Zum Buch
Anno 1348, Dorseteshire, Südengland: Am Hafen von Melcombe ist die Pest ins Land gekommen. Mit rasender Geschwindigkeit verbreitet sich die Seuche, Tausende sterben, der Rest lebt in panischer Angst vor der Strafe Gottes. Nur Lady Anne, die im Kloster erzogen und in Heilkunde unterwiesen wurde, stellt sich der Krankheit entgegen. Sie bringt kurzentschlossen all ihre Schutzbefohlenen in der Burg von Develish in Sicherheit und lässt danach niemanden mehr ein. Nicht einmal ihren Ehemann, der von einer Reise zurückkehrt. In ihrem kleinen Reich zählen fortan nicht mehr gesellschaftliche Konvention und Rang, sondern Einsatz für die Gemeinschaft. Als neuen Verwalter setzt Anne Thaddeus ein, den niedrigsten, aber klügsten ihrer Gefolgsleute. Das sorgt für enorme Spannungen innerhalb der Burggesellschaft, nicht zuletzt zwischen Lady Anne und ihrer Tochter Eleanor, die sie mit Hass verfolgt. Dennoch scheint die Burg ein Hort des Lebens in einer sterbenden Welt zu sein – bis ein Mord geschieht.
Zum Autor
Seit ihrem Debüt Im Eishaus zählt Minette Walters zu den Lieblingsautoren von Millionen Leserinnen und Lesern weltweit. Alle ihre Romane wurden mit wichtigen Preisen ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die letzte Stunde ist ihr erster historischer Roman. Er spielt in Dorset, wo die Autorin auch seit Langem mit ihrem Ehemann lebt.
MINETTE
WALTERS
Die
LETZTE
STUNDE
HISTORISCHER ROMAN
Aus dem Englischen von Sabine Lohmann und Peter Pfaffinger
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel THE LAST HOURS bei Allen & Unwin / Atlantic Books, UK
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © 2017 by Minette Walters
Copyright © 2018 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Übersetzung: Sabine Lohmann bis einschl. Kap. 23; Peter Pfaffinger Kap. 24 bis Ende
Karten im Innenteil: Janet Hunt
Redaktion: Angelika Lieke
Umschlaggestaltung: Eisele Grafi k · Design, München, unter Verwendung von Abbildungen aus dem Archiv der Universitätsbibliothek Heidelberg und Wikimedi a / GNU-Lizenz für freie Dokumentation/Marcelangelo/ https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Grisaille.jpg
Satz: Leingärtner, Nabburg
ISBN: 978-3-641-22467-7
V004
www.heyne.de
Für Madeleine und Martha.
Mit besonderem Dank an das Dorset History Centre für die Unterstützung bei der Entstehung dieses Buchs.
In Dorseteshire fegte die Pest das Land leer von Menschen, sodass fast keine Einwohner mehr am Leben waren. Von dort griff sie über nach Devonshire und Somersetshire, gar bis nach Bristol, und wütete solchermaßen, dass die Leute in Gloucestershire die aus Bristol nicht mehr bei sich dulden wollten und ihnen jeglichen Einlass verweigerten. Mit der Zeit aber gelangte sie doch nach Gloucester, ja bis nach Oxford und London, breitete sich schließlich über ganz England aus und traf das Volk so vernichtend, dass kaum jeder Zehnte am Leben blieb.
Geoffrey the Baker, Chronicon Angliae temporibus Edwardi II et Edwardi III
Wir sehen den Tod sich unter uns ausbreiten wie schwarzen Rauch, eine Seuche, welche die Jugend dahinrafft, ein unstetes Gespenst, ohne Gnade noch Wohlgestalt. Es wütet furchtbar, wo immer es sich zeigt, ein Schmerz im Kopf, der lautes Heulen auslöst, eine Verdickung unter den Armen, ein böse schmerzender Klumpen, eine Beule. Es ist ein hässlicher Auswuchs, der mit unziemlicher Eile hervorbricht. Die frühe Zierde eines Schwarzen Todes.
Jeuan Gethin (gest. 1349)
Und da waren jene, die so spärlich mit Erde bedeckt waren, dass die Hunde sie ausgruben und viele Leichen durch die ganze Stadt zerrten.
Agnolo di Tura, Cronaca Senese
Männer und Frauen [aus Florenz] verließen ihre Wohnstätten, ihre Verwandten, ihre Besitztümer …, als vermeinten sie, dass keiner in der Stadt am Leben bleiben würde, und ihre letzte Stunde gekommen sei.
Giovanni Boccaccio, Das Dekameron
DER DRITTE TAG IM JULI 1348
EINS
Develish, Dorseteshire
Die Sommerhitze sog alles Leben aus Develish. An den Bäumen welkten die Blätter, die Pferde ließen die Köpfe hängen, zu matt, um das Gras abzuweiden, die Hühner hockten dösend im Staub, und in den Feldern stützten sich die Bauern schwer auf ihre Sensen. Nur die Schmeißfliegen gediehen, schwärmten in Massen um die Misthaufen vor den Viehställen und brummten durch jeden Raum im Herrenhaus.
Es war kein Tag zum Reisen, und entsprechend übellaunig gebärdete sich Sir Richard of Develish. Jedes Mal, wenn seine Diener einer Forderung nicht schnell genug nachkamen, erhob er zornig die Stimme, und da er so unwillig war, die Reise anzutreten, erregte alles seinen Zorn. Nur dem beruhigenden Einfluss seiner Gemahlin, Lady Anne, war es zu verdanken, dass die Reisevorbereitungen nicht zum Erliegen kamen. Seelenruhig setzte sie sich über alle Entscheidungen Sir Richards hinweg und befahl der Dienerschaft, seine Taschen gemäß ihren Weisungen zu packen.
Eleanor, ihre vierzehnjährige Tochter, hörte all das Getöse von der Kemenate ihrer Mutter aus, die eine Treppe höher gelegen war. Sie war der Reise ihres Vaters ebenso abhold wie er und wünschte ihre Mutter zum Teufel, weil sie ihn dazu genötigt hatte. Das Mädchen hätte an einem Kissen für ihre Aussteuer sticken sollen, stattdessen aber stand sie am Fenster und sah zu, wie ein Planwagen mit Truhen beladen wurde, Truhen voller Vorräte, Kleidung und Gold für ihre Mitgift.
Selbst unter guten Umständen war Eleanor verwöhnt und launisch, aber die Hitze machte sie zum Biest. Ihr Blick fiel auf einen Knecht, der Weidenschösslinge in den Obstgartenzaun flocht. Er arbeitete geschickt, bog das grüne Holz mit starken, sonnengebräunten Armen, ehe er es zwischen die alten Zweige aus früheren Jahren einpasste. Nur ein hirnverbrannter Sklave würde bei solcher Hitze so hart arbeiten, sagte sich Eleanor, und ein zufriedenes Lächeln erhellte ihre Miene. Nichts behagte ihr mehr, als diesen Thaddeus Thurkell herabwürdigen zu können.
Wie alle Leibeigenen war er schmutzig und zerlumpt, aber einen Kopf größer als die meisten Männer in Dorset, und mit seiner dunkel getönten Haut, den langen schwarzen Haaren und mandelförmigen Augen wies er keinerlei Ähnlichkeit mit dem Mann auf, den er widerwillig Vater nannte – den kurzbeinigen, wieselgesichtigen Will Thurkell. Man munkelte, Eva Thurkell habe sich einst nach Melcombe abgesetzt und mit einem Matrosen eingelassen; andere meinten, Thaddeus sei die Frucht einer flüchtigen Liebschaft mit einem Zigeuner.
Wie immer die Wahrheit aussehen mochte, sicher war, dass der Vater den Sohn hasste und der Sohn den Vater. Als Kind war er täglich verprügelt worden, doch mittlerweile wagte sich Will mit seinem Stock nicht mehr an ihn heran, denn wie behauptet wurde, konnte Thaddeus eine Eisenstange übers Knie biegen und einen ausgewachsenen Mann mit einem einzigen Faustschlag zu Boden strecken. Dem Anschein nach fügte er sich in seine niedere Stellung in Develish, beugte den Kopf, wenn er musste, aber es war ihm anzumerken, dass er es ohne Ehrfurcht tat. Er sah an den Leuten vorbei, als wären sie gar nicht da, besonders an dem Mann, der ihn als Sohn angenommen hatte.
Will Thurkell war träge und verrichtete nur widerwillig die Fronarbeit, die er dem Gutsherrn als Gegenleistung für seine paar Streifen Ackerland schuldete. Selbst als Kind hatte Thaddeus schon an seines Vaters statt schuften müssen, unter der Androhung, dass seine Mutter andernfalls ausgepeitscht würde. Eine trübsinnige Person ohne jeden Lebensmut, hatte Eva über die Jahre mehr als ihren Teil an Strafe abbekommen. Nur die blassen, schwächlichen Kinder, die nach Thaddeus auf die Welt gekommen waren, blieben von den Wutausbrüchen ihres Mannes verschont.
Was nun aber nicht hieß, dass Eleanor auch nur das geringste Mitgefühl für Eva empfand. Die Hure hatte die Regeln gekannt, als sie sich in den Sündenpfuhl legte, und es war ihre eigene Schuld, dass sie ihren Bastard nicht als Wills Sohn ausgeben konnte. Offenbar hatte sie anfangs noch behauptet, Thaddeus sei aus einer Vergewaltigung hervorgegangen, aber kaum einer glaubte ihr, da sie nichts davon hatte verlauten lassen, bevor das dunkle Baby, das ihrem Mann nicht im Geringsten glich, auf die Welt kam. Der Makel der Illegitimität ließ Thaddeus ebenso sündhaft erscheinen wie seine Mutter, obwohl in seiner Haltung nicht ein Funken davon zu erkennen war. Er trug den Kopf hoch, anstatt den Blick beschämt zu senken.
Eleanor gefiel der Gedanke, Thaddeus in die Knie zu zwingen. Er war sechs Jahre älter als sie, und sie träumte davon, ihn zu demütigen. In der Hitze hatte er seinen Rock abgeworfen und arbeitete nun in kurzer Hose und losem Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Es machte dem Mädchen Freude, ihn zu beobachten, zumal er sich dessen bewusst war; als er sich einen Fetzen um die Stirn gebunden hatte, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen rann, sah er geradewegs zu ihrem Fenster hinauf, und sie lief puterrot an vor schuldbewusstem Verlangen.
Daran war nur ihr Vater schuld, weil er sie dem hässlichen, pockennarbigen Sohn eines benachbarten Gutsherrn versprochen hatte, dessen Anwesen, wesentlich ausgedehnter als Develish, zwei Tagesritte entfernt lag. Eine triste Zukunft war ihr bestimmt als Gemahlin von Peter of Bradmayne, der von so zwergenhafter Statur war, dass er kaum wie ein richtiger Mann auf einem Pferd sitzen konnte. Eleanors eigenes kleines Pony, eine hübsche Fuchsstute mit weißen Strümpfen, weidete jenseits des Burggrabens. Sie war versucht, hinauszugehen und Thaddeus anzuweisen, das Pony zu satteln und ihr hinaufzuhelfen. Falls er es wagte, sie dabei anzusehen, würde sie ihm eins mit der Reitgerte überziehen.
Diese amüsante Fantasterei wurde durch die Schritte ihrer Mutter auf der Treppe unterbrochen. Schnell huschte Eleanor zurück zu ihrem Schemel und Stickrahmen und täuschte Fleiß vor. Ihre Gefühle Lady Anne gegenüber grenzten an Hass, denn Eleanor wusste sehr wohl, dass sie die Auswahl ihres Zukünftigen ihrer Mutter zu verdanken hatte. Lady Anne zog Pflichterfüllung und Disziplin der Liebe vor. Sie war von Nonnen erzogen worden und hätte besser den Schleier nehmen sollen, da es ihr bevorzugter Zeitvertreib war, ihre Tochter wegen ihrer Verfehlungen zu rügen.
Aus ihrem Schweigen schloss Eleanor, dass Lady Anne die Stiche zählte, die dem Muster hinzugefügt worden waren, seit sie das letzte Mal nachgeschaut hatte. »Es ist einfach zu heiß«, erklärte Eleanor trotzig. »Meine Finger rutschen dauernd von der Nadel ab.«
»Du bestickst das Kissen nicht für mich, Tochter, sondern für dich selbst. Wenn du keinen Sinn in der Aufgabe siehst, dann suche dir eine lohnendere Beschäftigung.«
»Es gibt ja nichts.«
Durch das offene Fenster vernahm Lady Anne das Scharren der Pferdehufe auf dem trockenen Lehm unten auf dem Vorplatz, wo Sir Richards Tross sich zur Abreise sammelte. In den Feldern jenseits des Burggrabens konnte sie die Leibeigenen bei der mühseligen Plackerei des Heumachens sehen; weiter vorn schwitzte Thaddeus Thurkell über dem Weidenzaun. Es war nicht schwer zu erraten, womit sich Eleanor die Zeit vertrieben hatte. »Dein Vater lässt dich rufen, um Abschied zu nehmen«, sagte sie. »Er wird zwei Wochen fortbleiben.«
Das Mädchen stand auf. »Aber ich will nicht, dass er wegfährt; und das werde ich ihm auch sagen.«
»Wie du meinst.«
Eleanor stampfte mit dem Fuß auf. »Ihr seid es doch, die ihn wegschickt. Ihr zwingt immer alle dazu, Dinge zu tun, die sie gar nicht tun wollen.«
In Lady Annes Augen flackerte Belustigung. »Nicht deinen Vater, Eleanor. Er mag Wutanfälle bekommen, um uns daran zu erinnern, was er sich unseretwegen alles zumutet, aber er würde nicht nach Bradmayne reisen, wenn es nicht in seinem eigenen Interesse wäre.«
»Was für ein Interesse denn?«
»Es geht das Gerücht, dass Peter of Bradmaynes altes Kindheitsleiden wieder ausgebrochen sei. Dein Vater will mit eigenen Augen sehen, woran er ist, bevor er den Heiratsvertrag unterzeichnet.« Sie schüttelte den Kopf, als sie Hoffnung in den Augen ihrer Tochter aufblitzen sah. »Gib Acht, was du dir wünschst, Eleanor. Wenn Peter stirbt, wirst du womöglich gar keinen Ehemann mehr abbekommen.«
»Na, darum werde ich keine Tränen vergießen.«
»Das wirst du wohl, wenn dein Vetter das Haus erbt. Immer noch besser, Herrin von Bradmayne zu sein, als eine einsame alte Jungfer, die für ihren Unterhalt auf die Großmut eines Verwandten angewiesen ist.«
»Die Welt ist voll von Männern«, gab das Mädchen trotzig zurück. »Es gibt jede Menge sehr viel angenehmere Ehegatten als Peter of Bradmayne.«
»Aber keinen, den dein Vater sich leisten könnte«, erinnerte sie Lady Anne. »Develish ist Sir Richards einziges Gut, ein weiteres ist ihm nie gewährt worden. Glaubst du nicht, er würde eine größere Mitgift anbieten, wenn er nur könnte? Sonst verwöhnt er dich doch in allem. Sei dankbar für Bradmayne und bete, dass Peter stark genug sein möge, dir Söhne zu geben, auf dass einer davon dereinst Lord of Develish werde.«
Eleanor verabscheute diese Predigten, die sie sich unentwegt von ihrer Mutter anhören musste. »Vielleicht werde ich ja mit dem gleichen Fluch geschlagen wie Ihr«, murrte sie gehässig. »Vater sagt, es ist Eure Schuld, dass er keinen Erben hat.«
»Dann steht dir eine traurige Zukunft bevor«, entgegnete Lady Anne. »Ich bedauere jeden Tag, keinen Sohn zu haben, und das solltest du ebenfalls.«
»Ich sehe nicht ein, warum.« Mit einem Rascheln ihrer Schleppe, das beinahe verächtlich klang, wandte das Mädchen sich ab. »Es ist nicht meine Schuld, dass Ihr keinen bekommen habt.«
Lady Anne verzweifelte an der Dummheit ihrer Tochter. Eleanor war fraglos eine Schönheit mit ihrer blassen Haut, dem blonden Haar und den erstaunlich blauen Augen – eine Miniaturausgabe ihres Vaters –, doch all des jahrelangen geduldigen Unterweisens zum Trotz war sie unfähig, einen Gedanken im Kopf zu behalten. »Wenn du Brüder hättest, dann hätte Milord of Blandeforde deinem Vater mehr Ländereien bewilligt, und er hätte die Abgaben aus den anderen Gütern dazu nutzen können, deine Zukunft zu sichern«, sagte sie ruhig. »So aber ist es ihm nicht gelungen, einen reichen Mann dazu zu bringen, über die Magerkeit deiner Mitgift hinwegzusehen. Wir hatten viele Gäste hier, aber keiner hat ein Angebot für dich gemacht.«
Eleanors Augen verengten sich. »Sie fürchten, dass ich hager und hässlich werde wie Ihr, Mutter. Selbst Vater bringt es nicht mehr über sich, Euch anzurühren.«
»Nein«, stimmte Lady Anne ihr zu. »Und ich bin froh drum, obwohl es mir nicht gefällt, wie du ihn ermunterst, dich zu betätscheln.«
»Seid nicht so eifersüchtig. Ich kann doch nichts dafür, dass Sir Richard mich mehr liebt als Euch. Ihr hättet Sorge tragen sollen, ihn nicht zu enttäuschen.«
In Lady Annes Augen blitzte Belustigung auf. »Dein Vater liebt viele Frauen«, sagte sie, »aber du bist sein einziges Kind. Wenn du ihm nicht so ähnlich sähest, würde er seine Vaterschaft anzweifeln.«
»Ihr lügt!«
Ihre Mutter betrachtete sie prüfend. »Was kränkt dich, Eleanor? Dass dein Vater keine Söhne zeugen kann oder dass er vorgibt, ich sei deine einzige Rivalin um seine Gunst? Was glaubst du, wo er nachmittags immer hinreitet? Wen trifft er dann wohl? Er findet den gleichen Gefallen an Leibeigenen wie du.«
Das Mädchen stampfte wieder mit dem Fuß auf. »Ich hasse Euch«, zischte sie.
Ihre Mutter wandte sich ab. »Dann bete, dass Lord Peter frei von Krankheit sein möge und sich mit Sir Richard darauf einigt, dich zu ehelichen, bevor der Sommer vorbei ist. Wenn dein Gatte über die Selbstsucht deines Wesens hinwegzusehen vermag, wirst du ihn wohl leichter erdulden können als mich.«
Thaddeus Thurkell hielt seine Verachtung wohlverborgen, während er aus dem Augenwinkel beobachtete, wie die Tochter ihrem Vater Lebewohl sagte. Nichts daran war aufrichtig. Sir Richard und Lady Eleanor ähnelten einander allzu sehr; selbstgefällig und gierig nach Aufmerksamkeit, spreizten sie sich in ihren leuchtend bestickten Gewändern, und der einzige Zweck ihres geräuschvollen Abschieds war der, aller Blicke auf sich zu ziehen. Wie immer stellten ihr Gewand und Gebaren die Menschen um sie her in den Schatten, und wie immer stand Lady Anne am Rande, ungeliebt und unbeachtet. Sie hatte nichts von der Extravaganz ihres Gatten und ihrer Tochter, und darum mochte Thaddeus sie umso lieber. Er wusste, dass sie im Kloster aufgewachsen und von Nonnen erzogen worden war, und er nahm an, dass ihre stille Weisheit ebenso wie ihre Kenntnisse in der Heilkunde von jener Erfahrung herrührten.
Es stand Thaddeus nicht zu, Milady zu bemitleiden – es stand ihm noch nicht einmal zu, überhaupt an sie zu denken –, aber er konnte sie nicht in Gegenwart ihres Gatten und ihrer Tochter sehen, ohne sich an ihrer statt angegriffen zu fühlen. Sie erwiesen ihr ebenso wenig Achtung wie sein Stiefvater seiner Mutter, doch anders als Eva besaß Lady Anne zu viel Stolz, um sich anmerken zu lassen, dass es sie kränkte. Sie ließ es so aussehen, als stünde sie aus freien Stücken abseits, und wandte sich ab, als Sir Richard seine fleischigen Pfoten über die Flanken seiner Tochter wandern ließ, sie an sich zog und ihr schmatzende Küsse auf die Lippen drückte, bevor er seinen stämmigen Körper auf den Rappen hievte und sein Gefolge mit lauten Rufen aufforderte, sich in Bewegung zu setzen.
Während der Tross loszog, hielt Thaddeus den Kopf gesenkt und fuhr fort, grüne Weidenruten in den Zaun zu flechten. Das rumpelnde Geräusch der Wagenräder war nicht laut genug, um das Rascheln von Lady Eleanors besticktem Gewand zu übertönen, als sie über den Hof auf ihn zukam, aber Thaddeus mochte ihr nicht die Genugtuung verschaffen, sich umzudrehen und das Knie vor ihr zu beugen. Zur Strafe würde er einen Fußtritt bekommen und wegen seiner Unverschämtheit beschimpft werden, aber das war ihm immer noch lieber, als jemandem, den er verachtete, Ehrerbietung zu erweisen. Sollte Lady Eleanor auch nur einen Funken Gnade in sich haben, so war ihm noch nichts davon aufgefallen.
Wie zum Beweis hob das Mädchen eine der Weidenruten auf und zog sie ihm über. »Wie kannst du es wagen, mir den Rücken zuzukehren!«, giftete sie.
Thaddeus richtete sich auf, und diesmal traf die Rute ihn unter dem Kinn.
»Benimm dich deinem Stand gemäß!«, befahl Eleanor. »Senk den Kopf und beug das Knie. Du hast mich nicht anzusehen.«
Thaddeus antwortete nicht, bückte sich nur, um einen weiteren Weidenzweig aufzuheben, und begann, ihn in den Zaun zu flechten, ungeachtet des Schlages, der zwischen seinen Schultern landete. Gewiss sah Sir Richards neuer Verwalter vom Haus aus zu, und wenn er die Arbeit ruhen ließ, um sich Lady Eleanors Launen zu fügen, würde ihm harte Bestrafung blühen. Es wurde gemunkelt, der Mann sei eigens dazu eingestellt worden, den Leibeigenen zusätzliche Steuern zur Befriedigung von Sir Richards Verschwendungssucht abzupressen, und Thaddeus war nicht geneigt, durch eine Bußabgabe dazu beizutragen. Er verachtete Lady Eleanor und den Verwalter gleichermaßen, aber es fiel ihm leichter, ein paar Schläge von einem halbwüchsigen Mädchen einzustecken, als es seiner Familie fiel, auf einen Scheffel Korn zu verzichten.
Weitere Züchtigung blieb ihm dank Lady Anne erspart. Sie packte ihre Tochter beim Handgelenk und entwand ihr die Gerte, während sie den Knecht für die Untadeligkeit seiner Arbeit pries. »Du musst meine Tochter entschuldigen, Thaddeus. Sie weiß den Unterschied zwischen guter und schlechter Arbeit nicht zu würdigen. Du verdienst hohes Lob für das, was du tust.«
Er wandte sich um und verbeugte sich. »Danke, Milady. Ich hoffe, dieser Tag findet Euch wohlauf.«
»Gewiss doch.« Sie legte die Hand auf Eleanors Arm. »Nun komm, Kind. Wir haben drinnen zu tun.«
Thaddeus sah ihnen nach und fragte sich, warum sich in der Tochter so wenig von der Mutter wiederfand. In allem schlug das Mädchen dem Vater nach – selbst in der Grausamkeit –, nur ihre anmutige Gestalt glich der von Lady Anne. Die Mutter war dunkel, die Tochter blond wie ihr Vater. Thaddeus’ eigene Lage machte ihn besonders empfänglich für Familienähnlichkeiten. Immer suchte er nach Unterschieden innerhalb einer Familie, wie ein Buckliger nach Verkrümmungen am Rückgrat anderer. Es war tröstlich zu wissen, dass man nicht allein war mit seinem Makel.
Als Kind hatte Thaddeus darum gebetet, dass seine Haare eine andere Farbe annehmen oder seine Knochen zu wachsen aufhören mögen, sodass Will in ihm etwas sähe, was er wiedererkennen könnte. Aber als die Hiebe nach und nach immer schlimmer wurden, lernte er zu schätzen, dass er nichts mit dem Mann gemein hatte. Es war kein Zufall, dass Wills Nachkommen klein und schwer von Begriff waren und Thaddeus das genaue Gegenteil. Unzählige Male hatte seine Mutter ihn angefleht, vor Will den Trottel zu spielen. Es war Thaddeus’ wacher Verstand, der ihren bösartigen Gatten in den Wahnsinn trieb, nicht seine Größe oder die dunkle Farbe von Haut und Haar. Senke den Blick, sei still, hatte Eva ihn beschworen. Fordere ihn nicht heraus mit der Gewandtheit deiner Zunge oder der Geringschätzung, die dir aus den Augen blitzt. Er hat keine deiner Fähigkeiten, und das weiß er. Tu es für mich, wenn schon nicht für dich selbst.
Seiner Mutter gegenüber hegte Thaddeus gemischte Gefühle. Sie zeigte sich selten liebevoll, aus Angst vor Wills Eifersucht, doch wie sehr sie ihn brauchte, erkannte er an ihrem flehenden Blick und in der verzweifelten Art, mit der sie sich an seinen Ärmel klammerte, wenn sie Will nahen hörte. Jeden Tag rang sie Thaddeus das Versprechen ab, sie nicht zu verlassen, aber es ärgerte ihn, dass sie nie den Mut gefunden hatte, ihn gegen Wills Attacken in Schutz zu nehmen.
Sein ganzes Leben lang hatte er mit anhören müssen, wie man sie eine Hure nannte, und es fiel ihm schwer, sie in anderem Licht zu sehen. Als er zehn war, hatte er sie gefragt, wer sein wirklicher Vater war, aber sie hatte es ihm nicht sagen wollen. Will hätte es irgendwann aus ihm herausgeprügelt, und das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Die Wut ihres Gatten wäre unbezähmbar geworden, wenn er einen Namen gehabt hätte, über dem er hätte brüten können, anstatt zu glauben, Thaddeus sei das Ergebnis einer Vergewaltigung durch einen Unbekannten.
Ihre Antwort brachte Thaddeus auf den Gedanken, dass sein Vater Will bekannt sein musste. Er betrachtete sich prüfend in der gehämmerten Zinnplatte, die in Wills Hütte als Spiegel diente, und musterte dann die Züge jedes einzelnen Mannes in Develish, ob reich oder arm, auf der Suche nach einer Nase, einem dunklen Teint oder Augen, die den seinen glichen. Er fand jedoch keine Ähnlichkeiten, und mit der Zeit begann er dem Gerücht zu glauben, dass sein Vater ein ausländischer Seemann sei. Der Gedanke behagte ihm sogar. Ein Mann, der zur See fuhr, war achtenswerter als der Leibeigene eines Feudalherrn.
Was Thaddeus auf Sir Richards Gut für eine Stellung innehatte, war nie genau festgelegt worden. Als Evas Bankert hatte er kein Recht, Wills Pachtgrund zu erben – weder das Ackerland noch die Hütte, die dazugehörte –, doch als er den Priester fragte, was nach Wills Tod aus ihm werden sollte, hatte der Alte nur mit den Schultern gezuckt und ihm geraten, hart zu arbeiten und seine Fertigkeiten zu vervollkommnen. Solange Sir Richard seine Arbeit gutheiße, habe Thaddeus keinen Grund, sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Selbst Sklaven wurden gut versorgt, wenn sie das Wohlwollen ihres Herrn besaßen.
Am liebsten verhöhnte Will Thaddeus damit, dass er ihn einen Sklaven nannte. Er behauptete, Thaddeus gehöre ihm mit Leib und Seele; ohne seine Obhut wäre der Junge längst in irgendeinem Straßengraben verreckt. Es schien ihm nicht in den Sinn zu kommen, dass die Leibeigenschaft selbst eine Form von Sklaverei war und dass der Treueid, den er Sir Richard geschworen hatte – Ich werde nicht heiraten oder dieses Land verlassen ohne die Erlaubnis meines Herrn, und ich binde meine Kinder und Kindeskinder an dieses Gelöbnis … –, ihn und seine rechtmäßigen Nachkommen in einer Weise an Develish fesselte, die für Thaddeus nicht galt.
Es war Lady Anne, die Thaddeus dies erklärt hatte, als er dreizehn Jahre alt war. An Mariä Verkündigung hatte sie ihn beiseitegenommen, während er gerade damit beschäftigt war, die Hühnerställe auszumisten, und ihn vor dem Büttel gewarnt. Gib Acht, dass er dich nicht zu fassen kriegt, hatte sie gesagt. Heute ist der Tag, an dem Sir Richard sich die Treuegelöbnisse vortragen lässt. Da du aber der Verpflichtung nicht unterstehst, die Will eingegangen ist, hüte dich besser davor, dich selbst in die Lehenspflicht zu begeben. Ohne Land oder Wohnstätte wirst du ganz und gar vom Wohlwollen meines Gemahls abhängig sein, und das ist kein Schicksal, das ich dir wünschen würde, Thaddeus.
Er begriff nicht, weshalb Lady Anne sich seiner annahm, aber er verdankte ihr mehr als jedem anderen, und nie hatte sie eine Gegenleistung verlangt. »Wenn ich dem Büttel dies Jahr entkomme, Milady, wird er mich nächstes Jahr finden.«
»Der Verwalter meines Gemahls ist krank und wird wohl kein weiteres Jahr überleben«, erklärte sie, »und er ist es, der dein Bleiberecht infrage stellt. Sir Richard wird die Sache nach einer Woche schon vergessen haben, und ein neuer Verwalter wird nichts von deiner Lage wissen. Jedes Jahr, das vergeht, ist ein gewonnenes Jahr der Ungebundenheit, vergiss das nicht.«
Thaddeus dachte an die Strafe, die er dafür erhalten würde, dass er seine Arbeit vernachlässigt hatte. Wenn der Büttel mit ihm fertig war, würde Will übernehmen. War es wirklich so viel Pein wert, einem Lippenbekenntnis der Dienstbarkeit zu entgehen? »Können Freie den Hunger besser ertragen als Leibeigene, Milady?«
Lady Anne lächelte. »Du weißt, dass dem nicht so ist, Thaddeus, doch ein Leibeigener wird immer vor seinem Herrn sterben. Wenn dir dein Leben lieb ist, gib Acht, ihm nicht zu leicht abzuschwören, und gib noch mehr Acht, in der Sache Schweigen zu bewahren. Wenn mein Gemahl im Voraus gewarnt wird, dass du dich mit Fug und Recht frei von ihm erklären kannst, wird er den Bischof zu Rate ziehen und das Kirchenrecht gegen dich geltend machen.«
Die Prügel, die er bezog, war so fürchterlich gewesen wie nur je, doch wie Lady Anne vorausgesagt hatte, starb der alte Verwalter, und die Frage war vergessen, ob ein Bankert durch den Treueid eines Mannes gebunden sei, der ihn nicht an Sohnes statt annahm. An Thaddeus’ Leben änderte sich wenig, nur, dass er allmählich begann, sich eine Zukunft außerhalb von Develish vorzustellen. Seine Träume waren zwangsläufig begrenzt durch seine Unwissenheit darüber, was jenseits des Dorfes lag, aber sie entfachten eine Hoffnung, die vorher nie da gewesen war. Er achtete mehr auf die Geschichten der Händler und Hausierer, die durch Develish zogen, und horchte gespannt darauf, was die Knechte erzählten, die Schafe auf andere Landgüter oder zum Markt trieben.
Am meisten faszinierten ihn Beschreibungen der See, die, wie er wusste, im Süden lag. Sein Ehrgeiz war geweckt, sie eines Tages zu erreichen und mit einem Schiff zu fernen Gestaden zu segeln, wo ihn keiner mehr als Eva Thurkells Bankert oder Will Thurkells Prügelknaben sehen würde. Im Winter, wenn die Bäume ihre Blätter abwarfen und er an den waldigen Hängen am Ende des Tals Feuerholz für die Kamine des Herrenhauses sammelte, konnte er die Hügel sehen, die sich bis zum Horizont erstreckten. In fernen Höhen verschwamm ihr Blau zu schimmerndem Violett, und er war überzeugt, dass jenseits davon sein Tor zu einer anderen Welt lag. Aber wie weit es bis dorthin war und wie lange er brauchen würde, um an jenen Ort zu gelangen, das wusste er nicht.
Eleanor riss sich von ihrer Mutter los, als sie das Haus betraten. »Sprecht nie wieder so mit mir vor einem Sklaven«, fauchte sie. »Thaddeus hat sich unbotmäßig benommen. Er hat die Schläge verdient.«
Lady Anne ging weiter, ohne sich nach ihr umzusehen. »Du bist es, die sich schlecht benommen hat, Tochter. Sei dankbar, dass ich dir weitere Beschämung erspart habe.«
Das Mädchen stürmte ihr nach. »Ihr seid es, die es zu den Knechten hinzieht, nicht ich oder Vater. Glaubt Ihr, ich sehe nicht, wie Thaddeus Euch verehrt? Wenn er sich vor Sir Richard verbeugt, dann nur, um Schläge zu vermeiden, aber Euch zollt er Respekt. Warum eigentlich?«
Lady Anne wunderte sich, dass ihre Tochter so scharfsichtig war. »Ich habe ihm ab und zu Salbe für seine Blutergüsse gegeben, als er noch ein Kind war. Er wird sich wohl daran erinnern.«
»Er bemitleidet Euch. Ich sehe es seiner Miene an.«
Lady Anne hielt vor der Küchentür inne. Dahinter war es ungewöhnlich still, als ob jede Dienerin drinnen dem Wortwechsel lauschte. »Dann siehst du falsch, Eleanor. Gott allein weiß, was in einem Menschen vorgeht.«
Das Mädchen verzog das Gesicht. »Thaddeus setzt sich mit Euch gleich, wenn er es wagt, Mitleid mit Euch zu haben. Ist das etwa keine Unbotmäßigkeit? Wird Vater auch sagen, ich hätte mich schlecht benommen, wenn ich ihm erzähle, dass Eva Thurkells Bankert sich die Rechte eines Freien anmaßt?«
Lady Anne musterte ihre Tochter einen Moment. »Nimm du dich lieber in Acht vor Sir Richards Unmut, wenn er merkt, wie sehr du dich für Thaddeus Thurkell interessierst, Eleanor. Auch deiner Miene ist nämlich allerhand anzusehen.«
(AUSZUG AUS LADY ANNES TAGEBUCH)
Der dritte Tag im Juli 1348
Sir Richard ist nach Bradmayne abgereist, begleitet von einem Tross aus zehn Männern und dem Büttel, Master Foucault. Sie haben das Gold mitgenommen, das ich so sorgsam für Eleanors Mitgift aufbewahrt habe. Ich frage mich, ob es der Mühe wert war, wenn sie mich in einem Atemzug dafür verflucht, nicht genug gespart zu haben, um einen besseren Gatten für sie zu kapern, und mich im nächsten beschuldigt, Sir Richard daran gehindert zu haben, es alles beim Glücksspiel zu verschwenden. Ohne Mitgift würde sie gar nicht heiraten können, und sie versichert mir, das würde sie bei Weitem einer Ehe mit Lord Peter vorziehen.
Tief in meinem Herzen hoffe ich, die Gerüchte von der Erkrankung des Jungen mögen wahr sein, denn ich sehe kein Glück für Eleanor in Bradmayne. Ihr Vater hat ihr so viele Lügen aufgetischt, dass sie ganz unvorbereitet ist auf das, was sie dort vorfinden wird. Es gefällt ihm, Lord Peter in ihren Augen herabzuwürdigen, weil er eifersüchtig ist, doch er zögert nicht, Bradmayne als einen Hort der Schönheit und des Wohllebens anzupreisen.
Solche Beschreibungen unterscheiden sich aber sehr von den Berichten, die Gyles Startout mir zukommen lässt. Wenn ich dächte, dass Eleanor mir glauben würde, täte ich mein Bestes, sie zu beraten, aber Sir Richard hat ganze Arbeit geleistet, sie zu überzeugen, dass ich verantwortlich für diese Verbindung bin. Alles, was ich sage, trifft auf taube Ohren, besonders meine Versuche, Lord Peter in milderem Licht zu zeichnen. Sollte es ihr gelingen, ihm einen Sohn zu schenken, so fürchte ich, dass dieses Kind im Hass empfangen und geboren werden wird.
Ich sprach noch einmal unter vier Augen mit Gyles, bevor Sir Richard aufbrach. Er ist loyaler, als ich und Develish es verdienen, und erduldet jeglichen Schimpf und Spott von meinem Gemahl und seinen Begleitern, nur um uns Kunde von der Welt draußen zu bringen. Ich habe ihn gebeten, die Dienerschaft in Bradmayne auszuhorchen, wie Eleanor sich am ehesten mit Milady of Bradmayne anfreunden könnte – allein schon zu wissen, dass Milady eine Schwäche für bunte Bänder hat, wäre von Nutzen. Ich fürchte, ohne eine Vertraute wird Eleanor dort unter großer Einsamkeit leiden.
DER VIERZEHNTE TAG IM JULI 1348