Letztes Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

In welchem Alles zum Schlusse kommt – Brief des Glaukus an den Sallust, zehn Jahre nach dem Untergange Pompeji's.

Athen.

Glaukus seinem geliebten Sallust Gruß und Gesundheit!

Du verlangst, ich solle Dich in Rom besuchen; nein, Sallust, komm lieber Du zu mir nach Athen! Ich will von der Kaiserstadt, ihrem Tumult und ihren eiteln Freuden nichts mehr wissen, sondern für immer in meinem Vaterlande wohnen. Der Geist unserer gefallenen Größe ist mir theurer, als die vielgepriesene Großartigkeit Eures Lebens. In den durch ehrwürdige Schatten geheiligten Säulenhallen Athens liegt ein Reiz für mich, den mir kein anderer Ort ersetzen kann. In den Olivenhainen des Ilissus höre ich noch die Stimme der Poesie – auf den Höhen von Phyle scheinen mir die Wolken des Zwielichts noch die Leichentücher der entschwundenen Freiheit – der Herold Morgens, der da kommen soll! Du lächelst über meine Begeisterung. O Sallust, ich will lieber in Ketten noch hoffen, als mich willenlos in dieselben ergeben. Du schreibst, ich könne mich unter diesen melancholischen Trümmern einer gefallenen Majestät sicherlich des Lebens nicht freuen. Du verweilst mit Entzücken bei dem Glanze Roms und dem Luxus des kaiserlichen Hofes. Mein lieber Sallust, »non sum qualis eram,« ich bin nicht mehr was ich war! Die Ereignisse meines Lebens haben das heiße Blut meiner Jugend abgekühlt. Seitdem ich die Krankheit gefühlt und in der dumpfen Kerkerluft geschmachtet habe, hat meine Gesundheit ihre frühere Festigkeit nicht wieder erlangt. Ich kann die düstern Schatten des letzten Tages von Pompeji, den Schrecken und die Öde dieser schauervollen Ruine mir immer noch nicht aus dem Sinn schlagen. Ich denke noch immer an unsere geliebte, unvergeßliche Nydia, und ich habe ihr ein Denkmal errichtet, das ich täglich aus dem Fenster meines Studirzimmers sehen kann. Es erhält eine zärtliche Erinnerung, eine nicht unangenehme Wehmuth, welche nur eine schwache Huldigung für ihre Treue und ihren geheimnisvollen, frühen Tod sind, in mir lebendig. Ione sammelt die Blumen, aber meine eigene Hand bekränzt täglich mit denselben Nydia's Grabmal. Sie war eines Denkmals in Athen würdig!

Du sprichst von dem Wachsthum der Sekte der Christen in Rom. Sallust! Dir vertraue ich mein Geheimnis an; ich habe lange über diesen Glauben nachgedacht und ihn angenommen. Nach dem Untergang Pompeji's begegnete ich auch dem Olinth noch einmal; er wurde nur für kurze Zeit gerettet, da er nachher als ein Märtyrer seines unbezwinglichen Glaubens starb. In meine Befreiung von dem Löwen und meinem glückseligen Entkommen aus den Schrecknissen des Erdbebens lehrte er mich die Hand des unbekannten Gottes erkennen. Ich lauschte seinen Worten, ich glaubte und betete an. Meine theure, meine mehr als geliebte Ione hat auch den christlichen Glauben angenommen – einen Glauben, Sallust, der, indem er Licht über diese Welt ausgießt, gleich einer untergehenden Sonne seine Glorie auch über die andere Welt verbreitet. Es ist uns klar, daß wir auf ewig an Seele und Leib vereinigt sind. Jahrhunderte mögen dahin eilen, wir selbst in Staub zerfallen und die Erde mag gleich einer Rolle zusammenschrumpfen; aber rund um den Kreis der Ewigkeit rollt das Rad des unvergänglichen Lebens. Und wie die Erde ihr Gedeihen aus der Sonne, so saugt die Unsterblichkeit ihr Glück aus der Tugend, welche das Lächeln auf dem Angesichte Gottes ist. Besuche mich, mein Sallust, bring die gelehrten Schriften des Epikur, Pythagoras und Diogenes mit; aber mache Dich auf eine Niederlage gefaßt. Laß uns in den akademischen Hainen an der Hand eine sicheren Führers, als je unsere Väter hatten, über die wichtigen Zwecke des Lebens und die Natur des Geistes disputiren.

Ione – bei diesem Namen klopft mein Herz – Ione steht neben mir, während ich schreibe. Ich blicke auf und sehe sie lächeln. Die Sonne strahlt über den Hymettus und in meinem Garten höre ich das Gesumse der Bienen. Du fragst, ob ich glücklich sei? Oh, was kann Rom mir bieten, das dem gleichkäme, was ich zu Athen besitze? Hier weckt Alles in der Seele erhabene Empfindungen – die Bäume, das Wasser, die Hügel, die Wolken; – überall sehe ich Athen, die auch in ihrer Trauer noch schöne Mutter der Poesie und Weltweisheit. In meiner Halle stehen die Marmorbüsten meiner Vorfahren. In dem Keramikus betrachte ich ihre Gräber! In den Straßen bemerke ich die Hand des Phidias und den Geist des Perikles, Hermodius und Aristogeiton – sie sind überall – und in unsern Herzen, in dem meinen wenigstens, sollen sie nicht untergehen! Wenn irgend etwas mich vergessen lassen kann, daß ich ein Athener und nicht frei bin, so vermag dies die beseligende, sorgsame Liebe Ione's – eine Liebe, die eine neue Weihe in unserem neuen Glauben erhalten hat83 – eine Liebe, welche keiner unserer Dichter, so trefflich seine Gedanken auch sein mögen, jemals in seiner Schilderung erreicht hat, denn mit Religion gemischt, ist sie selbst ein Theil derselben; es kommt ihr nichts Unreines oder Weltliches in den Sinn, daher wir hoffen, uns auch in der Ewigkeit ihrer zu erfreuen, und wir nehmen keinen Anstand, sie unserem Gott zu bekennen. Dies ist die wahre Bedeutung der dunkeln Fabel von unserem griechischen Eros und Psyche – es ist wirklich die in den Armen der Liebe schlummernde Seele. Wenn man diese unsere Liebe mir die Entbehrung der Freiheit ertragen hilft, so leistet meine Religion mir noch weit wichtigere Dienste; denn sobald ich das Schwert ergreifen, die Kriegstrompete blasen und nach einem neuen Marathon (aber ein Marathon ohne Sieg) eilen möchte, so fühle ich meine Verzweiflung bei dem niederschlagenden Gedanken an die Unmacht meines Vaterlandes und die drückende Macht des römischen Joches wenigstens durch das Bewußtsein gemildert, daß die Erde nur der Anfang des Lebens, daß der Ruhm weniger Jahre in dem unermeßlichen Raume der Ewigkeit von gar keiner Bedeutung ist, und daß es hienieden keine vollkommene Freiheit gibt, bis die Ketten des Leibes von der Seele fallen und dieser über Raum und Zeit, als über sein Erbgut, herrscht. Jedoch mein Glaube hat immer noch eine Beimischung von dem sanften griechischen Blute. Ich kann den Eifer derjenigen, welche Alle, die nicht das Nämliche, was sie selbst glauben, verfolgen, keineswegs theilen. Ich verfluche Andersglaubende nicht, sondern bitte Gott den Vater, daß er sie bekehren möge. Diese Duldsamkeit setzt mich unter den Christen einigem Verdachte aus; aber ich vergebe es ihnen, und da ich die Vorurtheile des Volkes nicht öffentlich verletze, so wird es mir möglich, meine Brüder vor der Strenge des Gesetzes und vor den Folgen ihres eigenen Eifers zu bewahren. Wenn mir Mäßigung die natürliche Folge des Wohlwollens zu sein scheint, so verleiht sie auch der Wohlthätigkeit den größten Spielraum.

Von dieser Art also, o Sallust, ist mein Leben; von dieser Art sind meine Meinungen. So will ich leben und sterben. Und Du, freundlicher Zögling Epikurs, Du – doch komm hieher und sieh, welche Freuden, welche Hoffnungen wir unser nennen; dann wirst Du zugestehen, daß weder der Glanz der kaiserlichen Feste, noch der Jubel des vollen Cirkus, noch das geräuschvolle Forum, noch die glänzenden Theater, noch die üppigen Gärten oder die schwelgerischen, römischen Bäder ein reineres und dauernderes Glück zu bereiten vermögen, als das Leben des Atheners Glaukus bietet, welches Du so ganz ohne Grund bemitleidest. Lebe wohl!


Beinahe siebzehn Jahrhunderte waren verflossen, als die Stadt Pompeji aus ihrem stillen Grabe hervorgezogen wurde,84 noch ganz unverändert in ihren Farben. Die Wände hatten eine Frische, als ob der Maler erst gestern hinweggegangen wäre; keine Farbe war auf der reichen Mosaik der Fußböden erblichen; auf dem Forum lagen noch die halbvollendeten Säulen; vor den Bäumen in den Obstgärten stand noch Opferdreifuß; in den Hallen befanden sich noch die Schatzkästen, in den Bädern die Reibeisen, in den Theatern die Einlaßkarten, in den Sälen die Möbel und Lampen, in dem Triklinikum die Überreste vom letzten Mahl, in den Schlafgemächern die wohlriechenden Salben und die rothe Schminke der verwelkten Schönheit, und überall lagen die Gebeine und Skelette Derer85 zerstreut, welche einst die Triebfedern dieser künstlichen Maschine von Luxus und Leben in Bewegung gesetzt hatten.

In dem Hause Diomeds fand man in den unterirdischen Gewölben zwanzig Skelette (darunter das eines Kindes) auf einem Platze bei der Thür. Sie waren mit feiner Asche bedeckt, die augenscheinlich nach und nach durch die Öffnungen hereindrang, bis sie endlich den ganzen Raum angefüllt hatte. Man fand auch Juwelen und Münzen, Leuchter und in der Amphora hart gewordenen Wein – was Alles auf bedeutende Vorkehrungen schließen läßt, welche man zur Verlängerung des Lebens anwandte. Der durch Dämpfe hart gewordene zarte Sand hatte die Gestalten der Leichname wie in einem Abgusse angenommen, und der Reisende kann noch heute die Formen eines Nackens und Busens von jugendlicher Fülle und Rundung – eine Spur von der unglücklichen Julia – sehen. Es scheint fast, es habe sich die Luft allmählig in einen schwefeligen Dunst verwandelt; die Flüchtlinge in den Gewölben hatten nämlich offenbar den Versuch gemacht, die Thüre zu öffnen, da ihnen aber dieses wegen der davor liegenden Schlacken und Steine nicht gelang, waren sie durch die verpestete Luft erstickt worden.

In dem Garten wurde ein Skelett mit einem Schlüssel in der knöchernen Hand und nahe dabei ein Geldbeutel gefunden. Dies hielt man für den Herrn des Hauses, den unglücklichen Diomed, der wahrscheinlich zu entkommen suchte und entweder von Dämpfen erstickt oder von Steinen getödtet wurde. Neben einigen silbernen Vasen lag ein anderes Skelet, wahrscheinlich das eines Sklaven.

Die Häuser Sallust's und Pansa's, der Isistempel mit den heimlichen Verstecken hinter den Statuen, von wo aus die Orakel durch Priester ertheilt wurden, sind jetzt zu Tage gefördert. In einem Gemache des Tempels fand man ein ungeheuer großes Skelet mit einer Axt neben sich; zwei Wände waren vermittelst der Axt bereits durchbrochen, aber der Unglückliche konnte nicht weiter vordringen. In der Mitte der Stadt wurden ein anderes mit Gold beladenes Skelet und viele mystische Schmucksachen aus dem Heiligthum der Isis gefunden. Der Tod hatte den Räuber ereilt und Kalenus war zugleich mit Burbo umgekommen. Als die Arbeiter an einer gewissen Stelle den Schutt wegräumten, fanden sie das Skelet eines Mannes, der durch den Einsturz einer Säule buchstäblich in zwei Hälften zerrissen worden war. Der Schädel hatte eine so merkwürdige Bildung, sowohl in seinen geistigen, als in seinen physischen Organen, daß er stets die Aufmerksamkeit eines jeden Reisenden, der an die Theorien Spurzheims glaubt, in höchstem Grade rege machte. Nach Verfluß von achtzehn Jahrhunderten noch kann der Wanderer jene geräumige Schädelhöhlung betrachten, in deren labyrinthischen Gängen und Gemächern einst der Geist des Egypters Arbaces dichtete, urtheilte, träumte und sündigte.

Mit Betrachtung der mannigfaltigen Zeugnisse eines socialen Systems beschäftigt, welches für immer von der Erde verschwunden ist, verweilte ein Fremdling von jener fernen barbarischen Insel, die der Römer aus der Kaiserzeit nur mit Schaudern nannte, in dem paradiesisch schönen Kampanien und schrieb diese Geschichte!


Fußnoten

83 Was wir jetzt in der Liebe Sentimentalität nennen, war den Alten wenig bekannt und findet sich hauptsächlich nur im Christentum. Es ist ein Gefühl, welches nicht mit dem Glauben, sondern mit der Ueberzeugung, daß die Liebe aus dem Geiste komme und wie der Geist selbst unsterblich sei, innig verbunden ist; Chateaubriand hat in seinem »Genius des Christenthums,« einem Werke voller Irrthümer, aber auch voll Wahrheiten, dieses Gefühl mit seiner gewöhnlichen Beredsamkeit entwickelt. Es bildet auch wirklich den großen Unterschied zwischen der alten und der modernen Lebensweise. Ich habe meiner Ansicht nach keinen groben Verstoß gegen die Wahrheit begangen, wenn ich dem Glaukus nach seiner Bekehrung zum Christentum sentimentale Gefühle beilegte, obwohl vorauszusetzen ist, daß er dieselben eher ahne als wirklich begriff.

84 Untergegangen im Jahre 79. n. Chr. – zuerst wieder entdeckt im Jahre 1750.

85 Bis jetzt sind ungefähr 350 bis 400 Skelette in Pompeji entdeckt worden; da jedoch ein großer Theil der Stadt noch unter der Erde liegt, so läßt sich die Zahl Derer, welche bei ihrer Zerstörung umkamen, nicht wohl berechnen. Wir haben indes Grund zu der Annahme, daß es im Verhältnisse zu Denen, welche sich retteten, wenige waren. Die Asche war offenbar nachher von manchen Häusern hinausgeräumt worden, ohne Zweifel, um die zurückgelassenen Schätze aufzusuchen. Die Wohnung unseres Freundes Sallust gehört gleichfalls zu diesen Häusern. Die Skelette, welche auf eine Zeitlang wieder belebt vor den Augen des Lesers unter dem Namen Burbo, Kalenus, Diomed, Julia und Arbaces ihre Rolle spielten, wurden genau so aufgefunden, wie der Text es schildert. Möge der Leser an der Wiederbelebung dieser Skelette ein größeres Interesse finden, als der Autor gefunden hat, der sich vergeblich bemühte, in dem Werke, das er jetzt schließt, die peinliche, äußerste und verzweiflungsvollste Periode seines Lebens zu erheitern, welchem weit weniger Sonnentage vergönnt sind, als die Welt vielleicht glaubt. Aber gleich den meisten Freunden ist die Einbildungskraft launisch und verläßt uns oft gerade in dem Augenblicke, wo wir sie am meisten nöthig haben. Wenn wir älter werden, so sehen wir ein, daß unsere treueste Begleiterin die Gewohnheit ist. Ich muß jedoch wegen dieser plötzlichen, unpassenden Hinneigung zu einer vorübergehenden (sie ist nur vorübergehend!) Schwäche um Entschuldigung bitten. Mit der Rückkehr der Gesundheit kehrt auch die Energie wieder zurück, ohne welche der Geist uns wenig nützen würde, und die am meisten zur Erfüllung unserer Pflichten und zur Durchführung unserer Absichten beiträgt. Es gibt nur eine Philosophie, obwohl eine Unzahl philosophischer Schulen, und ihr Name heißt Seelenstärke. »Unser Schicksal tragen, heißt es besiegen.«

Erster Band.

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So ist der Vesuv, und solche Ereignisse finden jedes Jahr daselbst Statt. Aber alle seitherigen Ausbrüche sind, auch wenn man sie in einen einzigen zusammenfaßte, unbedeutend gegen das, was zu dem Zeitpunkte geschah, von dem wir reden. ...

Tag wurde in Nacht, und Nacht in vollständige Finsternis verwandelt – eine unaussprechliche Menge Staub und Asche wurde ausgeworfen, die Land, Meer und Luft erfüllte und zwei ganze Städte,. Herkulanum und Pompeji, begrub, während die Bewohner dem Schauspiele zusahen!

Dio Cassius, lib. XVI.

Zueigungsschreiben

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an Sir William Gell etc. etc.

Werther Herr!

Bei Veröffentlichung eines Werkes, zu welchem Pompeji den Stoff liefert, kann ich mir Niemanden denken, dem es so füglich gewidmet werden dürfte, als Ihnen. Ihre herrlichen Schriften über die Alterthümer dieser Stadt haben Ihren Namen in unauflösbarer Weise mit deren früheren Erinnerungen verknüpft, gleich wie Ihr Aufenthalt in der Umgegend Sie mit den neueren Zuständen dieses Ortes identifizierte.

Ich hoffe zuversichtlich, daß Sie bei Empfang dieser Blätter einer besseren Gesundheit sich erfreuen werden, als da wir uns zu Neapel trennten, und daß, wenn Ihre Freunde ein Beispiel an Ihrer Philosophie zu nehmen haben, dies eher bezüglich Ihres unermüdlichen Fleißes in Erwartung wissenschaftlicher Kenntnisse, als hinsichtlich Ihrer unübertrefflichen Geduld in dem Leiden, der Fall sein möge.

Noch ehe diese Blätter in Ihre Hände gelangen, hoffe ich in dem Lesen Ihres gegenwärtig erscheinenden Werkes über die »Topographie von Rom und seinen Umgebungen« ziemlich weit vorgeschritten zu sein. Der flüchtige Blick, den Sie mich zu Neapel auf dessen Inhalt werfen ließen, überzeugte mich zur Genüge von seinem hohen Interesse und Werthe; und als Engländer, sowie als einer, »der unter dem Portico gewandelt,« freue ich mich bei dem Gedanken, daß Sie, während Sie hierdurch ihren eigenen Ruhm beträchtlich vermehren, zugleich auch die Ansprüche unseres Vaterlandes auf den Vorrang in denjenigen Zweigen des Wissens erneuern, in welchen wir freilich seit einigen Jahren unseren alten Ruf nur schwach gewahrt haben. Indem ich so den günstigen Erfolg Ihres Werkes vorherzusagen wage, dürfte es ziemlich überflüssig sein, einen Wunsch für die Erfüllung dieser Prophezeihung auszudrücken; eine allgemeinere Hoffnung jedoch darf ich wohl aussprechen, die nämlich, daß Sie noch lange Muße und Neigung zu den literarischen Arbeiten behalten mögen, in welchen Sie eine so umfassende Gelehrsamkeit besitzen, und daß dieselben, wie bisher, so auch fernerhin, Sie bisweilen von sich selbst, nie aber von Ihren Freunden abziehen möchten.

Ich habe die Ehre zu sein
Werther Herr
Ihr sehr ergebener
E. L. Bulwer.
Leamington, 21. September 1834

Vorrede.

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Beim Besuche der wieder an's Licht gebrachten Ueberreste einer alten Stadt, die den Reisenden mehr vielleicht in die Nähe von Neapel ziehen, als die köstliche Luft oder die wolkenlose Sonne, die Veilchenthäler oder Orangenhaine des Südens, beim Anblicke der noch immer frischen und lebhaften Häuser, Straßen, Tempel und Theater eines Platzes, aus dem stolzesten Zeitpunkte des römischen Reichs – war es vielleicht ganz natürlich, daß ein Schriftsteller, der früher schon, wenn auch nur mangelhaft, in der Kunst, wieder zu beleben und zu schaffen, sich versucht hat, den innigen Wunsch empfand, diese verlassenen Straßen noch einmal zu bevölkern, diese anmuthigen Ruinen wieder herzustellen, die Gebeine, die ihm zu sehen vergönnt war, wieder zu beleben, die Kluft von achtzehn Jahrhunderten zu überspringen und zu einer zweiten Existenz zu erwecken – die Stadt der Todten!

Der Leser kann sich fernerhin leicht denken, wie gewaltig dieses Verlangen in Einem werden mußte, der fühlte, daß er sein Unternehmen ausführen könne, dem Pompeji selbst nur wenige Meilen entfernt – die See, die einst seine Schiffe trug und seine Flüchtlinge aufnahm, zu Füßen – und der verhängnisvolle Berg Vesuv, noch immer Rauch und Feuer athmend, beständig vor Augen lag!1

Ich verhehlte mir übrigens von Anfang an die großen Schwierigkeiten nicht, mit denen ich zu kämpfen hatte. Die Sitten des Mittelalters darzustellen und seine Lebensweise zu beschreiben, erforderte die Hand eines großen Geistes und doch ist diese Aufgabe vielleicht leicht und bequem im Vergleich zu derjenigen, die sich's zum Ziele setzt, eine viel frühere, uns weniger vertraute Epoche darzustellen.

Für die Menschen und Gebräuche aus der Feudalzeit fühlen wir eine natürliche Sympathie; diese Menschen waren unsere Vorfahren – von diesen Gebräuchen überkamen wir die unsrigen – der religiöse Glaube unserer ritterlichen Ahnen ist noch heute der unsrige – ihre Gräber heiligen noch jetzt unsere Kirchen – die Ruinen ihrer Burgen schauen noch heutzutage zürnend auf unsere Thäler herab. In ihren Kämpfen für Freiheit und Gerechtigkeit finden wir den Keim unserer gegenwärtigen Institutionen und in den Elementen ihres gesellschaftlichen Zustandes erblicken wir den Ursprung unseres eigenen.

An die klassischen Zeiten hingegen knüpfte sich für uns keine häusliche oder vertraute Beziehung. Der Glaube jener entschwundenen Religionen, die Gebräuche jener vergangenen Civilisation bieten wenig dar, was für unsere nordische Einbildungskraft heilig oder anziehend wäre; auch werden sie uns durch die scholastischen Pedanterien, die uns zuerst mit ihrem Wesen bekannt machten, noch mehr entkleidet und stehen mit der Erinnerung an Studien in Verbindung, die eher als Arbeit auferlegt, denn als Sache des Vergnügens betrieben wurden.

Gleichwohl übrigens schien mir die Aufgabe trotz ihrer Schwierigkeiten des Versuches werth; und in dem von mir auserwählten Zeitpunkte und Schauplatze dürfte sicherlich Vieles gefunden werden, was die Neugierde des Lesers erweckt, und sein Interesse an die Schilderungen des Verfassers fesselt. Es war das erste Jahrhundert unserer Religion – die civilisirteste Periode Roms – die Geschichte spielt an Orten, deren Ueherbleibsel wir noch heute sehen – und die Katastrophe ist eine der fürchterlichsten, welche die Tragödien der alten Geschichte unserem Auge darbieten.

Von den mir reichlich vorliegenden Materialien war ich bemüht, diejenigen auszuwählen, die für einen Leser der neueren Zeit am anziehendsten sein dürften; die ihm am wenigsten fremden Gebräuche und religiösen Meinungen – Schatten, die – wieder belebt, – ihm Bilder darstellten, welche, obschon die Repräsentanten der Vergangenheit, dennoch auch den Betrachtungen der Gegenwart am wenigsten uninteressant erschienen. Es erforderte fürwahr eine größere Selbstbeherrschung, als sich der Leser auf den ersten Blick denken mag, um so Vieles von der Hand zu weisen, was an und für sich höchst einladend war, was aber, obschon es einzelnen Theilen des Werkes Anziehungskraftt verliehen hätte, dennoch die Symmetrie des Ganzen beeinträchtigt haben würde. So spielt z.B. meine Geschichte unter der kurzen Regierung des Titus, als Rom auf seiner stolzesten und riesenhaftesten Höhe ungezügelten Luxus und unbeschränkter Macht stand. Es war darum eine höchst einladende Versuchung für den Verfasser, die Personen seiner Geschichte im Verlaufe der Ereignisse von Pompeji nach Rom zu führen. Was könnte solchen Stoff zur Schilderung, oder ein solches Feld für die Eitelkeit der Darstellung bieten, als jene prachtvolle Weltstadt, deren Größe der Einbildungskraft eine so herrliche Begeisterung – der Forschung eine so vortheilhafte und feierliche Würde verleihen müßte? Da ich mich jedoch bei der Wahl von Zeit und Schauplatz für den Untergang von Pompeji entschieden hatte, so bedurfte es nur einer geringen Einsicht in die höheren Prinzipien der Kunst, um zu begreifen, daß die Erzählung sich durchaus auf Pompeji selbst beschränken müsse.

In Gegensatz zu dem mächtigen Pompe Roms gebracht, wären der Luxus und Schimmer der lebhaften campanischen Stadt zur Unbedeutendheit herabgesunken. Ihr entsetzliches Geschick würde nur als ein kleiner und vereinzelter Schiffbruch auf den ungeheuern Meeren des Kaiserreiches erschienen sein, und die zu Erhöhung des Interesses meiner Schilderung herbeigerufene Hülfsmacht würde lediglich die Sache, zu deren Unterstützung sie aufgeboten wurde, zernichtet und überwältigt haben. Ich sah mich deshalb genöthigt, auf einen an und für sich so verlockenden Ausflug zu verzichten und unter strenger Beschränkung meiner Geschichte auf Pompeji Andern die Ehre zu überlassen, die hohle, aber majestätische Civilisation Roms zu schildern.

Die Stadt, deren Geschick mir eine so erhabene und fürchterliche Katastrophe darbot, gab mir auch auf den ersten Blick auf ihre Ueberbleibsel unschwer diejenigen Charaktere an die Hand, die dem Stoff und Schauplatz am besten anpaßten. Die halbgriechische Colonie des Herkules, die mit den Gebräuchen Italiens so viele aus Hellas entlehnte Sitten vermischte, wies von selbst auf die Personen des Glaukus und der Ione hin. Der Gottesdienst der Isis, ihr vorhandener Tempel, mit den falschen, entschleierten Orakeln; der Handel Pompeji's mit Alexandria, die Verbindungen des Sarnus mit dem Nil führten auf den Egypter, Arbaces, den niederträchtigen Kalenus, und den feurigen Apäcides. Die frühen Kämpfe des Christenthums mit dem heidnischen Aberglauben ließen den Olinthus erstehen und die verbrannten Felder Campaniens, längst bekannt durch die Künste der dortigen Zauberinnen, riefen die Saga des Vesuvs ganz von selbst hervor. Den Gedanken, das blinde Mädchen auftreten zu lassen, verdanke ich einer zufälligen Unterredung mit einem Herrn, der wegen seiner vielseitigen Kenntnisse und Erfahrungen unter den zu Neapel lebenden Engländern wohl bekannt ist. Als er nämlich von der tiefen Finsternis, welche den ersten von der Geschichte uns aufbewahrten Ausbruch des Vesuvs begleitete, und von dem weiteren Hindernisse sprach, das dieselbe für die Flucht der Einwohner bildete, bemerkte er, daß die Blinden in einem solchen Falle am besten daran sein und sich am leichtesten retten würden. Diese Bemerkung nun bewirkte die Erschaffung der Nydia.

Die Personen sind also die natürlichen Kinder des Schauplatzes und der Zeit, und auch die Ereignisse dürften meines Erachtens mit der damals existirenden Gesellschaft im Einklange stehen; denn nicht bloß, um die gewöhnlichen Gebräuche des Lebens, die Feste und das Forum, die Bäder und das Amphitheater, den allgemein bekannten, damals herrschenden Luxus zu schauen, rufen wir die Vergangenheit zurück; gleich wichtig und noch unendlich interessanter sind die Leidenschaften, die Verbrechen und die Wechselfälle, die die Schatten, die wir hiermit zum Leben rufen, bewegt haben mögen. Wir verstehen eine Weltepoche nur sehr schlecht, wenn wir das Romantische in ihr vernachlässigen; – in der Poesie des Lebens liegt eben so viel Wahrheit, als in seiner Prosa.

Da bei Behandlung einer wenig gekannten und weit hinter uns liegenden Zeit die größte Schwierigkeit darin liegt, die eingeführten Personen vor dem Auge des Lesers »leben und weben« zu lassen, so sollte dies ohne Zweifel das erste Bestreben bei einem derartigen Werke sein; und alle Versuche zu Entfaltung erlernter Kenntnisse dürfen nur als untergeordnete Mittel zu Erreichung dieses Haupterfordernisses der Dichtung betrachtet werden. Die erste Kunst des Dichters (des Schöpfers) ist, seinen Geschöpfen Lebensathmen einzuhauchen – die zweite, ihre Worte und Handlungen der Epoche, in welcher sie sprechen und handeln sollen, anzupassen. Letztere Kunst wird vielleicht dadurch am besten in Anwendung gebracht, daß man die Kunst selbst dem Leser nicht beständig vor Augen führt, nicht jede Seite mit Citaten, nicht den Rand mit Noten füllt. Beständige Verweisungen auf gelehrte Autoritäten haben den Werken der Dichtung etwas Ermüdendes und Anmaßendes an sich. Sie erscheinen wie Lobreden, die der Verfasser seiner eigenen Genauigkeit und seinem Wissen hält; sie dienen nicht dazu, seine Gedanken in ein klares Licht zu setzen, sondern lassen nur seine Gelehrsamkeit strahlen. Der Anschauungsgeist jedoch, der antiken Bildern antike Farben zu verleihen weiß, ist wohl die wahre Gelehrsamkeit, welche ein derartiges Werk erfordert, – ohne jenen Geist ist die Pedanterie störend und ärgerlich, mit demselben aber unnöthig. Niemand, der genau weiß, was die prosaische Dichtung nunmehr geworden ist, der ihre Würde, ihren Einfluß, die Art, wie sie allmählig alle ähnlichen Zweige der Literatur absorbirt hat, ihr Vermögen, zu belehren sowohl, als zu unterhalten, völlig erkennt, kann ihre Beziehung zur Geschichte, zur Philosophie, zur Politik, – ihre gänzliche Uebereinstimmung mit der Poesie und ihre Unterwürfigkeit unter die Wahrheit so weit verkennen, um sie zu scholastischer Frivolität herabwürdigen zu wollen; sie erhebt ja die Schulwissenschaft zur schaffenden Kraft, und ist weit entfernt, die letztere unter das Joch der ersteren zu beugen.

Was die Redeweise der eingeführten Personen anbelangt, so war ich sorgfältig bemüht, das zu vermeiden, was mir von jeher als ein unglücklicher Irrthum derer erschienen ist, die in unseren Tagen Menschen aus der klassischen Zeit vorzuführen versuchten.2 Die Autoren haben denselben meistens die hochtrabenden Sentenzen, die kalte und didaktische Feierlichkeit der Sprache in den Mund gelegt, die sie in den vorsätzlich bewunderten klassischen Schriftstellern finden; Römer im gewöhnlichen Leben in den Perioden Cicero's sprechen zu lassen, ist aber eben so widersinnig, als wenn ein Novellendichter seinen englischen Charakteren die langen Phrasen Johnson's oder Burke's zuschreiben wollte. Der Fehler ist sogar um so größer, weil er unter der Maske von Gelehrsamkeit und Wahrheit nur den gänzlichen Mangel einer richtigen Beurtheilungskraft verräth; weil er ermüdet, langweilt, ärgert, und weil wir beim Gähnen nicht einmal die Befriedigung haben, zu denken, daß wir gelehrt gähnen. Um den Gesprächen klassischer Personen einige Treue zu verleihen, müssen wir uns namentlich hüten, die Gelegenheit zu klassischen Redensarten an den Haaren herbeizuziehen. Nichts kann einem Schriftsteller ein steiferes und unbehaglicheres Ansehen geben, als das hastige und plötzliche Umwerfen der Toga. Wir müssen zu unserer Aufgabe die vertraute Bekanntschaft vieler Jahre mitbringen; die Anspielungen, die Wendungen und Ausdrücke, so wie die Sprache überhaupt, müssen aus einem längst angefüllten Strome fließen; die Blumen müssen aus natürlichem Boden versetzt und nicht etwa aus zweiter Hand auf dem nächsten Marktplatze gekauft werden. Dieser Vorzug nun, der allerdings lediglich in der genauen Bekanntschaft mit dem Stoffe liegt, ist fast mehr Sache des Zufalls als des eigenen Verdienstes; denn er hängt von dem Umfange ab, in welchem die Klassiker in unsere Jugenderziehung und in das Studium unserer reiferen Jahren hineingezogen wurden. Wäre übrigens ein Schriftsteller sogar im Besitze der höchsten Vorzüge, die Erziehung und Studium hiebei an die Hand gehen können, so dürfte er doch kaum im Stande sein, sich in ein von dem seinigen so gänzlich verschiedenes Zeitalter zu versetzen, ohne daß einige Ungenauigkeiten, einige durch Unachtsamkeit oder Vergeßlichkeit entstandene Fehler in seine Zeichnungen sich einschlichen. Wenn fernerhin sogar in Werken über die Gebräuche der Alten, die von der ernstesten und ausgearbeitesten Art und von den gelehrtesten Männern verfaßt sind, einzelne derartige Unvollkommenheiten oft durch einen verhältnismäßig nur oberflächlich unterrichteten Kritiker entdeckt werden, so müßte es denn doch von mir allzu anmaßend erscheinen, wenn ich hoffen wollte, daß ich glücklicher gewesen sei, als unendlich gelehrtere Männer, und zwar in einem Werke, bei welchem die Gelehrsamkeit unendlich weniger erforderlich ist. Genug, wenn dieses Buch trotz aller seiner Unvollkommenheiten als ein in der Farbengebung vielleicht ungeübtes, in der Zeichnung mangelhaftes, aber gleichwohl nicht völlig unähnliches Gemälde der Zeit erfunden wird, die ich zu schildern unternommen – so möchte es fernerhin (was weit wichtiger ist) eine richtige Darstellung der menschlichen Leidenschaften und des menschlichen Herzens bieten, deren Grundstoffe zu allen Zeiten dieselben sind! Möge mir endlich gestattet sein, den Leser zu erinnern, daß, wenn es mir gelungen ist, einer Beschreibung klassischer Gebräuche und einer Geschichte aus der klassischen Zeit einiges Interesse und Leben zu verleihen, mir etwas gelang, was bis daher Allen mißlang;3 aus diesem Vordersatze aber entwickelt sich nothwendigerweise als ebenso tröstliches, obwohl minder glorreiches Correlat, daß, wenn mein Unternehmen fehl schlug, ich da unterlag, wo Alle scheiterten! Nach solchem Ausspruche weiß ich nichts Besseres zu thun, als sogleich zu schließen. Kann ich etwas Sprechenderes sagen, um zu beweisen, daß ein Schriftsteller nie halb so viel Scharfsinn entwickelt, als wenn er bemüht ist, seine eigene Schöpfung ins bestmöglichsten Licht zu stellen?


Fußnoten

1 Dieses Werk wurde beinahe vollständig im vorigen Winter zu Neapel niedergeschrieben. Bei meiner Rückkehr nach England war ich zu sehr mit politischen Gegenständen beschäftigt, um viele Zeit zu rein literarischen Arbeiten zu haben, außer allenfalls in den nicht unwillkommenen Zwischenräumen, wo das Parlament schlafen geht, und die anderen Gegenstände des menschlichen Lebens erwachen läßt, indem es nämlich seine ermüdeten Gesetzgeber entsendet, theils zu den verschiedenen Arten der Jagd nachzugehen, theils um Ochsen zu mästen, und endlich auch, um das Feld der Literatur zu bearbeiten.

2 Was das klare und scharfe Urtheil Sir Walter Scotts in seiner Vorrede zu Ivanhoe (erste Ausgabe) so trefflich ausgedrückt hat, scheint mir wenigstens eben so gut seine Anwendung auf einen Schriftsteller zu finden, der seinen Stoff aus dem klassischen Alterthum, als auf einen, der ihn aus den Feudalzeiten schöpft. Möge mir gestattet sein, mich hier der betreffenden Worte zu bedienen, und mir dieselben für den Augenblick achtungsvoll und ehrwürdig anzueignen:

3 Man muß mir verzeihen, wenn ich selbst Barthelemy nicht ausnehme. Sein Anarchasis ist ein Werk voll wunderbarer Gewandtheit, Sorgfalt, Eleganz und Forschung; aber es ist kein Leben darin! Es macht allerdings keinen Anspruch darauf, ein wirklicher Roman zu sein; aber selbst als fingierte Reiseschilderung ist es schwerfällig und ermüdend. Aeußere Gelehrsamkeit findet sich in Menge, aber der innere Geist fehlt. Barthelemy wurde nicht vom Wein des Alterthums entzückt, aber er hat eine gewaltige Menge von Weinlisten zusammengetragen. »Anacharsis,« sagte Schlegel treffend und witzig, »sieht Alles auf seinen Reisen nicht wie ein junger Scythe an, sondern wie ein alter Pariser!« Ja, und wie ein Pariser, der nie in dem Leser den Gedanken erweckt daß er überhaupt gereist sei – außer allenfalls in seinem Armstuhl.

Erstes Buch.

Inhaltsverzeichnis

Quid sit futurum eras, fuge quaerere;
Quem sors dierum cunque dabit, luero
Appone: nec dulces amores
Sperne puer, neque tu choreas.

Hor. lib. I. od. 9.

Erstes Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

Die zwei edlen Pompejaner.

»Ha, Diomed, gut, daß ich Dich treffe. Speisest Du diesen Abend bei Glaukus?« sagte ein junger Mann von kleinem Wuchse, der seine Tunika in jenen lockern und weibischen Falten trug, die in ihm einen vornehmen und eleganten Herrn erkennen ließen.

»Ach nein, mein lieber Klodius, er hat mich nicht eingeladen,« antwortete Diomed, ein Mann von mittleren Jahren und stattlichem Aussehen. »Beim Pollux! er hat mir da einen schlechten Streich gespielt; man sagt, seine Abendessen seien die besten in Pompeji.«

»Sie sind nicht schlecht, aber es gibt für mich nie Wein genug dabei. Das wahre Blut der alten Griechen rollt in Glaukus' Adern nicht; denn er behauptet, wenn er des Abends Wein getrunken habe, besitze der den andern Tag keinen Verstand mehr.«

»Seine Sparsamkeit hat nach meiner Meinung nach einen andern Beweggrund,« sagte Diomed, seine Augenbrauen runzelnd; »trotz seiner Eitelkeit und Verschwendung halte ich ihn nicht für so reich, als er zu sein vorgibt, und er schont vielleicht lieber seine Amphoren, als seinen Verstand.«

»Das ist ein Grund mehr, seine Gastereien zu besuchen, so lange seine Sestertien dauern. Im nächsten Jahre, Diomed, werden wir uns einen andern Glaukus suchen müssen.«

»Er soll auch ein Freund vom Würfelspiele sein.«

»Er liebt alle Vergnügungen; und so lange er es liebt, Abendessen zu geben, werden wir Alle auch ihn lieben.«

»Schön, mein Klodius, das ist gut gesagt! aber, gelegentlich gesprochen, hast Du meinen Keller nie gesehen?«

»Ich erinnere mich dessen nicht, mein guter Diomed.«

»Nun, so mußt Du an einem der nächsten Abende mit mir zu Nacht speisen; ich habe Muränen in meinem Behälter und werde den Aedil Pansa auch einladen.«

»Oh! mache keine Umstände mit mir! – Persicos odi apparatus. Ich bin leicht zufrieden zu stellen. Aber der Tag neigt sich; ich habe im Sinne, in's Bad zu gehen – und Du?«

»Ich gehe zum Quästor – Staatsangelegenheiten; – hierauf in den Isistempel. Lebe wohl!«

»Was ist das für ein prahlsüchtiger, anscheinend bis über den Kopf beschäftigter und schlecht erzogener Bursche!« sagte Klodius leise zu sich, während er sich langsam entfernte; »er denkt uns mit seinen Festen und seinem Keller vergessen zu machen, daß er der Sohn eines Freigelassenen ist; und was wollen wir auch, so oft wir ihm die Ehre erweisen, ihm sein Geld abzugewinnen; diese reichen Plebejer sind für uns verschwenderische Patrizier eine wahre Ernte.«

Unter diesem Selbstgespräche gelangte Klaudius in die Via Domitiana, die, voll von Fußgängern und Equipagen, ganz dieselbe übermäßige Lebendigkeit, Rührigkeit und Fröhlichkeit zeigte, wie man sie noch heutzutage in den Straßen von Neapel findet.

Die Schellen der schnell an einander vorbeifahrenden Wägen drangen lustig zum Ohre, und Klodius grüßte die Eigenthümer der Equipagen, die sich durch ihre Eleganz oder Eigenthümlichkeit am meisten bemerklich machten, mit einem Lächeln oder Kopfnicken; – denn es gab in der That keinen jungen Mann in ganz Pompeji, der eine so ausgebreitete Bekanntschaft gehabt hätte.

»Ah! Du bist es, Klodius! und wie hast Du auf Dein Glück geschlafen?« rief mit angenehmem und sanftem Tone ein junger Mann, der in einem herrlich und anmuthig gebauten Wagen saß. Auf der bronzenen Außenseite waren von griechischer Künstlerhand Basreliefs angebracht, welche die olympischen Spiele vorstellten. Die an seinem Wagen befindlichen Pferde waren von der seltesten parthischen Race; ihre schlanken Glieder schienen die Erde zu verachten und in der Luft zu schweben, und doch standen sie bei der leisesten Bewegung des Kutschers, der sich hinter dem Herrn der Equipage befand, unbeweglich still, wie wenn sie plötzlich in Stein verwandelt worden wären, scheinbar leblos, aber lebensähnlich, wie eines der Wunderwerke des Praxiteles. Auch der Herr selbst war von jener schlanken und schönen Symmetrie, welche die athenischen Bildhauer zu ihren Modellen wählten; an seinen leichten, in Büscheln herabfallenden Locken und an der vollkommenen Harmonie, die in seinen Zügen herrschte, verrieth sich seine griechische Abkunft. Er trug keine Toga – ein Kleidungsstück, das zu den Zeiten der Kaiser kein unterscheidendes Merkmal der römischen Bürger mehr war, und über das sich alle Tonangeber in der Mode lustig machten; aber seine Tunika glühte im reichsten Schimmer des tyrischen Purpurs und die Fibulä oder Schnallen, die sie zusammenhielten, waren mit Smaragden geschmückt. Um den Hals trug er eine goldene Kette, die sich in der Mitte der Brust in die Gestalt eines Schlangenkopfs verflocht, aus dessen Munde ein Siegelring von ausgesuchter Arbeit hing. Die Ärmel seiner Tunika waren weit und am Handgelenke mit goldenen Fransen geziert, und ein mit Arabesken gestickter, von demselben Stoffe wie die Fransen, gefertigter und um den Leib geschlungener Gürtel diente ihm statt der Taschen, um Sacktuch, Beutel, Griffel und Schreibtafel darin aufzubewahren.

»Mein lieber Glaukus,« sagte Klodius, »ich freue mich, daß Dein Verlust auf Dein Aussehen so wenig Einfluß geübt hat. Du siehst ja aus, als ob Du von Apollo begeistert worden wärest, und Dein Gesicht strahlt wie eine Glorie von dem Glanze des Glücks. Jedermann würde Dich für den glücklichen Spieler und mich für den Verlierenden halten.«

»Ach! mein Klodius, was liegt denn in dem Gewinn oder Verluste dieses elenden Metalls, das unsere Heiterkeit stören sollte? Beim Jupiter, so lange wir noch jung sind und die vollen Locken mit Kränzen bedecken können, so lange die Töne der Zithara noch zu ungesättigten Ohren dringen und das Lächeln Lydia's oder Chloe's über unsere Adern hinfliegt, in welchen das Blut so schnell fließt, müssen wir auch beim Anblick des Sonnenlichts uns freuen, und sogar die Zeit zwingen, nur die Schatzmeisterin unserer Vergnügungen zu sein. Du weißt wohl, daß Du diesen Abend bei mir speisest?«

»Wer vergäße je eine Einladung von Glaukus!«

»Wohin gehst Du jetzt?«

»Ich dachte ins Bad zu gehen; aber es ist noch eine ganze Stunde bis zur gewöhnlichen Zeit.«

»Gut, da will ich meinen Wagen zurücksenden und Dich begleiten. So, so, mein Philias,« fuhr er fort, indem er das Pferd liebkoste, das ihm zunächst stund und durch ein leichtes Wiehern und durch ein Zurücklegen seiner Ohren die Zärtlichkeit spielend heimgab; »du hast heute Feiertag. Ist dies nicht ein schönes Thier, Klodius?«

»Des Phöbus würdig,« antwortete der edle Parasit, »oder des Glaukus.«

Zweites Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

Das blinde Blumenmädchen und die Modeschönheit. – Geständnis des Atheners – Der Leser macht die Bekanntschaft des Arbaces von Egypten.

Während sich die beiden jungen Männer über tausenderlei verschiedene Gegenstände flüchtig besprachen, durchwandelten sie die Straßen der Stadt mit leichtem Schritte. Sie waren in das Quartier der reichsten Kaufläden gelangt, deren offenstehendes Innere von der flimmernden, aber harmonischen Pracht der Fresken strahlte, die in Geschmack und Zeichnung von unsäglicher Mannigfaltigkeit waren. Die sprudelnden Springbrunnen, die, wo sich ein freier Anblick darbot, ihren kühlenden Schaum in die Sommerluft schleuderten; die Menge der Vorübergehenden oder vielmehr der Umherschlenderer, von denen der größere Theil in Gewänder von tyrischem Purpur gekleidet war, die um die reizendsten Läden versammelten Haufen, die hin und her wandelnden Sklaven mit bronzenen Gefäßen von den anmuthigsten Formen auf dem Kopf; die da und dort stehenden jungen Landmädchen mit Röcken voll hochrother Früchte oder Blumen, welche für die alten Bewohner Italiens reizender waren, als für ihre Nachkommen, denen in der That latet anguis in herba – in jedem Veilchen oder jeder Rose eine Krankheit zu lauern scheint.4 Die verschiedenen Versammlungsörter, die bei diesem geschäftslosen Volke unsere Kaffeehäuser und Clubs ersetzen; die Schuppen, in welchen auf Marmortafeln Gefäße mit Wein und Öl aufgestellt waren, und vor deren Schwellen Bänke, die man durch ausgespannte Purpurdecken gegen die Sonne geschützt hatte, die Müden zum Ausruhen, die Müßiggänger zum Verweilen einluden – Alles dieses bildete eine so bunte, belebte und belebende Scene, daß der athenische Geist des Glaukus wegen seiner Empfänglichkeit für die Freude dadurch wohl entschuldigt wurde.

»Sprich mir nicht mehr von Rom,« sagte er zu Klodius. »In seinen mächtigen Mauern sind die Vergnügungen zu prunkvoll und schwerfällig. Sogar in dem Kreise des Hofes, in dem vergoldeten Hause des Nero, inmitten der beginnenden Pracht des für Titus bestimmten Palastes liegt eine gewisse Schwerfälligkeit. Das Auge leidet darunter und der Geist wird dadurch ermüdet. Überdies macht es uns angenehm, mein lieber Klodius, den unermeßlichen Luxus und Reichthum Anderer mit der Mittelmäßigkeit unserer eigenen Zustände vergleichen zu müssen. Hier hingegen überlassen wir uns ganz behaglich den Vergnügungen und genießen den vollen Glanz des Luxus ohne das Ermüdende seines Pompes.«

»Aus diesem Grunde also hast Du Pompeji zu Deinem Sommeraufenthalt gewählt?«

»Ja wohl; ich ziehe Pompeji Bajä vor. Zwar lasse ich den Reizen von Bajä Gerechtigkeit widerfahren; aber ich hoffe die Pedanten, die es bewohnen und jedes ihrer Vergnügungen nach Drachmen abzuwägen scheinen.«

»Und doch bist Du ein Freund der Gelehrten, und was Poesie betrifft, so sind ja Äschylus und Homer, das Epos, wie das Drama, bei Dir zu Hause.«

»Ja, aber diese Römer, die meine athenischen Vorfahren nachahmen, benehmen sich bei Allem so schwerfällig! Selbst wenn sie auf die Jagd gehen, lassen sie sich die Werke Plato's von ihren Sklaven nachtragen; und wenn sie die Fährte des wilden Schweines verlieren, greifen sie nach ihren Büchern und ihrem Papyrus, um nicht auch die Zeit zu verlieren. Während die Tänzerinnen in dem ganzen Zauber persischer Tänze vor ihren Augen hingleiten, liest ihnen ein Freigelassener mit einem Marmorgesichte ein Kapitel aus Cicero de officiis vor. Ungeschickte Parmazisten! Vergnügen und Studium, sind keine vereinbare Elemente; man muß sie getrennt genießen; die Römer aber verlieren beide Genüsse durch diese vorwitzige Affektation von Versteinerung, und beweisen dadurch, daß sie weder für den einen noch für den andern Sinn haben. Oh! mein lieber Klodius, wie wenig verstehen Deine Landsleute von der wahren Geschmeidigkeit des Perikles, von den wahren Zauberkünsten einer Aspasia! Gestern besuchte ich Plinius. Er saß in seinem Sommerhause und schrieb, während ein unglücklicher Sklave Flöte blies. Sein Neffe, (ach! Ohrfeigen möchte ich solchen philosophischen Zierbengeln geben!) sein Neffe las die Beschreibung der Pest von Thucybides, begleitete bisweilen die Musik mit einem Nicken seines dünkelhaften Köpfchens, während seine Lippen all die Ekel erregenden Details dieser schrecklichen Schilderungen vortrugen. Dieser junge Windbeutel fand es ganz in der Ordnung, zu gleicher Zeit ein Liebeslied und die Beschreibung der Pest zu lernen.«

»Nun, sie sind auch ziemlich dasselbe!« meinte Klodius.

»Dies sagte ich auch wirklich zu ihm, um seine Abgeschmacktheit zu entschuldigen; aber mein junger Philosoph sah mich vorwurfsvoll an, und antwortete mir, ohne den Spott zu verstehen, die Musik ergötze nur den Sinn des Gehörs, während das Buch (wohl zu bedenken, die Beschreibung der Pest!) das Herz erhebe. ›Ach!‹ sagte der dicke Oheim, ›mein Neffe ist ein ganzer Athenienser, der das utile mit dem dulci zu vereinigen weiß.‹ Bei der Minerva, wie lachte ich in die Faust hinein. Ich war noch da, als man dem philosophischen Schulknaben meldete, daß sein liebster Freigelassener eben am Fieber sterbe. ›Unerbittlicher Tod!‹ rief er, ›bringet mir meinen Horaz. Wie schön weiß dieser liebenswürdige Poet auch in solcherlei Unglücksfällen zu trösten!‹ Oh, können solche Leute lieben, mein Klodius? Kaum mit den Sinnen! Wie selten hat ein Römer ein Herz! Er ist nur eine geistige Maschine, der Fleisch und Blut fehlt.«

Obschon Klodius sich im Geheimen etwas verletzt fühlte, als er seine Landsleute so herabwürdigen hörte, so stellte er sich doch, als ob er derselben Meinung sei, wie sein Freund; theils weil er von der Natur ein Parasit, theils weil es damals unter den leichtsinnigen jungen Römern Sitte war, gegen dieselbe Abkunft, die sie in Wirklichkeit so anmaßend machte, einige Verachtung zu affektiren. Es gehörte zur Mode, die Griechen nachzuahmen und sich zugleich über diese ungeschickte Nachäfferei lustig zu machen.

Während dieses Gesprächs wurden ihre Schritte von der Menge aufgehalten, die sich an einem offenen Platze, wo drei Straßen zusammenliefen, versammelt hatte. Hier, im Schatten der Säulenhalle eines Tempels von graziöser und leichter Architektur, stand ein junges Mädchen, am rechten Arm ein Blumenkörbchen, in der linken Hand ein kleines, dreisaitiges Instrument, zu dessen schwachen und angenehmen Tönen sie ein halb barbarisches Lied sang. Bei jeder Ruhepause in der Musik bot sie mit Anmuth den Zuschauern ihr Körbchen dar, und lud sie zum Kaufe der Blumen ein; und mehr als ein Sesterz fiel in den Korb, entweder zur Belohnung des Gesanges, oder als ein Beweis der Theilnahme an der Sängerin – denn sie war blind.

»Es ist meine arme Thessalierin,« sprach Glaukus stille stehend. »Ich habe sie seit meiner Rückkehr nach Pompeji nicht wieder gesehen. Sie hat eine angenehme Stimme; wir wollen ihr zuhören.«

Das Lied des blinden Blumenmädchens

1.

Kauft meine Blumen, hört meine Klagen,
Ich komm' aus der Ferne, ich bin blind;
Wenn die Erde so schön ist, wie sie sagen,
Die Blume hier ist der Erde Kind!
Ihr seht noch die Schönheit, die sie ihr lieh?
Sie kommt so eben von ihrem Schooß;
Vor einer Stunde erst riß ich sie
Aus dem Schlafe in ihren Armen los,
Mit der Kunst, die ihr zarter Odem ist,
Die ihr zarter, lieblicher Odem ist,
Und tosend sich über sie ergoß!

Seht, wie auf den Lippen ihr Kuß noch schwebt,
Wie auf den Wangen die Thräne noch bebt,
Denn sie weinet, die zärtliche Mutter weinet,
(Wenn sie, Sorge und Sehnsucht im Herzen geeinet,
Morgens und Abends die Wache bezieht) –
Sie weinet, weil der Liebling so schön erblüht,
Sie weinet, sie weinet aus Liebe,
Und der Thau ist die Thräne der Liebe,
Die aus dem Brunnen des Herzens quillt.

2.

Ihr lebet in eitler Welt voll Licht,
Wo Liebe sich in dem Geliebten spiegelt,
Das Ohr allein ist der Blinden Gesicht,
Und ihr ist der Tag für immer verriegelt.

Wie drunten ein abgeschied'ner Geist
Steh' ich am Strome der Qual verwaist;
Ich höre die Schatten vorüberziehen
Und fühle nur ihres Odems Wehen.

Und ich möchte so gern die Geliebten schauen
Und ich recke die Arme nach ihnen all,
Doch ich fasse nur hohler Stimmen Schall,
Das Leben ist mir ein Gespenst voll Grauen.

Kauft meine Blumen, o seht sie weinen,
O hört sie seufzen die lieblichen Kleinen
(Sie haben auch eine Stimme wie wir);
»Die Blinde,« klagen die Blätterlosen,
»Versengt mit ihrem Odem die Rosen;
»Wir sind vom Lichte ans Licht gebracht,
»Wir schauern zurück vor dem Kinde der Nacht.
»O lasset uns uns're Erlösung erflehen;
»Wir schmachten nach Augen, die uns sehen.
»Wir sind zu heiter für diese Nacht,
»O gönnt uns den Tag, der aus Euch lacht,
»O kaufet, o kaufet die Blumen!«

»Ich muß diesen Veilchenstrauß haben, liebenswürdige Nydia,« sagte Glaukus, sich durch die Menge hindurchdrängend und eine Handvoll kleiner Münzen in das Körbchen werfend; »Deine Stimme ist reizender als je.«