSSWORT

Zusammenfassung: Was jeder von uns tun kann

Vorträge, Filmliste, Bücherliste

Literatur- und Quellenverzeichnis

Bildquellen

Namenregister

Sachregister

VORWORT

Im April 2011 erschien mein Buch „Was Sie nicht wissen sollen!“, in dem ich beschrieb, was Geld ist, wie unser Geldsystem funktioniert, wem es letztlich dient und wie es zur Weltwirtschaftskrise führte, die 2008 offen ausbrach und uns noch lange beschäftigen wird.

Die Resonanz auf dieses Buch war überraschend groß, und das, obwohl sein Verkauf von zahlreichen großen Buchhandelsketten boykottiert wurde. Das Buch fand seine Verbreitung mittels Internet und Mundpropaganda. Viele Menschen berichteten mir, dass sie nach der Lektüre einiges in ihrem Leben verändert haben, was mir wiederum Mut macht, weiter zu schreiben, da das Verbreiten von Information offenbar Früchte trägt.

Was mich besonders überraschte war, dass es auch von vielen Bankiers gelesen und sogar weiterempfohlen wurde. Das hat meine Vermutung bestätigt, dass zahlreiche Personen, die im Sektor Banken- oder Finanzdienstleistung tätig sind, letztlich selbst nicht wissen, wie das System, dem sie dienen und das sie ernährt, eigentlich funktioniert. Durch die immer größer werdende Flut von Informationen überfordert, fokussieren sich die meisten von uns nur noch auf einen kleinen Ausschnitt, den sie dann versuchen, möglichst gut zu verstehen. Was uns dadurch immer mehr abhanden kommt, ist der Blick für das große Ganze, für die Zusammenhänge. Wir isolieren uns immer mehr, verlieren das Verständnis für einander, aber auch für uns selbst.

Die Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen hat viele Menschen aufgerüttelt und dazu veranlasst, nachzudenken – somit hat sie auch ihre gute Seite. In den Jahren nach 2008 ist sehr viel in Bewegung gekommen, und diese Bewegung beschleunigt sich ständig, ähnlich einer Lawine. Nun ist es also Zeit für den nächsten Schritt. Wir alle haben verstanden, dass wir in vielen Bereichen des Lebens einen falschen Weg eingeschlagen haben und dass der Gesamtzustand auf Erden einen kritischen Punkt erreicht hat. Um jedoch weitreichende (und vor allem rasche) Veränderungen herbeiführen zu können, wird es nicht reichen, einige Gesetze zu ändern oder einige neue Regeln aufzustellen. Was wir brauchen, ist ein großer Wurf, etwas, das in spirituellen Lehren als „Quantensprung im Bewusstsein der Menschheit“ bezeichnet wird. Dafür müssen wir einige Schritte zurück machen, uns einen Überblick über die Gesamtlage verschaffen und uns wieder einige wichtige Fragen stellen. Die wichtigsten lauten: Wer sind wir eigentlich, und wer könnten wir sein, wenn wir unser gesamtes Potential entfalten würden? Was können wir tun, um einen neuen Weg einzuschlagen, der uns allen, also dem Wohle der Menschheit, der Natur und des Planeten dient? Die Antwort ist denkbar einfach: Wir müssen uns selbst und unsere Haltung ändern! Das wird nur funktionieren, wenn wir unser Verständnis von uns selbst ändern!

Das vorliegende Buch ist keine wissenschaftliche Arbeit, auch wenn ich darin viele Wissenschaftler zitiere. Es ist meine persönliche Annäherung an die aus meiner Sicht dringlichsten Probleme unserer Zeit. Ich denke, dass wir am Ende einer Sackgasse angekommen sind. Wir sollten dringend umkehren und uns rückbesinnen. Aber das schaffen wir nur gemeinsam. Der Karren unserer gesellschaftlichen Ordnung steckt so tief im Sumpf, dass wir ihn nur gemeinsam herausziehen können. Gelingt uns das nicht, dann werden wir alle zusammen untergehen. Wir müssen darauf achten, dass wir nicht den Punkt erreichen, an dem es zu spät ist, um uns gegenseitig aus dem Morast zu ziehen. Wenn uns allen der Schlamm erst einmal bis zum Hals steht, dann kann sich keiner mehr rühren. Wir müssen agieren, bevor es zu spät ist!

Manche Leser meines ersten Buches werden über dieses neue Buch überrascht, vielleicht sogar verwirrt sein, weil es sich nur noch am Rande mit Wirtschaft befasst und stattdessen den Fokus auf den spirituellen und auf den philosophischen Aspekt des Lebens lenkt. Für mich besteht darin aber eine klare Kontinuität, weil ich der Überzeugung bin, dass Wirtschaft und Spiritualität nicht getrennt von einander betrachtet werden können und dürfen. Im Gegenteil: Viel zu lange gab es in unserer modernen westlichen Gesellschaft eine Trennung der beiden Themen. Im 20. Jahrhundert gab es die einen Menschen, die sich ausschließlich den materiellen Aspekten des Lebens verschrieben, und andererseits diejenigen, die nichts vom „schnöden Mammon“ wissen wollten, weil sie davon überzeugt waren, dass alles Materielle ihrem spirituellen Wachstum im Wege stehen würde.

Ich bin aber davon überzeugt, dass eine tiefgreifende Veränderung hin zu einer friedlichen, liebevollen und harmonischen Gesellschaft – nach der wir uns im Grunde alle sehnen – nur stattfinden kann, wenn wir beide Seiten verstehen und vereinen. War das 20. Jahrhundert das Zeitalter der Trennung und der empirischen Wissenschaft, so wird das 21. Jahrhundert hoffentlich das Zeitalter der Einheit und der Öffnung für alle Sinne sein. Tatsächlich ist nämlich nur ein ganz kleiner Teil, etwa 5 Prozent dessen, was existiert, sichtbar und somit auch beweisbar – der allergrößte Teil verschließt sich unseren Augen und ist nur erfühl- und erlebbar, wenn man die eigenen Sinne schärft und sein Bewusstsein erweitert. Und mit ein wenig Übung und Disziplin kann das wirklich jeder von uns!

Wir sind als Menschen eine Einheit aus Körper, Geist und Seele. Nur wenn wir es schaffen, diese „Heilige Dreifaltigkeit“ in uns zu vereinen, werden wir in der Lage sein, die enormen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern. Insofern verstehe ich das vorliegende Buch als Aufforderung, aufeinander zuzugehen und Vorurteile abzubauen. Ich hoffe, dass ich Sie, liebe Leserin, lieber Leser, mit diesem Buch aufrütteln, anregen, ja vielleicht sogar begeistern kann, denn wir brauchen wieder mehr Begeisterung und Lebensfreude, wir brauchen Perspektiven, Hoffnung und eine Gesellschaft, die jeden Einzelnen von uns mit offenen Armen empfängt. Wir müssen endlich akzeptieren und wirklich erfassen, dass wir bei aller Individualität und Einzigartigkeit dennoch gleichzeitig auch ein einziger großer, lebender Organismus sind, der von jedem seiner Einzelteile abhängig ist und nur dann sein volles Potential entfalten kann, wenn jeder Einzelne von uns gesehen, gefördert und geachtet wird, wenn jeder Einzelne von uns die gleichen Chancen und Möglichkeiten hat und wenn jeder Einzelne dadurch motiviert werden kann, sein Bestes zu geben, um mit Freude seine eigene Erfüllung zu finden und gleichzeitig dem großen Ganzen zu dienen.

Die Aufgaben, die vor uns liegen, fordern uns einiges ab und können nur bewältigt werden, wenn wir Brücken schlagen zwischen den unterschiedlichen Teilen unserer Gesellschaft. Wir sitzen letztlich alle im selben Boot. Es ist höchste Zeit, Verantwortung für die Gesellschaft und für unsere Erde zu übernehmen. Die Zeit ist mehr als reif für einen umfassenden Wandel unseres Selbstbildes. Wenn wir verstehen, wer wir wirklich sind, dann ergeben sich die Antworten auf viele offene Fragen von selbst. Veränderung findet statt, unentwegt, mit oder ohne uns. Es gibt viel zu tun! Packen wir’s an!

Michael Morris im Mai 2013

EINLEITUNG

Wir lernten im 20. Jahrhundert, die Welt materialistisch und technisch zu betrachten. Wir wollten die Natur mittels Maschinen und Geräten beherrschen. Das führte dazu, dass wir jede Beziehung zu den Elementen verloren haben. Wir sahen Erde, Wasser und Luft nicht mehr als lebende Organismen an, sondern als die Summe ihrer einzelnen chemischen Bestandteile. Wir haben durch die industrielle Revolution jeden Respekt vor der Natur verloren. Wir haben das Wetter manipuliert, Flüsse begradigt und Gebäude an Stellen errichtet, an denen sie nie hätten stehen dürfen. Wir lachten über „einfache Völker“, die im Einklang mit der Natur und dem Kosmos lebten, und wir zwangen ihnen unsere materialistische Sicht der Dinge auf. Mittlerweile haben wir aber schmerzhaft erfahren, dass wir nicht gegen die Natur arbeiten und sie auch nicht in die Knie zwingen können, denn sie ist stärker, ausdauernder und weiser als wir. Wir haben all unsere Energie dafür verwendet, gegen die Natur und letztlich gegen uns selbst zu arbeiten, denn trotz allem technischen Fortschritt ist das Ausmaß der Ungerechtigkeit, der Armut, des Hungers und des Elends auf Erden immer noch riesig, ja dieser Zustand wird sogar immer extremer, und er birgt gewaltigen sozialen Sprengstoff in sich. Dieser Planet könnte für alle Lebewesen der Himmel auf Erden sein, doch für die meisten Menschen wird er immer mehr zur Hölle auf Erden. Es würde uns gut zu Gesicht stehen, uns wieder als Teil der Natur und des Alles-Was-Ist zu begreifen, sonst wird die Natur uns immer mehr in unsere Schranken weisen. Die Erde braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Erde!

Viele von uns haben mittlerweile begriffen, dass „Lebensmittel“ mehr sein sollten als Nahrungsmittel, die hübsch aussehen und lange haltbar bleiben. Wir erkennen immer häufiger, dass genetisch veränderte und mit chemischen Zusatzstoffen belastete Nahrung und Kosmetik unserer Gesundheit nicht förderlich ist. Wir begreifen immer mehr, dass künstliche Geschmack- und Farbstoffe echte Geschenke der Natur nicht ersetzen können. Es hat sich in den vergangenen zehn Jahren viel bewegt, aber wir sind noch weit davon entfernt, die Gesetze der Natur und des Kosmos zu verstehen. Tatsächlich sind einige von uns noch immer der festen Überzeugung, dass es solche Gesetze gar nicht gibt. Wir sind immer noch weit davon entfernt zu verstehen, wer wir selbst eigentlich sind, aber zumindest fangen viele von uns an, immer bessere Fragen zu stellen.

Wir wissen seit über hundert Jahren, dass es kostenlose, unbegrenzte, frei verfügbare Energie gibt, die jedem zur Verfügung steht, sobald die Industrie ihre Nutzung nicht mehr unterdrückt. Wir wissen, dass wir keine Abgase erzeugen bräuchten, dass Glühbirnen gesünder sind als die vermeintlichen „Energiesparlampen“ und dass sie nie kaputt gehen müssten. Wir wissen, dass man aus Plastikabfällen wieder ganz einfach Erdöl gewinnen kann, was nicht nur unsere Abhängigkeit vom Öl beenden würde, sondern auch eines unserer anderen ganz großen Probleme auf Erden lösen würde: das Müllproblem. Wir wissen, dass so viel mehr möglich wäre, als gegenwärtig zugelassen wird, aber die meisten von uns wissen nicht, wie man diesen Zustand der Blockade verändern kann. Durch die Fülle der Herausforderungen unserer Zeit fühlen sich die meisten Menschen überfordert. Als Folge ziehen sie sich zurück und resignieren. Wir erhalten heute in immer kürzerer Zeit immer mehr Informationen, treffen immer mehr Menschen, wir sind immer stärker vernetzt, werden immer mehr ins Außen und in die Selbstdarstellung gedrängt. Dadurch verlieren wir den Bezug zu uns selbst. Wir finden keine Ruhe mehr. Immer mehr Menschen erscheint ihr Leben heute als eine Last, als ein unüberwindbarer, unbezwingbarer Berg. Die meisten Menschen wurden darauf konditioniert, ihr Heil im Außen zu suchen. Doch sie erkennen, dass sie es dort nicht finden werden. Das Außen ist nur eine Reflexion unseres Inneren. Wenn mir das Außen nicht gefällt, dann muss ich das Innere ändern. Der Rest folgt von ganz allein. Ob etwas schwierig oder leicht, machbar oder unmöglich ist, liegt in unserer Betrachtung der Dinge. Wenn wir die Welt verändern wollen, dann müssen wir unser Denken und unsere Haltung verändern!

Das 20. Jahrhundert war eine Epoche unglaublicher Verantwortungslosigkeit. Niemand wollte mehr selbst für sein Schicksal oder auch für seine Gesundheit verantwortlich sein. Wenn jemand krank wurde, dann sollte das Problem mittels Pillen, dem Skalpell oder dem Laser beseitigt werden, damit der Patient danach wieder nachhause gehen und wie zuvor weitermachen konnte. Die Bedeutung der Lebensumstände, der Ernährung und der geistigen Haltung wurde lange verdrängt. Stattdessen wurde die Genom-Religion geschaffen und alles auf das Erbgut geschoben. Mittlerweile erkennen aber auch immer mehr Wissenschaftler, dass dies falsch war. Lange Zeit waren Wissenschaft und Religion gegensätzliche Pole, die unvereinbar schienen, doch vor allem die Quantenphysik, die Biophysik und die Biochemie öffnen sich der Vorstellung, dass „Gott“ und die Materie nicht zwei gegensätzliche Modelle sind, sondern eine untrennbare Einheit.

Die moderne Medizin ist noch in weiten Teilen von Apparaten und chemischen Präparaten dominiert, weil einige Konzerne im Technik- und Pharmabereich im 20. Jahrhundert unvorstellbare Macht erlangten und diese freiwillig nicht mehr abgeben wollen. Aber diese Macht bröckelt, weil ein Umdenken einsetzt. Es gibt keine Pille zum Glücklichsein. Glück und Zufriedenheit können nur aus uns selbst heraus kommen. Sie sind eine Folge unseres Bewusstseins.

Wir erkennen immer mehr, dass all der materielle Überfluss, das Mehr an „Zeug“, das wir ansammeln, uns nicht glücklich macht. Daher stellen wir uns immer häufiger die Fragen: „Wer bin ich? Woher komme ich? Und wo will ich eigentlich hin?“

Diese Fragen sind nicht neu, doch wurden sie in den zurückliegenden Jahrhunderten hauptsächlich von religiösen Führern beantwortet – wozu diese immer weniger in der Lage sind. Sie haben sich im letzten Jahrhundert kaum weiterentwickelt, deshalb driften sie immer mehr in die Bedeutungslosigkeit ab. Sie haben sich zu weit von den Menschen und deren Bedürfnissen und Realitäten entfernt. Sie klammern sich an ihre Macht, kreisen – wie die meisten politischen Parteien auch – nur noch um sich selbst, weshalb sie als moralische Instanzen versagen. Somit sind wir immer stärker aufgefordert, unsere eigene moralische Instanz zu sein.

Zwar wurden in der jüngsten Vergangenheit spontane Bürgerbewegungen, wie etwa Occupy Wallstreet, die rasant an Fahrt aufnahmen und sich über die gesamte Welt ausbreiteten, mit Polizeigewalt niedergeschlagen, aber es werden weitere folgen. Einige sehr mächtige Familien-Clans, die über die Wirtschaft und die Politik eines großen Teiles dieser Welt bestimmen, sind nicht gewillt, ihre Macht und ihren Traum von einer Neuen Weltordnung, von der absoluten Weltherrschaft aufzugeben. Aber sie werden den Lauf der Dinge letztlich auch nicht aufhalten können. Sie werden wie alle größenwahnsinnigen Despoten enden. Das fabelhafte Perserreich ging genauso unter wie das Reich Alexanders des Großen oder das Imperium Romanum. Die Sowjetunion verschwand ebenso von der Landkarte wie das Reich der Habsburger. Und keiner von ihnen hatte sein Ende rechtzeitig kommen sehen. Ich denke, dass sich diese globale Suche nach dem Sinn des Lebens auch bald auf unsere Institutionen, unsere Staaten und Schulen auswirken wird. Auch große, multi-nationale Konzerne werden bald begreifen, dass eine Bewusstseinsveränderung auf globaler Ebene stattfindet. Früher oder später wird sie nicht mehr zu unterdrücken sein.

Es gibt von allem genug auf Erden. Wir müssen es nur gerecht verteilen. Wir können eine friedliche, liebevolle Gesellschaft erschaffen, in der alle Menschen gleich sind und mit Respekt behandelt werden. Wir können modernste Technik nutzen und dennoch im Einklang mit der Natur leben. Wir können den Himmel auf Erden erschaffen! „Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“, wusste schon der französische Schriftsteller Victor Hugo Mitte des 19. Jahrhunderts.

Das 20. Jahrhundert wurde von machthungrigen, rückwärts gewandten Despoten bestimmt, erst von Monarchen, dann von linken und rechten Diktatoren und schließlich vom Großkapital, von den Großbankern, die nicht mehr mit Armeen kämpften, sondern mit wirtschaftlichen und monetären Waffen. Alle Diktatoren des 20. Jahrhunderts beeinflussten das Bildungswesen dahingehend, dass sie Wahrheiten verdrehten und dem Menschen nach und nach wichtige Informationen über die Geschichte, sich selbst und über das Universum versagten. Unser Horizont wurde so immer kleiner. Gleichzeitig wurden wir angehalten, uns ausschließlich der Technik hinzugeben, was unsere Sinne und Instinkte, unsere wahren Kräfte schwächt. Aber alle Weltreiche sind bislang am eigenen Größenwahn gescheitert. Das Imperium der modernen Finanzdiktatoren wird da keine Ausnahme machen.

Die Frage: „Wer sind wir wirklich“, schwebt im Raum, und sie wird beantwortet werden. Noch wichtiger ist aber die Frage: „Wer könnten wir sein, wenn wir unser gesamtes Potential entfalten?“ Wir haben so viel mehr Macht und Wissen und Möglichkeiten, als sich selbst die Mutigsten unter uns vorstellen können. Wir können alles erreichen und verändern, wenn wir es nur wollen und unsere Vision verinnerlichen. Wir sind bereits auf einem guten Wege dorthin. Dafür müssen wir jedoch den intellektuellen Ballast des 20. Jahrhunderts abwerfen und uns wieder auf unser Gefühl und auf unsere Intuition konzentrieren. Wenn man sich die letzten hundert Jahre samt all ihren Dogmen und Irrungen als einen voll besetzten Personenzug vorstellt, der in vollem Tempo durch die Geschichte braust und irgendwo falsch abgebogen ist, dann sind wir jetzt an dem Punkt, an dem einer von uns die Notbremse gezogen hat, weil er verstanden hat, dass wir sonst mit Vollgas ins Verderben rasen würden. Das Abbremsen ist eingeleitet und nicht mehr rückgängig zu machen. Die Räder blockieren. Funken sprühen. Das schwere Monster ächzt und keucht, es quietscht an allen Ecken und Enden. Menschen laufen aufgeregt hin und her, schreien, stolpern, stürzen. Glas splittert, Entsetzen und Angst überall, Panik in vielen Gesichtern. Auch das Zug-Personal hat keine Ahnung, was passiert ist, aber es ist darauf gedrillt, Parolen der Beruhigung auszusprechen. Es versichert allen Beteiligten, dass alles im Griff sei und die Reise in Kürze wieder fortgesetzt würde. Aber sobald der Zug einmal anhält, steigen zahlreiche Menschen aus Neugierde aus, und sie stellen fest, dass wir hier falsch sind. Es mag vielleicht noch einige Diskussionen und ein wenig Geschrei geben, aber letzten Endes werden wir den Fahrer dazu bringen umzukehren.

Wir leben in einer Zeit großer Auseinandersetzungen, großer Verunsicherung, großer Angst. Aber die Geschichte lehrt uns, dass alle großen gesellschaftlichen Umbrüche mit Turbulenzen einhergingen, weil nie alle Menschen gleichzeitig zu Veränderung bereit sind. Es gibt immer eine große Gruppe von Menschen, die lieber am Altbekannten festhält, die Angst hat vor Neuem. Veränderung findet dennoch statt, und wer sich ihr entgegenstellt, wird von ihr überrollt.

Jetzt geht’s los!

Dieses Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil ist eine Art Bestandsaufnahme, eine Inventur der meiner Meinung nach dringlichsten Herausforderungen unserer Zeit. Der Mittelteil befasst sich mit der Frage, wer wir sind und wie wir uns − und somit unsere Realität − verändern können. Der dritte Teil beschreibt in groben Zügen meine Visionen von einer besseren Welt, und er gibt zahlreiche praktische Beispiele dafür, wie wir eine Veränderung im Außen, im materiellen Bereich, mitgestalten können.

Das Buch beschreibt, welche Rollen wir ständig spielen, aber auch, wie wir sie ablegen und zu uns selbst finden können. Wer nicht nach einem Sinn im Leben fragt, der braucht auch gar nicht erst weiterzulesen. Wer sich nicht fragt, ob das bislang wirklich alles war, der soll dieses Buch weglegen. Der soll ruhig weiterhin seine Rollen spielen, sich in hübsche Kostüme hüllen und den Applaus der angepassten Masse über sich ergehen lassen. Wer aber bereit ist, außerhalb des vorgegebenen Pfades seinen eigenen Weg zu gehen, der wird Unglaubliches erleben. Die meisten Menschen begnügen sich damit, anderen im Fernsehen oder auf der Leinwand bei deren Abenteuern zuzusehen. Aber einige von uns wollen selbst hinausgehen und Überraschungen am eigenen Leibe erfahren.

Das „Gesetz der Wenigen“ besagt, dass eine kleine Gruppe – wenn sie stark und entschlossen genug ist – überproportional viel erreichen kann. Der Moment, an dem der Tipping Point (Umkehrpunkt) erreicht ist, an dem der Funke auf die Masse überspringt, ist nie genau vorhersehbar. Es kann jeden Moment so weit sein. Immer mehr Menschen erwachen aus ihrem Wachkoma. Sie sind zu einer umfassenden Bewusstseins-Veränderung bereit! Sie ist nicht mehr aufzuhalten!

Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Friede und Freude herrschen, an dem alle Wesen einander in bedingungsloser Liebe und mit tiefem Respekt begegnen, einen Ort, an dem alle Wesen die Gesetze der Natur und des Kosmos kennen und danach leben. Stellen Sie sich einen Ort vor, an dem Stille herrscht, angenehme, wohlige Stille, wo nichts anderes zu hören ist als das Rauschen der Blätter im Wind, der liebliche Gesang der Vögel, die Brandung des Meeres und das Lachen von Kindern. Stellen Sie sich vor, dass an jenem Ort alle Wesen heil sind, weil Heilung ein völlig selbstverständlicher Zustand ist, der unentwegt stattfindet. Stellen Sie sich vor, dass die größte Freude für alle Wesen ist, dem Anderen Freude zu bereiten. Und nun stellen Sie sich vor, dass dieser Ort die Erde wäre, Terra, unser Heimatplanet. Zweifeln Sie nicht, denn es ist die Vorstellung, die zählt, die alles ermöglicht! Wenn die Vorstellung möglich ist, dann ist alles möglich!

TEIL 1 − WO WIR STEHEN

Das 21. Jahrhundert unserer Geschichtsschreibung begann wenig ruhmreich mit Kriegen, Immobilienblasen und einer Weltwirtschaftskrise, deren Ausmaß der größte Teil der Menschen noch gar nicht erahnen kann. Die Wirtschaft und unser Schuldgeldsystem steuern weltweit auf eine gewaltige Implosion zu. Die Europäische Union und der Euro wurden angeblich geschaffen, um Frieden und Stabilität in Europa zu garantieren. In Wahrheit entfernen wir uns alle immer weiter voneinander.

Das Leben in der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts ist eine Farce, eine Tragödie, die sich als heiteres Rollenspiel tarnt. Nichts ist, wie es scheint. Fast jeder der Hauptdarsteller, die unsere Präsidenten, Minister, religiösen Führer und Wissenschaftler spielen, lügt unentwegt. Sie sagen sinnlose Texte auf, die andere für sie geschrieben haben, und all das wird immer offensichtlicher.

Im 20. Jahrhundert sind wir zum Sklaven der Technik geworden. Gleichzeitig haben wir uns von der Natur, von unserer „Mutter Erde“ entfernt. Die Zerstörung der Umwelt und der Artenvielfalt ist so gewaltig, dass heute das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht. Nun ist es an der Zeit, einen Schritt zurück zu machen und nur noch jenen Teil der Technik weiter zu nutzen und auszubauen, der wirklich ungefährlich und hilfreich für uns ist. Wir haben uns bereits viel zu lange der profitorientierten Technik untergeordnet und uns von ihr bestimmen lassen. Die Technik wurde zu einer Art Religion, der alle huldigten, ohne sie zu hinterfragen. Für technische Neuerungen und die dafür nötigen Rohstoffe, haben wir nicht nur unseren Planeten ausgebeutet und verunstaltet, durch die rasante Technisierung sind auch immer mehr Arbeitsplätze weggefallen. Dabei ist Arbeit für den modernen Menschen von größter Bedeutung, weil wir uns darüber ausdrücken und oft auch definieren. Unsere Zufriedenheit und unser Glück sind zu einem großen Teil von den Entfaltungsmöglichkeiten in der Arbeit abhängig und von der daraus resultierenden Bestätigung und Anerkennung. Und das Ersetzen von menschlicher Arbeit durch Maschinen schreitet unaufhörlich voran und entwickelt sich zu einem immer größeren sozialen und wirtschaftlichen Problem. Langzeitarbeitslose leiden überdurchschnittlich häufig an schwerer Depression. Arbeitslosigkeit und deren Folgen sind eine der Hauptursachen für gesellschaftliche Spaltung und für Unruhen. Extreme Ungleichheit in allen Erdteilen, aber auch innerhalb der einzelnen Gesellschaften ist eine andere. Wir sind als Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer Sackgasse angelangt. Wir stehen an. Uns bleibt nur zurückzugehen, an jenen Ort in der Geschichte, an dem noch Vernunft und Anstand herrschten, und diesen Zustand mit unserem heutigen Wissen zu etwas Neuem und Besserem zu verbinden. Wir müssen aufhören, mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen.

Den Status quo kritisch und offen zu beleuchten und zu hinterfragen, ist immer die Grundvoraussetzung für aktiv gestaltete Veränderung. Wir alle wünschen uns ein Leben in Frieden und Leichtigkeit. Wir alle sind hier, um uns selbst zu verwirklichen, um unser Licht leuchten zu lassen. Stattdessen aber bewegen wir uns immer mehr in Richtung Finsternis. Immer mehr Menschen leiden, erkranken und flüchten sich in virtuelle Scheinwelten, weil der andauernde Druck in unserer Gesellschaft so groß geworden ist und den Menschen die Freude am Leben nimmt.

Ehe wir uns in Teil 2 und Teil 3 des Buches damit beschäftigen, wie wir dies ändern können, befasst sich dieser erste Teil mit der Frage: „Wo stehen wir als Menschheit?“

DER MODERNE MENSCH (HOMO TECHNICUS)

„Ich fürchte den Tag, an dem die Technologie unsere Menschlichkeit überholt. Die Welt wird dann eine Generation von Idioten sein.“

Albert Einstein (1879-1955)

Unser Leben ist heute dank des technischen Fortschritts angenehmer und einfacher denn je. Wir leben immer länger, immer gesünder, immer zufriedener, haben immer mehr Zugang zu Informationen und Bildung. Der Mensch hat sich seit der industriellen Revolution gewaltig weiterentwickelt… Zumindest versucht man uns das immer wieder einzureden! Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?

Bildschirme flimmern in Haushalten, Büros, Geschäften, U-Bahn-Zügen und in Bahnhöfen. Nachrichten und Werbung laufen als Endlosschleifen. Sie zeichnen ein eindringliches Bild von dem, was wir sein und was wir kaufen sollen. Kaufe! Konsumiere! Gehorche! Über alledem liegt Musik. Stampfende Beats untermalen jeden unserer Schritte. Ein ewiger Soundtrack aus Millionen von Lautsprechern, laut, treibend und aufdringlich. Großflächige Klanguntermalung für den modernen Menschen, der Stille so fürchtet, wie der Teufel das Weihwasser. An jeder Ecke ein neuer Film, neue Musik, ein anderer Rhythmus, neue Klänge. Das typische Merkmal unserer Zeit ist Lärm. Das Herz läuft oft unrund, wenn man durch die Straßen der Stadt geht, weil es nicht mehr in seinem eigenen Tempo schlagen kann. Jeder versucht seinen Rhythmus zu finden, sich gegen den der anderen abzuschotten – noch lautere MP3-player, noch größere Kopfhörer, noch stärkere Autolautsprecher.

Nahrungsmittel, Kleidung, Werkzeug − wir kaufen alles unter der Berieselung von Musik und Werbung. Eins, zwei, drei, noch was ins Körbchen! Kaufe, konsumiere, gehorche! Die meisten Menschen nehmen die Beeinflussung durch die fremde Stimme im Kopf gar nicht mehr wahr.

Millionen von Konsumenten rotten sich in Großstädten zusammen. Sie leben dicht an dicht, Haut an Haut, dennoch versuchen sie alles um sich herum auszublenden, denn sie halten es nicht mehr aus. Zu viel Lärm, zu viel Information, zu viele Energien. Sie wären gerne allein, aber sie können es nicht. Sie brauchen den Lärm und das Gruppengefühl, weil sie nichts anderes kennen. Sie sind Herdentiere. Sie vermissen die Stille, aber gleichzeitig halten sie das Fehlen von Lärm nicht mehr aus. Sie suchen den Schutz in der Herde und tun, was alle tun. Sie machen mit. Ein neues Mobiltelefon, ein neuer Klingelton, die neueste App − Hauptsache laut und schrill.

Wir werden alle mit Informationen und Eindrücken überflutet und sind kaum mehr in der Lage, sie zu verarbeiten. Wir haben kaum Zeit, um durchzuatmen, keine Zeit zu denken. Noch nie war es leichter, an Informationen zu gelangen als heute, doch genau diese Fülle stellt ein Problem dar. Die Technologie entwickelt sich rascher als unsere Fähigkeit, vernünftig damit umzugehen. Wo man hinsieht, starren Menschen auf kleine Bildschirme in ihren Händen, egal ob sie die Straße entlang gehen, einkaufen, Auto oder Fahrrad fahren, essen oder mit anderen Menschen an einem Tisch sitzen. Sie sind nie bei der Sache, sondern immer weit weg. Immer starren sie auf ein kleines, technisches Gerät, das ihnen vorgaukelt, wichtig zu sein, vernetzt zu sein, dazuzugehören. Ihr Geist ist nie da, wo ihr Körper ist. Sie sind in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber nie im Jetzt. Sie sind zerrissen, zerfahren, überfordert, leer und verzweifelt. „Multitasking“ ist keine Errungenschaft mehr, sondern eine Krankheit, ein chronischer Mangel an Bewusstheit und Gegenwärtigkeit.

„Einer der betrüblichsten Aspekte des modernen Lebens ist, dass Entwicklungen in der Wissenschaft schneller voranschreiten als die geistige Entwicklung in der Gesellschaft.“

Isaac Asimov (Science-Fiction-Autor, 1919-1992)

Alles beschleunigt sich zusehends. Durch zunehmende Mobilität und den Wegfall von Ländergrenzen begegnen wir im 21. Jahrhundert immer mehr Menschen, und wir haben für den Einzelnen immer weniger Zeit. Wir suchen Ersatzbeziehungen. Wer 1.500 „Freunde“ oder mehr in sozialen Netzwerken wie Facebook hat, kann sich bestenfalls von einem Bruchteil davon überhaupt die Namen merken, geschweige denn sonst etwas. Aber man teilt oft intime Informationen mit ihnen. Man ist nicht mehr in der Lage, sich selbst abzugrenzen. Immer mehr Begegnungen, immer mehr Informationen. Wir sind gezwungen, unser Gegenüber immer schneller zu bewerten und einzuordnen. Dabei bleiben echte, tiefe menschliche Beziehungen auf der Strecke. Das Wort „Freund“ wird völlig verzerrt und entstellt. Vieles bleibt an der Oberfläche. Es geht nur noch um den Schein, um die Hülle. Wir sammeln eMail-Adressen genauso wie Handys oder „Freunde“. Hauptsache, von allem viel. Heute lassen bereits Minderjährige ihren Körper und ihr Gesicht operativ verändern. Viele Erwachsene sind von Botox so entstellt, dass sie zu keiner Mimik mehr fähig sind und glatt und ausdruckslos wie Zombies umherlaufen. Der moderne Mensch ist eine Karikatur seiner selbst.

Wir konsumieren, kaufen ein, verbrauchen und werfen weg. Mehr, immer mehr und immer schneller. Wir kaufen um des Kaufens willen, nicht, weil wir etwas brauchen. Wenn wir nichts kaufen, haben wir das Gefühl, wertlos zu sein, arm zu sein, nicht dazuzugehören. Ich kaufe, also bin ich!

Technologie veraltet so schnell, dass wir die Programme auf unseren Mikro- und Makrocomputern unentwegt „updaten“ (erneuern) müssen, um nicht zurückzufallen, um nicht innerhalb weniger Tage um Generationen zu altern. Es muss immer das Neueste sein, unabhängig von seinem Inhalt. Um den Inhalt zu prüfen, haben wir ohnehin keine Zeit. Das gilt für Privatpersonen ebenso wie für die Presse. Wer das Tempo der Umzüge in diesem kafkaesken Schauspiel nicht mitgehen kann, wird mittels kleiner bunter Pillen für seine Rolle als Highspeed-Statist in „Zombie-Land“ wieder „fit gemacht“. Wir werden absichtlich mit Unmengen an sinnloser „Information“ und bunten Pillen vollgestopft, damit wir nicht aufbegehren und alles weiter seinen Gang gehen kann. Schöne neue Welt. „Gehorche! Kaufe ein! Gehorche!“

Der Kampf um den Arbeitsplatz, um den Parkplatz, ums Überleben wird auf allen Ebenen immer härter. Der Konkurrenzdruck isoliert uns immer mehr von einander. Wenn junge Europäer einer Arbeitslosenrate von 50% gegenüberstehen, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als beinhart alle Konkurrenz zu vernichten. Das Ganze nennt man dann fälschlicherweise „Freie Marktwirtschaft“!

In den letzten Jahren hat sich unsere Welt zu einem Überwachungsstaat orwell’schen Ausmaßes entwickelt. Jeder unserer Schritte wird virtuell überwacht und gespeichert. Millionen kleiner Kameras hängen in den Straßen der Großstädte. Gesichts-, Bewegungs- und Stimmerkennung findet in jedem Augenblick statt. Diese Daten werden benutzt, um uns noch besser kontrollieren zu können, um uns zu mehr Konsum anzuregen, um uns immer weiter zu unterwerfen. Immer größer wird die Herde, immer träger. Wir sind letztlich die Sklaven unserer eigenen Technik-Verliebtheit. Wir werden benutzt und nach Strich und Faden manipuliert. Und wir alle wissen es!

Kaum jemand lebt das Leben, das er gerne leben würde. Jeden Tag spielen wir unzählige Rollen, im privaten wie im beruflichen Leben. Viele, viele Rollen, die immer mehr von uns fordern. Die Zeit beschleunigt sich zusehends, dank moderner Technik sind wir ständig erreichbar und verfügbar. Die Rollenwechsel werden immer schneller, immer häufiger. Eigentlich wollen wir das nicht, aber wenn wir nicht ständig „connected“ und „online“ sind, wenn wir nicht ständig Kurznachrichten erhalten, dann haben wir das Gefühl „out“ zu sein, nicht mehr dazuzugehören. Aber die meisten von uns wollen unbedingt dazugehören. Sie tun alles, um mitzuspielen, um sich einzufügen in die schnelle, fordernde, strahlende, moderne Digitalwelt. Sie bemühen sich, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Sie wollen so gerne dabei sein! Sie schwimmen mit dem Strom, versuchen, dem gerecht zu werden, was die Werbung und die Medien als „modern“ propagieren, sie strampeln, rennen, texten, twittern, bloggen, konsumieren und funktionieren − bis sie nicht mehr können. Der Journalist Christian Stöcker beschreibt seine Arbeit in der Spiegel-Online-Redaktion in einem 2009 erschienen Artikel (1) wie folgt: „…zwischen all diesen Informations- und Kommunikationskanälen springe ich hin und her, immer in dem Bewusstsein, dass ich unmöglich alles aufnehmen und verarbeiten kann, was da minütlich an Neuem auftaucht… Wenn ich abends nach Hause komme, fühle ich mich geistig erschöpft, unkonzentriert, dümmer als am Morgen.“

Burnout, also totale Überforderung, ist mittlerweile zu einer „Volkskrankheit“ geworden und wird sogar immer häufiger bei Studenten, ja sogar bei Zehn- bis Fünfzehnjährigen festgestellt. Kinder sind also bereits zu Beginn ihres Lebens ausgebrannt und völlig überfordert, weil sie mit Reizen und Informationen bombardiert werden und weil inmitten all der Technik ihr menschliches Heranwachsen zurückbleibt. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte waren alles andere als ein Fortschritt. Sie waren pure Überforderung. Sie waren ein Rückschritt in vielerlei Hinsicht. Die permanente Anbindung an die „Cloud“, an die virtuelle Welt der Matrix, hat den meisten von uns nur Nachteile gebracht. Sie hat uns in einen Strudel hineingezogen, der uns unsere Energie entzieht und uns nicht mehr zur Ruhe kommen lässt. Handy-Sendemasten und WIFI-Antennen senden unentwegt Mikrowellenstrahlen aus und manipulieren unseren Körper und unseren Geist. Immer mehr Menschen leiden unter Schlafstörungen, immer mehr Kinder an ADS. Wir sind in ständiger Alarmbereitschaft, in einem nicht enden wollenden Ausnahmezustand. Wir können uns nicht mehr konzentrieren. Wir sind nicht mehr wir selbst!

Aber hier kommt die gute Nachricht: Niemand muss dieses völlig kranke Spiel, das wir „das moderne Leben“ nennen, tatsächlich mitspielen. Jedes Mobiltelefon hat eine Taste, mit der man es ausschalten kann. Tatsächlich brauchen die meisten von uns nicht mal eins. Man muss auch nicht fernsehen. Man kann seinen Fernseher einfach weggeben. Egal mit wem ich spreche, ich höre diesbezüglich immer das Gleiche: „Im Fernsehen läuft heute nur noch Mist!“ Wer einmal länger im fernen Ausland war, wird bemerkt haben, dass er nach Wochen oder Monaten ohne deutschsprachiges Fernsehen absolut nichts verpasst hat. Die wenigen, wirklich wichtigen Dinge, die in der Welt passieren, erreichen ohnehin jeden von uns. Alles andere ist nichts als Ballast, nichts als gedanklicher, emotionaler, energetischer Müll!

Das Leben ist keine Reality-Show. Man kann nicht im Vorhinein nachlesen, was heute passieren wird. Man muss es selbst gestalten. Das Leben ist kein Videospiel. In einem Videospiel muss man keine Verantwortung übernehmen, man erlebt auch keine wahren Gefühle, sie werden einem nur vorgegaukelt. Immer mehr Menschen aber können nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden. Sie wurden von klein auf in dieses System, in die Matrix, hineinerzogen, und nun halten sie dieses für die Wirklichkeit. Wer aber nicht in der Lage ist, die materielle Ebene zu meistern, der wird nie in höhere geistige oder spirituelle Ebenen vorstoßen können.

Es ist einfach, in einem Videospiel einen anderen Menschen zu erschießen, es aber im wahren Leben zu tun, hat schwerwiegende Konsequenzen für alle Beteiligten: Es führt zu Leid, Schmerz, psychischen Störungen und zu weiterem negativem Karma. Ein großer Teil der Soldaten, die aus dem Krieg heimkehren, leidet unter der posttraumatischen Belastungsstörung, unter Depression, Albträumen und ständigen Angstzuständen. Bei Kriegseinsätzen kommt es immer wieder zu unvorstellbaren Gräueltaten. Je schwieriger der Kampfeinsatz, desto unmenschlicher verhalten sich die beteiligten Personen. Neurowissenschaftler erklären, dass jene neuronalen Verknüpfungen, die beim Menschen im Gehirn für bewusste Selbstkontrolle verantwortlich sind, sehr empfindlich auf Stress reagieren. Wenn die Verbindungen unterbrochen werden, dann gibt es keine Kontrolle mehr über die niederen Triebe. Anders ausgedrückt: Wenn der Stress für einen Menschen übermächtig wird, wird er zum Tier. Genau das können wir in unseren modernen Großstädten immer deutlicher feststellen.

„Jugendgewalt kann als eine Art Fieberkurve der Gesellschaft bewertet werden“, sagt das „Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen“. Demnach ist eines klar: Unsere Gesellschaft ist sehr krank, und sie wird von Jahr zu Jahr kranker. Wir alle kennen die Gewaltexzesse Jugendlicher in deutschen Großstädten, denen in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche andere Jugendliche, aber auch zahlreiche Erwachsene zum Opfer fielen – bis hin zu brutalsten Tötungsdelikten. Die polizeiliche Kriminalstatistik 2007 notiert „erhöhte Gewaltbereitschaft bei gesunkener Hemmschwelle“. Jugendliche sind mit der Welt, die sie umgibt, immer stärker überfordert. Die einen gehen passiv damit um, die anderen aktiv. Die Folgen sind also entweder Depression und innerer Rückzug oder aber eine Entladung des aufgestauten Hasses gegen die Welt und die direkte Umgebung. Die einen schlucken Pillen, um sich ruhigzustellen, die anderen reagieren sich ab. „Ihre Lebensbedingungen sind wesentlich besser als in vielen anderen Ländern der Welt – und doch sind viele Jugendliche in Deutschland unglücklich. Laut einer Unicef-Studie ist jeder Siebte zwischen elf und fünfzehn Jahren mit seiner persönlichen Situation unzufrieden“, berichten deutsche Medien am 10. April 2013. (2)

Aber anstatt zu der Einsicht zu kommen, dass wir uns als Gesellschaft insgesamt verändern müssen, wird einfach der Druck auf das unzufriedene Volk erhöht. „Sachlich betrachtet gibt es laut Studie für das Ergebnis kaum Argumente.“ (3) Also intensiviert die Politik aus Angst vor Revolten der Bürger deren Überwachung. Mehr Kameras werden aufgestellt, Telefon- und Internetkommunikation noch stärker kontrolliert, und die Bankkonten aller Bürger werden überwacht.

So beklagt der Datenschützer Peter Schaar im Frühjahr 2013: „Dabei überprüfen Finanzämter und Sozialbehörden immer mehr private Konten der Bundesbürger. Die Kontrollabfragen seien laut Schaar 2012 um 15, 5 Prozent auf rund 72.600 gestiegen. Seit dem Jahr 2008 haben sich somit die Kontoüberwachungen mehr als verdoppelt.“ (4)

Aber da all das nicht den erwünschten Erfolg bringt – wie auch? –, gehen sie noch einen Schritt weiter: Sie setzen statt Soldaten und Polizisten immer häufiger Roboter ein. Die haben kein Problem damit zu töten, und sie kennen auch keine posttraumatischen Belastungsstörungen. In Form von Flugdrohnen sind sie bereits seit Jahren an Kriegsschauplätzen, aber auch in Großstädten im Einsatz – entweder zur Aufklärung oder zum gezielten Töten. Menschen sitzen dann nur noch weit entfernt an sicheren Orten und lenken diese Waffen wie Spielzeuge per Fernsteuerung. Aber es geht noch besser: In Zukunft steuern sich die Waffen selbst.

An der Entwicklung von Robotersoldaten und Roboterpolizisten arbeitet die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), die Forschungsbehörde der amerikanischen Streitkräfte, derzeit fieberhaft. Der US-Militärexperte Leutnant Colonel Douglas A. Pryer warnt in seinem Essay „The Rise of the Machines − Why Increasingly ‚Perfect Weapons Help Perpetuate our Wars and Endanger Our Nation’: „Wenn wir nicht rasch umdenken, werden wir demnächst komplett von Maschinen beherrscht werden – und die kennen keine Gnade!“

Angesichts der Kälte und der Unmenschlichkeit, mit der Politiker heute agieren, muss man sich fragen, ob all diese technischen Entwicklungen nicht schon viel weiter fortgeschritten sind, als wir meinen. Vielleicht sind ja unsere Politiker bereits alle Roboter? Das würde vielleicht das Fehlen jeglichen Anstandes und Mitgefühls erklären…

Falls Sie das für unbezogen halten, dann haben Sie vermutlich noch nichts vom Transhumanismus gehört. Diese Bewegung arbeitet fieberhaft daran, den Menschen mit der Maschine zu vereinen, zu verschmelzen, Cyborgs zu erschaffen, künstliche Wesen, die dank Mikrochip und Gentechnik unverwüstlich sind. Kranke, also defekte Teile, sollen wie Ersatzteile bei einem Auto einfach ausgetauscht werden oder sich selbst reparieren. Was wie Science Fiction klingt, ist aber bereits Realität. 2013 hat die EU den größten jemals für ein Forschungsprojekt verteilten EU-Etat von einer Milliarde an Steuergeldern in das transhumanistische „Human Brain Project“ gesteckt, das ein „künstliches menschliches Gehirn“ erschaffen soll. Die Transhumanisten sitzen in den größten Firmen der Welt wie Google, Microsoft, Apple und Nokia. Sie leiten die Forschung an den größten Unis, sie machen Politik. (5) Sie sind direkt mit der globalen Geldelite verflochten, die für ihre Neue Weltordnung leicht steuerbare menschliche Sklaven erschaffen möchte. Die Eugenik war die Vorstufe, der Transhumanismus ist ihre logische Weiterentwicklung. Seine Visionen fasst Ray Kurzweil, der Guru dieser neuen „Religion“, wie folgt zusammen:

„Die ‚Singularität’ ist eine Zukunft, in der das Tempo des technologischen Wandels so schnell und weitreichend voranschreitet, dass die menschliche Existenz auf diesem Planeten irreversibel verändert wird. Wir werden die Macht unserer Gehirne, all die Kenntnisse, Fähigkeiten und persönlichen Macken, die uns zu Menschen machen, mit unserer Computer-Macht kombinieren, um auf eine Art zu denken, zu kommunizieren und zu erschaffen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können. Diese Verschmelzung von Mensch und Maschine, mit der plötzlichen Explosion der Maschinen-Intelligenz, wird, im Verbund mit rasend schneller Innovation in den Bereichen der Gen-Forschung sowie der Nanotechnologie, zu einer Welt führen, wo es keine Unterscheidung mehr zwischen dem biologischen und dem mechanischen Leben oder zwischen physischer und virtueller Realität gibt. Diese technologischen Revolutionen werden es uns ermöglichen, unsere gebrechlichen Körper mit all ihren Einschränkungen zu überwinden. Krankheit, wie wir sie kennen, wird ausgerottet. Die menschliche Existenz wird einen Quantensprung in der Evolution durchlaufen. Wir werden in der Lage sein, zu leben, solange wir wollen.“ (6)

Die „Singularität“ ist jener Moment, an dem die Maschinen die Herrschaft über den Menschen übernehmen – auch beschrieben als der Punkt, an dem unsere heutige Vorstellungskraft versagt. Kein Mensch kann sich vorstellen, was jenseits dieses Punktes geschieht. Berühmt wurde dieser Begriff durch den Mathematiker und Sci-Fi-Autor Vernor Vinge, der 1993 in einem Essay („The Coming Technological Singularity“) voraussagte, dass wir in 30 Jahren in der Lage wären, übermenschliche Intelligenz zu erschaffen – das wäre also im Jahr 2023. Und weiter führte er aus: „Kurz darauf wird die menschliche Ära zu Ende sein!“ (7)

„Offiziell“ sollen die ersten „künstlichen Menschen“, Avatare, Mitte dieses Jahrhunderts fertig sein. Intelligente Roboter, die etwa Einkäufe erledigen, Kinder betreuen oder selbständig Operationen am Menschen durchführen, soll es bereits in den nächsten Jahren geben. Wenn man aber bedenkt, dass der militärisch-industrielle Komplex alle neuen Entwicklungen und Technologien schon etwa dreißig bis fünfzig Jahre vor dem Rest der Welt hat, dann weilen die als Menschen getarnten Roboter bereits längst unter uns! Auch die Verschmelzung der physischen mit der virtuellen Realität hat, wenn man die heutige Jugend betrachtet, längst stattgefunden. Sind also alle Science-Fiction-Filme von Star Wars über Star Trek bis hin zu I, robot immer nur sich selbst erfüllende Prophezeiungen? Erschaffen unsere Gedanken etwa gar unsere Realität?

Die Transhumanisten behaupten übrigens, dass ihre Entwicklungen die Einzigen sind, die künftig irgendeine Form von „menschlichem Leben“ auf diesem Planeten erhalten kann, denn ohne sie würde der Mensch sich selbst und die Erde bald zerstört haben. Haben sie damit recht? Ich hoffe nicht!

Immer mehr Kinder sind jedenfalls sozial gestört und hyperaktiv, weil sie ihre ersten Jahre in der virtuellen Welt verbringen. Sie werden vor dem Fernseher oder dem Computer geparkt, wo sie immer dann, wenn es ihnen zu viel wird, einfach den Stecker ziehen oder die Simulation abbrechen können. Bekommen sie es aber mit echten Menschen zu tun, die ihnen fremd sind, so sind sie heillos überfordert. Viele Kinder leiden heute massiv unter nicht erlernter sozialer Kompetenz, fälschlicherweise unter den Namen „ADS“ oder „ADHS“ als „Krankheit“ bezeichnet.

Die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts brachte einen Wandel weg von der Agrar-, hin zur Industriegesellschaft, weg von der Natur, hin zur Technik. Moderne Errungenschaften schienen unser Leben zu bereichern und zu erleichtern. Neue Technologien und Erkenntnisse brachten anfangs deutliche Verbesserungen im wirtschaftlichen und im sozialen Bereich. Die Kommunikation über weite Strecken wurde vereinfacht und einer großen Zahl von Menschen zugänglich gemacht. Die kindliche Begeisterung des Menschen für all das neue technische Spielzeug führte zu einer Flut an immer neuen technischen Geräten, die immer mehr unserer Zeit konsumieren und uns immer weiter von einander und von uns selbst entfernen. Es gibt immer mehr Menschen, die den größten Teil ihrer Zeit mit Maschinen, anstatt mit anderen Lebewesen verbringen. Millionen von Menschen leben dicht gedrängt in Großstädten, aber sie sprechen nicht miteinander, sondern mit kleinen Geräten aus Metall und Plastik, die sie in ihren Händen halten.

Es gab noch nie so viele Soziopathen wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Wer mit Maschinen aufwächst, anstatt mit Menschen, kann kein gesundes Gefühlsleben entwickeln, kann so etwas wie Mitgefühl oder Liebe nicht erfahren. Wir stumpfen ab, Kälte bestimmt unsere Zeit, da Menschen heute tagtäglich im Fernsehen und in ihrer virtuellen Welt mit einem unvorstellbaren Maß an Brutalität und Grausamkeit konfrontiert werden.

Wir sind heute so dermaßen technik-hörig, dass die meisten Menschen im Westen sich ein Leben ohne Smartphone und Internet nicht mehr vorstellen können. Diese Spielzeuge sind ein Teil des modernen Menschen geworden, ein Teil dessen, wie wir uns definieren. Die meisten Menschen sind rund um die Uhr mit der virtuellen Welt verbunden − selbst im Schlaf.

Wir verbrauchen immer mehr Strom, erzeugen immer mehr Wegwerfprodukte, vergeuden wertvolle Ressourcen, obwohl wir das Wissen und die Technologie hätten, Geräte zu bauen, die nahezu ewig halten. Technische Geräte, die vor zwanzig, dreißig Jahren gebaut wurden, waren wesentlich besser und langlebiger als alles, was man heute kaufen kann. Die Industrie baut absichtlich Müll! Dafür gibt es sogar einen hübschen Fachausdruck: geplante Obsoleszenz!

„Am 24. Dezember 1924 gründen Vertreter von Osram, Philips, International, Tungsram und anderen Unternehmen in Genf die Aktiengesellschaft Phoebus. Dahinter versteckt sich das erste internationale Kartell. Unter dem Beinamen Apollons machen sich die Herren damit ein ganz besonderes Geschenk: Ihre hergestellten Glühbirnen sollen statt 2.500 Stunden nur noch maximal 1 000 Stunden leuchten und so den Umsatz nach oben treiben. Phoebus ist ein weltumspannender Erfolg, erst 1942 fliegt das Kartell auf.“ (8)