Courbet in der Schweiz
Roman
aus dem Französischen von
Gabriela Zehnder
Originaltitel: La claire fontaine
© 2013, Éditions Verdier, F-11220 Lagrasse
www.editions-verdier.fr
Dank an Pierre Chessex für seine wertvolle Dokumentation zu Courbets Aufenthalt in der Schweiz sowie an Petra ten-Doeschate Chu für die Edition der Korrespondenz des Malers. D. B.
www.diebrotsuppe.ch
ISBN ebook 978-3-905689-90-7
Alle Rechte vorbehalten
© 2017, verlag die brotsuppe, Biel/Bienne
Übersetzung: Gabriela Zehnder, Intragna
Gestaltung, Satz: Ursi Anna Aeschbacher, Biel/Bienne
Umschlag unter Verwendung eines Bildausschnitts
von Gustave Courbet: Nuages sur le lac Léman, 1875
Herstellung: www.cpibooks.de
Für Sébastien Gindre
»Dazu verurteilt, die Wiederherstellungskosten der Vendôme-Säule zu tragen, vom amtlichen Hass verfolgt, muss Courbet in der Schweiz Zuflucht suchen, wo er 1877 stirbt.«
Ein Lexikon aus der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts
eins
zwei
drei
vier
fünf
sechs
sieben
acht
neun
zehn
Der Autor
Die Übersetzerin
Der Körper schwer, das Haar wie mit einer Schaufel Asche bestreut, vierundfünfzig Jahre alt, ein Felleisen auf dem Rücken, so bog Courbet in die Rue de la Froidière ein, den Bart von einem aufgeräumten Lächeln zerteilt. Dort, wo die Pflastersteine aufhören, blickte er zurück, wobei die blaue Fahne seiner Pfeife sich verdrehte. Der junge Ordinaire, sein Schüler, hatte eine gewichtige Miene aufgesetzt. In der Art eines Wachpostens spähte er bald nach rechts, bald nach links und zeigte, es war komisch, dass er bereit war zum Kampf, ja gar zum Heldentum.
Das Wasser der Loue wirkt im Blau der Morgendämmerung zähflüssig wie Öl. Das bauchige Haus des Vaters ist in seiner ganzen Länge darin eingetaucht, wie ein Laib hartes Brot, den man für die Gänse oder irgendein Fabelwesen einweicht. Und Courbet machte sich auf den Weg, mit der glücklichen, unbekümmerten Zuversicht dessen, der bei seinem Vater einen Hafen hat, einen rettenden Hafen, den er anlaufen kann bei stürmischem Wetter oder tödlicher Müdigkeit, kurz, einen Zufluchtsort, um sich vor dem Lärm und der Stille zu schützen. Auch wenn die Säule auf der Place Vendôme und die Scherereien ihn diesmal daraus vertrieben.
Bei der Wegbiegung machte die alte Brücke von Nahin runde Augen, als eine daherschwimmende Ente und ihre Küken ihm Tränen entlockten. Es war weit, von Ornans bis zur Verzweigung von La Main, mehr als zwanzig Kilometer der Loue entlang flussaufwärts. Man würde das Gewicht des Marschgepäcks spüren, die Leinwandrollen, den Malkasten und, schief umgehängt, die dreibeinige Staffelei. Wenn er Gérôme zur Hand gehabt hätte, würde Courbet ihm noch einmal alles aufgebuckelt haben, doch Gérôme war jetzt ein alter Herr, er sass in Flagey, den grössten Teil des Tages im Schatten eines Apfelbaums.
Unter der aufgegangenen Sonne, als die weichen Kreaturen, die Frösche, die Schnecken, die Larven, ins Wasser oder in den Schatten zurückgekehrt waren und die trockenen Insekten in der Wärme auf jede Erhöhung kletterten – lange Gräser, tote Zweige, Steine auf dem Weg –, hatte Marcel Ordinaire sein Halstuch abgelegt, zusammen mit der Alarmbereitschaft und der steifen Haltung, die er sich seit dem Aufwachen bewahrte. Im Laufe des ruhigen Fussmarschs war sein Vergnügen, sich für den Komplizen einer Flucht zu halten, verflogen: Courbet trottete voran, atmete stossweise, sprach wenig. Von Zeit zu Zeit blieb er stehen, seinen Stock aus Stechpalme gerade wie ein Kind. Ordinaire sah, wie er den Kopf schräg legte und mit dem Rohr seiner Pfeife den Rahmen eines Bildes in die Luft zeichnete: Himmel, Felsen, Wasser, Bäume: die Jetons des grossen Spiels.
Nach den Feldern von Montgesoye, die über eine Strecke von mehr als tausend Metern dem Himmel ausgesetzt sind, versöhnen sich die Strasse und der Fluss wieder: Die Platanen verbolzen die eine mit dem anderen, bis zum Dorfeingang von Vuillafans. Für einen, der aus einer wasserarmen Gegend kommt, wirken diese Platanen zunächst, als wären sie krank – ihre Äste zaudern wie bei der Eiche, beugen sich wie bei der Trauerweide –, doch so gedeihen sie, in der Feuchtigkeit, voll Knicken und überflüssigen Windungen. Man sah einen mit Steinen beladenen Karren vorbeifahren, den ein Pferd mit Scheuklappen zog. Der Steinbrucharbeiter schaukelte auf seiner Bank vor und zurück. Man grüsste sich nicht.
In der Schlucht von Nouailles, zwischen Lods und Mouthier-Hautepierre, warf Courbet sein Gepäck ab und zog sich aus. Mit einer langsamen Bewegung, die Knie gebeugt, den Kopf vornüber, fasste er über die Schultern hinweg mit beiden Händen den Kragen und entledigte sich seines Hemdes. Ein Fuss streifte den Schuh am anderen Fuss ab. Aufgeknöpft, fiel die Hose wie ein Sack Kutteln in sich zusammen. Er ging splitternackt weiter – mit jener minderen, gemilderten Nacktheit der Dicken – und stürmte einen steinigen Pfad hinunter, setzte über Brombeerranken und frei liegende Wurzeln hinweg, lief, als hätte er noch die Holzpantinen an. Ordinaire, ganz angezogen, folgte ihm gedankenlos, glitt aus, fiel auf den Hosenboden, fluchte, wurde an den Händen von der fein gezähnten Brennnessel gestochen. Wütend, weil er sich schmutzig gemacht hatte, stieg er wieder zum Strassenrand hinauf, wo er übrigens das Gepäck nicht hätte liegen lassen wollen. Courbet sprang in der Art eines Pferdes ins Wasser, Nase in die Luft und Brust voran. Das Gewitter vom Vortag hatte den Fluss anschwellen lassen, dem eine felsige Verengung in jeder Jahreszeit eine lebhafte Strömung verlieh.
Das Frohlocken des Körpers, nachdem der erste Moment der Kälte vorbei ist, und ein stilles Glück, dessen Gefäss man ist, jenes Glück, das einen dazu drängt, einen etwas amerikanischen, jugendlichen und virilen Schrei auszustossen, um die Stille noch intensiver auszukosten, nachdem das Echo verklungen ist, und auf Libellenhöhe zu lächeln. Dort drüben auf der Felswand des anderen Ufers gibt es Äste wie Arme, die winken.
Nachdem sie ihren Schatten nachgezogen, verloren, zertrampelt hatten, stiessen sie ihn jetzt vor sich her – und das Schauspiel war so wunderlich und grotesk, dass sie herzhaft darüber lachten. Courbet ruderte mit den Armen, Ordinaire spreizte die Knie und hinkte; wie eine Lithografie von Grandville, ein dicker, dreibeiniger Rüsselkäfer mit ungleichen Antennen, und eine Heuschrecke, der nur eine Geige fehlte, um die Fabel anzustimmen. Im satten Licht eines Spätnachmittags schmeichelt die Strasse dem Wanderer, wartet mit einem Bitte-nach-Ihnen in der Art eines königlichen Gärtners auf, öffnet sich die Landschaft wie ein Stundenbuch. Dieses goldene Licht mildert die Müdigkeit, macht Lust auf den nächsten Schritt, und die folgenden, bis zu jener Baumgruppe, und dann zu jener Böschung, der Brücke dort unten. Da ist schon die Verzweigung von La Main: Besançon links, Pontarlier rechts, und geradeaus der in der Mitte mit Gras bewachsene Weg zum Gasthof La Vrine. Dem Treffpunkt.
Ordinaire hatte erneut eine verschwörerische Miene aufgesetzt. Da sagte Courbet zu ihm: Wir gehen etwas trinken. Und er begann zu singen:
La belle était assise
Près du ruisseau coulant,
Et dans l’eau qui frétille,
Baignait ses beaux pieds blancs:
Allons, ma mie, légèrement!
Und Marcel fiel mit ein: Lé-gè-re-ment!
Am selben Julitag des Jahres 1873, unter der selben Sonne, marschierte Arthur Rimbaud, einen Arm in der Schlinge, mit schmutzigem Verband, seine Tasche vom Ausweisungsbefehl befreit, den ein Richter in Belgien gegen ihn erlassen hatte und den er, kaum hatte er die Grenze überquert, zerknüllt und nachlässig in einen Strassengraben voll Wasser geworfen hatte, wo er sich auflöste, tintenverschmiert, ein Bild der Verzweiflung. Welch armseliges Etwas, eine Grenze: Ein scharfer Schnitt, über den, zur Abschreckung, bei Wind und Wetter ein paar Tölpel wachen, die an den langen Tischen der Bauernhöfe überzähligen Söhne. Er marschierte schon mehrere Tage, mit hitzigem Kopf, grimmige, aufsässige Sätze wälzend, angewidert von den exakten Versen, die er noch vor einem Hemistichion kappte: Nie wieder auf festem Boden landen. Er kehrte zum Bauernhof der Familie in Roche zurück, wo die Ernte in vollem Gang war. Er wollte dort sein »Livre nègre« fertig schreiben, sein Buch des ungeratenen Sohnes.
Im Februar, als er in Ornans weilte und mit Cherubino Pata fünf Bilder pro Tag malte, hatte Courbet an Jules Castagnary, seinen Herold, geschrieben: »Lassen wir den Dingen ihren Lauf. Die Lage ist prächtig. Es ist immer noch Zeit, mich aus dem Staub zu machen.« Es war höchste Zeit. Am nächsten Morgen, es war der 23. Juli 1873, fuhr eine Mietkutsche mit geschlossenen Vorhängen vor. Obschon es Hochsommer war, hatte sich der Kutscher in einen Umhang gehüllt; sein Schlapphut aus Wachstuch war ganz rissig in den Falten. Die Heuschrecke und der Rüsselkäfer traten auf die Aussentreppe des Gasthofs; die Tür der Kutsche wurde von einer Stiefelette schwungvoll aufgestossen. Unter einem Hut ohne Bänder und Blumen glänzten die Augen von Lydie Joliclerc, einer Busenfreundin, die normalerweise vorsichtig und besonnen, um der Liebe zu gewissen Männern willen jedoch zu allem bereit war. Courbet öffnete die Arme; sie warf sich hinein. Sie murmelte: »Bonjour, Courbet.« Und über seine Schulter hinweg warf sie dem jungen Ordinaire einen verständnisinnigen Blick zu, wobei sie leicht die Brauen hochzog, wie um zu sagen: Was für einen Freund wir doch haben!
Die Pferde bebten vor Ungeduld, strotzend vor Kraft. Man fuhr los. Das durch den Samt gerötete Dämmerlicht verlieh der Szene eine kindliche Farbe, die Farbe eines Versteckspiels, bei dem der Kleinere schliesslich einschläft. Der Kutscher war in seinem Element: Nachdem er Pontarlier auf Feldwegen umfahren hatte, folgte er wieder der Hauptstrasse bis zum Fort de Joux und bog dann links ab Richtung Verrières, während ein Bach mit dem Namen La Morte in die andere Richtung floss. Der Grenzübertritt würde im Schatten des Grand Taureau stattfinden, also am selben Ort, wo zwei Jahre zuvor, im Winter, die siebenundachtzigtausend geschlagenen Soldaten der Ostarmee durchgezogen waren, die Bahre ihres Generals, Denis Bourbaki, mitschleppend, der halb tot war nach seinem Selbstmordversuch.
Polizeirapport, Paris, 25. August 1873: »Courbet hat Ornans verlassen, er versucht, sich an der seinem Dorf am nächsten liegenden Grenze niederzulassen und bringt sich in Sicherheit vor dem künftigen Prozess zur Vendôme-Säule.«
[Anmerkung: Die zwischen Anführungszeichen zitierten Dokumente sind authentisch.]
Der Mann, der eben die Grenze überschritten hatte an diesem 23. Juli 1873, war ein toter Mann, und die Polizei wusste nichts davon. Kurz vor seiner Abreise hatte er geschrieben: »Heute, da die Kosten auf Heller und Pfennig beglichen sind, gehöre ich eindeutig der Klasse der Menschen an, die tot sind, Menschen mit Herz, und ohne eigennützige Interessen der Republik ergeben, und der Gleichheit.« (Auf Heller und Pfennig beglichen, das heisst: Ich habe prompt geblecht, es ist keine Prinzessin in Reichweite.) Der scheussliche Holocaust, dem die Pariser Kommune und ihre Anhänger zum Opfer gefallen waren, hatte Courbet so sehr getroffen, dass er sich fortan der Klasse der Menschen, die tot sind, zurechnete. Mit anderen Worten: Er hat sich der grossen Erpressung entzogen. Er hat den Weg verlassen, der gepflastert ist mit dem leeren Gerede über das grosse Los, über den Kochtopf, den man neu verzinnen, die Ehre, die man inmitten des Gemetzels weisser als weiss erhalten will, die Gesundheit, die macht, dass alles geht, wenn es geht; er hat den Brotkorb abgehängt, und den Rest mit ihm; er hat sich zugestanden, blind zu sein für die Plakate, taub für die Querpfeifer. In der Art der Toten hat er sich eine Passage zu einer anderen Welt gebahnt, und die erstbeste hat den Zweck erfüllt. Der Mann, der noch vor Ablauf einer Woche mit einer Frau schlafen wird, ist ein toter Mann.
Am gleichen Abend, im Gasthof von Fleurier, liess sich Courbet gegen Ende der Mahlzeit Schreibzeug bringen. An seine liebevollen Schwestern Juliette und Zélie gerichtet, alte Jungfern, die Ältere sollte bald sterben, die beide ihrem Bruder ergeben waren, und auch ihrem Vater, Régis, dessen Haushalt sie seit dem Tod der Mutter führten – die krank geworden war, als man ihr, etwas leichthin, gesagt hatte, ihr Sohn sei in der Pariser Kommune getötet worden –, verfasste Courbet ein kurzes Brieflein, in der Art, wie man die Leute neckt, die zu empfindsam sind für einen Abschied. »Wir sind glücklich wie in einem Paradies. Wir werden die Eisenbahn nehmen, um ein paar Besuche abzustatten.«
Die Schweiz der Waldkantone, der Gemüsebaukantone, der Almkantone, die sich nach einer schweren Rezession nur schlecht erholt hatte, war ein Land, das umso billiger war, als es wenig Gelegenheit zu grossem Pomp bot. Das Gold, das seinen Gürtel zierte, hätte Courbet erlaubt, zwanzig Jahre dort zu leben. Meist nahm er auf seine Reisen nur ein einziges Hemd mit, das er zum Waschen gab, bis es ganz fadenscheinig und verblichen war. Paris hatte ihn einst verlockt, gepackt, doch er war der Stadt nie verfallen. Die raffinierten Spazierstöcke, die Mäntelchen und die Kragen liessen ihn kalt. Baudelaire hingegen hatte daraus eine mantrische Mühle gemacht, einen völlig teilnahmslosen und notwendigen Kolben, der die Visionen, die Blitze, die tristen oder blutigen Bilder zutage förderte. Was den antiquarischen Ring betraf, ein syrisches Siegel vielleicht, oder ein koptisches, und von dem das Leben abhängt – armer Nerval! –, so hätte Courbet darüber gelacht, wenn er die Geduld besessen hätte, sich die Geschichte anzuhören.
Lydie Joliclerc schickte nach ihrem Kutscher. Er schäkerte in der Küche herum (das Küchenmädchen, dessen Mund zahlreiche Zähne sehen liess, verbarg unter ihrer Schürze Hände wie Krebse). Sie gab Courbet einen Kuss, gab Marcel Ordinaire einen Kuss und kehrte nach Pontarlier zurück, wo Charles Joliclerc, ihr Gatte, auf sie wartete, ein Kunstmaler aus der Franche-Comté.
Courbet blieb eineinhalb Monate in Les Verrières, bis zum Ende des Sommers. Er durchstreifte das Val-de-Travers, mit seiner Vorliebe für Fussmärsche in schwierigem Gelände und dem zusätzlichen Vergnügen, das der Name, »das schiefe Tal«, den meisten Leuten beschert. Pata, mit Vornamen Cherubino, jedoch von jedermann Pata genannt, war ihm schon bald nachgereist. Er war ein Tessiner Maler, mittelmässig, tatkräftig und in seinen Ambitionen simpel genug, um dem dicken Mann nützlich zu sein, der seinerseits eine beträchtliche Anzahl von Aufträgen ausführen musste und sich in den Kopf gesetzt hatte, den riesigen Skandal um seinen Namen in Gold umzumünzen (dessen Echo dreissig Jahre später von Péguy zusammengefasst werden sollte – man wusste damals noch nichts von der Existenz eines bestimmten anstössigen, betörenden Gemäldes: »Nicht der Admiral, der Maler, ja, der aus Ornans, das Begräbnis, die Kommune, die Säule«).
Nachdem Courbet die Grenze überquert hatte, hörte er weder mit seinem Gewerbe – der Malerei mit Ölfarbe, hauptsächlich mit dem Malspachtel gearbeitet – noch mit dem grössten Vergnügen seines Lebens auf: Er hat in allen Wasserläufen, Bächen, Flüssen und Seen gebadet, die nicht zugefroren oder ausgetrocknet waren.
Im September hielt er sich in Neuenburg auf und fuhr dann nach Genf, wo zwei Drittel der Verbannten lebten, das heisst fünfhundert Mitglieder der Kommune, darunter Cluseret, Pia, Rochefort. Mit seinem Stück See in Form einer steinernen Krawatte, der umliegenden ländlichen Region, die französisch wurde, ehe man sich’s versah, wirkte Genf abstossend auf ihn; es war zu politisch, weit weg von den Wäldern; der Rauch blieb unter den tiefen Decken hängen.
Den Bogen des Genfersees nimmt man instinktiv in voller Fahrt. Kaum hat man sich angeschickt, das Tempo zu drosseln, kommt schon Nyon, Rolle, und da ist auch schon Lausanne mit seinem Chorhemd aus Hügeln: Die Stadt scheint Angst zu haben, sich den Rock nass zu machen, die Schöne. Man wird noch Zeit haben, über die Landschaft zu reden. Pata pufft Courbet in die Seite: Der Ausblick wird mit jedem Schritt besser, eine goldhaltige Ader bis zu den Dents du Midi.
In Vevey war man bereit, sich zu sagen: Da sind wir! Doch in wenigen Tagen überzeugte man sich davon, dass man nicht willkommen war: Schikanen, Papier mit Stempelmarke, Nacken, ausweichende Blicke, und, von einem Zimmer zum anderen, während man im Treppenhaus stand: »Sagen Sie dem Herrn, wir seien nicht da.« Einer der ersten Biographen des Malers erwähnt die mögliche Einmischung eines französischen Spions namens Jomini, der die Bevölkerung im Geheimen gegen diesen Exilneuling aufgehetzt hätte. Doch da hatte er den Waadtländer Charakter schlecht erkannt: Die Leute dieser Gegend entscheiden selbst, wer ihnen nicht passt, und sei es der Beste der Eigenen. Die üblen Nachreden von Fremden, die Verleumdungen von Polizeispitzeln und das Halali gegen einen Deserteur würden ihren Mut eher noch anstacheln, wie man schon gesehen hat.
Abgesehen von einem unbestimmten Gebiet, das sinnigerweise Entre-deux-Villes hiess, bot der nächste Marktflecken noch abwechslungsreichere AusblickePension Bellevue