RUN - Sein letzter Deal 

Douglas E. Winter


übersetzt von Peter Mehler

  

  





Copyright © 2000 by Douglas E. Winter
Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL INC., Armonk, New York, USA throught.





»Da eine wohlgeordnete Miliz für die Sicherheit eines freien Staates notwendig ist,  
darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden.«
Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten

  

  

Cock the hammer it's time for action —Cypress Hill

  

  

  

  

Impressum


überarbeitete Ausgabe
Originaltitel: RUN
Copyright Gesamtausgabe © 2020 LUZIFER-Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

   

Cover: Michael Schubert
Übersetzung: Peter Mehler
Lektorat: Johannes Laumann

    

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2020) lektoriert.

    

ISBN E-Book: 978-3-95835-285-8

    

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ES WAR EINMAL IN VIRGINIA


Wir knöpfen uns also diesen Dickie-Mullen-Typen vor, und dieser Kerl ist der typische Eigentümer eines Waffenladens in der Vorstadt, quatscht ununterbrochen über die Verteidigung von Haus und Hof und die Jagdsaison, hat überall Ausgaben der Guns & Ammo und der Soldier of Fortune herumliegen, verkauft beschissene .38er an besorgte Ehemänner und Hausfrauen und hält die ganze Zeit über Reden, als wäre er rot, weiß und blau herausgeputzt, in der gottverdammten Flagge. Die nehmen uns unsere verfassungsmäßigen Rechte, kommt ihm mindestens ebenso oft über die Lippen wie die großartigen patriotischen Worte: Wir nehmen auch VISA und MasterCard. Dieser Typ könnte sein Haus nicht gegen Kakerlaken verteidigen und einen Zehnender nicht von einer Kuh unterscheiden, aber in diesem Moment lehnt er hinter der Ladentheke und hält seine Ansprache, ein übergewichtiger Gnom mit Zahnkronen und einem falschen Lächeln, und ich wäre am liebsten gar nicht hier, aber die Zahlen stimmten zum dritten Mal in genau so vielen Monaten nicht, und das regt Jules auf, und weil der Laden in meinem Revier liegt, regt es deshalb auch mich auf. Aber was mich noch mehr aufregt, ist, dass dieser Dickie-Mullen-Typ einen Haufen Scheiße labert, über dies und das, er quatscht über alles Mögliche, nur nicht über die Zahlen und warum die Zahlen nicht stimmen, und ich wünschte, er würde mit der Sprache rausrücken und es zugeben. Einfach mit dem Rumgedruckse aufhören und sagen: Hey, in Ordnung, okay, ich hab hier und da was abgezweigt, aber ich brauche das Geld, schulde jemandem Geld, musste das Geld besorgen. Ich habe eine Frau, ich habe Kinder, ich habe eine Hypothek, und ein bisschen was von der großen Kohle spielt doch keine Rolle, kann doch keine Rolle spielen, sollte einfach keine Rolle spielen.

Und dann sollte er sagen, und das ziemlich laut:

Und außerdem seid ihr doch vernünftige Leute.

Ich sehe zu Trey Costa, der im hinteren Teil des Ladens an einem hölzernen Trophäenschrank lehnt, direkt unter den Hirschgeweihen und einem Regal mit Zentralfeuerpatronen. Trey zieht die abgesägte Schrotflinte unter seinem Regenmantel hervor, legt sich den Lauf über seine Schultern und beginnt, mit der Mündung an dem Glas des Trophäenschranks entlang zu schaben.

Schab. Kratz. Bumm.

Ich sehe zu Renny Two Hand, der gerade diesem Dickie-Mullen-Typen, seines Zeichens Eigentümer und Betreiber von Safari Guns in der Triland Mall dieses freundlichen kleinen Vororts von Dirty City, erklärt, dass keine Zeit für neue Ausflüchte sei. Und dann drückt Two Hand den wirklich aussagekräftigen Teil der miesen Colt Python .357, einer echt hundsgemeinen Handfeuerwaffe, wenn ich das sagen darf, gegen einen Punkt etwa fünf Zentimeter unter dem Bauchnabel dieses Typen.

Und wo ich mir gerade die Zeit nehme, mich umzusehen, schaue ich mich selbst in dem Spiegel hinter dem Kopf des Dickie-Mullen-Typen an; ernst und mit leeren Händen. Ich ziehe keine Waffe, wenn ich nicht vorhabe, zu schießen, aber wenn Blicke töten könnten, wäre das Safari Guns mit seiner wundersamen Auswahl an überteuerten fremdländischen Produkten, taiwanesischen Billigkopien und gut geölten Kalendermädchen mit Tarnfarbe und String-Bikinis genau jetzt rot neu angestrichen.

Der Blick, den ich diesem Dickie-Mullen-Typen zuwerfe, dieses eiskalte Etwas, das mich aus dem Spiegel heraus anstarrt, bedarf jahrelanger Übung. Wenn man es hinkriegt, dass man ernst wirkt, ist das die halbe Miete. Wenn ich also hin und wieder diesen Gesichtsausdruck versuche, möchte ich am liebsten loslachen. Aber heute ist er von allein da, und ich lache nicht. Das ist eine ernste Angelegenheit. Denn eines ist mal sicher: Wir sind vernünftige Leute.

Weshalb ich diesem rückratlosen Drecksack in die Fresse schlage.

Sein Kopf schnellt zurück, und zwischen diesen viel zu echt aussehenden Zähnen rinnt roter Speichel hervor. Wie aufs Stichwort zieht Renny die Pistole aus dem Bauchbereich zurück und zielt damit auf den Kopf dieses Dickie-Mullen-Typen.

Nun, da wir seine Aufmerksamkeit haben, ist es Zeit, zu reden.

He, Kumpel, sage ich zu ihm. Ich sag das nur einmal. Also hör mir zu. Und hör besser gut zu.

Und das sage ich zu diesem Dickie-Mullen-Typen.

Ich sage zu ihm:

Du hast das Recht, zu schweigen.

Ich sage ihm:

Alles, was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet werden.

Ich sage ihm:

Du hast das Recht, mit einem Anwalt zu sprechen, bevor wir dir irgendwelche Fragen stellen.

Ich sage ihm:

Du hast das Recht, zu jeder Vernehmung einen Verteidiger hinzuzuziehen.

Ich sage ihm:

Wenn du dir keinen Verteidiger leisten kannst, wird man dir auf Wunsch vor der Vernehmung einen stellen.

Diese Rechte hast du, sage ich zu ihm. Und wenn irgendein Cop das sagt, vielleicht sogar noch ein paar mehr. Aber was du nicht hast, Kumpel, ist das Recht, mich zu verarschen.

Und dann schlage ich ihn noch einmal. Und dann nicke ich, und dann spannt Renny den Hahn, und dann glaube ich, dass sich Dickies kleiner Dickie in die Hose gepisst hat.

Einen schönen Laden hast du hier, sage ich zu ihm. Und so sollte es auch bleiben. Aber du machst unter der Hand Geschäfte.

Ich schaue auf die Auslage mit den Pistolen hinunter und kann nicht glauben, was für einen Mist dieser Dickie-Mullen-Typ hier verramscht. Genauso, wie ich kaum glauben kann, dass Jules Berenger und ich ihm diesen Mist verkaufen.

Du willst keine Schwierigkeiten bekommen, Kumpel. Den Scheiß brauchst du nicht. Wenn die Cops oder das ATF anfangen, hier herumzuschnüffeln, dann wird mein Freund mit der Kanone hier herumschnüffeln, und früher oder später werde ich kommen und dir einen Besuch abstatten müssen. Nicht, dass ich etwas gegen eine nette Unterhaltung hier und da hätte, aber vom Reden habe ich genug. Also halte den Laden in Ordnung, Kumpel. Du verkaufst deine Ware über den Ladentisch, schickst diese kleinen Formulare fein säuberlich ans Finanzamt. Weißt du, wieso?

Er zögert, schüttelt den Kopf: Nein.

Der Kerl ist echt nicht ganz dicht.

Weil das so im Gesetz steht, du dummes Stück Scheiße. Es ist deine verdammte Pflicht.

Ich halte ihm ein Taschentuch hin.

Und jetzt mach' dir dein Gesicht sauber.

Er starrt das Taschentuch an, als wäre es so eine Art außerirdische Lebensform. Dann kapiert er und fängt an, sich abzuwischen. Zuerst die aufgeplatzte Lippe, dann die Stirn, dann macht er sich an seine Hose. Schätze, er kann das Tuch behalten.

Du hast eine Frau, oder?

Klar, sagt er, aber als ich ihm einen Blick zuwerfe, starrt er mich an und korrigiert sich: Ja.

Hast du Kinder?

Ja.

Und eine Hypothek?

Er sieht mich komisch an, aber nicht lange. Dann: Ja.

Ich deute zur Ladentür. Also, sage ich ihm. Du machst heute nicht auf. Lässt das GESCHLOSSEN-Schild dort hängen, nimmst dir den Rest des Tages frei und gehst nach Hause. Dort sagst du allen – deiner Frau, deinen Kindern, deiner Hypothek – dass du sie liebst. Und morgen dann – tja, morgen kommst du hierher und drehst das Schild auf GEÖFFNET, und, he, dann ist es wie in diesem Sprichwort: Morgen ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Haben wir uns verstanden?

Ja, sagt er.

Das will ich verdammt noch mal hoffen, sage ich.

Aber Typen wie der lernen es nie. Niemals. Der Kerl betrügt bestimmt bei seiner Steuererklärung, betrügt seine Frau und betrügt seine Kumpel beim Pokern. Wenn es das nächste Mal passiert … und früher oder später wird es ein nächstes Mal geben, zuerst wird er etwas weniger abzweigen, dann ein klein wenig mehr verbergen, der Typ wird glauben, dass er damit davonkommt, und wissen Sie was?

Dann werde ich ihn umlegen müssen.

 

EIN UHR MORGENS


Renny Two Hand sitzt quasi mitten auf dem Tablett, trinkt Bud Light aus einer Flasche und fischt sich eine neue Zigarette aus einem zerknautschten Päckchen auf der Bar. Irgendein Rock-and-Roller, mit gebrochener Stimme und längst tot, kräht monoton vor sich hin und hält noch nicht mal die gleiche Tonhöhe wie diese Zahnarztbohrer-Gitarren. Fünf Ein-Dollar-Scheine stehen wie kleine Zelte auf der Bar, und Two Hand starrt geradewegs auf die Fotze von dieser Tänzerin, als gäbe es kein Morgen.

Betest du manchmal?, fragt er.

Wofür?, frage ich ihn, und er schaut einfach durch mich hindurch und fragt: Betest du manchmal?

Shawnee, so heißt die Tänzerin, haha, lässt ihre verrucht wirkenden Haare herunterhängen, und sie kommt zu mir rüber, und sie will mich. Ich weiß, dass sie mich will, weil sie lächelt, ein kleines, verschlagenes Lächeln, und dann dieses kleine Zwinkern, als sie an mir vorbeistiefelt und ihre High Heels im Takt zur Musik klackern. Also will sie mich. Ja, klar. Sie will, dass ich noch ein paar grüne Scheine mehr auf die Bar lege, und wenn ich das tue, kriege ich den guten alten Hippy-Hippy-Shake, und dann wandert sie weiter zu dem nächsten Typen und dann zum nächsten und zum nächsten, immer noch lächelnd, immer noch zwinkernd, immer noch mit den Hüften wackelnd und immer noch so, als würde sie einen wollen. Süßes Ding, studiert wahrscheinlich Psychologie oder Soziologie an der George Mason University und geht mit einem der männlichen Studenten von dort, wenn sie nicht gerade hinten in der Gasse Blowjobs verteilt.

Ich beuge meinen Kopf zu Renny Two Hand hinüber, versuche mir auszumalen, was er mir eigentlich in dieser Nacht voller Zigarettenrauch, billigem Aftershave, Gossenrock-Gitarren und Gebrabbel im Dauphine Steak House zu sagen versucht, und dann höre ich dieses Bellen. Es ist ein fieses Bellen, die Art von Bellen, das irgendwie plötzlich aufsteht und sagt: Ich bin eine Glock.

Da sitze ich so auf meinem gemütlichen Stuhl, nicke mit dem Kopf zu der Musik von der Band mit dem toten Typen, kümmere mich um meinen eigenen Kram und um die nackte Dame, die oben auf der Bar herumstolziert, versuche sehr angestrengt, über Bud Light anstatt den morgigen Tag nachzudenken, und mit diesem Bellen in meinem Ohr wird mir klar, dass ich einer simplen Tatsache nicht entfliehen kann:

Waffen sind mein Leben.

Also ziehe ich mechanisch Rennys Chesterfield hervor und drehe mich auf dem Barhocker herum, und da ist dieser verdammte Idiot, der von einem der Tische an der Tanzfläche zurücktaumelt. Sein Stuhl kippt nach hinten um, und mit der einen Hand schiebt er eine Kellnerin im knackengen Spandex beiseite, während er mit einer Glock 19 in der anderen herumwedelt. Dieses Arschloch.

Nicht, dass ich was gegen die Glock 19 hätte. Ist meine Lieblingswaffe. Jetzt im Moment habe ich zwei von denen dabei: Eine draußen im Handschuhfach meines Mustang, die andere eng an meinem Rücken, hübsch verstaut in einem Bianchi-Holster.

Seine Version ist nett. Es ist das Originalmodell aus Polymer, von der manche Leute – die dummen Leute – glauben, dass man damit durch die Flughafensicherheit spazieren könnte. Die G19 ist kompakt, wiegt mit einem Fünfzehn-Schuss-Magazin achthundertfünfzig Gramm und der Abzug geht butterweich. Vielleicht ist es nur das Bellen, das mich stört. Es zu hören, wenn es nicht aus meiner eigenen Waffe kommt. Das ärgert mich. So wie wenn man eine Beretta 80 abfeuert, diese kleinen .22er, die irgendwie britzeln, wenn man abdrückt. Oder die MAC-10. Auf Automatik hört die sich an wie eine pissende Katze.

Ich mag meine Waffen gern laut. Sind wir mal ehrlich, wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht, so hoch, dass es Zeit zu schießen ist – na ja, dann sollte man eine klare Ansage machen. Die alte Springfield 1911A1, .45er Standardmodell der Army, brüllte wie ein Ochse los und jagte allem und jedem einen Höllenschreck ein. Was recht hilfreich war, denn mit Ausnahme von ein paar waschechten Profis, tat man sich verdammt schwer, mit den langen Dingern aus mehr als einem halben Meter Entfernung noch irgendetwas zu treffen. Aber die .45er klang so, wie sie aussah: groß und böse. Ich bewahre meine in einer Truhe auf, ganz oben auf dem Dachboden, zusammen mit meiner alten Uniform, einem Bild meines Highschool-Schwarms – der alten Schlampe – und einer Landkarte der Staaten.

Da gehört sie hin: Zur Ruhe gelegt, ein weiterer begrabener Traum.

Denk' nicht mal dran, sage ich mir, und dann sage ich es laut zu Renny Two Hand, der endlich aus seinem Dämmerzustand aus Bier und Babes aufgetaucht ist und mitbekommen hat, dass irgendwas vor sich geht. Sein Blick wandert von dem Arschloch auf der Tanzfläche zu mir und dann zu dem Aufschlag an seinem rechten Hosenbein hinunter, wo sich ganz sicher schweres Gerät mit einem Lauf und einem Abzug und – so wie ich Two Hand kenne – einem großen Magazin verbirgt. Ich schnappe ihn an seiner Jacke, bereit, unsere beiden Hintern zum Notausgang und raus aus diesem Schlamassel zu schieben. Schwierigkeiten sind etwas, das man nie gebrauchen kann.

Jedenfalls steht da in diesem Durcheinander dieses gut bewaffnete Arschloch aus dem Hinterland, Manassas vielleicht, mit abgewetzten Jeans, dem Metallica-T-Shirt auf Rezept, darüber ein Flanellhemd und bestimmt fünf Bier zu viel. Er schüttelt seinen schmuddeligen blonden Kopf und tänzelt langsam zurück zur Jukebox. Die Band mit dem toten Typen – jetzt fällt es mir wieder ein, Nirvana heißt die – beginnt, in doppelter Geschwindigkeit zu singen. Müht sich noch kurz ab, um dann loszubrüllen. Das Arschloch hat also eine Glock. Ein volles Magazin vielleicht, und er hat einmal abgedrückt. Da könnten 'ne Menge Leute draufgehen und von den Sanis später rausgerollt werden, aber irgendwie sieht es nicht danach aus; keine Chance, dass der Typ es ernst meint. Außer sich zu prügeln und zu ficken meinen Besoffene selten etwas ernst, und wie die meisten Besoffenen ist dieses Arschloch zu beidem nicht mehr fähig.

Im Moment zeigt die Kanone auf das Linoleum hinunter. Der erste Rausschmeißer, ein kahlrasierter Marine, wahrscheinlich aus Quantico, der sich hier etwas dazuverdient, tritt auf den Plan und spult die gute alte Alles-klärchen-immer-mit-der-Ruhe-Routine ab. Die Hände ausgestreckt, lächeln und nicken, lächeln und nicken, einen Schritt näher, noch einen Schritt.

Der Marine deutet an die Decke, und als das Arschloch nach oben sieht – ich sagte doch, dass er ein dummes Arschloch ist – verpasst ihm der Marine einen Schlag, den Kommentatoren beim Boxen gern einen satten rechten Haken gegen den Kiefer nennen. Aus und vorbei. Der Typ ist fertig.

Ich sehe zu dem Tisch hinüber, wo die ganze Aufregung angefangen hatte, und da ist noch so ein Dünnbrettbohrer, gleiches schwarzes T-Shirt, gleiches Flanellhemd, gleiche Jeans, und er starrt seinen linken Oberschenkel an, als hätte sich dort ein Auge gebildet, das ihn anzwinkert. Er sagt: Oh Momma, oh Momma, und wischt sich schwarzes Blut von einer Hand in die andere, so als wäre es Schmierfett.

Ich sehe auf die Uhr, und es ist beinahe ein Uhr morgens. Letzte Runde Blut und Alkohol. Jeden Moment wird ein Bullenwagen hier eintrudeln. Deshalb:

Das war's dann, Leute.

Ren, sage ich, lass' uns Feierabend machen.

Ja, sagt er. Feierabend.

Er kippt den Rest seines Bud Lights hinunter und hievt sich von seinem Barhocker. Kaum zu glauben, dass er noch gehen kann.

Ich werfe noch einen Fünfer für die reizende Shawnee auf die Bar, sie wackelt mit ihren Titten für mich, und wir sind raus.

Während ich draußen auf dem geteerten Parkplatz die kalte Luft inhaliere und versuche, den Zigarettenrauch aus der Nase zu bekommen, erwischt mich einer dieser Twilight-Zone-Gedanken, und dieses Mal ist es die Vorstellung, dass, während wir abgelenkt waren, die gewaltige Vorstadt von Springfield, Virginia, in ein tiefes, schwarzes Loch gesogen wurde. Dann erst wird mir klar, dass der Strom entlang der Backlick Road und ihres Labyrinths aus Mini-Einkaufshäusern ausgefallen ist und wie sehr ich die Dunkelheit hasse.

Ich bugsiere Renny zu dem Mustang. Nur ein paar Bier, das ist alles. Das jahrhundertealte Versprechen, von Mann zu Mann. Wir hatten unsere paar Biere, machten unser Geschäft, tauschten die Schlüssel aus, und aus Sieben wurde Neun, und wir hatten noch mal ein paar Biere, und gegen Elf war die Bar voll mit Reihen von leeren Flaschen und Dollarscheinen. Eigentlich ein netter Saufabend, bis dann das Bellen dazwischenkam.

Ich versuche Renny an Donnerstag zu erinnern, warum wir die Schlüssel getauscht hatten, aber er zieht die übliche Show ab, gestikuliert herum, versucht einen klaren Kopf zu bekommen und sucht ganz sicher nach einem cleveren Schlusssatz. Ein unrasierter Shakespeare mit wackeligen Knien.

All die Kneipen und Parkplätze dieser Welt sind am Ende nur eine Bühne.

Ah, der Geruch von Blut nach Mitternacht, lässt er schließlich mich und den schwarzen, schwarzen Himmel und die rotblauen Lichter der Polizeiautos wissen, die die Franconia Road heruntergedonnert kommen. Es ist der Geruch von –

Das ist keine Pause; das ist ein Loch. Sein Gesicht verliert die Fassung, und er wirft dem Dauphine Steak House einen langen Blick zu, als hätte er seinen besten Freund, nämlich mich, darin zurückgelassen. Die Stille will nicht weichen. Ich stehe da, bis ich es nicht mehr aushalte.

Der Geruch von … was?, frage ich ihn.

Er dreht sein Gesicht wieder zu mir, ein nichtssagender Vollmond, und dann sagt er: Du fährst.

Er hakt seine Finger in seinen Gürtel, zieht sich die Jeans hoch und klettert schwankend ins Auto.

Das ist mein Partner, Reynold James – aka Renny, aka Two Hand, aka The Wrap. Oder für Sie: Der, der alles Mögliche anfängt, aber nie etwas zu Ende bringt.

 

EIN WEITERER MORGEN DANACH


Wie hast du geschlafen?, fragt mich Mom.

Wie ein Stein, sage ich. Es ist beinahe Neun, und ich arbeite mich durch die Küchenschränke auf der Suche nach Kaffee und Kopfschmerztabletten.

Hattest du wieder diese Träume? Diese Albträume?

Dieses Mal nicht, sage ich. Ein Wunder, was acht oder zehn Flaschen Bud Light für deine Träume tun können. Mein Schlaf war wie eine Kreidetafel – mit grauen Schlieren und ansonsten leer. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich meine Hosen auf den Boden fallen lasse und mit dem Gesicht voran ins Bett falle. Aber vielleicht habe ich noch Fiona geküsst.

Gute Nacht, sagte ich. Vielleicht zu Fiona, nach dem Kuss. Definitiv zu Mom, als ich am letzten Schrank ankomme.

Du trinkst wieder. Eine Beobachtung, nicht sonderlich verurteilend, kein Tss-Tss, oh Mann, bitte hör damit auf. Nur eine freundliche Erinnerung. Aber eine von der Sorte, die dich trotzdem packt.

Stimmt, antworte ich in Gedanken. Man sollte den Anflug von Verärgerung wegstecken können. Man sollte über das nachdenken, was die Leute sagen, und weniger über den Auslöser, warum sie es gesagt haben. Oder so in der Art. Hab ich mal im Radio gehört.

Ich finde den löslichen Kaffee, aber nicht die Kopfschmerztabletten. Ich mache mir eine Tasse mit Wasser in der Mikrowelle warm und rühre den Kaffee ein. Dann kaue ich trocken ein paar Dexedrine.

Mom zwinkert nicht mal. Tut sie nie.

Das ist ein ziemlich hübsches Foto, ein Schnappschuss, aufgenommen bei einem meiner Cousins bei einem Familientreffen oder einer Hochzeit, vielleicht war es auch eine Beerdigung, keine Ahnung. Ich hab mich an so was nie beteiligt, als Mom noch lebte, und jetzt gehe ich da auch nicht hin. Vielleicht, weil ich nicht in einem Foto auf dem Kaminsims von jemandem enden will. Ein seltsamer Schatten prangt unter ihrem Kinn, aber es ist trotzdem hübsch. Sie lächelt, und das gefällt mir.

LIMIT FÜR HANDFEUERWAFFEN IN VIRGINIA KAUM NOCH AUFZUHALTEN, heißt es in der Zeitung. Aber erst auf Seite drei. Um dorthin zu gelangen, musste ich etwas über die neue Einkommenssteuererhöhung lesen, die neue Benzinsteuer, die neue Zigarettensteuer, die Erhöhung der Leitzinsen und die neuen Toten drüben in D.C., allein dreizehn in den letzten vierundzwanzig Stunden. Reverend Gideon Parks hat zu einer Gebetswache auf den Stufen des Lincoln Memorials aufgerufen, aber der Bürgermeister will keine Gebete, er will mehr Cops. Ich habe die erste Tasse Kaffee intus und nehme mir die zweite vor, als Fiona hereinspaziert kommt, ein Paar High Heels auf den Boden fallen lässt und hineinsteigt, während sie sich die ganze Zeit über mit einer Bürste durch ihr langes und lockiges Haar fährt.

Hi, Mom, sagt sie, was mich daran erinnert, dass es nicht wirklich normal ist, Gespräche mit einem Foto zu führen.

Und was sieht sie heute Morgen wieder heiß aus. Seidenbluse. Diese Jeans, die ihren Hintern in Form bringt, und sie hat auch wieder diesen Trick mit dem Eyeliner gemacht.

Ihr Name ist Ellen. So nennt sie so gut wie jeder, der sie kennt, obwohl hin und wieder eine ihrer Freundinnen Elfie zu ihr sagt.

Ich nenne sie Fiona. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht mag ich den Namen einfach.

Sie hat erdig-braune Augen und dieses kleine Lächeln, das einem sagt, dass sie dich genau kennt. Und das tut sie. Sie sieht in allem gut aus und nackt noch besser.

Ich habe meine Tage, sagt sie.

Was antwortet man da? Tut mir leid? Glückwunsch? Also trinke ich einfach weiter meinen Kaffee.

Ich sagte–

Hab dich schon gehört, sage ich.

Sie wirft die Bürste weg, schnappt sich ihre Handtasche und die Autoschlüssel von der Resopalplatte, gibt mir einen dicken Schmatz auf die Stirn und erinnert mich daran, den Abwasch zu machen und dass wir kaum noch Milch haben.

Mach's gut, sagt sie dann.

Es ist Donnerstag, die letzte Woche im April. Fiona arbeitet montags, dienstags, donnerstags und freitags im Vachon Hair Salon in Rosslyn, direkt hinter dem Fluss. Sie macht Maniküre und Nageldesigns. Freitags hört sie mittags auf zu arbeiten und ist erst Sonntag wieder zuhause, gerade rechtzeitig für 60 Minutes. Ich hab keine Ahnung, was sie so treibt, wenn sie nicht da ist. Sie hat es mir nie erzählt, und ich hab nie gefragt. So lebt es sich leichter.

Einmal bin ich ihr gefolgt. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Langeweile wahrscheinlich oder eines dieser Männlichkeitsdinge: Besitzdenken, Revier, meins, meins, meins. Ich lieh mir einen Firmenwagen, einen heruntergekommenen Kombi der noch unauffälliger war als Dreck, und folgte ihrem silbernen CRX und dem JAZZERCISE-Stoßstangenaufkleber den ganzen Weg bis zur Schnellstraße auf die Chain Bridge. An dem Punkt fühlte ich mich wie ein lausiger Idiot und bog an der Tyson Corner auf die Route 123 ab, fuhr zu Bloomingdales und kaufte ihr Parfüm, eine kleine Flasche Cartier Panthére, die über hundert Kröten kostete. Sich von Scham freizukaufen ist nicht ganz billig.

Ich erzähle ihr nichts von meinen Geheimnissen, also wieso sollte sie mir ihre erzählen? So etwas muss in beide Richtungen funktionieren oder es funktioniert gar nicht.

An jenem Sonntagabend, während Morley Safer versuchte, sich vernünftig mit einem Flüchtling aus Afghanistan zu unterhalten, gab ich ihr das Parfüm, und sie sagte, dass das nicht nötig gewesen wäre, aber sie lächelte.

Fiona lächelt viel. Sie ist die fröhlichste Person, die ich kenne. Ihre Stimme ist wie Whiskey, rau und sanft gleichermaßen. Wie ihre Küsse.

Wenn ich nachts aufwache, umarmt sie mich manchmal.

 

KLEINE SPIELCHEN


Wenn Sie es noch nicht selber herausgefunden haben, sollten Sie spätestens jetzt wissen, dass ich keiner von den Guten bin.

Mein Name ist Burdon: Burdon Lane. Geboren in St. Louis, Missouri, im Jewish Hospital, auch wenn die Ärzte dort und nicht die Patienten jüdisch waren. Aufgewachsen bin ich woanders – im Süden von Illinois – was meine Kindheit ziemlich gut zusammenfasst: Ich hatte eine, aber die Zeiten sind vorbei. Es waren die Fünfziger, demnach bin ich wie alt? Altundvierzig. Sozialversicherungsnummer? Ja, hab ich. Sogar mehr als eine, um ehrlich zu sein.

Und so lautet meine Kontaktanzeige: Mann, weiß, Single, Mitte vierzig, geschieden, keine Kinder, sucht Waffen. Große Waffen, kleine Waffen. Handfeuerwaffen, Schrotflinten, Gewehre, Maschinengewehre, und ja, okay, hier und da auch Granatwerfer und Panzerabwehrwaffen. Und das wiederum ist meine Visitenkarte: Burdon Lane, Executive Vice President. UniArms, Incorporated.

Ich bin ein Geschäftsmann, und gut verstaut in der Brustinnentasche meiner Anzugsjacke, dem grauen Drei-Knopf-Anzug aus Leinen von der Stange, befindet sich der Grund, warum ich mich letzte Nacht mit Renny Two Hand getroffen habe: Ein Schlüssel, die Art von Schlüssel, die man an so gut wie jedermanns Schlüsselbund findet, die Art von Schlüssel, die zu einer Haustür passt oder einer Bürotür oder dem Briefkasten an der Wohnung.

Dieser spezielle Schlüssel gehört zu einem Vorhängeschloss. Das Vorhängeschloss hängt an der Tür einer mietbaren Lagereinheit im dritten Stock von Moving Vault auf der Eisenhower Avenue in Alexandria. Im Inneren der Lagereinheit befinden sich übereinandergestapelt ein paar Kisten, deren Inhalt, zumindest bei den meisten der Kisten, mit blauem Textmarker geschrieben auf der Außenseite zu lesen ist. In der dritten Kiste von unten mit der Aufschrift LUFTENTFEUCHTER/BABYKLEIDUNG/ROLLKOFFER befinden sich Luftentfeuchter, Babykleidung und … ein grauer Samsonite-Rollkoffer.

Am Dienstag werde ich den Lagerraum aufsuchen und einen grauen Samsonite-Rollkoffer dabeihaben. Ich werde den dritten Pappkarton öffnen. Ich werde meinen Rollkoffer, der leer sein wird, in dem Karton lassen und mit dem Rollkoffer aus dem Karton wieder gehen. Ich werde zur Huntington Metro Station fahren und auf dem Außenparkplatz parken. Ich werde in die Metro steigen, die Yellow Line bis zum Gallery Place nehmen, wo ich in die Red Line umsteige und bis zur Union Station fahre. Dort werde ich den Amtrak 120 nehmen, einen Metroliner, der um 16 Uhr abfährt, und ich werde mir eine Tasse Kaffee gönnen und ein paar Stunden in meinem Buch lesen bis ich die 30th Street Station in Philadelphia erreiche. Dort werde ich den Zug verlassen und ein Taxi zu einem Fischrestaurant namens Bookbinders nehmen, einem sehr belebten, hektischen Ort auf der Walnut, wo ich, während ich immer noch meine Sonnenbrille trage, der Dame an der Garderobe meinen Regenmantel und meinen Rollkoffer gebe und dafür einen Plastikanhänger bekomme, rund, mit einem Loch für den Haken und einer goldgeprägten Identifikationsnummer. Ich werde eine alte Freundin an der Bar treffen, die Leiterin des Anzeigenteils des Philadelphia Inquirer namens Lauren Auster, und wir werden ein paar Drinks zusammen nehmen und uns Geschichten erzählen, ein paar alte und ein paar neue, und wir werden lachen und nach einer gewissen Zeit werden wir uns an einen Tisch setzen und Shrimps-Cocktails und CaesarSalad und jungen Kabeljau bestellen, meinen rauchgeschwärzt und ihren gegrillt mit leichter Butter und Dill, und um 7:15 Uhr abends werde ich mir mit meiner Serviette die Lippen abtupfen und verlauten lassen, dass ich die Herrentoilette aufsuchen muss. Dort werde ich die zweite Kabine betreten, warten, ob ich vielleicht muss, und ich werde die Hosen runterlassen und mich hinsetzen und mein Geschäft verrichten. Ich werde eine Packung Wrigleys Juicy Fruit Kaugummis aufreißen und solange auf einem Streifen herumkauen, bis der Geschmack weg ist. Ich werde den Plastikanhänger aus meiner Tasche holen und ich werde den Kaugummi aus dem Mund nehmen, und dann werde ich den Kaugummi gegen den Anhänger pressen und ihn an die Wand hinter der Toilette kleben. Ich werde etwas Klopapier abrollen, mir die Hände abtrocknen, die Toilettenspülung betätigen und mich vom Acker machen. Ich werde zu meinem Tisch zurückkehren, den Kabeljau aufessen, mir einen Martell Cordon Bleu bestellen, eine Tasse Kaffee trinken, und wenn die Rechnung kommt, werde ich bar bezahlen, ein angemessenes Trinkgeld geben, und noch vor acht werde ich mit Lauren im Arm das Restaurant verlassen, und sie wird mir noch von ihrem aktuellen Freund erzählen. Und dann tauschen wir Küsschen und eine Umarmung aus und gehen getrennte Wege. Was bedeutet, dass ich ein Taxi zurück zur 30th Street Station nehme, um den Amtrak 127 zu erwischen, den letzten Metroliner des Tages zurück nach Süden, der um 8:14 Uhr abends abfährt.

Während ich mit dem Zug zurück nach Washington fahre und mein Buch lese, wird ein anderer Restaurantbesucher seine Rechnung im Bookbinders bezahlen, und als er geht, wird er der Dame an der Garderobe seinen Plastikanhänger geben und seinen Regenmantel und seinen grauen Samsonite-Rollkoffer bekommen, und später, wenn er bei sich Zuhause ist, wird er den Koffer öffnen. In dem Koffer wird sich ein großes Ledertuch befinden, fein säuberlich zusammengewickelt und mit einer Schnur zugebunden. In dem Ledertuch werden zwei nagelneue, hübsch auf Kundenwunsch zugeschnittene Maschinenpistolen liegen, Heckler & Koch MP-5Ks mit sauberen Seriennummern, die er entweder benutzt oder weiterverkauft oder verschenkt oder sie sich stolz an die Wand in seinem Arbeitszimmer oder seinem Büro hängt. Kümmert mich wenig, denn sie sind im Voraus bezahlt worden.

Ja, ich bin ein Geschäftsmann. Sagte zumindest Jules Berenger zu mir vor zwölf, dreizehn oder wer weiß wie vielen Jahren, als wir zusammen im Huddle House an der Little River Turnpike frühstückten und unsere lange Unterhaltung zu Orangensaft, Pfannkuchen, Spiegeleiern und viel schwarzem Kaffee führten, bevor ich ihm dann die Hand gab und bei ihm anheuerte, bevor ich einer der Jungs wurde. Ein Waffenschieber.

Wobei das weder die Jobbezeichnung noch der Titel war. In Wirklichkeit wurde ich Handelsvertreter für VisionWorks, einer aufstrebenden Software-Firma. Ein paar Jahre später wurde ich Marketingleiter für BioInsights, einer aufstrebenden medizinischen Forschungseinrichtung. Dann wurde ich Marketingleiter für Line One, einen aufstrebenden Telefondienstleister. Diese ganzen Firmen gehören Jules oder zumindest jeweils ein Teil davon, und in diesen Branchen schuldet man seinen Kunden natürlich besonders viele Marketingbemühungen und ist daher viel auf Reisen im In- und Ausland.

Früher oder später wurde ich, wie jeder junge, karrierebewusste Mensch, der was von seinem Job versteht, der Marketingleiter der eigentlichen Firma, UniArms in Alexandria, Virginia – der Kleinwaffen-Hauptstadt der freien Welt. Ich sah kein einziges Mal zurück, und wieso hätte ich das auch tun sollen?

Ich lebe den amerikanischen Traum: Schönes Haus, schöner Rasen, schöner Wagen; keine Frau und keine Kinder, aber was soll's, schließlich gibt es Fiona. Ich verdiene ganz sauber meine Hunderttausend im Jahr, mit Lohnbescheinigung und allem Zipp und Zapp. Bezahle sogar meine Steuern, beschissene achtundzwanzig Prozent jedes Jahr, und mit jedem lächelnden Demokraten mehr, den sie ins Weiße Haus wählen. Dann bekommt der Staat … wie viel? Fünfunddreiviertel. Die Stadt kriegt auch ein halbes Prozent, ganz zu schweigen von der Grundsteuer und der Vermögenssteuer und jetzt dieser gottverdammten Recyclingsteuer. Dann ist da auch noch die Mehrwertsteuer. Wenn du dann noch deine monatlichen Beträge für deine Hypothek, deinen Autokredit, deine Telefonrechnung, Strom Gas, Wasser, Versicherungen, Kabelfernsehen und dann die Kreditkarten bezahlst, was bleibt dann noch? Nichts. Jeder will etwas von dir: die Bank, MasterCard und VISA und ganz besonders die Politiker.

Wie ich schon sagte, es ist der amerikanische Traum.

Ich bin also ein Geschäftsmann. Ich kaufe und verkaufe Waren auf dem freien Markt. Was hin und wieder unter der Hand läuft, erwähnen wir gar nicht erst. Dass diese Güter Kaliber und Mündungsgeschwindigkeiten haben, spielt für das Geschäft keine Rolle. Die Abholung und Auslieferung kann manchmal nur etwas schwierig werden. Die Lieferanten, die guten, die cleveren, machen Geschäfte. Die können es sich nicht leisten, es zu vermasseln. Mit Kunden ist das eine andere Sache.

Und so funktioniert's:

Die Leute brauchen Waffen. Aber die Leute kommen nicht an Waffen heran. Zumindest nicht alle und nicht immer. Was etwas seltsam klingen mag, immerhin kommt in Amerika auf jeden Mann, jede Frau und jedes Kind eine Schusswaffe.

Sagen wir also, Sie wollen einen AMT Hardballer kaufen, eine billige .45er, miese Qualität, mit einem Rückstoß wie ein Pferd. Ich würde ja eher die Automatik mit längerem Schlitten für eine bessere Genauigkeit empfehlen, kostet Sie nur fünfundzwanzig Dollar mehr. Aber zuerst müssen Sie die Hardballer kaufen können.

Wenn Sie in New York City leben, können Sie es vergessen. Sie dürfen dort keine Handfeuerwaffe besitzen. So lautet das Gesetz. Sie brauchen eine Erlaubnis dafür, und sofern Sie nicht das große Geld oder große Eier haben, brauchen Sie nicht mal den Antrag dafür ausfüllen. Aber wenn Sie, sagen wir, in Texas City leben, nun, dann können Sie sich eines dieser Babys besorgen und noch am selben Tag das Magazin mit sieben Schuss einschieben, wenn Sie wollen.

Zumindest theoretisch. Sie müssen diesen Wisch ausfüllen, den die Feds Formular 4473 nennt, und sie eine Hintergrundüberprüfung machen lassen. Und sofern Sie sich nicht dazu entschließen, zu lügen, ein Vergehen, das mit mehreren Jahren Freiheitsstrafe belangt werden kann, dann werden Sie von der Festnahme und der Verurteilung und dem psychischen Problem erzählen müssen. Sofern Sie sich eben nicht dazu entschließen, zu lügen.

Da sind Sie also, sozial benachteiligt wegen der Notwendigkeit, ein Leben nach den Gesetzen leben zu müssen, dem Gesetz, dem Gesetz; hier Gesetz, da Gesetz, überall Gesetz-Gesetz.

Lassen Sie mich versuchen, die Sache zu erklären:

Diese Gründungsväter-Typen, Washington, Jefferson, Franklin, wer auch immer, diese Typen auf den Dollarscheinen, die setzen die Briten vor die Tür und gründen eine neue Regierung. Ihre eigene Regierung. Was ist also das Erste, was sie machen? Sie stellen Regeln auf. Die Verfassung, fürs Erste. Und die geht schon gut los: Alle Menschen sind gleich, nicht wahr? Damals Bockmist, heute Bockmist. Diese Typen hielten sich Sklaven, ihre Frauen durften nicht wählen, wem wollten die da eigentlich was vormachen? Nun, niemandem. Aber da sie die Typen waren, die die Regeln aufstellten, schrieben sie sie eben so, wie sie sie haben wollten.

Und dann sagt jemand: Hey, wir haben Mist gebaut. Haben diese Verfassung geschrieben, aber wir haben ein paar Sachen vergessen. Wir müssen diese Zusatzartikel schreiben, um irgendwie noch die Dinge aufzuführen, die wir vergessen haben. Also gibt es jetzt noch eine weitere Ansammlung von Regeln, diese Sache, die sie die Bill of Rights nennen, und darin findet sich in Großbuchstaben der Zweite Zusatzartikel. Nicht der erste, nicht der letzte, und noch nicht mal in der Mitte, sondern der Zweite, Nummer Zwei, was bedeutet, dass er beinahe ganz oben auf der Liste ist. Was bedeutet, dass er wichtig ist.

Dieser Zweite Zusatzartikel besagt, dass Sie das Recht haben, Waffen zu tragen. Für mich so klar wie Kloßbrühe. Aber der Erste Zusatzartikel – der ganz, ganz oben auf dieser Liste – besagt zum Beispiel, dass Sie das Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Sagen Sie das mal dem Lehrer, der in der Schule die Bibel vorlesen will. Sagen Sie das der Videothek, die Ihnen ein paar nicht jugendfreie Filme verleihen will. Sagen Sie das meiner Tante Eustacia. Sie wollte während des Golfkrieges dieses Schild mit der Aufschrift BETEN FÜR DEN FRIEDEN in ihrem Vorgarten aufstellen, und die Stadt hat sie gezwungen, es wieder abzubauen.

Mit anderen Worten, diese Gründungsväter-Typen, die schrieben die Bill of Rights, aber sie meinten nicht wirklich, was sie da sagten. Sie sagten diese Dinge einfach, weil sie sich damals nach einer guten Idee anhörten, aber kaum dass diese Typen gestorben waren und die nächsten Typen an die Macht kamen – die, die diese Regeln nicht geschrieben hatten, sich aber natürlich wünschten, sie wären es gewesen – nun, die waren sofort eifrig damit beschäftigt, diese Regeln umzuschreiben.

Also erklären sie uns, dass die Gründungsväter-Typen gar nicht wirklich meinten, dass wir das Recht hätten, Waffen zu tragen, und damit ganz sicher nicht meinten, dass wir das Recht hätten, Waffen zu kaufen. Was wir haben, ist das Recht, dass uns ein gottverdammter Politiker sagt, ob wir Waffen tragen dürfen oder nicht, und wann und wo, und welche wir tragen dürfen, wenn wir das richtige Formular ausfüllen können und lange genug warten. Jemand sollte sich mal hinsetzen und diesen Artikel umschreiben, damit das klar wird.

Wenn Sie aber in der Zwischenzeit eine Waffe tragen wollen, dann scheiß auf das Gesetz: Sie brauchen nur Bargeld. Gar nicht viel. Wenn Sie ein paar grüne Scheine übrig haben, dann findet sich immer jemand wie ich, jemand der jemanden kennt, und die können Ihnen besorgen, was immer Sie haben wollen. Sie wollen eine Knarre – und nicht nur irgendeine, sagen wir eine saubere Kanone mit sauberer Munition – dann kann ich Ihnen binnen einer Stunde eine besorgen. Oder nehmen wir Charlie Hardin draußen in Roanoke. Wenn Sie eine etwas exotischere Waffe suchen, kann der Typ sie Ihnen beschaffen, dauert maximal sieben Tage. Je abgefahrener, desto besser. Einmal zog Charlie für mich ein Maschinengewehr an Land, eine belgische .223 FN Minimi, und das war nicht schwerer, als würde man zu Sears an den Kundenschalter gehen. Ich besuchte ihn an einem Freitag, bezahlte die Hälfte in bar und holte das Baby am Montag darauf ab. Dann verkaufte ich sie noch in der gleichen Nacht für das Doppelte.

Wie ich bereits sagte, das ist der amerikanische Traum.

 

ALLES WIE IMMER


Ch-ch-ch-changes.

Am Mittwoch stehe ich in dem 7-Eleven und versuche mich zwischen Snapple Mint Tea und einem Bud Light zu entscheiden, als mein Pager piept. Es ist halb elf Uhr morgens, und eigentlich brauche ich keinen Drink, noch nicht zumindest. Also fällt meine Wahl auf das Snapple, und während ich in der Schlange an der Kasse stehe, checke ich die Nummer.

Bingo.

Manchmal – nicht oft, aber immer mal wieder, bevor die Erinnerung an das letzte Mal komplett verflogen ist – verschafft einem der Pager einen perfekten Moment, einen von der Art, dass du vielleicht, nur mal angenommen, für Dominos Pizza arbeitest und drauf und dran bist, der bestbezahlte Lieferjunge der Straße zu werden.

Ich tausche zwei Dollar gegen ein Snapple, spende den Rest an Jerrys Kids, spaziere zu dem Münztelefon nach draußen und sehe zu der chemischen Reinigung hinüber, die direkt neben dem 7-Eleven steht, während ich anrufe, und zwar nicht die Nummer, die auf dem Pager angezeigt wird, sondern die Nummer von dieser Woche, wahrscheinlich ein anderes Münztelefon, wahrscheinlich auf irgendeinem anderen Parkplatz vor irgendeinem anderen 7-Eleven gleich hinter einer anderen Reinigung, und beim zweiten Klingeln nimmt jemand ab und sagt:

Hey.

Ja, antworte ich.

Brauche dich, Baby.

Irgendwo zwischen dem brauche und dich weiß ich, dass es CK ist; dieser schwache, nasale Tonfall dringt durch alles hindurch, egal, was er zu sagen hat. Und das Nächste, was er zu sagen hat, lautet:

Mittagessen.

Okay, sage ich.

Halb eins.

Geht klar, sage ich.

Gleicher Ort wie immer.

Scheiße, sag ich.

Klick.

Klick.

Damit ist der Rest des Nachmittags und vielleicht auch des Abends, womöglich sogar der Rest der Woche gelaufen, aber was soll's: Wenn man es in dem Geschäft zu etwas bringen will, muss man Veränderungen mögen. Nur tote Dinge verändern sich nicht mehr.

Die Regeln in diesem Spiel sind einfach: Es sind unsere Regeln. Wir stellen sie je nach Bedarf auf, und wenn wir das nicht tun, stellt sie jemand anderes für uns auf. In etwa so wie bei der Sache mit der Verfassung. Und da ich es mag, nach meinen eigenen Regeln zu spielen, mag ich es auch, mir selber welche auszudenken … und, hin und wieder, sie zu brechen.

Ich fahre die Quaker Lane zur Interstate hinunter und dann nach Süden. Ich muss wenigstens eine Stunde totschlagen, und dann kann ich sie auch gleich mit Stil totschlagen. Heute fahre ich den metallic-blauen Corsica, das am leichtesten zu vergessende Auto auf der Straße, und nachdem ich an der Ladenmeile hinter dem Little River Turnpike eine Parklücke gefunden habe, mache ich es mir hinter dem Lenkrad bequem und lese mein Buch. Hin und wieder werfe ich einen Blick zu dem Greek Gourmet hinüber, von dem Lucas, dieser Loser, der das Restaurant unter die Lupe nehmen soll, bei Gott schwört, dass es dort absolut mit rechten Dingen zugehen soll. Das Problem ist nur, dass Lucas etwas zu viel Gottvertrauen zu haben scheint. Ich selbst glaube eher nur an das, was ich sehen kann.

Ich beobachte das grundehrliche schwarze Pärchen, das vor der Apotheke um Frieden und Liebe für Reverend Gideon Parks wirbt, auch wenn niemand Notiz von ihnen nimmt. Ich beobachte das wasserstoffblonde, jungenhafte Mädchen, mit einem Kleid, das an ihr wie ein T-Shirt klebt, und einem falschen Lächeln im Gesicht, das sich über die Schlange an Einkaufswagen vor dem Food Giant lehnt. Aber hauptsächlich beobachte ich den Griechen: Vier Sitznischen, acht Tische, wahrscheinlich würden die hier vierzig Leute reinkriegen, wenn der Laden voll wäre, aber der Laden war noch nie voll, nicht mal halb voll, und das seit Jahren.

Ich warte eine halbe Stunde vor dem Laden, dann fahre ich zur Rückseite, finde einen anderen Platz im Schatten und bleibe eine Weile sitzen und sehe zu, wie die Lieferwagen be- und entladen werden. Ich hab ein Nikon-Fernglas, mit dem man die Haare am Arsch eines Frettchens zählen könnte, aber dieser Abstecher bedarf keiner besonders guten Augen. Die verschieben hier Waffen.

Die Zeit rennt, ob man nun Spaß dabei hat oder nicht, und so kommt es, dass der großartig unsichtbare Corsica bald darauf wieder aus der Parklücke und zurück auf die Interstate fährt und ich auf dem Weg zum Mittagessen mit CK am gleichen Ort wie immer bin. Ich rufe Lauren in Philadelphia auf ihrem Autotelefon an, der Anrufbeantworter geht ran, und ich sage ihr, dass es fraglich ist, ob aus dem Essen am Donnerstag etwas wird, vielleicht nächsten Monat, viel Glück mit Wie-immer-er-hieß; und dann rufe ich Zuhause an und hinterlasse für Fiona eine dieser hilflosen Nachrichten:

Ich weiß auch nicht, vielleicht, kann ich noch nicht sagen. Ich ruf dich später an. Vielleicht.

Dann ist es Zeit für das Mittagessen am gleichen Ort wie immer, und früher oder später hocke ich gefangen in der Sitznische im Red Lobster auf der Van Dorn, Renny Two Hand zu meiner Linken, Mackie the Lackey rechts von mir, und höre CK zu, der mir zum vielleicht zwölften Mal den Witz über Hillary Clintons Prostata erzählt, und könnte nun wirklich einen Drink gebrauchen. Stattdessen denke ich darüber nach, ob ich lieber den Fang des Tages oder die frittierten Shrimps nehmen soll, und dann entscheide ich, dass ich besser nur Suppe und Salat nehmen sollte, und ich bestelle Muschelsuppe Manhattan, die, wie ich mich erinnere, rot ist, denn Manhattan bedeutet Blut, und ich kann nicht glauben, dass CK wirklich wieder die Schlemmerplatte mit Garnelen ordert.

Wie alle Soziopathen tut CK die Dinge auf seine Art, und seine Art, die immer gleich ist, bedeutet, dass nicht über Geschäftliches gesprochen wird, bis das Essen da ist, das Essen ist das Entree, nicht die Getränke, nicht das Brot, nicht die Suppe, nicht der Salat. Also nuckele ich an einem Eistee und höre mir noch ein paar schlechte alte Witze mehr an, und dann versucht Mackie uns was von dem neuen Film mit Tom Hanks zu erzählen, und irgendwann bekommen wir dann das Brot.

Manchmal versuche ich, mich von außen zu betrachten. Manchmal, in Restaurants, an Tankstellen oder Hotellobbies, beobachte ich die anderen Leute, sehe ihnen zu, wie sie uns beobachten, und frage mich, was sie zu sehen glauben. In diesem Moment sitzen zwei Frauen an dem Tisch neben uns, keine zwei Meter entfernt, aber der Geräuschpegel ist hoch genug, dass wir unsere privaten Angelegenheiten besprechen können, und sie, selbst wenn sie versuchen würden, uns zuzuhören, keine Ahnung hätten.

Dieses Waffending ist nicht so, als würde man Autos verkaufen und mit Scheinen herumwedeln; hier geht es darum, grau zu sein, sich unsichtbar zu machen. Das kann ich ziemlich gut. Das ist kein Trick, das ist eine Fähigkeit. Man muss gewöhnlich sein. Alles an einem hat gewöhnlich zu sein. Du rasierst dich, du duschst, du putzt dir jeden Tag deine Zähne. Du trägst etwas Parfüm, und es ist weder zu billig noch zu teuer, und du trägst weiße Hemden zu deinen dunklen Anzügen, aber die sind nicht zu dunkel, sonst siehst du aus wie ein Anwalt; und Anwälte oder Leute, die wie Anwälte aussehen wollen, wittert man über eine Meile. Du wirst Krawatten tragen wollen, dunkle billige Krawatten, und du wirst eine nette Timex mit Lederarmband tragen wollen. Du wirst schwarze Schuhe tragen, die du putzt, nur ein bisschen, einmal alle drei Wochen vielleicht. Du fährst Chevys oder Fords. Du hörst Mittelwelle, siehst eine Menge Football und Baseball, du isst bei McDonald's und Hardee's und dem beschissenen Red Lobster, und du leihst dir die Top-Ten-Videos in einer der Blockbuster-Videotheken. Und irgendwann wirst du vielleicht unsichtbar. Wobei es hilfreich ist, wenn es dir wie mir geht:

Wenn man gleich so geboren wurde.

Diese Frauen am Nachbartisch, sichtlich über dreißig, sollten vorsichtiger mit den Pommes frites sein, aber sie sind auf eine JCPenney-Art hübsch angezogen. Also Sekretärinnen, oder? Eine einigermaßen vernünftige Annahme. Zu gut angezogen und mit etwas zu viel Make-up für ein freundschaftliches Treffen, nicht gut genug angezogen für die Welt der gehobenen Angestellten. Dass eine von ihnen ein WordPerfect-Handbuch neben sich liegen hat, tut da keinen Schaden, andererseits hat Mackie einen schönen fetten Terminkalender neben sich auf dem Tisch liegen, und er trägt ein weißes Button-down-Hemd und einen Anzug, der das richtige Quäntchen über billig liegt. Man sieht ihm an, dass er Versicherungen verkauft, dass er mit Hausratsversicherungen und Wiederbeschaffungswerten und Ausschlussklauseln für Hochwasser zu tun hat. Nur einen Blick, mehr braucht man nicht. Du schaust dir diesen Typen an und kämest nie auf den Gedanken, dass er gerade erst einen Monat im Südosten von Missouri zugebracht und genug M-16 verscherbelt hat, um damit ein Bataillon der Arischen Bruderschaft auszustatten. Ist schon so 'ne Art Versicherung, die er da verkauft.

Also, was weiß man schon über diese Sekretärinnen? Könnten Marktleiterinnen sein oder Bauinspektorinnen. Liebende. Terroristen. Cops. Aber nicht heute. Heute sind sie Sekretärinnen. Und wenn diese Sekretärinnen ihre nicht-ganz-so-hübschen Köpfe in unsere Richtung drehen, sehen sie vier Männer in weißen Hemden und schlichten Krawatten, die sich leise unterhalten.

Wir sind Versicherungskaufleute beim Mittagessen, und da das langerwartete Garnelen-Schlemmermenü eingetroffen ist, erfahren wir endlich, was der eine von uns am Kopf der Tafel, der mit dem Namen Kruikshank, der, den wir CK nennen, uns über die Vorteile einer Risikolebensversicherung gegenüber einer Lebensversicherung zu sagen hat:

Dieses Wochenende haben wir einen Job. Eine große Lieferung, die sprichwörtliche Wagenladung, und was in den Kisten ist, spielt eigentlich keine Rolle. Erstklassige Ware und sehr profitabel. Wir bringen die Ware nach Norden, laden das Zeug an einem Ort ab, die Papiere gibt's an einem anderen. Keine große Sache.

Wo liegt dann das Problem?, frage ich ihn.

CK spießt seine Garnele auf. Kaut eine Weile.

Neue Kunden. Irgendwelche Nigger. Gangs aus dem Ville oder irgendeinem anderen Höllenloch in NYC. Nennen sich selbst die 9 Bravos