„Pilgerreise durch Indien«
ist der zweite Band aus der FYÜ-Reihe FYÜ- Reiseberichte,
ursprünglich veröffentlicht im Forum: http://yogananda.okbb.de/
© 2016 FYÜ-Verlag – 91809 Wellheim
Alle Rechte vorbehalten.
Weitere lieferbare Titel und Formate aus den Reihen
FYÜ-Reiseberichte und FYÜ-Erleuchtungsreihe
fInden Sie am Ende des Buchs oder online:
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EBook (ePub) – ISBN 978-3-942850-42-1
Auch im Kindle und PDF-Format erhältlich:
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Rückmeldungen an Autor und Verlag senden Sie bitte an: verlag@fyue.de
Indien, die spirituelle Weltmacht!
Inhaltsverzeichnis
Motto:
Vorwort
Fotolinks
Mo 29. Okt 2012 – Noch vier Wochen
Di 20. Nov 2012 – Abflug
Mi 21. Nov 12 – Von Mumbai nach Pune
Do 22. Nov 2012 – Tempel und Slums
Fr 23. Nov 2012 – Das reiche Indien
Sa 24. Nov 12 – Vorbereitung der Weiterfahrt
So 25. Nov 12 – Von Pune nach Solapur
Mo 26. Nov 12 – Hyderabad – Vijayawada
Di 27. Nov 12 – Vijayawada bis Visakhapatnam
Mi 28. Nov 2012 – Visakhapatnam
Do 29. Nov 12 – Visakhapatnam – Puri
Fr 30. Nov 12 – Puri erster Tag: großes Malheur
Sa 1. Dez 2012 – Karar-Aschram
So 2. Dez 12 – Jagannath-Tempel
Mo 3. Dez 12 – Konark, Sonnentempel
Di 4. Dez 12 – Fischer, Tempel, SIM-Karte
Mi 5. Dez 2012 – Bhubaneswar
Do 6. Dez 12 – Bhubaneswar – Kolkata
Fr 7. Dez 12 – Zum Dakshineswar-Aschram der YSS
Sa 8. Dez 12 – Vedanta Society - Bibhuti
So 9. Dez 12 – Fahrt nach Malda
Mo 10. Dez 2012 – Malda, Bibhuti
Di 11. Dez 2012 – Serampore
Mi 12. Dez 12 – Kolkata mit dem Fahrrad
Do 13. Dez 12 – Yogananda-Stätten
Fr 14. Dez 12 – Dakshineswar - Kolkata City
Sa 15. Dez 12 – Indian Museum, Wanderung durch Kolkata
So 16. Dez 12 – Howrah Bahnhof
Mo 17. Dez 12 – Diebstahl, Ankunft Ranchi
Di 18. Dez 2012 – SIM-Karte in Indien
Mi 19. Dez 12 – Glückliche Wendung
Do 20. Dez 12 – Radkauf, Handyshops
Fr 21. Dez 12 – Fallaufnahme zum Dritten
Sa 22. Dez 12 – Neues altes Handy
So 23. Dez 12 – 8-stündige Weihnachtsmeditation
Mo 24. Dez 1212 – Bodh Gaya
Di 25. Dez 12 – Bummelzug Gaya-Varanasi
Mi 26. Dez 12 – Varanasi - Manikarnika Ghat
Do 27. Dez 12 – Verpasste Einweihung
Fr 28. Dez 12 – Tabla-Lehrer gesucht
Sa 29. Dez 12 – Licht und Schatten
So 30. Dez 12 – Umzug in die Old Yogi Lodge
Mo 31. Dez 2012 – Sarnath
Di 1. Jan 13 – Umzug ins Alaknanda Guest-House
Mi 2. Jan 13 – Mein Alltag in Varanasi
Do 3. Jan 13 – Erste Hindi-Stunde
Fr 4. Jan 13 – Der indische Weg
Sa 5. Jan 13 – Rückständiges Indien
So 6. Jan 2013 – Kälterekord
Mo 7. Jan 2013 – Minusrekord
Di 8. Jan 13 – Kashi Vishwanath Temple, Umzug ins Vishnu Resthaus
Mi 9. Jan 13 – Altstadt nach Süden, Konzert
Do 10. Jan 13 – Erstes Gangesbad
Fr 11. Jan 13 – »Schicksal« und erste Sitar-Stunde
Sa 12. Jan 2013 – Kauf einer Sitar
So 13. Jan 13 – Wieder einem Gauner auf den Leim gegangen
Mo 14. Jan 2013 – Kite-Festival
Di 15. Jan 12 – Ein Gauner, wie er im Buche steht
Mi 16. Jan 13 – Noch einmal geleimt
Do 17. Jan 13 – Smartphonetod, Bootsfahrt
Fr 18. Jan 13 – Regenschauer
Sa 19. Jan 2013 – Mukesch
So 20. Jan 13 – Fahrradrikscha-Tour
Mo 21. Jan 13 – Zwei Monate Indien
Di 22. Jan 13 – Nach Süden aus der Stadt heraus
Mi 23. Jan 2013 – Flotter Otto
Do 24. Jan 13 – Drei mal Unterricht
Fr 25. Jan 13 – Besuch beim Patenkind
Sa 26. Jan 13 – Erste Vorbereitungen für den Abschied
So. 27. Jan. 13 – Urenkel Lahiri Mahasayas
Mo 28. Jan 13 – Schließen von Kapiteln
Di 29. Jan 13 – Paket nach Deutschland
Mi 30. Jan 2013 – Indisches Kino
Do 31. Jan 2013 – Shibendu Lahiri
Fr 1. Feb 2013 – Satyalok
Sa 2. Feb 2013 – Karte gesperrt
So 3. Feb 2013 – Shibendu Puja
Mo 4. Feb 13 – Kriya-Einweihung
Di 5. Feb 13 – Das Wesen eines Gurus
Mi 6. Feb 13 – Fahrt nach Allahabad
Do 7. Feb 13 – Bad am Sangam
Fr 8. Feb 13 – Die Fülle des Kumbh Mela
Sa 9. Feb 13 – Vorabend des wichtigsten Hauptbadetags
So 10. Feb 13 – Neumond Badetag, 30 Mio Pilger
Mo 11. Feb 13 – Umzug ins gebuchte Camp
Di 12. Feb 13 – Zu Fuß unterwegs
Mi. 13. Feb. 13 – Kriya Yoga Camp
Do 14. Feb 13 – YSS-Camp
Fr 15. Feb 13 – Ganges-Bad mit YSS
Sa 16. Feb 13 – Dauerregen und Wind
So 17. Feb 13 – Exkursion in die Stadt
Mo 18. – So 24. Feb 2013 – Halbzeit
So 24. Feb – Mo 4. März 13 – Lucknow
Mo 4. - Fr 15. März 2013 – Vipassana
Fr 15. März 2013 – Rajpur
16./17. März 2013 – Bareilly
18. – 26. März 2013 – Delhi
26. - 29. März 13 – Ludhiana - Amritsar
Fr 29. März - Mi 3. April – Jammu - Srinagar
Mi 3.- Sa 6. April 2013 – Jammu und Srinagar zum zweiten
Sa 6. - Mi. 9. April 13 – Ladakh - Leh
9.4.- 12.4. 2013 – Kargil-Jammu
12.-16. April 2013 – Dharamsala
16. -19. April 2013 – Shimla
Fr 19. April.- Mi 1. Mai 2013 – Rishikesh
Mi 1.- Fr 3. Mai – Haridwar, Delhi, Jaipur
Fr 3. – Mi 8. Mai 2013 – Jaipur - Udaipur
Mi. 8.5. – Sa. 11.5. Ahmedabad
11. - 16. Mai 2013 – Mumbai
Spirituelles Tagebuch
Fr 19. Okt 12 -- Man soll die Feste feiern, wie sie fallen
Fr 7. Dez 2012 – In Indien
Do 13. Dez 2012 – Dakshineswar Aschram
Fr 28. Dez 2012 – Ranchi-Aschram
So 3. März 13 – Zwischenbericht Indien
Mo 18. März 2013 – Vipassana
Di 2. April 13 – Meditationsanweisung für Fortgeschrittene
Sa 13. April 13 – Gott spricht zu mir
Mi 8. Mai 13 – Wirkung von Zucker
Di 16. Juli 13 – Wirkung von Klangschalen?
So 19. Mai 2013 – Resümee
Do 21. Nov 2013 – Resümee II
Sa 1. Nov 2015 – Resümee III
Weitere Veröffentlichungen des Verlags
Bis 24.11.2012 – Pune
25. - 28.11.2012 – Solapur - Vijayawada
27. - 29.11.2012 – bis Visakhapatnam
29.11.2012 – Visakhapatnam - Puri
4.12.2012 – Puri und Konark
5.12.2012 – Bhubaneswar
7. - 8. 2012 – Kolkata
9. - 10. 12. 2012 – Malda
12.12.2012 – Fahrt nach Serampore
Bis 16.12.2012 – Kolkata 2
Bis 23.12.2012 – Ranchi
24.12.2012 – Bodh Gaya
Bis 31.12.2012 – Varanasi und Sarnath
Bis 23.1.2013 – Varanasi
25.1.2013 – Besuch beim Patenkind
27.1.2013 – Ramnagar Fort
Bis 4.2.2013 – Satyalok, Varanasi
7. - 9.2.2013 – Kumbh Mela, Allahabad
10.2.2013 – Hauptbadetag, Kumbh Mela
11. - 15.2.2013 – Kumbh Mela III
16. - 24.2.2013 – Kumbh Mela und Allahabad
24.2. - 4.3.2013 – Lucknow
25. - 17.3.2013 – Vipassana, Rajpur, Bareilly
18. - 25.3. 2013 – Delhi
26. - 29.3. 2013 – Von Delhi nach Amritsar
29.3.- 3.4.2013 – Über Jammu nach Srinagar
5. - 9.4.2013 – Von Srinagar nach Leh
9. - 11.4.2013 – Von Leh nach Jammu
12. - 16.4.2013 – Dharamsala
16. - 19.4.2013 – Shimla
19.4. - 1.5.2013 -- Rishikesh
24. - 26.4.2013 – Trecking Shivpuri Tal hoch
27. - 29.4.2013 – Trecking Devprayag
1. Mai 2013 – Haridwar
3. - 5. Mai 2013 – Jaipur
6. - 9. Mai 2013 – Udaipur und Ahmedabad
10. – 16. Mai 2013 – Ahmedabad, Mumbai
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Die Vorbereitungen sind so gut wie abgeschlossen. Seit über zwei Jahren bin ich schon dabei, die ausgewählten Teile meines Gepäcks schön langsam vollständig zu bekommen.
Mein Gepäck soll bestehen aus:
Das Einzige, was wirklich noch fehlt, ist – das Visum ...
Flug schon Mitte August gebucht: Abflug 20. November von München mit der Turkish Airlines nach Mumbai. Rückflug am 16. Mai 2013 von Mumbai nach München.
Geplant ist nach der Ankunft in Mumbai gemächliches Weiterreisen nach Puri über Pune und Hyderabad in ungefähr 10 Tagen. Einige Tage Aufenthalt in Puri, dann weiter nach Kolkata wo ich im YSS-Aschram Dakshineswar vom 7.-15. Dezember einen Aufenthalt gebucht habe. Danach Weiterreise nach Ranchi auch dort ist die Bleibe im Aschram vom 17. bis 23. Dezember gebucht.
Von Ranchi weiter nach Bodh Gaya, um am 30. Dezember in meinem Quartier in der Old Yogi Lodge, Varanasi, abzusteigen. Dort Aufenthalt bis 30. Januar gebucht. Dann weiter nach Allahabad auf die Kumbh Mela. Zeltplatz dort im Bereich "Festival of Enlightened Living" vom 1. bis 20. Februar gebucht.
Soweit habe ich fest geplant. Weitere Ziele sind: Besuch im Dwarahat-Aschram, Haridwar (vielleicht Aschram von Mataji, die ich vom Yoga-Festival in Berlin her kenne), Rishikesh (Sivanada-Aschram), Badrinath, vielleicht Ganges Quelle, Shimla, 10 Tage Vipassana in Dharamsala, vielleicht Srinagar, vielleicht Amritsar, Delhi, Ananda Aschram bei Delhi, YSS-Aschram bei Delhi, Mumbai.
Meine Vorstellung ist, dass ich viel meditieren und viel lesen werde (hab gestern meinen Kindle mit den Yoga-Niketan-Büchern, die ich mit Calibre in mobi-Dateien umgewandelt habe, vollgepackt) und viel beobachten.
Nachdem ich über 30 Jahre auf diese Reise warte, fühle ich, dass es jetzt wirklich an der Zeit ist und es trägt mich auch irgendetwas dahin.
An dieser Stelle, d.h. dem Yogananda Forum im Netz, will ich mein Reisetagebuch veröffentlichen. Die Pilgerreise ist ja auch vor allem meinem Guru Paramahansa Yogananda gewidmet, von dem viele behaupten, er sei der Avatar des neuen Zeitalters (Dvapara Yuga), was meines Erachtens auch gut sein kann.
Flughafen München Gate H30, 14 Uhr, Abflug 14:35 Uhr. Das erste Mal seit über 23 Jahren wieder fliegen. Die Abläufe musste ich erst erneut kennenlernen. Es hat sich doch einiges verändert seit damals, als ich drei Mal (für längstens 3 Wochen) in den USA war. Damals war die USA das Land des Lichts für mich. Dort tut sich auch immer noch sehr viel. Doch Indien offenbart immer mehr seine Klasse. Die vielen Weisen, die dort die Spiritualität vorantreiben. Spirituelle Koryphäen, die oft weltweit wirken und die noch bestehende materielle Überlegenheit des Westens zweifellos oft zu nutzen suchen.
Das Vorgefühl ist wie die Erfüllung einer lang gehegten Sehnsucht – endlich mal nachhause kommen. Raus aus diesem fremden Land, in dem ich vor 48 Jahren hineingeboren wurde, in dem ich lang genug brauchte, mich recht und schlecht zu arrangieren. Jetzt endlich ist es an der Zeit, dass alles passt. Schon mehrmals hatte ich Anlauf genommen, mich vorbereitet auf eine Reise, die ich immer wieder verschob. Jetzt ist die Zeit reif, ich fühle vollkommene innere Stimmigkeit.
Inzwischen sitze ich im Flugzeug nach Istanbul. Mindestens ein Viertel der Sitzplätze ist leer.
Bei der Vorbereitung war vor allem zeitaufwändig, die wirklich notwendigen Gegenstände in kompakter und leichter Form zu beschaffen und meinen 10 Zoll-Computer so einzurichten, dass ich alles dabei habe, was ich brauchen könnte, sollte ich mal wirklich in einen Arbeitsfluss kommen. Govindas (dem indienerfahrenen Bayern, der mit mir vor zwei Monaten die Yoga-Lehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya abgeschlossen hat) Ratschlag eingedenk, leicht zu reisen, ist mein Rucksack halb leer. 3,6 kg wiegt mein Computerrucksack mit meiner gesamten Technikausrüstung. Der bepackte 65 l –Rucksack wiegt nicht einmal 12 kg, davon der Rucksack selbst bereits 2,7 kg.
Ich seh aber schon: So viel zum Lesen und Arbeiten werd ich wohl nicht kommen. Überall gibt es Unmengen zu sehen. Die beste Arbeitsumgebung bleibt halt doch das traute Heim, wo alles so vertraut ist, dass man Neues nur in der eigenen Arbeit und im geistig Genossenen findet. Dieser Vorteil wurde jedes Jahr durch die trübe Winterzeit um einiges potenziert – das fällt heuer flach.
Nach dem schönen Blick auf die Alpen geht’s beim Anflug auf Istanbul schon bei Dunkelheit über das endlose Wirrwarr von Häuserblöcken und Straßen. Da wird mir deutlich bewusst, wie unzählig die Menschen auf Erden sind.
Dann nach dem Umsteigen beim Flug über einen Scheichstaat fällt mir auf, dass alle Straßen, bis zum letzten Einsiedler beleuchtet sind, das Ganze ergibt von oben schön anzuschauende Lichterketten, der Sinn ist jedoch zweifelhaft …
1997 hatte ich begonnen, in den Sommersemesterferien weite und lang, meist zweimonatige Reisen zu machen. Als Geografie- und Geschichtsstudent fühlte ich mich aufgerufen, die Orte, über die ich in den Vorlesungen und Seminaren etwas erfuhr, auch einmal persönlich in Augenschein zu nehmen. So kamen mir meine Reiseziele, lange Rundreisen mit dem Auto (um die Ostsee herum bis zum Nordkap, um das Mittelmeer herum bis nach Ägypten, um das Schwarze Meer herum bis nach Kasachstan, nach Marrakesch, etc.), meist in den Vorlesungen. Die erste vierwöchentliche Reise war noch etwas von Heimweh und Langeweile geprägt. Doch man entwickelt seine eigene Reisetechnologie und bald wurde die jährliche zwei- bis dreimonatige Reise zur Routine. Das waren immer langsame Annäherungen.
Hier bin ich von einem auf den anderen Tag in einer anderen Welt.
Um 5 Uhr morgens kommen wir in Mumbai an. Massen von Menschen wollen ins Land, offensichtlich sind mehrere große Flugzeuge gleichzeitig gelandet. Ich bin, da ich die Zugkarte nach Pune schon von Deutschland aus gebucht habe, auf dieses Transportmittel eingeschworen, obwohl Bus und andere Angebote im Moment am bequemsten (aber auch viel teurer wären, z.B. für 7000 Rupien mit dem Taxi nach Pune, 100 Euro, für europäische Verhältnisse nicht teuer, die Zugkarte kostet aber gerade mal 2 Euro) wären. Außerdem will ich mich ja nicht wie in einer sterilen Welt von einem Touristen-Getto zu nächsten kutschieren lassen, ohne mit der indischen Lebenswirklichkeit in Berührung zu kommen. Gerade das Gegenteil! Allen westlichen Komfort und westliche Enklaven in Indien empfinde ich erst mal höchst uninteressant und höchst verabscheuungswürdig.
Aber erst mal zu dem Bahnhof hinkommen, von dem aus ich gebucht habe (Kalyan Junction) und wie den Zug und den Sitzplatz finden, den ich reserviert hab.
Nachdem ich gleich mal zweihundert Euro gewechselt habe, sollte das aber kein Problem sein. Vor dem Flughafen bieten sich auch viele Inder an, mich für Unsummen, wenn man mal in Rupien denkt, direkt nach Pune zu bringen. Ich bin zufrieden, als mich ein Motorrikschafahrer für 300 Rupien zur nächsten S-Bahn-Haltestelle bringt, ein sehr gutes Geschäft für ihn, wie mir erst Tage später klar wird.
Mir ist alles fremd und ich bin ziemlich orientierungslos. Doch mit Unterstützung jederzeit hilfsbereiter Einheimischer gelingt es mir, erst einmal zu diesem Verkehrsknotenpunkt rund 50 km östlich von Bombay zu kommen. Man Muss erst mal mit der einen S-Bahn-Linie nach Süden, dort umsteigen und mit der anderen S-Bahn-Linie nach Nord-Westen fahren. Bei mehreren Indern bedanke ich mich mit meiner Visitenkarte. So viele Visitenkarten wie am ersten Tag habe ich den ganzen Rest der Reise nicht mehr verteilt. Mit demjenigen, der mir an der Kalyan Junction hilft, Zug und Gleis zu finden und mich auch zum Zug begleitet, ein Sinti, der auf dem Weg nach Nashik ist, bleibe ich die nächsten Monate noch in Kontakt. Zu einem geplanten nochmaligen Treffen kommt es jedoch nicht.
Den von mir gebuchten Zug erreiche ich zwar nicht, doch darf ich auch mit jedem anderen Zug fahren. All das weiß ich nicht.
So sitze nun in einem Zug, der die von mir gebuchte Strecke fährt, inmitten eines bunten Volks, beobachte die Landschaft und schreibe. Das Schreiben hilft die Eindrücke zu verarbeiten, mich zu sammeln. Der Acer One macht sich gut. Nachdem ich im Flugzeug gestern bereits etwas gearbeitet habe, zeigt er an, dass er immer noch Saft für drei Stunden hat.
In Pune angekommen kleide ich mich erst mal mit Hose und Hemd (auf Empfehlung des Verkäufers von bester Qualität, die dann auch hielt, was er versprach), die besser zum örtlichen heißen Klima passen ein. Der Himmel ist klar und die Temperaturen wie bei uns an einem warmen Sommertag.
Dann kommt die Zimmersuche. In der Nähe des Bahnhofs ist es mir zu teuer. Ein Rikscha-Fahrer fährt mich etwas aus der Innenstadt heraus und vermittelt mir ein schlichtes Zimmer mit Gemeinschaftsklo und Dusche für 400 Rupien. Das ist mir im Grunde auch noch zu teuer und ich werd in Zukunft bei 200 bis 300 Rupien limitieren. Ich bezahle das Zimmer bis Sonntag den 25.11. Für diesen Tag habe ich schon eine Fahrkarte nach Solapur gekauft und auf dem Computer gespeichert. Mit dem Sitzplatz steh ich jedoch noch auf einer Warteliste. Das ist jedoch bisher immer noch irrelevant, weil ich gar nicht wüsste, in welchen Zug ich steigen müsste und wo der Sitzplatz zu suchen wäre. In der Buchungsbestätigung steht nicht, wann der Zug planmäßig abfährt. Doch das bekomme ich vielleicht die nächsten Tage noch heraus.
Noch am Nachmittag mache ich mich zu einer kleinen Stadterkundung zu Fuß auf den Weg: eine Orientierungsübung zurück zum Bahnhof und von dort durch ein Armenviertel zum Fluss nach Norden, dann am Ufer entlang zurück zum Zimmer. Auf dem Weg kaufe ich für die erste Mahlzeit Cashew-Nüsse, die kaum günstiger sind als bei uns, aber vorsichtiges Herantasten an die indische Kost ist ratsam ...
Die Bahnhöfe machen alle den Eindruck eines Provisoriums. Ein deutliches Zeichen für die Unterentwicklung ist, dass es sogar in Pune am Hauptbahnhof, bei uns eine 1-A-Lage, auf einer Seite (nach Norden) gleich in schäbige Wohngebiete übergeht, die bald slumartigen Charakter annehmen. Auf der anderen Seite (Süden) stehen am Rade des Bahnhofsvorplatzes einige Straßenhändler neben Müllhaufen und dann geht’s mal in eine Straßenunterführung mit Ramschläden. Die gehen über, sobald man herauskommt, in kleinere Straßengeschäfte … Dreck und Müll überall. Auch am Flussufer. Das macht mir aber im Grunde nichts aus.
Da ist also noch viel aufzuholen. Zurzeit wird ja in Indien immer noch der Benzinpreis subventioniert, d.h., dem Staat fehlen nicht nur die Steuergelder, die bei uns durch die Mineralölsteuer hereinkommen, er muss sogar noch Geld von woandersher nehmen, um beim importierten Öl noch was draufzulegen. Es ist verständlich, dass dann Infrastrukturmaßnahmen nicht mehr viel Geld übrig bleibt. Dass eine Kfz-Steuer hier viel bringt, kann ich mir auch nicht vorstellen. Arbeit gäb es in diesem Land genug. Doch wer organisiert und bezahlt die Leute. Stattdessen verschwenden viele mit Kleinkrämerei und Bettelei ihre Zeit. Staatsverwaltung und Steuerwesen sind halt doch eine hohe Kunst, die sich nur langsam entwickelt.
Den Eindruck von Provisorium erwecken jedoch nicht nur die Bahnhöfe. Alles hat so den Charakter, als sei nach einer furchtbaren Kriegszerstörung alles schnell und behelfsmäßig aufgebaut, um das notwendigste Funktionieren oder bei Hütten den notwendigsten Schutz zu gewähren. Das ist jedoch ein Charakterzug, den ich bei mir auch immer feststelle, dass ich bei meiner Zimmereinrichtung keinen höheren Ansprüchen genügen möchte, funktionell und praktisch reicht vollkommen aus ...
Den ganzen Tag war ich mitten unter den Einheimischen, habe mit vielen Worte gewechselt. Da fühle ich mich wohl. Obwohl mein Zimmer offensichtlich in der Nähe vom Osho-Aschram liegt und ich dementsprechend auch Westeuropäer zu Gesicht bekomme, verspüre ich keinerlei Neigung, mit irgendjemandem von diesen Kontakt aufzunehmen.
So lang es hell war, hab ich mich trotz ziemlicher Müdigkeit wach gehalten und nur mal etwas auf einer Bank geschlafen. Als die Dunkelheit gegen 18:00 hereinbricht, gehe ich ins Zimmer zurück und will dort eigentlich noch etwas Hindi lernen (hab alles auf dem Computer gespeichert), doch die Steckdosen, die ich beim Bezug des Zimmers noch geprüft hatte, geben keinen Strom. Also meditiere ich etwas und schlafe bald ein. Um 20 Uhr Ortszeit, wache ich auf, meditiere wieder und schlafe dann wieder ein. Jetzt ist es halb eins und ich bin hellwach. Also schreib ich noch was von den Eindrücken des Tages nieder, auch wenn noch immer kein Strom da ist.
Dann plötzlich um 0:42 Uhr ist wieder Strom da.
Zum Lesen nach der Meditation am Morgen gehe ich auf das Flachdach über meinem Zimmer und genieße die Aussicht. Als ich zurückkomme, ist die Außentür zu dem Wohnbereich mit zwei Zimmern Bad und Klo verschlossen. Dazu habe ich den Schlüssel nicht mit, da ich mein Zimmer mit einem privaten Vorhängeschloss sichere. Lautes Klopfen ruft nicht meinen Etagengenossen, der offensichtlich in die Stadt gegangen ist, auf den Plan, sondern führte nur zu wütenden Kommentaren der Bewohner unterhalb. Die herbeigerufene Vermieterin hat auch keinen Schlüssel. Da ich meinen kleinen Computerrucksack dabei habe, mache ich mich gleich zu Osho’s Aschram auf, eine sehr schöne Anlage, mir aber zu schön. Passt nicht in diese Welt. An der Rezeption wird mir erklärt, dass man eine Registrierung für rund 15 Euro (HIV-Test inklusive), eine Tageskarte für den gleichen Preis und zusätzlich noch ein marone-farbenes (wie sie es nannte, zwischen Weinrot und Violett) Gewand für tagsüber sowie ein weißes für die Abendveranstaltung bräuchte, Zimmer im Aschram kosten rund 100 € am Tag. Da ich davon ausgehe, mein Pass wäre im Zimmer eingeschlossen, reichen mir diese Infos. Vor über 20 Jahren hatte ich mal bei einigen Veranstaltungen der Osho-Szene teilgenommen. Heute ist mir das alles viel zu seicht, auch ist mir das alles viel zu sauber, von den Preisen ganz zu schweigen.
Auf dem Weg schlendernd spreche ich einen Rikscha-Fahrer an, den ich gleich nach einem Fahrradverleih frage und er bietet sich an, mich kostenlos zu einem zu bringen, gleich in der Nähe. Da schlage ich ein und stehe eine halbe Stunde später mit einem fahrtüchtigen Gefährt (500 Rupien für 3 Tage) da.
Dann steht erst mal Rasieren, Haarschneiden inclusive Kopfmassage für 100 Rupien bei dem Straßenbarbier an. Ich hatte ihm gestern versprochen, ich würde heute nochmal vorbeikommen.
Und auf geht’s zu einem Tempelziel, das ich tags zuvor auf einem Berg auf der anderen Seite des Flusses ausgemacht hatte. Das Fahrrad schließe ich unten an, ich habe ein Anhängerbremsseil dabei, das mir zusammen mit einem Vorhängeschloss vielfältige Sicherungsdienste leistet, und laufe hinauf. Dort, beim Tarakeshwar Mandir Tempel, setzte ich mich erst mal an eine Stelle mit gutem Überblick, beobachte und lese im Kindle. Das ist ein eingezäuntes Areal mit verschiedenen Altären, Statuen und Gebäuden. Es ist kurz nach Mittag und es herrscht nicht viel Betrieb. Bald werde ich von jemandem angesprochen und erfahre, dass in angrenzenden Räumlichkeiten bald eine Hochzeit stattfinden solle und dass ich da auch teilnehmen könne. Neben der Tempelanlage steht ein dreistöckiges Haus in den Berg hineingebaut mit Hallen, Stühlen, Tischen und Feuerstellen. Diese Örtlichkeit dürfen offensichtlich nicht so begüterte Familien nutzen, um darin ihre Hochzeit selbstständig auszurichten. Ich postiere mich also wieder günstig und beobachte zunächst nur. Die Hochzeitsgesellschaft trifft ein, angeführt von einer bunt gekleideten Musikantentruppe. Dann werde ich wieder von jemandem angesprochen, der sich dann die ganze Zeremonie und auch beim Hochzeitsmahl zu mir gesellte, mich ein wenig betreut. Als ich bald im großen und schlichten Speisesaal des obersten Stocks ein köstliches Gericht vor mir habe (und mir dann doch denke, da fehlt doch noch was … gut, Besteck ist in Indien überflüssig, das vereinfacht sicher auch das Abspülen), weiß ich zwar nicht, ob ich meinem Magen schon so schnell diese ureinheimische Kost zumuten kann, doch in diesem Fall gibt es kein Zaudern. Hungrig bin ich ohnehin und lass es mir also schmecken.
Man bittet mich danach sogar noch auf die Bühne zum Gruppenbild mit dem Brautpaar und ich biete mich an, ein Geschenk zu geben. Das wird aber abgelehnt. Nach weiteren Punkten des Programms nehmen mich mein Begleiter und sein Freund auf die Seite und begleiten mich noch hinunter zur Hauptstraße am Fuße des Bergs, d.h. ich darf auf dem Rücksitz des Mopeds Platz nehmen. Dort eröffnen sie mir, für den Sohn des Freundes, mit dem ich auch etwas ins Gespräch kam, seien 100 und das Hochzeitspaar 600 Rupien üblich, im Grund verschwindende Summen, die den beiden aber wohl doch wichtig waren. Ob das Brautpaar etwas von meiner Spende gesehen hat, bezweifle ich.
Ich fahre weiter ins Unbekannte Richtung Westen auf der gleichen Flussseite und stoße bald unmittelbar an der Straße wieder auf eine Tempelanlage mit Pilgerfazilitäten. Es stellt sich bald heraus, dass das hier ein moslemisches Heiligtum ist, also wasche ich mir die Füße und bringe die gekauften Opferstücke dar. Als ich auf dem Gelände mein Netbook zücke, bin ich bald umschart von Kindern … Ähnliches wiederholt sich fast jedes Mal, wenn ich auf meiner Tour irgendwo haltmache und Computer oder Kindle Reader zücke, besonders bei Abstechern in Wohngebiete mit schlichten Behausungen.
Ein jedes dieser Hüttenanlagen hat einem eigenen Charakter, Zeltlager sind wohl die niedrigste Stufe, da gibt es auch wieder verschiedene Kategorien. Durch eins mache ich einen Rundgang durch, alles ganz eng, kein Platz sich irgendwo hinzusetzen. Nur die dürftigsten Baumaterialien werden verwendet. Ein kleiner Verschlag neben dem anderen. Privatsphäre praktisch null. Doch es gibt hier sogar Geschäfte und die Leute haben sich offensichtlich auf Dauer so eingerichtet. Wenn der Monsun anfängt, möchte ich aber nicht wissen, wie es hier aussieht. Dort finde ich auch den Einrichtungsstil wieder, der meine natürliche Gabe ist, auf möglichst wenig Platz möglichst viel unterzubringen.
In einem langen Bogen kehre ich zu meiner Wohnung zurück. Kurz vor dem Ziel übertönt plötzlich lautes Vogelgezwitscher den Straßenlärm. Ist das der Park, dessen Namen schon öfter genannt wurde, wenn ich die Lage meiner Wohnung beschrieb, um Weghinweise zu erhalten? Leider liegt er nah am Wasser und es dämmert bereits, was bedeutet, dass die Moskitos hyperaktiv sind. Also lieber schnell weg hier.
Auf dem Weg sehe ich noch ein Internet-Café und gehe das erste Mal in Indien online.
Die letzten paar hundert Meter zu meiner Wohnung weht mir noch intensiver Rauchgeruch in die Nase. Zu Hause stelle ich fest, dass der andere Bewohner noch nicht da ist, ich bin also weiter ausgeschlossen. Oben von der Terrasse erkenne ich dann den Grund für den Rauch, von dem ich zuerst dachte, es würde Abfall verbrannt. Unten stehen um eine Aufbahrungsstelle herum mehrere Menschen …
Vor dem Internetshop sprach mich noch eine ältere Inderin an, die mich bat, eine Restzeit von mir nutzen zu dürfen, weil sie Probleme hätte, sich auszuweisen. Danach kommen wir ins Gespräch. Wir gehen in ein Café und sie erzählte mir, dass sie, noch zu Lebzeiten Oshos, als Teenager in den Aschram eingetreten war. Sie hätte dann mal einen Franzosen geheiratet. Jetzt sei ihr der Aschram zu teuer und sie hätte gesundheitliche Probleme. Sie sieht auch ziemlich herunter gewirtschaftet aus und scheint von aller Welt verlassen.
Ich empfehle ihr, sie solle auf jeden Fall Yoga machen ...
Nachdem ich am Mittwochabend im Travel-Wiki von fortschrittlichen Stadtteilen Punes gelesen habe, mache ich mich heute mal auf die Suche nach diesen. Dazu fahre ich wieder über die Brücke und dann nach Norden.
Und es gibt sie wirklich, schöne Wohnanlagen und Hochglanzbürogebäude. Allerdings liegt da alles dicht an dicht. Gleich nebenan findet man wieder Behelfsbehausungen. Die Stadtentwicklung kommt sicher nur von Stadtteil zu Stadtteil voran.
Auch in einer hochmodernen, aber ziemlich menschenleeren (dafür umso mehr Security-Personal) Shopping Mall sehe ich mich mal um und bin überrascht von den horrenden Preisen. Will man gepflegt einkaufen, berappt man mindestens so viel wie in Deutschland, teilweise sogar mehr. Auch hier zahl ich mal wieder Lehrgeld, wie schon mehrmals in den vergangenen Tagen. Nach einem guten Mittagsmahl an einem Straßenstand für 50 Rupien hatte ich mir noch ein Eis für 10 Rupien gegönnt, das gar nicht so schlecht schmeckte (alle guten Ratschläge, man solle bei Essen und Wasser äußerste Vorsicht walten lassen, schlage ich immer mehr in den Wind …). In der Mall gibt es einen Eisverkäufer (hinter dem Tresen stehen sogar zwei gut gekleidete Verkäufer, ich der einzige Kunde weit und breit) mit italienischem Eis, sieht gut aus und ich frage nach dem Preis. Jede Sorte hat einen anderen Preis, weichen sie aus und mir werden gleich Löffel mit Kostproben gereicht. Das schmeckt ganz gut, also ordere ich halt mal 4 Kugeln, so viel kann’s ja nicht kosten. Großzügig zück ich schließlich einen 100 Rupien-Schein, während der Verkäufer aus einer handgeschriebenen Liste die Preise zusammensucht. Dann muss er mir den Preis mehrmals erklären: 336 Rupien! Wer soll sich denn das dort leisten können … In Deutschland hätte ich mir so eine Übertölpelung nicht bieten lassen, doch hier will ich mal kein Spielverderber sein. (Erst am nächsten Tag schaue ich mir den Kassenzettel genau an, da ist jede Kugel mit 75 Rupien aufgeführt, drauf kommt noch die Steuer).
Der Kindle-Reader und der Acer-One bewähren sich gut und ich packe sie oft aus, um zu beobachten und gleichzeitig ein bisschen zu lesen und zu arbeiten. Der einzige Nachteil ist, dass man damit überall auffällt und sofort Fragen beantworten muss, welche Geräte das sind.
Am Abend treffe ich die betagte Inderin wieder. Sie war vor rund einem Monat auf der Straße bewusstlos umgefallen und Kinder hätten ihr eine Tasche mit Handy, Ausweis und andere wichtige Gegenstände geraubt. Um die Krankenhauskosten bezahlen zu können, musste sie eine Hypothek auf ihr Gold aufnehmen ... Sie hat in Frankreich mal als Art-Model gearbeitet … Sie trauert offensichtlich den Zeiten nach, da sie mit ihrer inzwischen verblühten Schönheit leicht ihren Lebensunterhalt bestreiten konnte. Sie ist eine emanzipierte Inderin und hat viel vom Gedankengut Oshos übernommen. Das auf jeden Fall, doch irgendwie scheint sie nicht mehr weiter zu kommen im Leben, kurz, ein Fall für die Osho-Charity-Organisation, die gibt es aber leider nicht …
Weil sie heute noch kein Dach über dem Kopf hat, lasse ich sie bei mir im Zimmer schlafen.
Inzwischen macht sich bei mir ziemliche Ernüchterung breit. Bisher hab ich außer der verblüffenden Fähigkeit der meisten Bewohner dieses Landes, aus dem Nichts ein kindlich herzliches Lächeln hervorzuzaubern, noch nicht viel gesehen, was irgendwie nachstrebenswert erscheint (auch was ich an religiösen Sitten beobachte …). In gewissem Sinne hab ich in diesen drei Tagen von Indien bereits genug gesehen (und könnte wieder heimreisen) … doch wahrscheinlich ist es nur Zeit, diese Stadt zu verlassen und weiter zu reisen …
Deshalb ist heute vor allem der Bahnhof mein Ziel, um die Weiterfahrt morgen zu sichern. Auf dem Weg zum Bahnhof sehe ich die erste Fußgängerampel in Indien; hatte schon gedacht, das ganze Ampelsystem Punes hätte die Fußgänger völlig vernachlässigt.
Am Bahnhof finde ich nach längerem Suchen endlich jemanden, der mir weiterhilft und erklärt, dass ich auf der Warteliste sogar noch vom 86sten auf dem 92sten Platz abgerutscht sei (in den drei Wochen, seit ich gebucht habe). Obwohl in den Hinweisen zur Buchung ausdrücklich steht, dass ich in diesem Fall nicht in den Zug einsteigen dürfe, sagt er mir, das hätte nichts zu bedeuten, ich solle nur einsteigen und, falls nötig, beim Kontrolleur eine Strafe zahlen, das sei schließlich Indien (bisher wurden meine Fahrscheine übrigens noch nie kontrolliert …)
Den ganzen Tag halte ich mich im Bahnhofsbereich auf, wo ich für 20 Rupien in einer megaschlichten Bude ein vergleichbares Mittagessen wie das von gestern für 50 Rupien bekomme, in einem anderen Lokal Chai für 8 Rupien und schließlich noch eine Times of India für 5 Rupien. Man kann hier also schon günstig leben, wenn man weiß, wo man einkaufen muss. Die letzten Tage hab ich definitiv zu viel ausgegeben, wenn ich mit meinem geplanten Budget auskommen will.
Inzwischen hat mein Immunsystem hoffentlich auch den Großteil des indischen Bazillen-und-Bakterien-Crashkurses erfolgreich abgeschlossen. Ich gönne meinem Magen aber immer wieder längere Pausen, damit er sich erholen kann.
Von den typischen touristischen Sehenswürdigkeiten in Pune hab ich kaum was gesehen, doch darauf bin ich gar nicht scharf. (Was mir aber erst bei der Nachrecherche anlässlich dieses Buches klar wird: In den vier Tagen in Pune gelang es mir nicht, mich genau zu orientieren, und so war ich mir gar nicht bewusst, dass das eigentliche Stadtzentrum, weiter südlich des Bahnhofs liegt. Sonst wäre ich da schon mal hingefahren.)
Morgen 11:55 Uhr geht der Zug und das werd ich ganz gemütlich angehen.
Alle Fragen nach indischer SIM-Karte und indischem mobilem Internet wurden bei diversen Verkaufsstellen bisher abgewiesen.
Es ist aber doch gut, sich mal mit Westeuropäern auszutauschen. Im Internet-Café sitze ich abends noch neben einer Deutschen, die mit einem Inder verheiratet ist und in Pune lebt. Sie sagt mir, wo ich hingehen muss, um eine indische SIM-Karte zu erhalten. Mittwoch wird mein Zugang freigeschaltet, dann kosten Inlandsgespräche nur noch 1 Rupie pro Minute und Telefongespräche nach Deutschland 10 Rupien statt mit Roaming rund 2,50 Euro. 250 Rupien pro 1 GB Datenvolumen/Monat statt 4,49 €/MB mit Roaming. (Allerdings freue ich mich zu früh, wie sich herausstellen wird).
Fotolink bis Pune:
https://www.facebook.com/mirzanaib786/media_set?set=a.3808129213076.2135309.1572838251&type=3
Das war ja eigentlich zu erwarten. In den Zug, der mit 25 Minuten Verspätung eintrifft, drängen sich so viele Menschen, wie nur können. Die indischen Wagons sind etwas breiter und höher als die europäischen, doch wo bei uns sechs Passagiere sitzen, drängen sich in diesen Zügen bis zu 24. Entsprechend eng wird es auch für mich, weil ich mit meinen Rucksäcken übermäßig Platz wegnehme. Ich will zwar bei den Türen bleiben, weil ich sowieso keinen Sitzplatz erwarte. Von da werde ich jedoch in den Gang verdrängt, kann dann mit der Hilfe Umstehender meinen Rucksack nach oben verstauen und setzte mich schließlich auf den Boden, weil ich sonst gar nicht aus dem Fenster schauen könnte, und fühlte mich da ganz wohl. Nach kurzer Zeit bietet mir dann aber jemand seinen Sitzplatz am Fenster an. Er ist sehr zuvorkommend und bleibt bis zum nächsten Halt stehen. So kann ich die ganze Fahrt die Landschaft genießen. Trotz der Überfüllung bewegt sich eine Musikgruppe (Harmonium, Trommel, Gesang) von Abteil zu Abteil und trägt Filmmusik vor. Als ich großzügiger spenden will, halten mich andere zurück ...
16:30 Uhr Ankunft in Solapur. Dort kaufe ich gleich eine Fahrkarte nach Hyderabad für 47 Rupien, Abfahrt 9 Uhr abends (über 300 km, das lässt nichts Gutes erwarten, doch das scheint die einzige Möglichkeit zu sein, um heute noch weiterzukommen).
Mit einer Auto-Rikscha fahre ich anschließen zum Siddeshwar-Tempel, wo ich mit meinem Gepäck das Objekt der Aufmerksamkeit bin. Mein Anblick erheitert offensichtlich und von mir werden Fotos gemacht. Möglicherweise ist ja das Om-Zeichen auf meinen Rucksäcken der Grund, doch ich werde überall anstandslos und freundlich in alle Bereiche gelassen und genieße sogar noch das Sonderrecht, in den Altarinnenbereich gebeten zu werden (was natürlich mindestens 10 Rupien wert sein muss, denn für alle religiösen Dienstleistungen wird ein Obolus erwartet). Ich bin schon fast etwas unbekümmert wegen meines Gepäcks, das ich nicht ständig tragen will, werde von mehreren Leuten aber darauf hingewiesen, ich solle ja gut darauf aufpassen.
Den Rückweg vom Siddheshwar-Tempel zum Bahnhof gehe ich zu Fuß, um gleich mal zu testen, wie sich das anfühlt, wenn ich mit voller Montur auf eine Trecking-Tour gehe, die ich fürs Himalaja schon ins Auge gefasst habe. Da müsste ich auf jeden Fall leichter werden ... Ich komme auch an einem Shop vorbei, der offensichtlich Alkohol verkauft. Das wird als die höchste Form der Entspannung angepriesen. Ich hab in dem Land bisher zumindest keine Betrunkenen gesehen, frage mich jedoch, ob sich da nicht was ändern werde, wenn das Land reicher würde, denn vor dem Stand ist mächtig was los.
Gleich um die Ecke in einer Gasse sehe ich 5-6 Leute, die offensichtlich vor einem Altar in der Gasse eine Puja zelebrieren. Sie sind bereits beim Arati. Ich geselle mich dazu und werde herzlich aufgenommen. Man reicht mir das Licht, dann Prasad (eine Kokosnuss wird zerschlagen, die Milch und die Stücke dann verteilt). Sie sprechen nur bruchstückhaft Englisch, doch wir tauschen einige Informationen aus. Dann reicht mir eine Frau salzige Speise, die ich gleich esse, eine andere bringt noch eine ganze Tüte mit Süßspeisen, die sie mir ganz schenkt (auch ein Glas Wasser, das ich, ohne viel zu überlegen, hinunterkippe …) Knaller werden angezündet (schon vom Tempel aus und auf dem Rückweg hab ich immer wieder Feuerwerk beobachtet) man erklärt mir, es sei Diwali. Ich mache ein Foto, gebe meine Visitenkarte, dann verabschiede ich mich etwas beschämt.
Auf dem weiteren Weg greife ich noch mehrmals in die Tüte mit Süßigkeiten. Dann fällt mir ein, dass ich ja diesen Leuten die noch fast neuen Schuhe schenken könnte, die ich vor Jahren in Deutschland zu klein gekauft habe und nach Indien mitschleppte, um sie zu verschenken. Damit würde auch mein Rucksack wieder etwas leichter, der durch gekauftes Obst, Nüsse, Wasser und Kleidung ziemlich an Gewicht zugenommen hat. Also leere ich die Tüte mit den Süßspeisen um, gebe die Schuhe hinein und trag sie zurück zu dem Haus. Die Leute sind natürlich schon weg. Doch einige der bekannten Gesichter sehe ich in einer geselligen Abendrunde nicht weit entfernt sitzen. Ich überreiche die Tüte und verabschiede mich schnell. Die Reaktion ist sehr verhalten. Sie waren offensichtlich beglückt, etwas schenken zu können und die Freude scheine ich ihnen etwas verdorben zu haben. Das merke ich hier immer wieder: Es ist besser, seine Gegenleistungen nicht aufzudrängen. – Es reicht vielleicht, wenn man sein Geld im Land lässt. Das wird dann schon irgendwie auch dort ankommen.
Am Bahnhof ist so viel los wie bei uns vielleicht nach dem Krieg einmal. Sogar die Flächen in den Hallen und auf den Bahnsteigen sind belagert. Das lässt wenig Gutes für die Nacht hoffen. Als ich dann jemanden nach dem Zug nach Hyderabad um 21 frage, erfahre ich, das sei ein Bummelzug, kein Express. Gott sei Dank ist er jedoch nicht so voll und ich ergattere ein ganzes Kofferregal. Solange ich noch nicht müde bin, setz ich mich mit dem Computer an die offene Tür und denke an Interrail 1981 in Spanien zurück, wo ich das letzte Mal Gelegenheit hatte, so im Zug zu fahren ...
In der Nacht ist es bequemer, als ich dachte, und ich kann recht gut meditieren auch schlafen, werde jedoch alle Stunden geweckt. Unter mir zieht um 1 Uhr eine Familie ein und das Baby schreit wiederholt. Das letzte Mal wache ich um 6:30 Uhr auf und da steht die Sonne schon hoch über dem Horizont. Bin ja schließlich seit gestern 500 km nach Osten gefahren. Die Landschaft hat sich auch verändert. Große Felsbrocken (teilweise haushoch) liegen verstreut in der hügeligen Landschaft. Ein junger Mann, Santosch, spricht mich an. Er erklärt mir, der Zug würde nicht direkt nach Hyderabad fahren, wenn ich nach Hyderabad wolle, müsse ich an einer Station aussteigen, an der er auch aussteigt. Wir kommen ins Gespräch, und als er erkennt, dass ich an religiösen Dingen und am Hinduismus interessiert bin, bietet er sich an, mich zu einigen Tempeln zu führen.
8:30 Uhr Ankunft (350 km in fast 12 h). Zum ersten Tempel laufen wir von der Station hin, an der wir aussteigen. Der nächste ist der Birla Mandir auf einem Hügel in der Stadt. Oben angelangt, bedeutet man uns, dass ich mit meinem Gepäck nicht hinein könne. Santosch bietet an, auf mein Gepäck aufzupassen und ich vertraue ihm, obwohl das natürlich der Supergau wäre, würde er sich mit allem aus dem Staub machen, ich habe nur Geldbeutel und Brusttasche mit. So schaue ich mir die Pilgerstätte relativ zügig an. Alles aus weißem Marmor. Von oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt. Häuser so weit das Auge reicht. Unten ein See mit einer riesigen Buddha-Statue und Santosch ist Gott sei Dank noch da, als ich zurückkomme …
Dann geht’s mit dem Bus zum nächsten Tempel, Sai Baba Tempel, wie Santosch sagt. Es stellt sich dann aber heraus, dass er schon älter ist (also die vorige Inkarnation von dem heute bekannten Sai Baba). Der Sai Baba, der letztes Jahr seinen Körper verlassen hat, wird dort auch verehrt. Ursprünglich wollte ich ein paar Tage in Hyderabad bleiben. Santosch kennt jedoch keine geeignete Unterkunft und ich finde es auch besser, gleich in Puri für mehrere Tage ein Zimmer zu nehmen. Also geleitet mich Santosch noch zu dem Bahnhof, von dem ich abfahren muss (auf dem Weg halten wir ein weiteres Mal in einem großen bunt bemalten und ausgeschmückten Tempel, wo wieder keine Fotos erlaubt sind und Santosch wieder auf mein Gepäck aufpasst. Am Bahnhof kaufe ich mir problemlos die Karte nach Bhubaneswar. Bis zur Abfahrt um 4 mache ich mich mit dem Gepäck auf dem Rücken noch in eine der anschließenden prall gefüllten Geschäftsstraßen auf, raste, esse und lese an einem etwas ruhigeren Ort, wo mich nur eine Kuh mal relativ aufdringlich anbettelt. Als mir eine Verkäuferin einen langen Stock reicht, mit dem ich etwas herumfuchtele, verschwindet das Vieh schneller, als es gekommen ist.
Mir fällt auf, dass an der Tür meines Sitzplatzes, wo ich wieder mal beobachte und lese, viele junge Männer in einem eleganten violett-weiß klein gestreiften Hemd aus und eingehen. Nun fragt mich jemand (nicht in der Uniform), der dieselbe Tür benutzt, ob ich was suche. Da ich gemerkt habe, dass in Indien derartige Fragen gar nicht so aufdringlich oder rhetorisch sind und die Leute einem immer gern weiterhelfen, frage ich, was in dem Gebäude sei, weil da diese gut gekleideten jungen Männer ein und ausgehen. Da antwortet er mir, es sein ein Hostel, die Frage nach einem Zimmer für 200 Rupien beantwortet er positiv. Die Zimmer möchte ich mir natürlich gern mal ansehen, obwohl ich die Fahrkarte Richtung Puri schon in der Tasche hab. Er zeigt mir dann auch ein Zimmer in dem riesigen, aber recht unsauberen Gebäude, das er mir gerne geben würde, die Kommunikation ist, wie meistens in Indien, nicht so ganz eindeutig. „Vielleicht beim nächsten Mal“, kann ich zum Abschluss nur sagen. Die uniformierten Männer (die sich hier auch verköstigen, mehrere sitzen beim Essen) arbeiten in der Indien Mall und zahlen 4000 Rupien pro Monat. Santosch (21), der in einem Call-Center (Hindi, Kanada) arbeitet und ein Diplom hat, wohnt in einer WG weit außerhalb und zahlt 500 Rupien im Monat.
Um rund drei Uhr komme ich zum Bahnhof zurück und sehe, dass das Gleis meines Zuges bereits angegeben ist. Auf dem Gleis steht auch schon ein Zug, doch bis ich merke, dass das meiner ist, ist er schon ziemlich voll. Ich steige da ein, wo noch Sitzplätze frei zu sein scheinen. Da sagt man mir, ich könne hier nur sitzen, wenn ich eine Reservierung hätte. Sie schauen auf meine Fahrkarte und sagen, das sei eine generelle Buchung, dafür fände ich Wagons am Ende. Das Ende ist dort, wo keine Reservierungslisten neben Türen hängen. Dort ist schon alles gedrückt voll. Ich gehe zum Vorletzten, vor dem Frauenwagon. Da kann ich zumindest noch einsteigen. Ich komme nicht vor und nicht zurück und die Männer, die mir gegenüberstehen, scheinen mir nicht ganz geheuer. Sind das nun endlich einmal diejenigen, vor denen ich ständig von denen gewarnt werde, die mir behilflich sind. Falls ja, bin ich ihnen auf dieser langen Strecke hilflos ausgeliefert ...
Es ist erst halb vier und es kommen immer noch Passagiere die hereinwollen. Mit meinen Rucksäcken (vorn und hinten), hab ich keine Chance in die Gänge zu den Sitzplätzen zu gelangen, denke ich, und lass immer noch welche vorbei. Am Ende geht nichts mehr. Die Leute kommen auch nicht mehr an mir vorbei, ich solle doch nochmal aussteigen. Das tue ich nicht, weil ich fürchte, nicht mehr reinzukommen. Nun bietet man mir an, mein Gepäck in den Sackgang zu den Toiletten zu stellen, wo sich ein paar junge Männer offensichtlich ein wenig Platz freigehalten haben. Hier weht mir zwar ein ziemliches Düftchen entgegen, doch endlich raus aus dieser Enge. Nur – hier staut sich die Wärme und es dauert noch lang, bis der Zug abfährt … auch meine Aussichten auf die Zugfahrt sind ziemlich desillusionierend. Wie es aussieht, werde ich die gesamte Zugfahrt in dem Loch stehen müssen, denn auch hier stehen wir inzwischen wie die Sardinen, weil immer noch Leute zusteigen wollen. Das Wasser läuft mir herunter und ich greife immer öfter zur Wasserflasche. Wenn hier einer unter Klaustrophobie leidet, dann hält er es nicht aus, denke ich, und stell mir kurz vor, wie es wäre, wenn ich hier mal zu rasen begänne. Gott sei Dank ist hier wenigstens einer, der zumindest bruchstückhaft Englisch spricht. Er sagt, er wolle mit diesem Zug bis nach Kolkata reisen, das dauere 30 Stunden und er habe sich darauf eingestellt, so lange zu stehen. Das sind ja schöne Aussichten. Ich packe erst mal meinen Kindle aus, um wenigstens etwas Sinnvolles zu tun. Doch das Licht ist schlecht und ich greife zum Netbook (und hoffe nur, dass mein Gepäck nicht zum Objekt der Begierde wird) sinke vor der Toilettentür zu Boden und schreibe mal ein wenig. Der Zug steht noch, doch es kommen schon die ersten, die auf die Toiletten wollen. Eine befindet sich links eine rechts. Ich stehe jeweils auf und öffne und schließe die Türen. Nun rollt der Zug an, viel Luft kommt in unserer Ecke jedoch auch nicht an. Sobald jemand zur Toilette geht, sehe ich mit meinem Netbook auf. Das Problem ist: Einige derjenigen, die auf die Toilette gehen, machen sich nicht mehr die Mühe, sich bis zu ihrem Platz zurückzudrängen und bei uns wird es enger und enger. Da kommt einer auf die (wahrscheinlich geplante) Idee, eine der Toiletten zu besetzen. Und hier offenbart sich der wahre Vorteil der Hockklos. Die Fensterverhängung abgenommen und über die Klofläche gelegt und es sind 5 neue Plätze geschaffen. Es dauert nicht lange, da biete ich mich an, am Fensterplatz zu sitzen, an dem man sich mit einer Wasserleitung arrangieren muss. Das wird mir gestattet. Und so hab ich wieder den „fast idealen“ Platz, mit Blick aus dem Fenster, kühler Luft und Möglichkeit einigermaßen gut mit meinem Netbook zu schreiben. Mein Rucksack wird von einem Kleinkind bewacht, das darauf schläft.
Die Sonne geht leider schon bald unter, dem Netbook geht schön langsam der Saft aus und ich mache mir Gedanken, wie das in der Nacht werden soll. Ich fahre hier mit einem so genannten Super-Fast-Express und hatte mir ausgerechnet, dass ich mein Ziel unter optimalen Umständen um 2 Uhr nachts erreichen könnte. Das würde ich aushalten. Gott sei Dank findet sich jemand, der sich mit dem Fahrplan gut auskennt. Mit Mühe bekomme ich heraus, dass ich in Bhubaneswar erst am nächsten Nachmittag um 2 Uhr ankommen würde … Da dauert es nicht lange, bis ich mich entschlossen habe, das Experiment vorzeitig abzubrechen. Um 20:30 Uhr verlasse ich die hinteren Quetschwagons, wo an jeder Haltestelle doppelt so viele zusteigen wollen wie aussteigen und steig mal in die Wagons mit Reservierungen ein. Da kann man, wenn man reserviert hat, die Nacht einigermaßen bequem verbringen, ungefähr so, wie ich letzte Nacht. Doch zum Hinlegen und Meditieren finde ich dort auch keinen Platz.