Ein Sommermorgen, die Stadt leuchtet. Die Menschen sind unterwegs, und einer läuft ihnen entgegen und hat nichts vor. Er läuft von der Mitte, wo jeder ein Ziel hat und junge Eltern auf deprimierende Weise alles richtig machen, an die Ränder, wo es zwischen Spielkasinos und Backshops auch nicht besser ist, nur anders. Wer ist er? Kein Rebell, eher ein zärtlicher Menschenfeind, ein romantisch veranlagter Pessimist, der Verfall sieht, wo andere Pläne schmieden. Einer, der die verhasste Stadt mit dem Blick eines Verliebten betrachtet. Und am Abend, wenn er sie vor unseren Augen verwandelt hat, übernachtet er nicht bei der traurigen Frau, sondern bei der anderen, die das Leben leicht zu nehmen versteht, und möchte am Morgen nichts lieber als bleiben, doch er bricht wieder auf: »Wenn ich bliebe, würde ich die Sehnsucht vermissen.«
Hanser Berlin E-Book
Leander Steinkopf
Stadt der Feen und Wünsche
Eine Erzählung
Hanser Berlin
Die Fee, bei der er einen Wunsch frei hat, gibt es für jeden. Allein nur wenige wissen sich des Wunsches zu entsinnen, den sie taten; nur wenige erkennen darum später im eignen Leben die Erfüllung wieder.
Walter Benjamin