Impressum

ISBN 978-3-641-21925-3
V001

© 2018 by Bassermann Verlag, einem Unternehmen
der Verlagsgruppe Random House GmbH,
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Umschlaggestaltung: Atelier Versen, Bad Aibling
Bildnachweis: Grafik: Atelier Lehmacher. Illustrationen der Kästen entnommen aus den Schriftenfonts AleTransportLL und DF Organics IIB.

Autor: Oliver Noelle
Realisation: Medien- und Literaturagentur Drews
Projektleitung: Dr. Margit Roth
Layout und Satz: Atelier Lehmacher
ebook-Herstellung: Uhl + Massopust, Aalen

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Vorwort

„Wir wurden besch…!“ – Welcher Fußballfan kennt dieses Gefühl nicht? Der Spruch von Bayernpräsident Karl-Heinz Rummenigge nach der Halbfinalpleite in der Champions League 2017 gegen Real Madrid fasst gut zusammen, was viele nach einer Niederlage denken: Der Schiedsrichter hat Schuld. Ahnungslose Fußballreporter wollen uns weismachen, dass wir falsch liegen, dabei haben wir, und natürlich nur wir, es genau gesehen!

Gefühlt liegen wir also richtig, aber was steht eigentlich in den Regeln geschrieben? Das wissen tatsächlich die wenigsten Fußballfans – eigentlich nur die Schiedsrichter. Dabei kann ein Fan diesen Sport viel mehr genießen, wenn er sich etwa in folgenden Fragen auskennt:

Kann ein Spieler das Abseits aufheben, indem er ins Tor läuft? Darf während des Elfmeterschießens der Torwart gewechselt werden? Muss ein Schiedsrichter die Entscheidung seines Video-Assistenten akzeptieren? Darf ein Spieler seine Auswechslung verweigern? Was ist, wenn ein direkter Freistoß ins eigene Tor geht? Gilt die Abseitsregel auch beim Einwurf? Und warum beträgt der beim Freistoß einzuhaltende Abstand neun Meter 15 und nicht genau neun oder zehn Meter? Fragen über Fragen, die „Fußballregeln für Fortgeschrittene“ auf launige Weise beantworten will – und nebenbei in speziellen Infokästen zusätzliche Informationen aus der Fußballgeschichte weitergibt. Zudem erklärt Bundesliga-Referee Patrick Ittrich die kniffligsten Fälle des Regelwerks.

„Fußballregeln für Fortgeschrittene“ wendet sich aber auch an Anfänger. Der Regeltext des DFB wird dabei zu 95 Prozent wiedergegeben und danach mit vielen Beispielen erklärt. Da es sich dabei in gewisser Weise um Gesetzestexte handelt, kann die Leserin oder der Leser die zum Teil brillante Kürze und Trockenheit, zum Teil aber auch erschreckende Bandwurmerei und unfreiwillige Komik der Regeln kennenlernen.

Neben der Freude am Fußballspiel und dem Respekt vor dem Schiedsrichter gewinnt die Leserin oder der Leser aber auch etwas anderes: Sie oder er kann sich im Stadion, in der Kneipe oder auf der Couch als absolute Regelexpertin oder absoluten Regelexperten präsentieren, als unverzichtbarer Teil des Teams, als diejenige Person, die – wenn es um die Fußballregeln geht – unbedingt gefragt werden muss…

Mein großer Dank geht an Michael Schäfer vom Hamburger Fußballverband, der mich an einem Schiedsrichter-Lehrgang im März 2017 teilnehmen und gnädigerweise mit 29 von 31 möglichen Punkten sogar bestehen ließ, und an Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich, der viele knifflige Fragen klären und schwierigste Regeln anschaulich erläutern konnte.

Oliver Noelle

Die Regeln

Eine aktuelle Fassung der Fußballregeln wird vom Deutschen Fußball Bund (DFB) jedes Jahr zum 1. August herausgegeben und kann im Internet eingesehen oder als kleines Büchlein von 132 Seiten erworben werden. Soweit die ab der Saison 2017/18 geltenden Regeln hier zitiert werden, sind sie kursiv gesetzt. Hervorhebungen im Regeltext durch den Autor für bessere Verständlichkeit sind zusätzlich unterstrichen.

Der Schiedsrichter

Patrick Ittrich, Jahrgang 1979, begann mit 14 Jahren als Schiedsrichter bei seinem Heimatverein Mümmelmannsberger SV in Hamburg und arbeitete sich bis in die Bundesliga hoch, in der er seit Anfang 2016 pfeift. Der Polizeibeamte sieht seine besondere Stärke – neben der perfekten Kenntnis der Fußballregeln – im souveränen Umgang mit den Spielern. Auch die negativen Aspekte als Schiedsrichter im Blickpunkt der Öffentlichkeit sind Patrick Ittrich bekannt: Er fand seinen Kollegen Babak Rafati, der sich 2011 vor einem Spiel das Leben nehmen wollte, und rettete ihn.

Der Autor

Der Hamburger Sportjournalist Oliver Noelle, Jahrgang 1967, hat bereits einige Bücher über Fußball und Formel 1 geschrieben (zuletzt „Fußball für Angeber“ oder „Das große Fußball-Lexikon“). Im Jurastudium hat er gelernt, trockene Gesetzestexte zu ertragen – seine Erfahrungen als Schiedsrichter erschöpfen sich in einem Kurs und der dazugehörigen Prüfung. Als Fußballer trat er für sämtliche Jugendmannschaften seines Heimatvereins SV Henstedt-Rhen an sowie für die Alten Herren des FC Alsterbrüder.

Der Inhalt

Vorwort

Regel 1: Spielfeld

Regel 2: Ball

Regel 3: Spieler

Regel 4: Ausrüstung der Spieler

Regel 5: Schiedsrichter

Regel 6: Weitere Spieloffizielle

Regel 7: Dauer des Spiels

Regel 8: Beginn und Fortsetzung des Spiels

Regel 9: Ball im und aus dem Spiel

Regel 10: Bestimmung des Spielausgangs

Regel 11: Abseits

Regel 12: Fouls und unsportliches Betragen

Regel 13: Freistöße

Regel 14: Strafstoß

Regel 15: Einwurf

Regel 16: Abstoß

Regel 17: Eckstoß

Regel 1: Spielfeld

Es gibt insgesamt nur 17 Fußballregeln – und ausgerechnet die Überschrift zu Regel 1 klingt eher nach Mathematikunterricht als nach großer weiter Fußballwelt. Aber wir Fußball-Aficionados sind ja auch Trüffelschweine, und wenn es darum geht, uns für das Gespräch mit anderen Fans einen kleinen Vorteil zu verschaffen, dann beschäftigen wir uns eben auch mit dem Spielfeld. Entscheidend is’ auf’m Platz! Das Regelheft des DFB umfasst dazu immerhin zehn Seiten Länge inklusive einiger Abbildungen. Wir fassen hier alles kurz und knapp zusammen.

Los geht es in Regel 1.1 mit einer Bestimmung, die Traditionalisten unter den Fußballfans vielleicht stören wird:

Das Spielfeld muss vollständig aus einer Natur- oder, sofern gemäß den Wettbewerbsbestimmungen zulässig, einer Kunstrasenfläche bestehen, es sei denn, die Wettbewerbsbestimmungen lassen eine Kombination aus Kunst- und Naturrasenmaterialien (Hybridsystem) zu.

Nicht gerade ein spektakulärer Einstieg! Aber die großen Knaller kommen noch, keine Sorge. Wer beim Fußball immer frischen Rasen riechen will oder sich einfach vor möglichen Verletzungen der Spieler auf dem – trotz vieler Verbesserungen – stumpfen Geläuf fürchtet, hat sicher ein Problem mit Kunstrasen. In Deutschland gibt es derzeit noch eine Absprache zwischen dem DFB und den Vereinen, dass von der Bundesliga bis hinunter in die viertklassige Regionalliga Naturrasen verwendet wird.

Regelfreaks können immerhin mit zwei Infos aufwarten. Das erste Champions-League-Spiel auf Kunstrasen fand 2006 in Moskau statt: Spartak Moskau trennte sich von Sporting Lissabon 1:1. Das Eröffnungsspiel der WM 2018 in Moskau wird die russische Nationalmannschaft allerdings nicht auf Kunstrasen bestreiten. Im Luschniki-Stadion wird extra für das Weltmeisterschaftsturnier Naturrasen verlegt.

Paragraphenkicker-Kasten:

Die ersten Fußballregeln – der erste Fußballheld: Ebenezer Cobb Morley

Am 26. Oktober 1863 trafen sich in der Freemasons’ Tavern in der Londoner Great Queen Street 61-65 die Vertreter von zwölf Vereinen, elf von ihnen gründeten an diesem Tag die englische „Football Association“ (FA) – der Urknall des modernen Fußballs. Von diesen Klubs existiert heute leider nur noch einer: Der Civil Service FC spielt derzeit in einer Amateurklasse des Londoner Umlands. Im Jahr 1863 aber schrieb ein Mann namens Ebenezer Cobb Morley – den Namen müssen wir uns als Experten merken! – die ersten Fußballregeln auf. Sie wurden von der FA auf ihrer Sitzung am 8. Dezember 1863 angenommen. Elf Tage später trat Ebenezer Cobb Morley mit seinem Verein Barnes FC gegen den Richmond FC zum ersten Spiel unter den neuen Regeln an – es war quasi das erste „echte“ Fußballspiel!

Im Folgenden nennen die Regeln 1.2 bis 1.9 ausführlich und selbsterklärend die Abmessungen eines Fußballfelds. Wer sich die Zahlen merkt, ist anderen gegenüber im Vorteil (siehe Abbildung):

Bei DFB-Partien muss das rechteckige Spielfeld 90 bis 120 Meter lang und 45 bis 90 Meter breit sein – begrenzt von Seitenlinien und Torlinien. International wird das schon enger bemessen. Die Länge beträgt hier 100 bis 110 Meter, die Breite 64 bis 75 Meter. Die Linien dürfen nicht breiter als zwölf Zentimeter sein, zudem müssen die Torlinien gleich breit wie Pfosten und Querlatte sein.

Der Torraum wird, obwohl fast immer „Fünfmeterraum“ genannt, begrenzt durch eine Linie in exakt 5,50 Meter Abstand von den Pfosten und in 5,50 Meter Abstand von der Torlinie – das wissen nur wenige. Dasselbe gilt für den Strafraum („Sechzehnmeterraum“), dessen Begrenzungslinie 16,50 Meter von den Pfosten und der Torlinie entfernt verläuft! Im Strafraum befindet sich der Elfmeterpunkt. Dazu gibt es einen Teilkreis mit einem Radius von 9,15 Meter vom Strafstoßpunkt aus an der Sechzehnmeterlinie, einen Mittelkreis um den Mittelpunkt des Spielfeldes an der Mittellinie sowie eine Distanzmarke an den Tor- und Seitenlinien, die jeweils 9,15 Meter vom Eckstoßpunkt entfernt ist. Sie machen jeweils den geforderten Abstand von 9,15 Meter für gegnerische Spieler beim Strafstoß, Anstoß und Eckball auf dem Feld sichtbar.

Die seltsam „krummen“ Zahlen ergeben sich aus der Umrechnung der englischen Maße aus den britischen Originalregeln, die im Jahr 1863 aufgestellt wurden. Dort wurde in Yards gezählt: So muss der Strafstoßpunkt zwölf Yards von der Torlinie entfernt sein, das sind fast elf Meter (10,97 Meter für uns Regelfanatiker), und aus dem Abstand der gegnerischen Mannschaft von zehn Yards bei Strafstoß, Anstoß, Eckball oder auch allgemein bei Freistoß ergeben sich 9,15 Meter (ja, es es müsste eigentlich 9,14 Meter heißen!).

Frage an Patrick Ittrich:

Darf ein Schiedsrichter seinen Lieblingsklub pfeifen?

„Ja. Die Schiedsrichter sind heute so professionell, dass Spieler, Trainer oder Fans grundsätzlich keine Angst haben müssen, dass absichtlich ein Team begünstigt würde. Ein Schiedsrichter wird nicht angesetzt auf Spiele des Landesverbandes, dem er angehört oder in dem er wohnt, und auf Spiele von Vereinen, die mit Vereinen aus seinem Landesverband in Konkurrenz stehen – etwa wenn es am letzten Spieltag noch um die Meisterschaft oder den Abstieg geht. Ein Unparteiischer kann sich allerdings selbstständig für einen bestimmten Verein sperren lassen und wird von der Schiedsrichterkommission für Partien dieses Klubs nicht mehr angesetzt.“

Die vier Eckbereiche, an denen sich jeweils Mittel- und Seitenlinie treffen, werden mit einem Viertelkreis von einem Meter Radius gekennzeichnet. Wichtig: Beim Eckball muss der Ball nicht komplett innerhalb des Kreises liegen, was viele Fußballfans denken. Es genügt, wenn der Ball den Viertelkreis gerade noch berührt! Und bei der Ausführung des Eckstoßes muss er den Viertelkreis auch nicht zwingend verlassen. Zudem gibt es vier Eckfahnen von mindestens 1,50 Meter Höhe (alles darunter ist gefährlich und verboten) und zwei Fahnenstangen auf der Höhe der Mittellinie, die mindestens einen Meter von der Seitenlinie entfernt aufgestellt werden (wichtig für Abseits).

Paragraphenkicker-Kasten:

Der Masseur auf dem Platz – einmal gab es das…

Heutzutage gehört er zu den „Spieloffiziellen“, die nicht als Auswechselspieler gemeldet sind und daher auch nicht auf das Spielfeld dürfen: der Masseur. Einmal jedoch hatte ein Masseur einen legendären Auftritt. Thomas Traynor massierte die Beine der irischen Nationalmannschaft während des EM-Wettbewerbs 1964. Zum Achtelfinal-Hinspiel in Österreich reiste Irland nur mit zwölf Spielern an (die englischen Klubs gaben ihre Spieler nicht frei) – und da zwei Spieler auch noch verletzt waren, musste Traynor ran. Als linker Verteidiger half er, das 0:0 zu halten. Im Rückspiel siegte Irland 3:2, auch ohne ihn…

Und zuletzt gibt es eine technische Zone mit Sitzplätzen für Teamoffizielle und Auswechselspieler. Sie soll nur bis einen Meter an die Seitenlinie des Spielfelds heranreichen, damit die Trainer nicht in der Hektik aufs Spielfeld laufen – woran sich allerdings die wenigsten halten…

Paragraphenkicker-Kasten:

Die verrücktesten Stadien der Welt

Die Regeln bestimmen die Abmessungen eines Spielfeldes – nicht aber, wo sich ein Spielfeld befinden muss. Und so gibt es auf dem Erdball reichlich kuriose Orte zum Fußballspielen: Im portugiesischen Braga wurde das Stadion in einen Berg gesetzt, so dass hinter den Toren nur Fels, aber kein Platz für Zuschauer ist. Im taiwanesischen Kaohsiung steht ein Stadion mit 8844 Solarmodulen – es ist die einzige ausschließlich mit Sonnenenergie betriebene Arena der Welt. Das frühere Nationalstadion der Färöer-Inseln steht direkt am Ufer, so dass ein Mann mit Boot erforderlich ist, um ins Wasser geschossene Bälle zu retten. In Boliviens Hauptstadt La Paz steht das Rund auf 3637 Metern – es ist das höchstgelegene der Welt. In Singapurs Marina Bay ist ein Stadion auf eine schwimmende Plattform gebaut worden und im mexikanischen Guadalajara in einen (hoffentlich nicht mehr aktiven) Vulkan.

Nach den Spielfeldmaßen geht es in Regel 1.10 mit der Fifa-eigenen Lakonie endlich ans Eingemachte:

In der Mitte der beiden Torlinien befindet sich jeweils ein Tor.

Die Abmessungen der Tore müssen uns in Fleisch und Blut übergehen: 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch. Die Pfosten müssen weiß sein und wie die Torlinie nicht breiter als zwölf Zentimeter.

Die Umrechnung der Abmessungen aus dem britischen Original ist bei den Toren noch ein wenig komplizierter: 7,32 Meter ergeben sich aus 8 Yards, aber 2,44 Meter ergeben sich demgegenüber aus 8 Fuß! Die Fußball-Urgroßväter wollten, dass Breite und Höhe des Tores exakt im Verhältnis von 3:1 stehen (wie eben Yards und Fuß) – eine schöne Zusatzinfo für das nächste Fußballgespräch…

Paragraphenkicker-Kasten:

Der Pfostenbruch vom Bökelberg

Für Fans gilt es immer als selbstverständlich, dass das Spielfeld in ordnungsgemäßer Verfassung ist – in seltenen Fällen ist dies aber nicht der Fall. In der Saison 1970/71 bewies Herbert Laumen, wie morsch so ein Holzpfosten sein kann. Im Spiel mit Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen verhedderte sich der Stürmer nach einem Zweikampf im Bremer Tornetz, zog daran – und der Pfosten brach ab. Schiedsrichter Gert Meuser musste die Partie abbrechen. Das Spiel wurde mit 2:0 für Bremen gewertet, weil die Gastgeber kein Ersatztor bereithielten, und die Holzpfosten in der Bundesliga wurden abgeschafft…

In Regel 1.11 ist festgelegt, dass die Torlinientechnologie eingesetzt werden darf. Seit der Saison 2015/16 zeigt das System „Hawkeye“ in der Bundesliga mithilfe von sechs Kameras über jedem Tor (befestigt am Stadiondach) dem Schiedsrichter per Signal an, wenn ein Ball die Torlinie vollständig überschritten hat.

Frage an Patrick Ittrich:

Muss der Schiedsrichter auf das Signal der Torlinientechnologie hören und immer Tor geben?

„Nein, sondern nur, wenn auch wirklich ein Tor erzielt wurde. Der Schiedsrichter und die Assistenten bekommen von der GLT (Goal Line Technology) ein optisches Signal auf ihre Uhr und ein akustisches Signal über das Headset. Der Schiedsrichter gibt im Normalfall einen angezeigten Treffer – es sei denn, er oder seine Assistenten haben klar gesehen, dass der Ball NICHT vollständig die Linie überquerte, und die Torlinientechnologie als elektronisches Gerät damit fehlerhaft ist. In vielen Stadien ist die Torlinie übrigens breiter als der Pfosten, das Gerät ist allerdings immer auf die Breite des Pfostens kalibriert.“

Regel 1.12 verbietet Werbung auf dem Spielfeld, den Toren und in der technischen Zone. Von faschistischen Symbolen ist bei den ach so unpolitischen Verbänden wie Fifa und DFB leider nicht die Rede. Aber immerhin: Als kroatische Fans vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Italien 2015 (1:1) ein Hakenkreuz per Chemikalie in den Rasen ätzten, gab es einen Punkt Abzug und zwei Geisterspiele als Strafe für die Kroaten.

Die Erläuterungen des DFB zu Regel 1 stellen am Ende klar: „Der Schiedsrichter prüft einige Zeit vor Spielbeginn das Spielfeld und den Platzaufbau, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung ist.“ Im Fall des Champions-League-Halbfinales von Real Madrid gegen Borussia Dortmund 1998 hatte auch dies nichts genützt. Denn die Heimfans zogen zwei Minuten vor Anpfiff der Partie an einem Schutzzaun – der knickte ein und riss das daran befestigte Tor mit. Real konnte nach viel Reparatur- und Transport-Slapstick für ein Ersatztor sorgen, und das Spiel wurde mit 67-minütiger Verspätung angepfiffen. Real Madrid siegte 2:0 und gewann schließlich die Champions League.

Paragraphenkicker-Kasten:

Der Haken, der Ditmar Jakobs’ Karriere beendete

Warum der Referee den Platz und die Tore vor dem Spiel kontrollieren muss, kann uns der Ex-HSV-Abwehrrecke Ditmar Jakobs erzählen. Während des Bundesliga-Heimspiels 1989 gegen Werder Bremen landete er nach einer Rettungsaktion im Tornetz – und stürzte mit seinem Rücken voraus in einen kaputten Karabinerhaken, der sich daraufhin schloss. Der Mannschaftsarzt musste Jakobs herausschneiden, doch bei der Aktion wurden wichtige Nerven durchtrennt und Ditmar Jakobs musste seine Kicker-Karriere beenden.