Dr. Wolfgang Schmale ist Professor für Geschichte der Neuzeit an der Universität Wien. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie der Academia Europaea. Er gehört dem Wissenschaftlichen Beirat des »Haus der Europäischen Geschichte« (Brüssel) an. In seinem Blog »Mein Europa« (https://wolfgangschmale.eu/) kommentiert er aktuelle politische Entwicklungen.
Europa braucht einen Neustart, so viel steht fest. In Zeiten von Nationalismus und Separatismus scheint die europäische Idee nur noch wenige zu überzeugen. Doch wie sind wir eigentlich in diese vertrackte Situation geraten? Mit dem Blick des Historikers und der Haltung eines überzeugten Europäers geht Wolfgang Schmale den Ursachen der aktuellen Krise auf den Grund. Vor allem aber zeigt er auf, wie die Europäische Union doch noch den Weg in die Zukunft finden kann.
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Enthält das E-Book in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, so verweisen diese auf die Printausgabe des Werkes.
Siehe http://register.consilium.europa.eu/doc/srv?l=EN&f=CV%20724%202003%20REV%201 [23. 10. 2017].
Siehe die EU-Information (13. 6. 2017) hierzu: http://ec.europa.eu/germany/news/keine-umverteilung-von-flüchtlingen-kommission-geht-gegen-tschechien-ungarn-und-polen-vor-0_de [23. 10. 2017].
Die Problematik wird ausgehend vom polnischen Fall sehr gut hier dargelegt: Waldemar Hummer, »Noch ist Polen nicht verloren«, es ist aber völlig isoliert … Wien (8.2017): http://oegfe.at/wordpress/2017/04/noch-ist-polen-nicht-verloren-es-ist-aber-voellig-isoliert/ [23. 10. 2017].
Alle Fakten zu diesen Vorgängen siehe auf der Homepage der Universität: https://www.ceu.edu/category/istandwithceu.
Die EU informiert über alle Vertragsverletzungsverfahren auf einer speziellen Seite; zu Ungarn siehe: http://ec.europa.eu/atwork/applying-eu-law/infringements-proceedings/infringement_decisions/index.cfm?lang_code=DE&r_dossier=&noncom=0&decision_date_from= &decision_ date_to=&active_only=0&EM=HU&title=&submit=Suche [23. 10. 2017].
Das Reflexionspapier COM(2017) 291 (31. 5. 2017) kann auf der Kommissionsseite heruntergeladen werden: https://ec.europa.eu/commission/publications/reflection-paper-deepening-economic-and-monetary-union_de [23. 10. 2017].
Mark Mazower, Dark Continent: Europe’s Twentieth Century, London 1998; Eric J. Hobsbawm, Age of Extremes. The Short Twentieth Century. 1914–1991, London 1994.
Bei der Benutzung des Ngram Viewer von Google Books und der Interpretation der Ergebnisse sind verschiedene methodische und theoretische Festsetzungen zu beachten, siehe: https://books.google.com/ngrams/info.
Jede der Sprachen kennt mehrere Wörter, um die Bedeutung von »Glück« auszudrücken. Die Recherche wurde aus Gründen der einfachen Darstellung auf jeweils nur einen Begriff beschränkt.
Modellstudie: Robert Mauzi, L’Idée de bonheur dans la littérature et la pensée française au XVIIIe siècle, Paris 1994. (Bibliothèque de l’évolution de l’humanité.)
Vertrag als PDF downloadbar: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:11957E/TXT&from=DE [23. 10. 2017].
Siehe http://unsdsn.org/ [23. 10. 2017].
John Helliwell / Richard Layard / Jeffrey Sachs (Hrsg.), World Happiness Report 2017, unter Mitarb. von Jan-Emmanuel De Neve / Haifang Huang / Shun Wang, veröffentlicht 20. 3. 2017 unter: https://s3.amazonaws.com/sdsn-whr2017/HR17_3-20-17.pdf; s. a.: http://worldhappiness.report/.
Ebd., Details zur OECD, S. 10.
Liechtenstein, Monaco etc. sind im Bericht nicht berücksichtigt.
Details im World Happiness Report 2017, (s. Anm. 7), Kap. 2.2, S. 18–24.
Auf EFTA und Brüsseler Pakt bzw. Westeuropäische Union soll hier wegen ihrer geringeren Bedeutung nicht eingegangen werden.
Mitgliederliste: http://www.oecd.org/about/membersandpartners/ [23. 10. 2017].
Die Bewegung besteht noch heute: http://europeanmovement.eu/.
Details, die einzelnen Gebiete betreffend, sind in den Verträgen geregelt.
Wolfgang Schmale, Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität, Stuttgart 2008, S. 113 f.
Das Vereinigte Königreich bleibt bis März 2019 Mitglied der EU und wird daher im Allgemeinen mitgezählt.
Platzierungen im World Happiness Report 2017 (s. Anm. 7): Albanien: 109, Bosnien-Herzegowina: 90; Kosovo: 78, Mazedonien: 92, Moldawien: 55, Montenegro: 83, Serbien: 73, Ukraine: 132, Weißrussland: 67.
Philipp Ther, Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent. Eine Geschichte des neoliberalen Europa, Berlin 2014.
Grafik erstellt am 3.5.2017.
Nach Eurostat: http://ec.europa.eu/eurostat/tgm/mapToolClosed.do?tab=map&init=1&plugin=1&language=de&pcode=tesem140&toolbox=types# [23. 10. 2017].
Deutsch: Robert Kagan, Macht und Ohnmacht. Amerika und Europa in der neuen Weltordnung, München 2004.
Wolfgang Schmale, »Europa als Paradiesgarten. Zum politischen Gebrauch von Metaphern«, in: Siegfried Lamnek / Marie-Theres Tinnefeld (Hrsg.), Privatheit, Garten und politische Kultur. Von kommunikativen Zwischenräumen, Opladen 2003, S. 238–254.
Beispiel: Niko Paech, »Flucht ins vermeintliche Paradies Europa« (3.1.2017): http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-01/europa-fortschritt-wachstum-industrie-digitalisierung-oekologie-klimawandel/seite-2 [23. 10. 2017].
Rumänien: http://www.worldbank.org/en/country/romania/overview [23. 10. 2017]; Ghana: http://data.worldbank.org/country/ghana? view= chart [23. 10. 2017].
Deutschland: http://data.worldbank.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD? locations=DE [23.10.2017]. EU: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/249069/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-pro-kopf-in-der-europaeischen-union-eu/ [19. 10. 2017]. Der Euro-Wert wurde in US-Dollar (1 Euro = rund 1,07 $) umgerechnet, Stand 19. 3. 2017. Da Eurostat die BIP-Werte in Kaufkraftstandards angibt, wurde hier auf das Portal statista.com ausgewichen.
Die Statistiken fallen je nach Kriterien, was ein Amoklauf ist, unterschiedlich aus. Einen brauchbaren Einblick gibt: http://www.motherjones.com/politics/2012/12/mass-shootings-mother-jones-full-data/ [23. 10. 2017]. Zum Magazin Mother Jones: http://www.motherjones.com/about [23. 10. 2017]. Weiteres bietet das US Bureau of Labor Statistics: https://www.bls.gov/, wo man am besten nach »mass shootings« sucht.
Exponent dieser extremen Rechten ist Stephen Bannon, der bis zu seiner Entlassung am 18. 8. 2017 entscheidenden Einfluss auf Präsident Trump hatte. Vgl. z. B. Norbert Finzsch, »Steve Bannon. Der Trump-Flüsterer«, in: Zeit online (5. 2. 2017): http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-02/steve-bannon-donald-trump-chefberater-alternative-rechte [23. 10. 2017].
Der Begriff hat sich eingebürgert; aus der Literatur vgl. Walter Laqueur, Putinismus. Wohin treibt Russland? Berlin 2015.
Vgl. exemplarisch: Garance Le Caisne, Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie, München 2016.
Beispielsweise Adrian Lobe, »Wird Algerien gerade zum nächsten Syrien?«, in: Die Welt (29. 2. 2016): https://www.welt.de/politik/ausland/article152741284/Wird-Algerien-gerade-zum-naechsten-Syrien.html [23. 10. 2017].
Die Festlegung von Obergrenzen bezüglich der Wattleistung für Haushaltsgeräte, die Abschaffung der alten Glühbirne und Ähnliches mehr resultiert aus den Klimazielen, die sich die EU gesetzt hat. Der Energieverbrauch muss reduziert werden, um fossile umweltverschmutzende Energieträger durch ›saubere‹ Energien wie Wind, Sonne und Wasser umfassend ersetzen zu können.
Einen europäischen Überblick findet man bei der Bundeszentale für politische Bildung: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtspopulismus/240093/rechtspopulismus-im-europaeischen-vergleich-kernelemente-und-unterschiede [23. 10. 2017].
Wolfgang Schmale, »Europa 2016 – eine Bilanz«, in: W. S., Blog »Mein Europa« (29. 12. 2016): http://wolfgangschmale.eu/europa-2016-bilanz/ [Abs. Nr. 1–12: »Das 20. Jahrhundert ist noch nicht beendet«].
http://pulseofeurope.eu/. Am 23. 10. 2017 hatten sich Bürgerinnen und Bürger in bereits 21 Ländern der Initiative angeschlossen.
Amtliche Ergebnisse: http://wahl16.bmi.gv.at/.
Liste der Mitglieder und Beobachter siehe Europarat: http://www.coe.int/de/web/portal/47-members-states [23. 10. 2017].
Jens Fischer, Eurasismus: Eine Option russischer Außenpolitik? Berlin 1998; Stefan Wiederkehr, Die eurasische Bewegung. Wissenschaft und Politik in der russischen Emigration der Zwischenkriegszeit und im postsowjetischen Russland, Köln 2007. Claus Leggewie, Anti-Europäer. Breivik, Dugin, al-Suri & Co., Berlin 2016.
Infos zur Östlichen Partnerschaft: http://www.consilium.europa.eu/de/policies/eastern-partnership/ [23. 10. 2017].
BVerfG, Urteil vom 12.10.1993 (2 BvR 2159/92; 2 BvR 2134/92). Der Text wird als PDF zur Verfügung gestellt von: Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht: http://www.mpil.de/files/pdf3/Maastricht.pdf [23. 10. 2017].
Draft Treaty establishing the European Union (14. 2. 1984), abrufbar in der Quellendatenbank der Uni Luxemburg: https://www.cvce.eu/en/obj/draft_treaty_establishing_the_european_union_14_february_1984-en-0c1f92e8-db44-4408-b569-c464cc1e73c9.html [23. 10. 2017].
EuGH, Urteil vom 14.3.2017 (Zeichen: ECLI:EU:C:2017:204; Rechtssache: C-188/15), Urteilswortlaut: http://curia.europa.eu/juris/document/document.jsf?text=&docid=188853&pageIndex=0&doclang=DE&mode=lst&dir=&occ=first&part=1&cid=1082039 [23. 10. 2017].
Die wichtigsten Dokumente zur KSZE und OSZE können von der Seite der Organisation heruntergeladen werden: http://www.osce.org/resources/csce-osce-key-documents [23. 10. 2017].
PDF zum Download auf der OSZE-Seite: http://www.osce.org/de/mc/39518 [23. 10. 2017].
Protokoll der ersten Ratstagung: http://www.consilium.europa.eu/de/history/?taxId=600&p=1 [23. 10. 2017].
Wolfgang Schmale, »Die Krise der Europaidee«, in: Wiener Zeitung (23. 9. 2016).
Alan S. Milward, The European Rescue of The Nation-State, London 1994.
Im Kern verrottet? ist der Titel eines Buches von Peter Glotz aus dem Jahr 1996. Inhaltlicher Bezug war nicht die EU, sondern die Universität.
Sinngemäß ebenso Art. 77.4 des Vertrags über die Arbeitsweise der EU.
Die Genese des Subsidiaritätsprinzips wurde aufgearbeitet von Marius Wiher, Subsidiarität in der Schweiz und der Europäischen Union, Masterarbeit, Wien 2016: http://othes.univie.ac.at/42321/1/2016-05-06_1349284.pdf.
Wilfried Loth, Building Europe. A History of European Unification, Berlin 2015, S. 322.
Die Phrase »Brüssel/EU ist nicht zuständig« kann in verschiedenen Sprachen mit einem Browser recherchiert werden (z. B. »UE n’a pas la compétence« oder »EU has no competence« usw.).
Wörtlich: »Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.«
Erklärung der führenden Vertreter von 27 Mitgliedstaaten und des Europäischen Rates, des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission / Erklärung von Rom (25. 3. 2017), S. 2: http://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2017/03/25-rome-declaration/ [23. 10. 2017].
Zu den unterschiedlichen Theorie- und Analyseansätzen in der Forschung zur europäischen Integration siehe: Katharina Holzinger / Christoph Knill / Dirk Peters [u. a.] (Hrsg.), Die Europäische Union. Theorien und Analysekonzepte, Paderborn 2005, zu Spillover siehe S. 34–36.
Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union, Titel V: Der Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts, Kap. 1, Allgemeine Bestimmungen.
Ausführlich: Wolfgang Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt. Eine vergleichende Verfassungsgeschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 32003; W. R., Geschichte des modernen Staates. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 2016 (Beck’sche Reihe, 2423).
Als Darstellungen zu empfehlen: Benjamin Lieberman, Terrible Fate. Ethnic Cleansing in the Making of Modern Europe, Chicago 2006; Philipp Ther, Die dunkle Seite der Nationalstaaten. Ethnische Säuberungen im modernen Europa, Göttingen 2011.
Basisinformation bei Eur-Lex: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=URISERV%3Ac10107.
Tony Judt, Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart, München 2006.
Claus Leggewie / Anne Lang, Der Kampf um die europäische Erinnerung. Ein Schlachtfeld wird besichtigt, München 2010 (Beck’sche Reihe, 1835).
Daniel Levy / Natan Sznaider, Erinnerung im globalen Zeitalter: Der Holocaust, Frankfurt a. M. 2001.
Weitere Informationen: Agentur der Europäischen Union für Grundrechte: http://fra.europa.eu/de/search/node/Holocaust [23. 10. 2017]; International Holocaust Remembrance Alliance: dort ist u. a. die Erklärung des Stockhol-
mer Internationalen Forums über den Holocaust in mehreren Sprachen zu finden: https://www.holocaustremembrance.com/de/about-us-stockholm-declaration/erkl%C3%A4rung-des-stockholmer-internationalen-forums-%C3%BCber-den-holocaust [23. 10. 2017]; Forschung mit EU-Unterstützung: European Holocaust Research Infrastructure: https://www.ehri-project.eu/about-ehri [23. 10. 2017].
Ausführliche Analyse der aktuellen polnischen Geschichtspolitik: Katrin Stoll / Sabine Stach / Magdalena Saryusz-Wolska, »Verordnete Geschichte? Zur Dominanz nationalistischer Narrative in Polen. Eine Einführung«, in: Zeitgeschichte-online (19. 7. 2016): http://www.zeitgeschichte-online.de/thema/verordnete-geschichte-zur-dominanz-nationalistischer-narrative-polen.
Volker M. Heins, Der Skandal der Vielfalt. Geschichte und Konzepte des Multikulturalismus, Frankfurt a. M. 2013.
Aus den zahlreichen Presseberichten vgl. z. B. Süddeutsche Zeitung (9. 2. 2016): http://www.sueddeutsche.de/politik/seehofer-im-unrechtsstaat-1.2855894 [23. 10. 2017].
Siehe Wolfgang Schmale, »Das 20. Jahrhundert ist noch nicht beendet«, in: W. S., Blog »Mein Europa« (29. 12. 2016), Abs. 7: http://wolfgangschmale.eu/europa-2016-bilanz/ [23. 10. 2017].
Zahlreiche Zeitungsartikel sind diesem Konflikt bereits gewidmet worden, siehe z. B.: Konrad Schuler, »Kaczynski gegen Tusk. Im polnischen Krieg der Worte«, in: FAZ (4. 4. 2017): http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/in-polen-diskreditiert-kaczynski-tusk-mit-einer-verschwoerungstheorie-14957532.html [23. 10. 2017].
Vgl. den Bericht von Oxfam, »A Dangerous ›Game‹. The Pushback of Migrants, Including Refugees, at Europe’s Borders« (6. 4. 2017): https://www.oxfam.de/system/files/balkan-bericht_a_dangerous_game_0.pdf [23. 10. 2017].
Zahlreiche Presseberichte, z. B. »Umstrittenes Gesetz in Dänemark. Polizei nimmt Flüchtlingen knapp 16 000 Euro ab«, in: Spiegel online (4. 11. 2016): http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-in-daenemark-polizei-nimmt-asylbewerbern-knapp-16–000-euro-ab-a-1119672.html [23. 10. 2017].
Daniel Cohn-Bendit / Thomas Schmid, Heimat Babylon. Das Wagnis der multikulturellen Demokratie, Hamburg 1992.
Video und schriftliche Fassung der Rede: http://www.telegraph.co.uk/news/2017/01/17/theresa-mays-brexit-speech-full/ [23. 10. 2017].
Eine Kopie des Briefes hat die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht: http://www.sueddeutsche.de/politik/dokumentation-mays-brexit-brief-an-die-eu-1.3442699 [23. 10. 2017].
Wiener Zeitung (6. 4. 2017), S. 6; vgl. auch The Guardian (5. 4. 2017): https://www.theguardian.com/commentisfree/2017/apr/05/global-britain-brexit-financier-arms-merchant-brutal-dictators [23. 10. 2017].
Aktuelle Mitglieder: http://www.europarl.europa.eu/meps/de/search.html?politicalGroup=4907 [23. 10. 2017].
Ebd.
Zu allen Parteien und Abgeordneten liegen beispielsweise Wikipedia-Artikel vor.
Entschließung des Europäischen Parlaments (10. 6. 2015) zur Lage in Ungarn, 2015/2700(RSP): http://www.europarl.europa.eu/oeil/popups/ficheprocedure.do?lang=en&reference=2015/2700%28RSP%29 [23. 10. 2017].
Der Text ist auf der FPÖ-Seite zu finden: https://www.fpoe.at/themen/leitantrag/antrag/ [23. 10. 2017].
Übersichtskarte mit Kurzerläuterungen: https://detektor.fm/wissen/verfassungsgerichte-in-europa [23. 10. 2017].
Allgemeine Informationen: https://www.vfgh.gv.at/cms/vfgh-kongress/willkommen.html [23. 10. 2017].
Immanuel Kant, Die Metaphysik der Sitten, mit einer Einl. hrsg. von Hans Ebeling, Stuttgart 1990, S. 215 (Erster Teil: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtslehre, § 61).
https://www.cvce.eu/de/obj/dokument_uber_die_europaische_identitat_kopenhagen_14_dezember_1973-de-02798dc9-9c69-4b7d-b2c9-f03a8db7da32.html [23. 10. 2017].
Liah Greenfeld, Nationalism: Five Roads to Modernity, Cambridge 21994.
Nach Eurostat: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics/de [23. 10. 2017].
Über den derzeitigen Rechtsstand informiert die EU-Seite »Ihr Europa«: http://europa.eu/youreurope/citizens/family/children/benefits/index_de.htm [23. 10. 2017].
Siehe die Berichte der Ligue des droits de l’homme (französische Liga für Menschenrechte), hier zum Jahr 2010: http://www.ldh-france.org/sujet/racisme-antisemitisme/roms-gens-du-voyage/page/4/ [23. 10. 2017].
Gut zusammenfassend: Kersten Reich, »Konstruktivistische Ansätze in den Sozial- und Kulturwissenschaften«, in: Theo Hug (Hrsg.), Die Wissenschaft und ihr Wissen, Bd. 4, Baltmannsweiler 2001, S. 356–376: http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/reich_works/aufsatze/reich_34.pdf [23. 10. 2017].
Charta der Grundrechte, Präambel: »In dem Bewusstsein ihres geistig-religiösen und sittlichen Erbes gründet sich die Union auf die unteilbaren und
universellen Werte der Würde des Menschen, der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität. Sie beruht auf den Grundsätzen der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns, indem sie die Unionsbürgerschaft und einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts begründet.«
Die Rede ist auf der Bundespräsidenten-Seite zugänglich: http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Christian-Wulff/Reden/2010/10/20101003_Rede.html [23. 10. 2017].
Han Entzinger / Godfried Engbersen, Rotterdam: A Long-Time Port of Call and Home to Immigrants, Washington, D.C. 2014: http://www.migrationpolicy.org/research/rotterdam-long-time-port-call-and-home-immigrants [23. 10. 2017].
Wien, Bevölkerung nach Migrationshintergrund und Geschlecht 2015 und 2016: https://www.wien.gv.at/statistik/bevoelkerung/tabellen/bevoelkerung-migh-geschl-zr.html [23. 10. 2017].
Migrationszahlen und Migrationspolitiken siehe im UN-Bericht »International Migration Policies« (2013): http://www.un.org/en/development/desa/population/publications/pdf/policy/InternationalMigrationPolicies2013/Report%20PDFs/z_International%20Migration%20Policies%20Full%20Report.pdf [23. 10. 2017].
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat dazu im Juni 2016 ein Papier vorgelegt: »Eine globale Strategie für die Außen- und Sicherheitspolitik der EU«: https://europa.eu/globalstrategy/sites/globalstrategy/files/eugs_de_0.pdf [23. 10. 2017].
Exemplarisch: Daphne Büllesbach / Marta Cillero / Lukas Stolz (Hrsg.), Shifting Baselines of Europe. New Perspectives Beyond Neoliberalism and Nationalism. European Alternatives, Bielefeld 2017 (X-Texte zu Kultur und Gesellschaft).
Am 21. Juni 2017 begann in Kecskemét (Ungarn) der Prozess gegen elf angeklagte Schlepper, die 2015 mindestens 28-mal Flüchtlinge von der serbisch-ungarischen Grenze nach Österreich in Kühllastern transportierten. Im August 2015 wurde in Österreich am Rande der Autobahn von Ungarn nach Wien ein solcher Laster mit 71 erstickten Flüchtlingen entdeckt. Dieser Massenmord bildete ebenfalls ein Motiv für die deutsche Bundeskanzlerin, die Grenzen zu öffnen. Zum Prozess siehe zahlreiche Presseberichte, z. B. »Ungarn. Prozess um Erstickungstod von 71 Flüchtlingen hat begonnen«, in: Zeit Online (21. 6. 2017): http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/ 2017-06/ungarn-prozess-fluechtlinge-erstickungstod-kuehllastwagen [23. 10. 2017].
Macrons Programm ist nachzulesen bei Le Monde: http://www.lemonde.fr/personnalite/emmanuel-macron/programme/ [23. 10. 2017].
Reflexionspapier zur Vertiefung der Währungs- und Wirtschaftsunion (31.5.2017): https://ec.europa.eu/commission/publications/reflection-paper-deepening-economic-and-monetary-union_de.
Ebd., S. 18.
Ebd., S. 22.
Ebd., S. 27.
Pressemitteilung (30.11.2016): http://europa.eu/rapid/press-release_IP-16-4088_de.htm [23.10.2017].
Ausführungen von Federica Mogherini (7.6.2017): https://eeas.europa.eu/headquarters/headquarters-homepage/27716/remarks-high-representativevice-president-federica-mogherini-reflection-paper-future-european_en [23. 10. 2017]; EU-Kommission, Pressemitteilung (7. 6. 2017): http://europa.eu/rapid/press-release_IP-17-1516_de.htm [23. 10. 2017].
Dachorganisation: European Movement International: http://europeanmovement.eu/.
Ulrike Guérot, Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie, Bonn 2016.
Antoine Vauchez, Europa demokratisieren, unter Mitarb. von Michael Halfbrodt. Hamburg 2016.
https://ec.europa.eu/transparency/regdoc/rep/1/2017/DE/COM-2017-2025-F1-DE-MAIN-PART-1.PDF.
Text der Rede: http://www.elysee.fr/declarations/article/initiative-pour-l-europe-discours-d-emmanuel-macron-pour-une-europe-souveraine-unie-democratique/; vgl. dazu Wolfgang Schmale, »Die Europarede von Emmanuel Macron vom 26. September 2017«, in: W. S.: Blog »Mein Europa« (1. 10. 2017), http://wolfgangschmale.eu/die-europarede-von-emmanuel-macron-vom-26-september-2017/ [23. 10. 2017].
»Next Europe« ist ein internationales Projekt, das unter Leitung des Präsidenten der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste steht: http://www.euro-acad.eu/projects/next-europe/.
http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/index.cfm.
Unterseite der Agentur: http://eacea.ec.europa.eu/citizenship/programme/action2_de.php.
Regierungserklärung von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Deutschen Bundestag in Bonn am 28. Oktober 1969, S. 2. PDF auf der Seite der »Bundeskanzler Willy Brandt-Stiftung« (1994 vom Deutschen Bundestag gegründet): http://www.willy-brandt.de/fileadmin/brandt/Downloads/Regierungserklaerung_Willy_Brandt_1969.pdf [23. 10. 2017].
Zahlen Eurostat: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics/de [23. 10. 2017].
Stichproben in der Liste der EP-Abgeordneten lassen den Schluss zu, dass das so gut wie nicht der Fall ist: http://www.europarl.europa.eu/meps/de/full-list.html [23. 10. 2017].
Zahlen Eurostat: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics/de [23. 10. 2017].
Einen konzisen Überblick inkl. Tabelle bietet der Rechtssoziologe Kees Groenendijk bei der Bundeszentrale für politische Bildung: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/184440/wahlrecht-fuer-drittstaatsangehoerige [23. 10. 2017].
UN International Migration Report 2015 (2016 veröffentlicht), S. 1: http://www.un.org/en/development/desa/population/migration/publications/migrationreport/docs/MigrationReport2015_Highlights.pdf [23.10.2017].
Die Rede ist auf der Webseite der kanadischen Regierung zugänglich: https://www.canada.ca/en/global-affairs/news/2017/06/address_by_ministerfreelandoncanadasforeignpolicypriorities.html [23. 10. 2017].
Samuel P. Huntington, Der Kampf der Kulturen. The Clash of Civilizations. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, München/Wien 61997. Das Buch erschien 1993 zunächst auf Englisch, die deutsche Übersetzung wurde zuerst 1996 publiziert.
Die EU steckt in der Krise. Sie kann aus ihr herausfinden, wenn die Ziele der EU überprüft und neu formuliert werden. Ich vertrete in diesem Buch die These, dass die EU ihre Zaghaftigkeit und ihren Provinzialismus aufgeben und sich in erster Linie als globaler Akteur verstehen muss. Schluss mit dem kleinlichen Nationalismus, der gegenwärtig die EU blockiert sowie den Bürgerinnen und Bürgern schadet! Die EU muss ein Projekt ihrer Bürgerinnen und Bürger werden.
Zu diesem Zweck ist die europäische Demokratie weiterzuentwickeln – ganz nach dem historischen Grundsatz von Willy Brandt: »Wir wollen mehr Demokratie wagen.« Dazu gehören der Ausbau der politischen Rechte, insbesondere des Wahlrechts, und weiterer Mitbestimmungsformen wie europäischen Volksabstimmungen. Die Grundsätze für eine zukunftsfähige Gesellschaft müssen entschiedener als bisher umgesetzt werden. Dazu zählen Geschlechtergleichheit und -gerechtigkeit ebenso wie Nichtdiskriminierung und Förderung der Vielfalt, Grund- und Menschenrechtsschutz ebenso wie Maßnahmen zum Abbau gesellschaftlicher Gewalt, Humanitarismus, Umweltschutz, faire Wirtschaft und vieles mehr. Dies sind zugleich positive Prinzipien der globalen Zivilisation, als deren Fürsprecherin und Hüterin nach dem Rückzug der USA nur noch die EU infrage kommt.
Das Ziel, europäische Einheit herzustellen, ist immer noch richtig, aber die Frage, wozu wir die europäische Einheit brauchen, muss neu beantwortet werden. Historisch diente die Herstellung europäischer Einheit der Befriedung Europas. Dieses Ziel ist überwiegend erreicht. Nun heißt es für Europa, Verantwortung für die globale Zivilisation zu übernehmen, denn das liegt ebenso im Interesse Europas wie anderer demokratischer Staaten in der Welt, die sich gemeinsam gegen die Ausbreitung einer anderen, nämlich von negativen Werten wie Terrorismus, global organisierter Kriminalität und Gewaltherrschaft getragenen Zivilisation wehren.
Gelingen wird das nur, wenn die EU zu einem Projekt ihrer Bürgerinnen und Bürger umgestaltet wird. Die Zukunft der EU beginnt folglich mit einer entschiedenen inneren Reform. Hierzu bedarf es weiter gehender und mutigerer Maßnahmen, als sie Politikerinnen und Politiker mit Regierungsverantwortung derzeit vorschlagen. Auch diesbezüglich muss der vorherrschende Kleinmut und Provinzialismus überwunden werden.
Mir ist daran gelegen, dass die EU eine erfolgreiche Zukunft haben möge. Ich bin allerdings nicht der Meinung, das sei nur möglich, wenn die EU zuerst abgeschafft und dann ganz anders neu gegründet würde. Die vorhandenen Grundlagen sind gut genug, um mit ihnen arbeiten zu können. Voraussetzung ist, dass bei Reformen geklotzt und nicht gekleckert wird.
Seit einigen Jahren erweckt die Europäische Union den Eindruck einer krisengeschüttelten Organisation, die in ihrer Handlungsfähigkeit gelähmt scheint – nachdem sie fast zwei Jahrzehnte lang wie beflügelt in der Höhe gesegelt war: Zunächst war das von Jacques Delors (Kommissionspräsident 1985–1995) favorisierte Konzept des Binnenmarkts von den Mitgliedern der Europäischen Gemeinschaft zum Programm gemacht worden. Es startete mit der Einheitlichen Europäischen Akte von 1986 und wurde zügig umgesetzt.
Dann kamen der Fall der Mauer und die Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989, die für neuen Optimismus sorgten. Der daraufhin ausgehandelte Vertrag von Maastricht (1992) begründete die Europäische Union und stellte die Weichen für eine gemeinsame Währung ebenso wie für die 2004 folgende Aufnahme der drei baltischen und der ostmitteleuropäischen Staaten Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn und Slowenien sowie Maltas und Zyperns. Bulgarien und Rumänien traten 2007, Kroatien 2013 bei.
Bald nach dem Vertrag von Maastricht entwickelte man eine Grundrechtecharta der EU, die auf dem Gipfel von Nizza 2000 feierlich vorgestellt wurde (sie ist heute Teil des geltenden EU-Vertragswerkes). Danach nahm der europäische Verfassungskonvent seine Arbeit auf und legte 2003 einen Entwurf für eine europäische Verfassung vor, der den Mitgliedsländern zur Abstimmung überreicht wurde.1 Die meisten Staaten hatten bereits ihre Voten abgegeben, als die beiden Volksabstimmungen in Frankreich und in den Niederlanden 2005 zur Ablehnung führten. Ein einziges Veto hätte freilich schon genügt, um die europäische Verfassung zu kippen.
Das Projekt landete daher auf dem Friedhof für gescheiterte Vorhaben, auf dem schon die 1948 gescheiterte Beteiligung der ostmitteleuropäischen Staaten am Marshallplan, die 1954 gescheiterte Europäische Verteidigungsgemeinschaft, das zweimalige Scheitern von Norwegens Beitritt 1972 und 1994, das Scheitern des Beitritts der Schweiz (das Gesuch wurde erst 2016 zurückgezogen) und manch anderes Nichtverwirklichtes einige Gräber belegen. Zwar rettete der anstelle des Verfassungsprojekts 2007 ausgehandelte Vertrag von Lissabon, der am 1. Dezember 2009 in Kraft trat, einige Vorschläge aus dem Projekt, er stärkte aber insgesamt die Nationalstaaten. Damit wurde die Unionsidee verwässert.
Die Finanzkrise ab 2007 brachte zudem an den Tag, dass die einzelnen Staaten sich in ihren Auffassungen von Wirtschafts-, Schulden- und Finanzpolitik erheblich voneinander unterscheiden – bis heute lässt sich das in zugespitzter Weise am Fall Griechenland beobachten. Angesichts der Mühen der Entscheidungsfindung in der Finanz- und Schuldenkrise sowie des fortdauernden Zähneknirschens gegenüber einer vermeintlichen deutschen Dominanz hat sich ungeachtet der tatsächlichen Entscheidungen und Erfolge bei zahlreichen Bürgern das Bild einer nur noch mühsam arbeitenden EU und unwillig kooperierender Mitgliedsländer verfestigt. Hinzu kommt das objektive und anhaltende Versagen der Gemeinschaft in der Flüchtlingskrise, das allen die nationalen Brüche in der EU vor Augen geführt hat. Entsprechend wächst die Skepsis gegenüber der Leistungsfähigkeit und Nützlichkeit der EU an. Die Eröffnung von Vertragsverletzungsverfahren am 13. Juni 2017 gegen Polen, die Tschechische Republik und Ungarn wegen deren Weigerung, Flüchtlinge nach dem rechtsgültig beschlossenen Verteilungsschlüssel aufzunehmen,2 und die harsch ablehnende Reaktion der drei Länder unterstreichen, dass diese Krise längst nicht ausgestanden ist.
Doch damit nicht genug: Während die EU den Kampf gegen Korruption führt, verwässert die Regierung in Rumänien die Antikorruptionsgesetze und unterläuft die Korruptionsbekämpfung. Infrage gestellt und konkret bedroht sind inzwischen die Pressefreiheit, Meinungsfreiheit und Unabhängigkeit der Gerichte. Zunächst betraf das insbesondere die Verfassungsgerichte im Ungarn des Viktor Orbán und im Polen des Jarosław Kaczyński; inzwischen wurde in Polen der Justizminister per Gesetz ermächtigt, Gerichtspräsidenten zu berufen und abzusetzen. Die neuesten Gesetze von Dezember 2017 unterwerfen Teile der Justiz dem Staatspräsidenten. Dies unterminiert die Gewaltenteilung, die zu den Fundamenten der Demokratie gehört. Am 20. Dezember 2017 hat daher die EU-Kommission erstmals von Artikel 7 des EU-Vertrages Gebrauch gemacht. Letzterer sieht Sanktionen gegen Mitglieder vor, die die in Artikel 2 aufgeführten Werte der EU (Freiheit, Demokratie, Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit) gravierend missachten.3
Gegen Ungarn läuft bereits ein Vertragsverletzungsverfahren bezüglich des Gesetzes über Einrichtungen der höheren Bildung, das speziell darauf abzielt, die Central European University (CEU) zu schließen.4 Solche Verfahren aber gibt es zu jedem Land dutzendfach. Im Oktober 2017 waren in der gesamten EU 2700 laufende Verfahren anhängig, die zwischen 2002 und 2017 eröffnet wurden.5 Das relativiert die Bedeutung des Schritts der Kommission erheblich: Vertragsverletzungsverfahren gehören zum EU-Alltag, und die Gesamtzahl der laufenden bzw. abgeschlossenen Verfahren beläuft sich auf 46 860 (Stand vom 20. Oktober 2017).
Jedenfalls entstand in den letzten Jahren der unverändert anhaltende Eindruck, die Berufung auf gemeinsame Prinzipien sei das Papier, auf dem sie stehen, nicht wert. Dazu kam, dass rechtspopulistische, ausdrücklich EU-feindliche Parteien 2014 in größerer Zahl in das Europäische Parlament einzogen und in allen Mitgliedsländern immer mehr Wählerinnen und Wähler überzeugen konnten. Höhepunkt der insgesamt negativ anmutenden Dynamik war das Brexit-Votum im Vereinigten Königreich vom 23. Juni 2016.
Weitere Krisenmomente wie die verheerenden Terroranschläge in Paris, Nizza und Brüssel 2015 und 2016, in Berlin 2016, in Manchester, London und Barcelona 2017 ließen Lücken nicht nur in der internationalen, sondern auch in der europäischen Sicherheitszusammenarbeit erkennen. Außerdem wurde bekannt, dass die EU-Mitgliedstaaten einander unverändert bespitzeln, trotz offizieller Freundschaft in der EU.
Auch in außenpolitischen Fragen zeigte die EU Schwäche. Der aggressiven Politik Russlands unter Wladimir Putin in Bezug auf Georgien 2008 und die Ukraine, etwa anlässlich der Krimannexion 2014, wurde kaum etwas entgegengesetzt. Zwar gelang es, wirtschaftliche Sanktionen zu verhängen und diese regelmäßig zu verlängern. Zugleich aber beeilten sich viele Politiker und Politikerinnen, nach Moskau zu reisen, um dort ihre Skepsis gegenüber den Maßnahmen auszudrücken. Stattdessen suchte man nach Wegen, um die Folgen der russischen Gegensanktionen für Europa, etwa im Bereich landwirtschaftlicher Produkte, zu vermeiden. Das alljährliche Wirtschaftsforum in St. Petersburg wird von europäischen Politikerinnen und Politikern sowie Wirtschaftsführerinnen und Wirtschaftsführern weiterhin gut besucht. Solidarität auf der Grundlage der Werte der EU kann man das nicht nennen. Gemeinsame Beschlüsse, und seien es Sanktionsbeschlüsse, solidarisch zu achten, gehört aber nun einmal zur Solidarität in der EU dazu.