Rabea Blue

 

 

 

Savers

- und es gibt sie doch

 

 

 

Akademie der Engel: Teil 1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für Werni und Bea –

mögen eure Schutzengel immer auf der Hut sein.

Prolog

 

Energisch drückte David das Gaspedal durch und lenkte den Wagen mit quietschenden Reifen aus der Einfahrt auf die Straße. »Sally weiß ganz genau, dass ich einen Riesen-Ärger bekomme, wenn Mum und Dad herausfinden, dass ich ihr erlaubt habe, auf diese Party zu gehen. Ich habe die Verantwortung und es war ausgemacht, dass sie um elf Uhr wieder zu Hause ist – bevor Mum und Dad von der Wohltätigkeits-Gala zurückkommen.« Nervös fuhr er sich durch die hellbraunen Haare. Sein Herz klopfte heftig, er merkte kaum, dass seine Freundin Cathy sich neben ihm verkrampft an ihrem Sitz festhielt.

»Und dann ist auch noch ihr Handy aus. Das ist doch volle Absicht von Mrs ›Ich-muss-immer-und-überall-für-jeden-erreichbar-sein‹!«

Nicht nur, dass er stinksauer auf seine unzuverlässige Zwillingsschwester war, jetzt hatte er auch noch Mrs Sanders von nebenan bitten müssen, auf die beiden jüngeren Geschwister aufzupassen. Abgesehen davon, dass so die Gefahr, dass die Eltern von Sallys Abwesenheit erfuhren, noch viel größer wurde, wollte er nun umso schneller wieder zu Hause sein.

»Ich bin mir sicher, sie ist schon auf dem Heimweg. Vielleicht hat sie kein Taxi bekommen, oder sie wollte bei diesem tollen Wetter zu Fuß laufen...«, versuchte nun Cathy ihre Freundin zu verteidigen. Ungehorsam war normalerweise sehr untypisch für Sally.

 

Nur wenige Meilen entfernt stapfte Sally aufgebracht die Treppe hinunter. Der Partylärm war erneut ohrenbetäubend, es würde nicht lange dauern bis die Nachbarn wieder vor der Tür ständen. Sally wünschte sich insgeheim, dass direkt die Polizei vorfahren würde, um alles zu beenden. Wieso hatte sie bloß auf diese Party gehen wollen? So sehr hatte sie sich gefreut, Harris einmal außerhalb der Schule zu treffen und ihm vielleicht etwas näher zu kommen. Zuerst lief alles super, aber so nah wollte sie ihm dann doch nicht kommen.

»Jake - macht es dir etwas aus, wenn du mich nach Hause fährst? Ich muss eigentlich schon seit einer halben Stunde wieder dort sein, David brodelt mit Sicherheit schon vor Wut...«, versuchte sie gegen die Musik und das Gegröle anzuschreien, und zupfte ihren Sitznachbarn aus der Computer-AG am Ärmel. Sie vermutete, dass er heimlich für sie schwärmte und hoffte, dass er sich weichklopfen lassen würde, die Party vorzeitig zu verlassen.

Jakes Verblüffung war deutlich zu sehen, als er sich umdrehte. Sofort wich Sally zurück, als sie eine Bierflasche in seiner Hand sah.

»Hast du etwa getrunken?« Irritiert starrten ihre strahlend blauen Augen noch immer auf das Getränk in Jakes Hand. »Dann vergiss' das mit dem Fahren – ich rufe mir ein Taxi«, brüllte sie wild gestikulierend und wandte sich zum Gehen. Mit einem kurzen Blick in Richtung Treppe warf sie sich ihre Strickjacke über und eilte in Richtung Ausgang. Jake stürzte ihr hinterher.

»Hey – warte doch mal. Ich habe die Flasche gerade erst aufgemacht. Klar kann ich dich fahren. Komm' mit...«, rief er, fasste sie am Arm und zog sie durch die feiernden Jugendlichen.

Draußen angelangt entriss Sally ihren Arm Jakes Griff und lief ihm voraus zu seinem Wagen.

»Ich hätte auf meinen Bruder hören sollen – er hatte gleich gesagt dass mir solche Partys nicht gefallen würden«, murmelte sie – mehr zu sich selbst als zu Jake. Sie erreichte Jakes Auto als Erste und rüttelte ungeduldig an der Beifahrertür.

»Moment, Moment«, kicherte Jake und schloss den Wagen auf.

»Was ist denn daran bitte so komisch?«, motzte Sally ihn an, als beide einstiegen. Zuerst war sie lediglich erschrocken gewesen, doch je mehr sich die Sache mit Harris setzen konnte, desto empörter wurde sie. Allerdings schwang auch Erleichterung mit, denn die Situation hätte leicht eskalieren können.

»Entschuldige«, setzte Jake schnell nach und ließ den Wagen an. »Aber warum hat sich deine Meinung denn so plötzlich geändert? Eben noch warst du total begeistert und konntest gar nicht oft genug erwähnen, dass Harris dich fahren würde. Und jetzt hat sich das auf einmal geändert?«

»Ach, das ist irgendwie dumm gelaufen. Bitte fahr' erst einmal los...«, versuchte sie mit einem nervösen Blick aus dem Fenster vom Thema abzulenken. Dabei wusste sie selbst nicht, was sie eigentlich erwartete. Harris würde ihr wohl kaum wutentbrannt hinterherlaufen. Bestimmt machte er schon einem anderen Mädchen schöne Augen.

Jake zuckte mit den Schultern, parkte aus und fuhr rasant die Straße entlang. Unsicher griff Sally nach dem Haltegriff über der Tür. Sie war noch nie mit Jake Auto gefahren. Soweit sie wusste, hatte er die Führerschein-Prüfung erst vor ein paar Wochen gemacht.

 

David und Cathy hatten unterdessen das kurze Waldstück erreicht, das in das Viertel führte, in dem die Party bei Harris Johnson stattfand. Noch immer war Davids Atmung beschleunigt, doch allmählich konnte er seine Wut unter Kontrolle bringen. Er wusste ganz genau, dass man emotional aufgeladen nicht Auto fahren sollte. Kurz blickte er zu der verkrampft wirkenden Cathy hinüber und tastete mit der Hand nach ihrer.

»Tut mir leid«, begann er und blickte wieder zur Straße. »Wenn es um meine Geschwister geht, setzt es bei mir aus. Der Ärger von Mum und Dad wäre mir fast egal, aber was ist, wenn Sally etwas passiert ist? Das könnte ich mir niemals verzeihen.«

Cathy streichelte mit der rechten Hand zärtlich über Davids Hand, die mit ihrer Linken verschlungen war. »Das weiß ich doch.«

 

»Und was ist nun so dumm gelaufen?«, bohrte Jake weiter nach.

Sally verdrehte die Augen. Merkte er denn nicht, dass sie nicht darüber sprechen wollte?

»Ich glaube Harris hatte nie vor mich nach Hause zu fahren. Wahrscheinlich wollte er nur mit möglichst vielen Mädchen rummachen. Dummerweise habe ich das zu spät gemerkt...«

Jake kicherte wieder. »Dabei könnte man meinen es wäre deine Absicht, alle Kerle scharf zu machen, so wie du dich angezogen hast«, raunte er und griff dabei nach Sallys nacktem Knie. Dann fing er an, nach oben in Richtung ihres Mini-Rocks zu wandern.

Entsetzt starrte Sally Jakes Hand an. Nach einem kurzen Moment des Schocks wehrte sie sie ab.

»Jetzt fang' du nicht auch noch damit an. Ich dachte auf dich könne man sich verlassen. Aber es war wohl doch eine schlechte Idee dich zu fragen, ob du mich nach Hause bringen kannst. Bitte halte an«, rief sie mit fester Stimme. Inzwischen hatten sie die Wohngegend hinter sich gelassen, doch in diesem Falle konnte Sally das restliche Stück auch alleine durch den Wald gehen. Zu dumm dass der Akku ihres Handys leer war.

»Ach komm' schon – du hast doch extra mich gefragt, weil du wusstest dass ich schon lange auf dich stehe«, höhnte Jake und griff wieder nach Sallys Bein. Diesmal schlug sie seine Hand so fest weg, dass er vor lauter Überraschung das Lenkrad verriss und der Wagen ins Schlingern kam.

 

»Was ist denn da vorne los?«, fragte Cathy ängstlich und betrachtete den entgegenkommenden Wagen, der etwa hundert Meter entfernt auf ihre Spur gefahren war.

 

Schnell brachte Jake das Auto wieder unter Kontrolle. Doch nun stieg Wut in ihm auf. »Du hast sie wohl nicht mehr alle!« Wieder langte er zur Seite und packte diesmal nach Sallys Haaren, woraufhin ein Handgemenge entstand. Sally schrie – mit vor Entsetzen geweiteten Augen. Jake merkte nicht, dass der Wagen erneut schlingerte und sich fremde Scheinwerfer näherten. Doch es war ohnehin zu spät.

- 01 -

 

Mit einem Satz schoss David im Bett hoch und war sofort hellwach.

»Verdammt – was für ein Albtraum!«

Kurz darauf realisierte er, dass er nicht zuhause in seinem Zimmer war. Irritiert schaute er sich um.

Der Raum, in dem er sich befand, schien eine Mischung aus Krankenhaus und Ferienwohnung zu sein. Neben einem Bett und einem Kleiderschrank gab es einen großen Schreibtisch, einen Ohrensessel und eine Küchenzeile. Alles war in hellen Farben gehalten und wirkte unnatürlich steril.

»Wo zur...«, murmelte er und stand ruckartig auf, als er einen Mann bemerkte, der außerhalb seines Blickfeldes an der Wand gelehnt hatte. Langsam begann Panik in ihm aufzusteigen, sowie eine Ahnung, dass der Verkehrsunfall doch nicht nur ein Albtraum gewesen sein könnte.

»Wer sind Sie? Und wo bin ich hier?« Mit weit aufgerissenen Augen blickte er in dem Zimmer umher, doch bevor die Aufregung zu groß werden konnte, spürte David plötzlich eine wohlige Schwere in seinem Körper und seine Sicht schien sich auf seltsame Weise zu vernebeln. Ruhig setzte er sich zurück auf das Bett.

Der Mann stieß sich von der Wand ab und schritt langsam auf David zu. Irgendetwas an ihm kam David seltsam vor, allerdings konnte er nicht sagen, was es war. Er war sehr groß, bestimmt 1,90 Meter, schlank und hatte hellblonde Haare, fast weiß. Er trug bequem wirkende Schuhe und war in eine beige Stoffhose und ein weißes, langärmeliges Oberteil gekleidet. Seine Umrisse wirkten seltsam verschwommen. Als er vor David angelangt war, fing er an zu sprechen. Dabei betrachtete er scheinbar interessiert seine Hände.

»Ich weiß es wird für dich ein großer Schock sein, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, euch direkt in das kalte Wasser zu werfen, anstatt um den heißen Brei herumzureden.« Er holte einmal tief Luft und blickte David dann fest in die Augen.

»Du bist tot und befindest dich nicht mehr auf der Erde. Du bist bei einem Autounfall gestorben und wir wollen dich nun zu einem Schutzengel ausbilden. Wir nennen diesen Ort Euphoria.«

David lief ein Schauer über den Rücken. Er starrte den Mann an, aber schaute durch ihn hindurch. Seine Gedanken rasten und wahrscheinlich wäre er aufgesprungen und panisch auf und ab gelaufen, wenn nicht diese seltsame Schwere in seinem Körper ihn davon abgehalten hätte. Lediglich seinen Kopf konnte er bewegen. Wild blickte er in dem Raum umher.

Er versuchte etwas zu sagen, wollte schreien, doch er konnte nicht. Hilflos sah er zu dem blonden Mann hinauf, der noch immer vor ihm stand.

»Ganz ruhig, es wird dir hier gut gehen«, sagte dieser und setzte sich neben David auf das Bett.

»Mein Name ist Ephraim und ich bin dein Mentor. Du wirst viele Fragen haben, aber ich werde dir erst einmal von meiner Seite ein wenig erzählen.«

David wollte ihn unterbrechen, wollte ihn anschreien, dass das alles nicht wahr sein könne und er ihn gefälligst in Ruhe lassen solle. Doch noch immer konnte er keinen Ton herausbringen.

»Ich sehe an deinen aufgerissenen Augen, dass du wahrscheinlich gerne etwas sagen möchtest und dich wunderst, warum es nicht funktioniert«, sagte Ephraim.

»Nun, wir haben hier so unsere Mittel, um unsere Neuankömmlinge – so nennen wir euch - ruhigzustellen. Und das habe ich gerade mit dir getan. Diese Schwere, die du in dir fühlst und das leicht verschwommene Sehen, das ist mein Werk. Ansonsten würden uns die Neuankömmlinge reihenweise vor Schock umfallen. Ich erkläre dir die wichtigsten Sachen, danach wirst du mit Sicherheit schon ein paar Fragen weniger haben.«

Ephraim stand auf und begann langsam vor David auf und ab zu gehen. Dieser verfolgte ihn mit seinen Blicken.

»Am besten fange ich bei den üblichen Fragen an: Nein, du kannst nicht zurück auf die Erde – Ja, du hattest ebenfalls einen Schutzengel, als du noch gelebt hast – Ja, du hast die Wahl, ob du tatsächlich ein Schutzengel werden willst. Um dir ein wenig die Angst zu nehmen: Es macht wirklich Spaß und ist nicht so anstrengend, wie man es sich vielleicht vorstellen mag.«

Langsam ging er zu dem Ohrensessel hinüber, der ein paar Meter gegenüber des Bettes stand und setzte sich. Dann sah er David ernst an.

»Es ist eine große Aufgabe, das muss dir bewusst sein. Nicht jeder Mensch, der stirbt, wird als Saver, wie wir uns nennen, ausgewählt. Nur die, die wir als verantwortungsbewusst und ehrgeizig genug einschätzen, holen wir zu uns. Die meisten freunden sich recht schnell mit dem Gedanken an und bleiben bei uns. Ich als dein Mentor stehe dir, so lange wir beide als Saver tätig sind, für alle Fragen zur Verfügung. Wenn du Probleme mit deinem Schützling hast, dir bei der Ausbildung etwas nicht klar ist oder Ratschläge von einem alten Hasen möchtest, bin ich genau der Richtige«, bot er augenzwinkernd an. Er hielt kurz inne und sah David abschätzend an.

»Aber das führt wahrscheinlich schon viel zu weit. Ich würde gerne einen kleinen Spaziergang machen und dir Teile unserer Welt zeigen. Kann ich die Starre bei dir lösen? Oder rastest du dann aus?«, fragte er.

David zog die Augenbrauen hoch. Woher sollte er wissen, wie er ohne diese mysteriöse Starre reagieren würde? Er war noch nie gestorben und danach im Reich der Schutzengel aufgewacht. Allmählich merkte er, wie die Schwere in seinem Körper nachließ. Ihm wurde erneut heiß und seine Atmung beschleunigte sich. Kurz glaubte er, er würde jeden Moment hyperventilieren. Ephraim sah ihn forschend an und für einen kurzen Augenblick glaubte David, dass die Starre wieder einsetzen würde.

Er setzte sich kerzengerade auf und versuchte seine Atmung zu beruhigen. ›Okay, es ist verrückt, aber hör' es dir doch erst einmal an. Es kann immer noch ein Traum sein – wenn auch ein sehr realistischer. Und wenn es keiner ist, kann ich nichts mehr daran ändern‹.

David konnte nicken. Dann war die Schwere gänzlich verschwunden. Er betrachtete seinen Körper, tastete sich ab. Er suchte nach einer Veränderung, nach Narben oder Schrammen an den Armen, doch er fand keine Anzeichen dafür, dass er wirklich einen Autounfall hatte.

»Denkst du, du kippst um? Möchtest du etwas fragen? Oder soll ich noch ein wenig weiter reden?«, fragte Ephraim.

Davids Stimme zitterte, als er die ersten Worte seines neuen Lebens formte: »Ich glaube es geht. Erklären Sie bitte weiter, ich melde mich, wenn ich eine Frage habe.«

Erleichtert erhob sich Ephraim aus dem Ohrensessel. »Na, das hört sich doch schon mal gut an. Aber gleich vorab: wir duzen uns hier, also bitte nenne mich Ephraim.«

»In Ordnung - Ephraim«, antwortete David und lächelte zaghaft.

»Das hier ist übrigens deine neue Behausung«, erklärte Ephraim und schob David langsam in Richtung Tür. »Hier links ist ein kleines Badezimmer«, fügte er hinzu, als sie vor der Eingangstür standen, und öffnete kurz die schmale Seitentür.

»Aber dort wirst du nicht viel Zeit verbringen. Wir Savers ticken biologisch etwas anders, schließlich sind wir ja schon tot. Verdauungsbeschwerden, Augenringe und Krankheiten gehören der Vergangenheit an. Aber es ist trotzdem eine tolle Sache, wenn man sich beim Beschützen so richtig ins Zeug gelegt hat und sich total verdreckt unter eine heiße Dusche stellen kann.« Ephraim hatte einen schwärmerischen Gesichtsausdruck bekommen. Insgesamt schien er sehr ausgeglichen zu sein, überzeugt von dem was er tat und begeistert von dieser Welt, fand David. Er hatte die Veränderung noch nicht realisiert, das wusste er. Aber er fühlte sich nun nach dem ersten Schock erstaunlich offen gegenüber dieser Welt, und falls sich das nicht doch als sehr real wirkender Traum herausstellte, hätte er zumindest schon genug Informationen darüber, was ihn erwarten würde.

Ephraim öffnete die Ausgangstür und dahinter sah David - Nebel. Und zwar eine Menge. So undurchsichtig, dass man nicht einmal Umrisse von eventuell dahinter befindlichen Gebäuden oder Personen erahnen konnte. Irritiert blieb David stehen und beobachtete, wie der dichte Nebel anfing, durch den Türrahmen in den Raum zu wabern. Ephraim klopfte ihm mit der Hand auf die Schulter.

»Nur Mut – es wirkt zuerst seltsam, ist hier aber vollkommen normal. Es gehört zu unserer Art uns fortzubewegen.«

David wurde mehr von seinem Mentor nach draußen geschoben, als dass er selbstständig ging, und kam kurz hinter der Tür wieder zum Stehen. Ephraim folgte ihm und schloss die Tür hinter ihnen. Ungläubig lugte sein Lehrling von einer Seite auf die andere und streckte die Hand nach dem dichten Nebel aus.

»Ich habe eine erste Aufgabe für dich. Sieh dir deine Eingangstür ganz genau an. Du wirst es bald brauchen. Unter Tausend Türen müsstest du diese hier sofort erkennen können.«

David drehte sich um und betrachtete seine Tür. Sie war schlicht, ohne Verzierung oder Glas-Elementen, jedoch makellos, als wäre sie ganz neu. Die Farbe war ein helles Blau und die Klinke war silbern und leicht geschwungen. Von der weißen Wand um die Tür herum konnte man nur wenig sehen, denn schon nach ein paar Zentimetern wurde die Tür von Nebel umrahmt. Doch in Augenhöhe war rechts neben der Tür ein durchsichtiges Schild installiert, auf dem in schwarzen Lettern ›David Summers‹ geschrieben stand.

David nickte und lächelte. »Die erkenne ich wieder.«

»Es reicht allerdings nicht, wenn du sie nur wieder erkennst – du musst sie dir vorstellen können, und zwar mit allen Einzelheiten«, entgegnete Ephraim.

Nochmals blickte David auf die Tür und das Namensschild. »Ja, ich habe mir alles gemerkt«, bestätigte er nach ein paar weiteren Sekunden. »Wozu ist das wichtig?«

»Das werde ich dir später erklären«, entgegnete Ephraim. »Jetzt zeige ich dir zuerst unser Ratshaus.«

- 02 -

 

Mit diesen Worten legte er David eine Hand auf die Schulter und sofort begann der Nebel noch dichter zu werden, sodass man buchstäblich die eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen konnte. Ephraims Hand konnte er noch auf seiner Schulter spüren, doch bevor er sich dazu entschloss, ihn zu fragen, was es mit diesem dichten Nebel auf sich hatte, wurde die Sicht besser und sie standen vor einem großen Gebäude, dessen Vordach von vier Säulen gestützt wurde. Eine lange Treppe führte zu dem Eingangsportal hinauf und auf jeder zweiten Stufe standen dezent arrangierte Pflanzen in Blumentöpfen.

»Nun, das ist es – unser Ratshaus«, begann Ephraim zu erklären. »Euphoria wird von einem Ältestenrat bestehend aus zehn Mitgliedern überwacht und geleitet. Dies ist der Ort, an dem sie regelmäßig tagen und wo man täglich zumindest einige von ihnen antreffen kann, wenn man Probleme hat.«

Langsam stieg er die Stufen zu der hölzernen Flügeltür empor und bedeutete David mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Während Ephraim weiter erzählte, wandte er sich hin und wieder an David, um zu prüfen, ob er ihm noch hinterherlief.

»Im Idealfall wirst du diesen Ort kaum zu Gesicht zu bekommen, denn wenn du hier bist, bedeutet das meistens, dass etwas nicht so läuft wie vorgesehen oder dass du in Schwierigkeiten bist.«

»Was können das zum Beispiel für Schwierigkeiten sein?«, unterbrach ihn David und sah interessiert an dem Haus hinauf.

Ephraim überlegte kurz. »Beispielsweise wenn dein Schützling vor seiner Zeit gestorben ist, obwohl du ihn hättest retten können. Oder wenn du gegen eine der Regeln verstoßen hast, die von dem Ältestenrat aufgestellt wurden und deren Einhaltung rund um die Uhr überprüft wird. Aber es gibt auch weniger bedenkliche Anlässe, zum Beispiel wie bei uns gerade. Du bist hier, weil du ein Neuankömmling bist, und ich habe mit dir einen neuen Lehrling bekommen. Sie wollen vor Beginn der Ausbildung jedem von euch ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben.«

Mittlerweile hatten sie die Eingangstür erreicht und Ephraim hielt eine Seite der Flügeltür auf, damit David hindurchgehen konnte. Der Flur, der sich hinter der Tür zu beiden Seiten erstreckte, war wie ausgestorben. Ein langer, lichtdurchfluteter Gang, da die Außenwand mit vielen Fenstern bestückt war. Auf der anderen Seite gingen mehrere Türen ab. Einige Pflanzen standen zur Zierde in den Ecken und neben den Türen.

Geradeaus gelangte man in eine große Halle mit Deckenlicht, in der sich auf der rechten Seite ein breiter Empfangstresen aus Marmor befand. Hinter dem Tresen saß eine junge Frau, hell gekleidet und mit streng wirkender Frisur. Ephraim ging schnurstracks auf den Tresen zu, während David langsam hinterherlief und sich in der Halle umsah. An den äußeren Wänden wurde der Bereich von verzierten Marmorsäulen gestützt. Der Raum erstreckte sich über drei Stockwerke, die über eine im Vergleich zu dem Rest des Hauses schlicht wirkende Wendeltreppe im hinteren Bereich der Halle erreicht werden konnten. Von jedem dieser Stockwerke konnte man über eine Galerie, die einmal komplett um den Empfangsbereich herum ging, hinunterschauen. Hier sah David einige andere Savers, die wiederum ihn interessiert musterten.

Ephraim hatte in der Zwischenzeit mit der Empfangsdame gesprochen und kam auf David zu.

»Alles klar, wir können gleich rein gehen. Bitte folge mir«, sagte er und ging in Richtung Wendeltreppe.

Noch einen letzten Blick warf David hinauf, um sich das Deckenlicht zu betrachten. Es war ein riesiges, kuppelförmiges Fenster, in dem kleine Figuren eingraviert zu sein schienen. Doch für David war es unmöglich, sie von seiner Position aus genauer zu erkennen. Schließlich folgte er seinem Mentor die Treppe hinauf.

Als sie oben angelangt waren, standen sie vor einer massiven Holztür mit detaillierten Schnitzereien. Ephraim drehte sich zu David um und betrachtete ihn eingehend.

»Wenn du dort hinein gehst, dann versuche am besten ganz locker zu sein. Aber du wirkst sehr gefasst für einen Neuankömmling, dem man eben gesagt hat, dass er gestorben ist und es Schutzengel gibt - das ist eine gute Voraussetzung. Mach' dir einfach nicht zu viele Gedanken darüber, was die Ältesten mit ihren Fragen an dich bezwecken wollen.«

Ungläubig schaute David Ephraim an. »Du gehst nicht mit rein?«

Ephraim schüttelte mit dem Kopf. »Nein, da muss jeder Neuankömmling alleine durch.«

Dann schob er ihn Richtung Tür, klopfte kurz aber heftig an und öffnete sie, sodass David hindurchgehen konnte.

Nach dem Eintreten blieb David sofort stehen. Er hörte die Tür hinter sich ins Schloss fallen, dann war alles still. Der Raum, in dem er sich befand, war langgestreckt und wirkte dunkel. Von der Eingangstür aus führte ein roter Teppich durch das Zimmer, bis hin zu einem Absatz, zu dem zwei Stufen hinauf führten. Auf dem Absatz standen an der Wand zehn pompös wirkende Stühle mit hoher Rückenlehne aufgereiht, auf dem jeweils eine Person saß – der Ältestenrat.

Langsam setzte sich David in Richtung des Rates in Bewegung. Einer der mittig sitzenden Ältesten fiel besonders auf, da er eine blaue Schärpe trug. David blickte die Reihe entlang und ließ seinen Blick auf jedem Mitglied des Rates kurz ruhen. Es waren sieben Männer und drei Frauen unterschiedlichen Alters. Zwei der Männer waren Zwillinge, sie waren beide gleich groß und trugen eine Brille mit dicken Gläsern. Alle Ältesten sahen David interessiert entgegen.

Während er näher kam, stand der Mann mit der Schärpe langsam auf und strich seinen weißen Umhang glatt. Dann breitete er die Arme aus und begann mit lauter Stimme zu sprechen.

»David, herzlich Willkommen in Euphoria. Mein Name ist Jakob und ich bin der Vorsitzende dieses Ältestenrates. Dein Mentor Ephraim hat dir sicher schon einige grundlegende Fragen beantwortet. Bevor wir mit dem offiziellen Teil anfangen möchte ich dich fragen: Gibt es irgendetwas, das wir dir zu Beginn erklären können?«

Mittlerweile war David vor dem Rat der Ältesten angekommen und blieb stehen. Er ließ den Blick über alle zehn Mitglieder schweifen und sah dann Jakob in die Augen. Sie waren braun und hatten einen gütigen Ausdruck.

»Ja. Habt ihr mich ausgewählt?«, fragte David.

Jakob lächelte. »Allerdings. Die Auswahl der Neuankömmlinge ist unsere Aufgabe. Wir betrachten das Leben und Ableben jedes Kandidaten und diskutieren das Für und Wider einer Aufnahme. Bei dir waren wir uns jedoch einig, da du schon auf Erden viel Verantwortung übernommen hast und ehrenamtlicher Helfer im Tierheim warst. Du musst wissen, dass es auch Savers gibt, die sich nur mit solchen Sachen beschäftigen: Der Beobachtung der Menschen zur besseren Vorbereitung der Kandidaten. Natürlich können die jeweiligen Savers selbst am besten Auskunft über verstorbene Schützlinge geben, aber...«

»Was ist mit den anderen, die bei dem Unfall beteiligt waren? Was ist mit meiner Freundin Cathy?«, unterbrach David Jakobs Ausführungen. Eine dürr wirkende Frau mit sehr kurzen Haaren sog scharf die Luft ein und blickte empört zu Jakob. Andere hingegen betrachteten David mit einem leichten Lächeln oder sahen ihn lediglich analysierend an. Offenbar wurde Jakob nicht oft unterbrochen – schon gar nicht von einem Neuankömmling.

Jakob hingegen behielt sein Lächeln bei und faltete die Hände.

»Über die Gründe, warum wir wen berufen oder nicht berufen, können wir mit dir leider nicht sprechen. Wie ich bereits sagte, alle Handlungen der Menschen werden überwacht und jeder Verstorbene wird diskutiert. Manchmal scheint unsere Entscheidung für Außenstehende unverständlich zu sein, doch es gibt immer einen sinnvollen Hintergrund.«

Davids Gedanken rasten mit einem Mal, auch wenn es ihm ein wenig unangenehm war, dass er den Ältesten unterbrochen hatte. Erst jetzt war ihm der Gedanke gekommen, dass auch Cathy und die Insassen des entgegenkommenden Wagens gestorben sein könnten. Wenn Cathy tot war, dann hätten die Ältesten sie ebenfalls auswählen müssen – sie war ein herzensguter Mensch gewesen, das hatte jeder in seinem Bekanntenkreis gesagt. Er malte sich gerade aus, wie es sein würde, wenn sie zusammen die Schutzengel-Ausbildung machen würden, als Jakob ihn aus seinen Gedanken riss.

»Dein Mentor kann dir später mehr über die Gründe einer Auswahl für Euphoria erzählen. Nun möchte ich dich erst einmal bitten, uns ein paar unserer Fragen zu beantworten.« Bei diesen Worten drehte Jakob sich um und ging zu seinem Stuhl zurück. Er setzte sich, strich erneut seinen Umhang glatt, und sah David erwartungsvoll an.

»Wie ist dein erster Eindruck von unserer Welt?«, fragte er.

David zögerte kurz, bevor er zum Sprechen ansetzte. »Ich denke ich habe es noch nicht wirklich realisiert. Die Erkenntnis wird bestimmt erst morgen kommen, oder sogar noch später. Auch die tiefgreifenderen Fragen werden eher nach und nach kommen. Momentan bin ich zwar traurig, dass ich gestorben bin und nicht mehr bei meiner Familie und meinen Freunden auf der Erde bin, gleichzeitig bin ich sehr gespannt auf eure Welt. Tief in mir hatte ich schon immer daran geglaubt, dass es Schutzengel gibt, es irgendwie sogar gehofft, dass jemand auf mich aufpasst. Dass ich jetzt selbst einer werden kann, ist zwar noch ein seltsamer Gedanke, aber ich lasse es auf mich zukommen und bin sehr gespannt auf die nächsten Tage.«

Die Mitglieder des Ältestenrates sahen ihn allesamt an, während er sprach. Jakob nickte langsam, als David geendet hatte.

»Das freut uns und ist eine gute Voraussetzung für deinen Start als Neuankömmling«, sagte er mit einem Lächeln. »Als nächstes erzähl' uns doch bitte, was du von einem Saver erwarten würdest. Ich meine auf der Erde, als du gehofft hattest, du hättest einen – was dachtest du da, macht dein Schutzengel den ganzen Tag?«

Wieder überlegte David kurz und blickte in die Runde, bevor er antwortete. »Naja, auch wenn es ein wenig komisch klingen mag: Ich dachte die Schutzengel sind unsichtbar und laufen die ganze Zeit neben uns her und werfen sich dazwischen, wenn eine Gefahr lauert oder so.« Nervös fuchtelte er mit den Händen. Es war schwierig, seine Gedanken auszudrücken. »Ich meine, auf der Erde denkt man sich ja immer erst im Nachhinein, nachdem man einen Unfall hatte oder knapp einem entkommen ist, dass man einen fleißigen Schutzengel haben muss. Aber so würde ich es beschreiben, ...« Doch den Rest seiner Vorstellung von Schutzengeln konnte er nicht ausführen, da er von einem Stöhnen unterbrochen wurde.

- 03 -

 

Die Frau auf dem Stuhl ganz links verdrehte die Augen und gab Geräusche von sich, als hätte sie Atemnot. Irritiert sah David zwischen ihr und Jakob hin und her, doch die Ältesten schienen nicht beunruhigt zu sein. Ganz im Gegenteil – sie rückten auf ihren Stühlen herum, sodass sie ihre Kollegin besser sehen konnten, und wirkten fast schon erleichtert aufgrund dieses Ereignisses.

»Mathilda hat immer die jungen Neuankömmlinge«, raunte der dunkelhäutige Mann auf der anderen Seite der Stuhlreihe seiner Sitznachbarin zu. Diese nickte zustimmend.

Langsam erhob sich die Frau ganz links. Sie schien eine der Jüngsten in der Runde zu sein. Ihre Augen waren nach wie vor verdreht, doch sie wandte ihren Kopf in Davids Richtung, als wolle sie ihn ansehen. Ihre dunkelblonden Locken wippten bei jeder Bewegung. Dann begann sie in verschwörerischem Ton zu sprechen.

»Ich sehe Unruhe in deiner Zukunft. Deine Emotionen können dir zum Verhängnis werden. Halte dich von deiner Familie fern!«

Dann hörte das ungewöhnliche Schauspiel so plötzlich wieder auf, wie es begonnen hatte. Als sie geendet hatte, blinzelte sie heftig, schüttelte den Kopf und schaute sich verwirrt um, als wisse sie nicht, wo sie sei. Jakob erhob sich und ging auf sie zu. Behutsam legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Die Frau sah zu ihm hinauf.

»Schon wieder ich?«, fragte sie mit zittriger Stimme.

Jakob nickte. »Ja. Wir reden nachher darüber, Mathilda. Setz dich bitte wieder hin.«

Dann wandte er sich an David. »Das war soweit alles. Ephraim wird dir erklären, was eben passiert ist. Ich hoffe du schlägst dich gut bei uns.« Kurz zögerte er, dann setzte er zwinkernd hinzu: »Ich habe ein gutes Gefühl bei dir.«

Nach diesen Worten drehte sich Jakob um und ging zu Mathilda hinüber.

David drehte sich ebenfalls um. Obwohl ihn das eben Geschehene verwirrte, merkte er an Jakobs Worten, das nun keine Zeit für weitere Fragen an den Rat war. Er beeilte sich, die Tür zu erreichen und kaum dass er sie hinter sich geschlossen hatte und vor Ephraim stand, sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus.

Ephraim lächelte und hob abwehrend die Hände. »Langsam, langsam. Lass uns erst einmal woanders hingehen, dann werde ich dir alles in Ruhe erklären.«

Schweigend gingen sie hintereinander die Wendeltreppe hinunter. David war deutlich anzusehen, dass er auf Ephraims Erklärungen brannte. Den ganzen Weg bis vor das Gebäude über knetete er nervös seine Finger. Während sie vor der Tür die breite Treppe hinuntergingen, erklärte Ephraim das weitere Vorgehen.

»Als nächstes werde ich dir die Akademie zeigen. Dort gibt es eine weitläufige Parkanlage, in der wir Spazierengehen können, während ich dir erzähle, was dort drin bei dem Ältestenrat passiert ist.«

Er legte David erneut eine Hand auf die Schulter und sofort verdichtete sich der Nebel um sie herum. Nach nur wenigen Sekunden lichtete sich der Nebel wieder, und sie befanden sich auf einer Wiese, die sich über eine breite Fläche bis hin zu einem riesigen Gebäude erstreckte, das wie eine Universität aussah. Rechts von ihnen waren ein paar Bäume, Gehwege und Sitzbänke.

Erstaunt schaute sich David um. Diese Fortbewegungsmethode war für ihn absolut faszinierend. Um das Gelände herum war nur Nebel zu erkennen, genau wie gerade um das Haus, in dem der Ältestenrat tagte. Er wusste nicht, wie weit diese beiden Orte voneinander entfernt waren, doch an Schnelligkeit war diese Form der Bewegung kaum zu übertreffen. Gerade wollte er genaueres darüber wissen, als Ephraim Luft holte und begann von dem Ältestenrat zu erzählen. Dabei wollte David ihn nicht unterbrechen, und so hörte er aufmerksam zu und vergaß vorerst die eigenartige Fortbewegungsart.

»Die Fragen, die Jakob dir gestellt hat, waren im Grunde genommen unwichtig. Zu jedem Neuankömmling gibt es eine Prophezeiung, die etwas über eure Zeit hier in Euphoria voraussagt. Deswegen müsst ihr alle dort hin, sobald ihr aufgeweckt wurdet. Was du sicherlich erlebt hast war, dass einer der zehn Ältesten urplötzlich aufstand und etwas rief, das nichts mit den vorher an dich gestellten Fragen zu tun hatte, stimmt's?«

David nickte. »Ja, die Frau ganz links in der Reihe.«

Sofort wurde Erkenntnis in Ephraims Gesichtszügen sichtbar. »Ah, Mathilda. Sie hat öfter die Eingebungen zu euch jüngeren Neuankömmlingen. Vorher weiß man nicht, durch wen die Prophezeiung mitgeteilt wird. Es wurde mir nie genau erklärt, aber es kann offenbar jeden der zehn Mitgliedern treffen. Auch Jakob, den Vorsitzenden, der übrigens mein Mentor ist. Was hat Mathilda über dich gesagt?«

Theatralisch blies David etwas Luft hervor und schaute auf den Boden. »Den genauen Wortlaut kann ich nicht mehr wiedergeben, aber es war etwas wie ›Du hast eine unruhige Zukunft‹ und ›wenn du dich nicht von deiner Familie fern hältst, werden dir deine Emotionen zum Verhängnis werden‹. Weißt du, was das zu bedeuten hat?«

Nachdenklich kratzte sich Ephraim am Kinn. »Um ehrlich zu sein klingt das zuerst einmal nicht positiv. Als Saver muss man lernen, seine Gefühle unter Kontrolle zu haben. Es scheint als könnte dir das schwerer fallen als anderen. Das mit der unruhigen Zukunft muss nicht unbedingt mit dir zusammenhängen. Es kann auch bedeuten, dass es für dich viel zu tun geben wird.«

»Und was bedeutet das mit meiner Familie? Kann ich meine Familie von hier aus sehen?«, bohrte David weiter. Diese Vorstellung erzeugte in ihm ein kribbeliges Gefühl in der Magengegend.

Ephraim wandte sich nach rechts in Richtung des Parks und bedeutete David, ein Stückchen mit ihm zu laufen.

»Unsere Welt, Euphoria, ist in Regionen aufgeteilt. Unsere Region, Nummer Dreizehn, umfasst den ganzen Nordosten der Vereinigten Staaten. Gerade, wenn du später einen Schützling in der Nähe deiner früheren Heimat zugeteilt bekommst, wirst du oft die Gelegenheit haben, deine Familie zu sehen, während du mit Beschützen beschäftigt bist. Eventuell werden sie sogar mit deinem Schützling zu tun haben. In deinem Falle gehe ich davon aus, dass sie dir einen Schützling in etwas weiterer Entfernung zuteilen. Bei einer solchen Prophezeiung sollte man nichts riskieren und es den Neuankömmlingen etwas leichter machen, sich von der Familie fernzuhalten. Aber theoretisch kannst du in jeder Pause, das heißt wenn dein Schützling schläft oder sich in einer sehr ungefährlichen Situation befindet, deine Familie beobachten oder sie sogar besuchen.«

David ließ das eben gehörte auf sich wirken. Er atmete tief ein und aus, betrachtete sich die Parkanlage, durch die sie liefen. Ihm fiel auf, dass keine Vögel oder Insekten umherflogen. Ein leichter Wind ließ die Blätter der Bäume rascheln, ansonsten war es still. In der Ferne sah er zwei andere Personen laufen. Er vermutete, dass es sich bei ihnen ebenfalls um einen Neuankömmling und seinen Mentor handelte.

»Wie funktioniert das mit dem Beobachten und Besuchen?«, fragte er und wandte den Kopf zu Ephraim. »Läuft man wirklich permanent neben seinem Schützling her und passt auf, dass er nicht vor ein Auto läuft oder ihm ein Ast auf den Kopf fällt?«

Ephraim schmunzelte. »Manchmal ist das tatsächlich so. Aber die meiste Zeit beobachtet man seinen Schützling von hier oben aus, auf sogenannten Sichtwiesen. Ich zeige dir schon bald, wie das funktioniert. Wenn es kritisch wird, können wir zur Erde hinab und eingreifen. So lange die Gefahr besteht, laufen wir auch mal eine Weile neben unserem Schützling her oder fliegen über ihm.«

»Hinab? Das heißt wir befinden uns wirklich genau über der Erde? So, wie man es sich immer als Kind vorstellt, wenn jemand gestorben ist und die Erwachsenen erklären, dass derjenige nun von oben auf einen herunterschaut?«

»Ganz genau so kann man es sich vorstellen, ja«, bestätigte Ephraim.

Nun wurde David misstrauisch. »Woher kommt diese Vorstellung der Menschen? Ist das Zufall oder kann man auch mit den Menschen kommunizieren?«

»Es ist in der Tat interessant, dass sich viele Menschen bei dem Gedanken an Engel vorstellen, dass wir über den Wolken sitzen und zu ihnen herabschauen – genau so wie es auch der Fall ist. Ich selbst habe es noch nie erlebt, aber manchmal können Kleinkinder uns sehen. Auch Menschen, die man allgemein wohl als geistig verwirrt beschreiben würde, sehen uns teilweise. Natürlich glaubt ihnen auf der Erde niemand, weil das nicht die Norm ist, aber ich denke jemand aus dieser Personengruppe hat mal einen Saver fliegen oder aus den Wolken kommen gesehen. Oder es ist so eine Art Eingebung«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.

»Da muss ich gleich noch etwas fragen«, fuhr David wissbegierig fort. »Ihr könnt wirklich fliegen?«

Anstatt einer Antwort ließ Ephraim zwei große Schwingen auf seinem Rücken erscheinen, breitete sie kurz aus und faltete sie dann wieder zusammen. Sie ragten über seinen Kopf hinaus und die unteren Spitzen berührten beinahe den Boden. Ausgebreitet reichten sie weit über Ephraims Armspanne und die Farbe der unzähligen Federn, aus denen die Flügel bestanden, war Gold. David klappte vor Erstaunen der Kiefer herunter.

»Ich denke das beantwortet deine Frage«, sagte Ephraim lächelnd. »Dir werden in ein paar Tagen Flügelstummel wachsen, danach dauert es eine Weile bis dein Federkleid so dicht ist wie meines, aber bis du deinen ersten Schützling erhältst, werden deine Flügel ausgewachsen sein. Allerdings wird die Farbe der Federn vorerst Weiß sein.«

»Wieso sind mir die Flügel vorher nicht aufgefallen? Man müsste sie doch eigentlich unter deinem Umhang sehen«, wunderte sich David.

»Das gehört zu unserer Tarnung. Ebenso wie die Starre, die du vorhin erlebt hast, tarnen wir Mentoren uns, um unsere Lehrlinge nicht gleich nach dem Aufwachen zu sehr zu erschrecken. Prinzipiell können wir uns mit einer guten Tarnung auch den Menschen zeigen. Sie sehen uns dann wie irgendeinen Passanten. Reden können wir allerdings nicht mit den Erdenbewohnern.«

Kurz hielt er inne, dann fügte er hinzu: »Das könnte übrigens ebenfalls eine Möglichkeit sein, wie hin und wieder ein Mensch von uns erfährt – indem sich ein Saver mit schlechter Tarnung zeigt. Allerdings kenne ich niemanden hier in Euphoria, der sich schon einmal gezeigt hat. Wir alle wissen, dass es theoretisch geht, aber die Gefahr, dass einer unserer Schützlinge misstrauisch werden könnte, ist uns allen zu groß.«

David betrachtete sich noch eine Weile die Flügel von Ephraim, dann wandte er sich wieder um und ging weiter den schmalen Weg entlang.

»Du siehst nachdenklich aus. Was geht nun in dir vor?«, fragte Ephraim vorsichtig, als er zu ihm aufgeschlossen hatte.

»Puh, ich muss das alles erst einmal verarbeiten. Es wirkt noch extrem unwirklich auf mich. Aber auf der anderen Seite finde ich alles so interessant, dass ich am liebsten ganz Euphoria sofort kennenlernen möchte.«

Ephraim nickte. «Ich muss allerdings noch einmal wiederholen, dass du sehr gefasst bist für einen frischen Neuankömmling. Ich denke für heute reicht es mit den Erklärungen. Zum Abschluss des Tages zeige ich dir noch die Akademie. Dort wirst du in den nächsten Monaten sehr viel Zeit verbringen.«

Bei der nächsten Gabelung bogen sie ab, sodass sie zurück in Richtung des großen Gebäudes liefen.

Als sie auf die Rasenfläche gelangten, auf der sie durch den Nebel angekommen waren, sah David eine dunkelhaarige Frau mit Flügeln, ebenfalls Gold, und einen verwirrt wirkenden jungen Mann, der zwei Schritte hinter ihr lief. Die Frau drehte sich immer wieder beim Gehen um und redete unaufhörlich. Der junge Mann, offenbar ihr Lehrling, reagierte nicht, sondern schaute sich mit offenem Mund um und trottete einfach vor sich hin.

»Elaine«, rief Ephraim und winkte. Die Savers-Frau ließ suchend ihren Blick über das Gelände schweifen und winkte dann ebenfalls, als sie Ephraim erkannte. Sie packte ihren Lehrling am Arm und zog ihn hinter sich her in Richtung David und Ephraim.

»Hallo Ephraim«, sagte sie strahlend, als sie in Hörweite war. Dann musterte sie David und stellte sich lächelnd vor. »Hi, mein Name ist Elaine. Ich war zu der gleichen Zeit Neuankömmling als auch Ephraim angefangen hatte. Das heißt ich kenne deinen Mentor schon so lange er hier in Euphoria ist.« Dabei sah sie wieder zu Ephraim und grinste ihn an. Ephraim strahlte. Er schien fast in Elaines Augen zu versinken, fand David und musste schmunzeln.

»Hallo, ich bin David. Es freut mich dich kennenzulernen«, antwortete er. Dann fiel sein Blick auf Elaines Lehrling.

»Hi. Du bist bestimmt auch ein Neuankömmling, oder?«,fragte er den sich immer noch verwirrt umschauenden Mann. Erst jetzt schien er zu bemerken, dass er nicht mehr mit Elaine alleine war. Seine Augen weiteten sich, als er David sah, und erst recht als er Ephraim mit seinen Schwingen erblickte. Er brachte kein Wort heraus.

Elaine schaute ihn mitleidig an und setzte zu einer Erklärung an. »Das ist mein neuer Lehrling Adrian. Wir sind gerade von dem Ältestenrat wieder zurück gekommen. Ich musste ihn regelrecht hinein- und vor die Ältesten schieben. Er ist so, seit er aufgewacht ist und ich gesagt habe, dass er gestorben und nicht mehr auf der Erde sei. Manchmal brabbelt er zusammenhanglose Sachen vor sich hin, jedoch keine Fragen, keine Reaktion wenn ich ihn anspreche – nichts.«

David trat einen Schritt näher an Adrian heran und versuchte ihm ein paar Worte zu entlocken.

»Hey, ich bin auch neu hier. Ganz schön heftig, die ganze Sache, oder? Mein Verstand sagt mir eigentlich, dass das gar nicht sein kann, aber für einen Traum ist es zu real. Und ich kann mich sogar daran erinnern, dass ich einen Autounfall hatte – also der Teil stimmt zumindest. Dass ich dabei gestorben bin habe ich noch nicht realisiert, denke ich. Aber man kann sich ja mal drauf einlassen. Wenn es doch ein Traum ist, wachen wir irgendwann auf. Wenn nicht, gammeln wir wenigstens nicht in einem Sarg unter der Erde 'rum.« Er redete ohne Punkt und Komma, doch Adrian schien ihn gar nicht zu hören. Fast schon verstört sah er zu dem großen Gebäude vor ihnen und wieder zu dem Nebel zurück. Er sah nur ein paar Jahre älter aus als David, hatte hellbraune Haare und grüne Augen.

»Da fällt mir aber noch eine Frage ein«, sagte David und drehte sich zu Ephraim um. Wie ist das mit unseren sterblichen Überresten? Liegt mein altes Ich noch unten auf der Erde, oder wurde ich herauftransportiert und wiederbelebt?«

Elaine staunte. »Wow«, sagte sie an Ephraim gewandt. »Dein Neuankömmling kommt echt super mit Euphoria zurecht. Bis mir solche Fragen eingefallen sind, war ich schon mehrere Wochen hier.«

Stolz betrachtete Ephraim seinen Lehrling und setzte zu einer Antwort an. »Das ist in der Tat eine sehr fortgeschrittene Frage. Wie es genau gemacht wird, ist das Geheimnis des Ältestenrats. Ich kann nur so viel verraten, dass du, also derjenige David, der all die Jahre auf der Erde gelebt hat, jetzt hier bist. Wenn allerdings jemand deinen Sarg exhumieren würde, dann würde man deine Leiche noch sehen. Ich nehme an es funktioniert ähnlich wie die Tarnung unserer Flügel. So, jetzt wollen wir uns aber die Eingangshalle des Hauptflügels ansehen«, schloss er und drehte sich zu der Akademie um. Elaine tat es ihm gleich, jedoch nicht ohne noch einen letzten besorgten Blick auf Adrian zu werfen.

»Ich kann mein Glück ja noch einmal versuchen«, schlug David vor und packte Adrian sanft am Arm. Er redete einfach los, darüber, was ihm momentan durch den Kopf ging, und zog Adrian dabei hinter sich her, während er wie die beiden Savers in Richtung des Gebäudes lief. Doch plötzlich spürte er einen Widerstand. Adrian bedeutete David, dass er anhalten solle. Als David sich überrascht umdrehte, stand Adrian ihm näher als er erwartet hatte. Im Flüsterton fragte er: »Ich weiß, dass das kein Traum ist. Aber was sind das hier für Leute? Glaubst du denen wirklich, dass sie Schutzengel sind?«

Ängstlich schaute er an David vorbei in Richtung Ephraim und Elaine. Die beiden schienen nicht bemerkt zu haben, dass ihre Lehrlinge stehen geblieben waren. Fast waren sie an der Treppe zu dem Eingang der Akademie angelangt.

»Ich habe furchtbare Angst davor, was sie mit uns machen werden. Was ist, wenn wir gar nicht tot sind, sondern sie uns entführt haben und jetzt davon ablenken wollen, dass sie grausame Experimente mit uns vorhaben? So wie bei den Schweinen, weißt du? Bevor die geschlachtet werden, betäuben sie sie erst, damit sie nicht panisch werden. Das würde man später an dem Fleisch merken.«

Irritiert blickte David ihn an. Solch ein Gedanke war ihm noch gar nicht gekommen. Misstrauisch sah er sich zu Ephraim und Elaine um. Nun bemerkten auch sie, dass Adrian und David die Köpfe zusammengesteckt hatten. Doch es schien sie nicht zu beunruhigen, denn sie unterhielten sich einfach weiter.

»Das glaube ich nicht. Das wäre doch viel zu aufwendig, auch mit diesem Ältestenrat und dieser Prophezeiung. Komm, wir schauen uns mal diese Akademie an, und danach sehen wir weiter. Mein Mentor hat mir gesagt, man könne sich auch gegen die Aufgabe als Schutzengel entscheiden.«

Mit diesen Worten wollte David Adrian weiterziehen, doch dieser hielt dagegen.

»Aber was, wenn sie das wollen? Wenn sie uns in dieses Gebäude locken wollen, um uns dann zu überwältigen?«

David biss sich auf die Unterlippe und überlegte kurz. Eigentlich war ihm mehr zum Lachen zu Mute, doch er wollte nicht dass Adrian dachte, er mache sich über ihn lustig. »Sie hätten uns doch gar nicht erst aufwecken müssen, wenn sie Experimente mit uns machen wollen würden. Und auch wenn es eine komische Vorstellung ist, nach dem Tod noch einmal zu leben – war die letzte Situation, an die du dich vor dem hier erinnern kannst, nicht auch etwas lebensbedrohliches?«

Adrian ließ David los und zuckte mit den Schultern. »Eigentlich hatte ich nur eine simple Blinddarm-Entfernung. Doch aufgewacht bin ich nicht in einem Krankenzimmer, sondern hier. Da ist wohl irgendetwas schief gelaufen...«

Elaine und Ephraim hatten inzwischen bemerkt, dass sich ihre Lehrlinge angeregt unterhielten.

»Alles in Ordnung?«, rief Ephraim herüber.

David zeigte einen nach oben gestreckten Daumen.

»Los, wir sehen uns das mal an. Oder zumindest ich werde das jetzt tun. Du kannst ja hier stehen bleiben, wenn du nicht willst.«

Mit diesen Worten setzte sich David in Bewegung. Nur kurz darauf hörte er ein Schnaufen und Adrian schloss zu ihm auf.

»Aber wunder' dich dann nicht, wenn wir uns als Nächstes in Käfigen gegenüber sitzen und unsere Köpfe mit Dioden übersät sind«, setzte er beleidigt hinzu.

- 04 -

 

Ephraim lächelte, als David und Adrian sie erreichten. »Da seid ihr ja. Herzlich willkommen, Adrian. Du kannst ja doch sprechen«, scherzte er augenzwinkernd.

»Es dauert nicht lange, dann lassen wir euch für heute in Ruhe«, versprach Elaine und ging die Treppe hinauf, um den anderen die Tür aufzuhalten.

Kaum eingetreten, blieben die beiden Neuankömmlinge mit offenen Mündern in der Eingangshalle stehen.

Ähnlich wie das Ratsgebäude hatte auch das Haupthaus der Akademie ein Oberlicht, das aus einem riesigen kuppelförmigen Fenster bestand. Hier konnte man ebenfalls von mehreren Etagen aus in den Eingangsbereich hinabschauen. Allerdings war dieser viel pompöser und aufwändiger gestaltet als der des Gebäudes, in dem der Ältestenrat tagte.

Links und rechts der Eingangshalle, führten breite Seitentreppen in den ersten Stock hinauf. Der Platz, der sich zwischen diesen Treppen befand, wurde komplett von einem riesigen Springbrunnen ausgefüllt, der aus weißem Marmor gefertigt und kunstvoll verziert war. Das Hauptelement des Brunnens war eine große Statue eines Mannes mit Umhang. Er hatte Flügel, kurze Haare und viele Falten um die Augen. Mit einer Hand deutete er zu dem Fenster in der Decke hinauf, mit der anderen machte er eine Handbewegung, als wolle er etwas präsentieren. Seine obere Hand befand sich in etwa auf Höhe des dritten Stockwerks.

Auf dem Rand des Wasserbeckens saßen ein paar Savers und schauten neugierig zu ihnen hinüber. Ephraim beachtete sie nicht, sondern bedeutete den Neuankömmlingen, näher an den Brunnen heranzutreten.

»Dies ist das Hauptgebäude der Akademie. Hier werdet ihr die meiste Zeit eurer Ausbildung verbringen. Den restlichen Teil übernehmen wir Mentoren und zeigen euch in der Praxis, was es heißt, ein Schutzengel zu sein.«

Plötzlich zuckte Ephraim zusammen und fasste sich mit schmerzverzerrtem Blick an sein linkes Ohr. »Entschuldigt mich kurz«, sagte er mit einem gequälten Lächeln, griff in die Tasche seiner Hose und drehte sich von ihnen weg.

Nun übernahm Elaine. »Morgen früh werden wir euch abholen und wieder hierher bringen. Alle Neuankömmlinge werden sich in diesem Saal versammeln.« Dabei deutete sie auf eine Tür links von ihnen, die David vor lauter Staunen über den Brunnen gar nicht aufgefallen war.

Dann fuhr sie fort. »Dort bekommt ihr weitere wichtige Informationen darüber, was euch erwartet und wie die Ausbildung abläuft. Ihr werdet auch die Möglichkeit haben, weitere Fragen zu stellen.«

»Und nun zu dieser wichtigen Person«, meldete sich Ephraim zu Wort und schloss sich der Gruppe erneut an. Er deutete dabei auf den verzierten Brunnen. Als sie näher herantraten fiel David auf, dass in dem Sockel, auf dem der Mann mit Flügeln stand, viele Köpfe mit Namen darunter eingraviert waren.