Band 4
In den
Fängen des
Ku-Klux-Klan
Aufgeschrieben
von
Thomas Ostwald
Originalveröffentlichung
Im Wilden Westen Nordamerikas
DER SCHWARZE JOSH
In dieser Reihe bisher erschienen
2201 Aufbruch ins Ungewisse
2202 Auf der Spur
2203 Der schwarze Josh
H. W. Stein (Hrsg.)
Der schwarze Josh
Teil 3 der Trilogie
Die Schwarzen Teufel von Missouri
Aufgeschrieben von Thomas Ostwald
Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag, www.blitz-verlag.de, in einer automatischen Belieferung ohne Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt bis zu einer Höhe von 23 %.
© 2017 BLITZ-Verlag
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Mark Freier
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
www.BLITZ-Verlag.de
ISBN 978-3-95719-433-6
Ich kam erst nach Stunden wieder zu mir, als mich jemand offenbar auf eine Liege bettete. Verwundert schlug ich die Augen auf und sah mich um. Scheinbar hatte ich alles gut überstanden, nur ein paar Schrammen, kleinere Schnittwunden und mehrere dicke, blaue Flecken, die ich später am gesamten Körper entdeckte, kündeten von dem überstandenen Unglück.
Wieder hatte ich alles verloren, was ich besaß. Was war aus Fred Miller, dem Geheimen aus Preußen, geworden? Und Klara, mein Schneewittchen, die sich mit Anna unbemerkt auf den Flying Dutchman geschlichen hatte, um Rache an ihrem Verlobten Joshua Parker zu nehmen. Klara! Hatte sie mich während der gesamten Zeit in die Irre geführt und nur so getan, als ob sie aus den Dunstwolken des Opiums nicht zurück in die Wirklichkeit fand?
Ich würde es wohl niemals erfahren.
„Ah, er ist erwacht!“, vernahm ich eine tiefe Stimme und blickte gleich darauf in das Gesicht eines jüngeren Mannes in der Uniform der Unionssoldaten. „Können Sie etwas heiße Brühe zu sich nehmen? Das wird Ihnen gut tun, Mister!“
„Wo bin ich hier?“
„In Fort Helena, und zwar im Lazarett. Eine Patrouille hat sie neben einem gestrandeten Kanu entdeckt und hierher gebracht. Sie waren mehr tot als lebendig, aber ich denke, Sie verfügen über eine kräftige Natur und werden rasch wieder auf die Beine kommen.“
„Was ist mit den anderen Passagieren, Sir?“
Der junge Offizier, offenbar ein Militärarzt, runzelte die Stirn.
„Welche Passagiere meinen Sie? Im Kanu wäre höchstens Platz für drei Personen gewesen, aber Sie waren der Einzige, der daneben auf der Sandbank lag. Haben Sie Ihre Gefährten unterwegs bei einem Unglück verloren?“
Ich versuchte, mich stöhnend aufzurichten, als der Mann mir einen Teller mit Suppe reichte, die ich jedoch zurückwies.
„Nein, nicht in dem Kanu. Wir waren mit einem Dampfer unterwegs, der Flying Dutchman. Bei der Mündung des Saint Francis River lauerte uns ein Rammboot der Konföderierten auf, die Stonewall. Sie befand sich in den Händen einer Bande von Bushwhackern.“
Der Militärarzt beugte sich noch einmal über mich und zog eines meiner Augenlider nach oben.
„Ich befürchte, dass Sie offenbar der Schlag auf den Kopf bei Ihrem Unfall stärker getroffen hat, als ich angenommen hatte. Die Konföderierten sind besiegt, es gibt sie nicht mehr, demzufolge existiert also auch kein Schiff.“
Der Arzt griff nach einem anderen Instrument, aber ich bäumte mich jetzt in eine sitzende Stellung auf.
„Hören Sie, ich rede doch keinen Unsinn, Mann! Die Stonewall stand unter dem Kommando von Joshua Parker, den man in Missouri auch als den Schwarzen kennt, weil er eine Bande völlig schwarz gekleideter Bushwhacker anführt. Außerdem muss man doch wohl die Explosion und den Untergang von zwei Dampfern auf dem Mississippi gesehen und gehört haben!“
Der Arzt warf mir noch einen strengen Blick zu, dann antwortete er, schon halb im Hinausgehen: „Sie bleiben hier liegen und rühren sich nicht vom Fleck, Mister. Ich bin sofort wieder bei Ihnen.“
Stöhnend sank ich auf mein Lager zurück, denn tatsächlich hatte mich das rasche Aufsetzen schwindelig gemacht. Ich schloss die Augen und sah die Bilder des Erlebten noch einmal an mir vorüberziehen.
„Sir?“
Ich schlug die Augen auf und sah nun drei Offiziere an meinem Lager stehen und mich mit sorgenvollen Mienen betrachten.
„Schön, dass Sie wieder wach sind, Sir. Sicher werden Sie in den nächsten Tagen auch wieder Ihre Erinnerung zurück erhalten. Mein Name ist Colonel Nikolaus Schüttner vom 4. Missouri Volunteer Infantry Regiment, den sogenannten Schwarzen Jägern. Ich stamme, wie Sie vermutlich auch, aus Deutschland und wurde gebeten, mit Ihnen zu sprechen, sobald es Ihr Gesundheitszustand zulässt, damit es keine Verständigungsprobleme gibt.“
Ich richtete mich diesmal behutsam auf, stellte aber dabei mit einem Blick nach draußen fest, dass ich offenbar erneut für längere Zeit bewusstlos war, denn nun dämmerte es bereits.
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Colonel, aber ich bin durchaus in der Lage, mich in der englischen Sprache zu verständigen.“
„Dann entschuldigen Sie bitte unseren Arzt, der aus Ihrem Bericht nicht recht schlau wurde. Er erzählte mir, dass Sie etwas von einem Panzerboot der Konföderierten berichtet haben?“
Ich fasste Vertrauen zu dem Offizier, zumal sich die beiden anderen vornehm in den Hintergrund zurückgezogen hatten, und nickte ihm freundlich zu.
„So ist es, Sir. Ich befand mich an Bord des Sidewheeler-Dampfers Flying Dutchman, das der deutsche Generaloberst Friedrich Wilhelm von Bodenstedt gemietet hatte. Während der letzten Wochen waren wir nach unserem Eintreffen in New Orleans mehrfach in Kämpfe mit den Bushwhackern verwickelt, die in Missouri als die Schwarzen Teufel bekannt sind und von einem Joshua Parker angeführt werden. Dieser Mann befehligte das Kriegsschiff, das uns rammte. Vermutlich bin ich der einzige Überlebende und das verdanke ich nur einem Kanu, das die Osagen auf den Dampfer verladen hatten.“
Der deutschstämmige Offizier sah mich mit einem merkwürdigen Blick an, dann drehte er sich zu dem Militärarzt um, der neben ihm Aufstellung genommen hatte, und wechselte ein paar rasche Worte, die ich nicht verstehen konnte.
„Sir, Sie haben uns Ihren Namen noch nicht verraten.“
„Ich bin Karl Winter aus Deutschland.“
„Und wissen Sie auch, welches Datum wir heute haben?“
„Selbstverständlich, Colonel. Ich bin Reiseschriftsteller und mache tägliche Aufzeichnungen – ach ja, die werden nun mit allem anderen untergegangen sein. Wir haben heute den 30. Juni, das weiß ich sicher.“
Der Colonel wechselte erneut einen bedeutsamen Blick mit dem Arzt.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Winter. Wir werden Sie noch eine Weile hier behalten, bis Sie vollkommen gesund sind. Wahrscheinlich kommt dann auch Ihr Gedächtnis zurück, das ist vollkommen normal nach einem schweren Schlag auf den Kopf. Vertrauen Sie unserem Doc hier, der wird Sie bestens pflegen.“
Ich schaute erneut von einem zum anderen und war verwirrter als vorher.
„Aber – was ist nun mit dem Dampfer, Colonel?“
Der Offizier stülpte seinen Hut über, strich den Rock glatt und wandte sich zur Tür, in der er sich noch einmal zu mir umdrehte.
„Die Stonewall, Mr. Winter, wurde vor drei Monaten nach Kuba verkauft und hat den Mississippi schon lange verlassen. Und heute haben wir den 15. August. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag!“
Damit war der Mann hinausgegangen, nur der Arzt blieb an meiner Seite.
„Ich habe doch weder Gedächtnisverlust noch die ganze Zeit geträumt, Sir!“, sagte ich mit flehender Stimme. „Sie müssen mir glauben. Schauen Sie, Sir – da sind doch in dem Kanu zwei Gewehre gewesen; sind die mit mir hierhergekommen?“
„Ja, natürlich. Diese Waffen hat man mit hierher gebracht, obwohl die eine davon ein sehr merkwürdiges Schloss aufweist und uns der Gebrauch nicht so recht verständlich ist.“
„Wunderbar!“ Ich fühlte, wie meine Kräfte zurückkehren. „Diesen Stutzen hat Mr. Henry in St. Louis konstruiert. Ich habe ihn aufgesucht, und nach verschiedenen Abenteuern hat er mir eine Ladung von tausend Stück dieser neuen Waffe anvertraut. Fred Miller und ich – also der Generaloberst Friedrich Wilhelm von Bodenstedt und ich – wollten sie auf dem Dampfer nach New Orleans bringen und dann nach Deutschland verschiffen, weil unser preußischer König sie dringend erwartete.“
Der junge Militärarzt stand auf, nahm vom Nachbartisch ein Glas mit klarer Flüssigkeit und reichte es mir herüber.
„Trinken Sie das bitte aus und dann schlafen Sie bitte. Sie müssen zu Kräften kommen, Mr. Winter. Es wird sich alles finden.“
1 siehe Karl Mays gesammelte Werke, Winnetou Band 1 und 2
2 siehe Karl Mays Erzählung Der schwarze Mustang bzw. Karl Mays gesammelte Werke Halbblut
3 traditionelles Treffen nordamerikanischer Indianer
4 Bezeichnung für die Wohn- und Streifgebiete der verschiedenen Apachen-Stämme im heutigen Südwesten der Vereinigten Staaten sowie im Norden des heutigen Mexiko
5 Tanzmädchen in Nordamerika im 19. Jahrhundert
6 Handschelle mit einem Zylinder, in dem sich ein Bolzen mit Schraubgewinde und eine Feder befinden; dieser Bolzen wird mit einem passenden Schlüssel eher aufgeschraubt als aufgesperrt.
7 in der Schifffahrt vergleichbar mit Navigator, Steuermann, Lotse