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Marie von Ebner-Eschenbach

Krambambuli

Meistererzählungen

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Marie von Ebner-Eschenbach

Krambambuli

Meistererzählungen

eISBN/EAN: 9783959091817

Marie von Ebner-Eschenbach: »Krambambuli – Meistererzählungen«. Die Orthografie dieser Ausgabe wurde der neuen deutschen Rechtschreibung angepasst und die Interpunktion behutsam modernisiert.

Erscheinungsjahr: 2017

Erscheinungsort: Berlin, Deutschland

Europäischer Literaturverlag GmbH, Beymestr. 13 a, 12167 Berlin (http://elv-verlag.de).

Printed in Germany

Cover: Anonym: »Foxhound«, kolorierter Holzschnitt, Ausschnitt, Welcome Image CC BY 4.0

Inhalt

Krambambuli

Ihr Traum

Der Erstgeborene

Die Spitzin

Die Reisegefährten

Die Poesie des Unbewussten

Der Herr Hofrat

Der Muff

Die Kapitalistinnen

Krambambuli

Vorliebe empfindet der Mensch für allerlei Dinge und Wesen. Liebe, die echte, unvergängliche, die lernt er – wenn überhaupt – nur einmal kennen. So wenigstens meint der Herr Revierjäger Hopp. Wie viele Hunde hat er schon gehabt, und auch gerngehabt; aber lieb, was man sagt lieb und unvergesslich, ist ihm nur einer gewesen – der Krambambuli. Er hatte ihn im Wirtshause zum Löwen in Wischau von einem vazierenden Forstgehilfen gekauft oder eigentlich eingetauscht. Gleich beim ersten Anblick des Hundes war er von der Zuneigung ergriffen worden, die dauern sollte bis zu seinem letzten Atemzuge. Dem Herrn des schönen Tieres, der am Tische vor einem geleerten Branntweingläschen saß und über den Wirt schimpfte, weil dieser kein zweites umsonst hergeben wollte, sah der Lump aus den Augen. Ein kleiner Kerl, noch jung und doch so fahl wie ein abgestorbener Baum, mit gelbem Haar und spärlichem gelbem Barte. Der Jägerrock, vermutlich ein Überrest aus der vergangenen Herrlichkeit des letzten Dienstes, trug die Spuren einer im nassen Straßengraben zugebrachten Nacht. Obwohl sich Hopp ungern in schlechte Gesellschaft begab, nahm er trotzdem Platz neben dem Burschen und begann sogleich ein Gespräch mit ihm. Da bekam er es denn bald heraus, dass der Nichtsnutz den Stutzen und die Jagdtasche dem Wirt bereits als Pfänder ausgeliefert hatte und dass er jetzt auch den Hund als solches hergeben möchte; der Wirt jedoch, der schmutzige Leuteschinder, wollte von einem Pfand, das gefüttert werden muss, nichts hören.

Herr Hopp sagte vorerst kein Wort von dem Wohlgefallen, das er an dem Hunde gefunden hatte, ließ aber eine Flasche von dem guten Danziger Kirschbranntwein bringen, den der Löwenwirt damals führte, und schenkte dem Vazierenden fleißig ein. – Nun, in einer Stunde war alles in Ordnung. Der Jäger gab zwölf Flaschen von demselben Getränke, bei dem der Handel geschlossen worden – der Vagabund gab den Hund. Zu seiner Ehre muss man gestehen: nicht leicht. Die Hände zitterten ihm so sehr, als er dem Tiere die Leine um den Hals legte, dass es schien, er werde mit dieser Manipulation nimmermehr zurechtkommen. Hopp wartete geduldig und bewunderte im Stillen den trotz der schlechten Kondition, in der er sich befand, wundervollen Hund. Höchstens zwei Jahre mochte er alt sein, und in der Farbe glich er dem Lumpen, der ihn hergab; doch war die seine um ein paar Schattierungen dunkler. Auf der Stirn hatte er ein Abzeichen, einen weißen Strich, der rechts und links in kleine Linien auslief, in der Art wie die Nadeln an einem Tannenreis. Die Augen waren groß, schwarz, leuchtend, von tauklaren, lichtgelben Reiflein umsäumt, die Ohren hoch angesetzt, lang, makellos. Und makellos war alles an dem ganzen Hunde von der Klaue bis zu der feinen Witternase: die kräftige, geschmeidige Gestalt, das über jedes Lob erhabene Piedestal. Vier lebende Säulen, die auch den Körper eines Hirsches getragen hätten und nicht viel dicker waren als die Läufe eines Hasen. Beim heiligen Hubertus! Dieses Geschöpf musste einen Stammbaum haben, so alt und rein wie der eines deutschen Ordensritters.

Dem Jäger lachte das Herz im Leibe über den prächtigen Handel, den er gemacht hatte. Er stand nun auf, ergriff die Leine, die zu verknoten dem Vazierenden endlich gelungen war, und fragte: »Wie heißt er denn?« – »Er heißt wie das, wofür Ihr ihn kriegt: Krambambuli«, lautete die Antwort. – »Gut, gut, Krambambuli! So komm! Wirst gehen? Vorwärts!« – Ja, er konnte lang rufen, pfeifen, zerren – der Hund gehorchte ihm nicht, wandte den Kopf dem zu, den er noch für seinen Herrn hielt, heulte, als dieser ihm zuschrie: »Marsch!«, und den Befehl mit einem tüchtigen Fußtritt begleitete, suchte aber sich immer wieder an ihn heran zu drängen. Erst nach einem heißen Kampfe gelang es Herrn Hopp, die Besitzergreifung des Hundes zu vollziehen. Gebunden und geknebelt, musste er zuletzt in einem Sacke auf die Schulter geladen und so bis in das mehrere Wegstunden entfernte Jägerhaus getragen werden.

Zwei volle Monate brauchte es, bevor Krambambuli, halb totgeprügelt, nach jedem Fluchtversuche mit dem Stachelhalsband an die Kette gelegt, endlich begriff, wohin er jetzt gehöre. Dann aber, als seine Unterwerfung vollständig geworden war, was für ein Hund wurde er da! Keine Zunge schildert, kein Wort ermisst die Höhe der Vollendung, die er erreichte, nicht nur in der Ausübung seines Berufes, sondern auch im täglichen Leben als eifriger Diener, guter Kamerad und treuer Freund und Hüter. »Dem fehlt nur die Sprache«, heißt es von andern intelligenten Hunden – dem Krambambuli fehlte sie nicht; sein Herr zum Mindesten pflog lange Unterredungen mit ihm. Die Frau des Revierjägers wurde ordentlich eifersüchtig auf den »Buli«, wie sie ihn geringschätzig nannte. Manchmal machte sie ihrem Manne Vorwürfe. Sie hatte den ganzen Tag, in jeder Stunde, in der sie nicht aufräumte, wusch oder kochte, schweigend gestrickt. Am Abend, nach dem Essen, wenn sie wieder zu stricken begann, hätte sie gern eins dazu geplaudert.

»Weißt denn immer nur dem Buli was zu erzählen, Hopp, und mir nie? Du verlernst vor lauter Sprechen mit dem Vieh das Sprechen mit den Menschen.«

Der Revierjäger gestand sich, dass etwas Wahres an der Sache sei; aber zu helfen wusste er nicht. Wovon hätte er mit seiner Alten reden sollen? Kinder hatten sie nie gehabt, eine Kuh durften sie nicht halten, und das zahme Geflügel interessiert einen Jäger im lebendigen Zustande gar nicht und im gebratenen nicht sehr. Für Kulturen aber und für Jagdgeschichten hatte wieder die Frau keinen Sinn. Hopp fand zuletzt einen Ausweg aus diesem Dilemma; statt mit dem Krambambuli sprach er von dem Krambambuli, von den Triumphen, die er allenthalben mit ihm feierte, von dem Neide, den sein Besitz erregte, von den lächerlich hohen Summen, die ihm für den Hund geboten wurden und die er verächtlich von der Hand wies.

Zwei Jahre waren vergangen, da erschien eines Tages die Gräfin, die Frau seines Brotherrn, im Hause des Jägers. Er wusste gleich, was der Besuch zu bedeuten hatte, und als die gute, schöne Dame begann: »Morgen, lieber Hopp, ist der Geburtstag des Grafen …«, setzte er ruhig und schmunzelnd fort: »Und da möchten hochgräfliche Gnaden dem Herrn Grafen ein Geschenk machen und sind überzeugt, mit nichts anderem so viel Ehre einlegen zu können wie mit dem Krambambuli.« – »Ja, ja, lieber Hopp.« Die Gräfin errötete vor Vergnügen über dieses freundliche Entgegenkommen und sprach gleich von Dankbarkeit und bat, den Preis nur zu nennen, der für den Hund zu entrichten wäre. Der alte Fuchs von einem Revierjäger kicherte, tat sehr demütig und rückte auf einmal mit der Erklärung heraus. »Hochgräfliche Gnaden! Wenn der Hund im Schlosse bleibt, nicht jede Leine zerbeißt, nicht jede Kette zerreißt, oder wenn er sie nicht zerreißen kann, sich bei den Versuchen, es zu tun, erwürgt, dann behalten ihn hochgräfliche Gnaden umsonst – dann ist er mir nichts mehr wert.«

Die Probe wurde gemacht, aber zum Erwürgen kam es nicht; denn der Graf verlor früher die Freude an dem eigensinnigen Tiere. Vergeblich hatte man es durch Liebe zu gewinnen, mit Strenge zu bändigen gesucht. Er biss jeden, der sich ihm näherte, versagte das Futter und – viel hat der Hund eines Jägers ohnehin nicht zuzusetzen – kam ganz herunter. Nach einigen Wochen erhielt Hopp die Botschaft, er könne sich seinen Köter abholen. Als er eilends von der Erlaubnis Gebrauch machte und den Hund in seinem Zwinger aufsuchte, da gab's ein Wiedersehen unermesslichen Jubels voll. Krambambuli erhob ein wahnsinniges Geheul, sprang an seinem Herrn empor, stemmte die Vorderpfoten auf dessen Brust und leckte die Freudentränen ab, die dem Alten über die Wangen liefen.

Am Abend dieses glücklichen Tages wanderten sie zusammen ins Wirtshaus. Der Jäger spielte Tarock mit dem Doktor und mit dem Verwalter, Krambambuli lag in der Ecke hinter seinem Herrn. Manchmal sah dieser sich nach ihm um, und der Hund, so tief er auch zu schlafen schien, begann augenblicklich mit dem Schwanze auf den Boden zu klopfen, als wollt er melden: »Präsent!« Und wenn Hopp, sich vergessend, recht wie einen Triumphgesang das Liedchen anstimmte: »Was macht denn mein Krambambuli?«, richtete der Hund sich würde- und respektvoll auf, und seine hellen Augen antworteten:

»Es geht ihm gut!«

Um dieselbe Zeit trieb, nicht nur in den gräflichen Forsten, sondern in der ganzen Umgebung, eine Bande Wildschützen auf wahrhaft tolldreiste Art ihr Wesen. Der Anführer sollte ein verlottertes Subjekt sein. Den »Gelben« nannten ihn die Holzknechte, die ihn in irgendeiner übelberüchtigten Spelunke beim Branntwein trafen, die Heger, die ihm hie und da schon auf der Spur gewesen waren, ihm aber nie hatten beikommen können, und endlich die Kundschafter, deren er unter dem schlechten Gesindel in jedem Dorfe mehrere besaß.

Er war wohl der frechste Gesell, der jemals ehrlichen Jägersmännern etwas aufzulösen gab, musste auch selbst vom Handwerk gewesen sein, sonst hätte er das Wild nicht mit solcher Sicherheit aufspüren und nicht so geschickt jeder Falle, die ihm gestellt wurde, ausweichen können.

Die Wild- und Waldschäden erreichten eine unerhörte Höhe, das Forstpersonal befand sich in grimmigster Aufregung. Da begab es sich nur zu oft, dass die kleinen Leute, die bei irgendeinem unbedeutenden Waldfrevel ertappt wurden, eine härtere Behandlung erlitten, als zu andrer Zeit geschehen wäre und als gerade zu rechtfertigen war. Große Erbitterung herrschte darüber in allen Ortschaften. Dem Oberförster, gegen den der Hass sich zunächst wandte, kamen gut gemeinte Warnungen in Menge zu. Die Raubschützen, hieß es, hätten einen Eid darauf geschworen, bei der ersten Gelegenheit exemplarische Rache an ihm zu nehmen. Er, ein rascher, kühner Mann, schlug das Gerede in den Wind und sorgte mehr denn je dafür, dass weit und breit kundwerde, wie er seinen Untergebenen die rücksichtsloseste Strenge anbefohlen und für etwaige schlimme Folgen die Verantwortung selbst übernommen habe. Am häufigsten rief der Oberförster dem Revierjäger Hopp die scharfe Handhabung seiner Amtspflicht ins Gedächtnis und warf ihm zuweilen Mangel an »Schneid« vor, wozu freilich der Alte nur lächelte. Der Krambambuli aber, den er bei solcher Gelegenheit von oben herunter anblinzelte, gähnte laut und wegwerfend. Übel nahmen er und sein Herr dem Oberförster nichts. Der Oberförster war ja der Sohn des Unvergesslichen, bei dem Hopp das edle Weidwerk erlernt, und Hopp hatte wieder ihn als kleinen Jungen in die Rudimente des Berufs eingeweiht. Die Plage, die er einst mit ihm gehabt, hielt er heute noch für eine Freude, war stolz auf den ehemaligen Zögling und liebte ihn trotz der rauen Behandlung, die er so gut wie jeder andre von ihm erfuhr.

Eines Junimorgens traf er ihn eben wieder bei einer Exekution.

Es war im Lindenrondell, am Ende des herrschaftlichen Parks, der an den »Grafenwald« grenzte, und in der Nähe der Kulturen, die der Oberförster am liebsten mit Pulverminen umgeben hätte. Die Linden standen just in schönster Blüte, und über diese hatte ein Dutzend kleiner Jungen sich hergemacht. Wie Eichkätzchen krochen sie auf den Ästen der herrlichen Bäume herum, brachen alle Zweige, die sie erwischen konnten, ab und warfen sie zur Erde. Zwei Weiber lasen die Zweige hastig auf und stopften sie in Körbe, die schon mehr als zur Hälfte mit dem duftenden Raub gefüllt waren. Der Oberförster raste in unermesslicher Wut. Er ließ durch seine Heger die Buben nur so von den Bäumen schütteln, unbekümmert um die Höhe, aus der sie fielen. Während sie wimmernd und schreiend um seine Füße krochen, der eine mit zerschundenem Gesicht, der andere mit ausgerenktem Arm, ein dritter mit gebrochenem Bein, zerbläute er eigenhändig die beiden Weiber. In einer von ihnen erkannte Hopp die leichtfertige Dirne, die das Gerücht als die Geliebte des »Gelben« bezeichnete. Und als die Körbe und Tücher der Weiber und die Hüte der Buben in Pfand genommen wurden und Hopp den Auftrag bekam, sie aufs Gericht zu bringen, konnte er sich eines schlimmen Vorgefühls nicht erwehren.

Der Befehl, den ihm damals der Oberförster zurief, wild wie ein Teufel in der Hölle und wie ein solcher umringt von jammernden und gepeinigten Sündern, ist der letzte gewesen, den der Revierjäger im Leben von ihm erhalten hat. Eine Woche später traf er ihn wieder im Lindenrondell – tot. Aus dem Zustande, in dem die Leiche sich befand, war zu ersehen, dass sie hierher, und zwar durch Sumpf und Gerölle, geschleppt worden war, um an dieser Stelle aufgebahrt zu werden. Der Oberförster lag auf abgehauenen Zweigen, die Stirn mit einem dichten Kranz aus Lindenblüten umflochten, einen ebensolchen als Bandelier um die Brust gewunden. Sein Hut stand neben ihm, mit Lindenblüten gefüllt. Auch die Jagdtasche hatte der Mörder ihm gelassen, nur die Patronen herausgenommen und statt ihrer Lindenblüten hineingesteckt. Der schöne Hinterlader des Oberförsters fehlte und war durch einen elenden Schießprügel ersetzt. Als man später die Kugel, die seinen Tod verursacht hatte, in der Brust des Ermordeten fand, zeigte es sich, dass sie genau in den Lauf dieses Schießprügels passte, der dem Förster gleichsam zum Hohne über die Schulter gelegt worden war. Hopp stand beim Anblick der entstellten Leiche regungslos vor Entsetzen. Er hätte keinen Finger heben können, und auch das Gehirn war ihm wie gelähmt; er starrte nur und starrte und dachte anfangs gar nichts, und erst nach einer Weile brachte er es zu einer Beobachtung, einer stummen Frage: – »Was hat denn der Hund?«

Krambambuli beschnüffelt den toten Mann, läuft wie nicht gescheit um ihn herum, die Nase immer am Boden. Einmal winselt er, einmal stößt er einen schrillen Freudenschrei aus, macht ein paar Sätze, bellt, und es ist gerade so, als erwache in ihm eine längst erstorbene Erinnerung …

»Herein«, ruft Hopp, »da herein!« Und Krambambuli gehorcht, sieht aber seinen Herrn in allerhöchster Aufregung an und – wie der Jäger sich auszudrücken pflegte – sagt ihm: »Ich bitte dich um alles in der Welt, siehst du denn nichts? Riechst du denn nichts? … O lieber Herr, schau doch! Riech doch! O Herr, komm! Daher komm! …« Und tupft mit der Schnauze an des Jägers Knie und schleicht, sich oft umsehend, als frage er: »Folgst du mir?«, zu der Leiche zurück und fängt an, das schwere Gewehr zu heben und zu schieben und ins Maul zu fassen, in der offenbaren Absicht, es zu apportieren.

Dem Jäger läuft ein Schauer über den Rücken, und allerlei Vermutungen dämmern in ihm auf. Weil das Spintisieren aber nicht seine Sache ist, es ihm auch nicht zukommt, der Obrigkeit Lichter aufzustecken, sondern vielmehr den grässlichen Fund, den er getan hat, unberührt zu lassen und seiner Wege – das heißt in dem Fall recte zu Gericht – zu gehen, so tut er denn einfach, was ihm zukommt.

Nachdem es geschehen und alle Förmlichkeiten, die das Gesetz bei solchen Katastrophen vorschreibt, erfüllt, der ganze Tag und auch ein Stück der Nacht darüber hingegangen sind, nimmt Hopp, ehe er schlafen geht, noch seinen Hund vor.

»Mein Hund«, spricht er, »jetzt ist die Gendarmerie auf den Beinen, jetzt gibt's Streifereien ohne Ende. Wollen wir es andern überlassen, den Schuft, der unsern Oberförster erschossen hat, wegzuputzen aus der Welt? – Mein Hund kennt den niederträchtigen Strolch, kennt ihn, ja, ja! Aber das braucht niemand zu wissen, das habe ich nicht ausgesagt … Ich, hoho! … Ich werd meinen Hund hineinbringen in die Geschichte … Das könnt mir einfallen!« Er beugte sich über Krambambuli, der zwischen seinen ausgespreizten Knien saß, drückte die Wange an den Kopf des Tieres und nahm seine dankbaren Liebkosungen in Empfang. Dabei summte er: »Was macht denn mein Krambambuli?«, bis der Schlaf ihn übermannte.

Seelenkundige haben den geheimnisvollen Drang zu erklären gesucht, der manchen Verbrecher stets wieder an den Schauplatz seiner Untat zurückjagt. Hopp wusste von diesen gelehrten Ausführungen nichts, strich aber dennoch ruh- und rastlos mit seinem Hunde in der Nähe des Lindenrondells herum.

Am zehnten Tage nach dem Tode des Oberförsters hatte er zum ersten Mal ein paar Stunden lang an etwas andres gedacht als an seine Rache und sich im »Grafenwald« mit dem Bezeichnen der Bäume beschäftigt, die beim nächsten Schlag ausgenommen werden sollten.

Wie er nun mit seiner Arbeit fertig ist, hängt er die Flinte wieder um und schlägt den kürzesten Weg ein, quer durch den Wald gegen die Kulturen in der Nähe des Lindenrondells. Im Augenblick, in dem er auf den Fußsteig treten will, der längs des Buchenzaunes läuft, ist ihm, als höre er etwas im Laube rascheln. Gleich darauf herrscht jedoch tiefe Stille, tiefe, anhaltende Stille. Fast hätte er gemeint, es sei nichts Bemerkenswertes gewesen, wenn nicht der Hund so merkwürdig dreingeschaut hätte. Der stand mit gesträubtem Haar, den Hals vorgestreckt, den Schwanz aufrecht, und glotzte eine Stelle des Zaunes an. Oho!, dachte Hopp, wart, Kerl, wenn du's bist! Trat hinter einen Baum und spannte den Hahn seiner Flinte. Wie rasend pochte ihm das Herz, und der ohnehin kurze Atem wollte ihm völlig versagen, als jetzt plötzlich – Gottes Wunder! – durch den Zaun der »Gelbe« auf den Fußsteig trat. Zwei junge Hasen hingen an seiner Weidtasche, und auf seiner Schulter, am wohlbekannten Juchtenriemen, der Hinterlader des Oberförsters. Nun wär's eine Passion gewesen, den Racker niederzubrennen aus sicherem Hinterhalt.

Aber nicht einmal auf den schlechtesten Kerl schießt der Jäger Hopp, ohne ihn angerufen zu haben. Mit einem Satze springt er hinter dem Baum hervor und auf den Fußsteig und schreit: »Gib dich, Vermaledeiter!« Und als der Wildschütz zur Antwort den Hinterlader von der Schulter reißt, gibt der Jäger Feuer … All ihr Heiligen – ein sauberes Feuer! Die Flinte knackst, anstatt zu knallen. Sie hat zu lang mit aufgesetzter Kapsel im feuchten Wald am Baum gelehnt – sie versagt.

Gute Nacht, so sieht das Sterben aus, denkt der Alte. Doch nein – er ist heil, sein Hut nur fliegt, von Schroten durchlöchert, ins Gras.

Der andre hat auch kein Glück; das war der letzte Schuss in seinem Gewehr, und zum nächsten zieht er eben erst die Patrone aus der Tasche …

»Pack an!«, ruft Hopp seinem Hunde heiser zu: »Pack an!« Und:

»Herein, zu mir! Herein, Krambambuli!«, lockt es drüben mit zärtlicher, liebevoller – ach, mit altbekannter Stimme …

Der Hund aber –

Was sich nun begab, begab sich viel rascher, als man es erzählen kann.

Krambambuli hatte seinen ersten Herrn erkannt und rannte auf ihn zu, bis – in die Mitte des Weges. Da pfeift Hopp, und der Hund macht kehrt, der »Gelbe« pfeift, und der Hund macht wieder kehrt und windet sich in Verzweiflung auf einem Fleck, in gleicher Distanz von dem Jäger wie von dem Wildschützen, zugleich hingerissen und gebannt …

Zuletzt hat das arme Tier den trostlos unnötigen Kampf aufgegeben und seinen Zweifeln ein Ende gemacht, aber nicht seiner Qual. Bellend, heulend, den Bauch am Boden, den Körper gespannt wie eine Sehne, den Kopf emporgehoben, als riefe es den Himmel zum Zeugen seines Seelenschmerzes an, kriecht es – seinem ersten Herrn zu.

Bei dem Anblick wird Hopp von Blutdurst gepackt. Mit zitternden Fingern hat er die neue Kapsel aufgesetzt – mit ruhiger Sicherheit legt er an. Auch der »Gelbe« hat den Lauf wieder auf ihn gerichtet. Diesmal gilt's! Das wissen die beiden, die einander auf dem Korn haben, und was auch in ihnen vorgehen möge, sie zielen so ruhig wie ein paar gemalte Schützen.

Zwei Schüsse fallen. Der Jäger trifft, der Wildschütze fehlt.

Warum? Weil er – vom Hunde mit stürmischer Liebkosung angesprungen – gezuckt hat im Augenblick des Losdrückens. »Bestie!«, zischt er noch, stürzt rücklings hin und rührt sich nicht mehr.

Der ihn gerichtet, kommt langsam herangeschritten. Du hast genug, denkt er, um jedes Schrotkorn wär's schad bei dir. Trotzdem stellt er die Flinte auf den Boden und lädt von Neuem. Der Hund sitzt aufrecht vor ihm, lässt die Zunge heraushängen, keucht kurz und laut und sieht ihm zu. Und als der Jäger fertig ist und die Flinte wieder zur Hand nimmt, halten sie ein Gespräch, von dem kein Zeuge ein Wort vernommen hätte, wenn es auch statt eines toten ein lebendiger gewesen wäre.

»Weißt du, für wen das Blei gehört?«

»Ich kann es mir denken.«

»Deserteur, Kalfakter, pflicht- und treuvergessene Kanaille!«

»Ja, Herr, jawohl.«

»Du warst meine Freude. Jetzt ist's vorbei. Ich habe keine Freude mehr an dir.«

»Begreiflich, Herr«, und Krambambuli legte sich hin, drückte den Kopf auf die ausgestreckten Vorderpfoten und sah den Jäger an.

Ja, hätte das verdammte Vieh ihn nur nicht angesehen! Da würde er ein rasches Ende gemacht und sich und dem Hunde viel Pein erspart haben. Aber so geht's nicht! Wer könnte ein Geschöpf niederknallen, das einen so ansieht? Herr Hopp murmelt ein halbes Dutzend Flüche zwischen den Zähnen, einer gotteslästerlicher als der andre, hängt die Flinte wieder um, nimmt dem Raubschützen noch die jungen Hasen ab und geht.

Der Hund folgte ihm mit den Augen, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, stand dann auf, und sein mark- und beinerschütterndes Wehgeheul durchdrang den Wald. Ein paarmal drehte er sich im Kreise und setzte sich wieder aufrecht neben den Toten hin. So fand ihn die gerichtliche Kommission, die, von Hopp geleitet, bei sinkender Nacht erschien, um die Leiche des Raubschützen in Augenschein zu nehmen und fortschaffen zu lassen. Krambambuli wich einige Schritte zurück, als die Herren herantraten. Einer von ihnen sagte zu dem Jäger: »Das ist ja Ihr Hund.« – »Ich habe ihn hier als Schildwache zurückgelassen«, antwortete Hopp, der sich schämte, die Wahrheit zu gestehen. – Was half's? Sie kam doch heraus, denn als die Leiche auf den Wagen geladen war und fortgeführt wurde, trottete Krambambuli gesenkten Kopfes und mit eingezogenem Schwanze hinterher. Unweit der Totenkammer, in der der »Gelbe« lag, sah ihn der Gerichtsdiener noch am folgenden Tage herumstreichen. Er gab ihm einen Tritt und rief ihm zu: »Geh nach Hause!« – Krambambuli fletschte die Zähne gegen ihn und lief davon, wie der Mann meinte, in der Richtung des Jägerhauses. Aber dorthin kam er nicht, sondern führte ein elendes Vagabundenleben.

Verwildert, zum Skelett abgemagert, umschlich er einmal die armen Wohnungen der Häusler am Ende des Dorfes. Plötzlich stürzte er auf ein Kind los, das vor der letzten Hütte stand, und entriss ihm gierig das Stück harten Brotes, an dem es nagte. Das Kind blieb starr vor Schrecken, aber ein kleiner Spitz sprang aus dem Hause und bellte den Räuber an. Dieser ließ sogleich seine Beute fahren und entfloh.

Am selben Abend stand Hopp vor dem Schlafengehen am Fenster und blickte in die schimmernde Sommernacht hinaus. Da war ihm, als sähe er jenseits der Wiese am Waldessaum den Hund sitzen, die Stätte seines ehemaligen Glückes unverwandt und sehnsüchtig betrachtend – der Treueste der Treuen, herrenlos!

Der Jäger schlug den Laden zu und ging zu Bett. Aber nach einer Weile stand er auf, trat wieder ans Fenster – der Hund war nicht mehr da. Und wieder wollte er sich zur Ruhe begeben und wieder fand er sie nicht.

Er hielt es nicht mehr aus. Sei es, wie es sei … Er hielt es nicht mehr aus ohne den Hund. – Ich hol ihn heim, dachte er, und fühlte sich wie neugeboren nach diesem Entschluss.

Beim ersten Morgengrauen war er angekleidet, befahl seiner Alten, mit dem Mittagessen nicht auf ihn zu warten, und sputete sich hinweg. Wie er aber aus dem Hause trat, stieß sein Fuß an denjenigen, den er in der Ferne zu suchen ausging. Krambambuli lag verendet vor ihm, den Kopf an die Schwelle gepresst, die zu überschreiten er nicht mehr gewagt hatte.

Der Jäger verschmerzte ihn nie. Die Augenblicke waren seine besten, in denen er vergaß, dass er ihn verloren hatte. In freundliche Gedanken versunken, intonierte er dann sein berühmtes: »Was macht denn mein Krambam …« Aber mitten in dem Worte hielt er bestürzt inne, schüttelte das Haupt und sprach mit einem tiefen Seufzer: »Schad um den Hund.«

Ihr Traum

Erlebnis eines Malers

Im Sommer 1879 hatte ich für einen hohen Kunstfreund eine Reihe von Bildern zu malen. Mährische Landschaften und Volkstypen. Je treuer und charakteristischer, je besser. Da ich meine Zeit gehörig ausnützen und auch ganz unabhängig bleiben wollte, vermied ich, von der Gastfreundschaft der Schlossbewohner Gebrauch zu machen, und nahm trotz der Liebenswürdigkeit, mit der sie mir fast überall angeboten wurde, mein jeweiliges Standquartier wohl oder übel (meistens übel) im Dorfwirtshaus.

Rasch ging die Arbeit mir von der Hand. Ende September waren alle meine Skizzen und sogar einige Bilder fertig. Mit gutem Gewissen und sehr heiterem Mute durfte ich wieder heimwärts fliegen nach Wien, wohin für den ersten Oktober eine Verabredung mich rief – mächtig rief … Ich verrate nichts, ich sage nur: Mein Herz, das heute noch von Winterfrost nichts weiß, befand sich damals im Drang der Herbstäquinoktialstürme.

Am Morgen des letzten Septembers erwachte ich zugleich mit dem Haushahn im Gasthof des Dorfes Willowic. Ein ganzer Tag war noch zu überwinden, bevor sie aufging, die Sonne des ersten Oktobers. Wenn ich heute meine Heimreise antrat, lagen noch ein paar Abendstunden, lag eine sicherlich schlaflose Nacht zwischen der Stunde meiner Ankunft und der meines Glückes. Ich entschloss mich, meine Ungeduld tagsüber zu verrennen und die Nacht lieber im Waggon als im Bett zu durchwachen. Einen Lokalzug verschmähend, der mich zur nächsten Nordbahnstation gebracht hätte, hing ich meinen Tornister um, steckte einigen Mundvorrat zu mir und trat die Wanderung an. Sonderliche Genüsse bot sie mir nicht. Die Gegend dort ist ebenso fruchtbar wie unmalerisch; sie erinnert mich immer an ein nichtssagendes, aber von Gesundheit strotzendes Gesicht. Der Menschenschlag aber ist nicht übel, und hie und da hatte ich doch Gelegenheit, mein Skizzenbuch herauszuziehen und während meiner kurzen Rast eine Kindergruppe und die schlanke Gestalt eines hübschen Mädchens oder eines jungen Burschen zu konturieren.

Die Sonne neigte sich schon zum Untergang, und ich schritt gemütlich weiter, überzeugt, dass ich die Richtung nach meinem Ziele innehielt. Um mich dessen jedoch zu vergewissern, holte ich von Zeit zu Zeit Erkundigungen bei Vorübergehenden ein. »Jen rovno«, hieß es anfangs, dann einmal »Ná levo«, einmal »Na pravo«, und je weiter ich kam, desto bedenklicher schüttelte der Angesprochene den Kopf und sagte: »Daleko! daleko!«

Also erst geradeaus, dann links, dann rechts, und endlich weit, weit!

Es begann zu dunkeln. Seit einer Weile schon rieselte ein dichter, kühler Regen mit großer Emsigkeit nieder. Die Abspannung, nach der ich mich so herzlich gesehnt hatte, war allmählich eingetreten, und meine Fantasie fing an, mir einen, wenn auch noch so langweiligen Aufenthalt im Wartezimmer der Bahnstation als etwas Wünschenswertes vorzuspiegeln.

Mein Weg, eine gut gehaltene Vizinalstraße, führte längs einer bewaldeten Anhöhe dahin, und plötzlich drang zwischen den vom Sturm gerüttelten Baumwipfeln ein funkelnder Glanz mir ins Auge. Etwas tiefer unten glaubte ich hellen Lichtschein durch das Dickicht schimmern zu sehen. Er verschwand, nachdem ich ein paar hundert Schritte weitergegangen war; dafür aber stieß ich am Ende des Wäldchens auf einen breiten Hohlweg, an dessen beiden Seiten sich zwei Reihen, soviel mir in der Dunkelheit wahrzunehmen möglich war, ziemlich ansehnlicher Bauernhäuser erhoben. Das Wirtshaus war unschwer zu finden, und bald trat ich, pudelnass und mit triefendem Regenschirm, in die von Tabaksqualm und Petroleumdünsten erfüllte Gaststube. An einem schmalen Tische saßen einige Bauern, tranken, rauchten und spielten Karten. Der Wirt und ein junger Livreebedienter standen, dem Spiele zusehend, daneben. Ich lüftete den Hut vor der Gesellschaft, wandte mich an den Wirt, verlangte zu essen und zu trinken und forderte ihn auf, mir eine Fahrgelegenheit nach N., das nicht mehr weit sein könne, zu verschaffen.

Obwohl der Mann jedes meiner Worte verstand – ich sah es ihm an seiner stumpfen Nase an –, erwiderte er verächtlich: »Ne rozumim« (ich verstehe nicht) und kehrte mir den Rücken.

Die Bauern blinzelten einander verstohlen und schmunzelnd zu, der Bediente jedoch, der mich seit meinem Eintreten aufmerksam betrachtet hatte, sprang jetzt mit einem Schrei des Jubels auf mich los. Er rief: »Herr Professor!« – und ich rief: »Christel Mayerchen, vulgo Varus!«

»Jawohl, Varus, ich bin's, ich bin's! Eine Ehre für mich, dass Sie mich wiedererkennen!«

»Und auch ein Wunder«, sagte ich, denn mein Farbenreiber von einst, der gutmütige Knirps, den wir – niemand wusste, aus welchem Grunde – Varus nannten, hatte sich gewaltig herausgemacht. Als ein prächtiger Bursche stand er vor mir; in all und jedem verändert, nur nicht in seiner großen Dienstbeflissenheit.

»Herr Professor«, sagte er, »Sie wollen zum Nachtzug zurechtkommen? Das geht nicht mehr, mit Bauernpferden schon gar nicht. Ja, wenn Sie nur um eine Viertelstunde früher gekommen wären, die unseren hätten Sie mit dem größten Vergnügen hingeführt.«

»Die unseren?«

»Die gräflichen mein ich, die aus dem Schlosse, aber auch die bringen Sie jetzt nicht mehr hin.«

»Nicht mehr?« – ich hätte den Menschen prügeln mögen für diese Nachricht und schnaubte ihn an: »Wann kommt der nächste Zug nach N.?«

»Morgen acht Uhr früh. Um fünf steht der Wagen, der Sie hinführt, vor dem Schloss … Aber kommen, Herr Professor, ins Schloss kommen müssen Sie.«

Ich schickte ihn zum Teufel samt allen Einladungen, die er in fremdem Namen machte.

Da brach er in ein freudiges Gelächter aus: »Wenn sich's nur darum handelt, eine Einladung von der Frau Gräfin, noch dazu eine sehr dringende, will ich gleich bringen.« Sprach's – und war draußen mit einem Satze.

Ich hatte nun nichts Eiligeres zu tun, als mein ganzes, auf meiner Künstlerfahrt erbeutetes Tschechisch zusammenzuraffen, um einige Fragen an die Anwesenden zu stellen: Wie die Frau Gräfin heiße, ob sie alt oder jung, verheiratet oder verwitwet, ob sie eine gute Dame und beliebt im Dorfe sei.

Den Namen erfuhr ich. Es war der eines alten Landadelsgeschlechtes, und ich entsann mich einer in Paris lebenden russischen Fürstin, einer berühmt und berückend schönen Frau, die aus demselben Haus stammte. Meine weiteren Erkundigungen blieben fruchtlos. Der Wirt und seine Gäste schnitten geheimnisvolle Gesichter und antworteten ausweichend.

Ich erhielt von alledem den Eindruck, die Schlossherrin gelte für eine brave, aber etwas absonderliche Frau, der man in Anbetracht vieler edler Eigenschaften ihre Schrullen verzieh.

Nach einiger Zeit war mein Christel wieder da und verkündete mit wichtiger Miene, die Frau Gräfin heiße mich sehr willkommen und erwarte mich in einer halben Stunde zum Diner.

Diner? – Diner auf dem Lande um sieben Uhr abends? – ganz englisch, aber viel zu nobel für mich in meinen beschmutzten Reisekleidern. Ich deprezierte auf das Eifrigste – es war umsonst. Der Tyrann aus Dienstbeflissenheit hatte sich schon meines Tornisters bemächtigt und lief voran, und ich – nun ich lief ihm, das heißt meinen Skizzen nach.

Draußen heulte der Sturm, lehnte sich gegen uns wie eine unsichtbare Wand, machte das Vorwärtskommen zum atemraubenden Kampfe. Wir waren, nachdem wir die Straße überschritten hatten, in einem, soviel ich sehen konnte, sehr ausgedehnten und sehr verwilderten Park angelangt und gingen vorwärts, immer bergan. Plötzlich, bei einer jähen Krümmung des Weges erblickte ich ein Schlösschen, ein Stockwerk hoch, mit dreizehn Fenstern Front und alle erleuchtet, sowohl die des ersten Geschosses wie des Hochparterres. Daher war der helle Glanz gekommen, den ich vorhin durch das Geäst hatte schimmern sehen. Hinter dem Schlosse zog eine bewaldete Höhenkette sich hin und war gekrönt von einem weißen tempelartigen Bau, aus dem das einsame Licht, das mich zuerst begrüßt hatte, mir wieder entgegenblickte.

»Ist das die Kirche, dort oben?«, fragte ich meinen Führer.

»Die Gruft«, erwiderte er kurz und wurde immer einsilbiger, je näher wir dem Herrenhause kamen; ich hingegen immer neugieriger. Zuletzt gestaltete sich unser Gespräch folgendermaßen:

»Sind viele Gäste da?«

»O nein.«

»Wird das Schloss von einer großen Familie bewohnt?«

»O nein.«

»Wem zu Ehren also diese Beleuchtung?«

»Das ist immer so.«

Wir traten in den Hof, der vom Hauptgebäude und von zwei Seitenflügeln gebildet wurde. Tiefe Ruhe herrschte. Kein Laut außer dem Geplätscher des Springbrunnens, der aus einem kleinen Becken emporstieg, ließ sich vernehmen. Im Innern des Hauses dieselbe Stille. Unter der Einfahrt lagen zwei Doggen auf einem Kissen. Uralte Hunde. Sie erhoben die Köpfe – ihre halb erloschenen Augen richteten sich auf mich. Die eine kam sogar heran, beschnupperte meine Hand und – schlich enttäuscht davon. Sie streckte sich, dass ihr Bauch den Boden berührte, öffnete den zahnlosen Rachen zu einem Jammergeheul und kehrte erschöpft zu ihrer Lagerstätte zurück.

Ich habe ein ähnliches Gebaren an einem Hund beobachtet, der seinen Herrn verloren hatte und nach Jahren noch nicht vergessen konnte.

Christel führte mich in ein Zimmer des Hochparterres und half mir meinen Anzug in den bestmöglichen Stand setzen. Dabei begann er wieder zu sprechen oder vielmehr zu flüstern:

»Ja, Herr Professor, den Dienst hier im Hause verdank ich Ihnen. Wie die Frau Gräfin das Zeugnis gesehen hat, das Sie mir ausgestellt haben, war ich gleich aufgenommen. Ich bin zwar dem Doktor zugeteilt, dem aufgeblasenen Gelehrten, aber es ist doch ein guter Dienst, und was die Bezahlung betrifft … Gott erhalte die Frau Gräfin! … Aber jetzt«, unterbrach er sich, »wird's gleich Zeit sein, und ich muss mich noch umkleiden … Bitte, Herr Professor, gehen Sie allein hinauf, oben wenden Sie sich rechts; im Gang die vierte Tür, die ist's. Bitte nur eintreten; Sie werden empfangen werden wie die Heiligen Drei Könige.«

Mit dieser Versicherung verließ er das Zimmer, und ich dachte dabei: Möge mir der zu erhoffende Empfang an einer gut besetzten Tafel zuteilwerden. Mein Magen knurrte gewaltig, und meine ganze Neugier war jetzt darauf gerichtet, ob man in diesem stillen Hause eine dem Menschen ersprießliche Küche führe.

So ging ich denn erwartungsvoll die Treppe empor, kam in einen breiten, hübsch dekorierten Gang und befand mich bald vor der Tür, die Christel mir bezeichnet hatte. Eine Doppeltür, ein Meisterwerk der Kunsttischlerei, reich geschmückt mit anbetungswürdiger Marquetterie, – meine Liebhaberei. Oh, wie gern hätte ich dieses Prachtstück ausheben und nach Wien in mein Atelier spedieren lassen. Das ging aber nicht an, – ewig schade! So sagt ich denn zu mir selbst: Vorbei, vorbei, du wünschereicher Sterblicher, und trat alsbald in den Speisesaal oder vielmehr in ein Paradies – ein Paradies im Zopfstil. Die anmutigen Stuckaturen an der Decke, die schwungvollen Draperien an Fenstern und Türen, die reiche Einrichtung, alles zusammen machte im Glanz der Lichter, die vom kristallenen Kronleuchter niederstrahlten, einen ungemein harmonischen und heiteren Eindruck. Vortrefflich erhaltene Fresken bedeckten die Wände und brachten die ländlichen Vergnügungen der ehemaligen Schlossbewohner zur Darstellung. Herren und Damen in der Tracht des achtzehnten Jahrhunderts fuhren im Schlitten dahin, hielten eine Obstlese ab, tanzten im Grünen, jagten auf ramsnasigen Pferden dem Hirsche nach.

Es waren brav gemalte, zierliche Bilder, die meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, nicht genug aber, um mich den Hunger vergessen zu machen, der mich quälte und durch einen klassisch gedeckten kleinen Speisetisch mit zwei Kuverts noch gereizt wurde. Ich begann mit wachsender Ungeduld im Saale auf und ab zu pendeln und bemerkte erst jetzt, dass ich nicht allein war. Am Kredenzschrank in der Ecke stand regungslos ein weißhaariger, schwarzbefrackter Kammerdiener, den Blick unverwandt auf eine der Seitentüren gerichtet. Nun öffneten sich beide Flügel, der Alte machte eine tiefe, ehrerbietige Reverenz, und gefolgt von zwei Dienern erschien die Herrin des Hauses und kam mit leisen raschen Schritten auf mich zu.

Ich sah sie an, und mein Herz erbebte – mein Künstlerherz. Was ich so oft gesucht und nie gefunden, nicht im Leben und nicht in der Kunst, da stand es glorreich in der größten Vollkommenheit vor mir – das Urbild einer schönen Greisin.

Beschreiben kann ich sie nicht – wie ich denn jetzt auch weiß, dass mein viel gepriesenes Bild, das ich mit solcher Liebe, mit so begeistertem Vertrauen zu meiner Kunst gemalt, nur einen schwachen Abglanz der sanften Hoheit ihres wunderbaren Wesens wiedergibt … Und wenn ich auch sage: Die Züge ihres blassen Gesichts waren fein und edel, aus ihren dunklen Augen leuchteten Verstand und Güte, ihre schlanke Gestalt erhob sich über die Mittelgröße – was wisst ihr dann? Die Gräfin trug ein eng anliegendes, graues Kleid mit breitem, weißem Spitzenkragen und eine ebenfalls weiße Spitzenhaube über den schneeweißen glattgescheitelten Haaren.

Ich hatte nicht einen Schritt ihr entgegen gemacht, war plump wie ein Tölpel stehen geblieben und muss sehr albern und verblüfft dreingesehen haben, als sie mir ihre Hand reichte, ihre merkwürdigen Augen voll Wohlwollen auf mir ruhen ließ und sprach:

»Welche Freude, Sie bei uns zu sehen, Herr Professor, wie glücklich werden meine Kinder sein!«

Ohne Ahnung, wen sie meinte, murmelte ich etwas Unverständliches.

»Allerdings hat der Zufall Sie hierher führen müssen«, sagte sie mit leichtem Vorwurf, »den Einladungen meines Iwan haben Sie kein Gehör geschenkt.«

Auch darauf wusste ich nichts zu antworten und entschuldigte mich ins Blaue hinein. Sie lächelte – ihre Erwiderung war stumm, mir jedoch höchst angenehm, denn sie bestand in einem freundlich auffordernden Wink, ihr gegenüber am Tisch Platz zu nehmen.

Der Kammerdiener hatte den Sessel der Gräfin gerückt, Christel, der in ihrem Gefolge gekommen war, den meinen. Wir setzten uns, und die Schlossfrau fuhr fort, mich zu behandeln wie einen alten Freund, der sich nach kurzer Abwesenheit am wohlbekannten Herde wieder eingefunden hat.

Die Gräfin las mir mein Erstaunen vom Gesichte ab und sagte: »Sie sind nicht in einem fremden Hause, Herr Professor, Sie sind bei Ihren treuesten und wärmsten Bewunderern. Mein Iwan hat die Ehre, Sie persönlich zu kennen. – Iwan T.«, beantwortete sie meinen fragenden Blick.

Dieser Name brachte mir, nach kurzem Besinnen, einen jungen Mann in Erinnerung, der mich vor mehreren Jahren aufgesucht. Er hatte Skizzen mitgebracht, die viel Talent verrieten, meine Ratschläge erbeten und mir die »Abessinier« abgekauft, die von so vielen reichen Leuten für unerschwinglich erklärt worden waren.

»Fürst Iwan T.? Was ist aus ihm geworden? Pflegt er sein Talent?«

»Getreulich und immer unter Ihrem Einfluss. Ihre freundliche Aufnahme hat ihn völlig berauscht, und kürzlich ist er nach London gereist, einzig und allein um die Ausstellung Ihrer Orientbilder zu sehen.«

Ei, dacht ich, dieser Dame muss die Zeit schnell vergehen! »Vor Kurzem? – wie man's nimmt; ich habe seit sechs Jahren in London nicht mehr ausgestellt«, erwiderte ich, und – die Augen erhebend, begegnete ich denen des Kammerdieners, der hinter seiner Gebieterin stand. Drohend zugleich und flehend glotzte der alte Bursche mich an. Um was er flehte, wovor er mich warnte, konnte ich allerdings nicht erraten.

»Seit sechs Jahren?«, wiederholte die Gräfin ungläubig, »das ist nicht möglich …« Sie senkte den Kopf und schaute ernst und sinnend vor sich hin. –

An wen mahnte sie mich in dieser Haltung, mit diesem Schauen ohne zu sehen? Diesem wehmütigen, träumerischen Schauen – – an wen mahnte sie mich doch?

Langsam richtete die Gräfin sich empor und machte mit der Hand eine Bewegung in der Luft, dieselbe, die der Zeichner macht, der eine licht gebliebene Stelle auf seinem Bilde verschummert. »Ja, lieber Professor, das Rechnen habe ich verlernt, zehn Jahre sind mir zwei, und zwei wie zehn. Das aber ist gewiss, Sie sind meines Iwan leuchtendes Vorbild. Die Sehnsucht, Ihnen nachzustreben, trieb ihn fort. – Er wollte malen wie Sie … Ein hohes Ziel, das er sich da gesteckt, – ein hohes Ziel … Meinen Sie nicht?«

Was sollte ich darauf antworten? – ›Ja‹ wäre gar zu aufrichtig gewesen und ›nein‹ gar zu falsch. So half ich mir, indem ich das Gespräch von Neuem auf den jungen Fürsten brachte und fragte: »Wo ist er jetzt?«

»Verreist – – aber er wird bald wiederkommen, nicht wahr, Leonhard?«, wendete sie sich an den Kammerdiener.

Der, mit tiefer Verbeugung, antwortete: »Zu dienen, hochgräfliche Gnaden.« Dazu machte er Zeichen, die mir galten, und die ich dieses Mal verstand. Sie hießen: – Hörst du, man sagt ›ja‹, so ist's Brauch bei uns, halte dich daran!

»Matja, ein großer Jäger vor dem Herrn«, fuhr die Gräfin fort, »Matja hätte ihn gar zu gern begleitet nach Afrika –«

»Wer?«, fiel ich zagend ein, ungewiss, ob in diesem Hause die Frage nicht ebenso verpönt sei wie der Zweifel. Die Gräfin jedoch versetzte gelassen:

»Sein älterer Bruder. Aus dieser Reise ist aber nichts geworden – die Kinder haben eine andere angetreten.« Sie griff sich an die Stirn, ein schmerzlicher Ausdruck flog über ihr Angesicht. »Matja musste zu seinem Vater nach Wolhynien«, nahm sie wieder das Wort. »Iwan blieb allein in Marseille. Er hat mir von dort Bilder geschickt, die sogar mich – die ihm doch viel zutraut – überraschten.«

Sie beschrieb diese Bilder mit großer Anschaulichkeit und legte dabei ein tüchtiges und selbstständiges Kunsturteil an den Tag.

Trotzdem hörte ich ihr nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu, ich vergaß die weise und liebenswürdige Rede über den Mund, aus dem sie floss. Unter anderem sprach die Gräfin von einer meiner älteren Arbeiten, lobte sie fein und klug und begründete das gespendete Lob. Sie tat es mit innigem Wohlwollen, mit echter Freude am Erfreuen und dem Gewürdigten gegenüber mit einer Bescheidenheit, die an Demut grenzte.

Da durchblitzte mich's: – An die alte Frau mahnt sie, die meine Mutter war – an die arme Bewohnerin einer Hütte in unseren Tiroler Bergen … Im nächsten Augenblick freilich sagte ich mir schon: Ach nein! Mit der Ähnlichkeit ist's nichts. Aber dass sie, wenn auch im Fluge, vor mir aufgetaucht, dass ich nur meinte, sie zu finden, hatte mir gutgetan, mir das Herz erwärmt. Die Befremdung, die mich im Banne gehalten, seitdem ich das Schloss betreten, war verschwunden, und ich wurde gesprächig.

Auf die schweren Weine, die mir zu Anfang der Tafel serviert worden, hatte ich bereits eine Flasche Veuve Cliquot gesetzt. Die Gräfin ermunterte mich, den Anfang mit einer zweiten zu machen.

»Es ist der Lieblingswein meiner Kinder und wird deshalb immer im Keller gehalten.«

Auf meine Bitte gestattete sie, die bisher nicht einen Tropfen Wein genommen hatte, dass auch ihr Champagnerglas gefüllt werde. Schon hatte sie es an die Lippen geführt, als ich ausrief: »Auf die Gesundheit der Fürsten Matja und Iwan!«

Merkwürdigerweise musste, was ich da getan, dem Alten mir gegenüber nicht recht sein, denn ich fühlte, ja fühlte, ohne aufzublicken, obwohl ich wahrlich kein Sensitiver bin, dass seine Augen mich zornig angrollten. Doch machte ich mir umso weniger Sorgen darüber, als die Gräfin sowohl diesen ersten Toast, wie einen zweiten, den ich auf sie ausbrachte, sehr gnädig aufnahm. Meine Stimmung wurde immer heiterer. Die Atmosphäre der Schönheit und der Pracht, die mich umgab, die vorzüglichen Weine, die ich getrunken hatte, die Freundlichkeit, mit der meine edle Wirtin mich behandelte, versetzten mich in einen köstlichen Rausch. Ich empfand ein himmlisches Behagen, eine große Dankbarkeit und Vertrauensseligkeit und erzählte der Gräfin meine Lebensgeschichte von A bis Z. Sie hörte teilnehmend zu, unterbrach mich nur manchmal mit dem Ausspruch: »Das hätten meine Kinder auch«, oder »das hätten sie nicht getan.«

Und während ich sprach und aß und trank, hörte ich nicht auf, ihre Züge, den wechselnden Ausdruck ihres Gesichtes zu studieren. Ja, wer dich malen könnte!, hatte ich anfangs gedacht, jetzt dacht ich schon – du wirst gemalt, und wenn es gelingt, dann gibt's ein Bild ohnegleichen.

Rembrandt hat ein unvergesslich liebes Mütterchen auf die Leinwand gezaubert, andre haben wohlerhaltene alte Frauen verewigt; den Adel des Alters, eine Greisin als Greisin schön, hatte, soviel ich wusste, noch niemand gemalt. Ich hoffte, der erste zu sein.

Die Mahlzeit war zu Ende, der schwarze Kaffee wurde gebracht; mein Christel, der seinen Dienst als dritter Aufwärter feierlich wie ein Theaterkönig, unhörbar und lautlos wie ein Schatten versehen hatte, erhielt von der Gräfin den Befehl, Zigarren und Zigaretten aus dem Zimmer des Fürsten Matja zu bringen. Nachdem dieser Auftrag besorgt war, verließ die Dienerschaft das Zimmer. O wie ungern ging der alte Leonhard! An der Tür wandte er sich noch, und hinter dem Rücken seiner Gebieterin streckte er die Hände gegen mich aus, faltete sie und presste dann mit vielsagender Gebärde die Rechte an seine Lippen.

Die Gräfin schob mir die Zigarrenkiste zu, deren Inhalt fast unwiderstehlich lockend duftete. »Bitte, nehmen Sie – nichts da, es muss sein«, sprach sie gebieterisch, als ich aus Höflichkeit eine heuchlerische Ablehnung vorbrachte. »Matja wäre gekränkt, wenn er erführe, dass Sie seine Imperiales verschmäht haben … Wie? – noch immer Komplimente? Da bleibt mir nichts übrig, als Ihnen mit gutem Beispiel voranzugehen.« Sie nahm eine winzige Zigarette und zündete sie an. »Sehen Sie, wozu meine unartigen Kinder mich verleitet haben?«, sagte sie lächelnd und – rauchte aus Gastfreundschaft, aber ohne Übung, denn sie blies in ihr Zigarettchen hinein, bis es ausging. Ich sekundierte diskret. Ein famoses Kraut, das ich zwischen den Zähnen hielt, aber doch gar zu trocken für meinen Geschmack.

Eine kurze Pause, und die Gräfin begann: »Wenn sie jetzt kämen, die Kinder, und Sie hier träfen, Herr Professor, und mich in Ihrer Gesellschaft rauchend wie ein Student, das wäre ein Jubel – das wäre …«

Sie legte die längst erloschene Zigarette weg und sah in die Luft, wieder wie vorhin, so träumend, so verloren … Und ich – immer mein Bild im Kopfe – betrachtete sie mit heißer Aufmerksamkeit, bewunderte den milden silbernen Glanz ihrer weichen Haare, – die Stirn um einige Linien höher, als Praxiteles mit seinem Schönheitsideal vereinbar gefunden hätte, aber edel geformt und geistvoll, eine Stirn, die nie andre als reine Gedanken geborgen. Die Augen … Gott steh mir bei! Wie könnt ich doch nur zweifeln, an wen sie mich erinnerten. Hatte ich nicht hundertmal versucht, ihnen sehr ähnliche aus dem Gedächtnis nachzupinseln, ohne dass es mir gelang … denn sie waren unergründlich und seicht, sie konnten in einer und derselben Minute ein tödliches Ermatten widerspiegeln und vor Lebenslust sprühen.