Ich sitze hier und trinke mein gutes Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine.
Martin Luther
Rezepte & Mehr
ISBN 978-3-89798-520-9
eISBN 978-3-89798-609-1
© BuchVerlag für die Frau GmbH, Leipzig 2017
Bildnachweis: S. 125
Einband, Satz, Typografie: Catharina Ende
www.buchverlag-fuer-die-frau.de
Dunkle Vergangenheit
Eine lange Geschichte
Ein neuer Anfang
Ein Original überzeugt
Was das Schwarze so besonders macht
Schwarze Vielfalt
Genuss ohne Reue
Schwarzbier in der Küche
Dunkle Anziehung
REZEPTE mit Schwarzbier
Schwarze Kostproben: Vorspeisen und Snacks
Schwarz & deftig: Hauptgerichte
Schwarze Versuchung: Desserts & Getränke
»Schwarz-Handel«
Rezeptverzeichnis
Luther soll seiner Katharina auch deshalb verfallen gewesen sein, weil sie es verstand, ein hervorragendes Bier zu brauen. So zumindest will es die Legende. Auch Goethe war nicht nur Wein, Weib und Gesang zugetan: Einem Krug kühlen Bieres konnte er schwer widerstehen. Ob allerdings seine Christiane in der Weimarer Küche ebenfalls braute, lässt sich nicht mehr so recht ermitteln. Nachweisbar allerdings ist, dass über Jahrhunderte das Brauen des beliebten Getränkes fest in Frauenhänden lag. Noch 1439 arbeiteten zum Beispiel in Oxford mehr Frauen als Männer im Braugewerbe. Bis, ja nun, die Braumönche nicht länger die einträgliche Einnahmequelle teilen wollten und weibliche Braukunst als Hexerei und Teufelswerk brandmarkten. Vielleicht nicht einmal zu Unrecht: Tollkirschen, Schlafmohn oder Bilsenkraut, selbst Fliegenpilze waren zu jener Zeit beliebte Zusätze, selbstverständlich mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Dabei machten die Herren es nicht anders als ihre weiblichen Konkurrentinnen und rührten außer Gerste, Malz und Wasser noch mancherlei Seltsames in den Brautrog. Erst das Reinheitsgebot der bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. vom 23. April 1516 schob diesem Treiben – zumindest in deutschen Landen – einen Riegel vor.
Gesetze zum Thema Bier hatten sich die Menschen allerdings schon seit Jahrtausenden gegeben. Forscher vermuten, dass ein bierähnliches Getränk bereits in der Jungsteinzeit, also etwa 10 000 Jahre v. Chr., getrunken wurde. Tausende Jahre später gaben sich die Sumerer im Codex Hammurapi (1 700 v. Chr.) auch die älteste überlieferte Bierschankordnung der Welt. Und dabei waren sie keinesfalls zimperlich: Die Wirtin, die sich ihr Bier nicht in Gerste, sondern in Silber bezahlen lässt, oder die minderwertiges Bier ausschänkt, wird ertränkt. Eine Priesterin, die ein Bierhaus aufsucht oder gar ein solches eröffnet, wird verbrannt. Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränkt oder so lange mit Bier vollgegossen, bis sie ersticken.
An dieser Stelle soll nicht nachgeforscht werden, weshalb die Strafen vorwiegend für Frauen gedacht waren. Unterstellen wir einfach, dass auch im alten Mesopotamien die Getränkeversorgung Frauensache war.
Die Babylonier kannten bereits zwanzig Sorten Bier, darunter zwei, die unseren heutigen Schwarzbieren ähnelten. Zum einen ein preiswertes Gerstenbier, dem ab und an eine kleine Menge Emmer zugemischt wurde. (Emmer ist eine der ältesten Getreidesorten der Welt und gehört zu den Weizengattungen.) Zum anderen ein feines Schwarzbier, bei dem die Maische aus 80 Prozent geröstetem Emmerkorn und 20 Prozent gekeimtem Emmerkorn bestand.
Bei den Ägyptern war Bier neben Brot das Grundnahrungsmittel aller Bevölkerungsgruppen, wie die Hieroglyphe für Nahrung