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© eBook: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017
© Printausgabe: GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München, 2017
Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, auch auszugsweise, sowie die Verbreitung durch Film und Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Zustimmung des Verlags.
Projektleitung: Anita Zellner
Lektorat: Gabriele Linke-Grün
Bildredaktion: Adriane Andreas, Gabriele Linke-Grün, Petra Ender (Cover)
Covergestaltung: independent Medien Design, Horst Moser, München
eBook-Herstellung: Simone Sauerbeck
ISBN 978-3-8338-6356-1
2. Auflage 2020
Bildnachweis
Fotos: Aqua Medic GmbH, Aquapress/Christian Piednoir, AquaTerra, Aquatuning GmbH, Kai Arendt, biconeo/ Oleg Foht, Biosphoto, Blickwinkel, Dieter Bork, Heinz Büscher, Werner Eigelhofen, Waldemar Fischer, Oliver Giel, Andreas Hartl, Karin Heckel-Merz, Steff en Hellner, Hippocampus/ Frank Teigler, Martin & Peter Hoff mann, JBL GmbH, JJPhoto/Johnny Jensen, Burkard Kahl, Christel Kasselmann, Daniel Knop, Oliver Knott, Petra Kölle, Ingo Koslowski, Anton Lamboj, Horst Linke, Oliver Lucanus, Peter Lucas, Chris Lukhaup, Werner Minde, Arend van den Nieuwenhuizen, Armin Peither, Reinhard Pekny, Edwin Reitz, Frank Schäfer, Ulrich Schliewen, Michael Schlüter, Gunther Schmida, Heinz Schmidbauer, Erwin Schraml, Science Photo Library, Ingo Seidel, Andreas Spreinat, Wolfgang Staeck, Uwe Werner, Ruud Wildekamp, Andrzej Zabawski, Zoonar, Georg Zurlo
Syndication: www.seasons.agency
GuU 8-6356 06_2020_01
Aktualisierung 2020/004
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Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e. V. (VDA), Manfred Rank, Steinbühlleite 12, 95234 Sparneck, www.vda-online.de
Der VDA gibt Auskunft über aktuelle Adressen von Aquarienverbänden in Ihrem Wohnbereich und hilft auch weiter bei Problemen.
Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e. V. (BNA), Ostendstr. 4, 76707 Hambrücken, www.bna-ev.de
Österreichischer Verband für Vivaristik und Ökologie (ÖVVÖ), Andreas Schramm, Anton-Krieger-Gasse 80/A7, A-1230 Wien, www.oevvoe.org
VDA-Arbeitskreis Wasserpflanzen im VDA, www.arbeitskreis-wasserpflanzen.de
VDA-Arbeitskreis Wirbellose in Binnengewässern im VDA, Kai A. Quante, Papenkamp 18, 38114 Braunschweig, www.wirbellose.de
VDA-Arbeitskreis Kaltwasserfische und Fische der Subtropen (AKFS), Kai A. Quante, Papenkamp 18, 38114 Braunschweig, www.wirbellose.de
Deutsche Cichliden-Gesellschaft e. V. (DCG), Klaus Schmitz, Siedlerweg 17a, 32832 Augustdorf, www.dcg-online.de
Deutsche Killifisch Gemeinschaft e. V. (DKG), Thomas Litz, 88448 Attenweiler, www.killi.org
Deutsche Gesellschaft für Lebendgebärende Zahnkarpfen e. V. (DGLZ), Dompfaffweg 53, 42659 Solingen, www.dglz.de
Internationale Gemeinschaft Barben, Schmerlen, Salmler, Welse (IG BSSW), Daniel Konn-Vetterlein, Spichernstr. 12, 24116 Kiel, www.ig-bssw.org
Internationale Gemeinschaft für Labyrinthfische e. V. (IGL), Bruno Urbanski, Goslarer Str. 54, 47259 Duisburg, www.igl-home.de
Internationale Gesellschaft für Regenbogenfische e. V. (IRG), Dompfaffweg 53, 42659 Solingen, www.irg-online.de
Ihr Zoofachhändler und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. (ZZF), www.zzf.de, Online-Portal des ZZF: www.my-pet.org, Tel.: 0611/44755332 (Mo 12–16 Uhr, Do 8–12 Uhr)
www.my-fish.org Interaktives Internetportal mit vielfältigem Angebot zum Thema Aquaristik
www.wirbellose.de Wichtige Infos zu Garnelen & Co.
www.bfn.de Bundesamt für Naturschutz; aktueller Stand der Artenschutzgesetze
www.cites.org Informationen, welche Arten unter die Artenschutz-Regelung fallen
www.fishbase.de Informationen über alle Fische der Welt
www.weichwasserfische.de Sehr gute Fischseite mit vielen interessanten Links
www.tuempeln.de Futterzucht und Futterfang in Tümpeln
www.deters-ing.de Vielfältige und informative Aquaristikseite, besonders zur Wasserchemie
Literatur
Delbeek, J. C. & Sprung, J.: Das Riffaquarium. Band I und II. Dähne Verlag, Ettlingen
Ebert, Klaus: Die Kugelfische des Süß- und Brackwassers. Aqualog Verlag, Rodgau
Evers, Hans-Georg & Seidel, Ingo: Welsatlas. Band I. Mergus Verlag, Melle
Fossa S. A. & Nilsen A. J.: Korallenriffaquarium. Natur und Tier-Verlag, Münster
Hoffmann, Peter & Hoffmann, Martin: Salmler. Ulmer Verlag, Stuttgart
Hückstedt, Guido: Aquarienchemie. Kosmos Verlag Stuttgart (nur antiquarisch)
Karge, Andreas & Klotz, Werner: Süßwassergarnelen aus aller Welt. Dähne Verlag, Ettlingen
Kasselmann, Christel: Aquarienpflanzen. 450 Arten im Porträt. Ulmer Verlag, Stuttgart
Knop, Daniel: Nano-Riffaquarien. Natur und Tier-Verlag, Münster
Knop, Daniel: Riffaquaristik für Einsteiger. Preiswerte Technik – Pflegeleichte Tiere . Dähne Verlag, Ettlingen
Kochsiek, Wolfgang: Praxishandbuch Lebendgebärende. Dähne Verlag, Ettlingen
Konings, Ad (Hrsg.): Cichliden – artgerecht gepflegt. Cichlid Press
Krause, Hanns-Jürgen: Handbuch Aquarienwasser. Ulmer Verlag, Stuttgart
Krause, Hanns-Jürgen: Handbuch Aquarientechnik. Bede Verlag, Ruhmannsfelden
Kunz, Kriton: Der Zwergkrallenfrosch. Natur und Tier-Verlag, Münster
Lamboj, Anton: Die Cichliden des westlichen Afrikas. Birgit Schmettkamp Verlag, Bornheim
Linke, Horst: Labyrinthfische. Tetra Verlag, Berlin
Lukhaup, Chris & Pekny, Reinhard: Süßwasser-Garnelen. Gräfe und Unzer Verlag, München
Lukhaup, Chris & Pekny, Reinhard: Süßwasserkrebse aus aller Welt. Dähne Verlag, Ettlingen
Mayland, Hans-Joachim: Blauaugen & Regenbogenfische . Dähne Verlag, Ettlingen
Ott, Gerhard: Schmerlen. Tetra Verlag, Berlin
Ross, Richard & Schäfer, Frank: Süßwasserrochen. Aqualog Verlag, Rodgau
Schäfer, Frank: Brackwasserfische – Alles über Arten, Pflege und Zucht. Aqualog Verlag, Rodgau
Schäfer, Frank: Süßwasser-Krabben. Aqualog Verlag, Rodgau
Schliewen, Ulrich: Kleine Aquarien. Gräfe und Unzer Verlag, München
Seegers, Lothar: Killifishes of the World. Aqualog Verlag, Rodgau
Spreinat, Andreas: Malawisee-Buntbarsche. Dähne Verlag, Ettlingen
Staeck, Wolfgang: Südamerikanische Zwergbuntbarsche. Cichliden-Lexikon Band III. Dähne Verlag, Ettlingen
Stawikowski, Rainer; Werner, Uwe & Koslowski, Ingo: Die Buntbarsche Amerikas. Cichliden-Lexikon Band I–III. Ulmer Verlag, Stuttgart
Steinle, Christian-Peter: Barben und Bärblinge. Ulmer Verlag, Stuttgart
Werner, Uwe: Alles über Garnelen, Krebse und Krabben im Süßwasseraquarium. Aqualog Verlag, Rodgau
Zeitschriften
Datz. Natur und Tier-Verlag, Münster, www.datz.de
Aquaristik Fachmagazin. Tetra Verlag, Berlin-Velten, www.tetra-verlag.de
Amazonas. Natur und Tier-Verlag, Münster, www.amazonas-magazin.de
Koralle. Natur und Tier-Verlag, Münster, www.koralle-magazin.de
Caridina. Dähne Verlag, Ettlingen, www.daehne.de
Dank
Mein besonderer Dank gilt Frank Schäfer, Jakob Geck, Oliver Lucanus für viele Informationen und Hilfen. Weiterhin allen Fotografen, die ihre Bilder für diesen Ratgeber zur Verfügung gestellt haben.
Der Autor
Dr. Ulrich Schliewen ist seit seiner Kindheit Aquarianer. Nach dem Studium machte er sein Hobby zum Beruf. Seit 2001 arbeitet er als spezialisierter Fischkundler (Ichthyologe) an der Erforschung der Artenvielfalt der Fische an der Zoologischen Staatssammlung in München. In vielen wissenschaftlichen und populären Veröffentlichungen, darunter auch erfolgreiche Aquaristik-Ratgeber im Gräfe und Unzer Verlag, teilt er sein aquaristisches Wissen mit den Lesern.
»In jedem Geschöpf der Natur lebt das Wunderbare.« Aristoteles
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die geheimnisvolle Welt unter Wasser fasziniert viele Menschen. Wenn Sie sich der Aquaristik aus vollem Herzen widmen, wird es Ihnen gelingen, einen unglaublich fantastischen Mini-Lebensraum entstehen zu lassen. Geht es Fischen, Pflanzen und anderen Lebewesen im Aquarium gut, gewähren sie uns erstaunliche Einblicke in ihre Lebensweise und ihr Verhalten, und Sie können dann zum »waschechten« Naturforscher avancieren. Manche Arten haben beispielsweise das Geheimnis ihrer Fortpflanzung oder ihres Soziallebens noch immer nicht gelüftet. Bei anderen Arten wurden diese Rätsel zuerst durch Beobachtungen von Aquarianern gelöst. Es stehen also noch allerhand Herausforderungen für uns Aquarianer an.
Um jedoch die »Wasserwelt Aquarium« zu Hause nicht nur für kurze Zeit, sondern langfristig in all ihren Facetten zu erleben, brauchen Sie einige Grundkenntnisse über die natürlichen Lebensräume der Aquarienbewohner, die Technik und das richtige Aquarienwasser. Ein guter Überblick zur Artenfülle der Süßwasser-Aquarientiere, die angeboten werden, erleichtert Ihnen die Auswahl Ihrer Wunschpfleglinge. Darüber hinaus erhalten Sie eine Einführung in die Hohe Schule der Aquaristik. Dazu zählen die erfolgreiche Zucht von Aquarienfischen, die artgerechte Pflege von Zwergtieren in Minibecken (Nanos) und der problemlose Einstieg in die Meerwasseraquaristik.
Schon als 7-jähriger Junge begeisterte mich das Halten und Pflegen von Fischen. Später machte ich als Ichthyologe mein Hobby zum Beruf. Heute teile ich die Faszination der Aquaristik mit meinen Kindern. Ich bin immer wieder erstaunt, wie leicht man das Interesse von Kindern entfachen kann und welchen Nutzen sie aus diesen Erfahrungen für ihr späteres Leben ziehen.
Als Kind besaß ich ein Aquarientaschenbuch mit einigen wenigen Fotos. Später bekam ich noch ein Zierfischbestimmungsbuch geschenkt, das mir den Einblick in die Vielfalt der Fische und Wasserpflanzen vermittelte. Diese beiden Bücher wurden damals zu meiner persönlichen »Aquarienbibel«.
Ich wünsche mir, dass dieses Praxishandbuch AQUARIUM für Sie ebenso nützlich und faszinierend ist.
Ulrich Schliewen
Fischarten, Krebse und Pflanzen haben sich ihrer Umwelt in Körperbau, Färbung und Verhalten gut angepasst. Auch im Aquarium entfalten sie die ganze Palette ihrer Verhaltensweisen, wenn man sie artgerecht pflegt. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie die natürliche Umwelt der Aquarientiere aussieht und mit welchen »Tricks« sie ihr Leben meistern. Lesen Sie auch den Beitrag zum Natur- und Artenschutz, denn viele Aquarientiere stammen aus gefährdeten Gebieten.
Zurzeit sind der Wissenschaft mehr als 35.000 Fischarten bekannt. Körperbau und Verhalten spiegeln die unterschiedlichen Lebensweisen wider.
NAMEN SIND SCHALL UND RAUCH. Tiere und Pflanzen werden seit etwa 250 Jahren mit einem zweiteiligen wissenschaftlichen Artnamen belegt. Obwohl mit den Regeln der sogenannten Taxonomischen Nomenklatur die Benennung eindeutig sein soll, ändern sich die lateinischen Tiernamen immer wieder. Glücklicherweise ändern sich die Fischarten selbst trotz der ständig wechselnden Benennungen nicht. Nach welchen Regeln die Vielfalt der Fischarten geordnet wird, wie sie annähernd richtig benannt werden und wie ihr Körperbau und ihr Verhalten in Grundzügen aussieht, erfahren Sie ausführlich auf den nächsten Seiten.
Alle Tier- und Pflanzenarten werden mit einem zweiteiligen wissenschaftlichen (meist lateinischen) Namen benannt, der immer kursiv geschrieben wird. Der erste ist der Gattungsname, der zweite der Artname. So gehört z. B. der Blaue Neon ebenso wie der Rote Neon in die Gattung Paracheirodon. Der Blaue Neon trägt jedoch den Artnamen simulans, der Rote Neon hingegen den Artnamen axelrodi.
Die Einordnung der einzelnen Arten in die richtige Gattung erfolgt nach ihrer stammesgeschichtlichen Verwandtschaft. Dazu vergleicht man Merkmale wie etwa das Vorhandensein eines blauen Neonstreifens bei allen Arten und ermittelt aufgrund der Analyse der Merkmale die Verwandtschaft. Dabei entstehen leider auch manchmal Fehler, die die Wissenschaftler nur dann entdecken, wenn sie zusätzlich andere Merkmale vergleichen oder auch neue Arten mit in die Analyse einbeziehen.
Die Wissenschaftler korrigieren dann die richtige Gattungszuordnung. So hieß beispielsweise der Rote Neon früher Cheirodon axelrodi, jetzt dagegen wird er unter Paracheirodon axelrodi geführt. Das ist normaler wissenschaftlicher Fortschritt, der sich nicht ändern lässt, auch wenn es natürlich immer wieder bedeutet, dass man umlernen muss.
Leider bieten auch die populären Artnamen keine Sicherheit vor ungenauer Benennung, denn oft haben sich auch mehrere Populärnamen für die gleiche Fischart eingebürgert, oder ein Name umfasst gleich mehrere verschiedene, oft ähnliche Arten.
Warum sich die Artnamen von Aquarienfischen überhaupt ändern, hängt auch damit zusammen, dass viele Fischarten sowohl von Aquarianern als auch von Wissenschaftlern immer wieder falsch bestimmt werden.
Zu jeder wissenschaftlich beschriebenen Tierart gibt es in der Regel ein einziges, in einem Forschungsmuseum als Präparat hinterlegtes Exemplar, mit dem die zu bestimmende Art verglichen werden muss, um herauszufinden, ob z. B. ein importierter Fisch zu einer beschriebenen Art gehört oder eine unbeschriebene Art ist. Aus verschiedenen Gründen kommt es hierbei recht oft zu falschen Schlüssen. Häufig wird eine neu importierte Art vorschnell als eine Art bestimmt, obwohl sie mit dem Belegexemplar nicht artlich übereinstimmt. Dann wird diese Fischart zunächst beispielsweise in Aquarienbüchern so bezeichnet. Wenn aber die genaue Bestimmung erfolgt ist, muss natürlich dann der Name entsprechend korrigiert werden.
So wurde beispielsweise jahrzehntelang der beliebte Blaue Antennenwels (>) als Ancistrus dolichopterus bezeichnet. Seitdem aber ein Vergleich mit dem Belegexemplar für diese Art vorgenommen wurde, ist klar, dass der Artname für eine andere Art, nämlich den Schlafanzugwels ( >), zutrifft und der Blaue Antennenwels eine wissenschaftlich noch unbeschriebene Art ist.
Der Blaue Antennenwels muss deshalb korrekterweise als Ancistrus species (Abkürzung »sp.«) bezeichnet werden – und diese Benennung gilt so lange, bis ein Wissenschaftler eine korrekte Artbeschreibung vornimmt und damit dem Blauen Antennenwels einen wissenschaftlichen Artnamen geben kann.
INFO
Viele populäre Artnamen
Besonders Aquarienfische, die seit langer Zeit in der Aquaristik etabliert sind, tragen oft mehr als einen populären Artnamen. Wie auch bei den lateinischen Artnamen hilft hier nur: anhand von Bildern genau vergleichen, welche Art gemeint ist, und die Pflegebedingungen in der Folge entsprechend ausrichten.
»Stumm wie der Fisch im Wasser«, sagt der Volksmund. Wie viele andere Scheinwahrheiten über Fische stimmt diese Aussage nicht. Gezielte Untersuchungen haben gezeigt, dass fast alle Fischarten sehr wohl Laute von sich geben, die sie auch zur Kommunikation einsetzen. Auch sind manche Fische alles andere als dumm, selbst wenn Fische allgemein nicht gerade als intelligent gelten. Zu welchen außergewöhnlichen Leistungen die Tiere aufgrund ihres Körperbaus und ihres Verhaltens fähig sind, erfahren Sie auf den nächsten Seiten.
• Die Körperform: Sie ist vor allem darauf ausgerichtet, den Fisch im Wasser zu stabilisieren. Je nachdem, wo der Fisch lebt und von welcher Strömung er umgeben ist, variiert sie. Die klassische Fischform ist seitlich abgeplattet und leicht hochrückig. Sie zeichnet viele Fische des Freiwassers aus, die nicht mit einer zu starken Strömung zurechtkommen müssen (z. B. Küssende Guramis, >). Besonders hochrückige Fische wie etwa Skalare (>) stammen oft aus Stillwassergebieten. Freischwimmende Fische, die gelegentlich schnell schwimmen (Jäger) oder die sich in schneller fließenden Gewässerabschnitten aufhalten, haben einen kompakten, eher drehrunden Körperquerschnitt (z. B. Zebrabärblinge, >). Bodenfische wie viele Welse (ab >) sind meist bauchseitig abgeflacht und wenig hochrückig. Schließlich sind Fische, die direkt unter der Wasseroberfläche leben, um z. B. Insekten zu erhaschen, oben stark abgeflacht, wie beispielsweise Ringelhechtlinge (>). Viele passen nicht ins Schema, weil sie anders spezialisiert sind, wie beispielsweise Rochen und Kugelfische (> und >).
• Die Beflossung: Die FLOSSEN (>) dienen der Fortbewegung und Stabilisierung des Fischkörpers. Man unterscheidet dabei Rücken-, Schwanz- und Afterflosse sowie die paarigen Bauch- und Brustflossen. Bei manchen Fischen fehlen einige Flossen, andere haben mehrere Rückenflossen oder eine zusätzliche kleine Flosse zwischen Kiemen und Schwanzflosse, die Fettflosse. Bis auf letztere werden Flossen von knöchernen Flossenstrahlen gestützt.
• Die Maulstellung: Fische mit oberständigem Maul fressen meist Insekten von der Wasseroberfläche, z. B. Hechtlinge. Und Arten mit spitz zulaufendem, röhrenförmigem Maul holen kleine Lebewesen aus Vertiefungen oder zwischen Pflanzen hervor, z. B. Süßwassernadeln. Weit vorstülpbare, meist endständige Mäuler dienen zum Einsaugen von Plankton oder von ganzen Fischen. Unterständige Mäuler, die manchmal sogar zu einem Saugmaul umgewandelt sind, dienen der Nahrungsaufnahme, z. B. der Aufnahme eines Substrats.
• Die Kiemen: Sie liegen unter den Kiemendeckeln und scheinen oft rötlich durch. Die Kiemen sind stark durchblutet und dienen der Atmung, indem sie den Sauerstoff dem Wasser entnehmen, das bei den Atmungsbewegungen der Kiemendeckel vorbeiströmt. Fische aus sehr sauerstoffarmen Gewässern, beispielsweise viele Labyrinthfische, haben zusätzliche ATMUNGSORGANE (>).
• Die Schwimmblase: Sie befindet sich im Bauchraum, ist mit Gas gefüllt und hält den Fisch in der Schwebe. Bodenlebende Fische haben oft keine funktionierende Schwimmblase, weil sie sie nicht brauchen.
• Die Haut: Sie dient der Atmung, dem Schutz vor Verletzungen und der Abschirmung vor Krankheitskeimen. Die in die Haut eingebetteten Schuppen stabilisieren die Schwimmbewegungen des Fisches, aber nicht alle Fische haben Schuppen. Manche sind »nackt«, andere besitzen einen Knochenpanzer. Die Farbzellen in der Haut geben den Fischen ihre charakteristische Färbung, die sie oft auch ändern können.
INFO
Geschlechtsunterscheidung
Bei vielen Arten ist die Unterscheidung einfach: Die Männchen sind extrem bunt, die Weibchen grau und farblos. Manche größere Arten sind nur durch die Genitalpapille zu unterscheiden, der Öffnung für Eier bzw. Sperma. Bei Weibchen ist diese im Vergleich eher breit, bei Männchen spitz zulaufend. Bei vielen Fischarten haben die Männchen längere Flossen als die Weibchen. Die Weibchen wiederum sind in der Regel etwas fülliger als die Männchen.
Durchschnittlicher Fischkörper (Genetzter Prachtbuntbarsch). Unterschiedliche Maulformen je nach Lebensweise (links). Blick in die wichtigsten inneren Organe (rechts).
A: Raubfischmaul
B: Maul mit Barteln
C: Saugmaul
D: Bauchflosse als Tast- und Käscherorgan
E: Bauchflosse als Stützorgan
F: Kiemen
G: Seitenlinienorgan
H: Blick in die Bauchhöhle: oben die Schwimmblase, in der Mitte die Eierstöcke (Ovarien), unten der Darm
Die Sinnesorgane der Fische sind nur zum Teil die gleichen wie beim Menschen. So haben Fische mit dem Seitenlinienorgan einen FERNTASTSINN (>), mit dem sie Druckwellen im Wasser, z. B. von Beutetieren oder näher kommenden Feinden, feststellen können. Geruchs- und Geschmackssinn befinden sich nicht nur im oder am Maul, sondern auch an Sinnesfäden, die tasten und schmecken können (z. B. den Barteln der Welse). Die meisten Fische sehen gut (auch Farben) und können gut hören. Sie lassen sich sogar auf Töne »dressieren«.
Fische können unerwartet intelligent im Einsatz ihrer Sinne sein. Sie bedienen sich dabei eines Repertoires an Verständigungsmöglichkeiten und Verhaltensweisen, von denen ich auf den folgenden Seiten einige exemplarisch vorstellen werde.
Das Schwarmverhalten ist wohl das bekannteste Verhalten der Fische. Viele Individuen schließen sich zu einem Schwarm zusammen und ziehen als Gruppe umher. Schwärme dienen dazu, sich gegen Räuber zu schützen, weil es für Raubfische dann schwierig wird, einen einzelnen Fisch zu fixieren und gezielt anzugreifen – zu groß ist die verwirrende Wirkung vieler Fischleiber.
Etliche Aquarienfische sind aber keine echten Schwarmfische, sondern zählen eher zu den Gruppenfischen. Sie schließen sich nur in Gefahrensituationen zu einem Schwarm zusammen, verteilen sich aber sonst so locker, dass noch Artgenossen in der Nähe sind.
Das Revier- oder Territorialverhalten ist in der Aquaristik besonders von Buntbarschen bekannt. Es gibt aber auch viele andere Revierbildner, die entweder ständig Nahrungsreviere oder nur zur Fortpflanzung Balz- und Brutreviere verteidigen. Beispielsweise werden brutpflegende Buntbarsch-Pärchen extrem aggressiv, wenn potenzielle Feinde ihrer Jungen in deren Schutzbereich eindringen. Die Eindringlinge werden mit Vehemenz verfolgt und verjagt. Relativ kleine Balzreviere verteidigen die Männchen vor allem solcher Arten, deren Weibchen die Hauptlast der Fortpflanzung tragen (Brutpflege oder anstrengende »Produktion« von NÄHREIERN, >). Nahrungsreviere verteidigen viele Arten gegenüber Artgenossen oder auch andersartigen Tieren, um eine Nahrungsquelle für sich allein zu haben. Ein gutes Beispiel dafür ist der Feuerschwanz (>). Er kann ein ganzes Aquarium unter Kontrolle halten und warnt möglicherweise andere Fische schon im Vorfeld mit seiner kontrastreichen Rot-Schwarz-Färbung vor seiner Aggressivität.
Übrigens machen viele Fische auch mit Lautäußerungen, die für uns kaum oder gar nicht hörbar sind, auf ihr Revier und ihre Verteidigungsbereitschaft aufmerksam.
Das Kampfverhalten von Fischen kann im Aquarium problematisch sein, denn viele kämpfen bis zum Tod. Die Ursache für solch drastische Folgen der Aggressivität ist der begrenzte Lebensraum eines Aquariums. Auch in der Natur gehört das Kämpfen zu den normalen Umgangsformen fast aller Fischarten – allerdings nicht der tödlich endende Beschädigungskampf, sondern die zu einem Ritual abgemilderte aggressive Auseinandersetzung, mit der die meisten Kämpfe unter Tieren ausgetragen werden.
Bevor es zu einer anstrengenden und kräftezehrenden Auseinandersetzung kommt, testen die Kontrahenten ihre gegenseitige Wirkung. Auf diese Weise finden sie heraus, ob sich ein solches »Kräftemessen« überhaupt lohnt. Mit »angeberisch« wirkenden Bewegungen, bei denen die Flossen gespannt und die Kiemenhäute abgespreizt werden, imponieren die beiden Kampfhähne so lange, bis einer schließlich die Flucht ergreift, ohne dass es zum Beschädigungskampf gekommen ist.
Allerdings ist im begrenzten Aquarium die Flucht für den Unterlegenen nicht immer weit genug möglich, sodass der Überlegene stets wieder aufs Neue angreift. Werden die Kontrahenten dann nicht umgehend getrennt, wird der Unterlegene mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet, oder er stirbt schließlich an Dauerstress.
Die verschiedenen Fischarten pflanzen sich auf erstaunlich vielfältige Weise fort. Jede Art hat ihr eigenes Balz-, Ablaich- und Brutpflegeverhalten
entwickelt. Viele dieser Verhaltensweisen lassen sich im Aquarium beobachten, besonders brutpflegende Arten pflanzen sich sogar ohne besonderes Zutun im Haltungsbecken fort.
Zwei Voraussetzungen müssen im Aquarium und in der Natur gegeben sein, bevor es zur erfolgreichen Fortpflanzung kommen kann: Erstens müssen die Fische generell in Fortpflanzungsstimmung kommen, und zweitens brauchen die meisten Fische einen Partner, um sich fortzupflanzen. Häufig buhlen die Männchen mit prachtvoller Färbung und aufwendigem Balzverhalten um die Gunst der unscheinbaren Weibchen. Während der Balz werden die Männchen vieler Arten territorial, die Balzreviere sind aber oft recht klein. So kann es im Aquarium in dieser Phase zu Problemen kommen.
Die »mobile« Brutpflege der Goldsaumbuntbarsche: Sie legen das Gelege auf einem transportablen Substrat ab, um es bei Gefahr in Sicherheit bringen zu können.
Die meisten Fische legen Eier, aus denen unfertige Fischlarven schlüpfen, die wenig Ähnlichkeit mit ihren Eltern aufweisen. Die Larven haben zunächst einen großen Dottersack, von dem sie sich anfangs ernähren. Bei den Eierlegern unterscheidet man
• die FREILAICHER (>), die ihre Eier in das Wasser abgeben – wobei die Eier entweder zu Boden sinken, im Wasser schweben oder an der Oberfläche treiben,
• die SUBSTRATLAICHER (>), die ihre Eier auf einem Substrat ablegen,
• die MAULBRÜTER (>), die ihre Eier meist sofort nach dem Ablaichen ins Maul nehmen, um sie dort zu erbrüten,
• die HAFTLAICHER (>), die ihre Eier an einem Substrat befestigen, und
• die BODENLAICHER (>), die ihre Eier in der obersten Schicht des Bodengrundes ablegen oder sie in einigen Zentimetern Tiefe deponieren.
Die Eier der Freilaicher sind meist wesentlich kleiner, dafür aber zahlreicher als die der Haft- und Bodenlaicher. Entsprechend kleiner sind auch die Fischlarven, die ihrerseits nach dem Aufzehren des Dottervorrats nur kleinstes Futter fressen können. Die Maulbrüter produzieren aufgrund der langen Brutpflege sehr große Eier mit entsprechend viel Dottervorrat für die Larven. Die Jungfische schlüpfen dann meist im Maul der Eltern und wachsen auch in deren Maulhöhle heran. Durch diese Verhaltensweise sichern die Eltern das Überleben ihres Nachwuchses.
Nicht alle Fische legen Eier, manche haben das Lebendgebären »erfunden«. Zu diesen Arten gehören einige der beliebtesten Aquarienfische wie z. B. die Guppys und Platys, aber auch die Halbschnabelhechte.
Zu den schönsten und spannendsten Erlebnissen, die man im Aquarium beobachten kann, gehört die oft aufopfernde Brutpflege einiger Fischarten. Bei manchen kümmert sich nur einer der Partner um die Nachkommen, z. B. bei Grundeln oder manchen Cichliden. Bei anderen beteiligen sich beide Partner an der Aufzucht der Nachkommenschaft, allerdings oft mit unterschiedlicher Aufgabenverteilung. Zu dieser Gruppe gehören die meisten substratbrütenden Buntbarsche wie die Schmetterlingsbuntbarsche.
Während der Brutpflege sind die Mehrzahl der Arten – bis auf viele Maulbrüter – territorial, denn das Überleben der Jungfische in der Natur ist nur gewährleistet, wenn sie sich in einer Art Sicherheitszone befinden, in der sie ausreichend Nahrung finden, ohne zu stark von Fressfeinden bedroht zu sein. Diese Sicherheitszone ist das Brutrevier, das mit hohem Einsatz und Risiko gegen zum Teil wesentlich größere Fische verteidigt wird. Deshalb kann es spätestens mit dem Schlupf der Larven Probleme bei der vorher gut funktionierenden Vergesellschaftung mit anderen Arten geben.
WAS TUN, WENN …
... die Fische aggressiv sind?
Seit sich bei meinen Buntbarschen ein Paar zusammengetan hat, verteidigt es fast eine ganze Hälfte des Aquariums. Alle anderen Fische müssen sich in die andere Hälfte zurückziehen. Das Paar führt seit ein paar Tagen Jungfische und verteidigt sie aufopfernd. Seitdem hat sich der Spielraum für die Mitbewohner im Aquarium noch weiter reduziert.
URSACHE: Die Buntbarsche haben ein für das Aquarium zu großes Brutrevier gegründet, um ihre Eier vor Fressfeinden sicher abzulegen. Seit die Larven geschlüpft sind und nun frei im Wasser schwimmen, hat sich natürlich das Revier weiter vergrößert.
LÖSUNG: Sie müssen entweder die anderen Fische aus dem Aquarium fangen und separat setzen oder die Jungfische entfernen und separat aufziehen. Letzteres ist allerdings nur eine kurzfristige Lösung, denn wenn die Eltern erneut in Fortpflanzungsstimmung kommen, wird sich das Problem wiederholen.
Am liebsten mit Rhythmus: Wie viele Welse ist der Rüsselzahnwels (Leporacanthicus galaxias) besonders abends und nachts aktiv. Sorgen Sie deshalb durch den Einsatz einer Zeitschaltuhr für geregelte Tages- und Nachtzeiten.
Forschung & Praxis
Viele Fische benutzen andere Fische als »Feinddetektoren«. Schwimmen z. B. Schwarmfische unbekümmert im freien Wasser umher, wissen auch die anderen Arten, dass kein hungriger Räuber in der Nähe sein kann. Erscheint dagegen ein Feind, verschwinden die Schwarmfische sofort. Wird einer von ihnen erbeutet, senden manche sogar »Schreckstoffe« aus, die den Artgenossen die Gefahr signalisieren.
Gar nicht so selten verstecken sich neu eingesetzte Fische im Aquarium und kommen auch nach einer normalen Gewöhnungszeit nicht aus ihrem Versteck. Während der Fütterung schnappen sie verschreckt nach Futter, um sich dann sofort wieder zurückzuziehen. Falls es möglich ist, setzen Sie einen Schwarm Freiwasserfische dazu. In den meisten Fällen ändert sich das Verhalten schlagartig – die scheuen Fische erkennen die Gefahrlosigkeit anhand der freischwimmenden Fische und kommen hervor, weil sie sich sicher fühlen.
Alle Tiere und Pflanzen richten sich in ihrem Tagesablauf und Fortpflanzungsrhythmus sowohl nach äußeren Signalen, z. B. dem Tageslicht, als auch nach ihrer »inneren Uhr«. Die Einstellung dieser inneren Uhr geschieht langsam über sogenannte Zeitgeber wie die jahreszeitlich unterschiedliche Tagesdauer oder die Wasserverhältnisse. Fehlt eine Rhythmik, kann es sein, dass nachtaktive Fische nicht zur Futtersuche herauskommen oder z. B. viele Welsarten nicht in Fortpflanzungsstimmung kommen.
Eine Zeitschaltuhr sorgt für einen geregelten Tagesablauf. Viele Fische kann man aber auch zum Laichen stimulieren, indem man sie z. B. durch häufige Wasserwechsel mit kühlerem und mineralarmem Wasser in »Regenzeitstimmung« bringt. Für die Fische sind die sich ändernden Wasserverhältnisse ein Signal.
In kleinen Gruppen von nur wenigen, zur innerartlichen Aggression neigenden Fischen kommt es schnell zu einer individuellen Hackordnung. Die jeweils Schwächsten leiden stark darunter und sterben schließlich an Stress. Der dominante Fisch terrorisiert dann die wenigen anderen Tiere, weil nur diese als »Ventile« dienen können. In der Natur würden die Unterlegenen natürlich flüchten, im Aquarium geht das leider nicht.
Oft ist es sinnvoll, darauf zu setzen, dass die Aggressionen sich auf viele verteilen. Pflegen Sie statt nur drei oder vier Fischen besser eine größere Anzahl – dann natürlich in einem entsprechend großen Becken. Die wunderschönen Malawi-Buntbarsche der Art Pseudotropheus saulosi lassen sich beispielsweise nur so gut halten. Auch wenn die hohe Dichte nicht immer den natürlichen Bedingungen entspricht, ist dies sicher eine tierschutzgerechte Möglichkeit, die Fische in Aquarien zu pflegen, denn sie fühlen sich offensichtlich nicht eingeengt und pflanzen sich auch fort.
Die schönsten Aquarien sind solche, die dem natürlichen Lebensraum ihrer tropischen Bewohner in ästhetischer Weise nachempfunden sind.
JEDES LEBEWESEN IST ANGEPASST. Es hat sich im Lauf der Evolution so auf bestimmte Umweltbedingungen spezialisiert, dass es oft nur unter diesen seine artspezifische Lebensart voll entfalten kann. So können beispielsweise Fische aus kalkreichen Karstgewässern mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht im mineralarmen, sauren Schwarzwasser überleben und umgekehrt. Die erfolgreiche Pflege eines Aquariums mit all seinen Bewohnern hängt daher entscheidend davon ab, inwieweit es einen vollwertigen Ersatzlebensraum schaffen kann. Machen Sie sich deshalb ein Bild vom natürlichen Lebensraum Ihrer Pfleglinge.
Ein typischer Schwarzwasserbach: Im Sonnenlicht wirkt das Wasser colafarben. Die fantastische Färbung kommt durch gelöste organische Stoffe zustande. Schwarzwasser ist ein extremer Lebensraum: stark sauer und sehr mineralarm.
Bäche, Flüsse, Seen, Tümpel und Sümpfe oder Mangrovengewässer sind Lebensräume, aus denen unsere Aquarientiere und Wasserpflanzen stammen. Doch was macht eigentlich die Gewässer so unterschiedlich, dass viele Fische zwar in dem einen, nicht aber im danebenliegenden vorkommen?
Die chemischen Wasserwerte, vor allem Säuregehalt, Wasserhärte und organische Belastung, sind je nach Gewässer unterschiedlich und beeinflussen das körperliche Wohlbefinden der Tiere maßgeblich. Dass Gewässer unterschiedliche Wasserwerte aufweisen, liegt meist am Mineralgehalt der Böden, mit denen das Wasser in Berührung kommt.
In Urgesteinsgegenden (z. B. Granit) oder in Regionen mit verwitterten ausgewaschenen Böden (z. B. Quarzsande) ist das Wasser oft extrem mineralarm und sauer, weil auch kleine Säuremengen, z. B. von verrottendem Pflanzenmaterial, das Wasser ansäuern können. Gewässer, die durch kalkhaltige Böden fließen, sind dagegen meist hart und alkalisch, weil ihr Wasser die noch im Boden enthaltenen Mineralstoffe auswäscht (Wasser und Technik, ab >).
Die Transparenz des Wassers bestimmt das Leben der Fische ebenfalls. Trübe Gewässer bieten vielen Fischen, die auf Sicht jagen, keine Ernährungsmöglichkeiten. Hier kommen Arten mit Barteln, besonders ausgeprägtem FERNTASTSINN (>) oder ELEKTRISCHEN ORGANEN (>) zum Zug.
Die Nahrungsverfügbarkeit sorgt dafür, ob ein Lebensraum viele oder wenige Fische versorgen kann. Nährstoffarme Seen, z. B. Schwarzwasserseen, weisen zwar meist hohe Artenzahlen, aber wenig »Masse« an Fischen auf. Deshalb finden sich hier auch besonders viele Zwergarten. Schnellwüchsige Arten mit hohem Nahrungsbedarf haben in der Regel keine Chance. Jahreszeitliche Schwankungen durch den Wechsel von Regenzeit und Trockenzeit in den Tropen beeinflussen Wasserwerte, Temperatur und Nahrungsverfügbarkeit sowie viele andere Parameter. Deshalb ist es leicht zu verstehen, dass sich viele Fische auch unter den scheinbar immer gleichen Tropenbedingungen immer nur zu bestimmten Jahreszeiten fortpflanzen. Sie tun es nämlich dann, wenn die Bedingungen für die Brut auch optimal sind.
Es haben sich drei unterschiedliche Begriffe zur Charakterisierung der Wassereigenschaften eingebürgert.
• Klarwasser ist oft mineralarmes, farbloses und glasklar durchsichtiges Wasser, z. B. in vielen Regenwaldbächen.
• Weißwasser ist durch feine Sedimentpartikel eingetrübtes Wasser, so wie es aus vielen erdgeschichtlich jungen Gebirgszügen kommt.
• Schwarzwasser ist mineralarmes, aber klares Wasser, das orangebraun gefärbt ist. Die Farbe entsteht beispielsweise durch Huminstoffe, die sich bilden, wenn Falllaub und auch anderes Pflanzengewebe nur unvollständig abgebaut werden ( HUMINSÄUREN, >).
Dieser südostasiatische Regenwaldbach beherbergt sicher 20 Arten, z. B. Bärblinge und Schmerlen. In einem vergleichbaren europäischen Bach leben nur zwei bis drei Arten.
Der wahrscheinlich wichtigste Lebensraum, aus dem tropische Aquarienfische exportiert werden, sind kleine und größere Regenwaldbäche Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens. Das liegt daran, dass Fische aus diesen klaren, kleinen Urwaldbächen zu den buntesten Exemplaren überhaupt gehören, weil sie mit ihren reflektierenden LEUCHTFARBEN (>) das wenige Licht nutzen, das das Kronendach des Urwaldes durchlässt. Für Aquarianer sind sie deshalb besonders attraktive Pfleglinge.
INFO
Die Nahrung kommt von außen
Regenwaldbäche führen wenig Wasser, sind meist nährstoffarm und oft sauer. Dieses Wasser produziert selbst kaum Nahrung (Plankton, Algen). Die Nahrung beziehen die Fische und anderen Wassertiere von außen. Vom Falllaub der Bäume ernähren sich Pilze und Bakterien, die ihrerseits Garnelen und Insektenlarven als Nahrung dienen. Die Fische jagen diese Kleintiere und ernähren sich zusätzlich von Insekten, die ins Wasser fallen.