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Was ist neu
an der neuen
Einheitsübersetzung?

Herausgegeben von
Katrin Brockmöller

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©2017 Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Für die Texte der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift:

© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart

Für die Texte der vollständig durchgesehenen und überarbeiteten Ausgabe der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift:

©2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Gesamtgestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart

Druck: Finidr s.r.o., Český Těšín, Tschechien

Auch als E-Book erhältlich unter der ISBN 978-3-460-51012-8

www.bibelwerk.de

ISBN 978-3-460-44026-5

Inhalt

Vorwort

Die neue Einheitsübersetzung

Genesis 4,1–16

Gott steht zu Kain

Genesis 6,17; 9,9; 17,4 und Exodus 20,23

Punktgenau übersetzen

Genesis 18,12

Ein zweiter (Bibel-)Frühling?

Exodus 3,14

Gott hat einen Namen

Exodus 3,15

Der HERR

Exodus 20,4 und Deuteronomium 5,8

Verbotene Gottesbilder oder verbotene Kultbilder?

Ester 8,11

Gewalt aus Rachgier oder zur Selbstverteidigung?

Psalm 4

Beten stärkt das Selbstbewusstsein

Psalm 8

GottesGedenken

Psalm 131

Wie ein gestilltes Kind

Jesaja 8,23; 9,1–6

Denn ein Kind wurde uns geboren

Jeremia 31,31–34

Der neue Bund

Matthäus 28,16–20

Ich bin mit euch

Markus 1,10.12.18.20.29.30.42

Sogleich!

Markus 3,13–19

Ein Jünger wird rehabilitiert

Markus 8,27–33

Zurechtweisen oder „anherrschen“?

Markus 1,9–11 und 15,37–39

Warum Himmel und Vorhang zerrissen werden

Lukas 1,31; 1,41–42; 2,19 und 2,48–51

Gesegnet unter den Frauen

Lukas 19,1–10

Zachäus sucht Jesus

Überschrift über Lukas 19,11–27

Moral, Politik oder Theologie?

Johannes 1,14 und Exodus 33,18

Schauen statt sehen

Johannes 1,35–39

Bleiben bei Jesus

Römer 1,13 und Philipper 2,12

Brüder und Schwestern!

Römer 9,5; 10,4 und 11,11–15

90 Verse für den christlich-jüdischen Dialog

Galater 3,28

Nicht männlich und weiblich

Autorinnen und Autoren

Vorwort

So ist das mit Neuerungen: Die einen freuen sich darüber, andere zögern … Bei einer Bibelübersetzung ist das nicht viel anders. Manche Texte sind einem so vertraut, dass ein neuer Klang wie Verrat klingt, andere Änderungen beschenken einen sofort mit neuen spirituellen Impulsen. „Verräter“ – so nennt deshalb auch ein italienisches Sprichwort die Übersetzer: Traduttore traditore! Ein Verräter ist man beim Übersetzen, weil nie alle Nuancen in eine andere Sprache übernommen werden können. Ein Verräter aber auch, weil mit jeder Übersetzung ein weiteres Geheimnis eines Textes offen mitgeteilt wird.

Die christliche Auslegung hat deshalb immer den mehrfachen Sinn der Schrift und seit dem 2. Vatikanischen Konzil auch das Prinzip „Gottes Wort im Menschenwort“ betont. Die Texte der Schrift sind mehrdimensional und offen für Interpretation. Sie sind auf Kommunikation mit anderen angewiesen und brauchen die persönliche betende Erfahrung. Vielleicht denken Sie nun: „Und was ist mit der wissenschaftlichen Auslegung?“ Ja, die braucht es auch – aber sie ist letztlich nichts anderes als ein gemeinschaftlicher, über Jahrhunderte geführter Diskussionsprozess. Mir gefällt an der neuen Einheitsübersetzung, dass sie an vielen Stellen eine Herausforderung ist. Sie ringt mit den Worten der hebräischen und griechischen Sprache, sie verzichtet darauf, es uns beim Lesen „zu einfach“ zu machen, sie verführt zum Nachsinnen und ist damit im tiefsten Sinn des Wortes „biblisch“.

Plötzlich offenbart sich Gott mit verstehbarer Stimme (Ex 20,19) und nicht mehr im Donner, darf Schweigen als Lobgesang verstanden werden (Ps 65,2), ist David plötzlich „rötlich“ (1 Sam 16,12) und nicht mehr blond, benehmen sich Dämonen dem griechischen Wortlaut folgend einfach rüpelhaft und reden Jesus an mit „He, du …“ (vgl. Lk 4,34). Diese und viele, viele weitere Entdeckungen wird machen, wer sich auf den neuen Text einlässt. Um einen Einstieg in dieses vergleichende und entdeckende Lesen zu bekommen, versammelt dieses Büchlein viele einzelne Bibelstellen und zeigt die Unterschiede der beiden Fassungen auf. Frauen und Männer, die in unterschiedlicher Weise eng mit dem Verein Katholisches Bibelwerk verbunden sind, haben ihre persönlichen Entdeckungen aufgeschrieben.

Viel Freude und Gottes Gegenwart beim Lesen!

IHRE KATRIN BROCKMÖLLER

DIREKTORIN KATHOLISCHES BIBELWERK E.V.

Lesehinweis:

Im Bibeltext sind jeweils nur die Änderungen fett gedruckt, die im Kommentar angesprochen werden.

Die neue Einheitsübersetzung

Die Einheitsübersetzung entstand als Reaktion auf eine Denkschrift des Katholischen Bibelwerkes e.V. Diese benannte 1960 die Notwendigkeit einer deutschsprachigen, katholischen und einheitlichen Übersetzung für alle Orte kirchlichen Lebens (Liturgie, Schule, Predigt, persönliche Lektüre, Bildungsarbeit). Die deutschen Bischöfe griffen diese Initiative auf und gaben noch vor Abschluss des Konzils 1962 den Auftrag zur „Einheitsübersetzung“. Kriterien waren: Treue zu den biblischen Urtexten, eine gehobene Gegenwartssprache und eine Offenheit der Texte des Alten Testaments auf das Neue Testament hin. Zunächst wurden einzelne Teilausgaben publiziert und es gab einen breiten Diskussionsprozess, bis 1980 der endgültige Text in der approbierten Fassung in der Katholischen Bibelanstalt erschien. Eine Überarbeitung dieser Textfassung wurde seit vielen Jahren von den Bibelwerken, von den Universitäten und auch von der pastoralen Praxis angeregt. Die Gründe für die Überarbeitung waren vielfältig: So bestand der Wunsch, neuere Befunde bei den Originaltexten einzuarbeiten, die Sprache an die jetzige Gegenwartssprache anzupassen und die Texte stärker am biblischen Wort- und Sprachgebrauch zu orientieren. Texte, die in hohem Maß liturgische Bedeutung haben, sollten aber nicht im Wortlaut verändert werden.

Im September 2016 konnte nach gut zehnjähriger Arbeit im Leitungsgremium und in den Übersetzerteams die überarbeitete Einheitsübersetzung vorgestellt werden. Im Advent 2018 wird sie erstmals in den liturgischen Lesungen verbindlich sein.

Durch die Bemühungen vor allem von Bischof Leiprecht, Erzdiözese Rottenburg-Stuttgart, gab die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) die Evangelien und Psalmen 1980 gemeinsam mit den katholischen Bischöfen heraus. Die ökumenische Bedeutung dieses gemeinsam verantworteten Bibeltextes war herausragend und wegweisend. Von daher deuteten viele den Begriff „Einheit“ als ökumenische „Einheit“.

Umso schmerzhafter ist es, dass eine gemeinsame Herausgeberschaft mit der EKD im Jahr 2005 scheiterte. Gleichzeitig haben nun mit der ebenfalls 2017 neu revidierten Lutherbibel beide großen Kirchen einen je spezifischen kirchlichen Text, der wechselweise hohe Anerkennung findet. Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm haben deshalb am 9. Februar 2017 empfohlen, in ökumenischen Gottesdiensten immer aus beiden Texttraditionen zu lesen.

Genesis 4,1–16Version 1980

1Adam erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: Ich habe einen Mann vom Herrn erworben.

2Sie gebar ein zweites Mal, nämlich Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer.

3Nach einiger Zeit brachte Kain dem Herrn ein Opfer von den Früchten des Feldes dar;

4auch Abel brachte eines dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der Herr schaute auf Abel und sein Opfer,

5aber auf Kain und sein Opfer schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich.

6Der Herr sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick?

7Nicht wahr, wenn du recht tust, darfst du aufblicken; wenn du nicht recht tust, lauert an der Tür die Sünde als Dämon. Auf dich hat er es abgesehen, doch du werde Herr über ihn!

8Hierauf sagte Kain zu seinem Bruder Abel: Gehen wir aufs Feld! Als sie auf dem Feld waren, griff Kain seinen Bruder Abel an und erschlug ihn.

9Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?

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Genesis 4,1–16Version 2016

1Der Mensch erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain. Da sagte sie: Ich habe einen Mann vom HERRN erworben.

2Sie gebar ein zweites Mal, nämlich Abel, seinen Bruder. Abel wurde Schafhirt und Kain Ackerbauer.

3Nach einiger Zeit brachte Kain dem HERRN eine Gabe von den Früchten des Erdbodens dar;

4auch Abel brachte eine dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der HERR schaute auf Abel und seine Gabe,

5aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich.

6Der HERR sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick?

7Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, darfst du aufblicken; wenn du nicht gut handelst, lauert an der Tür die Sünde. Sie hat Verlangen nach dir, doch du sollst über sie herrschen.

8Da redete Kain mit Abel, seinem Bruder. Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn.

9Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders?

10Der Herr sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden.

11So bist du verflucht, verbannt vom Ackerboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen.

12Wenn du den Ackerboden bestellst, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein.

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