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Mein Freund Jacintho kam in einem Palast zur Welt, mit 109 Contos [Ein Conto de Reis - 4500 Mark.] Rente in Saatland, Weinland, Korkwaldungen und Olivenhainen.
Im Alentejo, über ganz Estremadura, quer durch die beiden Beira-Provinzen hindurch begrenzten dichte, sich über Berge und durch Täler windende Hecken, hohe Mauern aus gutem Gestein, Gewässer und Landstraßen die Ländereien dieser alten, ackerbautreibenden Familie, die schon zu Zeiten des Königs Diniz [der Begründer der Größe Portugals, regierte von 1279 bis 1325.] Korn aufspeicherte und Reben pflanzte. Ihr Landgut und der Herrensitz Tormes in Unter-Douro erstreckten sich über einen ganzen Gebirgszug. Zwischen dem Tua und dem Tinhela, fünf wohlgemessene Meilen weit, zahlte ihr die ganze Gegend Lehnszins, und ihr gehörende dichte Kieferwaldungen schatteten von Arga ab bis zur Bucht von Ancora. Der Palast jedoch, in dem Jacintho zur Welt gekommen war und den er immer bewohnt hatte, stand in Paris, auf den Champs-Elysees Nr. 202.
Sein Großvater, der sehr dicke und sehr reiche Jacintho, den man in Lissabon Dom Galiaon [Galiaon – großes Schiff, Galione] nannte, ging eines Nachmittags durch die Travessa da Trabuqueta, dicht an einer von einem Weingeländer überdachten Gartenmauer entlang, glitt auf einer Orangenschale aus und schlug auf das Pflaster hin. Aus der Gartenpforte trat in diesem Augenblick ein gebräunter, glattrasierter Mann in grobem, grünem Flausrock und hohen Reitstiefeln, der mit einem Scherz und leichter Mühe unserm ungeheuren Jacintho auf die Beine half und ihm sogar den Stock mit dem Goldknauf aufhob, der in den Schmutz gerollt war. Darauf heftete er die dichtbewimperten, schwarzen Augen auf ihn:
»Hallo, Jacintho Galiaon, was hast du dich denn um diese Stunde hier auf dem Pflaster herumzuwälzen?«
Und Jacintho erkannte betäubt und geblendet den Infanten Dom Miguel. [Usurpator Portugals, 1802 als dritter Sohn Johanns VI. geboren, 1821 von seiner Mutter, einer spanischen Infantin, an die Spitze der absolutistisch-theokratischen Partei gestellt, versuchte er die Konstitution umzustürzen und seinen Vater abzusetzen, wurde aber nach dem Scheitern dieses Versuches des Landes verwiesen. Nach Johanns VI. Tode ging die Krone von Portugal auf Maria da Gloria, die Nichte Dom Miguels, Tochter seines ältesten Bruders Dom Pedro, über. Miguel verlobte sich mit ihr und übernahm für sie die Regentschaft, löste aber bald darauf die konstitutionellen Cortes auf und ließ sich durch die alten Cortes zum König proklamieren. Gegen die Waffen seines Bruders siegreich, unterdrückte der Usurpator durch ein wildes Schreckenssystem die Gegenpartei. Nachdem Pedro 1832 Oporto zurückerobert (9. Juli, noch jetzt ein nationaler Feiertag), 1833 Lissabon besetzt und Maria II. zur Königin eingesetzt hatte, mußte Miguel 1834 die Kapitulation von Evora unterzeichnen, nach welcher er allen Ansprüchen auf den Thron entsagte und ins Exil ging. Er starb 1866 in Deutschland].
Von jenem Tage an widmete er dem guten Infanten einen Kultus, wie er ihn bei aller Gefräßigkeit nicht mit seinem Bauch und bei aller Frömmigkeit nicht mit seinem Gott getrieben hatte. Im Festsaal seines Hauses in Pampulha hing auf damastseidenen Teppichen das Porträt seines »Erretters«, wie ein Altarbild mit Palmzweigen geschmückt, zu Füßen der Stock, den die erlauchten Hände des königlichen Prinzen aus dem Schmutz aufgehoben hatten. Während der Infant in der Verbannung zu Wien schmachtete, stieß der dickleibige Dom Galiaon Sehnsuchtsseufzer nach seinem »Engelchen« aus und intrigierte für seine Rückkehr. Während des Krieges mit dem »andern, dem Freimaurer«, schickte er dem König durch Boten gekochten Schinken, Eingemachtes, Flaschen mit seinem Wein von Tarrafal und seidene Beutel voll Goldstücke, die er abseifte, damit sie schön glänzten. Und als er erfuhr, daß Dom Miguel mit zwei alten, auf ein Maultier geschnallten Koffern den Weg nach Sines in das endgültige Exil eingeschlagen hatte, da lief Jacintho Galiaon nach Hause, schloß wie zur Trauer alle Fenster und schrie wütend:
»Ich bleib' auch nicht hier! Ich bleib' auch nicht hier!«
Nein, er wollte nicht in dem entarteten Lande bleiben, aus dem, entblößt und landesverwiesen, dieser König von Portugal auszog, der die Jacinthos von der Straße aufzuheben pflegte! Er schiffte sich nach Frankreich ein, samt seiner Frau, der Senhora Donna Angelina Fafes, aus dem berühmten Hause der Fafes da Avellan, sowie seinem Sohn, dem Cinthinho, einem gelben, verweichlichten Jungen, der Wärterin und einem Negerknaben.
An der kantabrischen Küste begegnete das Paketboot einer so schweren See, daß Donna Angelina ganz erschöpft auf den Knieen auf ihrem Lager in der Kabine dem »Senhor dos Passos«, dem Christus der Leidensstationen von Alcantara, eine goldene Dornenkrone gelobte, mit Blutstropfen aus Rubinen von Pegu. In Bayonne, wo sie anliefen, hatte Cinthinho die Gelbsucht. Auf der Fahrt nach Orleans brach in stürmischer Nacht die Achse des Reisewagens, und der feiste Herr, die zarte Dame aus dem Hause da Avellan und der Knabe marschierten drei Stunden im Regen und Schmutz der Verbannung bis zu einem Dorfe, wo sie, nachdem sie wie Bettler an stummen Türen gepocht, auf den Bänken einer Schenke schliefen. In dem »Hotel des Saints Pères« zu Paris hatten sie die Schrecken einer Feuersbrunst auszustehen, die im Pferdestall unter dem Zimmer Dom Galiaons ausbrach, und der würdige Fidalgo trat, nachdem er sich im Nachthemd die Treppen hinab in den Hof geschleppt hatte, mit dem bloßen Fuße in einen Glassplitter. Da erhob er in bitterem Zorn die zottige Hand zum Himmel und brüllte:
»Zum Henker! Da hört alles auf!«
In derselben Woche noch kaufte Jacintho Galiaon, ohne lange zu wählen, einem polnischen Fürsten, der nach der Einnahme von Warschau in ein Kartäuserkloster getreten war, jenes Palais auf den Champs-Elysées, Nr. 202, ab. Unter seiner reich vergoldeten Stuccatur und zwischen den geblümten Seidentapeten spann er sich ein, um von all den Aufregungen auszuruhen und ein geruhiges Leben und einen guten Tisch zu führen, mit ein paar Exilgenossen (dem Obertribunalrat Nuno Velho, dem Grafen Rabacena u. a. m.), bis er eines Tages an einer Magenstörung starb. Nun meinten die Freunde, Frau Angelina würde nach Portugal zurückkehren. Aber die gute Dame hatte einen heiligen Respekt vor der Reise, dem Meer und den Kaleschen, denen die Achse bricht. Und dann wollte sie sich auch nicht von ihrem Beichtiger trennen, noch auch von ihrem Arzt, die so tiefes Verständnis für ihre Gewissenszweifel und ihr Asthma betätigten.
»Hier bleibe ich in Nr. 202,« hatte sie erklärt, »wenn ich auch das schöne Wasser am Alcolena sehr vermisse … Wenn 'Cinthinho größer wird, kann er sich ja entscheiden.«
Und 'Cinthinho war größer geworden. Ein Junge, schlanker und weißer als eine Kerze, mit langen, straffen Haaren und großer Nase, in schlotternde schwarze Gewandung gehüllt. Nachts, wo ihn Husten und Erstickungsanfälle nicht schlafen ließen, ging er im Nachtkleid mit einem Lämpchen in Nr. 202 um; und die Dienstboten im Gesindezimmer nannten ihn den »Schatten«. Aus dieser seiner Stummheit und Unentschlossenheit entpuppte sich nach Ablauf der Trauer um den Vater der lebhafte Wunsch, Drechslerarbeiten an der Drehbank anzufertigen; später, in der Honigblüte seiner zwanzig Jahre, ersproß in ihm ein andres Gefühl, das des Begehrens und der Bewunderung für die Tochter des Obertribunalrats Velho, ein Mädchen so rundlich wie eine Waldtaube, das in einem Pariser Kloster erzogen worden war. Im Herbst 1851, als schon das Laub von den Kastanienbäumen in den Champs-Elysées abfiel, spuckte 'Cinthinho Blut. Der Arzt streichelte sich das Kinn und riet mit ernster Falte auf der Stirn, der junge Mann solle nach dem Golf Juan oder in die lauen Sandbäder von Arcachon gehen.
Cinthinho indes wollte sich keinen Schritt von Therezinha Velho entfernen, zu deren stummem, schwerfälligem Schatten er sich durch Paris hindurch machte. Wie ein Schatten heiratete er, drechselte noch einige Zeit an seiner Drehbank herum, spie einen Rest von Blut aus und löste sich auf wie ein Schatten.
Drei Monate und drei Tage nach seinem Begräbnis kam mein Jacintho zur Welt.
* * *
Von der Wiege ab, die die Großmutter mit Fenchel und Ambra besprengte, um das »böse Schicksal« zu beschwören, wuchs und gedieh Jacintho mit der Zielbewußtheit, der saftstrotzenden Kraft einer Strandfichte.
Er hatte weder Masern noch Spulwürmer. Abc, Einmaleins und Latein gingen ihm so leicht ein wie die Sonne durch eine Fensterscheibe. Wenn er unter den Kameraden im Schulhofe seinen Blechsäbel schwang und einen Kommandoruf erschallen ließ, so war er gleich Sieger, – der König, dem man Lob darbringt und das Obst vom Vesperbrot opfert. Durch das Alter, in dem man Balzac und Musset liest, kam er ohne alle Qualen der Empfindsamkeit; noch auch fesselten ihn warme Dämmerstunden an die Einsamkeit eines Fensters, wo er sich in einem Verlangen ohne Gestalt und Namen verzehrt hätte. Alle seine Freunde (wir waren deren drei, sein alter schwarzer Diener Grillo mit eingerechnet) widmeten ihm stets eine reine und verläßliche Freundschaft, ohne daß jemals die Anteilnahme an seinem Luxus sie lebhafter gestaltet oder offenkundige Beweise seines Egoismus sie abgeschreckt hätten. Ohne genügend starkes Empfinden, um eine starke Liebe zu fassen, und glücklich in dieser befreienden Unfähigkeit, sog er aus der Liebe nur den Honig, – jenen Honig, den die Liebe für diejenigen aufbewahrt, die ihn gleich den Bienen leichtlebig, beweglich und unter fröhlichem Summen sammeln. Kräftig, reich, gleichgültig gegen Staat und Menschensatzungen, hatte er nie einen andern Ehrgeiz als den einer allgemeinen Weltanschauung; und in den heiteren Jahren der Studien und Kontroversen kreiste sein Verstand in der dichtesten Philosophie wie ein glänzender Aal in dem blauen Wasser eines Teiches. Sein Wert, – echter, seiner Goldwert – wurde nie verkannt, noch unterschätzt; und jedwede Ansicht oder ein Scherz, dem er Worte gab, begegnete einer Brise der Sympathie und der Zustimmung, die ihn trug, einhüllte und in der Höhe erglänzen ließ. Vom »Objekt« wurde er auf die verständnisvollste und liebenswürdigste Weise bedient; ich entsinne mich nicht, daß ihm jemals ein Hemdenknopf abgesprungen wäre, daß sich ein Papier boshafterweise seinen Augen entzogen, oder daß vor seiner Lebhaftigkeit und Eile eine perfide Schublade sich geklemmt hätte. Als er eines Tages unter ungläubigem Lachen über Fortuna und ihr Glücksrad einem spanischen Küster ein Zehntel eines Loses abkaufte, eilte Frau Fortuna leichtgeschürzt und lächelnd auf ihrem Rade herbei und präsentierte ihm vierhunderttausend Pesetas. Und wenn am Himmel die regengeschwollenen trägen Wolken Jacintho ohne Regenschirm sahen, so hielten sie ehrerbietig ihr Wasser zurück, bis er vorüber war … Der Ambra und Fenchel der Frau Angelina hatten aus seinem Geschick siegreich und für immer das »böse Schicksal« vertrieben! Die liebenswürdige Ahne pflegte ein Geburtstagssonett vom Obertribunalrat Nunes Velho zu citieren, das einen Vers guter Lesart enthielt:
So wißt, Madame, dies Leben ist ein Fluß …
Ja, ein Sommerfluß, zahm, klar, harmonisch ausgestreckt über glattem, weißem Sande, zwischen duftenden Pflanzungen und glücklichen Dörfern, würde dem, der ihn in einem Zedernboot mit Sonnenzelt und weichen Polstern hinabführe, mit Früchten und Champagner auf Eis, mit einem Engel am Steuer und ein paar andern Engeln, die am Schlepptau ziehen, nicht mehr Sicherheit und Wohligkeit bieten, als das Leben meinem Freund Jacintho bot.
> Und deshalb nannten wir ihn den »Principe da Gran-Ventura« oder Prinz Glückspilz.
Jacintho und ich, José Fernandes, lernten uns kennen und befreundeten uns in Paris, in den Schulen des Quartier-Latin, wohin mich mein guter Onkel Affonso Fernandes Lorena de Noronha e Sande geschickt hatte.
In jener Zeit hatte sich Jacinthos eine Idee bemächtigt … Dieser Prinz war zu der Ueberzeugung gelangt: »der Mensch ist allein dann hervorragend glücklich, wenn er hervorragend kultiviert ist.« Und unter einem kultivierten Menschen verstand mein Freund denjenigen, der seine Denkkraft mittels aller seit Aristoteles erworbenen Begriffe stärkt und die körperliche Fähigkeit seiner Organe mit allen seit Theramenes, dem Erfinder des Rades, erfundenen Mechanismen multipliziert und sich so zu einem wundervollen Adam gestaltet, der beinahe allmächtig, beinahe allwissend und dennoch befähigt ist, innerhalb der Grenzen des Fortschritts (soweit dieser im Jahre 1875 gediehen war) alle Genüsse und alle Vorteile, die sich aus Wissen und Können ergeben, zu vereinigen … So wenigstens formulierte Jacintho häufig seine Idee, wenn wir über Zweck und Bestimmung des Menschen redeten und dabei unter dem Sommerzelt der philosophischen Bierhallen auf dem Boulevard Saint-Michel staubiges Bockbier schlürften.
Diese Ansicht Jacinthos hatte auf den Kreis unsrer Gesinnungsgenossen lebhaft eingewirkt: zwischen 1866 und 1875, also zwischen der Schlacht bei Sadowa und der Einnahme von Sedan, im Geistesleben aufgetaucht, hatten sie beständig von Technikern und Philosophen aussprechen hören, daß es das Zündnadelgewehr gewesen sei, das bei Sadowa, und der Schulmeister, der bei Sedan gesiegt hätte, – und waren deshalb durchaus der Ansicht geneigt, daß das Glück des Individuums sowohl wie das der Völker durch die unbegrenzte Entwicklung der Mechanik und der Wissenschaft verwirklicht werde.
Für Jacintho war seine Ansicht keineswegs bloß metaphysisch oder von dem vornehmen Genuß hervorgerufen, beschauliche Vernunftwissenschaft zu üben: – sie bildete vielmehr eine ganz aus Wirklichkeit und Nützlichkeit bestehende Regel, die das Verhalten bestimmte, das Leben regelte. Und schon zu dieser Zeit versah er sich, in Uebereinstimmung mit seiner Ansicht, mit der Petite Encyclopédie des Connaissances Universelles in fünfundsiebzig Bänden und errichtete auf dem Dache von Nr. 202 in einem Glashause ein Teleskop. Mit diesem Teleskop machte er mir in einer weichen, warmen Augustnacht seine Ideen greifbar. Am fernen Horizont wetterleuchtete es. Durch die Avenue des Champs-Elysees rollten die Fiaker der Kühle des Bois entgegen, langsam, aufgeschlagen, müde, von hellen Gewändern überflutend.
»Da hast du, Zé Fernandes [Zé (spr. Sä), Abkürzung für José]«, sagte Jacintho, indem er sich an die Fensterbrüstung seines Observatoriums lehnte, »die Theorie, die mich beherrscht, bestens bestätigt. Mit diesen unsern Augen, die wir von der Mutter Natur erhalten haben, können wir, so schnell und gesund sie auch sind, kaum über die Avenue hinweg an jenem Kaufhaus ein erleuchtetes Schaufenster gewahren. Nichts mehr! Wenn ich indes meinen Augen die beiden einfachen Gläser eines Krimstechers hinzufüge, so unterscheide ich hinter der Glasscheibe Schinken, Käse, Steintöpfe und Einmachegläser mit Gelee und Kästen voll trockener Zwetschen. Ich habe also eine Wahrnehmung gemacht und habe vor dir, der du mit unbewaffnetem Auge nur das Fenster leuchten siehst, einen positiven Vorteil. Wenn ich nun statt dieser einfachen Gläser die meines Teleskops benutzte, die nach wissenschaftlicheren Regeln angefertigt sind, so könnte ich da oben auf dem Mars Meere, Schneeberge, Kanäle, Meeresbuchten, kurz, die ganze Geographie eines Gestirns erkennen, das Tausende von Meilen von den Champs-Elysées entfernt ist. Das ist eine andre und zwar ungeheure Wahrnehmung! Du hast hier also das primitive, das Naturauge, von der Zivilisation zur höchsten Potenz des Sehens erhoben. Demnach bin ich, sobald ich ein zivilisierter Mensch bin, glücklicher als der unzivilisierte, weil ich Tatsachen im Weltall entdeckte, von denen er sich nichts träumen läßt und deren er beraubt ist. Wende diesen Beweis auf alle Organe an, und du wirst mein Prinzip begreifen. Was die Vernunft angeht und den Genuß, den man aus ihr durch das stete Anwachsen der Wahrnehmungen schöpft, so bitte ich dich nur: vergleiche zum Beispiel Renan und Grillo. Es ist also klar, daß wir uns mit Kultur im höchsten Maßstabe umgeben müssen, um gleichfalls im höchsten Maßstabe den Vorzug zu genießen, daß wir leben. Gibst du das zu, Zé Fernandes?«
Es erschien mir keineswegs ausgemacht, daß Renan glücklicher sein müßte als Grillo: auch hatte ich kein Verständnis für den geistigen und zeitlichen Vorteil, der darin läge, durch den Weltenraum hindurch Flecken in einem Gestirn oder über die Champs-Elysées hinüber Schinkenbeine in einem Wurstladen zu entdecken. Aber ich stimmte doch zu, weil ich von Natur gutmütig bin und niemals jemand von der Ansicht abzubringen suchen werde, in der er Trost, Selbstzucht und einen Beweggrund zu Kraftäußerungen findet. Ich knüpfte also die Weste auf, wies mit einer Gebärde nach den Cafés und den Lichtern hinüber und schlug vor:
»Laß uns also gehen, um im größten Maßstabe Brandy und Soda mit Eis zu trinken!«
Infolge einer sehr natürlichen Schlußfolgerung haftete die Idee der Kultur für Jacintho an der Vorstellung einer Stadt, einer ungeheuren Stadt, deren weitläufige Organe alle kraftvoll funktionierten. Auch begriff mein hyperkultivierter Freund gar nicht, daß fern von den durch dreitausend Verkäufer bedienten Magazinen und den Markthallen, in die sich die Obstgärten und Marschen von dreißig Provinzen ergießen, von den Banken, in denen das weltbewegende Gold klingt, von den beängstigend rauchenden und erfindenden Fabriken, von den mit jahrhundertealtem Papierwust bis zum Bersten vollgepfropften Bibliotheken und den meilenlangen Straßen, die unter- und oberhalb von Telegraphen- und Telephondrähten, von Gas- und Abzugskanälen durchschnitten sind, von der sinnverwirrenden Reihe von Omnibussen, Straßenbahnen, Karossen, Fahrrädern, alten Karren und Luxusequipagen, und von zwei Millionen menschlicher Lebewesen, die keuchend auf der harten Suche nach Brot oder unter der Illusion des Genusses durch die Kultur wimmeln, – der Mensch des neunzehnten Jahrhunderts die »Wonne, zu leben«, voll schlürfen könnte.
Als Jacintho mir in seinem Zimmer in Nr. 202 mit den auf blühende Fliederbüsche gehenden offenen Verandatüren diese Bilder entrollte, wuchs er zusehends. »Welch erhabene Schöpfung, die Stadt! Nur in ihr, Zé Fernandes, nur in ihr kann der Mensch stolz seinen Geist, seine Seele bestätigen!«
»O, Jacintho, und die Religion? Bestätigt denn nicht die Religion die Seele?«
Er zuckte die Achseln. Die Religion! Die Religion ist die prunkhafte Entwicklung eines elementaren, allen rohen, unentwickelten Wesen gemeinsamen Instinkts, der Furcht. Ein Hund, der seinem Herrn, von dessen Hand er Brot oder die Peitsche bekommt, diese Hand leckt, bietet das groteske Abbild eines Betbruders, eines bewußten, berechnenden Betbruders, der vor Gott, welcher Himmel oder Hölle verteilt, auf den Knieen liegt!… Dagegen das Telephon! Der Phonograph!
»Sieh, da hast du den Phonographen!… Der Phonograph allein, Zé Fernandes, macht mir meine Ueberlegenheit fühlbar, ein denkendes Wesen zu sein, und scheidet mich vom Tier. Glaub mir, es geht nichts über die Stadt, Zé Fernandes, es geht nichts über die Stadt!«
Und dann, fügte er hinzu, könne ihm auch nur die Stadt die Sensation geben, die dem Leben so nötig wäre wie die Wärme, die Sensation von der menschlichen Zusammengehörigkeit. Und wenn er so von seiner Nr. 202 in die Runde blickte und in dem dichten Häuserhaufen von Paris zwei Millionen Wesen am Werte der Kultur keuchen sähe, so fühle er eine Ruhe, ein Behagen, das nur dem des Pilgers zu vergleichen sei, der auf seiner Wüstenwanderung sich auf seinem Dromedar aufrichtet und die lange Reihe der mit Streichhölzern und Waffen bepackten Karawane dahinschreiten sieht.
Sehr impressioniert, murmelte ich: »Caramba«!
Im Gegensatz hierzu zittere er vor Furcht über seine Hinfälligkeit und Einsamkeit, wenn er auf dem Lande sei, inmitten der Unbewußtheit und Unbewegtheit der Natur. Da fühle er sich wie verraten und verkauft in einer ihm feindlich gesinnten Welt. Keine Dornenranke, die ihre Dornen einzöge, damit er ungehindert passieren könnte. Wenn er vor Hunger stöhnte, so streckte ihm kein noch so voll beladener Baum an der mitleidigen Spitze eines Zweiges seine Frucht entgegen. Und dann, so inmitten der Natur habe er plötzlich das unbequeme und demütigende Bewußtsein von der Nutzloswerdung aller seiner hochkultivierten Fähigkeiten. Alle Intellektualität werde auf dem Lande unfruchtbar, und es bleibe allein die Bestialität. In diesem rohen Pflanzen- und Tierreiche erhalten sich ausschließlich zwei Funktionen lebendig, die der Ernährung und die der Zeugung. Abgesondert, beschäftigungslos, zwischen Schnauzen, die nicht aufhören zu weiden, und Wurzeln, die nicht aufhören zu saugen, ersticke seine arme Seele in dem heißen Hauch der allgemeinen Befruchtung, schrumpfe zusammen, reduziere sich zu einem Seelenkrümchen, einem geistigen Fünkchen, das wie tot auf einem Stück Materie flimmert; und in dieser Materie gewinnen zwei Instinkte die Oberhand, herrisch, heftig: der zu verschlingen und der zu zeugen. Nach Verlauf einer Woche auf dem Lande bleibe von seinem ganzen so vornehm zusammengesetzten Wesen nur ein Magen und ein Phallus. Die Seele? Vom Tier unterjocht. Und dann müsse er eilen, zur Stadt zurückkehren, in die glänzende Flut der Zivilisation untertauchen, um darin die vegetative Kruste abzuspülen und neu vermenschlicht, vergeistigt und »jacinthisch« emporzutauchen!
Und diese gekünstelten Metaphern meines Freundes drückten wirkliche Gefühle aus, deren Zeuge ich war, und die mich aufs höchste belustigten auf dem einzigen Spaziergang, den wir aufs Land machten, in den sehr liebenswürdigen und gesellschaftlichen Wald von Montmorency. Es war die reine Posse, Jacintho in der Natur! Nicht sobald hatte er das Holzpflaster oder den Makadam hinter sich gelassen, so erfüllte ihn jeder Boden, auf den sein Fuß trat, mit Furcht und Schrecken. Jedweder Rasen, auch der sonnverbrannteste, schien ihm eine tödliche Feuchtigkeit durchzusintern. Unter jeder Erdscholle, aus dem Schatten jedes Steines hervor fürchtete er einen Angriff von Skorpionen, Vipern, von kriechenden, schleimigen Wesen. Im Schweigen des Waldes empfand er eine unheimliche Entvölkerung des Weltalls. Die Vertraulichkeit des Gezweigs, das ihm Aermel oder Gesicht streifte, empörte ihn. Eine Hecke zu überspringen, betrachtete er als eine degradierende Handlung, die ihn zum Uraffen stempelte. Alle Blumen, die er nicht schon in Gärten gesehen hatte und als durch lange Jahrhunderte ornamentaler Dienstbarkeit gezähmt kannte, flößten ihm, als giftig, Mißtrauen ein. Und mit possenhaftem Trübsinn betrachtete er gewisse Eigentümlichkeiten und Formen der unbelebten Natur, die hurtige und vergebliche Eile der Bäche, die Kahlköpfigkeit der Felsen, alle die schnörkelhaften Verrenkungen des Baumwerks und sein feierliches, einschläferndes Rauschen.
Nach Verlauf einer Stunde in jenem ehrsamen Gehölz von Montmorency ging meinem armen, furchtgehetzten Freund der Atem aus, und er empfand schon jenes allmähliche Einschrumpfen und Untertauchen der Seele, das ihn wie zum Tier unter Tieren machte. Er heiterte nicht eher wieder auf, als bis wir wieder das Trottoir und das Gas von Paris erreicht hatten und bis unsre Viktoria wieder Aussicht hatte, an einem wackelnden Omnibus zu zerschellen, der mit Stadtbürgern vollgepfropft war. Er ließ auf den Boulevards halten, um in großer Geselligkeit die Materialisation wieder zu zerstreuen, von der ihm der Kopf schwer und benommen war, wie der eines Ochsen. Und er verlangte, ich solle ihn nach dem Varietäten-Theater begleiten, um mit den Couplets der »Femme à Papa« den lustigen Lärm abzuschütteln, der ihm noch von den in den hohen Platanen singenden Amseln im Ohr klang.
Dieser liebenswerte Jacintho war damals dreiundzwanzig Jahre alt, ein prachtvoller junger Mann, in dem die Kraft des alten Landjunkergeschlechts neu erblüht war. Nur mit seiner feinen Nase, deren Flügel fast durchsichtig und von unruhiger Beweglichkeit waren, als wenn sie Düfte einzögen, gehörte er den Verfeinerungen des neunzehnten Jahrhunderts an. Das Haar war noch nach Art der derberen Aera kraus, fast wollig: und der Schnurrbart fiel wie der eines Kelten in seidigen Fäden herab, die er aufbürsten und kräuseln mußte. Sein ganzer Anzug, die flotte Krawatte aus dunkelm Atlas, die von einer Perle zusammengehalten wurde, die weißen büffelledernen Handschuhe, der Stiefellack, alles kam aus London, in Kisten aus Zedernholz verpackt. Im Knopfloch eine Blume, keine natürliche, sondern eine von seiner Straußbinderin keck komponierte: Blütenblätter ungleicher Blumen wie Nelken, Azaleen, Orchideen oder Tulpen, mit einem leichten Fenchelzweig zu einem Stiel vereinigt.
m Februar 1880, an einem grauen, unwirtlichen Regentage erhielt ich von meinem guten Onkel Alfonso Fernandes einen Brief, der mir, nach allerlei Lamentationen über seine siebzig Jahre, seine Hämorrhoiden und die beschwerliche Verwaltung seiner Güter, die »einen jüngeren Mann und jüngere Beine verlangte«, anbefahl, auf unsern Landsitz Guiaens im Douro zurückzukehren. Gegen den gesprungenen Marmorsims des Kamins gelehnt, wo am Abend zuvor meine Nini ein in ein »Journal des Débats« eingewickeltes Leibchen zurückgelassen hatte, rügte ich aufs strengste das Verfahren meines Onkels, der solchergestalt die Blüte meines juristischen Wissens in der noch unerschlossenen Knospe abschnitt. In einer Nachschrift fügte er hinzu: »Das Wetter ist hier köstlich, ein wahres Rosenwetter, und Deine liebe Tante schickt viele Grüße; sie hat in der Küche zu tun, denn heute sind es sechsunddreißig Jahre, daß wir Hochzeit machten, und wir haben den Pfarrer und den Quintaes zu Tisch, da will sie doch mit dem Essen Ehre einlegen.«
Während ich ein Scheit ins Feuer warf, dachte ich daran, wie gut die Suppe der Tante Vicencia schmecken müßte! Seit wie vielen Jahren hatte ich sie schon nicht gekostet, so wenig wie das gebratene Spanferkel und den im Backofen gerösteten Reis unsers Hauses! Bei dem herrlichen Wetter mußten sich schon die Mimosen in unserm Hofe unter ihren großen gelben Trauben biegen. Ein Stück blauen Himmels, – von dem in Guiaens, denn wo anders ist er nicht so strahlend und weich –, blickte in das Fenster, zauberte auf die abgeschabte Trübseligkeit des Teppichs grüne Rasenflächen, Bäche, Gänseblümchen und Kleeblumen, nach denen mir die Augen wässerten, und durch die Sergevorhänge strich eine seine, würzige Bergwaldluft… Einen wehmütigen »Fado« [Volkslied] pfeifend, zog ich meinen alten Koffer unter dem Bett vor und packte sorgsam zwischen Hosen und Strümpfe eine Abhandlung über bürgerliches Recht, um endlich in der ländlichen Muße im Schatten der Buche die Gesetze zu lernen, die die Völker regieren. Am Nachmittage kündigte ich dann Jacintho an, daß ich nach Guiaens abreisen werde. Mein Freund schrak mit einem dumpfen Stöhnen des Entsetzens und des Erbarmens zurück:
»Nach Guiaens! O, Zé Fernando, wie fürchterlich!«
Und die ganze Woche ließ er es sich dann angelegen sein, mir allerlei Bequemlichkeiten zu empfehlen, mit denen ich mich versehen müßte, damit ich in der Weltabgeschiedenheit, fern von der Stadt, ein bißchen Seele in ein bißchen Körper bewahren könnte. »Nimm einen Armstuhl mit! Nimm die Allgemeine Encyklopädie mit! Vergiß nicht ein paar Büchsen Spargel mitzunehmen!« …
In den Augen Jacinthos war ich, sobald ich der Stadt entrissen sein würde, wie ein entwurzelter Baum, der nicht wieder ausschlägt. Das Leidwesen, mit dem er mich zum Bahnhof begleitete, würde sich ganz vorzüglich für mein Leichenbegängnis geeignet haben. Und als er die Wagentür hinter mir schloß, ernst, feierlich, wie man ein Grabgitter schließt, da schluchzte ich beinahe – vor Mitleid mit mir selbst.
Ich kam in Guiaens an. Noch hingen Blütentrauben an den Mimosen in unserm Hofe; ich schlürfte mit Entzücken die Suppe der Tante Vicencia; mit Holzpantoffeln an den Füßen wohnte ich der Maisernte bei. Und so von der Ernte zur Beackerung, nach der sengenden Sonnenhitze auf den Dreschtennen zur Rebhuhnjagd auf bereiften Fluren; ich zerbrach die erfrischende Wassermelone im Staub der Kirchweihfeste, beteiligte mich an dem fröhlich geselligen Treiben des Kastanienfestes, saß die langen Winterabende mit den andern gesellig bei der Lampe, schürte am Johannisabend die Scheiterhaufen an, baute zu Weihnachten Christgärten und Krippen, – und so glitten mir sacht sieben Jahre dahin, die mich allezeit so beschäftigt fanden, daß ich nie Zeit gefunden hatte, die Abhandlung über bürgerliches Recht zu öffnen, – so gleichmäßig still, daß ich mich als an etwas Besonderes nur erinnere, daß am Sankt Nikolastage der Pfarrer vor der Tür des Braz das Córtes von der Stute fiel. Von Jacintho erhielt ich nur selten ein paar Zeilen, in höchster Eile inmitten des Tumults der Zivilisation gekritzelt.
Schließlich, in einem sehr heißen September, wo er die Weinernte leitete, starb mein guter Onkel Alfonso Fernandes, so ruhig (Gott sei gelobt für diese Gnade!) wie ein Vöglein verstummt, das sich den Tag über müde gesungen und geflogen hat. Ich vertrug noch auf dem Lande mein Trauerzeug. Mein Patenkind Joanninha machte um die Zeit des Schweineschlachtens Hochzeit. Unser Dach war in Reparatur. Ich kehrte nach Paris zurück.
Wieder war es Februar und ein kalter trüber Spätnachmittag, als ich die Champs-Elysées hinunter und der Nr. 202 zuschritt. Vor mir her ging, leicht vorgeneigt, ein Mann, der von den glänzenden Stiefeln bis zur Hutkrempe, unter der krause Haarringel hervorquollen, von Eleganz und der Vertrautheit mit seinen, vornehmen Sachen triefte. In den auf dem Rücken gekreuzten Händen, die mit weißen büffelledernen Handschuhen bekleidet waren, trug er einen dicken Stock mit Kristallgriff. Erst als er vor dem Portal von 202 Halt machte, erkannte ich die feine Nase, den glatten, seidigen Schnurrbart.
»Hallo, Jacintho!«
»Hallo, Zé Fernandes!«
Unsre Umarmung war so stürmisch, daß mein Hut in den Schmutz rollte. Und beide murmelten, wir bewegt, während wir durch das Gittertor traten »Sieben Jahre sind es her!…«
»Sieben Jahre!…«
Und doch war nach sieben Jahren im Garten von 202 alles unverändert! Noch rundete sich zwischen den beiden mit frischem Kies bestreuten Alleen ein Rasenplatz, glatter und gefegter als die Wollflocken eines Teppichs. Die korinthische Vase in der Mitte wartete auf den April, um in Tulpenschmuck zu erglänzen, und auf den Juni, um von Margueriten überzufließen.
Zu beiden Seiten der Türstufen, die ein Glasdach überdeckte, standen die beiden mageren Steingöttinnen aus der Zeit Dom Galiaons, die Trägerinnen der altertümlichen Lampen mit den mattgeschliffenen Kuppeln, in denen schon das Gas zischte.
Im Innern jedoch, gleich in der Vorhalle, überraschte mich ein Aufzug, den Jacintho hatte bauen lassen, trotzdem Nr. 202 nur zwei Stockwerke hatte, die noch dazu durch eine so bequeme Treppe verbunden waren, daß sie selbst dem Asthma der Frau Angelina niemals geschadet hatten! Geräumig, mit Teppichen belegt, bot der Aufzug für diese Siebensekundenreise zahlreiche Bequemlichkeiten: einen Diwan, ein Bärenfell, einen Straßenplan von Paris, Wandbretter mit Zigarren und Büchern.
Im Vorzimmer, wo wir landeten, fand ich eine Temperatur, so lau und weich wie ein Maitag in Guiaens. Ein Diener, der dem Thermometer größere Aufmerksamkeit widmete, als ein Seelotse dem Kompaß, regulierte geschickt den vergoldeten Hahn am Heizapparat. Duftzerstäuber unter Palmen, wie auf einer heiligen Terrasse von Benares, verbreiteten leichten Dunst, wobei sie die weiche, hyperfeine Luft durchdufteten und feucht erhielten.
Ich murmelte in meines Nichts durchbohrendem Gefühle:
»Das ist Kultur!«
Jacintho stieß eine Tür auf, und wir traten in eine Halle voll Majestät und Schatten, in der ich daran, daß ich über einen ungeheuren Stoß neuer Bücher stolperte, die Bibliothek erkannte. Mein Freund streifte leicht mit dem Finger die Wand, – und eine elektrische Lichtkrone, die unter dem Schnitzwerk der Decke aufflammte, erleuchtete die monumentalen Bücherregale aus Ebenholz. In ihnen standen mehr als 30 000 Bände, in Weiß, Scharlach, Schwarz gebunden, mit Goldverzierungen, steif in ihrer Pracht und Autorität, wie Doktoren in einem Konzil.
Ich konnte meine Bewunderung nicht zurückhalten.
»O Jacintho, welch ein Lager!«
Er murmelte mit blassem Lächeln:
»Zu lesen genug, zu lesen genug…«
Erst jetzt bemerkte ich, daß mein Freund abgemagert war und daß die Nase zwischen tiefen Furchen gebettet lag wie die eines müden Schauspielers. Die Ringel seines Kraushaares waren über der Stirn spärlich geworden, und diese selbst hatte die frühere Reinheit polierten Marmors verloren. Der Schnurrbart war nicht gebrannt, sondern fiel schlaff in nachdenklichen Fäden herab. Auch fiel mir auf, daß er etwas gekrümmt ging.
Er schlug einen Türvorhang zurück, und wir traten in sein Arbeitszimmer, das mich der Fassung beraubte. Auf den dicken, dunkeln Teppichen verloren unsre Schritte jeden Widerhall und sozusagen die Wesenheit. Der Damast der Wände, der Diwans, die Holztäfelung waren grün, von dem tiefen Grün des Lorbeerlaubes. Grünseidene Schirme dämpften das elektrische Licht, das in so niedrig angebrachten Lampen verteilt war, daß es an Sterne erinnerte, die, von den Tischen herabgefallen, nun dort verglühten und erstarben. Nur eines leuchtete unverhüllt und hell oben auf einem vierseitigen Bücherregal, das sich schlank und einsam, wie ein Turm in einer Ebene erhob, und dessen Licht melancholisches Leuchtfeuer zu sein schien. Ein Kaminschirm aus grünem Lack, von dem frischen Grün jungen Rasens, verstellte den Kamin aus dunkelm, meergrünem Marmor, in dem ein paar Scheite aromatischen Holzes verkohlten. Und zwischen all dem Grün glänzte auf Sockeln und Piedestalen eine ganze pomphafte Mechanik: Apparate, Platten, Räderwerke, Tuben, Schäfte, kaltes, starres Metall.
Aber Jacintho klopfte auf die Polster des Diwans, in die er sich mit einer mir an ihm unbekannten Müdigkeit versenkt hatte.
»Hierher, Zé Fernandes, hierher! Wir müssen erst einmal unsre beiden seit sieben Jahren getrennten Lebensläufe zusammenknüpfen! … Sieben Jahre in Guiaens! Was hast du eigentlich dort getan?«
»Und du, was hast du getan, Jacintho?«
Mein Freund zog müde die Schultern in die Höhe. Er hatte gelebt – er war gelassen allen Verrichtungen nachgekommen, denen, die zur Materie und denen, die zum Geist gehören.
»Und hast Kultur aufgehäuft, Jacintho! Heiliger Gott… Da kriegt man Respekt vor Nr. 202!«
Er ließ seinen Blick im Kreise schweifen, einen Blick, in dem nicht mehr die alte Lebhaftigkeit blitzte:
»O ja, allerlei Bequemlichkeiten … Aber es fehlt doch noch viel! Die Menschheit ist noch recht schlecht ausgerüstet, Zé Fernandes … Und das Leben bietet Hindernisse.«
Plötzlich klingelte in einer Ecke das Läutewerk des Telephons. Und während mein Freund, über den Apparat geneigt, ungeduldig murmelte: »Wer da? – Wer da?« – prüfte ich neugierig eine auf einen ungeheuren Arbeitstisch aufgestellte Legion seltsamer kleiner Instrumente aus Nickel, Stahl, Kupfer, Eisen, mit Scharnieren, mit Ringen, mit Zangen, mit Haken, mit Zähnen, alle sehr ausdrucksvoll in ihrer geheimnisvollen Anwendung. Ich nahm eines auf und versuchte es zu handhaben – gleich stach mich eine tückische Spitze in den Finger. Im selben Augenblick ging in einer andern Ecke ein eiliges »Tick-tick-tick« los, das etwas Beängstigendes hatte. Jacintho rief, das Gesicht über das Telephon geneigt:
»Sieh doch mal nach dem Telegraphen!… Dort neben dem Diwan. Ein Papierstreifen muß heraushängen.«
Und in der Tat, von einer Glasflasche auf einer Säule, die einen ingeniösen und empfindlichen Apparat enthielt, lief ein langer Papierstreifen mit gedruckten Buchstaben wie ein Bandwurm auf den Teppich herab, und ich, der Gebirgler, nahm ihn voll Bewunderung auf. Die blau gedruckte Zeile kündigte meinem Freund Jacintho an, daß die russische Fregatte »Azoff« mit Havarie in Marseille eingelaufen sei.
Er hatte schon am Telephon abgeklingelt. Beunruhigt erkundigte ich mich, ob er von der Havarie des »Azoff« direkt geschädigt würde.
»Des ›Azoff‹ … Havarie? … Ich? … Nein! Es ist eine Mitteilung.«
Dann blickte er auf eine monumentale Uhr, die im Hintergrund der Bibliothek die Normalzeit sämtlicher Weltstädte und den Lauf aller Planeten anzeigte.
»Ich habe einen Brief zu schreiben, sechs Zeilen nur… Du wartest, nicht wahr, Zé Fernandes? Da hast du die Pariser Abendzeitungen und die Londoner Morgenzeitungen. Dort die illustrierten Journale in der Ledermappe mit Beschlag.«
Doch ich zog vor, das Zimmer einer weiteren Inspektion zu unterwerfen, die meinem von Kultur noch freien Kanadiertum alle Genüsse einer Einweihung versprach. Zu beiden Seiten von Jacinthos Armstuhl hingen dicke Sprachrohre herab, durch die er ohne Zweifel seine Befehle durch 202 hauchte. Von den Tischbeinen liefen geschwollene weiche Schnüre über den Teppich nach den dunkeln Winkeln, wie aufgeschreckte Vipern. Auf einem Pult, in dessen Lackierung sie sich wie in einem Brunnen widerspiegelte, stand eine Schreibmaschine; und weiterhin eine enorme Rechenmaschine mit Löcherreihen, aus denen erwartungsvoll starre, eiserne Zahlen spähten. Darauf machte ich Halt vor dem Bücherregal, das mich intrigierte, weil es so abgesondert wie ein Turm in einer Ebene mit seinem hohen Leuchtfeuer dastand. Die eine Seite war ganz mit Wörterbüchern angefüllt; die andre mit Handbüchern; die dritte mit Atlassen; die letzte mit Reisehandbüchern, von denen ich eins öffnete: der Straßenplan von Samarkand. Welch solider Informationsturm!
Auf Wandbrettern bewunderte ich mir unverständliche Apparate: – einen aus Gelatinetafeln zusammengesetzt, wo die halb aufgesogenen Zeilen eines Briefes, eines Liebesbriefes vielleicht, verblaßten; ein andrer erhob ein unheimliches Messer über einem armen Broschürenband, wie um ihn zu guillotinieren; ein dritter streckte die Mündung eines Rohrs hervor, die für die Stimmen des Unsichtbaren geöffnet war. Hier die Türschwellen umgürtend, dort den Karnies umlaufend, glänzten Drähte, die durch die Decke in den Weltenraum entflohen. Sie alle verkörperten Naturkräfte und
3 übertrugen Naturkräfte. Die unterjochte Natur vereinigte hier ihre Kräfte für meinen Freund und war in seine Dienstbarkeit getreten! …
Jacintho ließ einen Ausruf der Ungeduld hören:
»O, diese elektrischen Federn! … Zum Teufel mit ihnen!«
Zornig ballte er den angefangenen Brief zusammen – ich entschlüpfte aufatmend in das Bibliothekzimmer. Welch majestätische Niederlage der Produkte des Geistes und der Phantasie! Da ruhten mehr als dreißigtausend Bände und alle sicherlich wesentlich für eine menschliche Kultur. Gleich am Eingang bemerkte ich in Golddruck auf grünem Rücken den Namen Adam Smith. Das war also die Region der Nationalökonomen. Ich ging weiter und durchlief verblüfft acht Meter Volkswirtschaftslehre. Dann erblickte ich die Philosophen und ihre Kommentatoren, die eine ganze Wand einnahmen, von der präsokratischen Schule an bis zu denen der Neupessimisten. Auf diesen Brettern bauten sich mehr als zweitausend Systeme auf, die sich alle widersprachen. Von den Einbänden konnte man gleich auf die Doktrin schließen: Hobbes, ganz unten, war schwerfällig in schwarzes Leder gebunden; Plato, oben, erglänzte in reinem weißen Leder. Weiterhin fingen die Weltgeschichtsbücher an. Aber dort türmte sich ein ungeheurer Haufen broschierter Bücher, die nach frischer Druckerschwärze und neuen Dokumenten rochen, gegen das Bücherregal auf, wie frischangeschwemmte Erde ein jahrhundertealtes Gestade bedeckt.
Ich umschiffte dieses Vorgebirge und tauchte in die Abteilung der Naturwissenschaften unter, wobei ich unter stets wachsendem Staunen aus der Orographie in die Paläontologie und aus der Morphologie in die Krystallographie wanderte. Dieses Regal schloß die Reihe neben einem Fenster nach der Seite der Champs-Elysées. Ich schlug die Sammetvorhänge auseinander – und entdeckte dahinter weitere mächtige Bücherreihen, alle über Religionsgeschichte und Religionsexegese, die bergartig bis zu den letzten Fensterscheiben in die Höhe kletterten und in den reinsten Morgenstunden Gottes Luft und Licht den Eingang verwehrten.
Hiernach erglänzte in hellen Maroquinbänden die liebenswerte Abteilung der Dichter. Wie eine Ruhestatt für den von all dem positiven Wissenskram erschöpften Geist hatte Jacintho hier ein lauschiges Plätzchen eingerichtet, mit einem Diwan und einem Tisch aus Zitronenholz, der glänzender als der feinste Schmelz und mit Zigarren und orientalischen Zigaretten aus den Tabakhäusern des achtzehnten Jahrhunderts bedeckt war.
Auf einer glatten Holztruhe stand noch vergessen ein Teller mit getrockneten japanischen Aprikosen. Ich gab der Verführung der Polster nach, kaute eine Aprikose, schlug ein Buch auf und hörte befremdet neben mir ein Summen wie von einem Insekt mit melodischen Flügeln. Ich lächelte bei dem Gedanken, es könnten Bienen sein, die da aus diesem blühenden Dichterwald ihren Honig saugten. Sodann bemerkte ich, daß das ferne einschläfernde Summen aus der so unscheinbar aussehenden Mahagonitruhe kam. Ich räumte eine »Gazette de France« aus dem Wege, hakte eine Schnur los, die aus einem in die Truhe gebohrten Loche herauskam und in einem Elfenbeintrichter endigte. Neugierig hielt ich den Trichter an mein vertrauensseliges Ohr, das an das Summen und Brausen in den Bergen gewöhnt war. Und gleich vernahm ich eine sehr zahme, aber sehr entschiedene Stimme, die sich meine Neugier zu nutze machte, um mir ins Ohr zu dringen und sich meines Verständnisses zu bemächtigen, indem sie arglistig säuselte: »Und so gelingt es mir durch die Anordnung diabolischer Würfel, die hypermagischen Räume zu ergründen!…«
Ich machte einen Satz in die Luft und schrie:
»O Jacintho, da steckt ein Kerl, ein Kerl im Kasten und spricht!«
Mein an allerhand Wunder gewöhnter Kamerad regte sich nicht aus.
»Das ist das Konferenzophon… Ganz dasselbe wie das Theatrophon, nur daß es in Schulen und bei öffentlichen Vorträgen angewandt wird. Sehr bequem! … Was sagt der Mann, Zé Fernandes?«
Ich stierte noch entsetzt den Kasten an:
»Was weiß ich? Diabolische Würfel, magische Räume, alles mögliche Schauderhafte!«
Ich hörte im Nebenzimmer das überlegene Lachen Jacinthos:
»Ach, das ist der Oberst Dorchas … Vorlesungen über die positive Metaphysik der vierten Dimension… Konjekturen, langweiliger Kram! Hör du, du ißt doch heut bei mir mit ein paar Freunden, Zé Fernandes?«
»Nein, Jacintho, ich stecke noch in meiner Dorfschneiderverpackung!«
Und damit ging ich in das Kabinett, um meinem Kameraden das Jackett aus grobem Flanell zu zeigen, sowie die Krawatte mit roten Pünktchen, in deren Schmuck ich in Guiaens an Sonntagen zur Kirche gegangen war. Aber Jacintho versicherte, die gebirgliche Einfachheit würde seine Gäste interessieren, es seien zwei Künstler … Wer? Der Verfasser des »Cocur Triple«, ein Frauenpsychologe von überlegener Scharfe, ein sehr erfahrener und sehr konsultierter Meister in Gefühlswissenschaften; und Vorcan, ein Mythenmaler, der vor einem Jahre die rhapsodische Symbolik der Belagerung von Troja in seiner weitläufigen Komposition »Hélène Dévastatrice« ätherisch verdolmetscht hatte.
Ich kratzte mir den Bart:
»Nein, Jacintho, nein. Ich komme von Guiaens aus den Bergen; ich muß in diese Kultur langsam und vorsichtig eintreten, sonst platz' ich. An ein und demselben Abend die Elektrizität und das Konferenzophon und die hypermagischen Räume und der Frauenpsycholog und das Aetherische und die Symbolik dévastatrice, – das geht mir über die Hutschnur! Ich komme morgen wieder.«
Jacintho faltete langsam seinen Brief zusammen, in den er ohne Ziererei, wie das unsrer Brüderlichkeit entsprach, zwei weiße Veilchen gelegt, die er aus dem Strauß in seinem Knopfloch gezogen hatte.
»Morgen, Zé Fernandes, kommst du vor dem Frühstück in einem Fiaker mit deinen Koffern, um dich in Nr. 202 häuslich einzurichten, in deinem alten Quartier. Hier hast du Telephon, Theatrophon, Bücher…«
Ich sagte ohne weiteres zu. Und Jacintho führte eins der Sprachrohre an den Mund und flüsterte:
»Grillo!«
Aus der mit Damast bekleideten Wand, die sich plötzlich und lautlos teilte, tauchte sein alter Diener auf (jener Schwarze, der mit Dom Galiaon gekommen war), den ich zu meiner Freude ebenso kräftig und nur noch schwarzer, glänzender und ehrwürdiger in seiner steifen Halsbinde und seiner weißen Weste mit den goldenen Knüpfen wiedersah. Auch er freute sich, den »Siô Fernandes« wieder zu sehen. Und als er hörte, ich sollte das Zimmer des Großvaters Jacintho bewohnen, strahlte ein helles Negergrinsen über sein Gesicht, mit dem er seinen Herrn anlachte, glücklich darüber, daß er endlich wieder Familie um sich haben sollte.
»Grillo,« sagte Jacintho, »diesen Brief an Madame de Oriol… Hör! Telephoniere nach dem Hause der Trèves, daß die Spiritisten nur am Sonntag frei sind … Hör doch! Ich nehme ein Brausebad vor Tisch, lau, siebzehn Grad. Abreibung mit Eibisch.«
Und er ließ sich mit einem langsamen, faulen Gähnen schwer auf den Diwan fallen:
»Also, mein guter Zé Fernandes, da wären wir wie vor sieben Jahren wieder in diesem alten Paris.«
Aber ich trennte mich nicht von dem Tisch, in dem Wunsch, meine Einführung in die Zivilisation gleich zu vervollständigen:
»O Jacintho, wozu dienen denn alle diese Instrumentchen? Eins von diesen niederträchtigen Dingern hat mich schon gestochen. Es scheinen Tückebolde, was? Wozu sind sie nütz?«
Jacintho skizzierte eine matte Armbewegung, die sie verherrlichte.
»Erhaben, Junge, einfach erhaben, der Vereinfachung wegen, die sie einer Arbeit verleihen! Sieh, so …« und er deutete darauf. Dieses zog abgenutzte Schreibfedern aus; jenes andre numerierte mit großer Geschwindigkeit die Seiten eines Manuskripts; ein drittes machte Rasuren. Noch andre klebten Marken auf, druckten das Datum ab, schmolzen Siegellack, versahen Dokumente mit Kreuzband …
»Aber genau genommen öden sie einen an,« fügte er hinzu. »Mit ihren Federn, Spitzen, Zähnen verletzen sie manchmal… Es ist mir schon passiert, daß ich Briefe habe wegwerfen müssen, weil ich sie mit blutigen Fingerabdrucken besudelt hatte. Langweiliger Kram!«
Als hierauf mein Freund abermals einen Blick auf die Monumentaluhr warf, wollte ich ihn nicht länger des Trostes einer Dusche und einer Eibischfriktion berauben.
»Na, Jacintho, nun hab' ich dich ja wiedergesehen und hab' mich gefreut. Also denn bis morgen mit dem Gepäck.«
»Donnerwetter, wart mal einen Augenblick. Zé Fernandes … Laß uns durch das Eßzimmer gehen. Vielleicht läßt du dich verlocken!«
Wir traten aus der Bibliothek in das Eßzimmer, das mich durch seinen unaufdringlichen, vornehmen Luxus entzückte. Weißlackierte Holztäfelung, glänzender und glatter als Atlas, bedeckte die Wände und rahmte Medaillons von erdbeerfarbenem Damast ein. Die mit geschnitztem Blumenwerk und Glaskorallen verzierten Serviertische erglänzten in demselben schneeigen Lack. Und erdbeerfarbener Damast bedeckte auch die Polster der weißen, breiten Stühle, die extra dafür gemacht zu sein schienen, die feine kulinarische und intellektuelle Kost in höchster Gemächlichkeit genießen zu lassen.
»Es lebe mein Prinz! Das glaub' ich … Das ist eine sehr einleuchtende und gemächliche Futtertraufe, Jacintho!«
»Also bleib doch zu Tisch, Mensch!«
Aber ich fing schon an, mich zu beunruhigen, als ich sah, daß zu jedem Gedeck sechs Gabeln gehörten, alle von einem ganz hinterlistigen Aussehen. Und noch mehr erregte es mich, als mich nun Jacintho darüber aufklärte, daß eine für die Austern sei, eine andre für den Fisch, noch eine andre für das Fleisch, eine vierte für das Gemüse, eine fünfte für die Früchte und die letzte für den Käse!
Gleichzeitig andrerseits eine Mäßigkeit, die Salomonis Lob verdient hätte: nur zwei Gläser für zwei Weinarten, – ein roter Bordeaux in Kristallflaschen und Champagner, der in silbernen Kübeln kühlte. Und dabei bog sich ein Büfett unter einem reichen, beinahe schreckenerregenden Ueberfluß von Wassern, – salzsaure, kohlensaure, phosphorsaure, sterilisierte Wasser, Salzwasser, andre noch in dickbauchigen Flaschen, mit therapeutischen Abhandlungen als Etikette.