Cover

 

Fotos sowie Ton- und Videomaterial zu den im Buch erzählten Geschichten gibt es auf der Website www.umwege.ch

RÖBI KOLLER – UMWEGE | Von Höhenflügen, Abstechern und Sackgassen – WÖRTERSEH

 

Wörterseh wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016 bis 2020 unterstützt und dankt herzlich dafür.

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2017 Wörterseh, Gockhausen

Lektorat: Claudia Bislin, Zürich
Korrektorat: Brigitte Matern, Konstanz
Herstellerische Koordination und Gesamtverantwortung: Andrea Leuthold, Zürich
Fotos Umschlag: Marcel Kaufmann, Ebikon
Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina, Holzkirchen
Layout, Satz und herstellerische Betreuung: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Print ISBN 978-3-03763-088-4
E-Book ISBN 978-3-03763-729-6

www.woerterseh.ch

 

»Schreiben ist erfinden,
was man schon kennt.«

Françoise Sagan

 

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Über das Buch

Vorwort

Umwege

Griechenland

Bitte einsteigen

Istanbul

Herta

Fridolin

Honningsvåg

Schiff ahoi!

Zürich

Prüfungsangst

Taxi Driver

Paris

Die guten Seelen

Guadalupe

Tumaco

Aff oder Giraff?

Antananarivo

Tour de Romandie

Auf Umwegen zum Traumberuf

Daressalam

Fernsehstrasse

Name-Dropping

Ein Kapitel ganz für Franz

Stoos

Hannover

Santa Cruz

Sackgassen

Verstehe ich Spass?

Bogotá

Die letzte Reise

Danke

 

ÜBER DEN AUTOR

Röbi Koller
Foto: © SRF | Oscar Alessio

RÖBI KOLLER, geboren 1957 in Luzern, ist in Lausanne, Genf, Neuenburg und Zug aufgewachsen, bevor er in Zürich sesshaft wurde. 1981 begann er beim Piratensender Radio 24 als Moderator zu arbeiten und wechselte sieben Jahre später zu Radio DRS 3 und gleichzeitig zum Schweizer Fernsehen. In mehr als 35 Berufsjahren moderierte er unter anderem die Radiotalkshow »Persönlich« und Fernsehsendungen wie »Quer«, »SF Spezial« oder den »Club«. Seit 2007 moderiert er »Happy Day« und gehört seit Ende 2016 zum Moderationsteam des Radiotalks »Musik für einen Gast« auf Radio SRF 2 Kultur. Röbi Koller ist Botschafter der Hilfsorganisation Comundo und Präsident des Zürcher Bach Chors.

 

ÜBER DAS BUCH

Mit »Umwege« legt Röbi Koller in verblüffender Offenheit seine ganz persönliche Geschichte vor. Er beschreibt seinen beruflichen Werdegang, erzählt von seinen orientalischen Wurzeln, die in der Türkei liegen, von seinen Höhenflügen, Abstechern und Sackgassen. Er erzählt aber auch von seiner Bewunderung für seine Mutter, die an Kinderlähmung erkrankte, als sie zehn Jahre alt war, sich jedoch nie von den Spätfolgen unterkriegen liess. In seinem Buch schreibt er: »Der Optimismus war meiner Mutter ein Leben lang ein treuer Begleiter. Wie sonst hätte sie sich zurück ins Leben kämpfen können?« Röbi Koller, der in seinem eigenen Leben viel unterwegs ist, nimmt uns zudem mit auf einige seiner Reisen: nach Deutschland, Italien, Griechenland und in die USA, in gefährliche Krisenregionen Afrikas und Südamerikas oder auf Expeditionsschiffe in die Arktis. Ergänzt werden seine Geschichten durch Anekdoten von witzigen Begegnungen mit Taxifahrern auf der ganzen Welt. »Umwege« ist ein ehrlicher Rückblick auf das Leben eines Menschen, der trotz seinen Erfolgen bodenständig geblieben ist. In seinem Buch macht Röbi Koller klar, wie wertvoll Rückschläge und Umwege sein können. Sie kosten uns zwar Zeit und Energie, aber erst durch sie gelangen wir an Orte, die wir auf direktem Weg nie entdeckt hätten.

»Wie wird einer zum Publikumsliebling, dem sich spontan die Herzen der Zuschauer öffnen, der seine Gesprächspartner so einfühlsam, intelligent und geduldig befragt? Was hat er selbst durchgemacht, erlebt und erlitten? Röbi Koller sagt es uns. In seiner Autobiografie erzählt er seine Geschichte, so wie er Fernsehen macht: klug, witzig und freundlich.«

Peter Rothenbühler, Journalist

»Eine höchst persönliche und packende Reise durch das Leben eines Menschenfreundes.«

Sandro Brotz, TV-Journalist

 

VORWORT

Ich erinnere mich an die Sonntagnachmittage zu Beginn der Achtzigerjahre, als ich in meinem Garten Kassette um Kassette in den Recorder schob. Geschickt worden waren sie mir von jungen Menschen, die sich als Radiomoderatoren bewarben. Keiner von ihnen hatte eine sinnvolle Erfahrung im Metier des Lokalradios vorzuweisen, denn beim Start von Radio 24 war eine solche in der Schweiz nirgends zu holen. Meine Aufgabe war es nun, unter den vielen Kieselsteinen die ungeschliffenen Diamanten zu finden, also Leute mit Potenzial, Persönlichkeit und Engagement. Als ich in Röbi Kollers Tape hineinhörte, wusste ich bereits nach sechzig Sekunden, dass ich einen Treffer gelandet hatte.

Röbis weitere grossartige Karriere überrascht mich nicht. Denn Röbi ist gut erzogen, echt, ehrlich und hat keine Allüren. Er hat viel Sinn für Humor und ein enorm gutes Einfühlungsvermögen. Dies ist sein Kapital. Und aus diesem Grund ragt er aus dem Heer von anderen hervor, die in ihren Sendungen alles und jedes wegmoderieren können, ohne sich weder mit dem Produkt noch mit den Menschen richtig zu verbinden. Dabei ist Röbi keiner, der sich schüchtern versteckt. In der damaligen Radio-24-Band sicherte er sich den Part des Sängers, der sich vor seine Kollegen hinstellte. Aber dies wirkte nie eitel oder aufgeblasen, sondern natürlich. Denn trotz seiner unaufdringlichen Art ist er dank seiner Präsenz eine klare Leaderfigur.

Beeindruckt hat mich sein Werdegang. Denn anders als viele seiner Kollegen hat er sich nicht frühzeitig in einem pensionsberechtigten Job bei der SRG eingerichtet. Mehrfach ist er das Risiko eingegangen, sich in die Freiheit zu verabschieden. Dies spricht mehr als alles andere für sein Selbstvertrauen, das ihn mit seiner aktuellen Show »Happy Day« zum Moderator der meistgesehenen Unterhaltungssendung bei SRF getragen hat. Dort umkurvt er mit Grandezza auch heikle und potenziell kitschige Situationen dank seiner echten und nicht gespielten Empathie. Und auf diese Weise ist aus dem ungeschliffenen ein funkelnder Mediendiamant geworden, was mich aus der Distanz über alle Massen freut.

Roger Schawinski

 

UMWEGE

Das mit den Umwegen hat bei mir früh angefangen. Ich bin in Luzern geboren und bis zu meinem dreizehnten Altersjahr fünfmal umgezogen. Ich machte mit meinen Eltern eine Tour de Romandie mit Halt in Lausanne, Genf und Neuenburg, bevor wir uns im Kanton Zug niederliessen. Kann sein, dass das Reisen in der DNA meiner Familie festgeschrieben ist, auf Vaters Seite waren nämlich in der Vergangenheit einige Bewegungen zu verzeichnen. Mein Basler Grossvater ist wegen eines Jobangebots in den Orient gereist, die Familie meiner Grossmutter kam ursprünglich aus Deutschland und machte einen Zwischenstopp in Griechenland, bevor sie in die Türkei weiterzog. Meine Grosseltern lernten sich in Istanbul kennen und gründeten dort eine Familie.

Auch beruflich habe ich keinen direkten Weg eingeschlagen. Während des Gymnasiums wollte ich Lehrer werden. Ein paar meiner Verwandten hatten diesen Beruf gewählt, und ich hatte mich in der Primarschule ganz wohl gefühlt. Darum dachte ich, ich würde später gern mal selber vorn an der Wandtafel stehen. Vielleicht hatte mein erster Berufswunsch aber auch mit dem dünnen Angebot bei den damaligen Berufsberatern zu tun. Die Liste der Ausbildungen und Tätigkeiten war extrem übersichtlich. So etwas wie Moderator oder Journalist kam darin nicht vor.

Umwege sind lästig. Man verliert Zeit und Orientierung und ist verunsichert. Und wenn man endlich ankommt, ist die Party vorbei! Als Mann ist man ja von klein auf darauf konditioniert, ganz vorn mitzuspielen. Das Leben ist kompetitiv, jeder möchte oben auf dem Podest stehen, die schönste Frau kriegen, die edelsten Zigarren rauchen und das teuerste Auto fahren. Man wird es zwar mit jeder Garantie nicht schaffen, überall zu gewinnen. Aber das Streben danach treibt einen an. Darum meidet man Umwege wie der Teufel das Weihwasser.

Es gibt aber auch Menschen, denen Umwege egal sind. Sie lassen sich treiben. Sie driften, je nachdem, woher der Wind weht, einmal in diese, einmal in jene Richtung. Sie sind weder ehrgeizig noch zielstrebig. Sie leben nach dem Motto »Der Weg ist das Ziel«, und es ist ihnen einerlei, wenn das Ziel weg ist. Dafür gelangen sie an Orte, von denen sie vorher noch nie gehört haben. Ich habe mich während des Schreibens dieses Buches oft treiben lassen. Die ursprüngliche Idee eines Taxi-Reports hatte mir ein Schnippchen geschlagen, und ich musste zusehen, wie sie sich von mir entfernte. Ich musste das Projekt gründlich überdenken. Aber ich wollte mir den Luxus leisten, frei zu assoziieren. Ich wollte aus dem strukturierten, fernsehformatierten Leben ausbrechen. Nicht jede Idee im Team diskutieren müssen. Ich wollte selber bestimmen, welche Spur ich verfolgen wollte und welche nicht. Ich wollte meine eigenen Fehler machen können. Manchmal verirrte ich mich und musste auf meinen Spuren zurück zur letzten Abzweigung gehen. Umwege eben!

Ich bin kein Tagträumer, dem es gleichgültig ist, wohin die Reise geht. Wenn ich nicht gerade ein Buch schreibe, so wie jetzt, schaue ich voraus, nehme mir etwas vor und verfolge Strategien, damit es so kommt, wie ich es mir vorstelle. Ich bin überzeugt vom Sinn von Strukturen, Verträgen, Protokollen und Fahrplänen. Ich kann mich auch kindisch im Voraus freuen auf das, was ich hoffentlich bald erreicht haben werde. Und mich grün und blau ärgern, wenn ich scheitere. Schon klar, dass man aus Fehlern am meisten lernt. Aber auf die Schnauze fallen tut trotzdem weh.

Wir sind unser Berufsleben lang umgeben von Fragen, die sich um unsere Zukunft drehen. Ich war noch keine dreissig Jahre alt, als mich die Personalabteilung des Schweizer Radios fragte, ob ich mich dereinst mit zweiundsechzig oder mit fünfundsechzig Jahren pensionieren lassen wolle. Das war die falsche Frage im falschen Moment, denn ich hatte noch keine Sekunde darüber nachgedacht. Das Thema der Vorsorge war mir aber, ohne dass ich es gemerkt hätte, schon viel früher begegnet, nämlich als Kind, als ich mein erstes Sparschwein geschenkt bekam. Da wurde der Samen gesetzt für mein späteres Verhalten. Sparen wurde zur Gewohnheit, und Schulden waren ein No-Go. Seit ich denken kann, lege ich etwas für schlechtere Zeiten beiseite, so wie es unsere Ahnen schon taten: im Sommer Vorräte bunkern, damit man den Winter überlebt. Die Fabel von der Grille und der Ameise von La Fontaine erzählt, wie man scheitern kann, wenn man diese Regel nicht befolgt. Wir bunkern zwar längst keine Kartoffeln oder Äpfel mehr, dafür Geld – damit wir in schlechten Zeiten Kartoffeln oder Äpfel kaufen können. Auch eine Art Umweg.

Umwege sind bei der Wahl des Partners oder der Partnerin besonders unangenehm. Bei der Hochzeit ist man noch voller Zuversicht, dass man ewig zusammenbleibt, weil man die Einzige, die Richtige, den Besten und Stärksten gefunden hat. Ein paar Jahre später sieht die Realität anders aus, und die Bedürfnisse der Eheleute driften auseinander. Die einen ziehen die Konsequenzen und brechen aus, die anderen setzen auf Kontinuität und bleiben auf ihrem Gleis. Ich habe die erste Variante gewählt, werde aber in diesem Buch keine Details aus meinen persönlichen Beziehungskrisen preisgeben. Eine Enttäuschung vielleicht für jene, die hier eine intime Lebensbeichte von mir erwartet haben. Aber ich kann und will das nicht. Nichts ist weniger sexy, als öffentlich schmutzige Wäsche zu waschen.

Dieses Buch ist eine Reise durch mein Leben. Seit einigen Jahren bin ich fast pausenlos unterwegs, als Beobachter von Hilfsprojekten, als Fernsehmoderator, als Reiseleiter oder als Privatmensch und neugieriger Entdecker. Ich war an Orten auf dieser Welt, wo kaum je ein Tourist hinkommt. Für die Sendung »Happy Day« habe ich Menschen, die zur Adoption freigegeben worden waren, zu ihren leiblichen Eltern geführt, die am anderen Ende der Welt in ärmsten Verhältnissen lebten. Es waren die emotionalsten Begegnungen, die man sich vorstellen kann: erlösende Momente nach jahrelangem Fragen und Suchen. Ich habe freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hilfsorganisation Comundo in ihrem Alltag begleitet. Ihre Arbeit fern der Heimat, in Gebieten, in denen Armut und Hoffnungslosigkeit herrschen, hat mich tief beeindruckt. Zudem war ich als professioneller Reisebegleiter mit Gruppen unterwegs, auf Schiffen (Kreuzfahrten: die edelste Art, Umwege zu machen!), in Zügen und in Bussen, in feuchtheissen und nasskalten Breitengraden, mit alten, jungen, erfahrenen, neugierigen, gesunden, aber auch mit körperlich oder geistig behinderten Gästen.

Eine sehr günstige und sichere Art des Reisens ist das Lesen. Die Literatur bietet die Möglichkeit, sich ohne Risiko an die Fersen von Menschen zu heften, die die wildesten Abenteuer erleben. Ob sie erfunden oder wahr sind, ist nicht so wichtig. Arto Paasilinnas Roman »Der wunderbare Massenselbstmord« – diese Odyssee einer Gruppe von lebensmüden Männern und Frauen unterwegs in einem Bus quer durch Europa auf der Suche nach einer geeigneten Klippe – begeistert mich ebenso wie die Dialoge der beiden Männer in Markus Werners »Am Hang«, die auf einer Restaurantterrasse im Tessin über Liebe und Treue debattieren. Das Tagebuch des Reporters Andreas Altmann, der auf seinen Reisen Bettlern Geschichten abkauft, fesselt mich ebenso wie die Autobiografie von Keith Richards, der sein wildes Rock-’n’-Roll-Leben vor dem Leser ausbreitet und dabei immer wieder durchblicken lässt, wie wichtig ihm die Geborgenheit seiner Familie ist.

Noch eine letzte Art des Verreisens sei erwähnt: die Musik. Ich bin von Kindesbeinen an ein Hörer und Geniesser. Meine Mutter spielte auf dem Klavier Bach, während ich zu ihren Füssen zuhörte und der Hund jaulte. Ich habe mein Leben lang in Chören gesungen und mich zu jeder Zeit intensiv mit Musik befasst, sowohl mit Klassik als auch mit Pop und Jazz. Das Radio war mir immer ein treuer Begleiter. Zunächst mit sehr beschränkten Empfangsmöglichkeiten, auf Mittel- oder Kurzwellen, mit viel Knacken und Rauschen und einem eintönigen Programmangebot. Auf Radio Beromünster gab es Volksmusik, die Deutschen spielten Schlager und eingedeutschte amerikanische Hits, die Franzosen Chansons. Die Musik aber, die wir als Junge gern gehört hätten – Pop und Rock aus England und den USA –, war bei uns in der Originalversion fast nirgends zu hören. Später war ich einige Jahre lang Radiomoderator und habe bei Sendern gearbeitet, die rund um die Uhr Popmusik spielten. Inzwischen ist auch das nicht mehr weltbewegend. Die Mehrzahl der Radios ist heute nach strengen Vorgaben formatiert, man spielt die grossen Hits rauf und runter, die Sender klingen alle zum Verwechseln ähnlich.

Aber es gibt Ausnahmen. Erlaubt sei mir hier eine kleine Schwärmerei für einen Sender, der mir das Herz öffnet, wann immer ich ihn einschalte: Fip von Radio France! Meine Begeisterung dafür ist grenzenlos. Ich entdecke hier im Stundenrhythmus neue, elektrisierende, inspirierende, animierende, neugierig machende Musik. Die Macher von Fip kennen keine Grenzen, sie oszillieren zwischen Pop und Ethno, Jazz und Punk, Klassik und Chansons, Latin und Rock hin und her. Man spürt, dass es Menschen mit Wissen, Erfahrung, Lust und einem feinen Gehör sind, die dieses Musikprogramm zusammenstellen. Werbung gibt es nicht, Jingles auch nicht, die Stimmen kommen von den »fipettes«, den Moderatorinnen, die ihre Kommentare zur Musik und gelegentliche Veranstaltungshinweise aus Paris ins Mikrofon hauchen. Eine Offenbarung für alle Musikliebhaber. Ich wünschte mir, die SRG würde Radio Swiss Pop, Radio Swiss Jazz und Radio Swiss Classic zu einem Programm verschmelzen und noch ein bisschen Geld investieren für kreative musikalische Köpfe, die die Programmierung übernehmen.

Dieses Buch entstand aus der Idee, eine Hommage an Taxifahrer zu schreiben. Im Sommer 2014 hatte ich den Plan, meine Vergangenheit als Aushilfstaxichauffeur neu aufleben zu lassen und den heutigen Kollegen verdeckt bei der Arbeit zuzuschauen. Nachdem sich das ursprüngliche Konzept aber in eine andere Richtung entwickelt hatte, blieb davon lediglich das Motiv des Reisens als roter Faden zwischen den Geschichten übrig. Der Umweg über die Taxis war aber nicht umsonst. Das Taxi als Scharnierstelle, als Ort des Übergangs von einer Welt in die nächste bietet die ideale Kulisse für kurze, prägnante Geschichten mit launigen Pointen. Ich habe sie zwischen die Kapitel dieses Buches gesetzt, als Reminiszenz an einen Berufsstand, der in den letzten Jahren leider viel an Renommee und urbanem Flair verloren hat.

An diesem Buch habe ich teilweise in den Bergen, teilweise unterwegs im fahrenden Zug gearbeitet. Öfters pendelte ich zwischen Zürich und Lugano hin und her. Bis Ende 2016 waren das drei volle Stunden, in denen ich sanft schaukelnd in meine Vergangenheit abtauchte und auswählte, verdichtete und niederschrieb, was ich erzählenswert fand. Draussen zogen derweil Dörfer, Berge, Seen und das Kirchlein von Wassen vorbei. Heute ist das anders. Der Gotthard-Basistunnel nimmt mir eine halbe Stunde Schreibzeit pro Fahrt.

Entstanden ist eine Sammlung von Ausflügen, Expeditionen, Gedankensprüngen und Höhenflügen aus meinem Leben. Es sind Reisen in alle Himmelsrichtungen, durch Zeiten und Kontinente, zu Menschen und ihren Geschichten. Sackgassen, Abstecher, Kursänderungen und Umwege inklusive!

 

GRIECHENLAND

Kennen Sie Griechenland? Sicher! Jeder kennt Griechenland. Ich war schon mehrmals in Griechenland. Früher machte ich öfters Ferien auf den Inseln, wo die Sonne immer schien und die Drinks fast nichts kosteten: Paros, Naxos, Korfu, Santorini. Moussaka, Souvlaki und Sirtaki sind Begriffe, die Erinnerungen wecken. Ich kann sogar ein paar griechische Buchstaben lesen. Ein Dreieck ist ein D, was aussieht wie ein P, ist auf Deutsch ein R, und das S sieht aus wie ein umgekipptes M. So kann man ANΔΡΕΑΣ mit ein bisschen Übung als ANDREAS entziffern. Ich habe schon Stunden damit verbracht, zu raten, was mir Schilder und Speisekarten alles sagen wollten. Mit meiner katholischen Vergangenheit als Ministrant bastelte ich mir sogar inhaltlich die eine oder andere Eselsbrücke: Die Eucharistie zum Beispiel kenne ich als Danksagung, also wusste ich, dass jemand, der »ΕΦΧΑΡΙΣΤΟ« zu mir sagte, »danke« meinte.

Mitte der Siebzigerjahre, ich war knapp siebzehn Jahre alt, kaufte ich ein Interrail-Ticket, das für Eisenbahnen in ganz Europa gültig war. Ich war in den Sommerferien mit einem Freund unterwegs, wir fuhren nach Mailand, weiter nach Venedig und durch das ehemalige Jugoslawien in Richtung Griechenland. Die Züge waren so voll, dass wir zeitweilig kaum einsteigen konnten. Keine Chance, irgendwo einen Sitzplatz zu ergattern. Sogar auf den Toiletten sassen Leute und schliefen bei offener Tür. Wir verbrachten zwei Tage und Nächte stehend und schwitzend in den Gängen vor den Abteilen. Wir streckten den Kopf zum Fenster hinaus und hatten vom Rauch der Diesellok bald russige Gesichter.

So ratterten wir durch ein Stück Südeuropa, das uns endlos erschien und absolut fremd war. Es wurde immer heisser, das Grün der Wiesen und Bäume wurde immer fader und wich bald einem trockenen Graubraun. Wir fuhren an dunkel gekleideten Männern und Frauen vorbei, die auf den Feldern arbeiteten. Da und dort ein Esel, an einen Pfahl gebunden, Schafe in kleinen Herden, magere Kühe. Der Zug wand sich in gemächlichem Tempo durchs Land und schien es nicht eilig zu haben. Irgendwann stand er bei einer kleinen Station, die nicht grösser als Zürich Wollishofen war, plötzlich still. Es war ein mickriges, nach nichts aussehendes Bahnhöfchen, eines von der Art, an dem die Fernzüge normalerweise vorbeifahren und nichts als Durchzug hinterlassen. Als wir aber aus dem Fenster schauten, trauten wir unseren Augen nicht: Wir waren am Ende unserer Reise angekommen, im Hauptbahnhof von Athen.

Der Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung war zunächst äusserst unerfreulich. Bei unserem ersten Spaziergang durch die Athener Innenstadt gerieten wir in eine Demonstration von Studenten, die gegen die Militärdiktatur protestierten. Es waren die letzten Tage der Junta, die ein paar Wochen später, im Juli 1974, gestürzt werden sollte. Ich hatte noch nie in meinem Leben eine Massenkundgebung miterlebt, geschweige denn selber demonstriert. Im braven, ländlichen Zug meiner Jugend war man bereits von Zürich relativ weit entfernt. Und nun befanden wir uns plötzlich inmitten einer Menschenmenge, die durch die Strassen rannte und von einem Augenblick auf den anderen mal links, mal rechts in die Hauseingänge flüchtete. Wir hatten keine Zeit, Fragen zu stellen, sondern wurden geschoben, geschubst und gestossen. Dann sahen wir die Polizei- und Armeefahrzeuge, bedrohliche Monster, die den jungen Leuten auf den Strassen Angst einjagen sollten. Wir hörten Schüsse und Schreie, und die Luft war voller Tränengas. Wir husteten, rieben uns die Augen, verloren fast die Orientierung und mussten aufpassen, nicht in Panik zu geraten. Mein Freund und ich fanden Zuflucht in einem gut geschützten Innenhof und beschlossen, dort zu warten, bis die grösste Aufregung vorbei war. Tatsächlich zogen die Demonstranten bald weiter, immer bewacht, bedroht und beschossen von der Ordnungsmacht. Nach einer Stunde bangen Wartens war der Spuk vorbei. Vielleicht hat mich dieses traumatische Ereignis davor bewahrt, je wieder an einer Demo teilzunehmen. Mein Leben lang habe ich Protestaktionen gemieden. Die Zürcher Unruhen von Anfang der Achtzigerjahre habe ich bloss in den Medien verfolgt, auch wenn ich die Anliegen der Jugendlichen hundertprozentig unterschreiben konnte. Das jahrelang gepflegte Ritual der Erst-Mai-Kundgebungen, bei dem jeweils mutwillig und wahllos Autos, Schaufensterscheiben und Mobiliar zerstört werden, war mir hingegen immer ein Gräuel.

Aber zurück nach Athen. Wir suchten uns einen Zeltplatz – ein Hotel konnten wir uns nicht leisten. Wir brachten in Erfahrung, dass es etwas ausserhalb der Stadt einen Campingplatz gab. Die Busfahrt dorthin war spottbillig, dauerte aber gute eineinhalb Stunden. Egal, wir hatten Zeit. Der Campingplatz war überraschend schön, direkt am Meer gelegen, und wir bekamen für wenig Geld einen freien Platz zugewiesen. Erst später merkten wir, warum die Gebühren so tief waren. Kaum hatten wir unser Zelt aufgestellt, brauste mit ohrenbetäubendem Lärm ein Jet über unsere Köpfe. Der Platz lag direkt unter der Anflugschneise des damaligen Athener Flughafens Elliniko, ungefähr zweihundert Meter vor der Landebahn. Wenn wir uns ein bisschen gestreckt hätten, hätten wir vielleicht knapp die ausgefahrenen Fahrwerke der landenden Jets berühren können.

Zwei Tage später fuhren wir mit einer Schmalspurbahn weiter in Richtung Peloponnes. Wir hatten in diesem Minizug das Gefühl, in der Rhätischen Bahn zu sitzen, nur dass wir diese um einiges stabiler in Erinnerung hatten. Die kleine Lok und das klapprige Wagenmaterial hatten etwas von diesen Spielzeugeisenbahnen, mit denen wir als Buben gespielt hatten. Wir gaben der Peloponnes-Bahn deshalb den Übernamen »Märklin« und mussten grinsen, weil sie so langsam durch die Gegend tuckerte und dabei bedrohlich schaukelte. Wir stellten fest, dass der Lokführer vor jeder Brücke abbremste, offenbar weil die rostigen Stahlkonstruktionen derart baufällig waren, dass die Züge nur im Schritttempo darüberrattern durften. Es schwankte derart, dass einem angst und bang wurde. War es der Zug, der wackelte, oder war es die Brücke? Wir wollten es nicht so genau wissen.

Auch beruflich war ich ein paarmal in Griechenland. Die Radiosendung »Persönlich« wurde während der Olympischen Spiele 2004 live aus Athen übertragen. Ich hatte den Schriftsteller Petros Markaris zum Talk eingeladen, dessen Krimis gespickt sind mit pointierten Kommentaren zu den aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in seinem Land. Leider wollte der hellwache Markaris gar nicht zu meinem zweiten Gast passen, einer Schweizerin, die in Piräus Luxusjachten an eine exklusive Kundschaft vermietete. Zu gross war der Graben zwischen den beiden, zu unterschiedlich ihre Interessen.

Jahre später reisten wir für eine »Happy Day«-Geschichte nach Loutraki, in der Nähe von Korinth. Jeremy, ein junger Motorradmechaniker-Lehrling aus dem Kanton Zürich, hatte den grossen Wunsch, seinen Vater kennen zu lernen, in den sich seine Mutter fünfundzwanzig Jahre zuvor auf einer Ferienreise verliebt hatte. Er hatte ihn bisher nie gesehen, und »Happy Day« machte das erste Treffen möglich. Wir überraschten Jeremy mit einem Kamerateam an seinem Wohnort in Kleinandelfingen, gaben ihm eine halbe Stunde Zeit, seinen Koffer zu packen, und flogen mit ihm noch am selben Abend in den Süden. Zwei Tage später ging sein grosser Traum in Erfüllung: Er konnte seinem Erzeuger zum ersten Mal in die Augen schauen, ihn umarmen und sich mit ihm austauschen.

Meine jüngste Griechenlandreise führte mich für sieben Tage nach Kreta, zusammen mit achtzig Gästen im »Happy Day«-Ferienflieger. Unsere Zuschauer konnten sich dafür bewerben und wurden von uns nach strengen Kriterien ausgewählt. Wir berücksichtigten in erster Linie Menschen, die noch nie das Meer gesehen hatten, die sich aus finanziellen Gründen keine Reisen leisten konnten oder die zu Hause gebraucht wurden – Menschen, für die Ferien kein Thema waren.

Das Einchecken in Zürich, der Flug nach Kreta, die Ankunft im Hotel in Malia, das gegenseitige Beschnuppern – alles lief rund und ohne jeden Zwischenfall. Ein erstes Highlight war die »Taufe« derer, die noch nie in ihrem Leben im Meer gebadet hatten. Wir trafen uns am Strand, die meisten in Badehosen, die Kinder mit Schwimmringen und Taucherbrillen. Wir richteten die Kameras so ein, dass wir den Moment optimal einfangen konnten. Als wir endlich das Startzeichen gaben, wurde eine gewaltige Energie spürbar. Die Vorfreude, die schon Tage und Wochen aufgestaut war, entlud sich mit einem Mal, und wir erlebten einen unbeschreiblichen Jubel, als sich die Männer, Frauen und Kinder plantschend und spritzend ins Wasser stürzten.

In der zweiten Nacht schlief ich schlecht, meine Augen waren trocken, der Hals schmerzte, und ich hatte Schüttelfrost. Ich fühlte mich fiebrig, wurde immer unruhiger und fragte mich: Soll ich morgen hier in Malia zum Arzt gehen oder erst später zu Hause? Gegen halb vier Uhr in der Nacht entschloss ich mich, zur Notfallstation zu gehen, die nicht weit vom Hotel entfernt lag. Ich wusste, dass sie rund um die Uhr offen hatte, denn Malia ist bekannt als »Ballermann« von Kreta mit Partys im 24/7-Modus. Je näher ich zum Zentrum kam, desto lauter wummerten die Bässe der Klub-Discos durch die Luft. Sogar jetzt, mitten in der Nacht, tanzte hier der Bär. Besoffene Jungs ratterten auf ihren gemieteten Quads durch die Strassen und hatten sichtlich Spass. Für mich war es zum Fürchten. Jedes Mal, wenn einer näherkam, ging ich hinter einem Auto in Deckung.

Im Zentrum war das Partyvolk schon etwas müde. Die meisten gingen torkelnd und schlurfend nach Hause oder in ihr Hotel. Einzelne sassen am Trottoirrand oder stützten sich auf ein Geländer. Einer kniete am Boden und schien zu überlegen, was als Nächstes zu tun sei. Vor den Eingängen einzelner Klubs gab es aber immer noch Menschentrauben. Männer zeigten ihre Muskeln, Frauen ihre Hinterteile und Dekolletés. Es gab viele Engländer, die in Dialekten miteinander diskutierten, von denen ich kaum ein Wort verstand. Die Lokale trugen Namen wie »Candy Club« oder »Zig Zag«. Andere hingegen erinnerten an die griechische Antike: »Apollo«, »Zeus«. Auffallend viele Diskotheken waren offenbar vor allem auf britische Gäste ausgerichtet. Sie hatten Namen wie »King’s Cross« oder »Camelot Castle Club«. Bildschirme bei den Eingängen zeigten in Endlosschlaufen, was einen im Innern erwartete: mehr Muskeln, mehr Hinterteile, mehr Dekolletés.

Als ich in der Notfallstation, dem Cretan Medicare, ankam, lag im Empfangsraum auf einem Sofa eine junge Frau, die die Augen geschlossen hatte und kaum ein Wort sprach. Drei Pflegerinnen redeten auf sie ein, stellten Fragen und versuchten, sie mit allen Mitteln wach zu kriegen und aufzurichten. Aber da war nichts zu machen. Sie lallte zwischendurch etwas Unverständliches, aber sonst war bei ihr Sendepause. Das sei hier »daily business«, sagte mir die Frau an der Réception. Die Jungen würden Drinks in rauen Mengen konsumieren, nur weil sie weniger kosteten als zu Hause. Die Empfangsdame war selber Engländerin und kannte inzwischen das Verhalten ihrer Landsleute. Sie schob hier, angestellt für eine Saison, Nachtschichten.

Ich wurde in ein Hinterzimmer gebeten, wo eine freundliche ältere Ärztin meinen Hals untersuchte, die Lymphknoten betastete, die Temperatur und den Blutsauerstoffwert mass, die Lungen abhörte und mir ein paar Fragen stellte. Die Diagnose: Ich hatte eine Entzündung des Rachenraums, aber keine Angina. Ich war erleichtert und frustriert zugleich, denn man konnte mir vor Ort keine Medikamente mitgeben. Diese würde ich in der Apotheke bekommen, morgens ab neun Uhr. Als ich das Untersuchungszimmer verliess, bekam ich noch mit, wie sich die betrunkene junge Frau, gestützt von ihren Freunden, aufmachte, ins Hotel zu gelangen. Die Pflegerinnen trichterten der Gruppe ein, ihre Kollegin unbedingt wach zu halten und sie zum Selbergehen zu motivieren.

Nachdem ich per Kreditkarte neunzig Euro bezahlt hatte, die ich, so die englische Lady am Schalter, von meiner Krankenkasse zurückfordern könne, ging ich in die laue Nacht hinaus. Die Bässe der Klubs wummerten nun weniger laut. Am Ende der Strasse bellte ein Hund. In der Ferne krähte ein Hahn. Die Ärztin stand vor der Tür und rauchte eine Zigarette.

Mich fröstelte, mir war schwindlig, ich hatte Halsschmerzen und war drauf und dran, mich meinem Selbstmitleid hinzugeben, als meine Gedanken wieder zu unseren Feriengästen schweiften. In den letzten Tagen hatte ich Menschen kennen gelernt, die mir Krüge voller Lebensgeschichten geschenkt hatten. Billers aus dem Kanton Luzern gingen mir nicht mehr aus dem Kopf: Sandra und Matthias, ihre Tochter Mila und ihr Sohn Liam. Mila war im Alter von drei Jahren an Leukämie erkrankt, musste einige Chemotherapien über sich ergehen lassen und verbrachte fast zwei Jahre im Spital. Da die Eltern damals noch unverheiratet waren, durfte Matthias seine Tochter auf der Intensivstation nicht besuchen. Nach der Hochzeit hatte Sandra einen Schlittelunfall und lag wochenlang in einer Klinik für Paraplegiker. Sandra und Matthias hatten die schwersten Jahre ihres Lebens überstanden und freuten sich riesig, dass wir ihnen eine Woche Ferien geschenkt hatten. Wir fanden, sie hatten es wirklich verdient.

Da war aber auch die Familie Arnold: Anna, Hans und ihre vier Kinder. Anna war schwer gezeichnet vom Krebs, der bei ihr vor sieben Jahren diagnostiziert worden war; sie war nur noch Haut und Knochen. Anna trug eine Wollmütze, da sie durch die Chemotherapien alle Haare verloren hatte. Wenn sie sich unbeobachtet fühlte, schien sie in Gedanken versunken, niedergeschlagen, traurig. Wenn man sie aber ansprach, waren ihre Augen wach und sie zeigte sich optimistisch und lebensfroh. Anna sollte die Ausstrahlung der Sendung nicht mehr erleben – Hans rief mich eine Woche vorher an, um mir zu sagen, dass sie gestorben war. Er bat um Verständnis, dass er nicht zu uns ins »Happy Day«-Publikum sitzen könne, da an diesem Tag die Beisetzung seiner Frau stattfinde.

Mir gingen auch Menschen durch den Kopf, die keine so schweren Schicksalsschläge erlitten hatten. Kaspars aus Boniswil beispielsweise, eine sechsköpfige Bauernfamilie, die finanziell so bescheiden lebte, dass Ferien noch nie ein Thema waren. Sie durften zum ersten Mal ins Ausland reisen. Dann Vreni Käser, die alleinstehende Frau, die sich ihr Leben lang um andere gekümmert hatte und noch nie am Meer gewesen war. Ich sah das Bild von Malvina und Martin mit dem vier Monate alten Baby vor mir, auch sie Landwirte, deren Lohn ohne Nebenerwerb von Martin nicht ausreichte. Martin hatte sich vorgenommen, Malvina in Griechenland einen Heiratsantrag zu machen.

Die Schicksale unserer Feriengäste berührten uns sehr. Umso mehr erstaunte uns die Lebensfreude, die wir zu spüren bekamen. Die Teilnehmer steckten sich mit ihrer positiven Energie gegenseitig an. Niemand, der griesgrämig durch den Tag gegangen wäre, kein einziger Durchhänger, der uns das Leben schwer gemacht hätte. Überall Power und Optimismus. Wir hatten noch viel vor in den nächsten Tagen, denn es waren Überraschungen geplant, die wir für die nächste Sendung dokumentieren wollten. Mir war einmal mehr klar: Ich hatte den schönsten Beruf der Welt! Konnte ich in so einer Situation ernsthaft über Fieber und ein bisschen Halsschmerzen jammern?