Kinder sanft und natürlich heilen
Kinder sanft und natürlich heilen
mit Schweizer Hausmitteln
Die Autorin
Ruth Jahn (*1963), Dipl. Natw. ETH, ist Umweltnaturwissenschaftlerin, freie Journalistin mit den Spezialgebieten Medizin/Gesundheit und Autorin des Beobachter-Bestsellers «Rezeptfrei gesund mit Schweizer Hausmitteln» sowie Koautorin der Beobachter-Rat-geber «Wechseljahre – natürlich begleitet» und «Schluss mit Schlafproblemen!». Ruth Jahn lebt mit ihrer Tochter in Bern.
Gewidmet
Maxine Maribel
Autorin und Verlag danken:
Dr. med. Gian Bischoff, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Zürich (www.kinderpraxis-altstetten.ch); Elfi Seiler, Drogistin und Mitinhaberin der St. Peter-Apotheke Zürich (www.stpeter-apotheke.ch); Dr. med. Alexandra Sawatzki, Fachärztin für Kinder und Jugendmedizin FMH, St. Gallen; Bärbel Georgii, Hebamme, Grenzach-Wyhlen (D); Fritz P. Günther, Diplompsychologe, Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Lörrach (D); Dr. med. Gudrun Jäger, Oberärztin Intensiv-station/Neonatologie Kinderspital, St. Gallen (www.kispisg.ch); Kinderärzte Schweiz, Zürich (www.kinderaerzteschweiz.ch)
Die in diesem Ratgeber gemachten Angaben entsprechen dem aktuellen Wissensstand (2017) in Medizin und Naturheilkunde. Indikation, Dosierung, Anwendungen und Nebenwirkungen von Arzneien und Hausmitteln können sich verändern. Erkundigen Sie sich bei einer Fachperson (Ärztin, Apotheker, Drogistin).
Beobachter-Edition
3., aktualisierte Auflage, 2017
© 2008 Ringier Axel Springer Schweiz AG, Zürich
Alle Rechte vorbehalten
www.beobachter.ch
Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter, Zürich
Lektorat: Christine Klingler Lüthi, Wädenswil; Andina Schubiger, St. Gallen
Umschlaggestaltung/Satz/Layout: Jacqueline Roth, Zürich
Umschlagfoto: fotolia
Fotos: istockphoto
Illustrationen: Daniel Röttele, Zürich
e-Book: mbassador GmbH, Luzern
ISBN 978-3-03875-062-8
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Vorwort
1 WAS GESUNDE KINDER BRAUCHEN
Sanfte Selbsthilfe
Training für den kleinen Organismus
Bewährte Naturmedizin
Heilen mit Bedacht
Wehwehchen oder ernste Krankheit?
Wie Sie dieses Buch benutzen
Gesund werden
Zuwendung ist die beste Medizin
Ruheinseln für kleine Patienten
Baby, Kleinkind, Schulkind: Das hilft
Gesundzwerge
Gesund bleiben
Vorbeugen ist besser als heilen
Gesunde Ernährung – von Anfang an
Kinder vegetarisch oder vegan ernähren?
Gesunde Zähne
Purzelbaum ins Leben
Zum Rücken Sorge tragen
Die Abwehr stärken
Impfen: ja oder nein?
Beim Kinderarzt
2 NATURMEDIZIN KINDERLEICHT
Kneipp für Kinder
Inhalieren
Gurgeln
Dusche für die Nase
Warme Bäder
Ansteigende Bäder
Wechselwarmes Fussbad
Kaltes Armbad
Mit Kindern in die Sauna
Darmeinlauf
Kleines Wickel-Einmaleins
Kalte Wickel
Wadenwickel und Zitronensocken
Warme Wickel
Heilkräuter für Kinder
Gesundheit aus der Teetasse
Tee für Wickel, Waschungen und Bäder
Tinkturen und ätherische Öle
Mitmachideen für Gross und Klein
Homöopathie
Individuell und beliebt
Eine kleine, feine Auswahl
Homöopathie richtig anwenden
Anthroposophische Medizin
Wirksam auf vier Ebenen
Gar nicht so versteinert
Anthroposophische Medizin richtig anwenden
Spagyrik
Alchemie im Spray
Spagyrik richtig anwenden
Entspannung kinderleicht
Ruhen, atmen, träumen
Autogenes Training
Progressive Muskelrelaxation
Yoga
Schlafen lernen
Massagen
Streicheln verbindet
So geniesst Ihr Kind die Massage
3 WAS FEHLT MEINEM BABY?
Wann mit dem Baby zum Arzt?
Babys Beschwerden von A–Z
Bronchiolitis
Dreimonatskoliken
Gelbsucht
Hautprobleme beim Neugeborenen
Milchschorf (Säuglingsekzem)
Nabelpflege
Spucken
Windeldermatitis, Mundsoor
Zahnen
4 WAS FEHLT MEINEM KIND?
Wann mit dem Kind zum Arzt?
Allergien
Hausstaubmilben-Allergie
Heuschnupfen
Insektengiftallergie
Kontaktallergie
Nahrungsmittelallergie
Neurodermitis
Tierhaarallergie
Allergien
Atemwege
Asthma
Bronchitis
Husten
Pseudokrupp
Augen, Mund
Aphthen
Bindehautentzündung
Fieberblasen (Lippenherpes)
Gerstenkorn
Gelenke, Muskeln
Gelenk- und Muskelschmerzen
Muskelkater
Sehnenscheidenentzündung
Hals, Nase, Ohren
Hals- oder Mandelentzündung
Heiserkeit
Nasenbluten
Nasennebenhöhlen-Entzündung
Mittelohrentzündung
Schnupfen
Heilsames Fieber
Harnwege
Bettnässen, Einnässen
Blasenentzündung
Haut
Akne
Fusspilz
Insektenstiche
Kopfläuse
Nagelbettentzündung (Umlauf)
Sonnenbrand
Warzen
Zeckenstich
Kinderhaut
Psychische und psychosomatische Beschwerden
Kranke Kinderseele
ADHS, ADS
Angst, Prüfungsangst
Depressive Verstimmung
Kopfschmerzen, Migräne
Schlafstörungen
Verdauungstrakt
Blähungen
Durchfall, Brechdurchfall
Erbrechen
Verstopfung
Krankenkost
5 KLASSISCHE KINDERKRANKHEITEN
Kinderkrankheiten von A–Z
Dreitagefieber
Hand-Fuss-Mund-Krankheit
Keuchhusten
Masern
Mumps
Mundfäule (Herpes)
Pfeiffersches Drüsenfieber
Ringelröteln
Röteln
Scharlach
Windpocken
Trinken ist wichtig
6 UNFÄLLE UND ERSTE HILFE
Erste Hilfe 338
Unfälle von A–Z
Gehirnerschütterung
Prellungen
Verbrennungen
Vergiftungen
Verschlucken von Fremdkörpern
Verstauchungen
Wunden, Schürfungen, Splitter
Zahnverletzungen
Unfälle verhüten
ANHANG
Liste der erwähnten Heilpflanzen
Checkliste: Ihre Hausapotheke
Homöopathische Kinderapotheke
Adressen und Links
Literatur
Stichwortverzeichnis
Vorwort
Dieser Ratgeber liegt nun bereits in dritter Auflage vor. Er ordnet und wertet Fakten rund um die Kindergesundheit. Und hat somit seinen festen Platz und Verdienst. Das ist bemerkenswert in Zeiten, in denen sich alle Informationen in Kürze aus den elektronischen Medien zusammentragen lassen, wobei aber oft mehr Verwirrung als Klarheit entsteht.
Bei Fragen zu Gesundheit, Entwicklung, Krankheit und Unfällen wenden sich Eltern am besten an ihre Kinder- und Jugendärztin oder ihren Hausarzt. Diese sind zwar die Spezialisten, haben aber auch stets das Ziel, Kindern und Jugendlichen und deren Eltern zu möglichst viel Eigenkompetenz zu verhelfen.
Mit einem guten Ratgeber wie dem vorliegenden Buch, etwas Erfahrung und dem Arzt, der Ärztin im Hintergrund können viele Krankheitszeichen und Symptome eingeordnet und beurteilt werden. Oft führen mehrere Wege zur Heilung, und auch die Zeit ist ein wichtiger Faktor. Vieles kann der Selbstheilung überlassen, viele Beschwerden können mit einfachen Mitteln gelindert werden. Dazu liefert dieses Buch gut verständliche Informationen.
Eltern müssen Warnzeichen erkennen, die einen Arztbesuch nötig machen. Das Buch bietet nützliche Hinweise darauf, wie Dringendes von weniger Dringendem und Gefährliches von Ungefährlichem unterschieden werden kann.
Als Spezialisten für alle Gesundheitsfragen von der Geburt bis zum Abschluss der Pubertät ermuntern wir Kinderärzte und -ärztinnen Eltern und Betreuende dazu, eigene Kompetenzen in Gesundheitsfragen zu erlangen. Das vorliegende Buch unterstützt Sie dabei.
Dr. med. Rolf Temperli
Facharzt Kinder und Jugendmedizin
Vorstand Kinderärzte Schweiz KIS im November 2017
1 WAS GESUNDE KINDER BRAUCHEN
Ihrem kranken Kind helfen Sie am besten mit einer Extraportion Zuwendung und sanfter Naturmedizin.
Was Sie bei der Selbsthilfe beachten müssen und wie Sie Ihr Kind vorbeugend unterstützen, damit es gesund bleibt, erfahren Sie in diesem Kapitel.
SANFTE SELBSTHILFE
Ob Babys Nase läuft, das Kleinkind mit einer Magen-Darm-Grippe im Bett liegt oder das Schulkind ein verstauchtes Bein hat: Krankheiten gehören zum Kindsein, sind sozusagen Teil der Entwicklung. Sie können aber den Alltag der Familie gehörig durcheinanderbringen: Die Betreuung des kleinen Patienten, der kleinen Patientin will organisiert sein, Freizeitpläne müssen verschoben, Besorgungen delegiert werden. Oft leidet nicht bloss das kranke Kind, sondern auch die Eltern – weil sie sich um die Gesundheit ihres Sprösslings sorgen. Und sind Geschwister da, müssen sie sich mit ihren Anliegen manchmal etwas gedulden.
Training für den kleinen Organismus
Ein Trost: Mit den Jahren wird Ihr Kind immer seltener eine Rotznase haben, einmal hat es das Gros der Kinderkrankheiten hinter sich. Denn der kindliche Organismus lernt und reift bei der Bekanntschaft mit Viren, Bakterien und Parasiten: Erreger, die das kindliche Abwehrsystem einmal kennengelernt hat, kann es später im Leben schneller und besser bekämpfen. Das heisst nicht, dass man Kinder bewusst Infektionserregern aussetzen sollte. Aber der Gedanke, dass Kranksein nicht nur negative Seiten hat, kann tröstlich sein. Manche Eltern erleben gar, dass ihr Kind nach durchgestandener Krankheit einen Entwicklungsschub macht.
Sicher ist: Wenn die Kräfte, der Appetit und die Lust am Spielen langsam zurückkehren, ist das Siechtum schnell vergessen, und Ihr Kind ist um eine –oft auch gute – Erfahrung reicher. Und vielleicht ist in ihm mit dem Krankwerden und Wiedergesunden eine innere Sicherheit gewachsen, mit Unbill im Leben umgehen zu können.
Eine Zeit der Nähe
Die meisten Eltern nehmen sich extra viel Zeit für ihr krankes Kind. Mehr als sonst stellen sie sich auf seine Bedürfnisse und Wünsche ein. So sind die Tage, in denen Mama so viel am Bettrand sitzt und Papa das Lieblingsessen für das Kind kocht, auch eine ganz besondere Zeit, in der sich Eltern und Kind näher sind als sonst. Und in der das Kind wie auch die Erwachsenen vielleicht sogar wieder Kraft tanken können für den Alltag.
Bewährte Naturmedizin
Naturmedizin und Hausmittel hatten in der ländlich geprägten Schweiz schon immer einen grossen Stellenwert. Schliesslich sind wichtige Grössen der Naturheilkunde Schweizer, etwa die Kräuterpioniere Johann Künzle und Alfred Vogel oder der Arzt und Vorkämpfer für die Vollwertkost, Maximilian Bircher-Benner. Auch heute wollen viele Eltern ihr Kind in kranken Tagen möglichst natürlich heilen. Oder sie beugen noch in gesunden Tagen mit sanften Mitteln vor. Denn sie möchten der Gesundheit ihres Kindes auf ganzheitliche Art und Weise Sorge tragen – und möglichst ohne Nebenwirkungen.
Unterstützung hierbei erfahren sie auch von medizinischer Seite: Viele Kinderärzte und Hausärztinnen hierzulande ermuntern Mütter und Väter zum Ausprobieren von Zwiebelwickel und Hustentee oder empfehlen ihren kleinen Patienten Kneipp’sche Bäder zur Abwehrstärkung. Manches beinahe vergessene Kräuterrezept oder Hausmittel der Grossmutter wird so zu neuem Leben erweckt. Ausserdem bieten immer mehr Familienmediziner – in Ergänzung zur Schulmedizin – sogenannt komplementäre Methoden an, also Heilmethoden wie Homöopathie, anthroposophische oder pflanzliche Medizin.
Hohe Erwartungen
Eine Studie der Universität Bern zeigt: Vor allem Krankheiten bei Babys und kleineren Kindern, Hautkrankheiten wie Neurodermitis, diverse chronische und nicht gut klassifizierbare Krankheiten, aber auch psychische Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten führen Eltern zu schulmedizinisch und naturheilkundlich praktizierenden Ärzten. Und: Eltern, die einen solchen Patchwork-Mediziner wählen, erwarten eher, dass ihr Kind geheilt wird, als Eltern, die ihr Kind zu einem reinen Schulmediziner bringen. Auch gehen sie oft davon aus, dass die Therapie für das Kind angenehm sein wird und nur wenig Nebenwirkungen zeitigt.
Heilen mit Bedacht
Quarkwickel, Melissentee, Pulsatilla und Co. haben nahezu keine Nebenwirkungen. Und: Die meisten Hausmittel sowie pflanzlichen und homöopathischen Arzneimittel sind Allrounder, mit denen Sie eine Vielzahl von Beschwerden bei Kindern lindern oder heilen können. Mit den Mitteln und Heilmethoden in diesem Ratgeber können Sie nicht viel falsch machen: Sie sind danach ausgewählt, ob sie gut wirken, erprobt sind, möglichst wenig unerwünschte Wirkungen haben – und ob Kinder sie gerne anwenden. Deshalb fehlen in diesem Buch hautreizende Substanzen und bittere Tees genauso wie kalte Kneipp-Güsse oder Heilpflanzen, die bei längerer Anwendung schaden könnten.
Natürlich ist nicht immer harmlos
Bei ätherischen Ölen (Seite 81), immunstimulierenden Mitteln (Seite 48) und alkoholhaltigen Tinkturen für den innerlichen Gebrauch (Seite 81) empfiehlt dieser Ratgeber einen sorgsamen Umgang, damit das Kind keinen unnötigen Risiken ausgesetzt wird. So sollten etwa ätherische Öle nicht an Schleimhäute des Kindes gelangen und niemals bei Babys oder Kleinkindern angewendet werden (siehe Seite 81). Kamillentee oder Tinkturen sollten Sie nicht in die Augen des Kindes kommen lassen, um Allergien respektive eine Reizung des Auges zu verhindern. Dieser Ratgeber macht Sie jeweils auf Vorsichtsmassnahmen aufmerksam.
Wichtig: Auch Heilmittel, die «reine Natur» enthalten, können überdosiert werden oder Allergien auslösen. Halten Sie sich deshalb genau an die im Buch genannten Dosierungen: Diese sind, sofern nichts anderes erwähnt ist, an Kinder ab 2 Jahren angepasst. Bei Unsicherheiten fragen Sie den Kinderarzt oder die Apothekerin. Auch falls Sie ein Heilmittel länger als ein paar Tage oder als regelrechte Kur bei Ihrem Kind anwenden möchten: Beraten Sie sich vorher mit einer Fachperson.
Vorsicht: unerwünschte Wirkung
Setzen Sie ein Heilmittel unverzüglich ab, falls Sie eine unerwünschte Wirkung wahrnehmen, besonders eine allergische Reaktion. Dass ein Kind beispielsweise mit einer Allergie auf den Kamillentee oder den Schafgarbenwickel reagiert, kommt – wenn auch selten – vor. Daher sollten Sie die möglichen Symptome von Allergien kennen; sie treten Minuten oder Stunden nach dem Kontakt mit dem entsprechenden Allergen auf:
›grosse rote, leicht erhabene runde Flecken, die jucken
›trockene, schuppende, juckende, manchmal auch nässende Ekzeme
›Atemnot (sofort zum Arzt!)
›Schwellung der Lippen (sofort zum Arzt!)
›Übelkeit, Blässe, Schwindel (sofort zum Arzt!)
Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene
Je jünger das Kind, desto grösser sind die Unterschiede zum Organismus von Erwachsenen. Kinder haben viel mehr Körperwasser (dafür weniger Fett) und sind gleichzeitig anfälliger für Austrocknung. Sie haben eine dünnere und sensiblere Haut. Bei Babys ist die Hornschicht noch nicht voll ausgebildet, Salben und Cremen gelangen schneller in den Körper, und auch über das Blut gelangen gewisse Stoffe leichter ins Gehirn. Das Immunsystem von Kindern ist noch im Aufbau. Auch die Ausscheidung von Giften funktioniert bei Babys und kleinen Kindern zunächst anders, da Nieren und Leber noch nicht ausgereift sind. Gründe genug für eine möglichst sanfte Behandlung von Babys und Kindern!
Wehwehchen oder ernste Krankheit?
Die Entscheidung, wann Sie Ihr krankes Kind der Ärztin zeigen oder wann Sie den Notarzt rufen sollten, kann Ihnen dieser Ratgeber nicht abnehmen. Sie müssen (nach wie vor) die Verantwortung übernehmen. Neben den Ratschlägen in diesem Buch dürfen, ja müssen Sie sich auf Ihre Wahrnehmung, Ihr Gefühl, Ihre Erfahrung verlassen. Denn Sie kennen und verstehen Ihr Kind am besten.
Schwierige Diagnose
Kleinere Kinder kennen die verschiedenen Körperteile und deren Funktionen noch nicht so gut und können oft nicht genau sagen, was ihnen fehlt. Sie projizieren Schmerzen zum Beispiel gerne in den Bauch und sprechen von Bauchweh, wenn ihnen der Hals oder die Ohren wehtun oder es ihnen sonst unwohl ist. «Diagnosen» gestalten sich deshalb bei Kindern gar nicht so einfach.
Bei Babys ist es besonders schwierig herauszufinden, warum sie weinen oder partout nicht trinken mögen. Besonders wenn Ihr Baby zum ersten Mal krank ist, wird Sie als junge Eltern das wahrscheinlich ängstigen, denn noch fehlt Ihnen die Erfahrung, die es braucht, um den Ernst der Lage richtig einzuschätzen. Mit der Zeit klappt das aber immer besser. Denn in einem steten Wechselspiel lernen Mütter und Väter Tag für Tag die Signale ihres Kindes und seine Bedürfnisse besser kennen. Gleichzeitig reifen Babys Fähigkeiten, mit Ihnen zu kommunizieren.
Gut beobachten
Die Fieberhöhe allein ist übrigens kein guter Indikator, um zu beurteilen, wie krank Ihr Kind ist (siehe Seite 220). Viel wichtiger ist, wie stark sein Allgemeinbefinden eingeschränkt ist. Ist das Kind stark reduziert, wirkt es gar apathisch? Hat es Schmerzen? Schläft es sehr schlecht? Will es nicht mehr trinken? Hat es neuartige, unklare Symptome, die Sie verunsichern?
Wenn der Therapieerfolg ausbleibt
Wirkt der Kräutertee oder das homöopathische Mittel nicht? Bleiben die Symptome Ihres Kindes trotz Selbstbehandlung bestehen, verändern oder verschlimmern sie sich gar? Dann sollten Sie den Besuch in der Kinderarztpraxis nicht aufschieben.
Bei Zweifeln oder wenn Sie sich Sorgen machen: lieber einmal zu viel zum Kinderarzt als einmal zu wenig! Die meisten Kinderärzte geben auch gerne telefonisch Auskunft. Rufen Sie an und beschreiben Sie die Symptome Ihres Kindes (mehr dazu Seite 54, «Beim Kinderarzt»).
Der Frage, wann ein Baby oder ein Kind dem Arzt gezeigt werden sollte, widmen sich die Kapitel «Wann mit dem Baby zum Arzt?» (Seite 110) und «Wann mit dem Kind zum Arzt?» (Seite 136).
Wie Sie dieses Buch benutzen
Die Empfehlungen in diesem Buch unterstützen Sie dabei, bei Ihrem Kind
›die körperliche Abwehr zu stärken, also Krankheiten vorzubeugen;
›alltägliche Krankheiten und «Breschteli» zu kurieren;
›Krankheitsrückfälle oder das Chronischwerden von Krankheiten zu verhindern.
Bei schweren Krankheiten, die von vornherein die Hilfe der Kinderärztin nötig machen, verstehen sich die in diesem Ratgeber beschriebenen Tipps und Arzneien als Ergänzung zur schulmedizinischen Behandlung – in Absprache mit der Ärztin.
So gehen Sie vor
Im Kapitel «Gesund bleiben» lesen Sie, wie Sie Ihrem Kind die besten Startbedingungen für ein gesundes Leben geben.
Dem Thema Erste Hilfe ist ein Sonderkapitel gewidmet (Seite 340). Informieren Sie sich gelegentlich – in einer ruhigen, «kinderfreien» Viertelstunde –, was Sie tun müssen, wenn Ihr Kind einen Unfall oder plötzlich lebensbedrohliche Krankheitssymptome hat. Und wie Sie sich optimal auf einen solchen Notfall vorbereiten.
Ist Ihr Kind krank, schlagen Sie im Kapitel 3, 4 oder 5 nach, wenn es einen Unfall hat, im Kapitel 6. Die Beschwerden sind im Kapitel 3, 5 und 6 alphabetisch, im Kapitel 4 nach betroffenem Körperteil respektive nach Beschwerdegruppen gegliedert. Das Inhaltsverzeichnis und das Stichwortverzeichnis erleichtern Ihnen die Suche nach einem bestimmten Krankheitsbild.
Daneben finden Sie übers Buch verteilt Sonderkapitel zu Spezialthemen wie «Heilsames Fieber», «Beim Kinderarzt», «Mitmachideen für Gross und Klein», «Trinken», «Schlafen» etc.
Wenn Ihr Kind jünger als 2 Jahre ist:
Suchen Sie das Krankheitsbild des Kindes zunächst im Kapitel 3 («Was fehlt meinem Baby?»). Hier finden Sie Informationen zu besonders häufigen Beschwerden der ganz Kleinen.
In den Kapiteln 4 («Was fehlt meinem Kind?»), 5 («Klassische Kinderkrankheiten») und 6 («Unfälle und Erste Hilfe») werden Informationen und Tipps gegeben, die sowohl Kinder als auch Babys betreffen.
Wenn Ihr Kind 2 Jahre oder älter ist:
Suchen Sie das Krankheitsbild des Kindes in Kapitel 4 («Was fehlt meinem Kind?»), in Kapitel 5 («Klassische Kinderkrankheiten») oder in Kapitel 6 («Unfälle und Erste Hilfe»). Neben der Beschreibung der Symptome und des Hintergrunds einer Krankheit finden Sie hier allgemeine Tipps und Hinweise auf innerlich oder äusserlich anwendbare Heilmittel. Lassen Sie sich von den Tipps inspirieren oder wählen Sie ein geeignetes Mittel für Ihr Kind aus. Die einzelnen Hausmittel, naturmedizinischen Mittel und Methoden lassen sich übrigens auch gut miteinander kombinieren. Aber: Mehr hilft nicht unbedingt mehr! Und auch natürliche Arzneien können unerwünschte Wirkungen haben. Beachten Sie deshalb die Hinweise zu Nebenwirkungen (siehe auch Seite 16).
Zum Arzt, wenn …
Im entsprechenden Krankheitsbild lesen Sie bitte jeweils – für Kinder unter 2 Jahren wie auch für ältere Kinder – die Rubriken Zum Arzt, wenn … und Die Ambulanz 144 rufen, wenn … So wissen Sie, ab wann Sie für Ihr Kind medizinische Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Und: Beachten Sie neben den innerlichen und äusserlichen Anwendungen auch die Empfehlungen unter der Rubrik So helfen Sie Ihrem Baby respektive So helfen Sie Ihrem Kind. Denn unter Umständen erreichen Sie mit gezielten Veränderungen im Verhalten oder beim Lebensstil mehr als mit einem ganzen Arsenal an Hausmittelchen und Globuli. (Siehe auch «Nicht immer gleich ein Kügeli!», Seite 24.)
Gewusst wie
In Kapitel 2, «Naturmedizin kinderleicht», sind praktische Tipps versammelt: Wollten Sie schon lange mal einen Zwiebelwickel, ein Haferstrohbad oder einen Darmeinlauf bei Ihrem Kind ausprobieren, haben aber Angst, etwas falsch zu machen? Hier lesen Sie, wie Sie Wickel und Bäder zubereiten, worauf Sie beim Dampfbaden mit Kindern achten müssen oder wie Ihr Baby Massagen geniessen kann. Sie finden Faustregeln zur Dosierung von Tee, homöopathischen Globuli und Tinkturen – und Hintergründiges zur anthroposophischen Medizin, Homöopathie, Spagyrik und mehr.
GESUND WERDEN
Manchmal kündigt sich eine Krankheit dadurch an, dass das Kind ungewöhnlich ruhig ist, nicht aus dem Haus gehen mag. Die meisten Eltern kennen es so: Am Vormittag spielt das Kind noch vergnügt und ausgelassen, am Mittag hat es keinen Appetit, dann wird es quengelig – und am Abend kommt das Fieber.
Zuwendung ist die beste Medizin
Kranke Kinder sind noch mehr auf Ihre Aufmerksamkeit und Zuwendung angewiesen als gesunde. Neben der nötigen medizinischen Behandlung nehmen Sie sich jetzt wahrscheinlich besonders viel Zeit für Ihr Kind und umsorgen es liebevoll. So unterstützen Sie es am besten: Ihre Nähe tut dem Kind gut und unterstützt den Heilungsprozess.
Wenn Kinder fiebern oder kränkeln, sind sie mitunter gerne wieder ganz klein – so wie früher. Selbst grössere geniessen es, ausnahmsweise Nuggi oder Nuschi wieder hervorzunehmen oder nachts bei Ihnen im Schlafzimmer zu schlafen. Denn Krankheiten können bei Kindern Ängste auslösen. Kein Wunder, sie kennen diesen Zustand ja oft noch gar nicht – zum Beispiel Fieber, Schmerzen, Juckreiz oder Erbrechen. Und sie wissen vielleicht auch nicht, dass er in der Regel bald überstanden ist. Am besten erklären Sie dem kleinen Patienten, der kleinen Patientin – altersangemessen – die Krankheit und deren Verlauf. Bleiben Sie selbst ruhig und zuversichtlich und bereiten Sie Ihr Kind gegebenenfalls auf den Besuch beim Kinderarzt vor (Seite 54).
Krankes Kind – und die Arbeit ruft?
Vom Gesetz her sind Arbeitgeber verpflichtet, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Familienpflichten, die ein krankes Kind pflegen, bis zu drei Tagen pro Krankheitsfall freizu-geben (ärztliches Zeugnis nötig). Arbeiten Mutter und Vater, wären also zusammen sechs Tage abgedeckt. Ist Ihr Kind länger krank, empfiehlt es sich, mit Ihrem Arbeitgeber nach einer Lösung zu suchen. Für die Tage, die Sie bei Ihrem Kind zu Hause verbringen, erhalten Sie den Lohn, wie wenn Sie selber krank wären. Die Tage werden allerdings von Ihrem eigenen Anspruch auf Lohnfortzahlung abgezogen.
Ruheinseln für kleine Patieten
Manchmal genügt es schon, wenn Ihr Kind etwas mehr schläft als sonst. Fiebert es, sollte es sich schonen. Es darf sich von Ihnen pflegen und verwöhnen lassen. Das fördert die Genesung. Bettruhe ist nicht zwingend nötig, Zuhausebleiben allerdings zunächst ein Muss: einerseits, damit sich das Kind nicht zu stark verausgabt und keinen belastenden Wetterreizen ausgesetzt ist – Wind, Kälte und Nässe, aber auch Sonne sind ungünstig. Andererseits soll Ihr Kind, falls es eine ansteckende Krankheit hat, ja keine anderen Kinder anstecken.
Nah am Geschehen
Am besten richten Sie Ihrem kranken Kind, sofern es nicht gerade schlafen will, ein Krankenlager in Ihrer Nähe ein – zum Beispiel im Wohnzimmer auf dem Sofa. Denn der kleine Kranke geniesst jetzt wahrscheinlich Ihre Gesellschaft. Warum nicht gemeinsam ein Nest mit einem Dach aus Leintüchern auf dem Wohnzimmerteppich aufbauen oder das Indianerzelt aus dem Keller holen und ein Schaffell oder eine kleine Matratze hineinlegen?
Legt sich das Kind gerne in sein eigenes Bettchen oder macht es sich in Ihrem Schlafzimmer (im grösseren, komfortableren Bett!) gemütlich, können Sie ihm auch ein Glöcklein geben, damit es Sie rufen kann, wenn es etwas braucht.
Nichts forcieren
Achten Sie auf eine sanfte Therapie: Getränke und Wickel dürfen nicht zu heiss oder zu kalt sein. Respektieren Sie den Widerwillen Ihres Kindes. Beziehen Sie seine Wünsche und seine individuelle Krankheitsvorstellung mit ein. Auch bei der Ernährung ist einiges zu beachten (mehr dazu auf Seite 300). Ideen, wie Sie kranke Mädchen und Buben beschäftigen, finden Sie auf Seite 28.
Auch an sich denken
Ihr kleiner Patient, Ihre kleine Patientin beansprucht Sie jetzt mehr als sonst: Nachts wacht das Kind wahrscheinlich mehrmals auf, tagsüber ist es anhänglich, will getragen, unterhalten, bemuttert werden, wünscht sich Körperkontakt. Kranke Kinder können auch grantig sein und viel quengeln. Bei aller Fürsorge sollten Sie nicht vergessen, an sich selbst zu denken: Stellen Sie Ihre Welt nicht auf den Kopf. Organisieren Sie eine auf mehrere Bezugspersonen verteilte Betreuung – damit Sie nicht an die Grenzen Ihrer Kräfte kommen.
Nicht immer gleich ein Kügeli!
Bei Eltern ist es wie bei Ärzten: Sie haben gerne etwas in der Hand, was sie ihrem leidenden Patienten anbieten können. Und genauso wie der Arzt nicht als Erstes den Rezeptblock zücken sollte, verfallen Sie besser nicht auf die Idee, Ihrem Kind bei jeder Schürfung, jedem Angstgefühl, jedem Bauchweh sofort ein homöopathisches Kügeli oder einen Kräutertee anzubieten. Das Motto «Nützt es nichts, so schadet es nichts» ist bei einem Kind fehl am Platz. Denn es lernt unter Umständen daraus: Mir muss immer einer helfen. Oder: Ich brauche nur eine Medizin zu nehmen, dann wird alles gut. So kann das Kind nicht die wertvolle Erfahrung machen, dass es sich bei kleinen Blessuren selbst helfen und beruhigen kann zum Beispiel, indem es sich kurz hinlegt oder auf seine Wunde pustet. Und es entgeht ihm das schöne Gefühl, aus eigener Kraft genesen zu sein.
Wenn die Krankheit dauert
Eltern stellen für ihr krankes Kind die eigenen Bedürfnisse meist bereitwillig zurück – zumindest vorübergehend. Aber was, wenn das Kind eine Krankheit hat, die nicht so schnell vorbei ist wie ein Schnupfen? Steht ein chronisch krankes Kind, das zum Beispiel unter Neurodermitis, Asthma oder unter einer Nahrungsmittelallergie leidet, dauernd im Mittelpunkt, kann das Eltern – und auch Geschwister – leicht überfordern. Sie reagieren gereizt, und das Kind kann Schuldgefühle entwickeln.
Versuchen Sie trotz Rücksichtnahme auf das kranke Kind in der Familie so viel Normalität wie möglich zu bewahren. Setzen Sie sich auch für das kranke Kind bewusst Erziehungsziele. Gehen Sie so mit ihm um, wie Sie es mit einem gesunden tun würden. Auch ein Kind mit einem chronischen Leiden will von seiner Familie normal behandelt werden. Es wird gerne lernen, mit seiner Krankheit zu leben und ein Stück weit selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Baby, Kleinkind, Schulkind: Das hilft
Im Laufe der Jahre machen Kinder unzählige Krankheiten durch. Jede Entwicklungsphase hat ihre typischen Krankheiten und Unpässlichkeiten. Und in jeder Phase tun dem Kind andere Hilfestellungen gut.
Das Baby – Geburt bis 12 Monate
Anfänglich ist das Baby durch Antikörper, die es von der Mutter erhalten hat, vor Krankheiten geschützt und wenig krank. Die Mutter hat diese Antikörper als Reaktion auf früher durchgemachte Krankheiten gebildet und gibt sie zunächst über die Nabelschnur und dann – in geringerer Konzentration – auch über die Muttermilch an das Kind weiter. Der Nestschutz hält etwa sechs bis zwölf Monate an, dann «übernimmt» das Abwehrsystem des Babys und baut – mit dem Kontakt zu Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern – eigene Antikörper auf.
Babys leiden relativ oft an Verdauungsproblemen. Besonders bei Durchfall droht ihnen schnell eine Austrocknung. Relativ häufig haben Babys in den ersten Lebensmonaten auch leichte Symptome von Neurodermitis, die sich später aber auswachsen können.
Infektionen der Atemwege wie Schnupfen oder Husten sind bei Säuglingen ebenfalls häufig. Wichtig zu wissen: Je kleiner das Kind, desto enger sind seine Atemwege. Wenn durch eine Infektion oder eine Allergie oder durch das Aspirieren eines Fremdkörpers eine Schwellung entsteht, kann dies leichter als bei Erwachsenen zu Atemnot und Sauerstoffmangel führen.
Übrigens: Babys bis zu vier Monaten atmen gar nicht durch den Mund, sie sind Nasenatmer. Deshalb schlafen und trinken sie mit verstopfter Nase so schlecht – und sind darauf angewiesen, dass ihr Näschen gespült wird. (Siehe auch: «Wann mit dem Baby zum Arzt?», Seite 110.)
Das tut dem kranken Baby gut: In Sachen Beruhigungsstrategien gibt es nur eins: Experimentieren Sie! Frisch gebackene Eltern müssen erst lernen, was Ihrem Baby bei kleinen «Breschteli» wie Blähungen, Zahnen oder Schnupfen am besten tut. Die meisten Babys lieben es, getragen zu werden, mögen rhythmisches Schaukeln (im rollenden Stubenwagen, in der Babyhängematte oder im Tragetuch). Viele schätzen auch Hautkontakt oder das sanfte rhythmische Kneten und Streicheln bei Massagen (Seite 104).
Babys sind auch gerne eingehüllt oder baden gerne warm – ausser sie fiebern und sind bereits heiss. Ruhe und Schlaf wirken oft Wunder, und manchmal ist eher Ablenkung angesagt. Vielleicht hilft dem Baby bei einem kleinen Unwohlsein auch ein Kleidungsstück, das nach Ihnen riecht, um besser einzuschlafen? Und: Mama respektive Papa sollten sich frühzeitig ablösen lassen. Das hilft dem Kleinen mehr, als wenn sich ein Elternteil bis zur Erschöpfung verausgabt.
Das Kleinkind – 1 bis 5 Jahre
Jetzt mag es Ihnen vorkommen, als ob ein Schnupfen den andern jagt. Das Kind macht in dieser Lebensphase immer wieder Erkältungskrankheiten durch. Meist kommen nun auch diverse klassische Kinderkrankheiten wie Windpocken oder Dreitagefieber auf das Kind zu. Doch damit nicht genug: Je nach Konstitution und Empfindlichkeit neigt Ihr Kind eventuell zu besonders langwierigem Husten (obstruktive Bronchitis oder Asthma), oder es hat öfters den typischen bellenden Pseudokrupp-Husten. Bei anderen Kindern wiederum wächst sich ein mehrwöchiger Schnupfen gerne zur Mittelohrentzündung aus. Eventuell tritt im Alter von 4 oder 5 Jahren auch schon Heuschnupfen auf. Und: Im Kleinkindalter passieren häufig Unfälle. (Siehe auch: «Wann mit dem Kind zum Arzt?», Seite 136).
Das tut dem kranken Kleinkind gut: In kranken Tagen braucht Ihr Kind vor allem Pflege, Trost und Gesellschaft. Nutzen Sie die Krankheitszeit als ganz spezielle Auszeit, in der Sie sich aus anderen Verpflichtungen möglichst ausklinken. Lassen Sie das Lieblingshausmittel des Kindes zur Familientradition werden. Erklären Sie ihm Krankheit und Heilmittel. Wenn das Kind seine eigenen, für das Kleinkindalter typischen «magischen» Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit hat, beziehen Sie sich ruhig auf diese – Sie brauchen sie dem Kind nicht auszureden. Und falls sich Langeweile breitmacht: Spielideen für kranke Tage finden Sie auf Seite 28.
Das Schulkind – 6 bis 12 Jahre
Die Zeit der Kinderkrankheiten ist meist noch nicht ganz vorbei. Scharlach, Ringelröteln und andere ansteckende Krankheiten machen besonders unter Kindergarten- und Schulkindern noch die Runde. In diesem Alter treten typischerweise Heuschnupfen oder Asthma zutage. Mit Schulproblemen können auch psychosomatische Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen in Erscheinung treten. Diese sollten Sie ernst nehmen und nicht als hypochondrische Vorstellungen abtun, selbst wenn nichts Organisches dahintersteckt. Professionelle Hilfe sollten Sie auch bei anderen «leisen» Störungen wie Depressionen oder Ängsten für Ihr Kind in Anspruch nehmen. (Siehe auch: «Wann mit dem Kind zum Arzt?», Seite 136).
Das tut dem kranken Schulkind gut: Auch Kinder zwischen 6 und 12 Jahren geniessen die Aufmerksamkeit, die ihnen in kranken Tagen zuteilwird. Viele stressbedingte oder chronische Beschwerden lassen sich mit Entspannungsmethoden abfedern (siehe Seite 96). Liegt das Problem in der Schule? Gehen Sie der Sache auf den Grund: Eventuell ist Ihr Kind überfordert, unterfordert oder es hat besonders hohe Erwartungen an sich selbst.
GESUNDZWERGE
Kranksein kann ganz schön langweilig sein – gerade für kleinere Kinder, die sonst viel herumtoben und in Bewegung sind. Mit guten Ratespielen, Finger-abzähl- und Tröstversen sowie selbst gebastelten Helferfiguren verbannen Sie die Eintönigkeit vom Krankenlager. Gut möglich, dass damit auch der lästige Husten oder der juckende Ausschlag in Vergessenheit gerät. Hier finden Sie die besten Ideen, um Ihrem Kind den Krankheitsalltag zu versüssen.
DAS BETT ALS SPIELWIESE
Beschäftigungen, die sich fürs Bett oder Sofa eignen, gibt es viele: zeichnen, malen, basteln, kneten, puzzeln, Collagen kleben oder mit Klötzen spielen. Am besten klappt das auf einem kleinen Tischchen (siehe Seite 31) oder auf einem Tablett. Ihr Kind kann aber auch CDs hören, Geduldspiele machen, lesen oder Bilderbücher anschauen, auf dem iPad Rätsel oder Sudokus lösen, Perlen aufziehen, weben oder sticken. Vielleicht auch Flöte spielen, über der Bettkante Jo-Jo üben, Rollenspiele mit den Dinos oder den Puppen machen, mit der Grossmama telefonieren etc.
MITSPIELER ERWÜNSCHT
Neben dem Klassiker «Ich sehe was, was du nicht siehst!» können kleine Patienten mit ihren Eltern oder Geschwistern zum Beispiel Begriffe malen und erraten oder Wörter von den Lippen lesen spielen. Variante: einen Satz laut sagen und ein Wort darin auslassen, das erraten werden soll. Oder Unsinn zusammenreimen: Sag emol ohni! – ohni? – Bisch e Peperoni! Sag emol was! – was? – E Fuchs isch kei Haas! Sie können dem Kind Rätselfragen stellen: Welches Tier ruft seinen eigenen Namen? – Der Kuckuck. Welche Maus kann fliegen? – Die Fledermaus. Wer hat Beine und kann doch nicht laufen? – Tisch oder Stuhl. Vielleicht machen Ihrem Kind Rollenspiele Spass (zum Beispiel: beim Arzt, im Spital), Sie können sich gegenseitig Witze erzählen, Zungenbrecher aufsagen oder mit wechselndem Erzähler eine Geschichte entstehen lassen.
FINGERABZÄHLVERS*
Das isch d’Frau Doktor si isch lieb und nätt
Das isch d’Babett si liggt mit Fieber im Bett
Das isch dr’Chrischte är hett dr Hueschte
Das isch dr’Fritz är het am Bei e Gips
… und dr Chlynscht brüelet ohni Grund
d’Frau Doktor macht sie alli gsund!
* nach Susanne Stöcklin-Meier: «Kranksein und Spielen» (vergriffen)
MASSAGE-VERS
Ideal für Unterarm oder -schenkel, zum Beispiel bei Wachstumsschmerzen oder eingeschlafenen Gliedmassen:
Butter stampfe, Butter stampfe!
(Die Hände fassen rund um den Unterarm des Kindes – oben und unten – und stossen gleichzeitig zueinander hin)
Bälleli rolle, Bälleli rolle!
(Mit den flachen Händen den Unterarm hin- und herrollen)
Brötli striche, Brötli striche!
(Abwechselnd mit Handrücken und Handfläche rauf- und runterstreichen)
Salz druf streue!
(Mit den Fingerspitzen sanft auf die Haut «pöpperlen»)
… und ufässe!
«HEILE HEILE SÄGE»
Heile, heile, Gänsli,
es wird scho bald wieder gut.
Heile, heile Mäusespeck
in hundert Johr isch alles weg!
Wo tuts weh?
Hol ein bisschen Schnee,
hol ein bisschen kühlen Wind,
dann vergeht es ganz geschwind!
Wo tuts weh?
Trink ein Schlückchen Tee,
iss ’nen Löffel Haferbrei,
morgen ist es längst vorbei!
Auf dem Berge Sinai
sass der Schneider Kikeriki.
Seine Frau die Margarete
sass auf dem Balkon und nähte.
Fiel herab, fiel herab,
und das linke Bein brach ab.
Kam der Doktor angerannt,
mit der Nadel in der Hand,
näht es an, näht es an
bis sie wieder laufen kann.
Jede, jede Kinderzahn
fangt emol z’wackle a.
Wackelt, wackelt, wackelt
hin und här in sim Hus.
Bis dä Wackelbruder
ändlich, ändlich, ändlich
keit vo sälber us!
BASTELIDEEN FÜR KLEINERE KINDER
Gesundzwerge und Schutzengel
Basteln Sie gemeinsam mit Ihrem kranken Kind Helferfiguren: Figuren aus Stoff, Wolle oder Watte, aus alten Zündholzschachteln oder Korken (Heiss-leim von Vorteil) oder Pfeifenputzern. Aus alten Fingerhandschuhen und Wollresten können Sie Fingerpuppen fabrizieren. Das Kind darf seiner Kraftfigur einen Namen geben. Vielleicht bringt der Gesundzwerg dem Kind dann – mit Papas Hilfe – den Tee? Oder Mama macht, dass der Schutzengel während des Fiebermessens auf der Bettdecke hüpft und singt, damit es dem kleinen Patienten nicht langweilig ist?
Kleine-Welt-Spiele
Fürs Bett ideal sind kleine mobile Welten im Schuhkarton: zum Beispiel bunt beklebte und ausstaffierte Puppenhäuser, Tierställe, Schulhäuser, Zirkuszelte, Krankenhäuser oder Burgen. Darin kann das Kind dann mit seinen üblichen Puppenhaus-, Lego- oder Playmobilfiguren spielen.
Der eigene Laptop
Haben Mama oder Papa manchmal einen Laptop auf den Knien? Kinder im Kindergartenalter dürfen sich auch einen basteln! Falzen Sie ein hartes Kartonstück (Format A3) quer in der Mitte. Dann befestigen Sie die Hälften nahe dem Falz und der Aussenseite mithilfe von etwas Schnur so, dass der Laptop im rechten Winkel offen gehalten wird. Nun darf das Kind Knöpfe als Tastatur auf den Laptop kleben und den Bildschirmschoner malen. Für die Maus nehmen Sie ein längeres, etwa 4 cm breites Stück Wellkarton, rollen es auf und umwickeln es mit Klebstreifen. Befestigen Sie die Maus dann mit einer Schnur am Laptop. Und falls eine Maus mit Rollknopf erwünscht ist: Schneiden Sie einen Schlitz längs in die Maus und stecken Sie einen grossen Knopf vertikal hinein.
Bett-Tischchen
Sie brauchen dafür den unteren Teil einer Bananenkiste. Aus den zwei langen Seiten mit einem scharfen Küchenmesser oder einem Japanmesser jeweils einen grossen Halbkreis aussägen – für die Beine. So kann das Kind im Bett sitzen und hat eine Schreib- und Malunterlage – und ein Tischchen zum Essen. Ist das Tischchen zu hoch: an allen vier Kanten etwas Karton wegschneiden.
GESUND BLEIBEN
Die meisten Eltern tun intuitiv genau das Richtige, um die Gesundheit ihres Kindes zu stärken und Krankheiten vorzubeugen: Vom ersten Lebenstag an schenken sie dem kleinen Wesen Zuneigung, achten es, fördern und fordern es angemessen und schützen es vor Einflüssen, die ihm schaden könnten. Das Kind soll sich geborgen fühlen, sich entwickeln und entfalten können – so ist es den kleinen und grossen Herausforderungen des Lebens bestens gewachsen!
Vorbeugen ist besser als Heilen
Gesundheitliche Vorbeugung beginnt bereits in der Wiege. Indem Sie Ihr Baby stillen, geben Sie ihm die besten Startbedingungen fürs Leben. Auch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt sind von Beginn an wichtig, denn manche Krankheiten und Entwicklungsstörungen kann nur der Arzt frühzeitig entdecken – und erfolgreich behandeln.
Später zählen die richtige Ernährung und genügend Bewegung, möglichst draussen in der Natur. Viele Krankheiten, speziell Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder teilweise auch Krebs, lassen sich mit einem gesunden, natürlichen Lebensstil – von Kindheit an – weitgehend vermeiden oder zumindest hinauszögern. Das gilt auch für das Übergewicht, von dem mittlerweile jedes fünfte Kind betroffen ist. Schon im Kindergarten schleppen etliche Kinder zu viele Pfunde mit sich herum. Mit einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung schützen Sie Ihr Kind davor, dick zu werden.
Gesundes Umfeld
Eine kinderfreundliche, möglichst grüne Wohnumgebung kann zur gesunden Entwicklung Ihres Kindes beitragen. Kinder sollen ihren Lebensraum selbständig erobern und Stück für Stück erweitern: Sie wollen sicher und frei toben, rennen, klettern, balancieren, spielen, die Natur erkunden, kleine Mutproben wagen, anderen Kindern begegnen und Freundschaften schliessen. Genauso wichtig ist ein eigenes Refugium – um ungestört und konzentriert die Schulaufgaben zu machen, zu malen, um nachzudenken und sich zu entspannen.
Gesunde Luft
In der Kindheit sind das Spielen an der frischen Luft (siehe Seite 40) und ein gesundes Raumklima ohne Schadstoffe besonders wichtig. Lüften Sie regelmässig, besonders im Winter, wenn die Luft trocken ist. Überheizen Sie die Wohnung nicht. Und schützen Sie Ihr Kind vor Passivrauch. Das Passivrauchen erhöht die Gefahr des plötzlichen Kindstodes, zudem von Atemwegs-erkrankungen (insbesondere Asthma), von Infektionen der Ohren, Allergien sowie Krebs.
Für Raucherinnen und Raucher hart, aber wahr: Leider genügt es nicht, wenn Sie nur in der Küche oder am Fenster rauchen – die Schadstoffe gelangen trotzdem ins Kinderzimmer, sie machen vor keiner Zimmertür halt. Rauchen Sie deshalb, wenn Sie nicht vom Glimmstängel lassen können, draussen. Allerdings müssen Sie wissen: Selbst wenn in der Wohnung nicht geraucht wird, nimmt das Kind noch Nikotin und andere Schadstoffe wie Kadmium, Blei oder Asbest auf (über Berührungen, Kleider etc.).
Rundum glücklich
Auch Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit können Sie fördern, um psychischen Störungen, Sucht, Essstörungen und sexueller Ausbeutung vorzubeugen. Zu solchen schützenden Faktoren zählen: ein respektvolles, verständnisvolles und herzliches Klima in der Familie, verlässliche Beziehungen –auch bei Trennung der Eltern – und ein soziales Netz, das in schwierigen Zeiten hält. Ein gutes Selbstwertgefühl und eine optimistische Lebenseinstellung erhalten das Kind ebenfalls psychisch gesund.
So stärken Sie Ihr Kind:
Das Kind
›erlebt, dass es seinen eigenen Gefühlen vertrauen kann und dass es auch unangenehme Gefühle ausdrücken darf;
›hört von seinen Eltern und spürt, dass es geliebt und als Persönlichkeit wahrgenommen wird;
›hat jemanden, dem es Persönliches anvertrauen kann;
›darf über manche Dinge, insbesondere was seinen Körper angeht, eigenständig und frei bestimmen;
›lernt, dass es ein Recht hat, Nein zu sagen (zum Beispiel wenn es nicht mehr essen mag oder sich nicht anfassen lassen mag);
›erlebt in der Familie einen Zusammenhalt – z. B. bei gemeinsamen Unternehmungen;
›darf bei Angelegenheiten, die alle in der Familie angehen, mitreden;
›erfährt, dass in der Familie wenige, klare und sinnvolle Regeln für den Alltag gelten und dass diese auch eingefordert respektive eingehalten werden;
›lernt, wie man Probleme konstruktiv lösen kann;
›wird seinen Neigungen und Fähigkeiten gemäss gefördert.
Gesunde Ernährung – von Anfang an
«Du bist, was du isst!» gilt für Kinder mehr noch als für Erwachsene. Damit sie sich körperlich und geistig optimal entwickeln, ist für Kinder eine gute Ernährung unerlässlich. Mit abwechslungsreichem und frisch zubereitetem Essen werden Sie dem Bedarf Ihres Kindes an Nährstoffen und Energie am besten gerecht.
Beherzigen Sie (ausser im ersten Lebensjahr) die Nahrungsmittelpyramide (siehe zum Beispiel unter www.sge-ssn.ch): Bieten Sie Ihrem Kind reichlich ungezuckerte Getränke über den Tag verteilt, fünf Portionen Früchte und Gemüse pro Tag, zu jeder Hauptmahlzeit vollwertige Getreide, Hülsenfrüchte oder Kartoffeln, täglich Milchprodukte und Milch, zudem genügend Fleisch oder Fisch und nur mässig Fette (dafür wertvolle wie etwa Oliven- oder Rapsöl) und wenig Süssigkeiten. So gehen Sie sicher, dass Ihr Kind alles bekommt, um gross und stark, clever und glücklich zu werden.
Beachten Sie, dass besonders Babys und kleine Kinder einen proportional höheren Kalorienbedarf haben als Erwachsene – so empfehlen Fachleute bei Kleinkindern Vollmilch statt fettreduzierter Milch, und die Kleinen dürfen auch mehr (vollwertige) Kohlenhydrate essen als die Grossen, zum Beispiel in Form von Brot oder Reis.
Marktfrisch und fein
Kaufen Sie saisongerecht ein. Das bringt Abwechslung in den Speiseplan – ausserdem sind saisonale Früchte und Gemüse frischer und vitaminreicher. Auf spezielle Kinderlebensmittel oder Nahrungsergänzungen können Sie getrost verzichten.
Freude am Esstisch
Gemeinsame Mahlzeiten in einer angenehmen Atmosphäre fördern ein gesundes Essverhalten. Sie sind das Vorbild! Mehr Freude am Essen bekommen Kinder meist, wenn sie beim Einkaufen mitreden, mitkochen und am Tisch selber schöpfen dürfen. Leider sind die meisten Kinder nicht auf kulinarische Abwechslung erpicht. Mancher heikle Kindergaumen würde sich am liebsten gänzlich auf seine drei, vier Lieblingsspeisen beschränken. Wählen Sie einen Zwischenweg: Sorgen Sie dafür, dass bei jeder Mahlzeit etwas Gesundes auf dem Tisch steht, das Ihr Kind mag, damit es satt wird. Und halten Sie es im Übrigen so: Sie bestimmen, was auf den Tisch kommt, das Kind sagt, wie viel es davon essen mag. Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Aufessen: Es kann und soll selbst beurteilen, wann es satt ist und sollte zudem Lebensmittel «abwählen» dürfen. Schliesslich haben auch Kinder ihren eigenen Geschmack, und den gilt es zu respektieren. Statt des fremdartigen «Krüsimüsis» aus Reis, Hackfleisch und Peperoni im Teller können Sie ruhig auch mal eine (ebenso gesunde) Alternative bieten, indem Sie die Lebensmittel einzeln oder gegebenenfalls auch roh auftischen. Oder der «Schnädderfrass» darf stattdessen einen Apfel essen. Sie können in der Familie auch vereinbaren, dass jeder von allem kostet, und sei es auch nur einen Teelöffel voll – dass aber «Bäh! Wäk!», ohne zu probieren, nicht zählt. Übrigens: Kinder müssen Lebensmittel, die ihnen fremd sind, meist x-mal probieren, bis sie sich an den Geschmack gewöhnt haben.
Ernährung fürs Baby
Stillen Sie Ihr Baby vier bis sechs Monate lang ausschliesslich. Stillen Sie Ihr Kind auch während der Beifütterung weiter, wenn möglich bis ins zweite Lebensjahr. Wenn Sie nicht stillen können: Geben Sie dem Baby sechs Monate lang eine Anfangsmilch, dann eine Folgemilch. Frühestens ab dem fünften, spätestens ab dem siebten Monat sollten Babys zusätzlich zu Muttermilch oder Schoppen Beikost erhalten.
Die Beikost besteht aus Obst, Gemüse, stärkehaltigen Nahrungsmitteln (Reis, Kartoffeln usw.) sowie Fleisch, Fisch oder Eiern und Fett oder Öl (Rapsöl). Verzichten Sie auf Gepökeltes und Geräuchertes, auf Zucker und Honig (siehe Seite 334). Geben Sie dem Kind möglichst nur natürliche Grundnahrungsmittel. Milchprodukte sollten Sie frühestens ab dem siebten Monat geben und anfänglich nur in kleinen Mengen respektive verdünnt. Das Essen im ersten Lebensjahr braucht zudem nicht gesalzen zu werden – Babys Nieren wären sonst überfordert, und ausserdem enthält auch die Milch schon genug Salz. Ab dem ersten Geburtstag kann das Kind immer mehr vom Familientisch schnabulieren, zumindest, was wenig gesalzen und weich gekocht oder klein geschnitten ist. In den ersten drei Lebensjahren wird Ihnen der Kinderarzt auch Vitamin-D-Tropfen für Ihr Kind empfehlen. Damit können Sie sicherstellen, dass Ihr Kind genügend Vitamin D bekommt. Das Vitamin braucht Ihr Kind unter anderem für gesunde Knochen und die Immunabwehr.
Wenn Sie als Eltern Allergien haben, lesen Sie die ErnÄhrungstipps fÜr Babys unter «Allergien vorbeugen» (Seite 161).
Gesundheit auf dem Teller
›Kinder brauchen Wasser: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind in kranken wie in gesunden Tagen genügend Flüssigkeit zu sich nimmt (siehe auch Seite 332)! Genügend Flüssigkeit erhält die körperliche Leistungsfähigkeit, und das Kind kann sich besser konzentrieren. Ausreichend zu trinken, ist auch wichtig für eine gute Speichelproduktion – hat das Kind zu wenig davon, ist es anfälliger für Karies. Trinkt Ihr Kind genügend, ist zudem das Risiko späterer Nierensteine und anderer Nieren- und Blasen-erkrankungen kleiner, und der Darm gerät nicht ins Stocken. Womöglich bietet Trinken auch den Vorteil, dass Haut und Schleimhäute nicht austrocknen und das Kind somit vor Infektionen besser geschützt ist.
›Fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag sollten Kinder essen, am besten in verschiedenen Farben. Fragen Sie sich, wie Sie die berühmten Five a day in den Menüplan des Kindes einbauen sollen? Ganz einfach: Zu jeder Mahlzeit eine Früchte- oder Gemüseportion, also zum Frühstück, zum Znüni, zum Mittagessen, zum Zvieri und zum Znacht. Und beachten Sie: Kinderportionen brauchen nicht so gross zu sein wie Erwachsenenportionen. Als Anhaltspunkt gilt: Eine Kinderportion entspricht etwa der Grösse einer Faust des Kindes.
›Volles Korn heisst die Devise bei den Kohlenhydraten: Vollkornbrot statt Weissbrot, Vollreis statt polierter Reis. Übrigens: Auch Vollkornteigwaren haben die meisten Kinder lieber, als Sie vielleicht denken. Probieren Sie es aus!
›Kochen Sie möglichst einfach und frisch. So ersparen Sie Ihrem Kind Konservierungs-, Antioxidations-, Säuerungs-, Antiklump-, Gelier-, Süssungs- und Festigungsmittel, Schmelzsalze, Stabilisatoren, Emulgatoren,Geschmacksverstärker, Farbstoffe und diverse andere Zusatzstoffe (E-Nummern). Und: Je weniger Fast Food, Gebäck, Süssigkeiten und Wurstwaren Ihr Kind isst, desto weniger belasten Sie es mit versteckten, minderwertigen Fetten, speziell gesundheitsschädlichen Transfettsäuren.
›Süsses nur zu speziellen Gelegenheiten: