Cover

Veit Lindau, geboren 1969, wirkt als Teacher, Speaker und Autor. Er versteht sich als ganzheitlicher Reformer, Businesspunk und moderner Mystiker. Veit Lindau gilt im deutschsprachigen Raum als Experte für eine integrale Selbstverwirklichung des Menschen. Seine Artikel und Bücher sind präzise, kompromisslose und gleichzeitig humorvolle Weckrufe, die unermesslich wertvolle Chance des eigenen Lebens voll zu nehmen.

Andrea Lindau ist Mensch, Frau, Mutter, Hebamme. Seit 1998 verheiratet mit Veit Lindau. CEO des LIFE TRUST, Gründerin des HUMAN TRUST. Aufsichtsrat der HUMAN TRUST AG, Stiftungsrat der ichliebedich-Stiftung. Sie liebt Menschen und lebt für Potenzialentfaltung bei Kindern, Youngstern, Männern und Frauen. Das Credo ihres Lebens ist ICH LIEBE DICH. Mit dieser Power entzündet sie Menschen und „verführt“ sie zu sich selbst, um mit der Kraft des scheinbar Unmöglichen in Verbindung zu kommen.

VEIT LINDAU ANDREA LINDAU

KÖNIGIN

UND

SAMURAI

Wenn Frau und Mann erwachen

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.


Originalausgabe

© 2018 Kailash Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Lektorat: Mihrican Özdem

Umschlaggestaltung und Layout: ki 36 Editorial Design, Daniela Hofner, München

Bildnachweis: Schmuck-Icons Shutterstock/Irina Danyliuk

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN 978-3-641-18562-6
V003


www.kailash-verlag.de

Wir widmen dieses Buch der Liebe und dem Erwachen von Mann und Frau.

INHALT

Part 1: Einleitung

Prolog: Das Erwachen

An alle Liebhaber der Liebe

Der Krieg

Der Frieden

Über dieses Buch

Warum?

Für wen?

Auch für Singles?

Die Ansprache

Die drei Abschnitte

Wie schreiben wir?

Empfehlungen für dein Lesen

Die Webseite

Part 2: Die Königin und der Samurai

In der Zukunft

Die Kapelle

Die erste Nacht: Die Unschuld

Die zweite Nacht: Die Große Mutter

Die dritte Nacht: Das Feuer

Die vierte Nacht: Die Verführung

Die fünfte Nacht: Der Stillstand

Sie

Er

Die sechste Nacht: Die Befreiung

Deas Aufbruch

Narus Rebellion

Die siebente Nacht: Die Königin ohne Reich

Die achte Nacht: Der Ronin ohne Mission

Die neunte Nacht: Schulung in Homodea

Deas Ausbildung

Narus Ausbildung

Die zehnte Nacht: Angekommen

Die elfte Nacht: Zurück in der Welt

Die zwölfte Nacht: Seine letzte Lektion

Part 3: Ein Manifest der Liebe

Einführung

Die sieben Elemente einer starken Beziehung

Gnade

Ein gemeinsames heiliges Anliegen

Ein Verständnis für die wirkenden Kräfte

Ein Verständnis für die Entwicklungsebene

Ein starkes ICH

Ein starkes WIR

Die Wahl zu lieben

Die Evolution der Liebe

Woher wir kommen

Die Ent-Scheidung zum Sex

Der Mythos lebt

Was in uns wirkt: Eros und Logos

Was in uns wirkt: Animus und Anima

Entwicklung zur Ganzwerdung

Part 4: Ein Brief für dich

Brief an den Mann

Brief an die Frau

Danksagung

Zusatzmaterial

Königin und Samurai – Live erleben

PART 1

EINLEITUNG

PROLOG: DAS ERWACHEN

Vor circa 90.000 Jahren ereignete sich auf unserem Planeten ein Wunder.

Ein Tier – der Mensch – begann zu erwachen.

Es begann, sich seiner selbst bewusst zu werden,

sich Dinge vorzustellen, die noch nicht existierten.

Dies war der Beginn der kognitiven Revolution.

Seitdem ringen wir um Bewusstsein.

Wir suchen nach der Antwort auf die Frage:

»Wer sind wir wirklich?«

Was uns auch die Religionen und Wissenschaften erzählen,

wir sind noch nicht vollständig wach.

Die Reise unseres Verstehens hat erst begonnen.

Noch taumeln wir wie im Halbschlaf über den Planeten.

Noch haben Mann und Frau nicht vollständig erfasst,

wer sie für einander sein können.

Wir leben auf zum Teil verschiedenen Realitätsinseln.

Wir stehen uns in einer Art Trance der Trennung gegenüber,

missverstehen und verletzen uns,

weil wir weder uns selbst

noch den anderen wirklich erkennen.

Wenn wir nicht nur überleben,

sondern ein reales Paradies errichten wollen,

in dem der Mensch mit allem Leben ko-kreiert,

dann müssen beide,

Mann und Frau,

noch weiter erwachen.

DER KRIEG

Auch wenn dieses Buch viel von Liebesbeziehungen handelt und zum Teil poetisch-mystisch geschrieben ist, verfolgen wir damit auch ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen. Wir wünschen uns, dass es zum Frieden beiträgt. Denn seit tausenden von Jahren findet auf unserem Planeten ein Krieg statt. Ohne laute Schlachten oder spektakuläre Attentate. Er existiert bereits so lang, dass er für die meisten Menschen nicht mehr als Kampf, sondern als Normalität wahrgenommen wird. Seine Frontlinie verläuft nicht zwischen Nationen oder Religionen, sondern zwischen Mann und Frau. Sei dir sicher, auch hier bei uns. Direkt vor deiner Nase.

150 Jahre Feminismus taugen leider nicht als der Beweis für das Ende dieses Krieges. Wir dürfen uns nicht davon blenden lassen, dass in Talkshows offen über alle möglichen Themen diskutiert werden kann. Es ist ein weiter Weg von einer gesellschaftlich anerkannten Idee bis in das letzte Schlafzimmer.

Die Geschlechter bekämpfen sich immer noch. Und niemand ist unschuldig. Wir sind alle irgendwie an dieser Schlacht beteiligt, laut oder leise, aktiv oder durch Blindstellen. Sie drückt sich mannigfaltig aus – in Gewalt und Sexismus, emotionalen und ökonomischen Machtspielen, unfairen Rollenverteilungen oder einfach »nur« in verhärteten, zynischen Vorurteilen gegenüber der anderen Seite. Wenn wir nicht sehr bewusst leben, geben wir das Gift unmerklich an unsere Kinder weiter.

Dieses Buch möchte keine weitere theoretische Diskussion auf einer Metaebene anregen. Wir glauben, davon gibt es genug. Wir möchten diesen Kampf gemeinsam mit dir konkret und persönlich erforschen. Wir laden dich ein, das Thema nicht an der Oberfläche zu durchdenken, sondern in der Tiefe zu begreifen. Lass uns für einen Augenblick Zahlen, Fakten und Konzepte vergessen und nach innen reisen, an den Ort, an dem in jedem von uns der Kampf beginnt. In dir und in mir ringen uralte archetypische Kräfte mehr denn je um ein schöpferisches Gleichgewicht. Denn das Rad unserer Entwicklung dreht sich immer schneller. Das Dreigestirn Wissenschaft – Wirtschaft – Technik kreiert eine bis vor kurzem unvorstellbare Freiheit, aber auch viele neue Fragen und Herausforderungen. Alte Paradigmen stürzen reihenweise ein. Wir werden auf vielen Ebenen geistig gedehnt – individuell und kollektiv. Anerzogene Rollenvorstellungen, nicht mehr dienliche Werte, zu starre Beziehungsstrukturen und vor allem ein lange nicht mehr aktualisiertes Selbstbild – das alles spannt sich wie ein schmerzhaft enger Kokon über den neuen Menschen, der in vielen von uns geboren werden möchte. Bist du offen für eine radikale und dadurch sehr einfache Perspektive? Das Alte und das Neue, das Licht und der Schatten, Mann und Frau kämpfen nicht »da draußen« gegeneinander, sondern in dir.

Selbst wenn du dich ganz klar als Mann oder Frau erfährst, möchten wir dich dafür sensibilisieren, wie mächtig gerade der geschlechtliche Gegenpol in dir wirkt. Wie bedeutsam es ist, alle archetypischen Kräfte deiner Psyche3 so bewusst wie möglich wahrzunehmen und ihnen einen Lebensentwurf anzubieten, in dem sie sich nicht bekämpfen, sondern miteinander kooperieren können.

Dieses Buch lädt dich ein, die äußeren Spannungszonen deines Lebens – bestimmte Beziehungen, Arbeit, Finanzen, … – zumindest während der Lektüre loszulassen, mutig nach innen zu tauchen, hier einen Schatz zu heben und dann hoffentlich nachhaltig transformiert in deine äußere Welt zurückzukehren. Staune, was dann dort geschieht. Denn wir leben in einem Spiegelkabinett unserer Psyche. Wir Männer unterdrücken nicht primär die Frauen da draußen, sondern den reichen, dunklen, so komplexen Teil unserer Seele, den Carl Gustav Jung die Anima nannte. Frauen verachten in allererster Linie nicht die Männer, sondern den mächtigen Animus in sich selbst. Doch dazu später mehr.

Jetzt zu dir. Bitte nimm dir eine Minute Zeit, die folgenden Fragen auf dich wirken zu lassen. Vielleicht schreibst du sogar eine kurze Antwort an den Rand des Buches.

Was haben all diese Fragen gemeinsam? Nun, sie sind alle vom Zusammenspiel jener inneren polaren Kräfte betroffen, die wir mit dir beleuchten werden. Wenn sie sich in dir unerkannt, unerlöst reiben, werden sich diese Spannungen auf jeden Bereich deines Lebens übertragen. Beginnen diese mächtigen Grundströmungen deiner Psyche miteinander zu ko-kreieren, wirst du eine wahre Explosion an Kreativität, Freiheit und Lebendigkeit erleben. Deine Beziehungen werden sich positiv verwandeln, und du wirst neue Menschen anziehen.

Es ist so verlockend, nach »da draußen« zu schauen, wenn uns etwas fehlt. Dieses Buch fordert dich heraus, die Projektionen niederzulegen und in den Spiegel zu schauen. Hier beginnt der Kampf, und hier wartet die Lösung.

Wenn es dir selbst gerade gut geht, irritiert es dich vielleicht, dass wir zu Beginn so eindrücklich vom Krieg schreiben. Keine Sorge. Dieses Buch strotzt nur so vor Liebe, Optimismus und Lebenslust. Doch zuerst wollen wir den Finger in eine Wunde legen, die so normal geworden ist, dass sie von vielen gar nicht mehr als Problem wahrgenommen wird.

Wir, Andrea und Veit, haben in den letzten 25 Jahren mit mehreren zehntausend Menschen gearbeitet und sind den meisten von ihnen auf einer ehrlichen Ebene sehr nahegekommen. Wir beraten Privatpersonen und Unternehmen. Unsere Seminare und Coachings behandeln die gesamte Bandbreite des menschlichen Lebens: existentielle Fragen, finanzielle und berufliche Themen, Beziehungen, Gesundheit, Teamwork, …

Wir werden häufig gefragt, aus welcher Quelle unser unerschütterlicher Optimismus und unsere Leidenschaft für unsere Arbeit stammen. Nun, aus all diesen vielen Begegnungen wissen wir, dass jeder von uns ein einzigartiges Genie ist und dass wir als Individuen, aber auch als Kollektiv noch nicht einmal ansatzweise unser Potential ausgeschöpft haben. Der Mensch ist mit dem, was er bis jetzt gezeigt hat, nicht die Krone der Schöpfung, sondern ein unfertiger Prototyp. Eine Ahnung seiner eigentlichen Möglichkeiten. Das heißt: Wir sind noch lange nicht am Ende, sondern stehen immer noch am Anfang.

Eine Frage zieht sich durch unsere gesamte Arbeit: Was ist die Formel für die Potentialentfaltung des Einzelnen, unserer Familien, Teams und der gesamten Spezies? Sie ist einfach, universell und hochwirksam:

Bewusstheit x ko-kreative Beziehung = Potentialentfaltung

Sie gilt genauso für deine äußeren Beziehungen wie dein inneres System. Du kannst dich darauf freuen. Allein das aufmerksame Lesen des Buches wird etwas Positives bewegen.

ÜBER DIESES BUCH

Warum?

Es ist nicht unsere Absicht, einen psychologischen, sozialen oder feministischen Ratgeber zu schreiben. Wir werden uns auch davor hüten zu verkünden, wie ein »richtiger« Mann oder eine »wahre« Frau in der heutigen Zeit zu sein hat. Im Gegenteil. Wenn uns unsere Arbeit mit Menschen etwas zeigt, dann dies:

Noch nie war so viel offen wie heute. Die Karten werden überall neu gemischt. Innen und außen. Es gibt kein allgemeingültiges Modell für die Frau oder den Mann mehr. Und … Entwicklung verläuft wesentlich rasanter. Während unsere Großeltern für 40 bis 60 Jahre relativ stabil in einem bestimmten Selbstverständnis und klar definierten Beziehungsstrukturen lebten, ist so gut wie jeder Mensch heutzutage herausgefordert, sich immer wieder selbst zu aktualisieren: Ist meine Weltsicht zu eng geworden? Ist mein Rollenverständnis noch passend? Spiegeln meine Beziehungsstrukturen meine aktuellen Werte wider?

Wenn dir dieser Evolutionsdruck manchmal Stress bereitet, tröste dich. Du bist damit definitiv nicht allein. Auch wenn wir kollektive Paradigmen nicht sehen können, jeder halbwegs sensible Mensch spürt die Erschütterungen dieser geistigen Fundamente. Geschlechterverständnis, Rollendefinitionen, Arbeitsverteilungen – nichts ist mehr, wie es war. Die alten Paradigmen liegen im Sterben. Die neuen sind noch nicht vollständig geboren. Es wäre lächerlich, dem hier vorzugreifen. Wir wollen unsere Erfahrungen und unsere Ahnung mit dir teilen. Unser Wunsch ist es, dir Lust zu machen, den neuen Mythos von Mann und Frau und Mensch gemeinsam mit vielen anderen Millionen bewussten Menschen zu erschaffen.

Seit dem Erscheinen unseres Beziehungsratgebers »Liebe radikal«, der zum Bestseller wurde, haben wir von vielen Singles und Paaren sehr viel bestätigendes Echo empfangen. Aber auch viele existentielle Fragen, auf die kein Ratgeber eine Antwort geben kann und es auch gar nicht versuchen sollte. Versteh uns nicht falsch, wir lieben unseren Werkzeugkoffer aus Kommunikationstechniken, Therapiemethoden und Beziehungsmodellen. Aber um ehrlich zu sein: Durch die entscheidenden Schallmauern unserer Partnerschaft hat uns keine noch so brillante Methode geholfen. Der Schlüssel war immer eine radikale Neuwahl im Geist, die uns von einem Beziehungsuniversum ins nächste katapultierte. So reifte in uns in den letzten Jahren der Wunsch, noch einmal ein Buch aus dieser Tiefe heraus zu schreiben. Für alle mutigen Liebhaber der Liebe, die in ihren Beziehungen nicht nur einen Deal, sondern die Kernfusion suchen. Wir adressieren mit unseren Worten auch deinen klugen Verstand, aber vor allem wünschen wir uns, diese tiefere Ebene der Wahl in dir zu berühren.

Wir gehen davon aus, dass du dieses Buch liest, weil du in mindestens einem Lebensbereich mehr willst. Mehr Freude. Mehr Freiheit. Mehr Fülle … Stimmt’s?

Nun, hier kommt der Witz. All das, was du dir wünschst, steht dir zu. Du kannst so viel mehr erreichen, als du bisher lebst. Aber …

der mächtigste Gegner (de facto der einzige, der dich davon abhalten kann) liest gerade diese Zeilen. Denn wenn dein Verstand etwas fest glaubt, wird nichts und niemand auf der Welt ihn davon abbringen, die Welt genauso zu erfahren und überzeugende Beweise dafür zu liefern. Du wirst dir Beziehungen suchen, die dich darin bestätigen. Du bist sehr, sehr mächtig. Wenn du recht behalten willst, wirst du recht behalten. Also legen wir uns damit erst gar nicht an.

Doch hier kommt die sensationell gute Nachricht. Wir haben es tausende Male in unserer Arbeit erlebt. Es gibt in dir eine noch tiefere Kraft als deinen urteilenden Verstand. Die liest jetzt gerade auch mit. Und sie ist noch viel mächtiger. Wenn dieses radikale Wesen in dir – nennen wir es einmal Seele – jetzt und hier beschließt, dass es Zeit ist, an etwas Neues zu glauben, bist du unaufhaltbar. Wenn auf dieser tiefen Ebene eine neue Wahl getroffen wird, werden sich all deine Beziehungen (und das meinen wir wortwörtlich) über Nacht verwandeln. Nicht weil die Menschen plötzlich ganz andere sind, sondern weil du erwachst. Weil du plötzlich etwas kristallklar sehen kannst, was immer schon direkt vor deiner Nase war. Vor dieser Kraft in dir zu wählen, ziehen wir den Hut. Ihr widmen wir dieses Buch. Bitte lies nicht nur mit deinem Verstand, sondern auch mit deinem Herzen. Du bist zu Wundern fähig.

Und noch etwas! Wir schreiben nicht nur für dein Privatvergnügen. Wir sind bodenständige Visionäre. Wir sehen, was in der Welt passiert. Wir sind überzeugt, dass sich unsere Spezies (noch) zu langsam entwickelt, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Wir vergeuden brutal viel Lern- und Gestaltungspotential in unseren Beziehungen, weil wir nicht miteinander ko-kreieren, sondern uns relativ dumpf aneinander reiben.

Wir sind überzeugt, dass sich unsere Entwicklung auf charakterlicher, kognitiver und spiritueller Ebene exponentiell beschleunigen wird, wenn Männer und Frauen sich selbst mit mehr Selbstachtung begegnen und dann in neuem Respekt auf die andere Seite zugehen.

Lieber Mann!

Erst einmal finden wir es genial, dass du dieses Buch liest. Wir brauchen viel, viel mehr Männer, die sich mit diesen Fragen (hoffentlich freiwillig) beschäftigen. Der nächste Satz gefällt deinem Ego vielleicht nicht: Wir glauben, dass Frauen, was die innere Entwicklung betrifft, einen Vorsprung haben. Ihre bisherigen evolutionären Aufgaben hatten sie eher auf das Jetzt konzentriert, Männer mehr auf den Horizont, die Zukunft. Hinzu kommen 150 Jahre Feminismus. Wir beobachten jedenfalls in unseren Seminaren viele wundervolle, starke, schöne, tiefsinnige Frauen, die (scheinbar) Schwierigkeiten haben, einen reifen Partner für die nächste Runde der Evolution zu finden. Da wir aus eigener Erfahrung wissen, wie viel Lust, Freude und auch Power durch eine potente Partnerschaft freigesetzt werden können, halten wir diesen Zustand schlichtweg für eine Verschwendung evolutionärer Ressourcen. Wir schreiben dieses Buch deshalb auch in dem Wunsch, noch wesentlich mehr Männer dafür zu begeistern, nicht nur Welten im Außen zu errichten, sondern die inneren besser kennenzulernen. Männer, davon sind wir überzeugt, stehen am zarten Anfang ihrer Befreiungsbewegung.

Für wen?

Auch wenn wir beide klassisch heterosexuell leben und man Samurai und Königin klischeehaft dem Mann und der Frau zuordnen könnte, schreiben wir das Buch ganz klar für jeden Menschen. Für Männer, Frauen und all jene, die sich weder mit dem einen noch dem anderen Geschlechtspol identifizieren, und für jene, die als Frau in einem männlichen und als Mann in einem weiblichen Körper leben. Das Thema ist natürlich sehr delikat. Noch immer ist unsere Gesellschaft viel zu wenig dafür sensibilisiert. Wir wissen aus vielen Gesprächen, wie viele existentielle Fragen und Konflikte Menschen in ihrem Selbstbestimmungsprozess erfahren können, die durch das normierte Raster der vorgegebenen Geschlechterklischees hindurchfallen. Wir sind unserer Tochter unendlich dankbar, die uns mit ihrer Passion für Gleichstellung die Augen und Herzen für all die vielen wunderbaren Rainbow-Schattierungen der Geschlechter und sexuellen Neigungen geöffnet hat. Wir haben homo- und bisexuelle Freunde, und beim Schreiben haben wir uns immer wieder die Frage gestellt: »Funktioniert« das Buch auch für sie?

Wir glauben, ja. Denn letztendlich bezieht sich das Buch primär auf innere weibliche und männliche Qualitäten, die in jedem Menschen als einzigartiger Mix angelegt sind. Eine unserer zentralen Thesen lautet deshalb auch: Es gibt sie nicht mehr und wahrscheinlich gab es sie noch nie – die typische Frau, den klassischen Mann. Wir haben heutzutage die Freiheit, alle vorgegebenen Normen zu hinterfragen und unsere Einzigartigkeit zu bejahen.

Wir beschreiben Urkräfte des Lebens – Eros und Logos – und Archetypen – Anima und Animus. Sie wirken in jedem von uns.

Also laden wir dich ein, das gesamte Buch persönlich zu nehmen. Als Mann könntest du versucht sein, die Kapitel über die Königin zu überspringen. Das wäre schade. Denn zum einen werden sie dir helfen, Frauen besser zu verstehen. Und zum anderen wirst du, wenn du dich wirklich auf die Königin einlässt, ihre Schönheit und Güte auch in dir finden. Was wir versuchen, in Worte zu fassen, existiert als mächtiges, kollektives Feld. Wenn du aufmerksam liest, wird es dich berühren und deine innere Anima in ihrer Bewusstwerdung stimulieren. Sie kann dich zum Beispiel lehren, auf allen Ebenen, auch der emotionalen, gut für dich allein zu sorgen.

Frauen wiederum möchten wir ausdrücklich dazu ermutigen, sich der Kraft des Samurai voll zu öffnen5. Es ist für jede Frau ab einer bestimmten Entwicklungsstufe essentiell, einen starken Animus zu entwickeln, um ihre volle Power – von Männern unabhängig – in die Welt einzubringen.

Auch wenn es in unserer Metapher oberflächlich um eine Königin und einen Samurai geht – das gesamte Buch handelt von dir. Jede Seele sucht wie die Königin nach dem Geheimnis wahrer Schönheit und wie ein mutiger Krieger nach ihrer Mission.

Auch für Singles?

Die Frage, ob dieses Buch auch an Singles gerichtet ist, erübrigt sich eigentlich. Denn letztlich ist jeder Mensch ein »Single«, ein eigenständiges Wesen, ob er in einer Beziehung lebt oder nicht. Er steht immer für sich allein.

Du kannst jedes Kapitel auf zwei Ebenen lesen. Auf der weltlichen – bezogen auf deine realen, äußeren Beziehungen. Besonders der dritte Teil wird dir dabei helfen zu verstehen, warum du gerade solo unterwegs bist, und wird dich entweder in deiner Wahl bekräftigen oder dich auf das nächste Beziehungsabenteuer vorbereiten. Doch die eigentliche Offenbarung wartet auf der inneren Deutungsebene auf dich, wo du dich nicht mehr als einen kleinen, von allem getrennten Menschen, sondern als Schauplatz einer kosmischen Liebesaffäre zwischen Eros und Logos erfahren kannst. Findet hier, in dir, ein Erwachen statt, wird auch deine gesamte äußere Beziehungswelt freier und lebendiger erblühen.

Die Ansprache

Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Um dem allumfassenden Anspruch des Buches gerecht zu werden, müssten wir korrekterweise nicht nur immer Frau und Mann ansprechen, sondern auch noch alle anderen Menschen. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, um den Fluss des Textes nicht zu sehr ins Holpern zu bringen. Allerdings werden wir hin und wieder die Ansprache wechseln, erweitern, um allen Lesern und Leserinnen zu signalisieren, dass wir dich – ja genau dich – beim Schreiben in unserem Herzen tragen. Für alle, die sich gerade weder als Mann noch als Frau wahrnehmen: Bitte fühle dich durch den Begriff »Zauberwesen« liebevoll angesprochen.

Die drei Abschnitte

Im Grunde genommen hältst du drei Bücher in der Hand. Jeder Mensch verfügt – stark vereinfacht – über drei verschiedene Intelligenzen: Herz, System und Praxis. Das Herz erfühlt die Dinge. Die systemische Intelligenz versteht sie. Die praktische setzt um. Unser Anliegen ist es, alle drei Ebenen anzusprechen. Deshalb erwartet dich ein Märchen für das Herz, ein Manifest für den großen Überblick und ein persönlicher Brief an dich mit der Einladung, die Inspiration nun in die Tat umzusetzen. Je nachdem, wo deine Stärken liegen, werden sie dich unterschiedlich stark ansprechen. Sie bauen aufeinander auf, und dennoch laden wir dich ein, in deinem bevorzugten Drittel zu beginnen und dich den anderen danach zu nähern.

Die Königin und der Samurai. In dem wir für diesen Teil die Form eines Märchens wählen, gehen wir bewusst ein Risiko ein. Geschichten sind nicht jedermanns Sache. Doch wir haben diesen Teil nicht nur aus Spaß geschrieben. Die menschliche Psyche ist ein faszinierendes, komplexes Innenreich, das von dir nicht nur bedacht und besprochen, sondern vor allem erfahren werden möchte. Unser Unterbewusstsein arbeitet wesentlich stärker mit Bildern als mit Worten. Ortet es in einer Geschichte eine archetypische Kraft, bringt sie diese auch in dir zum Schwingen. Deshalb laden wir dich ein, das Märchen nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen und deinem Körper zu lesen. Welche Gedanken, Gefühle und Empfindungen tauchen beim Lesen auf? Welche Episoden berühren dich besonders stark? Ziehen sie dich an, oder stoßen sie dich ab?

Nicht wir haben die Königin und den Samurai als Hauptfiguren ausgesucht. Sie haben uns auserwählt, über sie zu berichten. Plötzlich tauchten sie in unseren Träumen, Meditationen und Gesprächen auf. Wir fühlten beide eine starke Resonanz und folgten ihrem Ruf. Die beiden weckten unser Licht, brachten aber auch bisher verleugnete Schatten an die Oberfläche. Auch wenn wir ihre Botschaft in ein Märchen gekleidet haben, die Königin und der Samurai sind nicht nur eine willkürliche Idee. Sie repräsentieren Archetypen unserer kollektiven Psyche. Wenn du in das Märchen eintauchst und dich von den beiden berühren lässt, werden sie dich ganz sicher etwas Kostbares über deine Essenz und den Sinn deines Lebens lehren. Sie werden den Mann und die Frau in dir an die Hand nehmen und ihnen ein Königreich zeigen, das als menschliche Möglichkeit in jedem von uns existiert. Deshalb taucht es in allen Kulturen und Traditionen immer wieder als Mythos auf, zum Beispiel in den Legenden vom Paradies, Atlantis oder Shangri-La.

Keine Angst, du musst dafür an nichts glauben. Archetypen sind älter als jede Religion. Sie gleichen eher uralten Informationsfeldern, die unsere verschiedenen Götterbilder und Glaubenskonzepte benutzen, um sich immer wieder neu und zeitgemäß auszudrücken.

Lass dich überraschen! Seitdem wir der Königin und dem Samurai Einlass in unser vielbeschäftigtes Leben gewährt haben, lehren sie uns. Über ein würdevolles, authentisches Mann- und Frausein, über alte und zugleich zeitlose Tugenden wie Ehre, Milde und Hüterschaft. Ihre Kräfte und Botschaften haben unsere Beziehung in den letzten zwei Jahren auf ein bis dahin noch nie erfahrenes Level an Tiefe und lebendiger Ko-Kreation geführt.

Vor circa einem Jahr begannen wir behutsam, die Königin und den Samurai in Veits Vorträgen unserem Publikum vorzustellen. Wir stellten ihnen auch historische, neurowissenschaftliche und psychologische Erkenntnisse an die Seite, doch letztendlich erzählten wir ein Märchen. Die leuchtend bestätigenden Augen unserer Zuhörerinnen signalisierten uns, dass dies nicht nur unsere persönliche Geschichte war. Sie erinnerten sich beim Zuhören an ihre innere Königin. Bei noch keinem anderen Thema haben wir so viele Männer in aufmerksamer Haltung lauschend und oft sogar mit Tränen in den Augen gesehen. Ob Buchhalter, Masseur oder Unternehmer – viele Männer wissen heutzutage, wie es sich anfühlt, wenn sie im Strudel des Alltags ihre wahre Mission aus den Augen verlieren. Wir sind sehr gespannt, ob und wie die Königin und der Samurai dich berühren werden.

Das Manifest der Liebe. Im zweiten Drittel des Buches beleuchten wir einige der mächtigsten Archetypen der menschlichen Seele. Eros und Logos, Animus und Anima. Wir bieten dir eine Landkarte ihrer Entwicklungsstufen an – für uns Geburtswehen der Liebe. Wir haben beim Schreiben noch einmal wesentlich mehr Respekt für das Wirken der Archetypen im Leben eines einzelnen Menschen, aber auch in unserer gesamten Gesellschaft gewonnen. Wir können uns ihrem Einfluss nicht entziehen. Seitdem es den Menschen gibt, speist jeder unserer Vorfahren seine individuellen Erfahrungen in das kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Hinter jedem Mann stehen Abermillionen von Männern. In jeder Frau schlägt das Herz aller Frauen. Doch Archetypen sind nicht nur ein Sammelbecken unserer vergangenen Erfahrungen. Sie repräsentieren auf geheimnisvolle Weise eine Ahnung unserer zukünftigen Möglichkeiten. Wir wissen nicht wirklich, woher sie kommen. Doch sie transportieren in ihren Bildern und Energien ganz bestimmte Qualitäten, an die wir andocken können, um uns zu stärken und weiterzuentwickeln. Für uns sind Archetypen wie Animus und Anima, Heilerin und Hure, Königin und Krieger, Part einer geistigen DNA der Menschheit. Sie werden in bestimmten Lebensphasen und Kulturepochen unterschiedlich stark aktiviert. Wahrscheinlich benutzen eher sie uns als umgekehrt. Wie unsichtbare Felder (Meme), die sich stark im Einzelnen und im Kollektiv melden, wenn ihre Zeit gekommen ist.

Wenn du dich ihnen verwehrst, geben sie nicht etwa Ruhe. Sie werden dann autonom. Sie entwickeln ein ungesundes Eigenleben und benutzen dich wie einen Spielball. Sie treten über die »Hintertür«, über deine Träume in dein Leben ein. Sie verwenden andere Menschen als Projektionsflächen, die du dann unerklärlich stark fürchtest, bewunderst oder begehrst. Sie schicken dir körperliche Symptome und intensive Gefühle, um dich auf sie aufmerksam zu machen.

Obwohl alle Archetypen spannende Botschaften in sich tragen, konzentrieren wir uns in diesem Buch vor allem auf Animus und Anima. Der Grad deiner Bewusstheit im Umgang mit ihnen entscheidet maßgeblich über dein Selbstverständnis als Mann, Frau oder Zauberwesen und über die Qualität deiner Beziehungen. Wir stellen dir sieben Entwicklungsebenen dieser Archetypen vor. Viele befreiende Aha-Erlebnisse sind garantiert!

Ein Brief an dich. Wir glauben, dass du dieses Buch nicht aus Zufall liest. Es hält in irgendeinem Absatz, einer Frage, einer Aussage einen Spiegel für eine Kraft in dir bereit, die gelebt werden möchte. Unser tiefster Wunsch ist es, dich zu ermutigen, dich noch mehr einzubringen, noch authentischer deiner Wahrheit zu folgen. Möge dieses Buch nicht in deinem Bücherregal verstauben, sondern sich in ein fruchtbares Samenkorn für dein Potential verwandeln.

Möge es die Tugenden der Samurais und die Macht der Königin in dir entfesseln.

Das schönste Geschenk, das du mit uns allen teilen kannst, bist du in deiner freiesten Version.

Wie schreiben wir?

Vielleicht fragst du dich beim Lesen manchmal, wer das gerade geschrieben hat. Veit oder Andrea? Den Akt des konkreten Niederschreibens hat zu circa 80 Prozent Veit übernommen. Jeder von uns ist ein starkes Eigenwesen, und gleichzeitig begreifen wir uns seit vielen Jahren in unserer Arbeit als ein System. Wir konzentrieren uns auf das gemeinsame Anliegen und schauen dann sehr genau, wer von uns auf welchem Kanal am wirksamsten dienen kann. Wir wollen nicht unser Ego befriedigen, sondern dem Zweck so optimal wie möglich dienen. So liegt Veit das Schreiben wesentlich mehr, während eine von Andreas Stärken zum Beispiel darin besteht, Menschen im Direktkontakt sehr schnell auf den Punkt zu bringen und zu verzaubern6.

Doch der Inhalt, die essentiellen Kerngedanken stammen ganz klar von uns beiden. Dieses Buch war auch für uns ein neuer, überaus spannender kreativer Prozess. Wir haben das, was ausgedrückt werden wollte, in vielen Gesprächen, Meditationen und tatsächlich auch Träumen gemeinsam auf die Erde geholt, diskutiert und verfeinert. Natürlich gibt es Gewichtungen. Zum Beispiel hat Andrea den Brief an die Frauen und Veit den an die Männer geschrieben.

Wir haben bewusst darauf verzichtet, bei jedem Kapitel anzugeben, wer jetzt gerade schreibt. Das hätte den Lesefluss ge stört. Stell dir am besten vor, dass wir beide über das Buch mit dir sprechen. Wer gerade das Wort führt, ist nicht wichtig. Es ist eine Quelle.

Empfehlungen für dein Lesen

Wie gesagt, wollen wir in diesem Buch nicht beschreiben, was ein richtiger Mann, eine gute Frau ist. Das wäre vermessen und verfehlt. Du bist einzigartig. Wir wünschen uns, mit Worten und Bildern deine weiblichen und männlichen Qualitäten wachzurufen. Wir haben nicht den Anspruch, die Wahrheit zu verkünden. Wir begreifen uns als Feldforscher, die von ihrer Erfahrung berichten. Bitte übernimm also nichts einfach so als ein Konzept. Doch es wäre toll, wenn du dem Geschriebenen eine Chance geben würdest, dich zu berühren. Wenn du beim Lesen auf deine Re-Aktionen achtest. Auf die zustimmenden wie die abwehrenden. Vielleicht machst du dir dort, wenn dein innerer Sensor ausschlägt, am Rand eine Notiz und kommst später noch einmal zu dieser Stelle zurück. Belebe und vertiefe das Wort mit der Frage: »Was hat dies konkret mit mir zu tun?«

Wenn dich unser Buch »Königin und Samurai« inspiriert, laden wir dich zu einem Experiment ein: Lies es mindestens zweimal. Zuerst aus der Perspektive des Geschlechts, mit dem du dich mehr identifizierst, und dann aus der Sicht der anderen Seite. Wenn du ein Mann bist, konzentriere dich im ersten Durchlauf auf den Samurai in dir. Lies dann die Kapitel über die Königin noch einmal, als wärest du selbst eine Frau. Vielleicht überrascht es dich, was du dabei in dir entdeckst.

Bitte lies dieses Buch auch für alle Menschen, die du kennst. Einige nordamerikanische Indianerstämme beginnen ihre Schwitzhüttenrituale mit einem, wie wir finden, wundervollen Ritual. Bevor ein Mensch den heiligen Raum betritt, geht er auf seine Knie (die Öffnung ist niedrig und klein), und er wiederholt mehrere Male den Satz: »Für all meine Beziehungen.« Er macht sich so bewusst, dass jede Heilung, jede Erkenntnis, die er erfährt, immer all seinen Mitmenschen und auch den kommenden Generationen zugutekommt. Wir Repräsentanten einer westlichen, hoch individualisierten Kultur haben leider häufig vergessen, dass wir wichtig für andere sind.

Du bist wichtig. Die Art und Weise, wie du heute Morgen aufgestanden bist, wie du lebst und liebst, wie du Männer und Frauen siehst und sie behandelst hat eine große Wirkung. Im Leben der Menschen, die direkt mit dir zu tun haben, aber eben auch für uns alle. Lies dieses Buch bitte nicht nur für dich, sondern für alle, die sich nach einer freieren, aufmerksameren, liebevolleren und weiseren Version von dir sehnen. Deine Liebsten, deine Kids, deine Kollegen, die Fremden auf der Straße – wir alle brauchen dich.

Das, was die Menschheit bis hierher demonstriert hat, ist nicht das Ende unserer Möglichkeiten. Es kann erst der Beginn sein. Die nächste (R)Evolution wird kein einzelner Messias auslösen oder ein wild gewordener Diktator, sondern viele Millionen Frauen und Männer, die dort, wo sie wirken, erwachen.

In ihr volles Potential, in die Liebe, in die Freiheit.

Wenn der Samurai in dir erwacht, wird er die Königin schützen.

Und sie wird führen.

Im Namen der Liebe.


5 Bei der Recherche haben wir übrigens festgestellt, dass es in Japan sehr wohl weibliche Samurais gab. Sie werden in der Literatur nur gern totgeschwiegen, weil sie nicht ins Klischee passen.

6 Anmerkung von Veit: Wenn Andrea dieses Buch geschrieben hätte, wäre es maximal zehn Seiten lang. ;-) Nicht, weil sie nichts zu sagen hat, sondern weil es ihre Art und Kunst ist, die Wahrheiten des Lebens auf Koan-Länge einzudampfen.

DIE WEBSEITE

Wenn dich das Thema packt, schau auf jeden Fall auf der Webseite zum Buch unter www.königin-samurai.de vorbei. Wir haben beim Schreiben bemerkt, dass wir unmöglich alles, was wir gern mit dir teilen würden, in dieses Buch packen können. Auf der Webseite findest du Interviews mit Menschen, die zu diesem Thema etwas zu sagen haben, geführte Meditationen, Vortragsvideos, weiterführende Buch- und Filmtipps. Ein Besuch lohnt sich!

Und jetzt viel Freude beim Lesen!

PART 2

DIE KÖNIGIN UND DER SAMURAI

IN DER ZUKUNFT

2097: Der Mann stand bis zur Hüfte im türkisblauen Wasser der Bucht. Obwohl er weit über hundert Jahre alt war – in dieser Zeit keine Seltenheit mehr –, sah er erstaunlich rüstig aus. Er trug sein silbergraues Haar kurz geschoren. Die lederne, braungebrannte Haut spannte sich immer noch über seinen drahtigen, asketischen Körper.

Tränen flossen über sein Gesicht, während die Sonne wie eine andächtige Verheißung am Horizont aufstieg. Die funkelnden Reflexionen ihres rötlich goldenen Lichts breiteten sich auf der fast spiegelglatten Oberfläche des Meeres aus, bis sie auch ihn umhüllten.

Für einen kurzen Augenblick versank Naru in der Schönheit dieses Anblicks. Doch heute konnte sich seine Seele nicht mit der Morgenröte erheben. Denn in seinem Herzen war es Nacht. Vor ihm lag der tote Körper seiner Geliebten, in einem einfachen Leinenkleid – aufgebahrt auf einem Floß aus Holz. Wie ein Relikt aus alten Zeiten. So hatte sie es sich gewünscht.

Ein Teil in ihm kämpfte stumm gegen die Endgültigkeit des Abschieds. Zärtlich glitt sein Blick über ihr filigranes, von Liebe, Lust und Lachen gegerbtes Gesicht. Die tiefen Falten verrieten ihr Alter, und doch umhüllte nun eine Aura der Zeitlosigkeit ihren Körper. Das verspielte Mädchen, die wilde Geliebte und die weise Alte gingen gemeinsam nach Hause. Ihre Lippen, die er oft sanft und noch häufiger feurig geküsst hatte, hatten das Lächeln ihres letzten, friedvollen Atemzugs eingefangen.

Naru war ein furchtloser Krieger, über 50 Jahre geschult im Loslassen. Doch vor diesem Moment hatte er sich – das wurde ihm nun klar – immer gefürchtet. Dea war damals der einzige Grund für ihn gewesen, in dieses Leben zurückzukehren und es lieben zu lernen. Er hatte keine Angst vor dem Tod, aber vor einem Dasein ohne sie. Deshalb hatte er gehofft, mit ihr zusammen gehen zu können. Doch ihre Lehrer hatten es anders gewollt. Gerade hasste er sie dafür.

Er hatte Dea versprochen, sie hierher zurückzubringen, falls sie vor ihm sterben würde. Auf die kleine verwunschene Mittelmeerinsel ihrer leiblichen Ahnen. Meeresbestattungen waren seit über hundert Jahren nicht mehr erlaubt, doch alle hier hatten Dea geliebt. Ihr letztes Geschenk an sie war diese ungestörte Bucht an diesem Morgen. Niemand würde etwas sehen oder später nachfragen.

Sie hatten ein glückliches Doppelleben geführt. Für die meisten Menschen, die ihn oberflächlich kannten, war Naru ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann. In seinem verborgenen Leben war er in den Tugenden der alten Samurais trainiert worden. Was viele nicht wussten, war, dass die Wurzeln dieser alten japanischen Kriegerkaste in eine Zeit zurückreichten, in der es noch gar kein Japan gab. Samurai übersetzt bedeutete nicht Krieger, wie viele vermuteten, sondern Dienender.

Ja, er hatte gelernt zu dienen. Dem großen Wirken. Er hatte gelernt, seinen Geist von Gier und Angst zu leeren, um das Leben rein empfangen und ihm folgen zu können. So wusste er an diesem Morgen, was zu tun war. Auch wenn sein Herz blutete, stieß er das Floß kräftig ab und überließ es der Strömung, die es hinaus auf die offene See trieb. Leise und ruhig glitt Deas Körper auf einem Teppich aus Licht dem Horizont entgegen. Als das Floß die kleine Bucht verließ, entzündete er über den kleinen Sender in seiner Hand das präparierte Holz. »Mein letzter Dienst für deine Reise, Geliebte. Wo auch immer du nun bist, Dea, lass los. Geh frei im großen Geist auf.«

Die hungrigen Flammen vermischten sich mit den gleißenden Strahlen der Sonne und erschütterten den letzten Traum, an dem er festgehalten hatte. Die Traurigkeit schlug erbarmungslos wie eine dunkle Welle über ihm zusammen. Mit bleiernen Schritten schleppte er sich zurück ans Ufer und brach weinend zusammen.

Naru dachte, er hätte gelernt, sich hinzugeben. Doch in dieser letzten Schlacht erhob sich sein Wille so verbittert wie noch nie gegen den Lauf des Schicksals. Ein zynischer Gedanke verdunkelte seinen Verstand: »Worin besteht der Sinn, sich so tief auf ein anderes Wesen einzulassen, wenn dir am Ende doch nur das Herz gebrochen wird? Warum war ich so dumm, etwas Lebendes mit jeder Faser meines Seins zu umarmen, wenn doch klar war, dass ich es irgendwann gehen lassen muss?«

Für einen kurzen Moment tauchten seine Brüder vor seinem inneren Auge auf, die sich im Gegensatz zu ihm vor langer Zeit entschieden hatten, im Bergkloster zu bleiben und die Welt der Sinne nicht mehr zu berühren. Sie hatten die Leere gewählt, und er hatte sich in die Fülle gestürzt. Er ahnte, dass sie gerade für ihn beteten. Ihr nüchterner, leiser Frieden bildete einen Schutzkreis um ihn, in dessen Mitte er wie ein verwundeter Narr saß und weinte.

War er also wieder eingeschlafen? War dies alles ein großer Fehler gewesen? War das Leid, das nun in ihm brannte, die Strafe für seinen Irrtum? Diese hässlichen Fragen formten in seinem Denken einen dunklen Trichter der Verzweiflung. Sein Sog versuchte ihn, alles, was er mit Dea erfahren hatte, infrage zu stellen und in die Dunkelheit zu stürzen.

Da ertönte plötzlich ihr helles, schelmisches Lachen. Wie oft hatte sie ihn damit geneckt und liebevoll aus seiner zu verbissenen Ernsthaftigkeit gelockt?

Was sollte das?! Dea war tot. Welcher Teil seines Verstandes trieb Schabernack mit ihm?

Da war es wieder. Lieblich und frech.

Warum bist du so traurig, mein Liebster?

Wahrscheinlich werde ich verrückt.

Nein. Du wachst gerade auf.

Ich höre deine Stimme.

Ja, ich weiß.

Aber du bist tot.

Bin ich das?

Höre ich wirklich dich, oder spricht mein Verstand mit deiner Stimme zu mir?

Ach du! Ist da wirklich noch ein Unterschied?

Was meinst du damit?

Haben wir uns nicht immer zum Abschied gesagt: »Da, wo du bist, da bin auch ich.«?

Ja.

Denke an unsere innigsten Momente, Geliebter, und erinnere dich. Wo hörst du auf, und wo fange ich an? Kein Grund, traurig zu sein. Ich bin hier. Immer.

Aber ich will dich berühren. Ich will in deinen grünen Augen baden. Ich möchte deine Hand halten, wenn ich auf das Meer schaue.

Ich weiß. Ich verstehe dich. Und … es ist Zeit, ganz aufzuwachen.

Wie?

Bist du bereit für deine letzte Lektion?

Ja.

Darf ich dich führen?

Ja.

Dann laufe jetzt nach Hause. Weine. Wüte. Tanze. Tu, was immer du tun musst, um deinen Schmerz zu ertragen. Doch heute Nacht leg dich nicht in dein Bett, sondern geh in die kleine Kapelle am Fuße des Berges.

Du meinst die, in der du damals unseren Trauring auf dem Altar liegen ließest, weil du der Meinung warst, unsere Ehe wäre besser in den Armen Gottes als in unseren Händen aufgehoben?

Genau die. Setz dich vor den Altar. Versenke deinen Geist in der Stille, wie du es bei deinen Brüdern gelernt hast. Dort werden wir uns wiedersehen. Ich helfe dir, dich auf deine letzte Herausforderung vorzubereiten.

DIE KAPELLE

Ein Samurai kennt zwei Wege in die innere Freiheit – das Feuer und das Meer.

Der Weg des Feuers führt ihn direkt in den Schmerz, in den Tumult, in den Lärm. Anstatt das, was er fürchtet, zu vermeiden, bleibt ein Samurai stehen. Er empfängt seinen inneren Gegner mit offenen Armen. Er schichtet aus all den unangenehmen Erfahrungen – Angst, Trauer, Wut, Ohnmacht – seinen eigenen Scheiterhaufen. Dann stellt er sich freiwillig darauf und zündet ihn selbst an. Es mag verrückt klingen, doch tatsächlich ist es weise. Seine Dämonen ziehen ihre Kraft aus seinem Kampf gegen sie. Sie versuchen ihn, sich gegen sie zu erheben. Doch wenn er wach ist und den Spieß umdreht und sich ihnen bewusst hingibt, entzündet seine Hingabe ein reinigendes Feuer in ihm, in dem alle Trugbilder verbrennen. Übrig bleibt reine, stille Essenz. Das, was wir alle in der Tiefe sind.

Der Weg des Meeres führt den Samurai direkt in den Frieden und die Weite jenes mächtigen Ozeans, der in jedem von uns darauf wartet, dass wir ihn entdecken. Manche nennen dieses stille, unendliche Meer des Bewusstseins den Großen Geist, andere Weltenseele oder Brahman. Wenn sich die kleine Ich-Welle entspannt, erinnert sie sich. Sie lässt los und findet sich im gesamten Ozean wieder.

Ein Samurai lernt, in dieser Stille zu ruhen. Er beobachtet unbewegt all die Gedanken und Gefühle, die wie kleine Sedimente vom Boden des Meeres aufsteigen und wieder dahin zurücksinken. Mit jedem Ausatmen lässt er seine kleine Ich-Identität los. Er taucht tiefer und tiefer in den Urgrund ein. Er dehnt sich weiter und weiter in ihm aus. Er wird zur Stille jenseits der Stille.

In dieser sternenklaren Nacht war Naru müde vom Schmerz und wünschte sich so sehr diesen inneren Frieden. Noch immer hielt er seinen Dialog mit Dea für eine Fata Morgana seines in Trauer halluzinierenden Verstandes. Doch stärker als der Zweifel wühlte ihn die Sehnsucht auf. Nach ihr? Oder nach Freiheit?

Kurz nach Sonnenuntergang betrat er die kleine Kapelle, zündete eine Kerze an und nahm seine Sitzposition vor dem Altar ein. Er beruhigte den Atem und schloss die Augen. Sein Verstand, aufgepeitscht von Schmerz und Trauer, gab sich langsam und zögerlich der inneren Stille hin – so wie ein verletztes Kind im Schoß der Mutter nach und nach zur Ruhe kommt. Mit jedem Ausatmen sank er mehr in sich hinein. Er ließ den Kampf an der Oberfläche zurück und gab sich der Weite hin. Er hatte keine Angst vor der Dunkelheit seines Bewusstseins, denn so paradox es klang: Sie war heller als jedes irdische Licht. Die Leere, die ihn empfing, war nicht leer. Sie war voller als voll. Das Nichts, in das er eintauchte, war alles.

Man kann dies nicht verstehen, sondern nur erfahren. Denn der Verstand hat hier keinen Zutritt. Hier – in der schwerelosen Weite der namenlosen Stille war Narus Seele frei, weil es ihn als kleine, verletzbare Person nicht gab.

Ein Moment – aufgelöst in den Tiefen dieses Ozeans – fühlt sich an wie eine süße Ewigkeit. So wusste er nicht, wie lange er so gesessen und gelauscht hatte, als er die leise, ruhige Stimme von Dea vernahm.

Bist du bereit, Geliebter?

Ja.

Was ist es, was du wirklich-wirklich willst?

Ich möchte frei sein und ich möchte mit dir sein.

Du bist immer mit mir. Wir können nicht getrennt werden.

Ja, ich weiß das. Theoretisch. Ich habe es tausendmal gelesen und selbst gesagt. Aber jetzt kann ich es nicht fühlen.

Um uns vollständig zu erfahren, musst du radikal erwachen.

Wie?

Indem du den Traum durchschaust.

Wie mache ich das?

Indem du ihn noch einmal als Beobachter bewusst durchwanderst. Geh dorthin zurück, wo unsere gemeinsame Geschichte begann.

Meinst du unsere Ehe?

Nein. Lass uns viel weiter zurückgehen.

Du meinst zurück bis nach Homodea?

Ja. Lass los. Ich führe dich.

Ein kühler, angenehmer Luftzug berührte Narus Stirn zwischen seinen Augenbrauen. Er wusste, was jetzt kam. In der Ausbildung bei seinen Brüdern hatte er gelernt, ohne Körper in der Zeit zurückzureisen. Er ließ sich fallen und erwachte in Homodea. Da, wo er sie zum ersten Mal sah und lieben durfte. Und er erlebte es noch einmal, aus seinen und aus ihren Augen.