SEI DER BESTE FUSSBALLTRAINER
DeAngelo Wiser
SEI DER BESTE FUSSBALLTRAINER
Der Ratgeber für Menschenführung, Teambildung und Coaching im Fußball
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1217-5)
Erstmals erschienen 2016 unter dem Titel
„Winning Your Players throughTrust, Loyalty, and Respect. A Soccer Coach’s Guide“.
© 2016, Oakamoor Publishing
This edition is published by agreement with Bennion Kearny Ltd, Ilustrata & ST & A.
www.bennionkearny.com
© 2017 der deutschen Ausgabe:
Copress Verlag in der
Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
www.copress.de
Übersetzung aus dem Englischen: Julia Rickers
Redaktion: Julia Niehaus, lektorat plus, Berlin
Layout und Satz (Printausgabe): Dirk Brauns, Berlin
Covergestaltung: Pierre Sick
Cover-Abbildung: Illustration nach einer Vorlage von imago
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3-7679-2057-6
Auf dem Weg zu diesem Buch gab es viele Herausforderungen zu bewältigen. Das verlangte Zeit, Geduld und Beharrlichkeit. Meine Frau Nancy ist mir Inspiration und wegweisender Leuchtturm in meinem Leben. Ihr widme ich dieses Buch für all das, was sie für mich aufgegeben hat.
Ich möchte mich bei meinen Spielern1 bedanken, deren Entschlossenheit und Opferbereitschaft unseren Sport so großartig macht. Ich habe es genossen, ihren Einsatz Spiel für Spiel an der Seitenlinie mitzuerleben. Spieler gewinnen Spiele, Trainer feiern Erfolge mit ihren Strategien und beide machen dabei jede Menge lehrreiche Erfahrungen. Ich habe von meinen Spielern gelernt, was es heißt, einen Weg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam zu gehen, zusammen zu lachen und zusammen hart zu kämpfen. Dafür werde ich Euch immer dankbar sein.
Bedanken möchte ich mich auch bei den Eltern, die viel Zeit geopfert haben, um uns auf jede erdenkliche Art zur Seite zu stehen. Sie waren das Rückgrat unseres Teams und haben mit ihrem Engagement ihre Kinder enorm unterstützt. Ich habe Ihre Geduld und Ihr Verständnis immer sehr zu schätzen gewusst.
An alle Schiedsrichter, die mir im Laufe der Zeit begegnet sind: Niemand weiß Ihre Arbeit und Ihren Beitrag zu unserem Sport mehr zu schätzen als ich. Es war wichtig für mich, Sie kennenzulernen. Unsere Gespräche waren für mich immer eine Bereicherung.
Als Co-Trainer braucht man besondere Charaktereigenschaften, die sich nicht mit einem Wort erklären lassen. Die Co-Trainer, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren einmalig. Ich bin ihnen sehr dankbar, für alles, was sie für die Spieler getan haben. Ohne Euch wären wir nicht so erfolgreich gewesen und viele schöne Momente wären ausgeblieben. Ich werde Eure Freundschaft und Euer Engagement nicht vergessen.
Es gibt viele Kollegen, die schon früh in meiner Laufbahn meinen Coaching-Stil geprägt haben und durch deren Beispiel ich gelernt habe, wie ich mit Herausforderungen und schwierigen Situationen umgehen kann. Pat Neilsen, Jim Scobee, Frank Conyers, Joe Crouse, Jay Buffin, Steve Showen und Steve Sandberg – sie alle haben meine Karriere positiv beeinflusst. Jeder von ihnen war einzigartig, aber für sie alle stand das Wohlergehen des Sportlers an erster Stelle. Sie haben an mich geglaubt und gaben mir die Gelegenheit, als Lehrer und Trainer zu arbeiten. Ich stehe tief in ihrer Schuld und werde mich nie dafür revanchieren können.
Meine Einbindung in die NSCAA, den nationalen Fußballtrainerverband der USA, hat meine berufliche Entwicklung enorm beeinflusst. Ich habe im Lauf von 20 Jahren jede Tagung besucht, Diplome in verschiedenen Seminaren erworben und von den besten Kursleitern der Welt profitiert. Mit ist kein zweiter Verband bekannt, der sich so für seine Mitglieder engagiert.
Mein aufrichtiger Dank gilt meinem Verleger James Lumsden-Cook und den Mitarbeitern des Verlag Bennion Kearny Publishing für ihren unermüdlichen Einsatz, der es mir ermöglicht hat, dieses Buch zu veröffentlichen und anderen Trainern und Spielern zugänglich zu machen.
Ich habe im Laufe der Jahre mit Hunderten von Trainern zusammengearbeitet und es gibt keinen Zweifel daran, dass DeAngelo Wiser zu jener Eliteklasse von Trainern gehört, die den wahren Wert des Sports verstehen. Wisers Teams sind nicht nur fußballerisch gut ausgebildet, sondern die Spieler sind auch hoch motiviert, weil sie wissen, dass sie ihm als Menschen wichtig sind.
Im Rahmen seiner persönlichkeitsbildenden Methode vermittelt Wiser seinen Teams alle im Sport wichtigen Werte, wie Teamarbeit, Charakterstärke, Disziplin und eine positive Einstellung, um nur einige zu nennen. Ich habe bei Wisers Mannschaften – unabhängig von Siegen und Niederlagen – immer eine großartige Teamdynamik und zufriedene Spieler beobachtet.
In einem Wort, Coach Wiser investiert in seine Spieler, steht ihnen als Mentor zur Seite und ist ein echter Champion.
Jason Neidell, Cheftrainer Frauenfußball, Western Kentucky University
Ich hatte das Glück, sieben Jahre lang mit Coach Wiser an der gleichen Schule zu arbeiten. Er hatte immer einen Plan und jederzeit das große Ganze im Blick. Seine Erfahrung und sein Wissen als Trainer, seine Fähigkeit, Menschen zu motivieren, seine ruhige Art und seine Bedachtsamkeit ließen sich tagtäglich erleben. Einer seiner Leitsätze war, dass die richtige Entscheidung nicht immer einfach ist und dass eine einfache Entscheidung nicht immer richtig ist. Die Jahre, die ich beruflich mit ihm verbrachte, haben mich zu einem besseren Trainer, Menschen und Lehrer werden lassen. Für unsere gemeinsame Zeit bin ich unendlich dankbar.
Mike Bowlin, American-Football-Cheftrainer, East Jessamine High School
EINLEITUNG
TEIL 1
Vertrauen, Loyalität und Respekt
Die Spieler für sich gewinnen
Jedem Spieler das Gefühl geben, dass er wichtig ist
Das Spiel abseits vom Rasen
Vertrauen Sie Ihren Spielern?
Können Sie Ihr Team lesen?
Respekt: Schwer zu verdienen, leicht zu verlieren
Neun Situationen, die es im Spiel zu vermeiden gilt
Zehn Lektionen, die ein Coach einen Spieler nicht lehren sollte
Jeder Spieler hat eine Rolle
Acht Situationen, in denen es auf Ihr Verhalten ankommt
Wie überzeugen Sie das Team von sich?
TEIL 2
Herausforderungen
Die vier kritischen Ks
Die Untrainierbaren erreichen
Negativität: Leicht auszumachen, schwer zu handhaben
Stürme überstehen
Uneinigkeit im Team – tragen Sie dazu bei?
Was sagen Sie?
Wie retten Sie ein Team auf Talfahrt?
Was tun, wenn das Spiel auf der Kippe steht?
Mit einem verfehlten Saisonziel umgehen
Was qualifiziert Sie, mein Kind zu trainieren?
Der Umgang mit aufgebrachten Eltern
TEIL 3
Das Team vorbereiten
Mentale Vorbereitung auf das Spiel
Kann Ihre Ansprache vor dem Spiel über Sieg oder Niederlage entscheiden?
Ist Ihr Team spielbereit?
Kann Ihr Team diese Tür eintreten?
Hört Ihr Team zu?
Hat Ihr Team Hoffnung?
Motivation: echt oder gekünstelt?
Leidenschaft, Hunger und Entschlossenheit
TEIL 4
Der Blick in den Spiegel
Sind Sie eine Inspiration?
Welches Image haben Sie?
Wer sind Sie?
Geht es im Training um Sie?
Können Sie mit der Wahrheit umgehen?
Kommen Sie Ihr Team teuer zu stehen?
Interviews nach dem Spiel: Habe ich das wirklich gesagt?
Overcoaching – je lauter, desto besser?
Was sagen Sie Ihrem Sportdirektor?
Sind Sie bereit, ein Toptrainer zu werden?
Spiegelbilder: Was zeichnet Ihr Team aus?
Unbequeme Fragen – an uns selbst
Wenn wir eine Stelle als Coach antreten, denken wir tendenziell an die Schokoladenseiten des Trainerdaseins: Meisterschaften, Siegesfeiern, das Hervorbringen von erfolgreichen Profi- oder gar Nationalspielern, persönliche Anerkennung und vieles mehr. Es ist ganz normal, von Erfolgen zu träumen, aber in der Realität müssen wir viele Herausforderungen meistern, bevor unsere Träume Wirklichkeit werden. Dann heißt es: Ohne Fleiß kein Preis und es gilt, zu malochen. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und uns durchbeißen, um vorwärtszukommen. Zu wissen, wie wir schwierige Situationen in Angriff nehmen und am besten mit ihnen umgehen – und ich stand in meiner Laufbahn vor vielen – ist der Schlüssel dazu, wie erfolgreich wir mit unseren Teams sein werden. Herausforderungen haben mich immer gestärkt, meinen Charakter gefestigt und mir klar gemacht, dass ich den besten Job der Welt habe. Wo sonst hat man außerhalb der Schule die Möglichkeit, jungen Menschen etwas beizubringen und ihnen etwas fürs Leben mitzugeben? Meine erste Herausforderung bestand darin, überhaupt meinen Weg in diesen Beruf zu finden. Ohne die Unterstützung meiner Frau Nancy wäre es nicht so gekommen.
Meine Geschichte ist keine, die vom Überwinden unbezwingbarer Hindernisse oder Widrigkeiten handelt, sondern eine von beharrlicher Ausdauer und vom Festhalten an einem Traum. Zwischen meinem dritten und vierten Jahr am College trat ich in der Hoffnung Offizier zu werden dem US-Marinekorps bei. In der Offiziersschule in Quantico trainierte ich auf höchstem Niveau und eignete mir Führungskompetenzen an, die mir noch viel nutzen sollten. Nach der vorgesehenen Zeit stellte sich jedoch heraus, dass für einen Abschluss weitere Kurse zu absolvieren waren. Ich war aber nicht bereit, an die Offiziersschule zurückzukehren und so wurde nichts aus der Karriere beim Militär.
Nach meinem College-Abschluss in Sporterziehung fand ich keine Anstellung als Lehrer oder Trainer. Mein Bereich war überlaufen, ich wusste nicht, wie man sich auf dem Arbeitsmarkt behauptet und hatte keine Beziehungen, die mir irgendwie hätten helfen können. Also begann ich, in einer Fabrik zu arbeiten, und ich heiratete. Später arbeitete ich bei einem Start-up-Unternehmen für Industrieöfen, für das ich durch Nordamerika reiste, außerdem verkaufte ich Autos und arbeitete als Filialleiter für namhafte Autohäuser. Dieser „Abstecher“ dauerte 14 Jahre und führte mich in meine späten Dreißiger, aber ich hoffte immer noch darauf, irgendwann jungen Leuten etwas beibringen zu können, obwohl meine Lehrbefähigung abgelaufen war.
Für die Motivation und Entschlossenheit, meinen Traum endgültig anzugehen, sorgte ein Scheck über 0,00 $, den ich für einen ganzen Monat ergebnisloser Arbeit erhielt. Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlt? Meine Frau und ich beschlossen auf der Stelle, dass wir von nun an von ihrem Gehalt leben würden und ich wieder ans College gehen würde, um den für die Zertifizierung benötigten Master-Abschluss zu machen. Wir ahnten nicht, dass es vier Jahre dauern sollte und viele Hilfsjobs (ich mähte jede Menge Rasen!) den Weg pflastern würden, bis ich mein Ziel erreichte. Mit 40 Jahren, aber nach wie vor voller Enthusiasmus, erfüllte ich mir schließlich den Wunsch, mit jungen Menschen zu arbeiten, ihnen zu helfen, zu verantwortlichen Erwachsenen heranzuwachsen, und Fußballtrainer zu sein.
Meine erste Anstellung war noch nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Weil ich in einer speziellen Schulform immer wieder als Ersatzlehrer eingesprungen war, bekam ich eine volle Stelle an einer Alternativschule angeboten. Meine neuen Schüler und ich waren wie füreinander geschaffen. Ich unterrichtete den ganzen Tag die gleichen 15 Kinder, die mit unterschiedlichen Lernschwierigkeiten zu kämpfen hatten und individuelle Lerninhalte bearbeiteten. Ich hatte wirklich das Gefühl, etwas in ihrem Leben zu bewegen, indem ich sie ermutigte, mich um sie kümmerte und ihnen Lebenskompetenzen beibrachte, die sie – zu dem Zeitpunkt – dringender benötigten als Naturwissenschaften, Englisch oder Mathe. Letztendlich waren sie mein erstes Team und ich habe viel von ihnen gelernt. Es sollten noch vier Jahre ins Land ziehen, bevor ich meine erste Stelle als regulärer Sportlehrer antrat, aber die Zeit an der Alternativschule wird mir immer eine kostbare Erinnerung sein und ich weiß den Einfluss sehr zu schätzen, den die jungen Leute, die Lehrer und die Schulleitung auf mein Leben hatten.
Als ich gebeten wurde, ein Mädchenfußballteam zu coachen, das es erst seit einem Jahr gab, willigte ich ein, obwohl ich in diesem Bereich kaum Erfahrung hatte. Ich begann also, mich einzuarbeiten, las und schaute mir alles an, was mir dazu in die Finger kam, erwarb eine Trainerlizenz beim nationalen Fußballtrainerverband der USA, besuchte Workshops und Seminare und verfolgte den Sport auf allen Ebenen.
Heute, 357 Spiele, unzählige herausragende junge Sportler, Co-Trainer und Sportdirektoren später, bin ich glücklich und dankbar. In der Arbeit mit meinen Spielern und im Kontakt mit ihren Eltern haben sich mein Charakter und meine Werte gefestigt. Ihnen, meinen Trainerkollegen, sowie den Schulleitungs- und Schiedsrichterteams habe ich es zu verdanken, dass mir mein Trainerdasein so viel Spaß macht. Es wäre einfach gewesen, meinen Traum aufzugeben, aber mit der Hilfe meiner Frau war es mir möglich, ihn Wirklichkeit werden zu lassen.
Träume lassen uns hoffen und inspirieren uns zu Dingen, die unmöglich scheinen. Geben Sie Ihre Träume nicht auf. Sie betreffen nicht nur Sie, sondern berühren auch viele andere. Ich wünsche Ihnen das Beste für Ihre Laufbahn.
Coach DeAngelo Wiser
„Im Kern bedeutet Loyalität, Menschen zu schätzen, die dir die Wahrheit sagen, und nicht nur solche, die dir sagen, was du hören willst. Du solltest sie sogar am allermeisten schätzen, denn sie begegnen dir auf Augenhöhe, und sie gehen davon aus, dass du dem gewachsen bist. Beides ist ein Kompliment.“
Pat Summitt, Basketballtrainerin in der NCAA
Vertrauen, Loyalität und Respekt sind drei Begriffe alter Schule, die heute noch genauso eine Strahlkraft haben wie früher. Im Sprachgebrauch heutiger Trainer scheinen sie jedoch in einem Meer aus Fachvokabular und Jargon aus den sozialen Medien untergegangen zu sein. Dabei sind sie genauso wichtig wie andere Begriffe, die wir benutzen.
Haben Sie schon einmal überlegt, was es Ihnen ermöglicht, Ihre Spieler überzeugend zu erreichen? Es sind das Vertrauen, die Loyalität und der Respekt, die Sie sich durch die schwierigen Entscheidungen verdienen, die Sie tagtäglich mit Ihrem Team treffen. Die Kommunikation mit unseren Spielern und auch mit denen, die nicht zum Team gehören, hat großen Einfluss auf deren Leben. Diese Kommunikation muss mit dem, was wir tun, wenn wir Verantwortung übernehmen, in Einklang stehen. Diese Kommunikation ist es, die uns Glaubwürdigkeit verleiht.
Wenn unsere Spieler außerhalb des Sports mit tragischen Situationen wie Krankheit, Tod und anderen Schicksalsschlägen konfrontiert sind, dann ist es von größter Bedeutung, dass wir in der Lage und bereit dazu sind, alles stehen und liegen zu lassen und unseren Spielern Trost zu spenden. Wenn sie Fragen zu ihrer Rolle im Team haben und wir ihnen ehrliche Antworten geben, verdienen wir uns ihr Vertrauen, ihre Loyalität und ihren Respekt. Zu wissen, was wirklich wichtig ist, und das Wohlergehen der Spieler immer vorn anzustellen ist ein Kernaspekt im Coaching.
In diesem Teil des Buchs geht es um die Frage, wie wir unsere Spieler erreichen.
•Sind Sie in der Lage, Ihren Spielern in entscheidenden Situationen zu vertrauen?
•Haben Sie das Bedürfnis, jede Bewegung oder jeden Spielzug zu orchestrieren?
•Spüren Sie, wenn etwas im Team nicht stimmt?
•Wissen Ihre Spieler, dass sie den Verein auch außerhalb des Platzes repräsentieren?
•Nehmen Sie sich die Zeit, mit jedem Spieler über seine Rolle im Team zu sprechen?
Trainer verbringen viele Stunden mit der Suche nach Aktivitäten, Büchern oder DVDs, um ihre Spieler das ganze Jahr über zu motivieren, zu inspirieren und einzubeziehen. Wenn Sie schon eine Zeitlang Coach sind, ist Ihr Arbeitszimmer vermutlich voller Bücher, DVDs und anderer Materialien, die einmal benutzt wurden und seither im Regal verstauben.
In diesen Medien suchen wir nach bestimmten Worten und Sätzen, die im entscheidenden Moment, zum Beispiel bei Turnieren, das Team zu Höchstleistungen anspornen und Magisches vollbringen lassen. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn wir eine Abhandlung finden, die auf eine bestimmte Situation passt und mit unserer eigenen Philosophie in Einklang steht. Vielleicht verleihen uns die Gedanken oder Schriften anderer mehr Gewicht gegenüber unserem Team? Vielleicht geben sie uns das Selbstvertrauen, von unseren Spielern mehr zu verlangen als je zuvor? Vielleicht helfen sie uns, unsere Spieler davon zu überzeugen, dass sie besser sind, als sie denken?
Egal, auf was Sie zurückgreifen, im Endeffekt kommt es allein auf Sie an. Sie – der Coach – sind es, dem die Spieler zuhören. Sie – der Coach – sind es, den die Spieler sehen. Aber was öffnet Ihnen die Türen? Was lässt Sie Ihre Spieler erreichen und verleiht Ihren Worten Glaubwürdigkeit?
Vertrauen, Loyalität und Respekt lassen sich nicht kaufen. Man muss sie sich verdienen. Und es gibt einen entscheidenden Schlüssel, mit dem sich Vertrauen, Loyalität und Respekt verdienen lassen: Es ist die Art und Weise, wie Sie Entscheidungen treffen und kommunizieren. Wie das Schaubild gegenüber verdeutlicht, fallen täglich Entscheidungen an. Manche werden von schwierigen Situationen herausgefordert, sie resultieren aus Konflikten, Konfrontationen, Kontroversen oder Wahlmöglichkeiten. Andere ergeben sich aus Siegen, Erfolgen, Auszeichnungen, Niederlagen, Medien und Meisterschaften.
Das ganze Jahr über, in jeder Situation, die eine Entscheidung erfordert, beobachtet, erlebt und speichert das Team Kostproben Ihres Charakters und Ihrer Integrität. Stimmen Ihre Handlungen und Worte miteinander überein? Jedes Mal, wenn eine Entscheidung nicht zu den von Ihnen formulierten Erwartungen und denen Ihrer Spieler passt, also inkonsequent ist, verlieren Sie etwas Vertrauen, Loyalität und Respekt. Wenn dieses Muster über einen längeren Zeitraum (in verschiedenen Situationen) anhält, besteht die Gefahr, dass Sie Ihr Team gänzlich verlieren. Klar, Ihre Spieler werden Ihnen noch zuhören und wahrscheinlich weiterhin ihr Pflichtprogramm erfüllen, aber Ihre Worte werden bedeutungslos für sie.
Wenn wir aber selbst in schwierigen Zeiten konsequente Entscheidungen treffen, die auf den Erwartungen beruhen, die zu Beginn der Saison formuliert wurden, verbessert das unsere Aussichten, Vertrauen, Loyalität und Respekt zu ernten.
In dem Moment, in dem wir eine Entscheidung treffen, die auf Charakterstärke und Integrität basiert, gewinnen wir unser Team. Das bedeutet nicht, dass diese Entscheidung allen gefallen wird, aber die Spieler werden verstehen, dass man sich an den vereinbarten Erwartungen orientieren muss. Anders ausgedrückt: Wenn wir unsere Spieler für uns gewinnen, wenn sie unserer Führung vertrauen und wir uns ihre Loyalität verdienen, dann befreit sie das mental für ein Spiel voller Leidenschaft, Begeisterung und Optimismus. Und ist das nicht genau das, was wir wollen?
Viele von uns hatten das Glück, in Teams zu spielen, in denen wir das Gefühl hatten, ein besonderer Bestandteil einer Gruppe herausragender Sportler zu sein. Es gab wahrscheinlich Mitspieler, mit denen wir befreundet waren oder die wir mehr mochten als andere, aber das Umfeld, das unser Trainer schuf, gab allen das Gefühl, wichtig zu sein, egal ob wir der Starspieler waren, Auswechselspieler oder kaum eingesetzt wurden. Wie war das möglich?
Denken Sie an Ihre Kindheit und Ihre Familie. Ob es ein Kind war oder zehn, ein Elternteil oder zwei oder Stiefeltern: Ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten werden ihr Bestes getan haben, um jedem das Gefühl zu geben, wichtig zu sein – und das mag zuweilen eine Herkulesaufgabe gewesen sein. Wie können wir jetzt, wo wir als Trainer arbeiten, unser Bestes geben, um 15 bis 35 Spieler diese Zusammenarbeit als tolle Erfahrung erleben zu lassen? Ist das machbar? Ist es überhaupt wichtig? Ja, es ist wichtig.
Bei all der Verantwortung für die Trainingsvorbereitung, die Spielstrategie, die Organisation bzw. Büroarbeit und vieles mehr ist es nicht einfach, diesen Aspekt des Coachens im Auge zu behalten. Die meisten von uns können einen kleinen Auffrischungskurs bezüglich dessen, was wir tun können, um die Leistung jedes Spielers zu maximieren und jedem das Gefühl zu geben, ein besonderer Bestandteil des Teams zu sein, gut gebrauchen.
1.Begrüßung. Sprechen Sie bei jedem Training mit jedem Spieler und schauen ihm dabei in die Augen. Das ist ausschlaggebend für eine einladende und verbindliche Atmosphäre im Training und im Spiel. Die Spieler müssen wissen, dass Sie sich freuen, sie zu sehen, und dass Sie sich darauf freuen, sie im Spiel und beim Training zu sehen.
2.Rolle. Wenn Sie einen Spieler ins Team aufnehmen, haben Sie eine Vorstellung davon, wie er dem Team helfen kann. Lassen Sie die Spieler zu Beginn der Saison wissen, in welcher Rolle Sie sie sehen, und fragen Sie sie selbst, was sie glauben, zum Team beitragen zu können.
3.Kommunizieren. Wir alle reden mit unseren Spielern über unseren Sport, aber wenn wir sie einfach mal nach ihren schulischen Angelegenheiten, anderen Interessen oder ihren Familien fragen, dann zeigt ihnen das, dass wir uns wirklich dafür interessieren, wie es ihnen geht.
4.Herausfordern. Jeder Spieler sollte während des Trainings und des Spiels mit Nachdruck und Intensität herausgefordert werden, egal ob er der beste Spieler ist oder nicht. Geben Sie einen Spieler niemals auf. Wenn ein Spieler keine den Erwartungen entsprechende Leistung zeigt oder sich nicht verbessert, dann sprechen Sie mit ihrem Assistenten darüber und entwickeln Sie einen Plan.
5.Evaluieren. Nehmen Sie sich die Zeit, entweder selbst oder durch Ihren Assistenten in bestimmten Abständen durch die Saison hindurch die Entwicklung bzw. Fortschritte jedes einzelnen Spielers auszuwerten. Die Spieler brauchen eine Hilfestellung, die ihnen Wege zur Verbesserung ihres Könnens und ihrer mentalen Herangehensweise an das Spiel aufzeigt.
6.Einbeziehen. Suchen Sie nach Möglichkeiten, Spieler in Entscheidungen, die sich auf das Team auswirken, einzubeziehen. Die Spieler wollen nicht außen vor gelassen werden und sind oft verstimmt, wenn das geschieht. Eine solche Einbeziehung kann außerdem verborgene Führungsqualitäten zum Vorschein bringen.
7.Zuhören. Wenn ein Spieler ein Problem oder eine Idee hat, nehmen Sie sich die Zeit zuzuhören. Egal ob die Angelegenheit weiterführend bzw. von Bedeutung ist oder nicht, sie ist dem Spieler wichtig. Unterbrechen Sie das, woran Sie eventuell gerade arbeiten, seien Sie aufnahmebereit und zeigen Sie – auch durch Ihre Körpersprache –, dass Sie zuhören. Seien Sie nie zu beschäftigt zum Zuhören. Wir können viel von unseren Spielern lernen.
8.Gelegenheit. Geben Sie den Spielern Gelegenheit, im Spiel oder im Training zu glänzen. Sie haben sie nicht ohne Grund ins Team aufgenommen, lassen Sie sie spielen. Und wenn Sie sie nicht spielen lassen, sagen Sie ihnen zumindest, warum. Geben Sie Ihr Bestes, um geeignete Situationen abzupassen.
9.Beitragen. Lassen Sie die Spieler wissen, was sie zum Erfolg des Teams beitragen. Jeder Spieler möchte das Gefühl haben, dass er einen Beitrag für das Team leistet. Es kann auch eine tolle Einstellung und Hilfsbereitschaft den Mitspielern gegenüber sein, die einen Spieler besonders macht. Wenn dem so ist, lassen Sie es ihn wissen. Jeder Spieler hat positive Eigenschaften, die Ihr Team braucht. Heben Sie solche bei jeder Gelegenheit hervor.
10.Gratulieren. Wenn ein Spieler etwas Besonderes macht, egal ob er im Training 150 Prozent gibt oder während eines Spiels einen tollen Pass schießt, lassen Sie ihn wissen, wie stolz Sie auf ihn sind. Nehmen Sie sich die Zeit, ihn zu fragen: „Wie hast du dich dabei gefühlt?“
Mit der Aufgabe, unser Team durch die Saison zu führen, setzen wir uns selbst so unter Druck, dass uns das oft daran hindert, dem Bedürfnis der Spieler gerecht zu werden, sich wichtig zu fühlen. Jeder Spieler hat das Bedürfnis, dass Sie etwas sagen oder tun, das ihn immer wieder zurückkommen und ganzen Einsatz für seine Mitspieler zeigen lässt. Es braucht nicht viel Zeit und Gelegenheiten bieten sich jeden Tag. Nehmen Sie sich heute die Zeit, Ihren Spielern das Gefühl zu geben, etwas Besonderes zu sein, und lassen Sie sie wissen, wie dankbar Sie für alles sind, was sie zum Team beitragen. Das wird viel mehr bewirken als ein gewonnenes Spiel.
Im Laufe der Saison werden Sie Gelegenheit haben, es mit dem allerwichtigsten Gegner aufzunehmen, gegen den Sie als Trainer antreten werden. Und Sie müssen gewinnen. Allerdings steht dieses Match auf keinem Spielplan. Die Rede ist von Situationen, in denen unsere Spieler sich einen (meist charakteruntypischen) Fehltritt leisten und wieder auf die richtige Bahn gebracht werden müssen.
Solche Situationen ergeben sich zum Beispiel, wenn jemand in eine Prügelei gerät, in den sozialen Medien etwas Unverantwortliches postet, das Training schwänzt, den Bus zu einem Auswärtsspiel verpasst oder sonstiges inakzeptables Verhalten an den Tag legt. In solchen Situationen muss man als Trainer den Spieler zur Rechenschaft ziehen. Ganz wesentlich dabei ist, sicherzustellen, dass die Spieler von Anfang an verstehen, was von ihnen erwartet wird und was passiert, wenn sie dem nicht gerecht werden.
Die Spieler erwarten, zur Rechenschaft gezogen zu werden, und wenn wir dem als Trainer nicht nachkommen, büßen wir an Vertrauen, Loyalität und Respekt ein. Dies ist einer der Momente, in denen wir unsere Spieler und damit letztendlich unser Team für uns gewinnen können oder verlieren.
Kritische Situationen ergeben sich oft am Rande wichtiger Spiele, bei Turnieren oder vor einem Meisterschaftsspiel und können dann bedeuten, dass ein Spieler auf der Bank bleiben muss. Das kann die Entscheidung zwar schwierig machen, sollte aber Ihr Urteil hinsichtlich der Verantwortung des Spielers nicht beeinträchtigen.
Wenn Sie schon einige Zeit als Trainer arbeiten, haben Sie sicher schon Coachs beobachtet, die in vermeintlich guter Absicht versuchen, ihren Spielern mit abgemilderten oder vermiedenen Bestrafungen entgegenzukommen, um sie spielen lassen zu können. Warum soll die Mannschaft darunter leiden? lautet ihre Begründung. Damit haben sie nicht ganz unrecht, andererseits müssen die Spieler genau das lernen: Dass alles, was sie innerhalb eines Teams tun, Auswirkungen auf die anderen hat.
Welche Überlegungen könnten Ihre Glaubwürdigkeit untergraben?
•Es handelt sich um einen meiner besten Spieler. Es ist zwar zu wünschen, dass es sich bei demjenigen, der ein inakzeptables Verhalten an den Tag gelegt hat, nicht gerade um einen Schlüsselspieler handelt, aber das darf keinen Einfluss auf Ihre Entscheidung haben. Es ist egal, um welchen Spieler es geht, jeder muss für seine Taten geradestehen.
•Welches Spiel steht als Nächstes an? Es ist in Ordnung, sich den Spielplan anzuschauen, um zu sehen, gegen wen man als Nächstes spielt. Aber nicht, wenn Sie herausfinden, dass es sich bei dem Gegner um einen starken Rivalen handelt, und Sie dann überlegen, wie Sie den betreffenden Spieler doch zur Teilnahme berechtigen können.
•Kann ich die Strafe aufschieben, indem ich ein Spiel überspringe oder bis zur nächsten Saison warte? Wenn Sie den Versuch machen, zu rechtfertigen, dass Sie ein Spiel überspringen, bevor Sie einen Spieler bestrafen, wird das Ihrer Glaubwürdigkeit den Todesstoß versetzen. Ihnen muss klar sein, dass die Spieler genau beobachten, was Sie tun, und wenn Sie nicht bei jedem Spieler genau gleich handeln, verlieren Sie das ganze Team.
•Ich werde das Team abstimmen lassen.