ISBN 978-3-460-44016-6 Taschenausgabe (petrol) mit Gummilitze
ISBN 978-3-460-44017-3 Taschenausgabe Kunstleder (rot) mit Reißverschluss
ISBN 978-3-460-44018-0 Taschenausgabe Kunstleder (blau) mit Reißverschluss
ISBN der E-Book Ausgabe 978-3-460-51007-4
INHALT
Vorwort
Wie Sie sich in diesem E-Book zurechtfinden
DAS ALTE TESTAMENT
DIE FÜNF BÜCHER DES MOSE
Das Buch Genesis
Das Buch Exodus
Das Buch Levitikus
Das Buch Numeri
Das Buch Deuteronomium
DIE BÜCHER DER GESCHICHTE DES VOLKES GOTTES
Das Buch Josua
Das Buch der Richter
Das Buch Rut
DIE SAMUELBÜCHER
Das erste Buch Samuel
Das zweite Buch Samuel
DIE BÜCHER DER KÖNIGE
Das erste Buch der Könige
Das zweite Buch der Könige
DIE BÜCHER DER CHRONIK
Das erste Buch der Chronik
Das zweite Buch der Chronik
DIE BÜCHER ESRA UND NEHEMIA
Das Buch Esra
Das Buch Nehemia
Das Buch Tobit
Das Buch Judit
Das Buch Ester
DIE BÜCHER DER MAKKABÄER
Das erste Buch der Makkabäer
Das zweite Buch der Makkabäer
DIE BÜCHER DER LEHRWEISHEIT UND DIE PSALMEN
Das Buch Ijob
Die Psalmen
Das Buch der Sprichwörter
Das Buch Kohelet
Das Hohelied
Das Buch der Weisheit
Das Buch Jesus Sirach
DIE BÜCHER DER PROPHETEN
Das Buch Jesaja
Das Buch Jeremia
Die Klagelieder
Das Buch Baruch
Das Buch Ezechiel
Das Buch Daniel
DAS ZWÖLFPROPHETENBUCH
Der Prophet Hosea
Der Prophet Joël
Der Prophet Amos
Der Prophet Obadja
Der Prophet Jona
Der Prophet Micha
Der Prophet Nahum
Der Prophet Habakuk
Der Prophet Zefanja
Der Prophet Haggai
Der Prophet Sacharja
Der Prophet Maleachi
DAS NEUE TESTAMENT
DIE EVANGELIEN
Das Evangelium nach Matthäus
Das Evangelium nach Markus
Das Evangelium nach Lukas
Das Evangelium nach Johannes
Die Apostelgeschichte
DIE PAULINISCHEN BRIEFE
Der Brief an die Römer
Der 1. Brief an die Korinther
Der 2. Brief an die Korinther
Der Brief an die Galater
Der Brief an die Epheser
Der Brief an die Philipper
Der Brief an die Kolosser
Der 1. Brief an die Thessalonicher
Der 2. Brief an die Thessalonicher
DIE PASTORALBRIEFE
Der 1. Brief an Timotheus
Der 2. Brief an Timotheus
Der Brief an Titus
Der Brief an Philemon
Der Brief an Die Hebräer
DIE KATHOLISCHEN BRIEFE
Der Brief des Jakobus
Der 1. Brief des Petrus
Der 2. Brief des Petrus
Der 1. Brief des Johannes
Der 2. Brief des Johannes
Der 3. Brief des Johannes
Der Brief des Judas
Die Offenbarung des Johannes
ANHANG
I. DIE EINHEITSÜBERSETZUNG DER HEILIGEN SCHRIFT UND IHRE REVISION – EIN EINFÜHRENDER ÜBERBLICK
II. DIE TEXTGRUNDLAGEN DER EINHEITSÜBERSETZUNG UND IHRER REVISION
III. MAßE, GEWICHTE UND MÜNZEN
IV. KALENDER UND FESTTAGE
V. NAMEN UND BEGRIFFE
VI. KARTEN
VII. ABKÜRZUNGEN
VORWORT
„Nahe ist dir das Wort
in deinem Mund und in deinem Herzen.“
Dtn 30,14 – Röm 10,8
Die Bibel ist ein Buch, das Gottes Wort nahebringt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat es so gesagt: „In der Heiligen Schrift kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf“ (Dei Verbum 21). Die Bibel hat für die ganze Kirche grundlegende Bedeutung. Sie wird im Gottesdienst als „Wort des lebendigen Gottes“ verkündet. Sie ist Richtschnur für die kirchliche Lehre. Sie ist ein starker Antrieb für die Praxis der Nächstenliebe. Viele Menschen schöpfen Kraft aus dem Lesen der Heiligen Schrift. Viele nehmen die Bibel zur Hand, um in besonderen Zeiten eine gute Entscheidung zu treffen. Ohne dass die Bibel im Glauben gelesen würde, bliebe sie Papier und Druckerschwärze. Wer sie aber in dem Geist liest, in dem sie geschrieben wurde, findet zu einer Antwort auf Gottes Wort und wird dann auch anders reden, anders beten, anders denken, fühlen und handeln: voller Glaube, Hoffnung und Liebe. Durch unser Leben wird sie lebendiges Wort Gottes.
Die Bibel erzählt von der großen Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Sie hat zwei Teile, das Alte und das Neue Testament. Das Alte Testament verbindet das Christentum mit dem Judentum. Es erzählt von der Erschaffung der Welt und der Erwählung des Gottesvolkes Israel. Das Neue Testament legt Zeugnis von Jesus Christus ab. Es erzählt, wie das Evangelium von Galiläa aus in der ganzen Welt verkündet wird. Beide Teile der Bibel gehören untrennbar zusammen. Denn es gibt nur einen Gott. Sein Wort hat die Welt erschaffen; in Jesus Christus ist es Fleisch geworden (Joh 1,1–18). Deshalb wird das Neue Testament im Lichte des Alten Testaments und das Alte Testament wird im Lichte des Neuen Testaments gelesen.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat gefordert: „Der Zugang zur Heiligen Schrift muss für die an Christus Glaubenden weit offenstehen“ (Dei Verbum 22). Dieses Anliegen bestimmt auch die vorliegende Neuausgabe der deutschen Einheitsübersetzung. Sie ist zuverlässig und verständlich. Sie lädt alle Menschen ein, sich von Gottes Wort berühren zu lassen und dadurch selbst dem göttlichen Wort ein menschliches Gesicht zu geben.
Allen, die in diesem Buch lesen, wünschen wir ein hörendes Herz.
„Ich hoffe auf den HERRN,
es hofft meine Seele, ich warte auf sein Wort.“
Ps 130,5
Reinhard Kardinal Marx
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Christoph Kardinal Schönborn OP
Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz
Charles Morerod OP
Präsident der Schweizer Bischofskonferenz
Jean-Claude Hollerich SJ
Erzbischof von Luxemburg
Wolfgang Haas
Erzbischof von Vaduz
Jean-Pierre Grallet OFM
Erzbischof von Straßburg
Ivo Muser
Bischof von Bozen-Brixen
Jean-Pierre Delville
Bischof von Lüttich
Wie Sie sich in diesem E-Book zurechtfinden
Wir haben dieses E-Book so gestaltet, dass Sie die Bibel auf möglichst vielen Geräten gut und gerne lesen werden. In dem Wissen, dass jeder Reader, jedes Tablet und jeder Computer Ihnen unterschiedliche Navigationshilfen bietet, möchten wir Ihnen hier ein paar Tipps geben, mit denen Sie schnell zur gesuchten Bibelstelle gelangen können:
•Wir haben das Inhaltsverzeichnis so gestaltet, dass Sie jedes Buch der Bibel anklicken können und darüber entweder direkt zum Beginn des Buches gelangen oder in eine Kapitelübersicht, die Sie wiederum zur gewünschten Textstelle bringt.
•Sie können auch das Inhaltsverzeichnis im Menü Ihres Lesegeräts benutzen. Durch die vielen Bücher der Bibel kann die Navigation hier jedoch beschwerlich sein. Bitte nutzen Sie dann das im E-Book integrierte Inhaltsverzeichnis.
•Wir haben jedes Buch der Bibel mit einer Kapitelübersicht versehen, sofern das Buch aus mehreren Kapiteln besteht. Per Klick auf die Kapitelzahl landen Sie direkt im gewünschten Kapitel. Über die Kapitelübersichten kommen Sie auch jederzeit ins Inhaltsverzeichnis zurück.
•Alle großen Zahlen zu Beginn jedes Kapitels bringen Sie per Klick zurück in die Kapitelübersicht und auf Wunsch von dort zurück in das Hauptinhaltsverzeichnis.
•Es ist hilfreich, das Inhaltsverzeichnis mit einem Lesezeichen zu markieren, sodass Sie von jeder Stelle der Bibel aus ins Inhaltsverzeichnis zurückkehren können. Dazu rufen Sie die Startseite des Inhaltsverzeichnisses auf und klicken oder drücken auf das Lesezeichensymbol, das sich oft in der linken oder rechten oberen Ecke befindet. Danach können Sie immer wieder über das Menü Ihres Lesegeräts dieses gesetzte Lesezeichen auswählen.
•Beim Blättern in der Bibel sehen Sie immer, in welchem Buch und Kapitel Sie sich gerade befinden. Dazu haben wir die Kapitel mit den geläufigen Abkürzungen der Bibelbücher benannt: Zum Beispiel Gen, Kapitel 1 für das erste Kapitel des Buches Genesis.
•Falls Sie dennoch Schwierigkeiten mit der Navigation in dieser Bibel haben, wenden Sie sich gerne an den Verlag. Wir freuen uns über jede Anregung, wie wir dieses E-Book noch besser machen können!
DAS ALTE TESTAMENT
DIE FÜNF BÜCHER DES MOSE
Das Buch Genesis
Das Buch Exodus
Das Buch Levitikus
Das Buch Numeri
Das Buch Deuteronomium
Die fünf Bücher des Mose sind als „Tora“ (Weisung) Gottes das Fundament der Heiligen Schrift im Judentum. Für das Christentum enthalten sie ebenfalls grundlegende Glaubensinhalte.
In der jüdischen Bibel folgen „Propheten“ und andere „Schriften“ als Auslegung der Tora; im Christentum ist die Tora mit den geschichtlichen und prophetischen und weisheitlichen Büchern sowie den Psalmen der erste Teil der Heiligen Schrift.
Die Tora spannt einen durchgehenden Erzählbogen von der Erschaffung der Welt bis zum Tod des Mose. Auf die Erzählungen von der Schöpfung und den ersten Menschen (Gen 1–11) folgt die persönliche Zuwendung Gottes in Form von Verheißungen an Abraham (Gen 12,1–3). Er ist der Urvater des Glaubens an Gott. Die folgenden Geschichten der Erzeltern (Gen 12–36) und von Josef und seinen Brüdern (Gen 37–50) ringen um die Verwirklichung der Verheißungen zahlreicher Nachkommen und eines eigenen Landes. Sie münden in eine Übersiedelung Jakobs mit seinen Söhnen nach Ägypten. Dort wird die Familie zum Volk, das jedoch in Sklaverei gerät. Gott führt das Volk mit seinem Knecht Mose aus dem Sklavenhaus (Ex 1–19) und gibt ihm am Berg Sinai den Dekalog und die Weisung für das Leben im Gelobten Land (Ex 20–40; Levitikus; Num 1–10). Vom Sinai bricht das Volk auf und zieht durch die Wüste an die Schwelle des verheißenen Landes (Num 11–36). Dort, in Moab, östlich des Jordan, hört es als Testament des Mose erneute Weisungen für das Leben im Land (Deuteronomium).
Die Tora endet mit dem Tod des Mose vor dem Einzug Israels ins Gelobte Land, sodass die Frage des Landes eine Triebfeder für die folgenden Erzählungen in den Büchern Josua bis Könige wird. Auch die Gestalt Josuas, des Nachfolgers Moses (Dtn 31,1–8), weist über die Tora hinaus. Die Geschichte Israels und insbesondere das Verhalten der Könige und des Volkes werden nach dem Maßstab der Tora (namentlich des Buches Deuteronomium) beurteilt.
Die Kirchenväter übernehmen die Bezeichnung der alten griechischen Bibel „Pentateuch“ (das fünfteilige Buch). Die fünf Bücher stehen in Beziehung zueinander. Die Bücher Genesis und Deuteronomium bilden einen äußeren Rahmen: In beiden geht es um die Verheißung des Landes und um das Leben darin; beide enden mit einem Segen über die zwölf Söhne (Jakob in Gen 49) bzw. Stämme (Mose in Dtn 33) und mit dem Tod Jakobs bzw. Moses. Die Bücher Exodus und Numeri bilden einen inneren Rahmen: Das Volk Israel zieht von Ägypten durch die Wüste zum Sinai (Ex) und vom Sinai durch die Wüste in das Land Moab (Num); sechs sich entsprechende Angaben zu den Abschnitten des Weges (Ex 12,37; Num 10,12 usw.) beschreiben den Zug zum Sinai und von dort bis in das Land Moab (Num). Beide Bücher behandeln das Pessachfest (Ex 12; Num 9,1–14), das Manna- und Wachtelwunder (Ex 16; Num 11), das Wasser aus dem Felsen (Ex 17; Num 20), die neuen Leitungsaufgaben zur Unterstützung des Mose (Ex 18; Num 11) und vor allem eine beispielhafte Geschichte über den Abfall Israels von dem einen bildlosen Gott und seiner Zuwendung zu anderen Gottheiten (Ex 32: das Goldene Kalb; Num 25: Baal Pegor). Der Bund mit Gott droht zu scheitern, doch Gottes Bereitschaft zur Vergebung und die Fürbitte Moses retten das Volk. Das Buch Levitikus bildet mit der Kultordnung des Heiligtums das Zentrum der Tora; es enthält neben den Weisungen für den Gottesdienst auch Vorschriften für das gute zwischenmenschliche Zusammenleben. In seiner Mitte steht die Gabe der liturgischen Versöhnung mit Gott: der große Versöhnungstag (Jom ha-Kippurim).
Der Pentateuch hat einige auffällige Eigenarten: (1) Es begegnen verschiedene Gottesbezeichnungen: der Eigenname Gottes, der etwa seit dem 5. oder 4. Jh. v. Chr. nicht mehr ausgesprochen wurde und meist durch den Titel HERR ersetzt wird; ferner Elohim, „Gott“. (2) Einzelne Geschichten sind mehrfach anzutreffen mit wechselnden Personen und Orten: z. B. die Gefährdung der Stamm-Mütter (Gen 12; 20; 26). (3) Manche Erzählungen enthalten inhaltliche Spannungen, die nicht ausgeglichen wurden. (4) Die Tora besteht aus verschiedenen Sammlungen von Rechtsvorschriften, die sich ähneln und doch auch markant voneinander abweichen. (5) Sie redet in unterschiedlicher Weise vom Bund Gottes mit Israel und schließlich (6) enthält sie zu etwa gleichen Teilen Erzählungen und Vorschriften. Lange Zeit erklärte man das komplizierte Gefüge der im Pentateuch gesammelten Erzählungen und Rechtsbestimmungen mit Hilfe der Annahme, hier seien vier verschiedene Quellen zu einem Ganzen verwoben worden. Dieses Erklärungsmodell wird heute kaum noch vertreten und es gibt eine Reihe von neuen Vorschlägen, wie der Pentateuch entstanden sein könnte. Einig ist man sich, dass er aus verschiedenen überlieferten Sammlungen zusammengestellt wurde. Dabei waren sowohl Priesterkreise am Jerusalemer Tempel als auch andere, nichtpriesterliche Gruppen beteiligt. Diese vertraten je eigene theologische Sichtweisen. Der Entstehungsprozess kam in der zweiten Hälfte des 5. Jh.s v. Chr. in Jerusalem im Wesentlichen zum Abschluss. In der Mitte des 3. Jh.s v. Chr. übersetzten Juden die Tora zum ersten Mal in eine andere Sprache, das Griechische. Im Judentum und im Christentum betrachtete man durch Jahrhunderte hindurch Mose als den Verfasser des Pentateuch. Man wollte zum Ausdruck bringen, dass der Pentateuch die Weisungen Gottes enthält, die Mose wie ein Prophet von Gott empfing und seinem Volk vermittelte.
Die Tora – der Pentateuch – ist kein Gesetzbuch im klassischen Sinne, denn die Weisungen („Gesetze“) sind in eine Erzählung eingebettet. Sie erhalten ihren vollen Sinn erst durch die Geschichte des Volkes mit seinem Gott, während die Geschichte wiederum einen Weg in die Freiheit erzählt. Die Tora entwirft das Bild einer Gesellschaft, die von Freiheit (Ex 20,2), Gerechtigkeit (Dtn 15,4), Solidarität (Gen 50,18–21) und Liebe (Lev 19,18) geprägt ist und sich mit ganzer Hingabe dem einen und einzigen Gott anvertraut (Dtn 6,4–5); so steht sie unter Gottes Segen (Num 6,22–27).
Der Pentateuch prägt die Hauptinhalte des aus der Bibel erwachsenden Glaubens in vielfältigen literarischen Formen wie Erzählungen, Gebote und Weisungen, Beschreibungen liturgischer Handlungen und Symbole, Bekenntnisse u. a. In seinem Horizont stehen die Sendung und Botschaft Jesu und seiner Jünger. Die neutestamentlichen Verfasser beziehen sich auf den Pentateuch, die Propheten und die anderen Schriften der Bibel Israels, um ihre Botschaft mit Worten der Heiligen Schrift verständlich zu machen. So sind die Gestalten und Inhalte des Pentateuch Quelle und Wurzel des jüdischen und des christlichen Glaubens. Der Islam sieht in der Religion Abrahams das Bekenntnis zum einen und einzigen Gott grundgelegt.
Das Judentum nennt das Buch nach seinem Anfangswort „Bereschit“ (Im Anfang). Der Name „Genesis“ geht auf die griechische und die lateinische Bibelübersetzung zurück und bedeutet „Ursprung, Entstehung“. Beide Bezeichnungen fangen Inhalte des Buches ein: Es handelt von Anfängen und geht Herkünften nach.
Im Buch Genesis (2,4; 4,26) begegnet zum ersten Mal der Gottesname, der im Hebräischen mit den vier Buchstaben JHWH wiedergegeben wird. Seine Aussprache ist nicht endgültig gesichert. Die jüdische Tradition hat schon in biblischer Zeit in Ehrfurcht vor dem Namen Gottes und unter strikter Beachtung des Namensmissbrauchsverbots (Ex 20,7) auf die Aussprache außerhalb der Tempelliturgie verzichtet und liest stattdessen „Adonaj“, „(mein) Herr“. Die griechische und lateinische Übersetzung der Bibel schrieben im Gefolge „kyrios“ bzw. „dominus“ anstelle des Gottesnamens. In diese Tradition stellt sich auch die Einheitsübersetzung, wenn sie „der HERR“ schreibt.
Das Buch besteht aus zwei Hauptteilen. Der erste (1–9) stellt den Ursprung der Welt und des Lebens dar: die Urgeschichte. Der zweite (10–50) zeichnet den Ursprung des Volkes Israel inmitten einer Völkerwelt nach; er ist selbst in zwei Teile untergliedert: die Erzeltern Israels (10–36) und Josef und seine Brüder (37–50).
Die Urgeschichte zeigt, wie die Welt und alles Leben auf Gott als den Schöpfer zurückgehen (Gen 1–2). Der Mensch bringt in der Schöpfung auch Böses und Gewalt hervor (Gen 3–4; 6). Dennoch nimmt Gott ihn und seine Schöpfung an. Am Ende der Fluterzählung garantiert Gott den Fortbestand des Lebens (Gen 8,20–9,17): Nicht noch einmal wird ein Gericht wie die Flut die ganze Welt erreichen. Da der Mensch als Gottes Bild erschaffen ist (Gen 1,26–27; 5,1–3; 9,6), haben jeder Mann und jede Frau eine von Gott gegebene Würde.
Im zweiten Hauptteil wird der Ursprung des Volkes Israel inmitten der Völker mit ihren Sprachen (Gen 10,1–11,9) in einer Reihe von Familiengeschichten entfaltet. Die Erzeltern erhalten mehrfach Gottes Verheißungen, dass sie zu einem großen Volk mit eigenem Land werden (z. B. Gen 13,14–16). Auch wenn sich diese innerhalb des Buches noch nicht erfüllen, orientiert sich Gott doch daran, wenn er die Familien lenkt und auf ihren Wegen führt. Israel geht damit auf Gottes Initiative zurück und steht für immer unter seinen Zusagen. Gott holt schon mit Abraham das künftige Israel in seinen Bund, den Israel durch die Beschneidung der männlichen Nachkommen annimmt (Gen 17). Die künftigen Strukturen werden vorgezeichnet, wenn Jakob den Ehrennamen Israel bekommt (32,28; 35,10) und seine Söhne zu den Ahnvätern der zwölf Stämme werden. Israel steht in Verwandtschaft zu weiteren Völkern (Gen 36), die nach und nach hinzukommen. Es bekommt eine Aufgabe unter den Völkern und soll ihnen zum Segen (Gen 12,1–3) und vor Gott ihr Anwalt sein (18,16–33).
Die Kap. 37–50 gehen dem Konflikt zwischen Josef und seinen Brüdern nach und zeigen dessen Lösung in einem langen Weg zur Versöhnung auf.
Die Entstehungszeit des Buches Genesis liegt vermutlich im Zeitraum vom 7. bis 4. Jh. v. Chr. Jeweils aktuell anstehende Fragen zur Gestalt des Gottesvolkes, zu seiner Rolle unter den Völkern und zur Schöpfungstheologie gaben Impulse, Teile des Buches zu verfassen. Dieses ist so in einzelnen Schritten und durch verschiedene Beiträge entstanden, die ihre je eigenen Erzähltraditionen verarbeiteten. Auf diese Weise kamen auch Spannungen zustande, wie man sie etwa zwischen den Erzählungen von der Erschaffung des Menschen in Gen 1,26–28 und in Gen 2,5–7.18–25 erkennen kann. Heutzutage gibt es keine einheitliche Auffassung darüber, wie die Etappen der Buchentstehung konkret ausgesehen haben. Nur so viel scheint festzustehen: Wer immer in einer späten Phase die einzelnen Beiträge sichtete oder zusammenfügte, dürfte sie gezielt in eine Endgestalt gebracht haben.
In das Buch Genesis sind auch Erzählstoffe eingeflossen, die andere Kulturen vorgeprägt hatten. Ein Musterbeispiel ist die Erzählung von der Flut (Gen 6,5–9,17), die mit der Abfolge: Schöpfung des Kosmos und des Menschen – Verfehlung des Menschen – Strafe durch die Flut eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu einem mesopotamischen Vorbild aus dem 2. Jt. v. Chr. aufweist.