Die Reise zu den heissen Quellen
Weisse Pfote
Vielfrass und der müde Krieger
Alles verkehrt!
Die Salzgrotte
Die schwarzen Steine
Zwei ungleiche Brüder
Der schlaflose Bär
Die verschwundenen Fische
Der Schatten des Riesen
»Tut mir der Rücken weh«, stöhnt Stiller Fels, der Stammesälteste, und lässt sich schwerfällig vor seinem Zelt nieder.
»Ein Bad in den heißen Quellen wird dir guttun. Es heilt den Körper und den Geist«, sagt Fettauge.
»Begleite uns doch dorthin, Yakari«, meint Stiller Fels. »Du könntest uns sehr helfen.«
»Mit Vergnügen«, ruft Yakari. Er hat Stiller Fels gern. Und außerdem ist Fettauge hilfsbereit, aber leider auch sehr verschlafen. Da! Er ist schon wieder eingeschlafen!
Für die weite Reise befestigt Fettauge eine Decke zwischen zwei langen Stangen an seinem Pferd, auf die sich der Stammesälteste setzt. Zum Reiten ist er zu alt.
Stiller Fels genießt die Reise durch die Natur. Doch Fettauge schläft sogar im Sitzen auf seinem Pferd ein. Wie schafft er das nur, ohne runterzufallen?, wundert sich Yakari.
Nach einer Weile kommen sie an kleinen heißen Quellen und an Schlammlöchern vorbei. Die heiße Quelle, in der Stiller Fels baden möchte, kann nicht mehr weit sein!
»Man muss sich von diesen Pfützen fernhalten«, warnt Stiller Fels. »Da schießen Wasserfontänen heraus und bilden einen tückischen Schlamm ringsrum. Diese Schlammlachen sind kühl und seicht, doch man versinkt in ihnen.«
Plötzlich hört Yakari ein angstvolles Brüllen.
»Da schreit ein Tier um Hilfe«, sagt er zu Kleiner Donner. »Wir sind gleich wieder da!«, ruft er Stiller Fels und Fettauge zu.
Das Brüllen wird immer lauter. Yakari und Kleiner Donner eilen, so schnell sie können. Es ist ein Wapiti! Es steckt in einem Schlammloch fest und sinkt immer tiefer.
»Ich werde dich an deinem Geweih herausziehen!«, ruft Yakari. Der kleine Sioux streckt sich und hält sich an Kleiner Donner fest, doch er kann den Wapiti nicht erreichen.
Schließlich findet Yakari einen langen Stock. Den verkeilt er zwischen den Geweihschaufeln des Wapitis und zieht ihn zusammen mit Kleiner Donner heraus. Geschafft!
»Danke, ihr habt mich gerettet«, sagt der Wapiti und stellt sich als Feine Ohren vor.
»Ich war mit meiner Herde unterwegs zu den Quellen. Da hat uns ein Puma verfolgt. Wir teilten uns auf und sind in Panik weggelaufen.«
»Wir finden deine Herde schon wieder«, sagt Yakari. »Komm mit uns, wir wollen auch zu den Quellen.«
Doch als Yakari, Kleiner Donner und Feine Ohren Fettauge und Stiller Fels entdecken, erschrecken sie: Die beiden schlafen tief und fest – mitten auf einem Bisonpfad! Und die Bisonherde rast mit Karacho heran!
»Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht zertrampelt werden«, schreit Yakari. »Schnell!«
Schützend stellen sich die drei vor Fettauge und Stiller Fels. Sie schreien, wiehern und brüllen aus Leibeskräften – und tatsächlich: Die eigentlich so scheuen Bisons weichen links und rechts aus. Was für ein Glück!
Und Stiller Fels und Fettauge merken noch nicht einmal etwas!
Fettauge erwacht und sagt schlaftrunken: »Hey, wir stehen auf einem Bisonpfad, das ist sehr unvorsichtig. Schnell weg.«
Die drei Sioux reisen weiter, Feine Ohren folgt ihnen unauffällig.
Endlich erreichen sie die Quelle – eine große Wasserfläche mit mehreren Becken voll frischem, heißem Wasser. Doch die Becken sind alle besetzt. Die Wapitis baden darin!
»Menschen, Tiere und Pflanzen, wir alle sind Geschwister«, sagt Stiller Fels. »Wir warten, bis sie fertig sind.«
Da stürzt Feine Ohren auf sie zu. »Yakari, Kleiner Donner!«, ruft er. »Der Puma kommt! Er belauert die heiße Quelle, weil er die Herde überraschen will. Ich sag ihnen, sie sollen fliehen.«
»Nein, lauft nicht auseinander! Ihr seid genug, um euch gegen ihn zu wehren«, sagt Yakari.
Feine Ohren überlegt. »Du hast recht, Yakari«, sagt er.
Er tritt auf seine Herde zu. »Der Puma wird uns gleich angreifen.«
»Los, auseinander!«, rufen die Wapitis.
»Nein«, sagt Feine Ohren fest. »Wenn wir das tun, erwischt er den Langsamsten von uns. Von heute an verteidigen wir uns. Kommt!«
Die Wapitis jubeln. Und sie machen Feine Ohren zu ihrem Anführer. Glücklich wollen sie wieder in die heiße Quelle steigen, da sagt Feine Ohren: »Nein. Yakari und Kleiner Donner haben uns geholfen. Sie sind mit ihren Freunden von weit hergekommen, um hier zu baden. Wir kommen später zurück.«
Stiller Fels und Fettauge genießen das Bad in der heißen Quelle sehr.
»Ach, meine lieben Freunde«, sagt Stiller Fels genießerisch. »Was für ein schöner Tag das ist … so ruhig und ohne jede Störung …«
Fast hätte Yakari laut gelacht. Aber es stimmt: Stiller Fels und Fettauge haben nichts mitbekommen vom Kampf der Wapitis gegen den Puma.
Yakari lächelt und sinkt zufrieden ins warme Wasser. Ja, es ist schön, dass wieder alles so friedlich ist.