Sinn-volle

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Geschichten

88 Weisheiten, Erzählungen und Zitate,die berühren und inspirieren.

2. überarbeitete Auflage

Gisela Rieger

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Der Engel im Traum

In sich selbst 

Wenn der Geist frei von 

Wenn wir dasselbe tun wie alle anderen 

Die Insel der Gefühle

Ich bat um 

Die blinden Füchse

Aus dem Zen

Harry, der Bettler auf der Themsebrücke

Lösung außer Atem

Liebe heißt

Lord Krishna und die zwei Könige

Für dich

Zwei Steine

Der Seuchengott

Die Stimmen in uns

Selber wissen, was richtig ist 

Geschichte eines indianischen Großvaters

Herzensweisheit

Unser wichtigstes Gut: unsere Kinder

Lebensecho

Innere Stärke

Zwei Mönche

Die Probleme der anderen 

Gott gebe mir die Gelassenheit

Das einzig Wichtige im Leben

Ich war und bin noch immer ein Suchender

Der 101. Schlag

Ein Palast

Das Glück wohnt 

Sprung in der Schüssel

Die drei Siebe der Wahrheit

Die Liebe und der Engel

Der Prediger und der Stallmeister

Die sieben Weltwunder

Die Kraft der Worte

Spuren im Sand

Leuchtkraft

Die beiden Brüder

Aus dem Brief einer älteren Dame

Was den Unterschied macht

Sein Schicksal bejahen

Der Gartenzaun

Eines einzigen Menschen Liebe

Mit dem Herzen schenken

Die dünnen Fesseln der Gewohnheit

Eine Geschichte zum Valentinstag

Der Korb des alten Mannes

Mit Geld kannst du 

Seesterne retten

Das Rätsel des Königs

Deine Gedanken gestalten dein Leben

Deine Begeisterungsfähigkeit

Der (un)vermeidliche Krieg

Etwas zum Schmunzeln

Ernten, was man sät…

Alles Ansichtssache

Die Last des Lebens

Es war einmal ein Engel, der zur Erde kam…

Das Hemd eines „Glücklichen”

Himmel oder Hölle?

Eine Fata Morgana?

Zeit kann man nicht kaufen

Nimm dir Zeit

Das Pferd und der Esel

Der gute Mensch

Die Größe der Fische

Eine Lektion fürs Leben

Die drei Söhne

Herzensspuren

Die Wünsche des Bauern

Nur eine Kleinigkeit?

Wer die Welt in Ordnung bringen will

Die 4 Kerzen

Schäme dich niemals deiner Tränen

Denke, bevor du urteilst

Der Geschichtenerzähler

Die Siebensachen

Talmud

Solange du 

Die hungrigen Frösche

Wer das Ziel kennt…

Weisheit der Welt

Das Bankkonto

Das himmlische Mahl

Die schlauen Mütter

Sing, Michael sing

Sonnenblumen fürs Leben

Stichwortverzeichnis

Autorin

VORWORT

Kleinen Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen.

Erwachsene lesen Geschichten zum „Aufwachen“.

 

Schon als Kind war ich gerne unter Menschen, liebte die Natur und Geschichten. Besonders begeistert war ich von Märchen, die mir vorgelesen wurden sowie den Erzählungen von wahren oder erfundenen Begebenheiten.

Vor vielen Jahren begann ich all die faszinierenden und hintergründigen Texte zu sammeln, die mich bereits mein ganzes Leben positiv begleitet haben. Dabei stellte ich fest, dass es Geschichten zu allen möglichen Themengebieten und Lebenssituationen gibt.

In meinen Seminaren, Trainings, Workshops oder Vorträgen baue ich je nach Thematik gerne die passende Geschichte oder Metapher ein. Die Teilnehmer können sich entspannt zurücklehnen und beim Zuhören in die darin enthaltene Bilderwelt eintauchen. Da unser Unterbewusstsein in Bildern denkt, führen erzählte Geschichten zu einem wesentlich besseren Zugang zu sich selbst und seinem Umfeld. Dies erleichtert das Umdenken und ermöglicht Einsichten, Erkenntnisse und Lerneffekte, die durch das reine Ansprechen des Intellekts nicht möglich wären.

Ganz herzlich möchte ich mich bei den Lesern von Band 1 für das wundervolle und berührende Feedback zu meiner Geschichten-Sammlung bedanken.

Hierzu ein paar Auszüge:

■ … bei der Geschichte „Zu schnell gefahren“, wurde mir bewusst wie oft ich in der Hektik des Alltags immer wieder viel zu schnell fahre – ich habe daraufhin beschlossen in Zukunft langsamer und bewusster zu fahren, auch ich habe drei kleine Kinder 

■ … schlicht überwältigt hat mich die Geschichte „Es wird für irgendetwas gut sein“, ich blickte in meinem Leben zurück und bemerkte erstmalig bewusst, dass frühere schwierige Situationen „für irgend etwas gut waren“.Z. B. zerbrach ich fast an meiner Kündigung – drei Monate später bekam ich meinen Traumjob mit viel mehr Gehalt 

Nun wünsche ich Ihnen viel Freude und auch manchen tiefsinnigen Gedanken beim Lesen der Lektüre.

Herzlichst Ihre
Gisela Rieger

DER ENGEL IM TRAUM

Eine junge Frau betrat im Traum einen wunderschönen alten Laden.Hinter der Ladentheke sah sie einen großen Engel stehen.Aufgeregt fragte die junge Frau den Engel: „Was verkaufen Sie, mein Herr?“

Der Engel antwortete freundlich: „Alles, was du dir wünschst.“

Hocherfreut begann sie zu bestellen: „Dann hätte ich gerne den Weltfrieden, die Abschaffung von Armut und Hunger, eine saubere Umwelt, viel mehr Liebe unter den Menschen und “

„Halt“, fiel ihr da der Engel ins Wort, „entschuldige, aber du hast mich falsch verstanden, ich verkaufe hier keine Früchte, ich verkaufe hier nur den Samen.“

Nach einer Geschichte

Stichwörter: Weisheit, Wünsche, Weltveränderung

IN SICH SELBST 

Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden, doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

Orientalische Weisheit

Stichwörter: Erkenntnis, Glück, Weisheit

WENN DER GEIST FREI VON 

Wenn der Geist frei von negativen Gedanken,
unnötigen Schuldgefühlen, Furcht, Zorn und Neid ist,
bleibt er fest verankert im Ursprung seines Seins.
Somit dient der Geist dazu,
Körper und Seele von Krankheiten zu heilen.

Irina Rauthmann, Münchner Aphoristikerin und Lyrikerin, *1958

Stichwörter: Bewusstsein, Krankheit, Heilung

WENN WIR DASSELBE TUN WIE ALLE ANDEREN 

Wenn wir dasselbe tun wie alle anderen,
ist es beinahe unmöglich,
unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen.

Nach Brendan Francis

Stichwörter: Einzigartigkeit, Nachahmen, Weisheit

DIE INSEL DER GEFÜHLE

Vor langer Zeit gab es einmal eine prächtige, wunderschöne Insel.

In diesem Paradies lebten lange Zeit alle Gefühle der Menschen harmonisch zusammen. Die gute Laune, die Dankbarkeit, das Glück und die Zuversicht hatten dort ihre Häuser. Ebenso die Traurigkeit, die Einsamkeit und die Sorge.Auch all die vielen anderen Gefühle hatten dort ihr Zuhause, und natürlich lebte auch die Liebe unter ihnen.

Eines Tages bemerkten die Gefühle, dass ihre Insel bald sinken würde.Daraufhin machten alle ihre Schiffe seeklar, um die Insel noch rechtzeitig zu verlassen.

Nur die Liebe zögerte bis zum letzten Augenblick, denn sie ging nur sehr ungern fort. Erst kurz bevor die Insel sank, bat die Liebe die anderen um Hilfe.

Als der Reichtum auf seinem sehr luxuriösen Schiff die Insel verließ, fragte ihn die Liebe: „Reichtum, kannst du mich mitnehmen?“„Nein“, rief dieser, „auf meinem Schiff habe ich sehr viel Gold, Silber und Diamanten. Da ist kein Platz mehr für dich.“

Die Angst und die Sorge waren gerade dabei in See zu stechen, so bat die Liebe um einen Platz auf ihrem Schiff.

Doch die beiden schüttelten nur ihre Köpfe, denn sie fürchteten sich vor der ihnen unbekannten Liebe.

Die Liebe sah den Stolz, der auf seinem prachtvollen Schiff vorbeikam, und rief ihm zu: „Stolz, kannst du mich bitte mitnehmen?“„Nein, meine Liebe“, antwortete der Stolz, „hier ist alles perfekt und du könntest mein schönes Schiff beschädigen.“

Als Nächstes fragte die Liebe die Traurigkeit: „Traurigkeit, nimm du mich bitte mit.“ „Oh Liebe“, sagte die Traurigkeit, „ich bin so traurig, dass ich allein bleiben muss.“

Als die gute Laune losfuhr, war sie so fröhlich und ausgelassen, dass sie nicht einmal hörte, als die Liebe sie um Hilfe bat.

Doch plötzlich vernahm die Liebe eine fremde Stimme: „Komm Liebe, steig zu mir ein, ich nehme dich mit.“ Die Liebe war so dankbar und glücklich, dass sie ganz und gar vergaß, ihren Retter nach seinem Namen zu fragen.

Später erkundigte sich die Liebe beim Wissen: „Kannst du mir sagen, wer es war, der mir in meiner Notlage geholfen hat?“„Ja, natürlich“, antwortete das Wissen, „das war die Zeit.“

Erstaunt fragte die Liebe: „Warum hat mir denn die Zeit geholfen?“Die erklärende Antwort war:
„Weil die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist.“

Nach einer Geschichte

Stichwörter: Erkenntnis, Hilfsbereitschaft, Gefühle, Liebe

ICH BAT UM…

Ich bat um Weisheit 
und mir wurden Herausforderungen gegeben.
Als ich diese bewältigt hatte, erlangte ich mehr Weisheit.

Ich bat um Kraft 
und mir wurden Schwierigkeiten gegeben.
Als ich diese überwunden hatte, erhielt ich mehr Stärke.

Ich bat um Wohlstand 
und mir wurde ein Gehirn und Muskelkraft gegeben.
Als ich mein Tun und Denken zielgerecht eingesetzt hatte, kam ich zu mehr Wohlstand.

Ich bat um Mut 
und mir wurden Hindernisse gegeben.
Als ich diese aus dem Weg geräumt hatte, bekam ich mehr Selbstvertrauen.

Ich bat um Freiheit 
und mir wurden Zwänge und Fesseln gegeben.
Als ich mich davon befreit hatte, fühlte ich mich ungebunden.

Ich bat um Liebe 
und mir wurden viele Menschen gegeben.
Als ich mich derer annahm, bekam ich Dank und Liebe.

Ich bekam nicht alles, was ich wollte 
Doch ich bekam alles, was ich brauchte.

Stichwörter: Kraft, Weisheit, Mut, Liebe

DIE BLINDEN FÜCHSE

Es war einmal ein Fuchs, der täglich brav seine Arbeit verrichtete.Er vertilgte die schädlichen Waldmäuse und vergriff sich nur selten an Hasen und Waldhühnern. Gewissenhaft pflegte er auch seinen groß angelegten unterirdischen Bau, den er von seinem Vater geerbt hatte.

Eines Tages, es war an einem kalten Wintertag Ende Februar, beschloss er zu heiraten. Er fand auch bald eine vernünftige Frau, die gerne bereit war, mit ihm eine Familie zu gründen. Sie war eine stille Füchsin, wenn sie auch von den Menschen Petze genannt wurde. Nachdem sie Ende April sechs Junge geworfen hatte, rupfte sie sich selbstlos Wolle aus ihrem Bauch, um den Kindern im Kessel der Höhle ein warmes Nest zu bereiten und gleichzeitig ihre Zitzen freizulegen, denn die Kleinen hatten Hunger.

Reineke, ihr Gemahl, war sehr stolz auf seine Füchsin und auf die Kinder.Er holte Mais-, Mist- und Rüsselkäfer, Regenwürmer, Schnecken, Frösche, Mäuse, Maulwürfe, Ratten, ja sogar Vögel und manchmal ein gestohlenes Huhn oder einen mühsam erjagten Hasen – alles nur, um seiner Frau die ungewohnte Mutterarbeit zu erleichtern.

Doch wie erschrak der Vater, als er seine kleinen Wuscheltierchen nach drei Tagen zum ersten Mal näher betrachtete: Sie waren blind, alle sechs.

Da weinte der Fuchs, und auch seiner Frau liefen Tränen der Verzweiflung aus den liebevoll-traurigen Augen. Als sie ihren ersten Schmerz verwunden hatten, meinten sie, ihre Kinder trösten zu müssen und sprachen ihnen gut zu.

Die Kleinen aber reagierten nicht, sie hörten überhaupt nicht zu.

Und als die kleinen Füchse vierzehn Tage alt waren, siehe, da öffneten sie ihre Augen und die Ohren, und nach weiteren vierzehn Tagen tollten und purzelten die grauwolligen Kerlchen vor dem Bau im Sonnenlicht umher.

„Diese Blagen“, sagte der Fuchs und sah seinen Kindern zärtlich zu, „kaum haben sie ihre fünf Sinne beisammen, haben sie nichts als Unsinn im Kopf.“

Helmut Wördemann, deutscher Schriftsteller, *1935

Stichwörter: Entwicklung, Eltern, Behinderung