Aus dem Arabischen
von Markus Lemke
Mit Fotografien von
Goran Potkonjak
Meiner Schwester Nawal gewidmet
Caminante no hay Camino (Preverbios y Cantares)
Der Beginn der Reise
Die Urszene der Auswanderung
Und sie kamen aus dem Süden … Babylon, Hellas und Persien
Die Babylonier
Die Hellenen oder alten Griechen
Die Perser
Ilias und Odyssee, Gilgamesch und Bibel – Die Verwurzelung im anderen
Und sie kamen aus dem Norden … Alexander der Große, die Kreuzzüge
Alexander der Große: Kriege und Eroberungen
Die Kreuzzüge
Und sie kamen als Reisende und Weltenbummler
Die Reise Ibn Battutas: Die Balkanroute als Schicksal
John Dos Passos. Reise als Zeugnis
Hans Christian Andersen: Reise als Wahl
Die Balkanroute – zwei außergewöhnliche Reisen
Die erste Reise
Idomeni – Auswanderergeschichten und geschlachtete Träume an der Grenze
Frauen, die um ihre Schönheit trauern
Wer ersetzt das Verlustgefühl bei Shahira und den anderen Frauen ?
Nicht nur die Kinder träumen. Auch die jungen Männer tun es
Und die Alten ?
Alle träumen, seit die Grenzen geschlossen sind
Die zweite Reise
Ein Besuch auf der Gefängnisinsel – der letzten Bastion Europas
Eine Reise, die nicht zwangsläufig ein Ende bedeutet
Caminante, son tus huellas
el camino y nada más;
Caminante, no hay camino,
se hace camino al andar.
Al andar se hace el camino,
y al volver la vista atrás
se ve la senda que nunca
se ha de volver a pisar.
Caminante no hay camino
sino estelas en la mar.
Wanderer, der Weg sind die Spuren
deiner Füße und sonst nichts;
Wanderer, es gibt keinen Weg,
der Weg entsteht beim Gehen.
Beim Gehen entsteht der Weg,
und wendest du den Blick zurück,
so siehst du die Spur, die kaum
jemals wieder begangen wird.
Wanderer, es gibt keinen Weg
sowie auch keine Abdrücke im Meer.
Die Balkanroute … genau genommen hatte ich, noch bevor mir überhaupt der Gedanke zu diesem Buch kam, schon verschiedentlich darüber nachgedacht, mich auf eben dieser Route auf eine Reise zu begeben, so wie sie meine Schwester im Frühling des Jahres 2002 unternehmen musste, wenn auch nicht auf dieselbe Art und Weise oder unter denselben Bedingungen. Denn was mich an erster Stelle interessierte, war, einen – und sei es noch so vagen – Eindruck von dem Weg zu bekommen, den sie zurückgelegt hatte, um dadurch ihre dabei erlebten Strapazen und Leiden besser zu verstehen. Dabei war mir der Unterschied zwischen uns beiden sehr wohl bewusst: Meine Schwester kam aus dem Süden und wollte gen Norden, war geflohen aus der Hölle einer Diktatur. Sie hatte keinen anderen Ausweg für sich gefunden, als sich den Launen und Plänen von Menschenschmugglern anzuvertrauen, die taten, was sie schon immer getan haben (und wer weiß wie lange noch tun werden): Flüchtlinge wie sie über eben jene Balkanroute zu schleusen. Was mich betrifft, so hatte ich selbst gut zwei Jahrzehnte zuvor aus ebenderselben höllischen Diktatur meine Flucht angetreten, um genau zu sein am 28. Oktober 1980. Doch ein Vergleich meiner Flucht mit der ihren ist ein Ding der Unmöglichkeit, selbst wenn auch ich einer Fülle von Gefahren und Risiken ausgesetzt gewesen sein mochte, etwa der, Grenzer könnten unterwegs herausfinden, dass einige meiner persönlichen Dokumente gefälscht waren. Und selbst eingedenk der Tatsache, dass ich ungefähr denselben Weg über den Balkan genommen hatte, den auch sie zurücklegen musste. Doch ich hatte damals auf mich selbst vertraut und nicht auf Schmuggler oder Fluchthelfer, hatte einige der Papiere, die mir helfen sollten, die Grenze zwischen dem Irak und der Türkei zu überwinden, eigenhändig gefälscht. Nach der gelungenen Grenzüberquerung war ich mit der Eisenbahn von Istanbul über Sofia, Belgrad, Budapest und Prag nach Berlin und von dort weiter nach Hamburg gefahren, eine Reise mithin, die einem heute recht komfortabel anmutet im Vergleich zu den Strapazen, die meine Schwester auf der Balkanroute zu überstehen hatte, bis sie schließlich mit dem Flugzeug in Frankfurt landen konnte.
Ich wollte die Reise nun aus dem wohlhabenden Norden antreten, dem Norden der Freiheit und Sicherheit, aus Deutschland, dem Mekka aller, die aus der Hölle von Diktaturen und Kriegen fliehen, vor Unrechtsregimes, Hunger und dem Verlust jeglicher Hoffnung im Leben. Doch so oft ich darüber nachdachte, schob ich den Gedanken wieder auf, vielleicht wegen der Zähigkeit der Sorgen des Alltags, vielleicht auch weil mich dann doch immer wieder Bedenken über die Abwegigkeit der Idee einholten. Denn selbst wenn ich denselben Weg nähme, den meine Schwester hatte zurücklegen müssen und auf dem Millionen von Flüchtlingen vor ihr und nach ihr gegangen waren, würde ich mich doch nicht an ihre Stelle versetzen können. Schließlich hätte eine Verhaftung für sie die Rückführung bedeutet und Internierung und die Auslieferung an ein diktatorisches Regime nach sich gezogen, das seine Verbrechen am helllichten Tage gegen jeden verübte, der andere politische Ansichten vertrat. Jeder Flüchtling hat seine eigene Geschichte, seine eigenen Fluchterfahrungen, und was auch immer an Einzelheiten davon erzählt werden mag – es wird niemals ausreichen zu vermitteln, was er im Augenblick der Flucht empfunden hat.
Es musste erst der Frühling des Jahres 2016 anbrechen, damit die Idee dieser Reise erneut in meinem Kopf erwachte. An jenem Morgen im Frühling berichteten, wie seit dem Sommer 2015 tagtäglich, Nachrichtensendungen und -agenturen auf allen Kanälen von neuen »Flüchtlingswellen« auf der Balkanroute, insbesondere auf der »östlichen Mittelmeerroute« vom türkischen, nördlich von Izmir an der Ägäisküste gelegenen Ayvalik aus zur Insel Lesbos und anderen griechischen Inseln. Mit einem Mal war mir klar, dass ich diese Reise unternehmen musste, die ich, ich weiß nicht wie viele Male schon, hatte in Angriff nehmen wollen. Ich musste die Sache mit eigenen Augen sehen, denn ich hatte genug von den Nachrichten und Sondersendungen auf allen Fernsehkanälen, die immerzu Bilder von verlorenen Gestalten aus dem Lager Idomeni und vor der abgeriegelten Grenze zu Mazedonien brachten oder aber von den Leichen der im Meer Ertrunkenen … ich wollte reale Menschen sehen. Und ich war die Hetze der Politiker leid, die Hass, Rassismus und Argwohn verbreiteten und zum Bau von weiteren Sperranlagen und Zäunen aufriefen. Auch angesichts der Lügen derjenigen empfand ich Ekel, die im Namen staatlicher und nichtstaatlicher Hilfsorganisationen sprachen, diese Experten für die Verwaltung des Elends (und nicht etwa seiner Bekämpfung), die sich insgeheim an dem erfreuen, was passiert, da es ihnen ihr tägliches Auskommen und den Arbeitsplatz sichert. Und ich war meiner selbst überdrüssig, der ich mein alltägliches Leben lebte, als gäbe es nichts außerhalb der Wohlstandsblase dieses behaglichen Daseins. Denn wir tafeln bis zur Übersättigung, trinken bis zum Rausch, schwadronieren über alberne, nichtige Probleme, und Millionen von Menschen klopfen an unsere Türen, verlangen Hilfe und Rettung. Die Balkanroute wird zum Massengrab wie zuvor das Mittelmeer, und eine Lösung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Zahl der Flüchtlinge steigt und die Politik wiegelt bloß ab, ist auf der Hut. Wer den Auslösern der Flüchtlingskrise begegnen wollte, müsste für Frieden in den Kriegsgebieten sorgen. Gleichzeitig jedoch exportieren die USA, Russland und europäische Staaten wie Deutschland, Frankreich und andere verstärkt Waffen in eben diese Regionen. Der Wohlstand, in dem der Westen lebt, hängt nicht zuletzt auch mit den florierenden Waffenexporten zusammen. Deutschland allein hat im Jahr 2015 Waffen im Wert von 4,2 Milliarden Euro exportiert (ein Rekordwert in der deutschen Geschichte). Wäre es anders, müssten sich die Konfliktparteien gegenseitig mit bloßen Händen erwürgen.
Und auf der anderen Seite die Fluchthelfer, die immer noch dieselben sind, ebenso wie die Tarife – es musste erst ein ganzer Batzen Geld an diese Leute gezahlt werden, ehe meine Schwester nach zwei Tagen endlich heil und wohlbehalten in Frankfurt landen konnte. Ganz sicher sind es dieselben Hintermänner, die auch die großen Menschenschmuggelaktionen überwachten, die sich im Sommer 2015 und im Frühjahr 2016 abspielten. Vielleicht mögen es auch schon ihre Söhne sein, unwichtig. Auch was den Ablauf der Schmuggeloperationen betrifft, hat sich nichts verändert, weder in Bezug auf die Route, welche die Schmuggler für ihre menschliche Ware wählen – auch wenn diese zuweilen hier oder dort abweichen mag, so ist es im Endergebnis doch immer dieselbe, die Route über den Balkan –, noch, was die Ausrüstung anbelangt, die die Schmuggler von den Flüchtlingen verlangen: Die Kleidung ist immer die gleiche, ganz egal, ob für Männer oder für Frauen; immer Jeanshosen, Nike-Sportschuhe, ein kleiner Rucksack, eine Wasserflasche, die unten am Rucksack zu befestigen ist. Und für jene, die auf dem Seeweg kommen, zusätzlich noch eine einfache und oft unzureichende orangefarbene Rettungsweste. Für diese Ausrüstung, zu der mitunter noch ein paar andere, kleinere Gegenstände gehören mögen, bezahlen die Flüchtlinge ihre Schmuggler ebenfalls. Sie sind es, die Kleidung und Ausrüstung erwerben, nachdem sie die entsprechenden Größen erfahren haben. Der Preis ist unter Zusatzleistungen (oder Diversem) stets im Schmuggeltarif mit enthalten.
All das weiß die Politik, weiß, dass hinter dem Menschenschmuggel Firmen und Fabriken stehen, Kapital und mafiöse Syndikate. Sogar die Hotels in Izmir, Ayvalik, Thessaloniki und Athen haben immer dieselben Adressen, und die Flüchtlinge sind verpflichtet, vor ihrer organisierten Weiterflucht mindestens drei Nächte dort abzusteigen. Die Hotelkosten, mindestens 50 Euro pro Kopf und Nacht, fallen ebenfalls unter »Diverses«, für das die Flüchtlinge aufzukommen haben.
Ich wusste nicht, dass die Reise, die ich angetreten hatte, um die aufwühlenden Geschehnisse selbst zu bezeugen und zu dokumentieren, in eine andere Richtung verlaufen und ganz woanders enden würde. Denn zunächst dachte ich hauptsächlich daran, meine Hilfe bei der Übersetzung aus dem Arabischen anzubieten, um die Verständigung zwischen den Flüchtlingen und den vor Ort tätigen Hilfsorganisationen zu erleichtern. Ich wusste nicht, dass meine Unternehmung im April 2015 mich verleiten würde, zum mittlerweile geräumten Lager Idomeni vorzustoßen, um dieses im Sommer desselben Jahres gleich noch ein zweites Mal zu besuchen, diesmal für einen längeren Zeitraum.
Meine Reise führte mich nach Thessaloniki, Istanbul und Izmir, bevor ich als Letztes die Insel Lesbos besuchte. Dabei fiel mir auf, dass jeder gegenwärtige Schritt auf der Balkanroute ein Echo auslöste, das aus einem unsichtbaren Resonanzraum zu kommen schien, dem Resonanzraum der Vergangenheit. Seit Jahrtausenden ist die Balkanroute Schauplatz von bereicherndem Austausch und beraubender Vertreibung. Wer sich auf ihr bewegt, wird automatisch begleitet von früheren, vergangenen und nachwirkenden Flucht- und Migrationswellen. In den Episoden der Geschichte scheinen, mal mehr, mal weniger versteckt, immer wieder Grundzüge, -motive und -probleme der Migration auf, die sich bis heute fortsetzen. In mir keimte daher die Idee, die heutigen, oft erschreckenden Bilder durch die Schicksale der Geschichte anzureichern. Im Folgenden soll versucht werden, kaleidoskopartig Szenen aus der Bewegungsgeschichte der Route anzuordnen und diese so durch die Geschichte hindurch zu kartografieren. Mögen der Leser, die Leserin sie selbst deuten und entscheiden, ob sich daraus Schlüsse für die heutige Situation ziehen lassen und es lohnt, den Staub von Asphalt und Pflaster aufzuwirbeln. Denn vielleicht verschafft der Blick in die Vergangenheit unserer erbarmungswürdigen Gegenwart eine andere Präsenz …
Kann es eine Beschäftigung mit dem Thema Auswanderung, mit Flucht und Bewegung, mit der Verschiebung von Völkern und Individuen geben, ohne auf ihn zu sprechen zu kommen, diesen rätselhaften Koloss, auf den sich heute alle verständigen können, unerheblich, wie zerstritten und gegensätzlich sie sonst sind, auf den Propheten Abraham bzw. Ibrahim? Einmal ist er der Stammvater der Menschheit, ein andermal ihr Hirte. Und er ist der Einzige, auf dessen Weg die Gläubigen so vieler Religionen und Konfessionen geführt zu werden flehen – den »geraden Weg«: »Mein Antlitz wende ich ihm zu, und mein Geschick vertraue ich ihm an, dem Herrn der Welten, dem Schöpfer von Himmel und Erde. Es gibt keinen Gott außer ihm allein, und was bin ich, wenn nicht rechtgläubiger Muslim der Religion Ibrahims«, so pflegte mein Großvater väterlicherseits auszurufen, um dann zu vollenden: »Herr, führe mich auf den rechten Weg, den Weg der Religion Ibrahims.« Ich denke, mein Großvater war nicht der Einzige, der es so hielt, Millionen von Menschen haben mit ihm dieses oder ein ähnliches Gebet an den Propheten Ibrahim gerichtet, die berühmteste unter den Patriarchengestalten und denjenigen mit der mächtigsten religiösen Stellung innerhalb der drei Buchreligionen, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam. Nach Adam gilt er als Stammvater der Menschheit und aller, die an die Einheit Gottes glauben. Und er ist der Ahn all jener Propheten, die in Westasien und später in der Weltgeschichte auftraten und wirkten, vor allem der drei Propheten Moses, Jesus und Muhammad.
Die Biografie dieser historischen Ausnahmepersönlichkeit liegt für uns heute weitestgehend im Nebel der Ungewissheit verborgen. Der einzig sichere Umstand jedoch, den alle Erzählungen und Mythen der verschiedenen Religionen überliefern und über den allgemeiner Konsens herrscht, ist die berühmte Auswanderung. Und wenn dieses Buch seinen Untertitel einem historischen Umstand schuldet, dann diesem: Abrahams Geschichte wirkt wie ein Muster für die folgenden Jahrtausende, geprägt durch die Gezeiten von Zu- und Wegzug, durch Flucht und Bewegung. Flucht als Synonym für die eigene Rettung vor natürlichen oder gesellschaftlichen Bedrohungen, vor Hungersnot, Krieg oder Verfolgung durch einen despotischen Herrscher, Flucht als lebensrettende letzte Ratio. Und gleichzeitig alles, was sich damit an Bedeutungen assoziieren lässt: Weggehen und Heimkehr, Abbrechen und Aufbauen, Zurücklassen und Mitsichtragen. All diese Motive, ihre Antriebe und ihre Konsequenzen scheinen in dieser Urszene der menschlichen Zivilisation auf und werden uns auf der Balkanroute und in ihrer Geschichte immer wieder begegnen.
Erlauben wir uns angesichts der Unklarheit über die historische Existenz Abrahams zunächst eine kleine Spekulation: Mitte des 2. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung, also in jener Zeit, in der sich Abraham zusammen mit seinem hochbejahrten Vater Tharah (Azar im Koran, Sure 6 [Das Vieh], 74), mit Lot, dem Sohn seines Bruders Haran, und seiner Frau Sarai auf den Weg gemacht haben soll, findet sich in einem altsumerischen Text ein Bericht über eine Gestalt aus Ur (im heutigen Irak), die sich angesichts der Verwüstungen ihrer Heimat im Zuge eines Krieges zur Auswanderung entschließt. So heißt es dort: »Der starke Mann brach sein Zeltlager ab und verstreute seine Herde in alle Winde.« Hernach werden die Namen einiger der großen sumerischen Städte aufgezählt und deren Schicksal geschildert, um dann zur Beschreibung des himmlischen Urteils (oder Fluchs) zu kommen, das die Zerstörung dieser Städte und das Abschlachten ihrer Bevölkerung bedeutet. Man liest, wie das Schluchzen der Menschen nicht enden will und die Wege sich mit den Leichen der Getöteten füllen, die durch Lanzen und Säbel niedergemetzelt liegen bleiben, bis die Sonne ihr Fett verflüssigt. Wer aber dem Tod entrinnt, unterwirft und demütigt sich, da Mütter sich von ihren Töchtern trennen, Väter ihre Söhne verlassen und Frauen ihre Ehemänner verraten. Könnte es nicht sein, dass dieser besagte »starke Mann« (al-Fahl) möglicherweise Abraham ist, und lieferte die Schilderung des sumerischen Dichters dann nicht einen plausiblen historischen Hintergrund für die Geschichte von Abrahams Auswanderung – denn jemand, der von einem Ort auswandert, ja flieht, muss dafür seine Gründe haben. Insbesondere, da Abraham ja das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris verlässt, dessen Süden berühmt für seine Fruchtbarkeit und seinen Wohlstand war und über alle Zeiten die Zuwanderung von Völkern erlebte, nicht jedoch das Gegenteil. Und so wie Abrahams zweite Wanderschaft von Kanaan nach Ägypten mutmaßlich mit einer großen Hungersnot zusammenhing, die durch eine Abfolge von Dürrejahren ausgelöst wurde, die die Region zur damaligen Zeit trafen, so scheint es der von feindlichen Armeen ins Zweistromland getragene Krieg zu sein, welcher den Grund für Abrahams erste Emigration darstellte.
Nun datiert die Thora Abrahams Auswanderung in die Zeit des Reiches der Chaldäer, also anderthalb Jahrtausende später, wobei mit neueren Forschungen (siehe: Sayyid al-Qemany, The Unknown History of the Prophet Abraham [al-nabi ibrahim wat-tarikh al-majhul], 1996) vermutet werden kann, dass die Verfasser der Heiligen Schrift die Lokalisierung »Ur in Chaldäa« wählten, da dieser Ort so vertrauter und dem Zeitpunkt der Niederlegung des Schriftenkanons näher wurde.