Für Cathy
Und in Erinnerung an Louis und Eleanor Haruf
Da stand er, dieser Tom Guthrie, am hinteren Küchenfenster seines Hauses in Holt, rauchte Zigaretten und schaute über die Koppel, wo gerade die Sonne aufging. Als sie die Spitze der Windmühle erreichte, sah er eine Weile zu, wie sie die stählernen Flügel und die Windfahne über der hölzernen Plattform rot und immer röter färbte. Dann drückte er die Zigarette aus, stieg die Treppe hinauf und ging an der geschlossenen Tür vorbei, hinter der sie im abgedunkelten Gästezimmer im Bett lag, ob sie nun schlief oder nicht, und den Flur entlang zu dem verglasten Zimmer über der Küche, in dem die beiden Jungen waren.
Das Zimmer war eine ehemalige Schlafveranda mit vorhanglosen Fenstern an drei Seiten, hell und luftig, mit Dielen aus Kiefernholz. Sie schliefen noch, beide im selben Bett unter den Nordfenstern, in die Decken eingemummt, obwohl es erst Frühherbst war und noch nicht kalt. Seit einem Monat schliefen sie zusammen in einem Bett, und jetzt hatte der Ältere die Hand über den Kopf des Bruders ausgestreckt, als wolle er etwas wegschieben und sie dadurch beide retten. Sie waren neun und zehn und hatten dunkles Haar und glatte Gesichter mit Wangen, die noch so rein und lieblich waren wie Mädchenwangen.
Draußen kam plötzlich Wind von Westen auf, die Windfahne drehte sich, die Flügel der Mühle rotierten rot flirrend, dann legte sich der Wind wieder, und die Flügel wurden langsamer und blieben stehen.
Es wird Zeit, sagte Guthrie.
Er stand im Bademantel am Fußende des Bettes und betrachtete ihre Gesichter, er war ein hochgewachsener Mann mit gelichtetem schwarzem Haar und Brille. Der ältere Junge zog die Hand zurück, und sie verkrochen sich noch tiefer unter die Decken. Einer von beiden seufzte wohlig.
Ike.
Ja?
Zeit zum Aufstehen.
Gleich.
Du auch, Bobby.
Er schaute zum Fenster hinaus. Die Sonne stand jetzt höher, das Licht glitt schon die Leiter der Windmühle hinab, ließ sie aufleuchten, mit rotgoldenen Sprossen.
Als er sich wieder zum Bett umdrehte, sah er ihren Gesichtern an, dass sie jetzt wach waren. Er trat auf den Flur hinaus, ging wieder an der geschlossenen Tür vorbei ins Bad, rasierte sich, wusch sich das Gesicht und kehrte dann zurück ins Schlafzimmer auf der Vorderseite des Hauses, dessen hohe Fenster auf die Railroad Street schauten, nahm Hemd und Hose aus dem Schrank und legte sie aufs Bett, streifte den Bademantel ab und zog sich an. Wieder draußen im Flur, hörte er sie in ihrem Zimmer reden. Sie besprachen bereits etwas, mit hellen, klaren Stimmen, erst der eine, dann der andere, mit Pausen dazwischen, die ernsten Stimmen kleiner Jungen am Morgen, wenn keine Erwachsenen dabei sind. Er ging hinunter.
Als sie zehn Minuten später in die Küche kamen, stand er am Gasherd und rührte Eier in einer schwarzen gusseisernen Pfanne. Er drehte sich zu ihnen um. Sie setzten sich an den hölzernen Tisch am Fenster.
Habt ihr denn heute den Zug nicht gehört?
Doch, sagte Ike.
Dann hättet ihr doch aufstehen können.
Na ja, sagte Bobby. Wir waren noch so müde.
Das kommt davon, weil ihr am Abend nicht ins Bett geht.
Wir gehen doch ins Bett.
Aber nicht zum Schlafen. Ich hör euch doch, wie ihr in eurem Zimmer redet und rumalbert.
Sie schauten ihren Vater an, beide aus den gleichen blauen Augen. Obwohl sie ein Jahr auseinander waren, hätte man sie für Zwillinge halten können. Sie hatten Jeans und Flanellhemden angezogen, die dunklen, ungekämmten Haare fielen bei beiden gleich in die glatte Stirn. Sie warteten auf das Frühstück, noch nicht ganz wach.
Guthrie trug zwei dicke Steingutteller mit dampfendem Rührei und Buttertoast zum Tisch hinüber, und die Jungen strichen sich Gelee auf den Toast und fingen sofort an zu essen, mechanisch kauend, über die Teller gebeugt. Er stellte ihnen zwei Gläser Milch hin.
Er blieb am Tisch stehen und sah ihnen beim Essen zu. Ich fahre heute früher in die Schule, sagte er, ich muss gleich weg.
Frühstückst du nicht mit uns?, fragte Ike. Er hörte kurz zu kauen auf und blickte hoch.
Nein, heute geht’s nicht. Er stellte die Pfanne in den Ausguss und ließ Wasser hineinlaufen.
Warum musst du denn so früh in die Schule?
Ich muss mit Lloyd Crowder über jemanden reden.
Über wen?
Einen meiner Schüler, in Amerikanische Geschichte.
Was hat er denn angestellt?, fragte Bobby. Abgeschrieben?
Noch nicht. Aber das kommt bestimmt auch noch, so wie der sich in letzter Zeit entwickelt.
Ike zupfte etwas aus seinem Rührei heraus und legte es an den Tellerrand. Er schaute wieder auf. Dad, sagte er.
Ja?
Kommt Mutter heute auch wieder nicht runter?
Ich weiß es nicht, sagte Guthrie. Ich kann dir nicht sagen, was sie tun wird. Aber bitte macht euch keine Sorgen, versucht es wenigstens. Das wird schon wieder. Es hat nichts mit euch zu tun.
Er beobachtete sie genau. Sie hatten zu essen aufgehört und schauten aus dem Fenster, zum Stall und zur Koppel hinüber, wo die zwei Pferde standen.
Esst auf, sagte er. Ihr seid schon spät dran, und ihr müsst ja auch noch die Zeitungen austragen.
Er ging noch einmal hinauf. Im Schlafzimmer nahm er einen Pullover aus der Kommode und zog ihn an, dann ging er durch den Flur und blieb vor der geschlossenen Tür stehen. Er horchte, aber es kam kein Geräusch aus dem Zimmer. Er ging hinein. Drinnen war es fast völlig dunkel, der Raum wirkte abweisend und Ruhe gebietend wie der Altarraum einer leeren Kirche nach der Beerdigung einer zu früh verstorbenen Frau – schale Luft, unnatürliche Stille. Die Rollos an den beiden Fenstern waren ganz heruntergezogen. Er stand da und schaute sie an. Ella. Die mit geschlossenen Augen im Bett lag. Im Halbdunkel konnte er gerade noch ihr Gesicht erkennen, ihr Gesicht, das so weiß war wie Schulkreide, und das helle Haar, das aufgeplustert und ungepflegt über ihre Wangen und den dünnen Hals fiel und so viel von ihr verbarg. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie schlief oder nicht, aber er glaubte, sie schlief nicht. Er glaubte, dass sie nur darauf wartete zu hören, weshalb er hereingekommen war, und dass er wieder hinausging.
Brauchst du irgendetwas?, fragte er.
Sie schlug nicht einmal die Augen auf. Er wartete, sah sich im Zimmer um. Sie hatte immer noch die Chrysanthemen in der Vase auf der Kommode, das abgestandene Wasser stank schon. Es wunderte ihn, dass sie es nicht roch. Und er fragte sich, was sie denken mochte.
Ja, dann bis heute Abend, sagte er.
Er wartete. Sie rührte sich noch immer nicht.
Also gut, sagte er. Er trat wieder auf den Flur hinaus, zog die Tür zu und ging die Treppe hinunter.
Kaum war er weg, drehte sie sich auf die andere Seite und schaute zur Tür. Ihre Augen waren hellwach und übergroß. Dann drehte sie sich gleich wieder um und betrachtete die zwei dünnen Lichtstäbe an den Rändern des Rollos. Feine Stäubchen schwammen in der dämmrigen Luft wie winzige Wasserlebewesen, aber schon bald machte sie die Augen wieder zu. Sie legte sich den angewinkelten Arm übers Gesicht und lag still, als ob sie schliefe.
Als Guthrie unten durchs Haus ging, hörte er die beiden Jungen in der Küche reden, ihre Stimmen klangen wieder klar, hoch und lebhaft. Er blieb ein Weilchen stehen und hörte ihnen zu. Irgendetwas mit der Schule. Ein Junge hatte auf dem Pausenhof dies und jenes gesagt, und ein anderer hatte gesagt, das habe gar nichts damit zu tun, das wisse er genau. Guthrie ging hinaus, über die Veranda und quer über die Einfahrt zu dem Pick-up. Ein verblichener roter Dodge mit einer tiefen Delle im linken hinteren Kotflügel. Das Wetter war klar, der Tag hell und noch jung, die Luft frisch und scharf, und Guthrie verspürte kurz so etwas wie Auftrieb und Hoffnung. Er nahm eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an, blieb einen Moment stehen und betrachtete die Silberpappel. Dann stieg er in den Pick-up, ließ ihn an, bog aus der Einfahrt in die Railroad Street ein und fuhr in Richtung der fünf oder sechs Blocks entfernten Main Street. Hinter ihm wirbelten die Räder eine pulverige Fahne auf, und der schwebende Staub leuchtete wie helle Goldpünktchen in der Sonne.
Sie war noch gar nicht wach, da fühlte sie schon, wie es ihr in Brust und Hals hochkam. Hastig sprang sie aus dem Bett, in dem weißen Slip und dem viel zu großen T-Shirt, das sie nachts trug, und lief ins Bad, wo sie sich auf den Fliesenboden kniete, ihr langes Haar mit der einen Hand von Gesicht und Mund weghielt und sich mit der anderen an die Schüssel klammerte, während sie sich erbrach. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Hinterher hing ihr ein Speichelfaden von der Lippe, zog sich lang und länger und riss ab. Sie fühlte sich schwach und leer. Ihre Kehle brannte, ihre Brust schmerzte. Ihr braunes Gesicht war jetzt unnatürlich blass, fahl und hohl unter den hohen Backenknochen. Ihre dunklen Augen wirkten größer und dunkler als gewöhnlich, und auf der Stirn glänzte ein feiner Film von kaltem Schweiß. Sie blieb auf den Knien und wartete darauf, dass das Würgen und die Krämpfe aufhörten.
Eine Frau erschien auf der Schwelle. Sie knipste sofort das Licht an, und der Raum füllte sich mit grellem gelbem Licht. Was hat das zu bedeuten? Victoria, was ist los mit dir?
Nichts, Mama.
Irgendwas ist los. Denkst du, ich hör dich nicht hier drinnen?
Geh wieder ins Bett, Mama.
Lüg mich nicht an. Du hast getrunken, gib’s zu.
Nein.
Lüg mich nicht an.
Tu ich ja nicht.
Was ist es dann?
Das Mädchen erhob sich vom Boden. Sie sahen einander an. Die Frau war mager, Ende vierzig, hager im Gesicht, ausgelaugt und müde, obwohl sie gerade erst aufgestanden war. Sie trug einen fleckigen blauseidenen Morgenrock, den sie über ihrer eingefallenen Brust zusammenhielt. Ihr Haar hatte ein völlig unnatürliches Kastanienbraun, war aber lange nicht nachgefärbt worden, an den Schläfen und über der Stirn sah man den weißen Ansatz.
Das Mädchen trat ans Waschbecken, hielt einen Waschlappen unter den Hahn und drückte ihn sich ans Gesicht. Das Wasser tropfte ihr vorn in das dünne Hemd.
Die Frau sah ihr zu, nahm Zigaretten aus der Tasche ihres Morgenmantels, brachte ein Feuerzeug zum Vorschein, zündete eine Zigarette an und stand rauchend in der Tür. Sie kratzte sich mit den Zehen des anderen Fußes den nackten Knöchel.
Musst du hier drin rauchen, Mama?
Ich bin hier, also rauche ich hier. Das ist immer noch mein Haus.
Bitte, Mama. Dann wurde ihr wieder schlecht. Sie spürte, wie es ihr hochkam. Wieder kniete sie vor der Schüssel und würgte, Schultern und Brust von trockenen Krämpfen geschüttelt. Ihr dunkles Haar hielt sie wie zuvor mit einer Hand zurück, automatisch.
Die Frau stand dicht neben ihr, rauchte ungerührt, musterte sie. Endlich war es vorbei. Das Mädchen stand auf und trat wieder ans Waschbecken.
Weißt du, was ich glaube, Fräuleinchen?, sagte die Frau.
Das Mädchen hielt sich wieder den nassen Waschlappen ans Gesicht.
Ich glaube, du hast dich anbuffen lassen. Ich glaube, du hast ein Kind im Bauch, und deswegen musst du kotzen.
Das Mädchen hielt sich den Lappen ans Gesicht und sah die Mutter im Spiegel an.
Na, hab ich recht?
Mama.
Das ist es also.
Mama, bitte nicht.
Du blöde kleine Schlampe.
Ich bin keine Schlampe. Nenn mich nicht so.
Wie denn sonst? So nennt man nun mal eine, die so was tut. Ich hab’s dir doch immer gesagt. Und jetzt sieh dich an. Jetzt hast du die Bescherung. Ich hab’s dir gesagt, oder vielleicht nicht?
Du sagst viel, wenn der Tag lang ist.
Jetzt werd nicht auch noch frech.
Dem Mädchen kamen die Tränen. Hilf mir, Mama. Ich brauch dich, du musst mir helfen.
Zu spät, sagte die Frau. Du hast dir die Suppe eingebrockt, jetzt löffel sie auch aus. Deinem Vater sollte ich auch immer den Kopf halten. Jedes Mal, wenn er morgens heimgekommen ist, sich elend gefühlt und sich selber leidgetan hat. Jetzt werd ich nicht auch noch deinen halten.
Mama, bitte.
Und überhaupt: Am besten, du ziehst hier aus. Wie er am Schluss ja auch. Du bist doch so gescheit, du weißt doch alles. Ich will dich in dem Zustand nicht hier haben.
Das meinst du nicht im Ernst.
Da tät ich nicht drauf wetten.
Im hinteren Schlafzimmer zog sie sich für die Schule an, ein kurzer Rock, ein weißes T-Shirt und eine Jeansjacke, dieselben Sachen, die sie tags zuvor angehabt hatte, und hängte sich eine glänzend rote Tasche mit einem langen Riemen über die Schulter. Sie verließ das Haus, ohne etwas zu essen.
Wie im Traum ging sie zur Schule, aus der schmalen Straße hinaus auf den Asphalt der Main Street, über die Schienen und dann auf den breiten Bürgersteigen, die so früh am Morgen noch leer waren, vorbei an den Schaufenstern. Sie kontrollierte ihr Spiegelbild, ihren Gang, ihre Haltung. Bis jetzt sah sie noch keine Veränderung. Äußerlich war nichts zu erkennen. Sie ging weiter in ihrem Rock und ihrer Jacke, und die rote Tasche baumelte an ihrer Hüfte.
Sie stiegen auf ihre Fahrräder und fuhren aus der Einfahrt auf den losen Kies der Railroad Street hinaus und nach Osten auf die Stadt zu. Es war noch kühl, die Luft roch nach Pferdemist und Bäumen, nach dürrem Unkraut und Erde und noch etwas anderem, das sie nicht benennen konnten. Über ihnen schaukelte ein Elsternpärchen kreischend auf einem Pappelast, dann flog einer der Vögel fort in die Bäume hinter Mrs. Franks Haus, und der andere schrie viermal, rasch und heiser, ehe auch er davonflatterte.
Sie fuhren die Kiesstraße entlang, vorbei an dem stillgelegten alten E-Werk, dessen hohe Fenster mit Brettern vernagelt waren, bogen in die Main Street und holperten dann über die Eisenbahnschienen auf die kopfsteingepflasterte Rampe am Bahnhof. Der Bahnhof war ein ebenerdiger Backsteinbau mit grünen Dachziegeln. Drinnen gab es einen düsteren Warteraum, der nach Staub und Abgeschlossenheit roch, drei oder vier Holzbänke hintereinander, die an Kirchengestühl erinnerten und den Gleisen gegenüberstanden, und einen Fahrkartenschalter mit einem schwarz vergitterten Fenster. Ein alter, grüner Milchwagen mit Eisenrädern stand draußen an der Wand auf dem Kopfsteinpflaster. Der Wagen hatte längst ausgedient, aber Ralph Black, der Stationsvorsteher, fand es schön, wie er da auf dem Bahnsteig stand, und ließ ihn dort. Ralph Black hatte nicht viel zu tun. Die Personenzüge hielten in Holt nur fünf Minuten, gerade so lange, dass die zwei oder drei Fahrgäste ein- oder aussteigen und der Mann im Gepäckwagen die Denver News auf den Bahnsteig werfen konnte. Die Zeitungen lagen auch jetzt da, ein mit Bindfaden verschnürter Ballen. Die untersten Zeitungen waren auf den rauhen Pflastersteinen eingerissen.
Die beiden Jungen lehnten die Fahrräder an den Milchwagen, und Ike schnitt mit einem Taschenmesser die Schnur durch. Dann knieten sie sich hin, zählten die Zeitungen, verteilten sie auf zwei Haufen und fingen an, sie einzeln zusammenzurollen und Gummibänder darüberzustreifen.
Als sie schon fast fertig waren, kam von drinnen Ralph Black, ein hagerer alter Mann mit einem Spitzbauch, und stellte sich vor die Jungen, so dass sein langer Schatten über sie fiel, während er ihnen bei der Arbeit zusah. Er kaute auf einem Stumpen herum.
Wie kommt’s, dass ihr zwei kleinen Jungs heute so spät dran seid?, fragte er. Die Zeitungen sind schon fast eine Stunde da.
Wir sind keine kleinen Jungs, sagte Bobby.
Ralph lachte. Na ja, meinetwegen. Aber spät dran seid ihr trotzdem.
Sie sagten nichts.
Stimmt doch, oder, sagte Ralph. Ihr seid trotzdem spät dran, hab ich gesagt.
Und, was geht das Sie an?, sagte Ike.
Wie bitte?
Ich hab gesagt … Aber er beendete den Satz nicht, rollte nur weiter neben seinem Bruder auf dem Kopfsteinpflaster kniend die Zeitungen zusammen.
Schon besser, sagte Ralph Black. So was sagst du nicht noch mal. Sonst könnte dir jemand deinen kleinen Hintern versohlen. Wie würde dir das gefallen, hm?
Er starrte auf ihre Köpfe hinab. Sie sagten nichts, taten so, als sei er überhaupt nicht da, und so schaute er die Schienen entlang und spuckte in hohem Bogen braunen Tabaksaft über ihre Köpfe aufs Gleis.
Und stellt nicht immer eure Räder an den Wagen. Das hab ich euch doch schon x-mal gesagt. Das nächste Mal ruf ich euern Vater an.
Die Jungen hatten alle Zeitungen zusammengerollt und standen auf, um sie in den Segeltuchtaschen an ihren Fahrrädern zu verstauen. Ralph Black sah ihnen voller Genugtuung zu, spuckte dann noch einmal aufs Gleis und ging zurück hinter seinen Schalter. Als die Tür zu war, sagte Bobby: Das hat er noch nie gesagt.
Der alte Sack. Er hat uns überhaupt noch nie was gesagt. Komm, wir müssen los.
Sie trennten sich, und jeder begann seine Hälfte der Tour. Zusammen versorgten sie den ganzen Ort, Bobby den älteren, gediegeneren Teil von Holt, die Südseite, wo die breiten, ebenen Straßen von Ulmen, Robinien, Zürgelbäumen und Eiben gesäumt waren, wo die komfortablen zweigeschossigen Häuser von der Straße zurückgesetzt auf gepflegten Rasenflächen standen und die Garagen hinten sich auf Kieswege öffneten, während Ike für die drei Blocks auf beiden Seiten der Main Street zuständig war, für die Läden und die dunklen Wohnungen darüber und außerdem für das Gebiet nördlich der Eisenbahngleise, wo die Häuser kleiner und oft durch unbebaute Grundstücke getrennt waren, wo die Häuser blau oder gelb oder hellgrün gestrichen waren und mancher hinterm Haus Hühner in Drahtverschlägen oder einen Kettenhund hielt und wo inmitten von Traubenkraut und Säckelblumen Autowracks unter den tiefhängenden Ästen der Maulbeerbäume vor sich hin rosteten.
Das Austragen der Denver News dauerte etwa eine Stunde. Dann trafen sie sich wieder an der Main Ecke Railroad und radelten über die Waschbrettwellen der ungeteerten Straße nach Hause. Sie kamen an den Fliederbüschen im Garten neben Mrs. Franks Haus vorbei, die duftenden Blüten waren schon lange abgestorben und verdorrt, die herzförmigen Blätter staubig vom Verkehr, fuhren vorbei an der schmalen Weide, dem Baumhaus in der Silberpappel an der Ecke, bogen in ihre Einfahrt ein und ließen ihre Räder neben dem Haus stehen.
Oben im Bad kämmten sie sich mit nassem Kamm, zogen ihr Haar zu Wellen hoch und lockerten es mit den hohlen Händen auf, bis es über der Stirn steil nach oben stand. Wasser tröpfelte ihnen auf die Wangen und hinter die Ohren. Sie trockneten sich ab, gingen auf den Flur hinaus und blieben zögernd vor der Tür stehen, bis Ike den Knauf drehte. Dann betraten sie das stille, halbdunkle Zimmer.
Sie lag auf dem Rücken im Gästebett, noch immer mit dem angewinkelten Arm auf dem Gesicht, wie jemand in großer seelischer Not. Eine schmächtige Frau, gefangen in einem ausweglosen Gedanken, einer ausweglosen Denkart, reglos, sie schien nicht einmal mehr zu atmen. Sie blieben an der Tür stehen. Sie sahen die kurzen Lichtstriche an den Rändern der heruntergelassenen Rollos, und vom anderen Ende des Zimmers her rochen sie die toten Blumen in der Vase auf der hohen Kommode.
Ja?, sagte sie. Sie bewegte sich nicht. Ihre Stimme war fast ein Flüstern.
Mutter?
Ja.
Geht’s dir gut?
Ihr könnt herkommen, sagte sie.
Sie näherten sich dem Bett. Sie nahm den Arm vom Gesicht und schaute sie an, erst den einen, dann den anderen. In dem dämmrigen Licht wirkte das nasse Haar der Jungen sehr dunkel, und ihre blauen Augen waren fast schwarz. Sie standen am Bett und sahen sie an.
Geht’s dir ein bisschen besser?, fragte Ike.
Meinst du, du kannst aufstehen?, fragte Bobby.
Ihre Augen waren glasig, als hätte sie Fieber. Geht ihr jetzt in die Schule?, fragte sie.
Ja.
Wie spät ist es?
Sie schauten zur Uhr auf der Frisierkommode. Viertel vor acht, sagte Ike.
Dann ab mit euch. Sonst kommt ihr noch zu spät. Sie lächelte schwach und streckte die Hand nach ihnen aus. Gebt ihr mir noch einen Kuss?
Sie beugten sich herab und küssten sie auf die Wange, einer nach dem anderen, rasche, verlegene Kleine-Jungen-Küsse. Ihre Wange fühlte sich kühl an, und sie roch nach sich selbst. Sie nahm ihre Hände und hielt sie einen Moment an ihre kalten Wangen, während sie ihnen ins Gesicht sah, auf das dunkle nasse Haar. Sie konnten es kaum ertragen, ihr in die Augen zu schauen, es war unbequem und unbehaglich, so über das Bett gebeugt zu stehen. Endlich ließ sie die Hände der Jungen los, und sie richteten sich auf. Also, marsch in die Schule!
Wiedersehen, Mutter, sagte Ike.
Gute Besserung, sagte Bobby.
Sie verließen das Zimmer und schlossen die Tür. Draußen in der hellen Sonne gingen sie wieder auf die Railroad Street, überquerten sie, nahmen den Pfad durch den mit Unkraut zugewachsenen Graben, über den Eisenbahndamm und durch den alten Park zur Schule. Auf dem Pausenhof trennten sie sich, jeder ging zu seinen Freunden. Sie unterhielten sich mit ihren Klassenkameraden, bis die Glocke sie zum Unterricht rief.
Im Büro der Highschool stand Judy, die Schulsekretärin, an einem Schreibtisch, telefonierte und machte sich auf einem rosa Block Notizen. Ihr kurzer Rock spannte sich straff über den Hüften, sie trug Schuhe mit Pfennigabsätzen. Guthrie stand an der Tür und sah ihr zu. Nach einer Weile schaute sie zu ihm auf und verdrehte theatralisch die Augen. Das ist mir schon klar, sagte sie ins Telefon. Nein. Natürlich sage ich’s ihm. Ich weiß, was Sie meinen. Unsanft legte sie den Hörer auf.
Wer war das?, fragte Guthrie.
Eine Mutter. Sie schrieb noch etwas auf den Block.
Was hat sie denn gewollt?
Ach, wegen der Schulaufführung gestern Abend.
Ja, und?
Haben Sie sich’s nicht angesehen?
Nein.
Sollten Sie aber. Es ist ziemlich gut.
Aber was ist damit?, wollte Guthrie wissen.
Ach, da gibt es eine Stelle, wo Lindy Rayburn im schwarzen Unterrock auf die Bühne kommt und ein Solo singt. Und die Frau da am Telefon meint, dass eine Siebzehnjährige so etwas nicht in der Öffentlichkeit tun sollte. Jedenfalls nicht an einer Highschool.
Vielleicht sollte ich’s mir doch ansehen, sagte Guthrie.
Oh, es war alles ganz züchtig. Man hat nichts gesehen, nichts Wesentliches.
Und was hat die Frau von Ihnen gewollt?
Von mir nichts. Sie wollte Mr. Crowder sprechen. Aber der ist nicht da.
Wo ist er denn? Ich bin extra früher gekommen, um was mit ihm zu besprechen.
Ach so. Er ist da, ist nur mal kurz über den Flur. Sie nickte in Richtung der Toiletten.
Ich warte in seinem Büro auf ihn, sagte Guthrie.
Ja, gut.
Er ging in das Büro und setzte sich vor den Schreibtisch des Direktors. Fotos von Lloyd Crowders Frau und seinen drei Kindern in Wechselrahmen aus Messing standen darauf, und an der Wand dahinter hing ein Foto von ihm, wie er vor Douglasfichten kniete und den Kopf eines kapitalen Maultierhirsches hochhielt. Daneben standen graue Registraturschränke, über denen ein großer Kalender des Schulbezirks hing. Guthrie betrachtete das Foto mit dem Hirsch. Das Tier hatte die Augen halb offen, als sei es bloß schläfrig.
Nach zehn Minuten kam Lloyd Crowder herein und ließ sich schwer in den Drehsessel hinter seinem Schreibtisch fallen. Er war ein großer, kräftiger Mann, dessen blonde Haarsträhnen genau rechtwinklig über seine rosa Glatze gekämmt waren. Er legte die Hände flach auf den Schreibtisch und sah Guthrie an. Na, Tom, sagte er. Wo brennt’s?
Sie wollten mich doch sprechen.
Stimmt. Genau. Er ging eine Namensliste durch, die er vor sich liegen hatte. Wie geht’s den Jungen?, fragte er.
Alles in Ordnung.
Und Ella?
Danke, gut.
Der Direktor nahm die Liste in die Hand. Hier ist es. Russell Beckman. Hier steht, dass Sie ihn in diesem ersten Quartal durchfallen lassen.
Stimmt.
Und warum?
Guthrie sah den Direktor an. Weil er nicht getan hat, was er hätte tun sollen.
Das meine ich nicht. Ich meine, warum lassen Sie ihn durchfallen?
Guthrie sah ihn an.
Herrgott, sagte Lloyd Crowder. Jeder weiß, dass Mr. Beckman alles andere als ein guter Schüler ist. Und wenn bei ihm nicht der Blitz einschlägt, wird er auch nie einer werden. Aber er braucht seinen Schein in Amerikanischer Geschichte, sonst schafft er den Abschluss nicht. Das ist Vorschrift.
Ja.
Außerdem ist er schon zu alt. Der gehört hier nicht mehr rein. Er hätte den Kurs schon letztes Jahr machen müssen. Möchte wissen, warum er das nicht getan hat.
Da weiß ich auch keine Erklärung.
Tja, na ja, sagte der Direktor.
Die beiden Männer musterten einander.
Vielleicht sollte er es mit der allgemeinen staatlichen Prüfung probieren, meinte Guthrie.
Sehen Sie, Tom. Genau da liegt das Problem. Diese Einstellung. Die macht mich fertig.
Der Direktor lehnte sich schwer auf seine Unterarme.
Also, passen Sie mal auf. Das ist doch wohl nicht zu viel verlangt. Ich meine doch nur, drücken Sie ein Auge zu bei ihm. Denken Sie doch mal an die Konsequenzen. Wir wollen ihn nächstes Jahr nicht mehr hier haben. Das wäre für alle Beteiligten unerquicklich. Oder wollen Sie ihn nächstes Jahr noch mal haben?
Ich will ihn schon dieses Jahr nicht.
Niemand will ihn dieses Jahr. Kein Lehrer will ihn haben. Aber er ist nun mal da. Verstehen Sie? Ach, Herrgott, geben Sie ihm von mir aus einen Verweis. Jagen Sie dem Söhnchen einen Schreck ein. Aber lassen Sie ihn bitte nicht durchfallen.
Guthrie schaute die gerahmten Bilder auf dem Schreibtisch an. Hat Wright Sie da drauf gebracht?
Wright?, fragte der Direktor. Wieso? Wegen dem Basketball?
Guthrie nickte.
Aber nein, so ein guter Spieler ist er auch wieder nicht. Körbe werfen können auch andere. Trainer Wright hat nicht einmal eine Andeutung in dieser Richtung gemacht. Ich möchte Sie als jemand, der das Wohl der ganzen Schule im Auge haben muss, nur bitten, darüber nachzudenken.
Guthrie erhob sich.
Übrigens, Tom.
Guthrie wartete.
Ich brauche niemanden, der mich auf etwas bringt. Ich kann noch selber denken. Bitte vergessen Sie das nicht.
Aber dann sagen Sie ihm auch, dass er endlich tun soll, was von ihm verlangt wird, sagte Guthrie.
Er verließ das Büro. Sein Klassenzimmer lag am anderen Ende des Gebäudes. Er ging durch den breiten Korridor mit den langen Reihen von Schülerschließfächern, auf deren Blechtüren bunte Zettel mit Namen und Parolen klebten. An den Wänden über den Schließfächern hingen lange Papiertransparente mit Lobeshymnen auf die Sportmannschaften der Schule. So früh am Morgen glänzten die Bodenfliesen noch.
Er betrat das Klassenzimmer, setzte sich an seinen Schreibtisch, holte das blau eingebundene Klassenbuch heraus und überflog, was er sich für den Tag notiert hatte. Dann entnahm er einer Schublade die Matrize eines Prüfungstextes und ging damit wieder auf den Korridor hinaus.
Als er ins Lehrerzimmer kam, war Maggie Jones gerade am Umdrucker. Sie drehte sich zu ihm um. Er setzte sich an den Tisch in der Raummitte und zündete sich eine Zigarette an. Sie stand da und beobachtete ihn.
Ich dachte, du hast aufgehört, sagte sie.
Hab ich auch.
Und warum hast du wieder angefangen?
Er zuckte die Achseln. Öfter mal was Neues.
Was ist los?, fragte sie. Du siehst nicht gut aus. Du siehst beschissen aus.
Danke. Bist du bald fertig?
Im Ernst, sagte sie. Du siehst aus, als hättest du überhaupt nicht geschlafen.
Er zog sich einen Aschenbecher heran, streifte die Asche ab und schaute zu, wie Maggie arbeitete, ihre Hand und ihr Arm bewegten sich im Tempo der Kurbel, die Hüften bewegten sich mit, und ihr Rock hüpfte und schwang. Sie war groß und dunkelhaarig und trug zu ihrem schwarzen Rock und der weißen Bluse gediegenen Silberschmuck. Sie hörte auf zu kurbeln und spannte eine neue Matrize ein.
Was treibt dich denn so früh in die Schule?, fragte sie.
Crowder wollte mich sprechen.
Warum?
Wegen Russell Beckman.
Dieses kleine Aas. Was hat er denn jetzt wieder getan?
Nichts. Aber er wird was tun müssen, wenn er in Amerikanischer Geschichte bestehen will.
Viel Glück, sagte sie. Sie drehte einmal an der Kurbel und sah sich die Kopie an. Sonst hast du keine Sorgen?
Ich hab überhaupt keine Sorgen.
Von wegen. Ich seh doch, dass was nicht stimmt. Sie schaute ihm ins Gesicht, er hielt ihrem Blick ungerührt stand und rauchte weiter. Ist zu Hause was?, fragte sie.
Er antwortete nicht, zuckte wieder nur die Achseln und zog an seiner Zigarette.
Dann ging die Tür auf, und ein muskulöser kleiner Mann in einem kurzärmeligen weißen Hemd kam herein. Irving Curtis, der Wirtschaftskundelehrer. Morgen allerseits, sagte er.
Er stellte sich neben Maggie Jones und legte ihr den Arm um die Taille. Er reichte ihr gerade bis zu den Augen. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und sagte ihr etwas ins Ohr. Dann drückte er sie und zog sie an sich. Sie schob seine Hand weg.
Lass den Unsinn, sagte sie.
War doch nur Spaß.
Ich sag’s ja auch nur.
Ach, komm schon, sagte er. Er setzte sich Guthrie gegenüber an den Tisch, zündete sich mit einem silbernen Feuerzeug eine Zigarette an, ließ es zuschnappen und spielte dann damit auf der Tischplatte. Na, was gibt’s Schönes?, fragte er.
Nichts, sagte Guthrie.
Was ist eigentlich mit euch los?, fragte Irving Curtis. Es ist Wochenmitte. Herrgott, ich komm in bester Laune hier rein, und jetzt seht euch an, was ihr mit mir gemacht habt. Ich bin schon deprimiert, und dabei ist es noch nicht mal acht.
Erschieß dich doch, sagte Guthrie.
Ha, machte Curtis. Er lachte. Schon besser. Das ist lustig.
Sie saßen und rauchten. Maggie Jones war fertig und schob ihre Kopien zusammen. Der Nächste bitte, sagte sie zu Guthrie und ging aus dem Zimmer.
Tschüs, sagte Irvin Curtis.
Guthrie stand auf, klemmte die Matrize in den Trommelschlitz und kurbelte einmal und noch einmal, um zu kontrollieren, ob der Prüfungstext gut zu lesen war.
Aber im Ernst, sagte Curtis. Ein einziges Mal möchte ich mit der in einem dunklen Zimmer allein sein.
Lass sie in Ruhe, sagte Guthrie.
Nein. Ich meine, stell dir das doch mal vor.
Guthrie kurbelte, und die feuchten Kopien glitten in die Auffangschale. Es roch stark nach Chemie.
Du weißt doch, was Gary Rawlson über sie gesagt hat.
Ja, du hast’s mir gesagt, sagte Guthrie.
Glaubst du’s?
Nein. Und Rawlson auch nicht, wenn er nüchtern ist. Wenn er’s bei Licht besieht.
Mittags kam sie aus dem lärmenden Gedränge der Schule, ging zur Straße und dann einen Block weiter zum Gas and Go. In ihrer Geldbörse hatte sie drei Dollar und ein bisschen Kleingeld, und sie dachte, es wäre schön, wenn sie jetzt etwas essen und es bei sich behalten könnte. Wenigstens sollte sie es versuchen.
Auf dem Weg zu dem Laden kam sie an zwei Jungen aus der Highschool vorbei, die an den Zapfsäulen lehnten und Benzin in einen alten blauen Ford Mustang laufen ließen. Sie sahen zu, wie sie in ihrem kurzen Rock die Fahrbahn überquerte. Einmal warf sie ihnen rasch einen Seitenblick zu. Hey, rief einer von ihnen. Vicky. Wie geht’s dir? Sie sah weg, und er sagte etwas, was sie nicht verstand, aber der andere lachte darüber. Sie ging weiter.
In dem Laden stand eine Schlange von Highschool-Schülern an der Kasse. Sie unterhielten sich und warteten darauf, die Sandwiches mit kaltem Braten zu bezahlen, die sie aus der Kühlvitrine genommen hatten, und auch die Kartoffelchipstüten und die Plastikbecher mit Limonade. Sie ging zwischen den Regalen durch nach hinten und sah sich die aufgereihten bunten Dosen und Packungen an. Nichts reizte sie. Sie nahm eine Dose Wiener herunter, betrachtete sie prüfend, las das Etikett und stellte sie zurück, weil sie sich vorstellte, wie glitschig die Würstchen sind, wie sie triefen und tropfen, wenn man sie herausnimmt. Sie ging zur Popcornmaschine hinüber. Wenigstens etwas Salziges. Sie füllte eine Tüte mit Popcorn und nahm dann eine Dose Limonade aus dem Kühlschrank. Sie ging mit den Sachen nach vorn und stellte sie neben der Kasse auf die Theke.
Alice, eine streng wirkende, magere Frau mit einem schwarzen Muttermal auf der Wange, tippte die Sachen ein. Einen Dollar zwölf, sagte sie. Ihre Stimme klang schroff. Sie sah zu, wie das Mädchen die Tasche am Riemen hochhob und sie öffnete.
Du siehst heute irgendwie mickrig aus. Fehlt dir was, Schätzchen?
Ich bin bloß müde, sagte das Mädchen und legte das Geld auf die Theke.
Ach, ihr jungen Dinger. Ihr müsst früher ins Bett. Sie scharrte die Münzen zusammen und sortierte sie in die Schublade ein. Und zwar in euer eigenes.
Tu ich ja, sagte das Mädchen.
Na klar, sagte Alice. Ich weiß, wie das ist.
Das Mädchen ging zum vorderen Ladenfenster, an der zweiflügeligen Glastür vorbei, und stellte sich an den Zeitschriftenständer. Während sie etwas über drei Mädchen in ihrem Alter las, die in Kalifornien in Schwierigkeiten geraten waren, aß sie Stück für Stück den Puffmais und trank schlückchenweise ihre Limonade. Weitere Jugendliche kamen in den Laden, kauften sich Getränke für die Mittagspause und gingen wieder hinaus, Zurufe flogen hin und her, und einmal fingen zwei von ihnen zwischen Motoröl und Bohnen mit Schweinefleisch zu raufen an, und Alice sagte: Passt auf, ihr beiden, sonst reißt ihr mir noch die Sachen runter.
Ein älterer Schüler kam herein und bezahlte sein Benzin. Ein schlaksiger, blonder Junge mit einer Sonnenbrille, die er hochgeschoben hatte. Sie kannte ihn aus dem Biologieunterricht im ersten Jahr. Auf dem Weg nach draußen blieb er in der Tür stehen, beugte sich zu ihr und hielt mit der Hüfte die Tür auf. Roubideaux, sagte er.
Sie sah ihn an.
Möchtest du mitfahren?
Nein.
Bloß zur Schule zurück.
Nein, danke.
Warum nicht?
Ich will eben nicht.
Na meinetwegen. Wer nicht will, der hat schon.
Er trat hinaus, und die Tür ging langsam hinter ihm zu. Victoria sah durch die Scheibe über dem Zeitschriftenständer, wie er in sein rotes Auto stieg, den Motor aufheulen ließ und auf die Straße hinausfuhr. Beim Schalten quietschte es ein bisschen. Bevor die Stunde um war, ging sie zur Schule zurück.
Nach dem Unterricht verließ sie mit den anderen Schülern das Gebäude und stieg die Treppe hinunter, umgeben vom ausgelassenen Lärmen über die wiedergewonnene Freiheit, wie jeden Nachmittag. Sie war wieder allein und ging ihren morgendlichen Schulweg in umgekehrter Richtung. Auf der Main Street wandte sie sich nach Norden, vorbei an den schachtelförmigen Häusern, den hohen Stelzen des alten Wasserturms, ein paar verstreuten Läden und Werkstätten, und kam dann in den Ortskern, wo sich auf drei Blocks die Geschäfte hinter ihren falschen Fassaden zusammendrängten, beginnend mit der Bank hinter ihren getönten Fensterscheiben und dem Postamt unter seiner Flagge.
Beim Holt Café an der Second Street Ecke Main angekommen, betrat sie den langen, angenehm großen Raum. An einem Tisch saßen zwei alte Männer, unterhielten sich und tranken schwarzen Kaffee aus dicken Bechern, und in einer der Wandnischen saß eine junge Frau in einem geblümten Kleid und trank Tee. Das Mädchen ging nach hinten in die Küche, zog die Jacke aus, hängte sie an einen Haken im Schrank, hängte ihre Handtasche darüber und band sich dann eine lange Schürze über das T-Shirt und den kurzen Rock. Am Grill stand der Koch und sah sie an, ein kleiner, untersetzter Mann mit schweren Augenlidern und gerötetem Gesicht. Seine Schürze hatte Flecken über dem dicken Bauch und auch an den Seiten, wo er sich immer die Hände abwischte.
Ich brauch ganz schnell ein paar Töpfe, sagte er. So schnell, wie’s geht.
Sie machte sich gleich daran, die zwei großen grauen Spülbecken auszuräumen, hob den Stapel schmutziger Töpfe und Pfannen heraus und stellte sie auf die Arbeitsplatten.
Und den Frittiereinsatz da. Hab ich extra für dich reingelegt. Der muss saubergemacht werden.
Du kriegst ihn gleich wieder, sagte sie.
Sie ließ Wasser in das Spülbecken laufen und schüttete Seifenpulver aus einer oben abgeschnittenen Schachtel hinein. Dampf wirbelte von der strudelnden Lauge hoch.
Ich hab Janine gar nicht gesehen, sagte das Mädchen.
Die muss aber irgendwo sein. Wahrscheinlich am Telefon. Drüben im Büro.
Das Mädchen stand am Spülbecken und arbeitete in der heißen Seifenlauge, mit Gummihandschuhen. Sie scheuerte die vom Mittagessen übriggebliebenen Töpfe. Unter der Woche kam sie jeden Tag nach der Schule und wusch die Töpfe ab, die der Vormittagskoch benutzt hatte, und auch die Teller und Tassen, das Besteck und die Tabletts vom Mittagsgeschäft. Der alte Mann mit dem ledrigen Gesicht, der das Frühstücksgeschirr abwusch, war nur bis neun da. Immer warteten hohe Stapel auf sie in den Spülbecken und auf den Arbeitsplatten. Sie blieb den ganzen Nachmittag und während des Abendgeschäfts, und um sieben, wenn alles sauber und aufgeräumt war, konnte sie sich mit einem Teller Essen ins Café hinaussetzen und sich mit Janine oder einer der Bedienungen unterhalten. Danach ging sie heim.
Nach wenigen Minuten kam Janine in brauner Kittelschürze und weißer Bluse in die Küche, stellte sich neben das Mädchen und legte ihr den Arm um die Taille.
Hallo, Süße. Wie geht’s meinem kleinen Liebling denn heute?
Alles in Ordnung.
Die kleine, untersetzte Frau trat einen Schritt zurück, um Victoria zu mustern. Na, danach klingt’s mir aber gar nicht. Was ist denn?
Nichts.
Sie kam näher. Sind es die Tage?
Nein.
Du bist doch nicht krank, oder?
Das Mädchen schüttelte den Kopf.
Geh’s trotzdem langsam an. Setz dich einfach hin und ruh dich aus, wenn du’s brauchst. Rodney kann ruhig warten. Sie schaute zum Koch hinüber. Schikaniert er dich? Verdammt noch mal, Rodney, schikanierst du die Kleine?
Was soll der Quatsch?, sagte der Koch.
Nein, sagte das Mädchen. Tut er nicht. Es ist nichts.
Das will ich ihm auch nicht geraten haben. Würd ich dir auch nicht raten, sagte Janine lauter zu ihm. Dann wandte sie sich wieder dem Mädchen zu. Ich schmeiß ihn raus, mitsamt seinem Fettarsch. Sie kniff das Mädchen in die Hüfte. Und das weiß er auch, sagte sie.
Ach ja?, sagte er. Und woher nimmst du einen neuen Koch für die Bruchbude hier?
Von da, wo ich den Letzten auch bekommen hab, sagte die Frau und lachte fröhlich. Sie kniff das Mädchen noch einmal. Schau dir sein Gesicht an, sagte sie. Diesmal hab ich’s ihm aber gegeben.
Als sie zu Hause ankamen, stand der Pick-up nicht vor dem Haus. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass ihr Vater schon da war, aber manchmal kam er früher heim. Sie gingen über die Veranda hinein. Im Esszimmer blieben sie am Tisch stehen, blickten zur Decke und horchten.
Sie ist immer noch im Bett, sagte Bobby.
Vielleicht war sie unten und ist wieder raufgegangen, sagte Ike.
Vielleicht aber auch nicht.
Sie kann dich hören, sagte Ike.
Kann sie nicht. Da oben kriegt sie nichts mit. Sie schläft.
Woher willst du das wissen? Vielleicht ist sie ja wach.
Und warum kommt sie dann nicht runter?, fragte Bobby.
Vielleicht war sie ja schon unten. Vielleicht ist sie wieder raufgegangen. Irgendwann muss sie ja was essen.
Beide schauten sie zur Decke, als könnten sie durch sie hindurchsehen in das dunkle Gästezimmer, in dem Tag und Nacht die Rollos heruntergezogen waren und das Licht und die ganze Welt fernhielten, als könnten sie sie wie zuvor reglos im Bett liegen sehen, allein mit ihren traurigen Gedanken.
Sie kann doch mit uns essen, sagte Bobby. Wenn sie essen will, kann sie mit uns essen, wenn sie das nächste Mal runterkommt.
Sie gingen in die Küche, gossen sich zwei Gläser Milch ein, nahmen die Packung mit den glasierten Keksen aus dem Schrank und aßen im Stehen, dicht nebeneinander, sagten nichts, aßen nur schweigend und unbeirrbar zu Ende, dann tranken sie die Milch aus, stellten die Gläser in die Spüle und gingen wieder hinaus.
Sie liefen zur Pferdekoppel, öffneten das Gatter und gingen hinein. Vor dem Stall standen die beiden Pferde, Elko und Easter, dösend in der warmen Sonne, das eine rot, das andere dunkelbraun. Als die Pferde die Jungen näher kommen hörten, warfen sie die Köpfe hoch und beäugten sie misstrauisch. Na los, rief Ike. In den Stall mit euch. Die Pferde wichen seitwärts tänzelnd zurück. Die Jungen teilten sich auf, um sie hineinzutreiben. Na, na, sagte Ike. Das lasst mal schön bleiben. Er lief los.
Die Pferde fielen in einen hohen Trab und warfen die Köpfe hoch, preschten an den Jungen vorbei, liefen steifbeinig den Zaun entlang und am Stall vorbei und kanterten über die Koppel zum hinteren Zaun, wo sie herumwirbelten und wieder die Jungen mit großem Interesse beäugten. Die Jungen blieben an der Stallecke stehen.
Ich hol sie, sagte Ike.
Soll ich sie diesmal holen?
Nein, ich mach’s schon.
Bobby wartete gegenüber den weit offen stehenden Torflügeln. Ike trieb die Pferde auf ihn zu. Jetzt trabten sie wieder mit hocherhobenen Köpfen und sahen den kleinen Jungen an, der breitbeinig vor ihnen im Dreck der Koppel stand. Dann begann er mit den Armen zu wedeln und zu schreien. Hey! Hey! Er wirkte sehr klein auf der großen Koppel. Aber im letzten Moment warfen sich die beiden Pferde unversehens herum, trappelten über die hohe Schwelle in den Stall, eins nach dem anderen, und geradewegs in die Boxen. Die Jungen folgten ihnen.
Im Stall war es kühl und dunkel, es roch nach Heu und Mist. Die Pferde stampften in den Boxen und schnaubten in die leeren Getreidekästen in den Ecken der Futterkrippen. Die Jungen schütteten Hafer in beide Kästen und striegelten und sattelten die Tiere, während sie fraßen. Dann legten sie ihnen das Zaumzeug an, stiegen auf und ritten aus, an den Eisenbahngleisen entlang, die nach Westen von der Stadt wegführten.
Der Abend war noch nicht kalt, als das Mädchen aus dem Café kam. Aber die Luft wurde schon scharf, eine herbstliche Ahnung bevorstehender Einsamkeit. Etwas Seltsames lag in der Luft.
Sie ließ das Zentrum hinter sich, überquerte die Gleise und ging in der zunehmenden Dunkelheit heimwärts. Die großen Kugeln an den Straßenecken waren schon zitternd angegangen und warfen blaue Lichtpfützen auf Bürgersteige und Straße, und an den Vorderseiten der Häuser brannten die Lampen über den geschlossenen Türen. Sie bog in das schmale Sträßchen ein, ging an den niedrigen Häusern vorbei und stand bald vor ihrem Zuhause, das ihr unnatürlich dunkel und still vorkam.
Sie probierte es an der Haustür, aber sie war verschlossen. Mama?, sagte sie. Sie klopfte einmal. Mama?
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte durch das schmale Türfenster. Hinten war schwaches Licht zu sehen. Im Flur brannte eine einzelne, nackte Glühbirne.
Mama. Lass mich jetzt rein. Hörst du mich?
Sie packte den Türknauf, zog und drehte daran, klopfte an das Fensterchen, dass die harte kleine Scheibe klirrte, aber die Tür war und blieb zu. Dann ging das schwache Flurlicht aus.
Mama. Bitte nicht. Bitte.
Sie klammerte sich an die Tür.
Was soll das denn? Es tut mir leid, Mama. Bitte. Hörst du mich nicht?
Sie rüttelte an der Tür, lehnte den Kopf dagegen. Das Holz fühlte sich kalt an, hart, sie war müde jetzt, ganz plötzlich erschöpft. Eine Art Panik bahnte sich an.
Mama. Bitte nicht.
Sie sah sich um. Häuser und kahle Bäume. Sie ließ sich in der Kälte auf den Verandaboden sinken, lehnte den Rücken an die kalten Bretter der Hauswand. Ihr war, als verflüchtigte sie sich, als wanderte sie ziellos umher in kummervoller, ungläubiger Benommenheit. Sie schluchzte ein wenig. Sie starrte zu den stillen Bäumen hinaus, auf die dunkle Straße, zu den Häusern gegenüber, in denen sich Menschen in den hellen Zimmern ganz normal bewegten, und wenn der Wind seufzte, wanderte ihr Blick hinauf in die schwankenden Bäume. Sie saß da, schaute hinaus, rührte sich nicht.
Dann riss sie sich zusammen.
Na gut, Mama, sagte sie. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Ich gehe.
Auf der Straße fuhr langsam ein Auto vorbei. Die Insassen, ein Mann und eine Frau, schauten zu ihr her, drehten die Köpfe in ihre Richtung.
Mit einem Ruck erhob sie sich von der Veranda, zog die dünne Jacke enger um ihren schmächtigen Körper, ihre Mädchenbrust, und ging vom Haus weg, auf die Stadt zu. Es war jetzt ganz dunkel, und es war kalt geworden. Die Straßen waren fast menschenleer. Einmal kam ein Hund bellend hinter einem Haus hervor auf sie zu, und sie hielt ihm die Hand hin. Der Hund wich zurück und bellte, sein Maul ging auf und zu wie von einem Federwerk angetrieben. Hier, sagte sie. Er kam misstrauisch näher und schnupperte an ihrer Hand, doch als sie sich bewegte, fing er gleich wieder an zu bellen. In dem Haus gingen die Lichter an. Ein Mann tauchte in der Tür auf und schrie: Verdammt noch mal, komm rein! Der Hund drehte sich um und trottete aufs Haus zu, blieb stehen, bellte noch einmal und lief hinein.
Sie ging weiter. Wieder überquerte sie die Gleise. Vor ihr sprang die Verkehrsampel bei der Second Street ungeachtet der späten Stunde von Rot auf Gelb auf Grün, die Farben leuchteten über dem schwarzen Asphalt. Sie ging an den dunklen Geschäften vorbei und schaute ins Fenster des Cafés, wo die Tische feinsäuberlich aufgereiht standen und die Pepsi-Leuchtreklame an der Rückwand die ordentlich gespülten Gläserstapel auf der Theke beschien. Sie lief die Main Street entlang bis zur Landstraße, überquerte sie und kam am Gas and Go vorbei, an den unbeaufsichtigten Zapfsäulen unter den hellen Lampen. Drinnen las der Tankwart an der Theke in einer Zeitschrift. Sie bog an der Ecke ab und kam, drei Querstraßen von der Schule entfernt, zu dem Holzhaus, in dem Maggie Jones wohnte.
Sie klopfte an die Tür und wartete stumpf. Sie war sich keiner Gedanken bewusst. Nach einiger Zeit ging über ihr die gelbe Verandalampe an.
Maggie machte die Tür auf. Sie war im Bademantel, ihr schwarzes Haar war zerzaust. Sie hatte schon geschlafen. Ihr Gesicht wirkte schlichter als am Tag, unscheinbarer ohne Make-up, ein bisschen aufgeschwemmt. Ihr Bademantel, den sie nicht zugebunden hatte, war aufgegangen, als sie die Tür geöffnet hatte, darunter trug sie ein weiches gelbes Nachthemd.
Victoria? Bist du’s?
Mrs. Jones. Könnte ich Sie bitte sprechen?, sagte das Mädchen.
Aber natürlich, Schätzchen. Was ist denn passiert?
Das Mädchen trat ins Haus. Sie gingen durch das vordere Zimmer, und Maggie nahm eine Decke von der Couch und legte sie dem Mädchen um die Schultern. Dann saßen sie eine Stunde lang in der Stille der Nacht am Küchentisch, redeten und tranken heißen Tee, während überall um sie herum die Nachbarn schliefen, in ihren Betten ein- und ausatmeten und träumten.
Das Mädchen saß am Tisch und wärmte sich die Hände an der Teetasse. Nach und nach hatte sie angefangen, von ihrem Freund zu erzählen. Von den Nächten auf dem Rücksitz in seinem Auto, draußen auf einem Feldweg, fünf Meilen nördlich der Stadt, wo eine alte graue Scheune und eine kaputte Windmühle standen und ein paar niedrige Bäume sich dunkel vor dem dunklen Himmel abzeichneten, wo der Nachtwind durch das offene Autofenster hereinkam und nach Salbei und Sommergras roch. Und dann von der Liebe. Darüber sprach sie nur ganz kurz. Sein Geruch, wenn er nahe bei ihr war, sein Aftershave, seine Hände auf ihrer Haut, dann das Ungestüme, und hinterher manchmal das ruhige Reden für ein Weilchen. Und anschließend die Fahrt nach Hause.
Ja, sagte Maggie. Aber wer war er?
Ein Junge.
Ja, natürlich, Schätzchen. Aber wer genau?
Das möchte ich nicht sagen, sagte das Mädchen. Er würde das Kind sowieso nicht wollen. Er würde keine Ansprüche stellen. So einer ist er nicht.
Wie meinst du das?
Er ist nicht der väterliche Typ.
Aber er sollte doch wenigstens ein bisschen Verantwortung übernehmen, sagte Maggie.
Er ist aus einer anderen Stadt, sagte das Mädchen. Ich glaube nicht, dass Sie ihn kennen, Mrs. Jones. Er ist älter. Er ist schon aus der Schule.
Wie hast du ihn kennengelernt?
Das Mädchen sah sich in der blitzsauberen Küche um. Geschirr stand im Trockenständer, unter den glänzenden Hängeschränken reihten sich weiß emaillierte Dosen. Sie zog die Decke enger um die Schultern.