Claire-Louise Bennett
Teich
Aus dem Englischen
von Eva Bonné
Luchterhand
Die englische Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel »Pond« bei The Stinging Fly Press, Dublin.
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1. Auflage
Copyright © 2015 Claire-Louise Bennett
Copyright © der deutschen Ausgabe 2018 Luchterhand Literaturverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlaggestaltung: buxdesign | München unter Verwendung eines Motivs von © Nora Reza;
Blue Window, 2007-08 (oil on canvas) / Bridgeman Images
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN 978-3-641-21292-6
V001
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Aus der höchsten Freude tönt der Schrei des Entsetzens oder der sehnende Klagelaut über einen unersetzlichen Verlust. [Dann] bricht gleichsam ein sentimentalischer Zug der Natur hervor, als ob sie über ihre Zerstückelung in Individuen zu seufzen habe.
Friedrich Nietzsche, Die Geburt der Tragödie
Aber konnte vielleicht jede Wohnung mit der Zeit zu einer Höhle werden? Und mich in ihrem wohltuenden, lauen, beruhigenden Halbdunkel aufnehmen?
Natalia Ginzburg, Nie sollst du mich befragen
Die Wölfe im Schneckenhaus sind grausamer als die streunenden.
Gaston Bachelard, Die Poetik des Raumes
Inhalt
Inhalt
Reise im Dunkeln
Morgens, mittags, abends
Gleich als Erstes
Der große Tag
Wunschdenken
Um kurz vor sieben
An einen unbekannten Gott
Vor zwei Wochen
Pfannengericht
Letzte Hand anlegen
Kontrollknöpfe
Postkarte
Das tiefste Meer
O Tomatenmark!
Morgen, 1908
Mit bloßen Händen
Aus & vorbei
Wörter entfallen mir
Die Dame des Hauses
Bekanntes Terrain
Reise im Dunkeln
Als Erstes fiel uns auf, wie gut du aussahst. Und dass sich in den Hauptfenstern deines Hauses die Glut der untergehenden Sonne spiegelte. Eines Abends, wir kamen gerade von den Wiesen draußen zurück, war der Effekt so dramatisch, dass wir dachten, deine Zimmer stünden in Flammen. Nichts taten wir lieber, als den rasselnden Kies der Einfahrt zu harken, auf einen der makellosen Bäume am Wegesrand zu klettern und zu warten.
Irgendwann hörten wir dann das Motorendröhnen im Tal, gefolgt von einer nervenzerreißenden Stille, in der wir die Füße baumeln ließen und an deine Hände am Lederlenkrad dachten, links und rechts. Dabei waren wir nur Mädchen, kleine Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden; lange würden wir keine kleinen Mädchen mehr sein. Die beiden anderen waren mit ihren leeren Luftballonstäben am Bach zurückgeblieben, während ich nun über die Mauer in deinen Ziergarten kletterte, auf den zum Spielen völlig untauglichen Rasen niedersank, die zartlila Muschelschale – meinen kostbarsten Besitz – fest umklammerte und einschlief.