Thomas Dellenbusch
Der Nobelpreis
E r z ä h l u n g
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Thomas Dellenbusch
"Der Nobelpreis"
1. Auflage 2014
2014 Thomas Dellenbusch
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat & Satz: KopfKino-Verlag
Covergestaltung: coverandbooks / Rica Aitzetmüller
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Thomas Dellenbusch
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Thomas Dellenbusch
Der Nobelpreis
E r z ä h l u n g
Diese Erzählung verfügt über eine ganz spezielle Eigenschaft. Diese wird Ihnen nach der Lektüre auf der letzten Seite erklärt.
Professor Otto Bendner vom europäischen Kernforschungszentrum CERN klopfte sein Manuskript auf der Tischplatte zurecht. Dann erhob er sich und steuerte auf das Rednerpult zu.
In zwei Tagen, traditionell am 10. Dezember, würde er vom schwedischen König die Urkunde und die Medaille überreicht bekommen, die ihn als Nobelpreisträger für Physik auszeichneten. Auch wenn er an diesem Tag nervös sein würde, so war das doch der einzige Termin in der ganzen Woche, auf den er sich freute. Damit gehörte er zu einem erlesenen Kreis berühmter Wissenschaftler. Er würde dann in einem Atemzug zu nennen sein mit Conrad Röntgen, Marie Curie, Albert Einstein oder Max Planck. Aber auf den Rest der sogenannten Nobelwoche würde er liebend gerne verzichten.
Rund um die Preisverleihung im Konserthuset hatten die Schweden eine ganze Reihe von Veranstaltungen etabliert. Den Anfang machten heute die Vorlesungen. Nach den Statuten der Nobelstiftung sollen die Preisträger für Physik und Chemie sowie der Gewinner des inoffiziellen Wirtschaftspreises am 8. Dezember eine Vorlesung über ihre Arbeit in der Aula Magna der Universität Stockholm halten. Das Unangenehme daran war für Otto Bendner, dass kein Fachvortrag erwartet wurde, sondern vielmehr ein für Laien verständlicher, am besten noch humorvoller Blick auf die eigene Arbeit, die Karriere und die eigenen Mitarbeiter.
So etwas lag ihm nicht.
Außerdem fand er auch keinen wirklich humorvollen Zugang zu seiner Arbeit, weil sein Projekt seit der Veröffentlichung weltweit in der nichtwissenschaftlichen Presse heftig kritisiert wurde. Auch graute ihm vor dem an die Preisverleihung anschließenden Bankett im Blauen Saal des Stadshuset. Am Ehrentisch des Banketts würden natürlich die Preisträger sitzen, aber auch die königliche Familie, hohe Repräsentanten der Nobelgremien sowie Ehrengäste jener Länder, aus denen die Preisträger kamen. Wegen Bendner war beispielsweise der deutsche Botschafter in Schweden an den Ehrentisch geladen worden.
Nach dem Bankett würde in den Goldenen Saal zum Tanz gebeten. Allein das schon fürchtete der 60jährige Physiker mit den kurzen stämmigen Beinen und der rundlichen Figur. Und er, der sich während seiner Arbeitszeit im Forschungszentrum in weichen, roten Rollkragenpullovern am wohlsten fühlte, würde sich an diesem Tag in einem engen Smoking bewegen müssen.
Doch damit nicht genug.
Denn nach dem Tanz bittet die schwedische Studentenvereinigung traditionell noch zu einem aufwendigen Fest, bei dem die Preisträger zu allem Überfluss auch noch ihre Sangeskünste unter Beweis stellen müssen. Darüber hinaus ist jede einzelne Minute dieser Nobelwoche mit Veranstaltungen vollgestopft. Schulbesuche, Pressetermine, Besichtigungen.
Am 13. Dezember, dem letzten Tag der Nobelwoche, war zugleich das Luciafest, zu dem Kinder frühmorgens eine Prozession mit Kerzen veranstalteten, um die Preisträger eben dadurch zu wecken. Auf all das würde Otto Bendner gerne verzichten. Möglicherweise wäre er sogar bereit gewesen, auf die gut eine Million Euro Preisgeld zu verzichten, wenn man ihm diesen ganzen Rummel hätte ersparen können.
Nun hatte er hinter dem Rednerpult Stellung bezogen und räusperte sich. Die Aula war zum Bersten gefüllt. Auch die anwesenden Mitglieder der Nobelstiftung konnten sich nicht an einen derartigen Andrang von Professoren, Studenten und Journalisten erinnern.