Laetitia Colombani
Der Zopf
Roman
Aus dem Französischen
von Claudia Marquardt
FISCHER E-Books
Laetitia Colombani wurde 1976 in Bordeaux geboren, sie ist Filmschauspielerin und Regisseurin. »Der Zopf« ist ihr erster Roman und sorgte gleich nach Erscheinen für internationales Aufsehen. Der Roman steht seit Erscheinen weit oben auf der amazon-Bestsellerliste und erscheint in 27 Ländern. Die Filmrechte sind bereits verkauft. Laetitia Colombani lebt in Paris.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Drei Frauen, drei Kontinente, drei Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und dennoch teilen Smita, Giulia und Sarah dasselbe Schicksal: Alle drei kämpfen sie mutig gegen die Widerstände des Lebens. Smita, die Aussätzige, opfert in Indien ihr Haar dem Gott Vishnu, denn ihrer Tochter soll es einmal besser ergehen. In Palermo rettet Giulia dank der Haare aus Indien die Perücken-Fabrik ihres Vaters vor dem Bankrott. Und als in Montreal die erfolgreiche Anwältin und alleinerziehende Mutter Sarah erkrankt, schöpft sie mit ihrer Perücke neuen Lebensmut.
Kunstvoll und ergreifend flicht Laetitia Colombani aus den drei außergewöhnlichen Geschichten einen prachtvollen Zopf. In leuchtenden Szenen und Bildern nimmt sie uns mit auf eine Reise rund um den Globus – eine Hymne auf das Leben und den Mut aller Frauen dieser Welt.
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel
›La Tresse‹ bei Éditions Grasset & Fasquelle, Paris 2017
© Éditions Grasset & Fasquelle, 2017
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2018 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, D-60596 Frankfurt am Main
Covergestaltung und -motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-490632-4
Für Olivia
Den mutigen Frauen
Zopf, der: Substantiv, maskulin. Drei ineinandergeschlungene Haarstränge.
»… Simone, es schwingt ein Geheimnis
im Wald deiner Haare.«
Rémy de Gourmont
»Eine freie Frau ist das genaue Gegenteil
eines leichten Mädchens.«
Simone de Beauvoir
Es ist der Beginn einer Geschichte.
Einer neuen Geschichte, jedes Mal.
In meinen Händen erwacht sie zum Leben.
Zunächst ist da die Montur.
Das Gewebe muss fest genug sein,
um dem Ganzen Halt zu geben.
Seide oder Baumwolle, für das Leben
oder für die Bühne.
Je nachdem.
Baumwolle ist widerstandsfähiger,
Seide feiner und dezenter.
Man braucht einen Hammer und Nägel.
Vor allem muss man behutsam vorgehen.
Dann kommt das Knüpfen.
Das ist der Teil, den ich am liebsten mag.
Auf den Rahmen vor mir
sind drei Fäden gespannt.
Man muss die Haare einzeln aus dem
Gebinde ziehen,
drei und wieder drei,
sie ineinanderschlingen, ohne sie
zu beschädigen.
Und dann wieder von vorn anfangen.
Tausende Male.
Ich liebe diese einsamen Stunden,
diese Stunden, in denen meine Hände tanzen.
Es ist ein sonderbares Ballett,
das meine Finger aufführen.
Sie schreiben die Geschichte eines Zopfes,
die Geschichte von Verflechtungen.
Es ist meine Geschichte.
Und dennoch gehört sie mir nicht.
Badlapur, Uttar Pradesh, Indien
Smita erwacht mit einem seltsamen Gefühl, einer sanften Ruhelosigkeit, nie dagewesenen Schmetterlingen im Bauch. Heute ist ein Tag, an den sie sich ihr Leben lang erinnern wird. Heute kommt ihre Tochter in die Schule.
Smita selbst hat keine Schule je von innen gesehen. In Badlapur haben Leute wie sie dort nichts zu suchen. Smita ist eine Dalit. Eine Unberührbare. Eine von denen, die Gandhi »Kinder Gottes« nannte. Keiner Kaste zugehörig, im System nicht vorgesehen, jenseits von allem. Eine gesonderte Art Mensch, als zu unrein betrachtet, um mit anderen in Berührung zu kommen. Unwürdiger Abschaum, den man bedacht auf Distanz hält, wie man die Spreu vom Weizen trennt. Millionen leben wie Smita außerhalb der Städte, abseits der Gesellschaft, an der Peripherie der Menschlichkeit.
Jeden Morgen dasselbe Ritual. Als sei sie eine zerkratzte Schallplatte, die eine Höllensymphonie in Endlosschleife spielt, so wacht Smita in der schäbigen Hütte auf, die ihr Zuhause ist und die gleich neben den bestellten Feldern der Jats steht. Sie wäscht sich Gesicht und Füße mit dem Wasser, das sie am Abend zuvor aus dem Brunnen geschöpft hat, der ausschließlich solchen wie ihr zugedacht ist. Völlig undenkbar, sich an einem anderen Brunnen zu bedienen, etwa an dem für die höheren Kasten, der ganz in der Nähe liegt und leicht zugänglich ist. So mancher hat schon für Geringeres sein Leben gelassen. Smita macht sich fertig, frisiert Lalita, küsst Nagarajan. Dann nimmt sie den Weidenkorb, den bereits ihre Mutter benutzt hat, sie muss ihn nur ansehen, und schon wird ihr übel, diesen Korb, dem ein unauslöschlicher beißender Gestank anhaftet, diesen Korb, den sie sich Tag für Tag wie ein Kreuz aufbürdet, wie eine schmachvolle Last. Dieser Korb ist ihr Martyrium. Ein Fluch. Eine Strafe. Für etwas, das sie in einem ihrer vorherigen Leben getan haben muss, sie muss dafür zahlen, büßen, doch letztlich ist dieses Leben auch nicht von größerer Bedeutung als alle vorherigen oder zukünftigen, es ist bloß ein Leben unter anderen, sagte ihre Mutter. So ist es nun einmal, es ist ihr Leben.
Es ist ihr Dharma, ihre Pflicht, ihr Platz in der Welt. Eine Aufgabe, die seit Generationen von der Mutter an die Tochter weitervererbt wird. Scavenger – auf Englisch bedeutet das Wort so viel wie »Schmutzsammler«. Eine dezente Bezeichnung für eine Realität, die genau das nicht ist. Es gibt kein Wort, um zu beschreiben, was Smita macht. Sie sammelt den ganzen Tag über mit bloßen Händen die Scheiße der anderen auf. Sie war sechs Jahre alt, so alt wie Lalita heute, als ihre Mutter sie zum ersten Mal mitnahm. Sieh gut hin, danach machst du es selbst. Smita erinnert sich an den Geruch, der sie heftig wie ein Wespenschwarm anfiel, ein unerträglicher, unmenschlicher Gestank. Sie hatte sich am Straßenrand übergeben müssen. Du wirst dich daran gewöhnen, hatte ihre Mutter gesagt. Das war gelogen. An so etwas gewöhnt man sich nicht. Smita hat schlicht gelernt, die Luft anzuhalten, einfach nicht mehr zu atmen. Sie müssen Atem holen, hat der Dorfarzt sie ermahnt, hören Sie nur, wie Sie husten. Sie müssen essen. Doch der Appetit ist Smita seit langem vergangen. Sie weiß nicht mehr, wie es ist, Hunger zu haben. Sie isst wenig, das strikte Minimum, pro Tag eine Handvoll in Wasser angerührten Reis, den sie ihrem rebellierenden Körper auferlegt.
Dabei hatte die Regierung dem Land Toiletten versprochen. Nur sind die leider nicht bis hierher vorgedrungen. In Badlapur wie auch anderswo erleichtert man sich unter freiem Himmel. Überall ist die Luft verpestet, die Ströme, die Flüsse, die Felder, alles ist durch Tonnen von Exkrementen verschmutzt. Die Krankheiten breiten sich aus wie ein Lauffeuer. Die Politiker wissen es: Dringender als jede Reform, als soziale Gleichheit, sogar als Arbeitsplätze fordert das Volk Toiletten. Das Recht, in Würde seine Notdurft zu verrichten. In den Dörfern sind die Frauen gezwungen, bis zum Anbruch der Dunkelheit zu warten, um auf die Felder zu gehen, wo sie vielfältigen Übergriffen ausgesetzt sind. Wer es gut getroffen hat, hat sich ein Eckchen im eigenen Hof oder im hintersten Winkel seines Hauses angelegt, wohin man sich zurückziehen kann, ein einfaches Loch im Boden, das man schamhaft als »Trockentoilette« bezeichnet, Latrinen, die jeden Tag von Dalit-Frauen mit bloßen Händen geleert werden. Von Frauen wie Smita.
Ihre Runde beginnt um sieben Uhr. Smita nimmt ihren Weidenkorb und ihren Handfeger. Zwanzig Häuser muss sie am Tag säubern, sie hat keine Zeit zu verlieren. Mit gesenktem Blick, das Gesicht hinter einem Tuch verborgen, hält sie sich am Straßenrand. In manchen Dörfern müssen sich Dalits eine Rabenfeder anstecken, damit man sie erkennt. In anderen verlangt man, dass sie barfuß laufen. Die Geschichte des Unberührbaren, den man steinigte, weil er Sandalen trug, hat sich überall herumgesprochen. Smita betritt die Häuser durch eine eigens für sie vorgesehene Hintertür, sie darf den Bewohnern nicht begegnen, schon gar nicht mit ihnen sprechen. Sie ist nicht nur unberührbar, sie soll unsichtbar sein. Zum Lohn wirft man ihr Essensreste, manchmal alte Kleidung hin. Nicht berühren, nicht ansehen.
Manchmal bekommt sie auch gar nichts. Eine der Jat-Familien gibt ihr seit Monaten nichts mehr. Smita will schon seit einer Weile nicht mehr zu ihnen, eines Abends hat sie Nagarajan verkündet, sie werde nicht mehr dorthin gehen, sollen die ihre Scheiße doch selber wegmachen. Da hat Nagarajan die Angst gepackt: Wenn Smita nicht mehr dorthin geht, wird man sie fortjagen, sie besitzen kein eigenes Land. Die Jats werden ihre Hütte anzünden. Smita weiß doch, wozu diese Menschen imstande sind. »Wir werden dir beide Beine abhacken«, hatten sie einem anderen Dalit gedroht. Kurz darauf hat man den Mann ohne Gliedmaßen und mit Säureverätzungen auf einem Feld gefunden.
Ja, Smita weiß, wozu die Jats imstande sind.
Und deswegen geht sie am Morgen wieder zu ihnen.
Aber heute ist kein Morgen wie jeder andere. Smita hat eine Entscheidung getroffen, die sich ihr in aller Deutlichkeit aufgedrängt hat: Ihre Tochter wird die Schule besuchen. Es war nicht einfach, Nagarajan davon zu überzeugen. Wozu soll das gut sein?, hat er eingewendet. Selbst wenn Lalita Lesen und Schreiben lernt, wird ihr hier keiner eine Arbeit geben. Wer als Kloputzer auf die Welt kommt, stirbt auch als Kloputzer. Es ist ein Erbe, ein Kreislauf, aus dem niemand ausbrechen kann. Ein Karma.
Doch Smita hat nicht lockergelassen. Am nächsten Tag hat sie das Thema erneut angeschnitten, auch am übernächsten und an allen darauffolgenden. Sie weigert sich, Lalita auf ihre Runde mitzunehmen: Sie wird ihr nicht die Handgriffe eines Kloputzers beibringen, sie will nicht zusehen müssen, wie ihre Tochter in den Straßengraben kotzt, nein, Smita weigert sich. Lalita soll in die Schule gehen. Schließlich ist Nagarajan vor ihrer Entschlossenheit eingeknickt. Er kennt seine Frau; sie hat einen unbeugsamen Willen. Die kleine Dalit mit der dunklen Haut, die er zehn Jahre zuvor geheiratet hat, ist stärker als er, er weiß es. Also steckt er am Ende zurück. Na schön. Er wird die Schule des Dorfes aufsuchen, er wird mit dem Brahmanen sprechen.
Smita hat still über ihren Sieg gelächelt. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass ihre Mutter so für sie eingetreten wäre, wie gern hätte sie eine Schule besucht, sich unter all die anderen Kinder gemischt. Lesen und Rechnen gelernt. Aber das war nicht möglich gewesen, Smitas Vater war jähzornig und gewalttätig, kein guter Mann wie Nagarajan. Er schlug seine Frau, wie sie es alle hier tun. Und wiederholte oft: Eine Frau ist ihrem Mann nicht ebenbürtig, sie gehört ihm. Sie ist sein Eigentum, seine Sklavin. Sie muss sich seinem Willen unterwerfen. Gewiss hätte ihr Vater eher seiner Kuh das Leben gerettet als seiner Frau.
Smita dagegen hat Glück: Nagarajan hat sie nie geschlagen, nie beleidigt. Und als Lalita geboren wurde, hat er sich sogar bereit erklärt, sie zu behalten. Dabei tötet man nicht weit von hier neugeborene Mädchen. In den Dörfern von Rajasthan verscharrt man sie lebend in einer Kiste unter dem Sand, gleich nach ihrer Geburt. Es dauert eine ganze Nacht, bis die kleinen Mädchen sterben.
Aber nicht hier. Smita betrachtet Lalita versonnen, wie sie auf dem Lehmboden der Hütte kauert und ihre einzige Puppe frisiert. Ihre Tochter ist schön. Sie hat feine Züge, langes Haar, das ihr bis zur Taille reicht und das Smita jeden Morgen entwirrt und flicht.
Meine Tochter wird lesen und schreiben können, sagt sie sich, und dieser Gedanke macht sie glücklich.
Ja, heute ist ein Tag, an den sie sich ihr Leben lang erinnern wird.
Palermo, Sizilien
Giulia!
Mühsam öffnet Giulia die Augen. Von unten ertönt laut die Stimme ihrer Mutter.
Giulia! Scendi! Subito!
Kurz ist Giulia versucht, ihren Kopf unter dem Kissen zu vergraben. Sie hat nicht genug geschlafen – sie hat die Nacht wieder einmal mit Lesen verbracht. Doch sie weiß, sie muss aufstehen. Wenn ihre Mutter ruft, muss Giulia gehorchen – sie ist eine sizilianische Mutter.
Giulia!
Widerstrebend verlässt die junge Frau ihr Bett, zieht sich hastig an und geht in die Küche hinunter, wo ihre Mamma bereits ungeduldig am Werk ist. Ihre Schwester Adela sitzt am Frühstückstisch und lackiert sich in aller Ruhe die Fußnägel. Der Geruch des Lösungsmittels steigt Giulia scharf in die Nase, sie verzieht das Gesicht. Die Mutter serviert ihr eine Tasse Kaffee.
Dein Vater ist schon los. Du musst heute aufmachen.
Rasch greift Giulia nach den Schlüsseln der Fabrikhalle und verlässt das Haus.
Du hast gar nichts gegessen. Nimm dir wenigstens etwas mit!
Doch sie achtet nicht auf das, was ihre Mutter sagt, schwingt sich aufs Fahrrad und tritt kräftig in die Pedale. Die kühle Morgenluft wirkt belebend. Der Wind in den Straßen bläst ihr ins Gesicht. Als sie sich dem Markt nähert, weht ihr der Duft von Zitrusfrüchten und Oliven entgegen. Sie radelt am Stand des Fischers vorbei, der frisch gefangene Sardinen und Aal anpreist. Sie beschleunigt, fährt auf den Bordstein, lässt die Piazza Ballaro hinter sich, wo fliegende Händler lautstark ihre Kunden anlocken.
Schließlich erreicht sie die Sackgasse jenseits der Via Roma. Seit zwanzig Jahren – so alt ist Giulia heute – ist hier, in einem ehemaligen Kino, die Manufaktur ihres Vaters untergebracht. Er hat das alte Gemäuer gekauft, als der Umzug aus den vorherigen Räumlichkeiten sich nicht länger aufschieben ließ, sie waren zu eng geworden. An der Fassade kann man noch erkennen, wo damals die Filmplakate hingen. Doch die Zeit, in der die Palermitani in die Lichtspielhäuser strömten, um sich Komödien mit Alberto Sordi, Vittorio Gassman, Nino Manfredi, Ugo Tognazzi und Marcello Mastroianni anzusehen, ist lange vorbei … Inzwischen haben die meisten kleinen Filmtheater zugemacht und sind wie dieses, das heute den Familienbetrieb beherbergt, umgestaltet worden. Giulias Vater hat die Umbaumaßnahmen seinerzeit eigenhändig durchgeführt. Aus der Projektionskabine machte er ein Büro, in den großen Vorführsaal zog er Fenster ein, damit die Arbeiterinnen dort genug Licht haben. Der Ort ähnelt Papa, denkt Giulia: Er hat etwas Strenges und strahlt dennoch Wärme aus. Trotz seiner legendären Wutanfälle schätzen und respektieren die Angestellten Pietro Lanfredi. Und seine Töchter kennen ihn als liebenden, wenn auch fordernden und autoritären Vater, er hat sie mit allen Regeln der Disziplin großgezogen und ihnen einen Sinn für gutes Handwerk vermittelt.
Giulia holt den Schlüssel hervor und öffnet die Pforte. Normalerweise ist ihr Vater der Erste. Er legt Wert darauf, die Arbeiterinnen persönlich zu begrüßen – wie es sich für einen Padrone gehört. Ein freundliches Wort hier, eine kleine Aufmerksamkeit dort, eine ermunternde Geste allerseits. Doch heute muss er seine Runde bei den Friseursalons in Palermo und Umgebung drehen. Vor dem Mittag wird er nicht zurücksein. Solange ist Giulia die Hausherrin.
Um diese Uhrzeit liegt die Fabrik ruhig da. Es wird nicht lange dauern, bis das Raunen und Rauschen unzähliger Stimmen, bis Gelächter und Lieder den Ort erfüllen. Aber noch herrscht Stille, man hört nur Giulias Schritte. Sie geht zum Umkleideraum der Arbeiterinnen und stellt ihre Sachen in den Spind, der mit ihrem Vornamen gekennzeichnet ist. Dann greift sie nach dem Arbeitskittel, den sie sich jeden Tag wie eine zweite Haut überstreift, fasst ihre Haare zu einem strengen Knoten zusammen und steckt ihn geschickt mit Nadeln fest. Schließlich bedeckt sie ihren Kopf mit einem Tuch, eine unerlässliche Maßnahme – die eigenen Haare dürfen nicht mit den zu behandelnden durcheinanderkommen. In diesem Arbeitsaufzug ist Giulia nicht mehr die Tochter des Chefs: Sie ist eine ganz normale Arbeiterin, eine Angestellte des Hauses Lanfredi. Das ist ihr wichtig. Sie will keine Vorzugsbehandlung.
Geräuschvoll schwingt die Eingangstür auf, und ein fröhlicher Trupp Frauen strömt in die Hallen. Von einem Augenblick auf den anderen erwacht die Fabrik zum Leben, wird zu dem Ort bunten Treibens, den Giulia so liebt. Laut plappernd drängen die Arbeiterinnen zur Umkleide, legen ihre Kittel und Schürzen an und steuern auf ihren Arbeitsplatz zu. Giulia schließt sich ihnen an. Agnese sieht müde aus – ihr Jüngster bekommt gerade Zähne, sie hat in der Nacht kaum ein Auge zugetan. Federica kämpft mit den Tränen, ihr Verlobter hat sie verlassen. Schon wieder?!, ruft Alda. Er wird morgen wieder vor deiner Tür stehen, beruhigt Paola sie. Die Frauen, die hier arbeiten, teilen mehr als nur den gleichen Beruf. Während sich ihre Hände flink daranmachen, Haare in Perücken zu verwandeln, reden sie über ihre Männer, das Leben und die Liebe. Alle wissen Bescheid, dass Ginas Mann trinkt, dass Aldas Sohn ständig mit der Piovra unterwegs ist, dass Alessia eine kurze Affäre mit dem Exmann von Rhina hatte, was diese ihr niemals verziehen hat.
Giulia fühlt sich wohl in der Gesellschaft dieser Frauen, einige von ihnen kennen sie schon seit ihrer Kindheit. Fast wäre sie hier geboren. Ihre Mutter erzählt gern, wie plötzlich die Wehen bei ihr einsetzten, während sie in der Haupthalle gerade dabei war, Haarsträhnen nach Länge und Qualität zu sortieren – heute arbeitet sie nicht mehr in der Fabrik, weil sie schlecht sieht, sie hat ihren Platz einer anderen mit schärferem Blick überlassen müssen. Giulia aber ist hier groß geworden, in diesem Meer von Haaren, die voneinander gelöst und gewaschen werden müssen, zwischen all den zu erledigenden Bestellungen. Sie erinnert sich an Ferien und freie Mittwoche, die sie in der Fabrik verbrachte, damit beschäftigt, den Angestellten bei der Arbeit zuzusehen. Sie beobachtete, wie die geschickten Hände der Frauen sich flink wie eine Ameisenarmee bewegten. Wie sie die Haare zum Entwirren erst auf große quadratische Kämme, die sogenannten Karden warfen, dann zum Reinigen in eine Wanne, die auf ein Gestell fixiert war – eine geniale Erfindung ihres Vaters, der nicht wollte, dass seine Mitarbeiterinnen sich den Rücken ruinierten. Und sie fand es lustig, wie die Haarsträhnen später zum Trocknen vor die Fenster gehängt wurden – sie sahen aus wie die Trophäen eines Indianerstammes, eine Reihe seltsam zur Schau gestellter Skalpe.
Manchmal hat Giulia den Eindruck, dass die Zeit an diesem Ort stehengeblieben ist. Während sie draußen, vor den Toren der Fabrik, ihren gewohnten Lauf fortsetzt, fühlt man sich hier drinnen vor ihr gefeit. Ein angenehmes, beruhigendes Gefühl, vermittelt es doch die Gewissheit, dass die Dinge von wundersamer Dauer sind.
Seit fast einem Jahrhundert lebt ihre Familie von der Cascatura, einem alten sizilianischen Brauch, der darin besteht, Haare, die ausfallen oder abgeschnitten werden, zu sammeln, um später Toupets oder Perücken daraus zu machen. Giulias Urgroßvater gründete die Lanfredi-Werkstatt im Jahr 1926, heute ist das Unternehmen eines der letzten seiner Art in Palermo. Gut ein Dutzend Facharbeiterinnen entwirrt hier tagaus, tagein unzählige Büschel Haare und bereitet sie so auf, dass sie Absatz in ganz Italien, sogar europaweit finden. An ihrem sechzehnten Geburtstag hat Giulia verkündet, sie werde die Schule verlassen, um ihren Vater in der Fabrik zu unterstützen. Ihre Lehrer, allen voran ihr Italienischlehrer, versuchten, sie umzustimmen, sie sei eine begabte Schülerin und habe das Zeug für ein Universitätsstudium. Doch nichts hat Giulia von ihrem Weg abbringen können. Mehr noch als einem Traditionsbewusstsein entspringt der Dienst an den Haaren bei den Lanfredis einer Leidenschaft, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wird. Seltsamerweise haben Giulias Schwestern nie großes Interesse für das Metier gezeigt, sie ist die Einzige der Lanfredi-Töchter, die darin aufgeht. Francesca hat jung geheiratet und arbeitet nicht: Sie ist inzwischen Mutter von vier Kindern. Adela, die jüngste der Schwestern, geht noch zur Schule und träumt von einem Job in der Modebranche oder als Mannequin – alles, nur nicht dem Beispiel der Eltern folgen.
Bei gewissen Bestellungen außer der Reihe, etwa ungewöhnlichen Haarfarben, wendet der Papa ein wohlgehütetes Betriebsgeheimnis an: eine Methode, die er von seinem Vater und der wiederum vom Großvater übernommen hat, sie funktioniert auf der Basis von Naturprodukten, deren Namen er niemals laut ausspricht, nur Giulia ist eingeweiht. Oft nimmt er sie mit aufs Dach, in sein Laboratorio, wie er es nennt. Von dort oben kann man das Meer sehen und, auf der anderen Seite, den Monte Pellegrino. Wenn er in seinem weißen Kittel vor den großen brodelnden Bottichen steht, um die Edelfärbungen durchzuführen, sieht er aus wie ein Chemie-Professor. Mit äußerster Konzentration verfolgt Giulia stundenlang die Prozedur, wie er den Haaren die Pigmente entzieht, ohne sie zu schädigen, und sie wieder neu färbt. Ihr Vater wacht über die Haare wie ihre Mamma über die Pasta. Er rührt sie mit einem Holzlöffel, legt ihn beiseite, wartet ab und beginnt abermals zu rühren, unermüdlich. Die Sorgfalt, mit der er jede seiner Bewegungen ausführt, lässt Geduld, Strenge und auch Liebe erkennen. Diese Haare, sagt er, werden eines Tages getragen, und deshalb verdienen sie den allergrößten Respekt. Manchmal verfängt Giulia sich in Tagträumereien über die Frauen, für die diese Perücken bestimmt sind – Männer mit Toupets bilden eher die Ausnahme, viele sind zu stolz, eines zu tragen, zu gefangen in einer bestimmten Vorstellung von Männlichkeit.
Aus einem unerfindlichen Grund widersetzen sich manche Haare der Lanfredischen Zauberformel. Zwar kommen die meisten, nachdem sie in die Bottiche getaucht wurden, milchweiß wieder zum Vorschein, so dass man sie anschließend mühelos neu färben kann. Einzelne jedoch behalten störrisch ihre ursprüngliche Farbe, sie stellen ein echtes Problem dar: Nicht auszudenken, dass ein Kunde inmitten einer penibel behandelten Strähne ein widerspenstiges schwarzes oder braunes Haar entdeckt! Da Giulia mit einem außergewöhnlichen Sehvermögen gesegnet ist, fällt ihr die heikle Aufgabe zu, die Haare einzeln in Augenschein zu nehmen und die unbezähmbaren zu entfernen. Eine wahre Hexenjagd, die sie da jeden Tag unternimmt, minutiös geht sie auf die Pirsch, pausenlos.
Paolas Stimme reißt sie aus ihren Gedanken.
Mia cara, du siehst müde aus. Du hast bestimmt wieder die ganze Nacht gelesen.
Giulia widerspricht nicht. Vor Paola kann man nichts verbergen. Sie ist die Älteste unter den Arbeiterinnen der Werkstatt. Alle hier nennen sie die Nonna. Sie hat Giulias Vater schon gekannt, als er noch ein Kind war; oft genug hat sie ihm geholfen, die Schnürsenkel zu binden. Mit ihren fünfundsiebzig Jahren sieht sie alles. Ihre Hände sind zerfurcht, ihre Haut knittrig wie Pergamentpapier, indes hat ihr Blick nichts an seiner Schärfe eingebüßt. Vier Kinder hat sie allein großgezogen, nachdem sie mit fünfundzwanzig Witwe wurde. Wenn man sie fragt, warum sie sich zeit ihres Lebens geweigert hat, noch einmal zu heiraten, antwortet sie, dass sie zu sehr an ihrer Freiheit hängt: Eine verheiratete Frau muss Rechenschaft ablegen, sagt sie. Mach, was du willst, mia cara, aber heirate bloß nicht, trichtert sie Giulia beharrlich ein. Gern erzählt sie von ihrer Verlobung mit dem Mann, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Die Familie ihres zukünftigen Gatten besaß eine Zitronenplantage. Selbst am Tag ihrer Hochzeit musste die Nonna schuften und Zitronen ernten. Auf dem Land kannte man keine Verschnaufpause. Sie erinnert sich an den Duft der Zitronen, der immer in der Kleidung ihres Mannes hing und an seinen Händen haftete. Als er wenige Jahre nach der Hochzeit an einer Lungenentzündung starb und sie mit vier kleinen Kindern zurückließ, musste sie in die Stadt ziehen, um eine Arbeit zu suchen. Dort traf sie auf Giulias Großvater, der sie in seinem Betrieb anstellte. Inzwischen ist sie seit fünf Jahrzehnten in dem Familienunternehmen unter Vertrag.
In deinen Büchern findest du bestimmt keinen Mann!, ruft Alda herüber.
Lass sie um Himmels willen damit in Ruhe, schimpft die Nonna.
Giulia ist nicht auf der Suche nach einem Mann. Sie vertreibt sich ihre Zeit weder in den Cafés noch in den Clubs, die bei den Gleichaltrigen hoch im Kurs stehen. Meine Tochter ist ein bisschen scheu, pflegt ihre Mamma zu sagen. Dem Lärm der Clubs zieht Giulia die gedämpfte Stille der Biblioteca comunale vor. Jeden Tag in der Mittagspause geht sie dorthin. Sie ist eine unersättliche Leserin, und sie liebt die Atmosphäre, die in den großen, mit Büchern tapezierten Räumen herrscht, wo nur das Geräusch der Seiten beim Umblättern zu hören ist. Sie empfindet etwas Religiöses an diesem Ort, ihr gefällt die beinah mystische Andacht, der die Besucher sich hier ergeben. Wenn sie liest, verliert Giulia jegliches Zeitgefühl. Als Kind, zu den Füßen der Arbeiterinnen kauernd, wälzte sie die Romane von Emilio Salgari. Später entdeckte sie die Poesie für sich. Sie verehrt Ungaretti, mehr noch Caproni, die Prosa eines Moravia verzaubert sie, doch über allem steht für sie die Sprache Cesare Paveses, ihres Lieblingsautors. Sie ist überzeugt davon, dass ihr im Leben die Gesellschaft seiner Bücher ausreichen würde. Wenn sie liest, vergisst Giulia mitunter auch das Essen. Nicht selten kehrt sie aus der Mittagspause mit leerem Magen an ihren Arbeitsplatz zurück. Man kann sagen: Giulia verschlingt Bücher wie andere Menschen Canneloni.
Als sie an diesem Nachmittag die Werkstatt wieder betritt, schlägt ihr eine ungewöhnliche Stille in der Haupthalle entgegen. Alle Blicke sind auf sie gerichtet.
Cara mia, sagt die Nonna mit einer Stimme, die Giulia nicht an ihr kennt, deine Mutter hat gerade angerufen.
Dem Papa ist etwas zugestoßen.
Montreal, Kanada
Der Wecker klingelt, der Countdown läuft. Von dem Augenblick an, da sie aufsteht, bis zu dem Moment, da sie wieder ins Bett geht, führt Sarah einen Kampf gegen die Zeit. In der Sekunde, in der sie die Augen aufschlägt, schaltet sich ihr Hirn ein wie der Prozessor eines Computers.
Jeden Morgen um fünf wacht sie auf. Keine Zeit, länger zu schlafen, jede Sekunde zählt. Ihre Tage sind mit der Stoppuhr abgemessen, millimetergenau eingeteilt wie die Mathehefte, die sie nach den Sommerferien für ihre Kinder besorgt. Die Zeit der Unbeschwertheit, bevor sie in der Kanzlei anfing zu arbeiten, bevor sie Kinder bekam, bevor diese ganze Verantwortung auf ihr lastete – sie ist lange vorbei. Damals genügte ein kurzer Anruf, um ihrem Tag eine unvorhergesehene Richtung zu geben: Sollen wir heute Abend nicht …? Und wenn wir einfach wegfahren würden …? Wir könnten doch …? Heute ist alles geplant, durchorganisiert, einkalkuliert. Improvisation? Fehlanzeige. Die Rolle ist gelernt, geprobt und wird gespielt, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat, das ganze Jahr. Mutter, Führungskraft, Powerfrau mit Sexappeal, It-Girl, Superheldin – die Etiketten, mit denen die einschlägigen Magazine Frauen wie sie versehen, sind zahlreich und wiegen tonnenschwer.
Sarah steht auf, duscht sich, zieht sich an. Ihre Bewegungen sind präzise, effizient, orchestriert wie eine Militärsymphonie. Sie geht in die Küche hinunter, deckt den Tisch für das Frühstück, immer in derselben Reihenfolge: Milch/Tassen/Orangensaft/Kakao, Pfannkuchen für Hannah und Simon, Müsli für Ethan, einen doppelten Espresso für sie selbst. Danach weckt sie die Kinder, zuerst Hannah, dann die Zwillinge. Die Kleinen müssen sich nur das Gesicht waschen und in die Kleidung schlüpfen, die Ron ihnen am Abend zuvor zurechtgelegt hat, während Hannah die Lunchboxen füllt, ein eingespieltes System, das so reibungslos und schnell funktioniert, wie Sarah in ihrem Auto durch die Straßen der Stadt rauscht, um die Kinder an der Schule abzusetzen, erst Simon und Ethan, dann Hannah.
Nach den Abschiedsküssen, den Hast du auch nichts vergessen, Zieh dir die Jacke über, Viel Erfolg für die Mathearbeit, Quatscht nicht so viel im Unterricht, Nein, du gehst zum Sport und schließlich dem traditionell gewordenen Nächstes Wochenende seid ihr bei euren Vätern, nimmt Sarah Kurs auf die Kanzlei.
Punkt acht Uhr parkt sie ihren Wagen auf dem Stellplatz mit dem Schild, das ihren Namen trägt: »Sarah Cohen, Johnson & Lockwood«. Sie betrachtet die Tafel jeden Morgen mit einem gewissen Stolz, die Aufschrift ist mehr als nur ein Hinweis auf ihre Berechtigung, hier zu parken. Sie ist ein Titel, ein Dienstgrad, sie zeigt Sarahs Platz in der Welt an. Sie ist der Nachweis einer Leistung, eines Lebenswerks. Ihres Erfolgs. Das ist ihr Revier.
In der Eingangshalle grüßt sie erst der Portier, dann die Telefonistin, ein festgelegtes Ritual. Alle hier schätzen Sarah. Sie betritt den Fahrstuhl, drückt auf den Knopf zur achten Etage, durchmisst eiligen Schrittes die Flure bis zu ihrem Büro. Viele sind noch nicht da, oft ist sie die Erste, die kommt, und die Letzte, die geht. Das ist der Preis, den man für eine solche Karriere zahlt, zu diesem Preis wird man Sarah Cohen, Mitgesellschafterin bei Johnson & Lockwood, einer der renommiertesten und gefragtesten Kanzleien der Stadt. Das Anwaltsbüro ist für seinen Chauvinismus bekannt, und Sarah ist die erste Frau, die zur Teilhaberin aufgestiegen ist, obwohl die meisten Angestellten hier weiblich sind. Die Mehrzahl ihrer ehemaligen Kommilitoninnen ist an der gläsernen Decke gescheitert. Manche haben ihren Beruf sogar ganz aufgegeben und eine andere Laufbahn eingeschlagen, trotz der langen und mühsamen Studienjahre. Sie nicht. Nicht Sarah Cohen. Sie hat die Decke durchbrochen, hat sie mit unzähligen Überstunden, Wochenendschichten und nächtelanger Vorbereitung ihrer Plädoyers zur Explosion gebracht. Sie erinnert sich daran, wie sie das erste Mal vor zehn Jahren in der großzügigen, mit Marmor ausgelegten Eingangshalle stand. Sie war zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden und fand sich plötzlich allein acht Männern gegenüber – unter ihnen der Gründer und geschäftsführende Gesellschafter Johnson, Gott persönlich, der sich dazu herabließ, für dieses Gespräch sein Büro zu verlassen und in den Konferenzraum zu kommen. Er hatte nicht ein Wort über die Lippen gebracht, Sarah lediglich mit strengem Blick gemustert und jede Zeile ihres Lebenslaufes einzeln studiert, ohne den geringsten Kommentar dazu abzugeben. Sarah war verunsichert gewesen, hatte sich jedoch nichts anmerken lassen, die Kunst der Verstellung beherrschte sie schon damals zur Perfektion. Als sie das Gebäude wieder verließ, war sie ziemlich entmutigt gewesen, Johnson hatte keinerlei Interesse an ihr bekundet, hatte ihr keine einzige Frage gestellt. Während des gesamten Gesprächs hatte er mit der undurchdringlichen Miene eines Pokerspielers dagesessen und sich am Ende gerade so zu einem unfreundlichen »Auf Wiedersehen« durchgerungen, das wenig Anlass zur Hoffnung auf eine Zukunft bei Johnson & Lockwood gab. Sarah wusste, dass sich viele Kandidaten auf den Job bewarben. Sie selbst kam von einer kleinen Kanzlei, andere verfügten vermutlich über mehr Erfahrung, mehr Kampfbereitschaft, hatten vielleicht auch einfach mehr Glück.
Später erfuhr sie, dass ausgerechnet Johnson sich für sie ausgesprochen und sie gegen den Willen von Gary Curst durchgesetzt hatte – sie würde damit klarkommen müssen. Gary Curst mochte sie nicht, möglicherweise mochte er sie auch zu sehr, vielleicht war er eifersüchtig, oder er begehrte sie, wie dem auch sei, er würde sich unter allen Umständen ihr gegenüber feindselig zeigen, ungerechtfertigterweise und unversöhnlich. Sarah kannte ehrgeizige Männer dieses Schlags zur Genüge, Männer, die Johnson & Lockwood