Der Begriff der «Badenfahrt», zwar seit dem späten Mittelalter im Gebrauch, ist aufs Engste mit dem 1818 erschienenen gleichnamigen Buch des Zürchers David Hess verbunden. Hess hat mit seinem umfangreichen Werk quasi den Prototyp einer Badekur in Baden beschrieben und gleichzeitig ein historisches Sittengemälde der Stadt und ihrer Zeit verfasst.
Auf dem Beckenhof, dem väterlichen Landgut in Zürich, wurde David Hess am 29. November 1770 geboren. Wie sein Vater Johann Rudolf Hess schlug der 17-Jährige eine Offizierslaufbahn ein, ein typischer Karriereweg für Söhne des Zürcher Patriziats. Als Mitglied eines Schweizer Regiments in holländischen Diensten erlebte er den Ersten Koalitionskrieg und die französische Besatzung der Niederlande. Der Französischen Revolution, die 1798 auch zur Umgestaltung der Schweiz führte, stand er ablehnend gegenüber. Immer näher gegen die Schweiz habe der «verheerende Strom der Revolution seine trüben Fluten aus Frankreich» hingewälzt, schreibt Hess in der «Badenfahrt». 1796 kehrte er in die Heimatstadt zurück, wo er während der Mediations- und Restaurationszeit im Grossen Rat sass. Das väterliche Erbe ermöglichte es ihm, als «tätiger Müssiggänger» seiner dichterischzeichnerischen Doppelbegabung nachzugehen. Bereits als Jugendlicher hatte er beim Zürcher Maler Heinrich Freudweiler das Zeichnen gelernt; in Den Haag liess er sich von holländischen und englischen Karikaturen etwa eines James Gillray inspirieren. So verarbeitete er den französischen Einmarsch in die Niederlande 1795 in einer Serie von 20 Karikaturen mit dem Titel Hollandia regenerata, die wenig später in England erstmals gestochen wurde. Die politische Karikatur war dem konservativen Hess eine «Geissel des Spottes», mit der er die politischgesellschaftlichen Verhältnisse der napoleonischen Zeit und der Regeneration kritisierte. Neben Zeichnungen, Radierungen und Aquarellen schuf Hess als Autor ein umfangreiches Werk, das Gedichte, Erzählungen, Essays und Biografien umfasst. Er starb am 11. April 1843 in Zürich.
Als David Hess ab 1805 regelmässig nach Baden zur Badekur fuhr, steckte der Bäderort in einer Krise. Seine grosse Zeit als traditionelles Heilbad war vorbei, der Wiederaufstieg zur internationalen Tourismusdestination stand noch bevor. Im Spätmittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit war Baden der wichtigste Heilkurort nördlich der Alpen. Der europäische Adel und die Eliten der eidgenössischen Orte reisten nach Baden. Diese «Badenfahrten» dauerten meist sechs bis acht Wochen und bestanden neben der eigentlichen Kur in den Thermalbädern aus einem regen gesellschaftlichen Leben. Im 16. Jahrhundert konnten die Badener Gasthöfe gleichzeitig 500 bis 700 Personen beherbergen; während der sechsmonatigen Badesaison dürften jährlich mehr als 2000 Kurgäste nach Baden gereist sein. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts stagnierte der Bäderort. Kriege, neue Konkurrenz im In- und Ausland, mangelnde Investitionen in die Infrastruktur, die teilweise Zerstörung der Stadt durch die Eidgenossen 1712 und die Verlegung der Tagsatzung von Baden nach Frauenfeld, später auch die Einquartierung napoleonischer Truppen liessen vor allem ausländische Gäste ausbleiben. Baden blieb sein Schweizer Stammpublikum, vorab Angehörige der Zürcher Oberschicht wie David Hess. Dieser spart denn auch nicht mit Kritik am Zustand der Bäder und meint etwa, die meisten Häuser des Hinterhofs, des damals neben dem Staadhof wichtigsten Badener Gasthofs, seien «im Laufe der Jahre in allmählichen Verfall geraten» und würden «die Bedürfnisse der Zeit nicht mehr befriedigen». In den 1820er- und 1830er-Jahren, wenige Jahre nach dem Erscheinen von Hess’ «Badenfahrt», setzte im Bäderquartier allerdings ein Modernisierungsprozess ein. Die Infrastruktur wurde den veränderten Ansprüchen der medizinischen Kur und der Gäste angepasst, viele noch aus dem Mittelalter stammenden Gasthäuser wichen komfortableren Neubauten. Die vormals elitäre «Badenfahrt» wandelte sich allmählich zu einem touristischen Massenphänomen. 1913, auf dem Höhepunkt des Booms, zählte Baden 149 000 Logiernächte. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs läutete den neuerlichen Abstieg der Bäder zu Baden ein, und mit Blick auf die Gegenwart fragt sich, ob dem Bäderquartier mit dem Neubau von Stararchitekt Mario Botta eine Renaissance bevorsteht.
1815 stellte David Hess das Manuskript der «Badenfahrt» fertig. Der 586-seitige Band, der sich in der Zentralbibliothek Zürich befindet, beinhaltet die farbigen Bilder mit Ansichten von Baden und seiner Umgebung, die von Hess zusammen mit seinem Sohn Adolf und seinem Schwager Peter Vischer gezeichnet und für die Druckausgabe von Franz Hegi gestochen wurden. Gedruckt wurde das Werk bei der Verlagsbuchhandlung Orell, Füssli & Co. in Zürich. Die Herstellung des Buchs war ein anspruchsvolles Unterfangen und dauerte rund eineinhalb Jahre ab Dezember 1816. Wie aus der Korrespondenz Hess’ mit dem Verlag hervorgeht, sollte das Buch ursprünglich bis im Frühjahr 1817 fertiggestellt werden. Vorgesehen war, das Werk auf 25 Bogen à 24 Seiten zu drucken, wobei wöchentlich mindestens ein Bogen hergestellt werden sollte. Der Verlag wechselte jedoch auf Bogen von 16 Seiten. Wegen des grösseren Formats und knapper Produktionskapazitäten verzögerte sich der Druck. Hess gab im Juli 1817 die letzten Bogen zum Druck frei, das Buch erschien schliesslich 1818. 1924, im Jahr nach dem ersten Badenfahrt-Volksfest in Baden, brachte der Orell-Füssli-Verlag eine Faksimileausgabe der «Badenfahrt» heraus. 1969 veröffentlichte der Baden Verlag eine leicht gekürzte, sprachlich modernisierte Neuausgabe des Buchs. Beide Neuausgaben sind inzwischen vergriffen.
Die vorliegende Neuausgabe geht vom modernisierten Text der Ausgabe von 1969 aus. Während Orthografie und Interpunktion nochmals aktualisiert wurden, sind veraltete Begriffe wie etwa alte Monatsnamen bewusst wieder in den Text aufgenommen worden, um näher am Original zu sein. Lektürehilfe leistet hier ein kurzes Glossar im Anhang. Auch wurden altdeutsche und französische Textpassagen wieder originalsprachlich gesetzt. Bei den Abbildungen orientiert sich die Neuausgabe am Manuskript von David Hess. So erscheinen erstmals die farbigen Originalbilder im Druck. Ebenfalls erstmals in Farbe ist der 1817 von Leonard Schulthess gezeichnete Plan des Bäderquartiers beigelegt. Ergänzt wird der Band um eine kleine Serie illustrierter Aphorismen, «Papp-Figürchen von Amelmehl und Zucker mit Devisen», die nicht aus dem Manuskript in die Erstausgabe übernommen worden war. Zwei Stiche aus der Erstausgabe, für die Ludwig A. Hess die Vorlage gezeichnet hat, stammen nicht aus dem handschriftlichen Manuskript und sind im schwarzweissen Druckoriginal eingefügt. 200 Jahre nach ihrer Entstehung, und pünktlich zur Badenfahrt 2017, ist «Die Badenfahrt» von David Hess damit endlich wieder greifbar.
Baden, April 2017
Alexander Jungo, Bruno Meier
Nachlass David Hess. Zentralbibliothek Zürich, FA David Hess, Nrn. 30/30a/54.
Andrea Schaer, «Die Bäder: 2000 Jahre europäische Badekultur», in: Fabian Furter, Bruno Meier, Andrea Schaer, Ruth Wiederkehr, Stadtgeschichte Baden, Baden 2015,S. 9–92.
David Hess. Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.ch.
Vorwort des Autors
DIE BADENFAHRT
Vorbereitungen
Die Wasserfahrt
Ankunft
Einzug und Einrichtung im Hinterhof
Übersicht aller andern Gasthöfe und Bäder
Die Tagwache
Das Bad
Das Frühstück, nebst einigen Bemerkungen über die Spanischbrötchen
Ein Abschnitt ohne Überschrift
Die Toilette
Vormittagsbesuche
Die Matte
Die Mittagsmahlzeit
Der literarische Nachmittag
Johann Franz Poggio an Nicolo Nicoli aus Baden, im Jahr 1417.
Nachträge aus diesem Zeitalter
Doktor Pantaleon
Michel de Montaigne
Die Badschenkungen
Verbote der Badenfahrten
David François de Merveilleux
Die Zürcher in Baden in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Gesellschaftliches Wesen und Lustbarkeiten der gegenwärtigen Zeit
Spaziergänge
Bruchstücke aus der Geschichte von Baden
Naturrevolutionen
Die Stadt Baden
Das Kloster Wettingen
Die Neige der Kur
Der letzte Tag
BEILAGEN
Über den Ursprung und den Erhitzungsherd der Heilquellen zu Baden
Bittschrift der Frauen von Baden an die acht regierenden Stände
Marc Lescarbots Beschreibung von Baden
Deutsche Attestation allhiesige Würfel betreffend. Anno 1718
POETISCHE ZUGABEN
Siegawyn und Ethelfrieda oder die Entdeckung der warmen Heilquellen zu Thermopolis
Noten zu Siegawyn und Ethelfrieda
BAD-EPIGRAMME
Poetische Spanischbrötchen aus Baden
An den Schröpfer
Papp-Figürchen von Amelmehl und Zucker mit Devisen
Entschuldigung
Rabelais’verwünschte Viertelstunde
Glossar
David Hess. Selbstporträt, zwischen 1800 und 1820.
Dieses Buch ist allen Kurgästen in Baden gewidmet. Wenn es regnet oder wenn sie sonst Langeweile haben, können sie sich damit – vielleicht nicht ganz ohne Nutzen – unterhalten, indem sie darin, mit Ausnahme der medizinischen Artikel, das Wichtigste von demjenigen beisammen finden, was über Baden in manchen frühern, entweder nicht mehr häufig vorhandenen oder ihrer Form wegen für den jetzigen Geschmack nicht mehr ganz passenden Werken zerstreut ist.
Eine Gegend, welche von der Natur mit so wohltätigen Heilquellen ausgestattet und so mannigfaltige Erinnerungen an die Vergangenheit aufzuwecken geeignet ist, verdient, immer neu betrachtet zu werden. Nachdem ich durch des Arztes Machtgebot zu grossem Gewinn für meine Gesundheit wiederholt dahin gesandt, ein früheres Vorurteil gegen die in den Bädern zu Baden übliche Lebensweise mit freudiger Überzeugung beseitigt hatte, fand ich die sonst gemiedenen Gegenstände bei summarischer Übersicht so gehaltreich, dass dieselben zu beschreiben nicht nur ein Sühnopfer, sondern selbst eine Quelle des Genusses für mich ward. Und so begann und vollendete ich mit grosser Liebe mein Unternehmen, etwas möglichst Vollständiges aufzustellen. Ich habe über alles Vergangene in Biblioteken und Archiven, über alles jetzt Bestehende an Ort und Stelle selbst gewissenhaft gesammelt und endlich eine solche Menge von Materialien zusammengebracht, dass, wenn auch viele derselben unbenutzt beiseite gelegt wurden, dieser Band doch viel zu stark angeschwollen ist, um auf einen Platz in den Strickbeuteln der Frauenzimmer Anspruch machen zu dürfen, und mir nicht grundlos vorgeworfen werden könnte, Voltaires Warnung, «le secret d’ennuyer est celui de tout dire», nicht genug beherzigt zu haben.
Über die Anordnung und Einkleidung des aufgefassten Stoffes, über das, was von dem Meinigen hinzugekommen ist, über die geäusserten empirischen Ansichten wissenschaftlicher Gegenstände muss ich, als Nichtgelehrter, die Meister der Kunst vorzüglich aber über den Umstand um Nachsicht bitten, dass ich mich verleiten liess, mit Bruchstücken aus der allgemeinen Schweizergeschichte die besondere Geschichte von Baden wie mit einem breiten, ungewöhnlich überladenen Rahmen einzufassen. Dies musste zum Teil geschehen, weil die letztere ganz in jene verflochten ist und aus derselben hervorging. Zum Teil meinte ich, manchen mit diesem Literaturzweige weniger vertrauten Lesern den Faden der Begebenheiten und ihrer wechselseitigen Beziehungen vermittelst einer, wenn auch nicht überall zusammenhängenden, doch an einzelnen Stellen ausführlicher gemalten Bilderreihe gemächlicher und sicherer als durch blosses Hinweisen auf Jahrund Seitenzahlen grösserer Werke an die Hand zu geben. Ebenso glaube ich, ehrlicher gehandelt zu haben, indem ich alles, was Poggio, Pantaleon und Montaigne über die zu ihrer Zeit in Baden herrschenden Sitten und Bräuche geschrieben, selbst das, was Merveilleux davon aufgeschnitten hat, unverändert und ganz abdrucken liess, als wenn ich diesen meinen Vorgängern ihre besten Federn weggepflückt, anders zugestutzt und meine Beschreibungen damit verziert hätte. Überhaupt dachte ich bei meiner Arbeit weder an die Gelehrten noch an ein grösseres Publikum. Ursprünglich bloss für meine eigene Belehrung entworfen, war sie auch in der Folge nur für Freunde bestimmt, daher ich durchgehends meiner Laune die Zügel schiessen liess. Weil nun aber gefunden wird, diese Blätter könnten als Zeitvertreib noch vielen andern Leuten dienen, welche sich alle Jahre mehrere Wochen in Baden aufhalten, ohne mit den Eigentümlichkeiten dieses merkwürdigen Thales und mit den vielfältigen wichtigen Ereignissen, welche früher darin stattfanden, näher bekannt zu sein, so gebe ich mein Buch mit allen seinen Weitschweifigkeiten, Absprüngen von der Hauptmaterie, Verbindungsfehlern und Stilnachlässigkeiten ebenso anspruchslos im Druck heraus, wie ich meinen Freunden dasselbe in der Handschrift mitteilte, an der ich umso weniger ändern möchte, als ich mir bewusst bin, überall nur die Wahrheit gesucht zu haben.
Was hie und da etwas frei gesagt sein mag, kam dennoch immer aus wohlwollendem, arglosem Gemüth und dürfte vielleicht auch längst gewünschte Verbesserungen mit bewirken helfen, welche dem Zeitbedürfnis angemessen wären und wozu sich guter Wille bereits zu regen beginnt. Kleine satirische Ausfälle wird man mir hoffentlich am wenigsten verargen, weil Lustigkeit und Lachen mit zu einer guten Kur gehören. Ein Körnchen Salz würzt jedes Gericht; die Natur selbst bietet uns dasselbe reichlich in Badens sprudelnden Quellen.
Beckenhof bei Zürich, im Heumonat 1817
D. H.
Es heisst, vor Zeiten habe in Zürich jeder Bräutigam seiner Braut im Ehekontrakt versprechen müssen, sie alle Jahre einmal in die Bäder von Baden zu führen. Es mag etwas an dieser Sage wahr sein. Nach der Reformation waren die Sitten so streng, dass junge Leute beinahe keine andere Gelegenheit fanden, sich recht lustig zu machen als in Baden, wo von jeher die Freude ihren Tempel zu haben schien und wo man sich derselben ungescheut überlassen durfte.
Die Zeiten haben sich gemildert. Man darf sich auch in Zürich den Genuss geselliger Vergnügungen frei erlauben, Ehekontrakte sind im Allgemeinen nicht mehr üblich; allein man geht doch immer gern und oft nach Baden.
Der Sommer ist gekommen. Man fühlt das Bedürfnis nach Veränderung, man will von Geschäften ausruhen, man hat sich von einer Winterkrankheit zu erholen. Baden liegt so nahe, man fragt den Arzt, ob die Bäder wohlbekommen könnten? Dieser gibt meistens seine Zustimmung. Er muss oft froh sein, sich hypochondrische Patienten vom Halse schaffen und an die Natur verweisen zu können. Er liest den Wunsch in den Augen der jungen Frau, er will für gern gefällig sein. Ja, ja!, heisst es: Gewiss werden die Bäder wohlbekommen. Die Frau bedarf ihrer ganz besonders. Der Herr wird darin von seinen rheumatischen Schmerzen genesen. Das jüngste Kind hat noch schwache Beine, das Bad wird sie stärken. Der Knabe hat auch schon Anlagen zu Gliederschmerzen, er hat sich jüngst erkältet. Da die Gelegenheit vorhanden ist, muss sie benutzt, er muss auch mitgenommen werden.
Aber das älteste Mädchen ist so stille. Es ist nicht krank gewesen, es bedarf keiner Stärkung. Was fehlt ihm denn? Es möchte eben auch mit, und sollte das gute Kind allein zu Hause bleiben? Gewiss nicht, es soll auch mitkommen! Und das Mädchen springt hoch auf vor Freude und klopft jubelnd in die Hände.
Plötzlich erinnert man sich, die Stubenmagd habe seit der letzten Wäsche eine geschwollene Hand. Könnte sie nicht auch baden? Ja, ja, sie soll auch baden. Aber dann kann sie die Herrschaft nicht bedienen? Freilich kann sie’s dann nicht. Man nimmt also auch die Köchin mit, man kann die Köchin nicht entbehren. Und so geschieht es oft, dass am Ende einer solchen Beratung die ganze Haushaltung auf dem Verzeichnis der Reisegesellschaft steht.
Vor Zeiten pflegte man sich mit Laxieren und Purgieren systematisch auf die Kur vorzubereiten und Manna und Senesblätter mussten notwendig allen Badekandidaten das Bauchgrimmen verursacht haben, bevor sie sich auf die Fahrt zu begeben wagten. Heutzutage nimmt man es damit nicht mehr so genau.
Es werden Briefe mit den Badwirten gewechselt. Nach vielem Hin- und Herschreiben findet sich endlich das gewünschte Gemach, es ist bestellt. Bis zur Abreise gibt es noch vieles zu ordnen und zu bereiten, und die Kinder sprechen und träumen von nichts als von Baden und von den Herrlichkeiten, die dort auf sie warten.
Allein je näher der zur Abreise bestimmte Tag heranrückt, desto auffallender zeigt sich die Unmöglichkeit, alles, was mit soll an Menschen und Gerätschaft, in einen einzigen Wagen zusammenzupferchen. Entweder muss man also zwei Wagen mieten, und das kostet viel Geld, oder man benutzt die wohlfeilere Gelegenheit, die sich im Sommer wöchentlich mehrere Male bietet, im Schiff nach Baden zu fahren.
Ich bin oft dahin gereist, im Wagen, zu Pferd und zu Fuss, aber nie so angenehm, nie so schnell wie im Schiff. Ich rate demnach jeder zahlreichen Gesellschaft, mit allem Gepäck bei günstigem Wetter auf der Limmat1 nach Baden zu fahren, und zwar nicht in einem eigens gemieteten Nachen, wie vornehme Leute etwa hinabzureisen pflegen, die an keine bestimmte Stunde gebunden sein und sich nicht unter allerlei Volk mischen mögen, sondern im öffentlichen Schiff, wo für 16 Schillinge und ein kleines Trinkgeld einsitzen kann, wer will.
Diese Schiffe sind freilich keine Coches d’eau, keine Treckschuiten, keine Jachten. Es sind lange, schmale, gebrechliche Dinger, auf denen man sich dem reissenden Strome preisgibt. Man heisst sie Weidlinge wegen der Schnelligkeit, mit der sie fortschwimmen.2 Englische Seeoffiziere, welche die Welt umsegelt hatten, weigerten sich oft, ihr Leben an solche drei Bretter zu wagen. Lange Gewohnheit macht den Zürcher kühn; sorglos setzt er sich mit seinen Geliebten ein und vertraut seinen Göttern.
An verschiedenen Tagen fahren diese Schiffe im Sommer nach Baden. Am meisten aber sind die besetzt, welche am Sonnabend in der Mittagsstunde abgehn. Von der Hitze hat man nichts zu fürchten, auf dem Wasser ist ein ewiges Spiel von kühlen Lüften. Um die Zeit der Zurzachermesse, welche mit der Kurzeit zusammentrifft, ist der Andrang der Reiselustigen beträchtlich. Viele junge Leute wollen über den Sonntag ihre Bekannten im Bad besuchen und dem Staadhofball beiwohnen; sie reisen auch mit dem Schiff. Nebst den vielen Kisten und Ballen und Reisesäcken, die vorn und hinten aufgetürmt werden, finden zwei bis 36 Personen Platz in einem solchen Nachen. An schönen Sonnabenden werden zwei bis drei derselben erfordert, die Leute alle aufzunehmen, welche vor der Wohnung des Schiffmeisters oder an der Landveste unten an der Rosengasse auf die Abfahrt harren.
Der Schiffsmeister hat Lebensart, er weiss zu unterscheiden. Zuerst schiebt er den Pöbel von Krämern und Juden, die nach Zurzach wollen, dann Bauern, Knechte und Mägde der Badgesellschaften und die simplen Passagiere3 vor, weist ihnen ihre Plätze an, und nur zuletzt fördert er die vornehmen Herren und Damen auf die hintersten Sitze, hinter welchen er gewöhnlich selbst das Steuer führt, von wo aus man die ganze Schiffsgesellschaft übersehen kann und wo man auch bei der Fahrt durch den Kessel weniger von den plätschernden Wellen bespritzt wird.
Eine Menge Zuschauer steht auf der Landveste. Verwandte und Bekannte der Abfahrenden, Neugierige, die das Gewühl herbeilockt, Vorübergehende, die verweilen, bis das Schiff vom Land stösst. Das Ganze ist bei heiterem Wetter ein buntes, fröhliches, malerisches Schauspiel.
Sowie ein Nachen vollgepfropft ist, wird er umgewendet und gegen den Wollenhof gelenkt. Da ergreift ihn die Gewalt des reissenden Stromes. Die Schiffsleute brauchen nicht zu rudern, sie haben genug zu tun, nur immer genau die Richtung zu beobachten, welche das Fahrzeug nehmen soll, um nicht gegen Pfähle und Mauern zu stossen. Sie sind sehr vorsichtig, und dass sie sich nicht etwa vor der Abfahrt berauschen, dafür hat der Schiffsmeister bei Eid und Pflicht und schwerer Verantwortung zu sorgen.
Eine reizendere Wasserreise als diese ist kaum denkbar; sie lässt sich im Kleinen mit der Rheinfahrt von Mainz bis Köln vergleichen. Wie ein Pfeil vom Bogen geschnellt, fliegt der leichte Nachen auf blaulichen Wellen dahin. Die Gegenstände wechseln jede Minute; kaum hat man eine bedeutende Stelle erreicht, so verschwindet sie wieder, verdrängt von einer andern, die das Auge auf sich zieht. Von der Landveste ausgelaufen, befindet man sich schon im Hui an der Spitze des Ötenbachergartens bei der Papiermühle, wo am Abend des 22. Heumonats 1350 vor der Mordnacht der besonnene Fischer Bachs den verräterischen Grafen von Toggenburg mit seinen beiden Gefährten in die Fluten versenkte und sich dann von seiner Obrigkeit die silbernen Panzerschuppen der von ihm in der Reuse gefangenen Fische zur Belohnung erbat. Nicht vergebens heisst diese Stromgegend die Schnelle. Man hat sich kaum bedacht, so ist man schon unterm langen Steg dahin und schwebt längs den schattigen Lindengängen des Schützenplatzes, an dessen Spitze der Sihlstrom sich mit seiner jugendlichen Braut, der Limmat, vermählt. Ade, Zürich!
Wer etwa dort oben im Beckenhofunter dem dunklen Kastaniengewölb eine befreundete Gestalt erblickt, winkt wohl mit weissem Tuch hinauf. Aber kaum hat man den Gegengruss aufgefangen, so ist der Beckenhof verschwunden, und wie das Leben im Zauberstrahl der Jugend eilt der Nachen weiter und weiter, vorbei an schönen Fabrikgebäuden, die rechts und links am Ufer stehen, wo Kattun gedruckt, geklopft und in der Limmat reingewaschen wird.
Der Kirchturm von Wipkingen, der aus Obstbäumen hervorragt, ist schon hinter uns. Links zeigt sich der Hardturm, früher auch Schwedenturm genannt, wo vor Zeiten eine Brücke stand, deren Zoll den Freiherren von Regensberg gehört hatte. Als am 24. Heumonat 1343 die angeschwollene Limmat den Gasthof zum Schwert und mehrere Mühlen aus Zürich wegschwemmte, zertrümmerten diese die Brücke, und die Regierung verordnete, dass von nun an zwischen dieser Stadt und Baden keine Brücke mehr solle errichtet werden. Als Herzog Albrecht im Jahr 1352 Zürich von der östlichen Seite belagerte und dort wenig ausrichtete, beschloss er, die Stadt von der Sihlseite anzugreifen, und liess zu diesem Ende wieder eine Brücke gegen den Hardturm schlagen. Die Zürcher aber zerstörten dieselbe durch Flösse, welche sie auf der Limmat hinabschwimmen liessen, und seither ist keine mehr hier gestanden. Jetzt stellt in friedlichern Zeiten eine Gesellschaft agronomischer Freunde in dieser Gegend auf zürcherischem Stadtgemeindeboden fellenbergische Experimente an und benutzt den Turm als Landsitz.
Die südliche Seite des anmutigen Hönggerbergs ist auch schon zurückgetreten. Die Kirche von Höngg winkt vergebens auf ihrem Rebhügel, wir haben jetzt nicht Zeit, dort vom Friedhof die herrliche Aussicht zu bewundern. Der Strom zieht uns vorbei an den Getreide- und Pulvermühlen, vorbei an den reizenden Wiesen, Obst- und Weingärten, an schattigen Wäldchen, an Landhäusern und malerischen Hütten unter alten Nussbäumen, von Weiden umzäunt. Da kommen wir an eine Stelle beim Landsreinwuhr, wo die Limmat sich nach links biegt. Es liegen Steine im Wasser, die Wellen schäumen und spritzen. «Ist das der Kessel?», rufen die Kinder. Aber sie haben kaum gefragt, sind wir schon vorbei. Es war nur ein Vorspiel dessen, was weiter unten auf uns wartet.
Dort strebt ein Türmchen auf klösterlichen Dächern empor.93 Hier ist das Fahr. Hier wohnen die armen blassen Nonnen und beten und singen und sticken und tändeln ihr freudloses Leben dahin. Nur an seltenen Festtagen und wenn sie etwa zur Ader gelassen haben, ist ihnen vergönnt, sich im Freien zu ergehen und am Ufer des Flusses unter ihren Fruchtbaumalleen an der Seite eines gefälligen Propstes oder Beichtvaters zu lustwandeln. Ach, es ist ihnen wohl besser, dass sie das fröhliche Leben nicht sehen, das so rasch auf tanzenden Fluten vorüberschwebt, weil sie doch nicht mit uns nach Baden fahren, sich nicht mit uns erlustigen dürfen und verurteilt sind, auf der gleichen Stelle zu harren, in stiller Betrachtung, in heimlicher Sehnsucht, in trostlosem Leiden, bis der himmlische Bräutigam kommt, sie aus dem Kerker zu erlösen.
So schnell zieht uns die Limmat fort, dass wir über dieser wehmütigen Erinnerung an die guten Nonnen versäumten, die Stelle zu bemerken, wo unten am Kloster einst das Städtchen Glanzenberg stand, das der listige und tapfere Graf Rudolf von Habsburg als Hauptmann der Zürcher im Jahr 1268 eroberte und verbrannte. Man entdeckt unter wildem Gesträuch noch Spuren von dem verschütteten Gemäuer. In dieser Gegend hat vor ungefähr 20 Jahren ein ausgewanderter französischer Bernhardinermönch, der nebst zwei anderen Geistlichen bei den Nonnen eine Zuflucht gefunden, aus Dankbarkeit und zum Zeitvertreib ganz allein und ohne Gehilfen eine lange Strasse über die Klostergüter gebaut, mit Kies überführt und mit nützlichen Kirschbäumen eingefasst. Seine beiden Gefährten, weniger emsig, beteten fast immer und standen dafür bei den Nonnen in höherem Ansehen. Nach Verfluss einiger Jahre kehrten alle drei in ihr Vaterland zurück. Die Erinnerung an die müssigen Beter ist erloschen, indes der Arbeitsame sich selbst ein bleibendes Denkmal gestiftet. Das war doch einmal ein nützlicher Emigrant!
Hier beginnt das Wasser etwas ruhiger zu fliessen, die Gegend wird allmählich flacher, der breitere Strom nimmt in seine kühlen Arme mehrere kleine Inselchen auf, die mit Weidengestrüpp bewachsen sind, und wir können mit Musse den Punkt betrachten, wo im Jahr 1799 der französische Feldherr Massena am 25. Herbstmonat bei Dietikon eine Schiffsbrücke über die Limmat schlug, die Russen auf dem rechten Ufer überfiel, wie eine verheerende Lawine sich wieder über die Stellungen verbreitete, die er am 6. Brachmonat, von den Österreichern bedrängt, verlassen hatte, und dann durch die berühmte zweitägige Schlacht bei Zürich das Schicksal von Europa zugunsten seiner räuberischen Regierung wieder für mehrere Jahre entschied. Rechts im Niederholz liegen viele Hundert Russen begraben, welche zu schwach und des Krieges mit den leichtfüssigen Franzosen noch nicht kundig, beim ersten Anlauf den Tod fanden. Indes der Nachen sanfter dahingleitet, kann man sich gemächlich umsehen und rückwärts auf den alten Uto blicken, welcher von hier aus, im Profil gesehen, seine bedeutende Form ganz verloren hat und als eine mässige Anhöhe erscheint. Die waldbewachsenen Hügel und Berge zur Rechten wechseln in mannigfaltigen Abstufungen, indes die Aussicht zur Linken weniger malerisch ist. Die Schiffsleute erlauben sich, hier ein bescheidenes Gläschen des mitgenommenen Weins zu trinken, und die Frauenzimmer packen Äpfel und Weggen aus ihren Arbeitsbeuteln und geben den Kindern zu naschen.
Aber bald nachdem man bei Oetwil an der grössten Limmatinsel vorbeigekommen, beginnt das Wasser wieder eilfertiger, das linke Ufer romantischer zu werden. Die Führer ergreifen die Ruder wieder und verdoppeln ihre Achtsamkeit. Höflich ersucht der Schiffsmeister die Damen, welche etwa ihre Sonnenschirme offen haben, sie niederzulegen, damit er ungehindert die gefährlicher werdende Fahrt lenken könne. Dort oben glänzt auf sonnigen Weinhügeln die Würenloser Trotte, ein schönes lustiges Gebäude mit einem Wohnboden. Warum dieses auf den reizendsten Punkt hingestellte Haus vom Pöbel das Narrenhaus genannt wird, habe ich nicht erfahren können. Im Herbst beziehen und lassen die Wettingermönche dort ihren Weinzehnten keltern.
«Wir sind am Kessel! Da ist der Kessel!», ruft einer dem andern zu. Die Kinder kreischen auf; sie haben so viel von den Gefahren des Kessels gehört, dass sie furchtsam sich an die Mutter drängen und anklammern und wähnen, schon in der nächsten Minute vom gähnenden Rachen eines nasskalten Todes verschlungen zu werden. Ist etwa ein artiges, ängstliches Bernermädchen mitten im Schiff, dem auch vor dem schrecklichen Kessel graut, und sitzt vielleicht ein junger Herr neben dem zagenden Kinde, wer wollte es ihm verargen, wenn er sich flugs entblödet, schützend und tröstend den Arm um die schlanke Gestalt zu schlingen, bis die Charybdis bezwungen ist? Die Wellen schlagen wie mit Hämmern an die Bodenplanken des Schiffes, heben es ein paarmal auf, lassen es wieder sinken, bespritzen die Reisenden, welche vorn sitzen ein wenig im Fliehen. Es sind zwei Augenblicke, und sogleich schwimmt der Nachen wieder so sanft wie zuvor dahin – der Zorn des Flussgottes hat sich gelegt, die Gefahr ist überstanden und die Furchtsamsten sind die Ersten, welche über ihre vergebliche Angst lachen.
Was ist denn dieser Kessel, von dem so viel Abenteuerliches erzählt wird? Ein paar grosse Felsbrocken ragen aus dem Wasser hervor, an welchen sich die Wellen mit Ungestüm brechen, der Fluss biegt sich plötzlich nach links und bildet beinahe einen rechten Winkel, das ist alles. Freilich muss der Schiffer genau den Punkt kennen, wo er sicher hindurch kann. Kundigen und nüchternen Fahrleuten ist noch nie ein Unglück begegnet. Im Winter, bei niederem Wasserstand, könnten die Steine ohne grossen Aufwand weggesprengt werden; allein, fast wäre es schade, denn es gibt immer Spass im Schiff, wenn es auf diesen Punkt kommt.
Indes vom Kessel geschwatzt wird, sind wir schon bedeutend weiter geschwommen, denn der Strom – wie das Genie nach bezwungenen Hindernissen – ist wieder in vollem Zug und reisst uns unaufhaltsam mit sich fort. Die schroffen Ufer drängen ihn enger zusammen und verdoppeln seine Schnellkraft. Die Gegend wird wilder. Weisse Möwen und Fischreiher fliegen durch die blaue Luft und lauern auf Raub.
Wir begegnen einigen Nachen, welche von den Schiffern mühsam stromaufwärts gestossen werden, weil die Beschaffenheit der Ufer die Veranstaltung von Reckwegen unmöglich macht. Die armen Leute schwitzen und stöhnen bei ihrem sauren Geschäft. Wenn sie drei Ruderlängen vorwärts gestrebt sind, reisst sie das Wasser wieder um zwei rückwärts. Sie sind gestern in zwei Stunden von Zürich nach Baden gefahren, jetzt brauchen sie bei grossem Wasser wenigstens 18 Stunden, um sich wieder nach Zürich hinauf zu arbeiten. Es geht ihnen wie tausend Menschen, denen, verwöhnt durch eine fröhliche, sorgenfreie Jugend, der Kampf mit den Wogen des Schicksals im Alter doppelt beschwerlich wird. Sie erreichen den Hafen der Ruhe nur spät und müde, um sich da entkräftet wieder zu finden, von wannen sie rüstig und hoffnungsvoll ausgelaufen sind.
Nun zeigt das Kloster Wettingen seine veralteten Mauern. Der Anblick von Ruinen abgebrannter Wirtschaftsgebäude ist wenig anziehend, und der Vorübereilende ahnt kaum, wie behaglich sich im Innern des Gotteshauses bei den wackeren Zisterziensern leben lässt. Der Protestant muss wie der Katholik vor diesem Gehöfte sich zu einem Bückling bequemen, um nicht mit dem Kopf an das dicke Tau zu stossen, welches, von einem Ufer zum andern gespannt, eine fliegende Brücke hin- und herlenkt.
Unter dem Kloster windet sich der gedrängte Fluss durch gelbliche Klippen. Seine Gewalt hat sie platt gewaschen und unterhöhlt.
Noch eine Weile, und indem wir in grünen Umgebungen rechts einbiegen, sehen wir auf hohen Felsen die Trümmer des alten Schlosses. Dann erscheint das Türmchen der Kapuzinerkirche, der Turm des Bruggertors, und endlich ragt aus den Häusermassen der Stadt Baden das bunte Schieferdach des Kirchturms empor, welchen die Kinder den Krälleliturm heissen. Rasch geht es am neuen Schloss unter der schönen Brücke weg, zum Glück so schnell, dass wir die hässliche Hinterseite alter Wohnungen nicht genauer unterscheiden können; vorüber am Schützen- und Komödienhaus, nach welchem hinauf die Kinder mit Sehnsucht blicken, vorüber an der heiteren reformierten Kirche, der Öltrotte und der bescheidenen Verenakapelle – und da breiten die Bäder sich auf beiden Ufern vor uns aus. Wir sind da. Willkommen in Baden!
Auf der mit Pappeln bepflanzten Terrasse unter der Anfurt haben schon lang viele Leute auf die Schiffe gewartet. Da erblickt man geputzte Frauenzimmer mit Sonnenschirmen und bunten Tüchern, Herren und Kinder, Bauern und Gesinde. Sie harren alle auf Verwandte und Freunde, die auf Besuch kommen sollen, oder auf Briefe, oder auf mancherlei notwendige Dinge, die man in Baden für kein Geld bekommen kann und sich von Zürich verschreiben muss.
Tanzlustige Schönheiten, welche unter dem Vorwand, Nachrichten von zu Hause zu erhalten, ans Ufer mitgekommen sind, mustern mit neugierigen Blicken die Schiffsgesellschaft und spähen, ob ihre Lieblingstänzer Wort gehalten und sich zum Staadhofball einfinden. Wie glücklich, wenn das sehnende Herz doch nicht vergebens pochte!
Badwäscher, Landjäger und kleine Jungen stehen am Landungsplatz, das Gepäck der Ankommenden in Empfang zu nehmen und an Ort und Stelle zu befördern. Kaum hat die Spitze des Nachens das Ufer berührt, so krabbelt alles darin durcheinander, jeder will zuerst hinaus. Es dauert eine gute Weile bis der Schiffsmeister bezahlt und der Ballast herausgehoben ist. Dann sucht jeder seine Wohnung, und die Menschenmenge verteilt sich in die verschiedenen Höfe und Häuser. Auf der rechten Uferseite in den Kleinen Bädern kehren wir nicht ein; selten wird jemand aus den höheren Ständen dorthin verschlagen, der die Kur durchaus brauchen soll und in den Grossen Bädern keinen Platz mehr fand.
Von der Anfurt gegen die Stadt.
Wir haben im Hinterhof bestellt und wollen uns erst dort einrichten, bevor wir alles Übrige in Augenschein nehmen.
Wer den im Hinterhof einquartierten, mit Neugier behafteten Damen eine Freude machen will, sollte eigentlich im Wagen ankommen. Sowie ein Fuhrwerk durchs Tor rollt, gehen überall die Fenster auf. Die Köpfe, wenn auch mit unvollendetem Lockenbau, streben auf verlängerten Hälsen hervor. Die oft mit Gläsern bewaffneten Augen begrüssen, je nach dem Gegenstand, mit freundlichen oder feindlichen Salven die Ankömmlinge, welche durch die Spiessrutengasse der spähenden Blicke ihren Einzug halten.
Dieser Heerschau entgehen die, welche im Schiff ankamen und geräuschlos und bescheiden zu Fuss den von mancherlei Gebäuden eingefassten Hof betreten, wenn nicht der polternde Schubkarren, auf welchem der Badwäscher das Gepäck zuführt, oder die Glocke, welche der Kellnerin die Ankunft neuer Gäste meldet, einige Zuschauer ans Fenster lockt.
Freundlich wird man vom Herrn Wirt und seiner Frau empfangen,48 allein die Sorge für die Einrichtung der Gäste überlassen sie der Kellnerin und dem Badwäscher, welche Hauptpersonen sind. Um den Letzteren für sich zu gewinnen, drückt man ihm etwas in die Hand und ist dann auch immer sicher, ordentlich und gefällig bedient zu werden. Man kommt nun in das bestellte Gemach, das, oft nur flüchtig gekehrt, noch mancherlei Spuren seiner letzten Besucher enthält. Ein solches Gemach besteht gewöhnlich aus zwei, drei bis vier Zimmern mit nackten Gipswänden, denn Tapetenluxus ist hier nicht üblich. Dazu gehört eine kleine russige Küche und ein geräumiges Bad. Nur ein paar dieser Wohnungen haben Öfen, Kamine sind nirgends anzutreffen.
Die Gemächer haben, wie bekannt, nebst den dazu abgeteilten Bädern keine Nummern, sondern alle eigene Namen, zum Beispiel das Hölderlein, die Schneckenlaube, das Fälklein, die Herzogenstube, das Friesenbergli, der Kleine und der Grosse König (vor welchen beiden Monarchen ich wegen ihres beträchtlichen Hofstaats von Mäusen eine ehrfurchtsvolle Scheu hege), das Köpflein, das Mühlrad, das Pflüglein und so weiter.
Der im Jahr 1778 aufgeführte, noch jetzt so genannte Neue Bau enthält die bequemsten Wohnungen und ist am regelmässigsten eingerichtet. Dass man in diesem Hause nur aus den schlechtern Gesindekammern auf die blaue fröhliche Limmat und die grünen Rebhügel jenseits sehen kann und die besseren Herrschaftszimmer alle gegen den Hof gerichtet sind, darf wohl nicht getadelt werden, indem diese Unordnung dem Geschmack der meisten Gäste entspricht, welche gern ihre Neugier über die Ab- und Zugehenden mögen walten lassen.
Das in einem gegenüberstehenden Gebäude befindliche Fälklein ist auch besonders empfehlenswert.
Meine Lieblingswohnung liegt am hintersten Ende des Hofes in einem einsamen Gebäude, das die Jahrzahl 1550 am Eingang trägt und die hintere untere Laube heisst. Von allem Geräusch und Zudrang geschieden, kann man nirgends so ungestört wie da seiner Gesundheit und Bequemlichkeit pflegen. Aus den nach Westen gerichteten Fenstern des grossen heiteren Hauptzimmers ruht der Blick im schattigen Grün der Matte aus oder verfolgt die Limmat auf ihrem flüchtigen Zuge bis unter Rieden; und wenn am Abend die Glut der sinkenden Sonne über den Wellen schwebt, ist hier ein wahrer Dichtersitz. Leider schliessen die Türen und Fenster dieser lieblichen, aber veralteten Wohnung schlecht, bei Wind und Regen ist man darin nicht zum Besten aufgehoben, und auch hier treiben die Mäuse gewaltigen Spuk.
Überhaupt ist sehr zu bedauern, dass mit Ausnahme des Neuen Baus die meisten Häuser des Hinterhofes im Laufe der Jahre in allmählichen Verfall geraten sind und auch das darin vorhandene Gerät die Bedürfnisse der Zeit nicht mehr befriedigen. Tische, Stühle und Schränke sind grösstenteils schwerfällig, alt und abgenutzt. In den älteren Zimmern findet man auf den ungeheuren Bettstellen noch nicht überall Matratzen und muss auf erhitzenden Federn und unter einer ähnlich schweren Decke liegen, die wie der Alp auf den Magen drückt. Wenn der Wirt auch den guten Willen zeigt, da wo keine Matratzen sind, aus andern Zimmern welche herbeizuschaffen, so kann er doch einem solchen Wunsch nicht entsprechen, wenn alle Gemächer besetzt sind, und so tut man wohl, seine eigenen Betten mitzubringen, auch Wandschrauben, um Kleidungsstücke daran zu befestigen, einige Bücher Papier, um das Innere der Schränke reinlich zu bekleiden, und Vorlegeschlösser, um seine Wohnung abschliessen zu können, da viele Türen entweder gar keine Schlösser oder statt Schlüsseln nur Drücker zum Wegnehmen haben, welche dem Ein- und Ausgehenden immer nachfallen.
Aus der untern Laube gegen die Matte.
Im Badgewölbe ist zur Bequemlichkeit auch nichts vorhanden als eine alte Bank und an der Mauer ein Rechen mit Pflöcken zum Aufhängen der Wäsche.4
Wenn man den Verfall betrachtet, in welchen der Hinterhof bereits geraten ist, so möchte man wähnen, es fehle dem Besitzer an Mitteln, diese noch jetzt ihrer Lage wegen vorzügliche Anstalt wieder emporzuheben. Das ist aber nicht der Fall, die Sache hat einen ganz anderen Grund:
Der Hinterhof, welcher in den ersten Zeiten der Christenheit der Drei Küngenhof, im Mittelalter der Herzog von Österreich Hof hiess, ward von diesen fürstlichen Eigentümern in ein Hand-, später in ein Erblehen verwandelt. Als im Jahr 1415 die Grafschaft Baden mit allen ihren Rechten und Freiheiten an die Eidgenossen überging, wurden dieselben Eigentümer und Lehensherren dieses Hofes, und mit Zustimmung der übrigen sechs mitregierenden Stände Bern, Luzern, Schwyz, Unterwalden, Zug und Glarus übertrugen Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich auf St. Pelagientag 1434 durch eine noch vorhandene Urkunde dieses Erblehen, Häuser, Bäder, Güter, Mobilien und alles Zubehör an Hans Klingelfuss, Hans Ulrich, seinen Bruder, Margaretha Schwarzmurerin, Ulrich Klingelfussens Tochter, und Clevi Wirz um einen jährlichen und ewigen Zins von 160 Rheinischen Gulden, und zwar unter dem Namen des Schinderhofes, unter welchem derselbe lang bekannt war; nicht etwa, weil unsere Alten vielleicht von einem unbilligen Wirt darin geschunden wurden, sondern nach dem Namen eines früheren Lehenmannes, der Schinder hiess, welches Geschlecht der Stadt Baden längst erloschen ist. In den Leuischen Manuskripten auf der Zürcher Stadtbibliothek wird dieses Lehens auch unter dem Namen Schinderhof gedacht und dabei bemerkt: «Weilen aber diese Expression in delikaten Badeohren etwas zu hart klingt, hat man Hinderhof daraus gemacht.»
Nachdem dieser Schinder- oder Hinterhof als Erblehen aus einer Hand in die andere geraten, kam selbiger endlich durch Heirat in das Geschlecht der Falken an die Familie Dorer, ward nun gar noch in ein Erb-, Mannsund Familienlehen oder Fideikommiss verwandelt und blieb es auch ungeachtet aller Revolutionen bis auf den heutigen Tag. Die Regierung des Kantons Aargau bezieht davon jährlich 240 Gulden Zins.
Der jetzige Besitzer des Hinterhofs hat nur Töchter und keinen Sohn. Nach seinem Tod fällt die ganze Anstalt auf eine andere Linie der Familie, darum kann und mag er weder bauen noch Betten und neues Gerät anschaffen. Das Kapital, welches er auf die nötigsten Verbesserungen verwenden müsste, wäre für seine Kinder grösstenteils verschleudert und käme lachenden Erben zugut. Seit mehreren Jahren wohnt er in der Stadt, wo er sich zur Ruhe gesetzt, und hat die Badwirtschaft einem Tochtermann verpachtet. Sollte dieser bauen und anschaffen? Ich frage, was kann man, ohne unbillig zu sein, von einem Afterlehenmann fordern, welcher die Wirtschaft abgeben muss, sobald der Schwiegervater die Augen schliesst? Jeder Nagel, den er einschlägt, ist für ihn verloren und trägt ihm keinen Zins mehr ein, wenn er von dem Lehen abgezogen ist.5
Das ist der Fall bei jedem Fideikommiss. Alle aufgeklärten Regierungen sollten dergleichen Familienverordnungen, deren Nachteil sich immer im Verfolg der Zeiten zeigt, die lauter Zankäpfel sind und alle Industrie hemmen, ein für allemal verpönen.
Nur teilweise liesse sich schwerlich mehr etwas am Hinterhof erneuern und verschönern, weil wenigstens die älteren Gebäude durch ihre Anlage schon und noch mehr durch ihre Baufälligkeit das daran zu verwendende Geld kaum wert wären. Die herrliche Lage, das kostbare Wasser schreien laut nach einer ganz neuen, von Grund aus veränderten Einrichtung. Dieser Hof hat voraus allen andern den grössten Flächeninhalt und Wasser zu 30 Bädern, welches ebenso gut 40 füllen könnte. Ein reicher Privatmann oder eine Gesellschaft verständiger Aktionäre könnten da eine gute Spekulation machen, wenn sie der Familie Dorer das Lehensrecht abzukaufen trachteten und diese, welche doch über kurz oder lang einmal beträchtliche Bauten unternehmen muss, wenn nicht alles zugrunde gehen soll, würde auch besser bei einem solchen Verkauf fahren. Der Zins des Kaufschillings könnte ja, wenn das Fideikommiss in veränderter Gestalt doch fortdauern müsste, dem Ältesten zufallen, der, aller Sorge über den Hof enthoben, eine wahre Präbende dadurch bekäme. Die Kantonsregierung würde gewiss auch eine solche Spekulation, wodurch die Gebäude neu aufgeführt würden, begünstigen, vielleicht gar ihr Lehensrecht verkaufen, und ganz Baden könnte durch eine solche Wiedergeburt gewinnen.
Ich möchte wohl beim Abbrechen des alten Gebälkes und Gemäuers zugegen sein, es wäre ein lustiger Anblick. Hu, wie würden da am hellen Tag die Fledermäuse emporflattern aus ihren Nestern, in welchen sie seit Jahrhunderten ihr Monopol ausübten! Nur durch grosse, allgemeine Massregeln könnten auch die Mäuse und die Ratten, die Flöhe und Wanzen aus ihren verjährten Schlupfwinkeln ganz vertrieben und ausgerottet werden.
Aber warum gehen denn viele von uns Zürchern doch immer noch gern und oft sogar vorzugsweise in den Hinterhof? Es ist eine alte Gewohnheit. Vor Zeiten, wo alles anders und besser war, wie späterhin gezeigt werden soll, ward der Hinterhof als die geräumigste Badanstalt von allen Leuten besucht, die sich auf ihren Stand und Rang in der Gesellschaft etwas einbildeten. Hierher kamen nur selten Bürger aus den unteren Klassen, man geriet mit ihnen in keinerlei Berührung.
Das Vorurteil dieser alten Standesmässigkeit hat sich zum Teil noch bis auf unsere Zeiten erhalten. Der Adel wohnte von jeher lieber in berühmten, wenn auch engen und zerfallnen Burgen als in neuen, heiteren und gemächlichen Bürgerhäusern. Dann gewähren die vereinzelten, ein abgesondertes Ganzes für eine Familie bildenden Gemächer mit eigener Küche, wo das Frühstück und den ganzen Tag über warmes Wasser nach Belieben bereitet werden kann, die freundliche Nähe der Matte und viele andere kleine Bequemlichkeiten, bei aller Baufälligkeit und dem Mangel an aller Eleganz, bedeutende Vorteile. In keiner der hiesigen Badanstalten kann man so stille leben und seiner Willkür pflegen wie hier. Man richtet sich seine Haushaltung so wohlfeil oder kostspielig ein, als man es wünscht. Da im Hinterhof noch immer die Mehrzahl der Gäste allein speist, so erhält man gerade die verlangte Zahl Gerichte aus der Küche, und dann muss man dem Wirt die Gerechtigkeit widerfahren lassen, dass seine Preise für Zimmer und Lebensunterhalt äusserst billig sind. Für die Bäder wird in Baden nirgends etwas anderes bezahlt als das Trinkgeld, welches man dem Badwäscher am Ende der Kur verabreicht.
Ist man einmal eingerichtet, was jedoch mehrere Stunden erfordert, besonders wenn man eine zahlreiche Haushaltung mitgebracht hat, so sieht man sich gern ein wenig um; und so wollen wir auch eine kleine Runde in der Nachbarschaft machen.
Wenn wir aus dem Tor des Hinterhofes treten, könnten wir sogleich links einbiegen und uns an dem grossen Stein vorbei, unter welchem der dorerische Wassersammler verborgen liegt, nach den öffentlichen Bädern wenden; allein dieser Seitenweg ist ein enges, stinkendes Winkelgässchen, voll Mist und Unrat, eine wahre Gurgelschneide (Coupe-gorge). Wir gehen also lieber auf der Hauptstrasse geradeaus, zwischen dem Grossen und Kleinen Bären.
Diese sind keine himmlischen Gestirne, sondern alte Gebäude wie der Hinterhof, nur nicht so geräumig, und müssen die Gäste darin wie in jedem anderen Wirtshaus nahe beisammen wohnen. Das wohltätige Wasser füllt hier 14 geräumige Bäder, welche, so wie jede Kammer, über die Kurzeit alle besetzt sind. Dieser Gasthof hat von alters her einen guten Ruf. Der jetzige Wirt ist auf bedeutende Verbesserungen bedacht und wird bald die Zahl seiner Bäder noch vermehren. Unter dem Kleinen Bären können keine angebracht werden, und um sich derselben zu bedienen, muss man entweder über eine auf dem zweiten Stock neu angelegte Verbindungsgalerie oder über die Strasse in das Haus zum Grossen Bären gehen. Von hier kommen wir an den Ochsen. Dieses Haus ist nach den beiden grossen Höfen eines der reinlichsten und hat gegenwärtig 13 Bäder. Hier kehrt gewöhnlich die wohlhabende Mittelklasse ein. Auf der Bank an der Strasse sieht man noch wie sonst vor Zeiten überall ehrenfeste Herren und Bürger behaglich sitzen, in schönen geblümten Schlafröcken und feinen weissen Tirolermützen. Schade, dass man in diesem Gasthof überall von Gebäuden umgeben ist und nirgends in die freie Natur hinausblicken kann!
Am Ochsen vorbei biegen wir links durch ein enges, schlecht gepflastertes Gässchen hinab und kommen nun auf den Platz der öffentlichen Bäder. Zur Rechten ist das Haus zur Blume, wo sonst nur wohlhabende Landleute und kleine Bürger einkehrten. Der verständige Wirt hat diesen Gasthof kürzlich erneuert, statt der acht ältern nunmehr 17 wohleingerichtete Bäder angelegt und wird von seinen zweckmässigen Veränderungen bald bedeutenden und wohlverdienten Vorteil ziehen.
An der östlichen Seite des Platzes, hinter dem Freibad, steht der Rabe mit 13 Bädern. In diesem Haus sind ein paar empfehlenswerte, reinliche, äusserst bequeme Zimmer, welche sich vor den übrigen vorzüglich auszeichnen. Bedienung und Tafel sollen hier gut, die Gesellschaft gewöhnlich sehr gemischt sein. Hinter diesem Haus gegen die Limmat sind unter den Ablassrinnen der Bäder seit Jahrhunderten grosse Massen von Badstein entstanden, welche wie Stalaktiten aus dem Wasser emporragen.
Der Flor der verschiedenen Gasthöfe stieg und sank abwechselnd, je nach der Industrie der Wirte. Das Haus zum Raben oder, nach schweizerischer Mundart, Rappen stand in der Mitte des 17. Jahrhunderts in solchem Ruf, dass demselben nach alle Bäder und selbst die Stadt im Buch A Complete System of Geography (London 1767) irrigerweise «Rappen» genannt wurden, und auch in Blainvilles Reisen (Lemgo 1764) «die Bäder von im Rappen» als der einzige Namen aller hiesigen Anstalten angegeben ist.
Hinter dem Verenabade bildet der Gasthof zur Sonne einen rechten Winkel, unter welchem das vorhin erwähnte dunkle, stinkende Gässchen gegen den Hinterhof führt. Wenn das Licht dieser Sonne auch nicht blendend leuchtet, so zieht sie doch viel Wasser, denn hier sind schon seit vielen Jahren 14 Bäder zu finden.
Bevor wir in den Staadhof einkehren, wo so viel zu beobachten ist, dass wir uns etwas lang darin verweilen werden, wollen wir noch erst einen Blick auf die beiden öffentlichen Bäder werfen.
Das Heilige oder Verenabad, ist über seiner Quelle selbst gebaut, und das warme, herrliche Wasser sprudelt unaufhörlich aus den Tiefen der Muttererde in dasselbe herauf. Hier können 80 bis 100 Personen beisammen unentgeltlich baden und das wohltätige Heilmittel für so viele Gebrechen aus den Händen der Natur empfangen. Die erste Einrichtung dieses Bades rührt wahrscheinlich noch von den Römern her.
Observationes philologico-criticae ad varia sacra et profana loca ex antiquitate illustranda