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3. Auflage 2021
© 2018 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
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Fax: 089 652096
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2017 bei Human Kinetics unter dem Titel Mastering Mountain Bike Skills. © 2017, 2010, 1005 Brian Lopes und Lee McCormack. All rights reserved.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Carola Bartsch, Stephanie Schauenburg
Redaktion: Ulrich Korn
Umschlaggestaltung: Laura Osswald
Umschlagabbildung: vorn © Ale Di Lullo, hinten o: Rob Trnka, M: Lopes, Brian, u: Pardoe, Lester @BoulderSportraits
Fotos: Bogusky, Alex: 228o, Briggs, Brian: 71, Cittati, Simon: 313, Dickerson, William: 273o, Di Lullo, Ale: 19, 22, 235, 257, 301, FOX: 62o, Ikeda, Yosei: 61o, 62u, 91, 196, 205, 207, 212o, 266, 286, 306, 327, Ikeda, Yosei. Bildfolge von Lee McCormack: 90, 99, 213, Kenda Tires: 55, Lewis, Zach: 153, 154o, Lopes, Brian: 29o, 46, 210ol, 227, 244, Lopes, Brian. Fotograf Bill Freeman: 61u, 66, Lopes, Brian. Fotograf Sebastian Smith: 54o, 59, 117, 152, 193, 214, 219, 221o, 239, 246, 247o, Lopes, Brian. Fotograf Rob Trnka 9o, 24, 31, 52o, 58, 69, 73ol, 87o, 94, 95, 107, 131, 135, 148, 164, 167, 172, 179, 182u, 188, 199, 203, 215u, 224, 231, 283, 305, 311, 321, 322, 330, 367, Lopes, Tom: 272, McCormack, Lee: 27, 30, 32, 36, 39u, 41, 51, 52u, 53, 60, 72, 74, 75, 82, 84–86, 87u, 88o, 93, 105, 114, 115, 123, 125, 129, 139o, 146, 159, 165, 173, 175, 176, 185, 186, 204, 205u, 208, 209, 210u, 211, 212u, 215o, 217, 218, 225, 228u, 232, 234, 236, 239r, 240, 241, 243, 245, 247u, 248, 249, 253, 261, 274–281, 295, 383–342, Myklak, Lisa: 136, Pardoe, Lester @BoulderSportraits: 11, 26, 29u, 33, 73r, 96, 100o, 121, 124, 138, 139, 141, 147r, 154u, 160, 169–171, 174, 181, 183, 187, 191, 192, 194, 198–200, 218, 222–224, 242, 251, 259, 284, 315, Sigurdsson, David: 117u, Specialized Bicycle Components: 37, 39o, 48, 54ur, 56, Stromberg, Manfred: 153, 154o, 296, Tabaian, Farid: 335, Thomsen, Lars: 353, Vast::vastaction.com: 155, 158, 258, 262, 265, 267, 268, 273, 291, 323, 325, 344, 346, 347, 351, White, Zach: 201, YannPhotoVideo.com: 9u, 16, 18, 26, 34, 67, 70, 77, 78, 80, 81, 88u, 92, 98, 100u, 102, 103, 134, 144, 147l, 156, 182o, 189, 195, 289, 293, 297, 302, 307, 350, Zimmerman, Judd: 254
Illustrationen: ©Lee McCormack, sofern nicht anders angegeben
Satz: ZeroSoft, Timisoara
Druck: Firmengruppe APPL, aprinta Druck, Wemding
Printed in Germany
ISBN Print 978-3-7423-0320-2
ISBN E-Book (PDF) 978-3-95971-813-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95971-812-7
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ALLES, WAS DU WISSEN MUSST
CROSS COUNTRY
PUMPTRACKS
DUAL SLALOM
DOWNHILL
ENDURO
Einführung
1SO FINDEST DU DAS PASSENDE BIKE
Der Kauf des richtigen Bikes
Hardtail oder Fully?
Welches ist die passende Laufradgröße für dich?
So findest du das richtige Bike für deinen Fahrstil
Alles über die Geometrie des Bikes
Passe dein Bike an deinen Fahrstil an
Set-up des Bikes
Die Federung
2SO WIRST DU EINS MIT DEINEM BIKE
Dilettantisch war gestern
So beherrschst du deinen Körper
Der Umgang mit deinem Bike
So gehst du in die Angriffsposition
Und jetzt raus aus der Angriffsposition
Den Gleichgewichtssinn verbessern
Sicher auf beiden Beinen stehen
Belasten und entlasten
Auf- und absteigen
3SO KONTROLLIERST DU DEINE GESCHWINDIGKEIT
Tempo rausnehmen
Nicht allein den Gorilla in dir bremsen lassen
Den Bremsweg kennen
Maßvoll bremsen
Bremsrillen meistern
4SO BRINGST DU KRAFT AUF DIE PEDALE
Die richtige Haltung
Grundtechnik im Sitzen
Die wichtigsten Kniffe
Im Stehen pedalieren
Der Sprint
Tipps für krasse Kraft
Kurbeln, um zu siegen
Trainingstipps vom Profi
5SO MEISTERST DU JEDE KURVE
Die Grundlagen verstehen
So gehen Bikes in die Kurve
Perfekte Richtungswechsel
Clevere Linienwahl
Im richtigen Winkel durch die Kurve
Ein Fuß unten oder beide Füße parallel?
Kurveninneren Fuß ausstellen?
Anlieger
Flache Kurven
Nach außen geneigte Kurven
Spitzkehren
Kurvendrift auf losem Boden
Anlieger pushen für mehr Tempo
Mit Drift umgehen
6SO KOMMST DU ÜBERALL RUNTER
Es ist einfacher, als du denkst
Steilabfahrten meistern
Über eine Geländestufe rollen
Einen Drop hinunterfliegen
Der Wheelie-Drop
7SO KOMMST DU ÜBERALL HOCH
Typische Fehler beim Bergauffahren
Leichter bergauf
Bergauf pedalieren
Der Übergang von flach zu steil
Hoch auf die Geländestufe
Senkrechte Geländestufen
8SO PUSHST DU DURCHS GELÄNDE
Was ist pushen?
Pushen - Schritt 1: die Arme
Pushen - Schritt 2: Die Beine
Pushen - Schritt 3: Arme und Beine
Pushen im Gelände
Durch Anlieger pushen
Pumptracks: das Beste, seit es Singletrails gibt
9SO MEISTERST DU WHEELIE, MANUAL UND BUNNYHOP
Das Vorderrad anheben
Das Hinterrad anheben
Über kleine Hindernisse setzen
Einfacher Bunnyhop
Mit Schwung die Kante hoch
Ziehen und Schieben
Der Power-Wheelie
Der echte Bunnyhop
Gepushter Manual
Gepushter Manual mit Hop
Pedal-Hop
10SO SPRINGST DU SICHER
Soringen lernen
Springen mit Style
Mit verschiedenen Sprüngen klarkommen
11SO VERMEIDEST DU VERLETZUNGEN
Chronische Verletzungen
Akute Verletzungen
Erpsare dir den Ärger
Gängige Fehler vermeiden
Jetzt hast du den Schlamassel
Übungen zur Verletzungsvorbeugung und Performance-Verbesserung
Spaß ein Leben lang
12SO BEKOMMST DU SÄMTLICHE BEDINGUNGEN IN DEN GRIFF
Unnötig grob
Rutschgefahr bei Nässe
Weich, tief und locker
Spurrillen vermeiden
Skinnies fahren
Fatbiken im Winter
13SO BIST DU AUF JEDEM TRAIL IM FLOW
Richtig sehen und schneller fahren
Nur die besten Linien
Finde dein Tempo
Fahre mit Reserve
Hänge dich rein
Linie und Geschwindigkeit auf deine Skills abstimmen
Alles im Flow
Warum bikst du?
14SO FÄHRST DU RENNEN WIE EIN CHAMPION
Mentale Stärke
Enduro
Pumptrack-Rennen
Dual Slalom
4Cross
Downhill
Cross Country
24-Stunden-Rennen
Glossar
Stichwortverzeichnis
Über die Autoren
Willkommen zur neuen Ausgabe von Mountainbike – Alles, was du wissen musst. Zeit bringt Veränderungen. Die MTB-Welt ist in ständigem Wandel begriffen, also sollte man sein Können dem Fortschritt anpassen. In der ersten Ausgabe hast du sicher eine Menge dazugelernt und deinen Fahrstil durch einige gute Tipps verbessert. Diese Neuausgabe enthält jetzt noch mehr Tipps und Tricks, die du lernen, üben und verinnerlichen kannst. Wir helfen dir auf deinem Weg zum noch besseren Allround-Mountainbiker.
Mountainbiking ist großartig! Auch wenn man Fehler macht, ängstlich, verkrampft und völlig groggy ist wie die meisten Anfänger – es ist der beste Sport überhaupt. Und wenn man ihn richtig lernt und selbstsicher, flüssig und effizient fährt, bringt dieser Sport sogar noch mehr Spaß! Man kann mit Gleichgesinnten fantastische Orte erkunden, in Topform kommen – und vor allem auch in einen richtig guten Flow.
In seinen Fahrtechnikkursen hat Lee Tausende Fahrer jeden Levels erlebt – vom Anfänger bis zum Weltmeister – und dabei folgende Einsichten gewonnen:
1.Niemand hat die Weisheit für sich gepachtet. Die besten Fahrer bleiben nur deshalb auch die besten, weil sie ständig an sich weiterarbeiten.
2.Jeder kann sich steigern – Erstfahrer, ängstliche Anfänger, routinierte Enthusiasten und Spitzenprofis.
3.Je besser man wird, desto mehr Spaß hat man.
Und mit seiner über 40-jährigen Erfahrung als Profiradsportler hat Brian das Know-how, um alle drei Punkte richtig zu vermitteln.
Für dieses Buch haben wir uns folgende Ziele gesetzt:
Du sollst mehr Spaß auf deinem Bike haben – mehr Selbstvertrauen, mehr Sicherheit, mehr Speed. Wie auch immer du Spaß für dich definierst: Wir wollen ihn dir vermitteln. Und immer daran denken: Spaß hat man, so lange man dazulernt.
Halte dich an das 80/20-Prinzip. 80 Prozent deiner Ergebnisse erzielst du aufgrund von 20 Prozent deines Grundstocks an erlernten Fähigkeiten. Anstelle einer beliebigen Auswahl an Kunststücken stellt dieses Buch die Grundtechniken in den Fokus, die dem normal begabten Fahrer zu einem besseren Fahrstil verhelfen: die wesentlichen Bewegungsmuster, die du verbessern, kombinieren und in fast jedem Gelände anwenden kannst. Du wirst staunen, wie einfach es sein kann, gut zu fahren.
Hole alles aus diesem Medium heraus. Da es sich hier um ein Buch handelt, können wir nicht so aufeinander eingehen, wie dies persönlich oder online möglich ist; Hilfestellung bei ganz spezifischen, persönlichen Fragen ist also nicht unbedingt machbar. In diesem Buch werden die für dieses Format geeigneten Techniken und Lernmethoden beschrieben. Der große Vorteil eines Buchs besteht darin, dass der Kontext erläutert wird und der Inhalt abrufbar bleibt. Wir empfehlen, immer wieder einen Blick in das Buch zu werfen. Nimm dir einen kurzen Abschnitt vor und steuere mit dieser neuen Erkenntnis den nächsten Trail an.
Erarbeite dir eine solide Grundlage an Fahrtechniken. Richtiges Fahrkönnen wird von Grund auf aufgebaut. Dieses Buch konzentriert sich auf die wesentlichen, allgemeinen Skills, die für Fahrer jeder Art und in jedem Gelände hilfreich sind. Wir gehen sämtliche Fähigkeiten von ihren Grundlagen bis in ihre Verfeinerungen hinein durch.
Arbeite immer daran, besser zu werden. Soweit wir wissen, gibt es keine Zaubertricks, mit deren Hilfe sich schlagartig echtes Können entfalten würde. Indem du deine Grundtechniken verbesserst, bringst du sie auch präziser und effizienter zum Einsatz und kannst sie vielfältig kombinieren. Um es mit der Malerei zu vergleichen: Sobald du die Primärfarben (in unserem Fall die Moves) beherrschst, kannst du auch jede andere Farbe erzeugen. Viel Spaß dabei!
So sehr du dem Mountainbiking auch bereits verfallen bist, solltest du hier kurz innehalten; es geht nämlich um spürbare Verbesserungen, indem du unter anderem diese Lerntipps befolgst:
Eins nach dem anderen. Konzentrier dich beim Fahren immer auf eine einzelne Fertigkeit oder einen Teilaspekt. Beginn immer beim eigenen Körper: Fersen runter, Becken lockern, Ellenbogen entspannen. Wenn dein Körper so weit ist, lege deinen Fokus auf den Trail: vorausschauend in die Kurven gehen, eine tiefe Körperhaltung einnehmen, mit Druck in die Senken eintauchen. Denke daran, dass du den Move so perfekt wie möglich ausführst. Das wirst du bald ganz automatisch machen und kannst dann zum nächsten Punkt übergehen.
Schlechte Angewohnheiten rechtzeitig abstellen. Als Normalsterblicher, der zum ersten Mal eine haarige Abfahrt vor sich hat, wird man unbewusst den Kopf anheben und nach hinten ziehen (weg von der Gefahr) – das Schlechteste, was man im Hinblick auf Bike-Kontrolle tun kann! Überleben wird man vermutlich trotzdem. Das Gehirn funktioniert schließlich ganz simpel: Es will erstens, dass wir nicht sterben, und zweitens, dass wir uns fortpflanzen. Entscheidend ist: Fährst du ein paarmal hintereinander unsauber, hast du dich schon daran gewöhnt. Immer daran denken:
•Was sich dem Gehirn als Gewohnheit eingeprägt hat, ist für die Ewigkeit. Das ist wie eine »Diskussion« mit der eigenen Frau. Irgendwann fällt das Gehirn auf den Stand eines 11-Jährigen zurück, und man redet unwillkürlich dummes Zeug. Genau dasselbe passiert bei der nächsten haarigen Abfahrt: Du weißt, dass dein Körperschwerpunkt tief und mittig liegen sollte, aber du hebst den Kopf unwillkürlich an und legst ihn nach hinten. Wenn du das oft genug machst, ist eine Verletzung irgendwann unvermeidlich.
•Du kannst ein neues Verhalten erlernen, das besser funktioniert. An dem Punkt kommt dieses Buch ins Spiel. Konzentriere dich auf neuere und bessere Skills. Fahre sanftere Trails, um dir neue, bessere Gewohnheiten anzueignen.
•Immer wenn du deine Komfortzone verlässt, fällst du in die alte Gewohnheit zurück. Du musst daher unbedingt innerhalb deiner Komfortzone fahren.
Halte dir immer vor Augen, was du gerade tun willst – und nicht, was du vermeiden willst. Du nimmst dir vor, nicht auf das Loch zu starren – und starrst wohin wohl? Viele Fahrtechniktrainer empfehlen ein positives Mantra: »Ich fliege einfach drüber weg … Ich fliege einfach drüber weg …« Statt auf die Dinge zu achten, die dir Angst machen, halte lieber Ausschau danach, wo du langfahren willst. Statt auf einen Felsbrocken zu starren, verschaffe dir eher einen Überblick über die Kurve, die du sauber fahren willst.
Nie über die Angst hinweggehen. Vor dir ist ein großer Drop, du stehst Todesängste aus und deine Kumpels sagen, du sollst kein Weichei sein und einfach runterfahren. Eine dumme Empfehlung, die gefährlich werden kann! Wer Angst hat, hat auch Gründe dafür. Der häufigste Grund ist, dass man nicht weiß, wie man diesen Drop nehmen soll. Über die Angst hinwegzugehen und sich in die Tiefe zu stürzen ist das reinste Würfelspiel. So gewinnen alte Angewohnheiten auch am ehesten wieder die Oberhand. Vielleicht kommst du so durch, vielleicht aber auch nicht.
Erst Präzision, dann Geschwindigkeit. Mach dich nicht zur menschlichen Rakete in der Hoffnung, du könntest noch dazulernen, bevor es dich zerreißt. Wenn du an einem neuen Skill arbeitest, mach es langsam und in einfachem Gelände. Wir wollen hier effiziente Gewohnheiten einüben. Wenn man zu schnell vorangeht, schleichen sich Fehler ein und das Risiko steigt beträchtlich. Häng dir einen Notizzettel an den Kühlschrank: »Geschmeidigkeit vor Geschwindigkeit«.
In seiner Arbeit mit professionellen Enduro-Rennfahrern erlebt Lee oft, dass sie ihre schnellsten Trainingszeiten dann erreichen, wenn sie entspannt sind und sich auf eine flüssige Umsetzung konzentrieren. So schnell zu fahren, wie man vermeintlich kann, führt oft zu einem schlechteren Ergebnis.
Diese Neuausgabe enthält neben neuen Fahrtechniken auch eine neue Randleiste mit der Überschrift »Von Brian lernen«. Brian ist einer der besten (wenn nicht der beste) Mountainbiker aller Zeiten. Da er außerordentlich robust, geschult und selbstbewusst ist und noch dazu ungeheuer fix, was das Verarbeiten von Informationen angeht, hat er einen anderen Zugang zum Radsport als wir. Die Kästen mit Brians Fahrschule in der Randleiste vermitteln uns seine Auffassungen als Elitefahrer.
Du wirst eine Menge aus diesem Buch lernen, aber es geht nichts über einen qualifizierten Fahrtechniklehrer. Mit einem Coach
•lernst du nach den eigenen Bedürfnissen. Ein guter Lehrer vermittelt sein Wissen anhand von Erklärungen, anschaulichen Beispielen und praktischen Übungen.
•bekommst du sofort ein Feedback. Ein guter Coach fokussiert sich auf das, was man schon gut beherrscht und noch verbessern könnte.
•kannst du dich viel schneller steigern. Verschwende keine Zeit mit schlechten Angewohnheiten, sondern entwickle neue Fähigkeiten fehlerfrei und stärke so dein Selbstvertrauen.
Was man an Zeit und Geld in neue Skills investiert, bringt mehr Leistung – und Spaß – als jedes Upgrade bei der Ausrüstung. Wir raten dazu, sich zumindest die Basics mit einem erfahrenen Coach anzueignen.
1. Worauf kommt es dir an?
Sei individuell (zum Beispiel Look, Farbe, Gespür, Timing, Zeitpunkt). Mach dir immer wieder klar, warum du so hart an dir arbeitest und überhaupt tust, was du tust. Wenn es dir sehr schwerfällt, Gründe dafür zu finden, ist die Frage, warum du auf der Stelle trittst, vielleicht schon beantwortet. Schneller bergauf? Besser in die Kurve? Besser sprinten oder whippen? Sich vorzustellen, wie man das alles selbst angeht, ist viel wichtiger, als es vermeintlich so zu machen, wie man es bei jemand anderem zu sehen glaubt. Sei nicht der nächste Aaron Gwin. Komm selbst aus der Kurve!
2. Weitblick statt Tunnelblick
Oft führt in unseren Augen nur ein einziger Weg zum Sieg – ein einziger Weg den Berg rauf oder runter. Gewinnchancen sagen allerdings nichts über das Ergebnis aus. Auf deinem Plan zum Erfolg brauchst du Raum für das Nichterklärte, das Unerwartete, den reinen Glücksfall. Wenn man offen für solche Abweichungen ist, kann man sie auch für sich nutzen. Ein Track, ein Trail oder ein Rennen kann sich während der Fahrt manchmal ganz anders entwickeln. Wenn man auf dem Weg zum Ziel Möglichkeiten ausschließt, kommt man vielleicht von Punkt A nach Punkt B. Bezieht man auch andere Wege mit ein, erreicht man aber unter Umständen sogar Punkt Z. Und manchmal braucht man nicht mal mehr eine Fahrradkette, um es unter die ersten fünf zu schaffen (Aaron Gwin entschied bekanntlich ohne Kette einen Downhill-Weltcup für sich)!
3. Die Sprache überdenken
Apples »Think different«-Kampagne in den späten 1990er-Jahren kam nicht nur deshalb so gut an, weil sie das Bild von Apple in der Öffentlichkeit veränderte. Entscheidend war, dass sie Apples Bild von Apple veränderte, was in der Firma damals auch dringend nötig war. Hinter der beiläufigen Botschaft stand in Wirklichkeit der systematische Glaubenssatz »Think perfect«.
•Wörter haben Gewicht. Sätze mit »ich müsste« oder »ich sollte« sind wie Gewichte, die man im Fitnessstudio oder bei der Arbeit zusätzlich stemmt. Die Vergangenheit mit Begriffen wie »ich hätte sollen/wollen/gemusst« aufzurufen, kettet uns an unser Scheitern von gestern. Bei Formulierungen wie »ich will« und »ich werde« stellt sich dagegen nur noch die Frage nach dem Wann.
•Für jedes Spiel, das wir spielen, und für jede Facette des Lebens gibt es bereits Regeln. Du spielst mit, weil du mitspielen willst und kannst und nicht »könntest« oder »solltest«. Es ist ein großer Unterschied, ob dein Kind die Frage »Wann bringst du den Müll herunter?« mit »gleich« oder »jetzt« beantwortet. Statt also zu sagen »Irgendwann werde ich schneller sein«, ist es für das Gehirn zielführender zu sagen: »Ich bin dabei, schneller zu werden.«
4. Tempo rausnehmen, um schneller zu werden und weiterzukommen
Was machen Athleten vor dem Wettkampf? Was machen Theaterschauspieler, bevor sich der Vorhang hebt? Sie halten inne, manchmal mit geschlossenen Augen, und atmen tief durch. Sie drosseln das Tempo. Das dauert nur wenige Sekunden. Warum tun wir das nicht auch, bevor wir uns die nächste Aufgabe vornehmen oder in die Einfahrt einbiegen, im Büro ankommen oder ein Wörtchen mit unseren Kindern reden? Die Millisekunden, die wir durch Hetzerei und sofortiges Reagieren sparen, sind wie »leere« Kalorien. Die wenigen Sekunden, die man braucht, um durchzuatmen und zu sich zu kommen, sind gewonnene Zeit. Die Selbstmedikation heißt also: Meditation. Sich einmal von außen betrachten. Rennfahrer tun das nicht nur vor, sondern auch während eines Rennens.
5. Spielerisch durch den Alltag
Gehe zu Hause andere Wege. Putze dir die Zähne mit der anderen Hand. Bitte deine schlimmsten Kritiker um ein Feedback. Schreibe drei Dinge auf, die du heute erledigen willst – und erledige sie! Schließe dich einer Gruppe an. Mach bei einer 30-, 60- oder 90-tägigen Challenge mit Leuten mit, die dich in die Pflicht nehmen. Probiere einmal vegetarische oder vegane oder Paleo-Ernährung aus, kohlenhydratreiche, -arme oder -freie Kost. Hauptsache, du probierst etwas aus!
6. Suche dir einen Boss
Die Besten haben in ihrer Ecke des Rings immer jemanden stehen, der ihre Interessen im Blick hat. Es mag einige Zeit dauern, bis man eine solche Person für sich gefunden hat. Vielleicht ist es sinnvoll, bei der Arbeit, beim Spiel und im Leben mehrere »Bosse« zu haben. Um das Ego geht es dabei nicht, denn für die Einstellung bist du selbst zuständig! Einen (einfühlsamen) Menschen zu haben, der dafür sorgt, dass man selbst wachsam bleibt, wirkt sich positiv auf die eigenen Vorsätze aus. Mit einem Coach oder Trainer zu arbeiten, der sich auskennt mit dem, woran man selbst arbeitet, ist eine großartige Investition in den eigenen Erfolg – auf allen Ebenen.
Fazit
Dem Gehirn fällt es leichter, auf etwas hinzuarbeiten, was es tatsächlich sieht oder weiß. In vielen Fällen verlieren wir uns in unseren Gewohnheiten. Die Stärke liegt darin, Gewohnheiten bewusst zu gestalten. Wie wäre es mit der Angewohnheit, sich starke Gewohnheiten anzueignen? Die Herausforderung steht!
Dr. Jason Richardson (www.drjasonrichardson.com) ist Referent, Autor und Psychologe und mit Stresssituationen bestens vertraut. Er ist Weltmeister und BMX-Goldmedaillengewinner der Panamerikanischen Spiele. Er überträgt die extremen Lektionen, die er auf Profirennstrecken gelernt hat, in psychologische Prinzipien, die wir alle anwenden können, um in der Arbeitswelt, beim Sport und im Privatleben erfolgreich zu sein. In seinen Gesprächen vermittelt er Inspiration, Motivation und das Rüstzeug für sofortiges Handeln.
Vor jeder Fahrt, gleich welcher Art, steht die Vorbereitung. Denk darüber nach, wie viele Stunden du auf dem Sattel sitzt, zu welcher Tageszeit und bei voraussichtlich welchem Wetter, auf welches Gelände oder welche Hindernisse du triffst und in welcher Gesellschaft du unterwegs bist. Wenn du schlau bist, nimmst du entsprechend viel Wasser und Verpflegung, Kleidung und Ausrüstung mit, suchst das passende Bike aus, legst fest, wie viel Federweg und welches Set-up du brauchst, welche Reifen mit wie viel Druck usw.
Es nervt, wenn es gegen Ende des Trips kalt wird, weil die Sonne untergegangen ist oder es angefangen hat zu regnen und man nicht vorbereitet ist. Bei mangelndem Trinkwasser steht man schon mit einem Bein am Abgrund. Wenn du alle zehn Minuten stehen bleiben musst, um einen Platten zu flicken, weil du gedacht hast, die einlagige Karkasse wäre auch in den scharfkantigen Steinfeldern ausreichend, wirst du genauso entnervt sein wie deine Begleiter. Und wenn du dein Hardtail ohne absenkbare Sattelstütze fährst, während alle anderen auf ihren All-Mountain-Bikes mit 150-Millimeter-Federweg irgendwelche aggressiven Trails herunterbrettern, nimmst du in Kauf, dich entweder zu verletzen oder irgendwann allein weiterzufahren. Denn du kannst das Gelände, nach dem deinen Kumpels der Sinn steht, einfach nicht für dich erobern.
Unter dem Strich will man Spaß haben, die Tour ohne Probleme zu Ende fahren und nicht das Gefühl haben, dem Tod knapp entronnen zu sein. Die Chancen, sich gemeinsam mit Freunden an eine tolle Tour zu erinnern, stehen sehr viel besser, wenn alle gut vorbereitet sind.
Spaß entsteht, wenn Herausforderung auf Können trifft.
Wer mit dem Mountainbiking beginnt, begibt sich auf eine nie endende Reise der Selbstvervollkommnung. Am meisten Spaß wird man dann haben, wenn das eigene Können mit der jeweiligen Herausforderung in Einklang steht. Wenn du dich steigerst, suchst du die nächstgroße Herausforderung und umgekehrt. In Anfängern und Könnern lodert das gleiche Feuer. Wenn du deinen ersten kleinen Double stehst, bist du genauso aufgeregt wie Brian beim Gewinn seiner x-ten Weltmeisterschaft.
In dem Maße, wie sich deine Skills weiterentwickeln, entwickelst du auch dein Verhältnis zum Gelände weiter. Du bekommst mehr Selbstvertrauen und lernst, einen Trail zu bearbeiten, so wie ein Surfer seine Welle bearbeitet. Die Herausforderung wird je nach Situation eine andere sein (du bist vielleicht ein selbstbewusster Trailfahrer, aber ein Angsthase beim Springen); vermutlich aber wirst du dich die meiste Zeit auf einem der folgenden drei Level bewegen.
Dein Rad fühlt sich neu und ungewohnt an, und du traust dir kaum zu, einen Trail zu überstehen. Alle Muskeln sind die ganze Zeit über in Anspannung. Du ziehst die Bremsen an, sobald es abwärts geht.
Du schleppst dich über Hindernisse und legst oft eine Vollbremsung hin oder fliegst über den Lenker. Du gehst nicht genug in Schräglage und durch dein Dauerbremsen kommt dein Bike nie geschmeidig durch die Kurve.
Das Fahren auf Level 1 ist eine stockende Angelegenheit und bringt ehrlich gesagt nicht ganz so viel Spaß. Du hörst erfahrene Fahrer etwas über den Flow und den Groove und das Durch-die-Luft-Fliegen sagen, aber du hast keine Ahnung, wovon sie reden. Du hältst sie vielleicht sogar für verrückt.
Leider kommen die meisten Leute, die im Besitz eines Mountainbikes sind, nie über dieses Stadium hinaus. Entweder verharren sie in ewigem Anfängertum oder sie geben einfach auf und fahren nur noch auf der Straße. Gib nicht auf, wenn du auf Level 1 bist. Mountainbiking geht anders. Der eigentliche Spaß kommt erst noch.
1.Entspanne dich. Das ist so wichtig, dass wir es dir immer wieder eintrichtern werden. Wenn du merkst, dass du angespannt bist, mach einfach Pause und fang mit ausgeruhtem Kopf noch einmal von vorne an. Konzentriere dich darauf, was genau dir gut gelingen soll. Wenn die Anspannung nicht nachlässt, mach irgendetwas, das angstfrei geht. Angst und Anspannung machen das Fahren unproduktiv und nicht gerade zum Vergnügen.
2.Bremse richtig: Kräftig abbremsen und wieder rollen lassen. Mit gezogenen Bremsen zu fahren macht keinen Spaß und ist gefährlich.
3.Versuche, in raue Abschnitte (etwas) mehr Geschwindigkeit mitzunehmen. Mach dich leichter auf dem Rad, damit du geschmeidiger durchkommst.
4.Vertraue ruhig darauf, dass dein Rad rollt. Das tun Räder nämlich: Sie rollen!
5.Gehe in die Angriffsposition. Das ist das A und O!
Allmählich fängt die Sache an, Spaß zu machen. Du hast gelernt, etwas lockerer zu werden. Du gleitest durch die Kurven und rollst, ratterst und fliegst über Hindernisse. In engen Kurven lässt du die Bremsen los und fährst sauber durch.
Du bist jetzt ein ganz passabler Fahrer. Auf einem lockeren, kurvigen Trail genießt du Geschwindigkeit und Flow. Wenn es rauer wird, neigst du noch zur Anspannung. Auf heftigem Gelände gerätst du ins Stocken, und wenn du Hindernisse mit hohem Tempo erwischst, kannst du dein Bike nur mit Mühe kontrollieren. Bei wenig Grip kommst du schlecht durch die Kurven.
Die meisten Mountainbiker bewegen sich durchaus zufrieden irgendwo auf Level 2 und ahnen nichts von Level 3. Wenn sie Profis in vollem Tempo und doch kontrolliert an sich vorbeiflitzen sehen, schütteln sie bloß den Kopf und führen deren Fahrstil auf »hundertprozentig« besseres Material zurück.
1.Entspanne dich – jawohl: noch mehr als bisher. Entspannung gelingt nicht unbedingt, indem man versucht, nichts zu tun. Vielmehr konzentriert man sich auf die dringendste Aufgabe, die man gerade vor sich hat. Sich schwer machen. Sich leicht machen. In die Schräglage gehen. Den Blick möglichst weit nach vorn richten. Entscheidend ist, aktiv zu sein!
2.Häng dich rein. Im ewigen Auf und Ab ambitionierten Mountainbikings muss man hartnäckig und dynamisch fahren.
3.Nimm den Trail genau unter die Lupe. Nicht jede erstbeste Linie funktioniert auch. Halte Ausschau nach Böschungen, die du in Angriff nehmen kannst, und nach Senken zum Pushen.
4.Fahre nirgendwo rein. Jetzt reicht es nicht mehr, beim Runterfahren über alles drüberzurumpeln, was im Weg steht. Versuche stattdessen, das Bike zu entlasten und im Wheelie, Bunnyhop oder Sprung über das Hindernis zu kommen. Wenn du nicht mehr gegen alle Hindernisse stößt, kriegst du sofort mehr Tempo und Kontrolle.
5.Pushe den Buckel runter. Immer wenn der Trail bergab führt, drückst du das Bike in den Trail, um Geschwindigkeit aufzunehmen, und zwar auf jedem Untergrund: Felsen, Baumstümpfe, Erdwälle, Waschmaschinen – was auch immer. Pushen ist der Schlüssel zum Flow, von dem man dir immer erzählt.
6.Entwickle deinen eigenen Stil. Finde heraus, was am besten zu deinen Skills, deinem Körpertyp und Equipment passt. Wenn du dich beispielsweise in rauen Abschnitten sehr schwertust, dafür aber enge Kurven wie auf Schienen durchpflügst, neigst du vielleicht dazu, krasse Felsen zu umfahren; solange ist auch alles im grünen Bereich. Schwierig wird es, wenn du meinst, du wärst super in den Felsen, obwohl dem nicht so ist, und du dann gegen einen dicken Brocken knallst. Lerne, dich einzuschätzen.
7.Übe deine Angriffsposition richtig ein. Immer wieder und wieder und noch routinierter und flüssiger.
Der ultimative Zustand. Du fährst locker und angriffslustig. Dein Vorderrad stößt an keinen Felsen mehr, du triffst auf keine Senke, ohne zu pushen. Der Trail ist ein Klumpen Lehm, den du nach Belieben formst. Deine selbst gewählte Linie funktioniert vertikal genauso wie horizontal. Du verlagerst dein Gewicht oder fliegst über Hindernisse hinweg und presst durch die Kurve. Du pushst souverän durch haarige Passagen, nimmst Tempo auf und verlierst nie die Kontrolle.
Wenn du Level 3 erreicht hast, kannst du stolz sein – nur wenige schaffen es bis hierher. Aber nur weil du erfolgreich einen Felsen hochspringst und auf der Rückseite runterpushst, heißt das nicht, dass du nichts mehr dazulernen könntest. Je besser du das Gelände einordnen kannst, desto besser lernst du auch, die Trails zu handhaben.
Wann immer man unter Stress steht – ob bei einem Rennen, auf einem neuen Trail, mit jemandem, dem man imponieren möchte –, fällt man in alte Gewohnheiten zurück. Fährst du normalerweise hüftsteif und brav? Wenn ja, fährst du unter Druck genauso. Trainiere dir also rechtzeitig gute Gewohnheiten an!
Man kann die eigenen Fortschritte auf dem Bike auch überprüfen, indem man sich Folgendes bewusst macht:
Jede Fahrtechnik besteht aus Einzeltechniken. Die Einzeltechnik zum Bremsen etwa ist eine niedrige, ausbalancierte Angriffsposition: dosierter und wirksamer Druck auf die Bremshebel, eine graduelle Verlagerung des Körpers nach hinten, damit der Winkel für die resultierende Kraft stimmt, und zuletzt die Übertragung der resultierenden Kraft auf die Füße. Und dann muss man natürlich noch mit der Abschüssigkeit des Trails und den Stößen zurechtkommen. Der einfache Bremsvorgang ist ziemlich komplex. Je besser du jede Einzeltechnik beherrschst, desto besser gelingt dir auch die Grundtechnik.
Je besser du jede Grundtechnik beherrschst (z.B. Bunnyhops, Richtungswechsel), desto schneller gelingt dir auch der Übergang von der einen zur anderen und letztlich die Kombination untereinander. Am Anfang ist man begeistert, wenn man den Bunnyhop kann und dann auch noch den Richtungswechsel hinbekommt. Später sind Bunnyhop und Richtungswechsel eins.
Für jeden Trail und jede Geschwindigkeit muss man eine Reihe von Techniken ausführen, um sich abzusichern und Spaß zu haben. Je technisch anspruchsvoller ein Trail ist, desto dichter folgen die Moves aufeinander und desto weniger Zeit bleibt zum Nichtstun (weshalb wir schwierige Trails auch so lieben!). Wenn du das Tempo erhöhst, bleibt dir zwischen den Moves noch weniger Zeit. Bei sehr hohen Geschwindigkeiten gehen die Moves ineinander über.
Bei niedriger Geschwindigkeit nimmst du den Rhythmus unter Umständen so wahr: »Ich fahre gerade über den Fels … Jetzt bremse ich … Jetzt nehme ich den Richtungswechsel vor.« Jeder Move ist wohlüberlegt, jeweils mit einer Pause, in der du dich sammelst. Wenn man jeden Move sauber ausführt, hat man Spaß an der Sache. Dazu muss man allerdings auf einem mittelschweren Trail unterwegs sein und langsam genug fahren, um schrittweise vorgehen zu können.
Bei höherer Geschwindigkeit kommt dir der Rhythmus dagegen vielleicht eher so vor: »Fels! Abbremsen! Richtungswechsel!« Bei diesem Tempo gehen die Moves allmählich ineinander über. Du agierst die ganze Zeit ohne Pause zwischen den Moves. Das fühlt sich schon viel besser an. Auf mittelschweren Trails erlebst du bei moderater Geschwindigkeit vielleicht schon den Flow. Um auf diesem Level zu fahren, müssen die Skills ineinandergreifen – zum Beispiel Abwärtsrollen auf der Felsrückseite mit gezogenen Bremsen.
Die wesentlichen Fahrtechniken, die in diesem Buch vorgestellt werden, bleiben zwar recht konstant, wie du sie umsetzt, liegt jedoch bei dir. Die wichtigsten Moves solltest du unbedingt einüben. Sobald du sie beherrschst, mach dich locker und passe sie an deinen Fahrstil an. Fährst du so kompakt wie ein Roadracer oder aufrecht wie ein Motocrosser? Duckst du dich möglichst niedrig oder kommst du ganz groß raus? Machst du einen Schlenker um Felsen oder pushst du über sie hinweg? Alles wunderbar. Finde nur heraus, welcher Stil dir am meisten liegt.
Bei noch höheren Geschwindigkeiten hüpfst du über den Felsen und nutzt den Aufprall bei der Landung dazu, dich in die Kurve zu drücken. Der ganze Abschnitt wird zu einer einzigen Energiewelle. Kein Bremsen mehr. Und kein sorgenvolles Nachdenken.
An diesem Punkt gehen alle Skills ineinander über. Bei einem technisch anspruchsvollen Anstieg kannst du pedalieren, während du über Felsvorsprünge fährst. Bei einer schwierigen Abfahrt kannst du Kehren fahren und pushst dabei über Felsen. Jetzt wird das Fahren wirklich fantastisch.
Wenn Lee einzelne Fertigkeiten unterrichtet, beginnt er mit den Einzeltechniken, die zusammen die Grundtechnik ergeben. Sobald diese verinnerlicht sind, lässt er sie ineinander übergehen. Zuletzt kombiniert er sie miteinander.
Anfangs, wenn man noch mit den Einzeltechniken hadert, konzentriert man sich am besten auf jeden einzelnen dieser Skills:
•Bremsen
•Richtungswechsel
•Pedalieren
•Einen Steilhang bergauf fahren
•Eine Geländestufe bergab fahren
•Über einen Felsen pushen
Auf diesem Level ist es schlau, sich sanfte Trails vorzunehmen und ein Tempo einzuschlagen, bei dem man eins nach dem anderen machen kann. Den Felsen sehen. Abbremsen. Über den Felsen fahren. Die Kurve sehen. Abbremsen. Durch die Kurve fahren und so weiter.
Dass du Level 2 erreichst, merkst du daran, dass die Skills allmählich ineinandergreifen. Wenn du lernst, wie man eine Geländestufe im Fels herunterfährt, und die nächste Kurve im Blick hast, noch während du auf dem Felsen bist, dann hast du es gemeistert.
Während deine Grundtechniken in dein Kleinhirn einsickern, merkst du, wie sie ineinandergreifen und irgendwann alle gleichzeitig ablaufen. Nachfolgend ein paar Beispiele für Zweifachtechniken:
•Beim Runterfahren in steilem Fels bremsen
•Bei einem Satz über eine Baumwurzel pedalieren
•Durch eine flache Kurve zirkeln und durch eine Furche pushen
•Richtungswechsel in der Luft von einer Sprunglinie in die nächste
Auf diesem Level bist du bereit für technisch anspruchsvollere Trails und mehr Tempo. Zwischen den Moves hast du das Gefühl, in sanftem Fluss zu sein. Du bist schneller unterwegs, und es fühlt sich einfacher an.
Während du sämtliche Skills noch weiter vertiefst (Meisterschaft ist ein nicht endender Prozess), lernst du, noch mehr Fertigkeiten miteinander zu kombinieren.
Es sieht so aus, als würden die besten Fahrer immer nur Kurven fahren und pushen, was daran liegt, dass auf dem höchsten Level alles zu einem schönen, flüssigen Bewegungsablauf wird, der Körper und Geist voll beansprucht. Für hochtechnische Trails und für die coolsten Momente muss man mit drei und mehr Skills zugleich aufwarten können – und sie perfekt beherrschen. Hier einige Dreifachtechniken und Moves:
•In einer steilen Bergab-Spitzkehre die Richtung wechseln und über eine Geländestufe droppen
•Einen vertikalen Felshang mit Kurven und im Sprint hinaufhüpfen
Es ist interessant, dass so viele Cross-Country-Fahrer Angst vor dem Droppen und Springen haben. Verglichen mit dieser Disziplin sind Drops simpel! Eine steile, felsige Serpentine, die viele Cross-Country-Biker problemlos bewältigen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ist technisch eine viel größere Herausforderung.
Wenn du dieses Buch durcharbeitest, nimm dir Zeit, die Einzeltechniken zu erlernen, bevor du dich den Grundtechniken zuwendest. Wenn du die Grundtechniken beherrschst, probiere sie miteinander zu kombinieren, bis du sie irgendwann gleichzeitig ausführst. Du wirst mit mehr Tempo und Leichtigkeit fahren und sogar noch mehr Spaß haben.
Als Lee vor über zehn Jahren als Co-Autor an der Originalausgabe dieses Buches schrieb, hat er viel Mühe darauf verwendet, die Einzeltechniken herauszufiltern und auf sinnvolle Weise zu vermitteln. Während dieser Zeit fuhr er ganz auf die eigene Wahrnehmung konzentriert, äußerst systematisch und weniger flüssig. Rund ein Jahr lang hat Lee das neue Wissen körperlich und geistig verinnerlicht und ist so schnell und geschmeidig gefahren wie nie zuvor. Seitdem hat er die Grundlagen noch weiter vertieft und gleichzeitig daran gearbeitet, alles auf höchstem Niveau miteinander zu verbinden.
Als Ergebnis eines konstanten Lernprozesses fährt Lee heute besser denn je. In dieses Buch sind über 25 Jahre Erfahrung im Moutainbiking und über zehn Jahre professionelles Fahren und Unterrichten eingeflossen. Solange er dazulernt, hat er auch Spaß an der Sache. Wir wollen dich ermuntern, dich auch auf eine solche Reise zu begeben.
Mountainbiking ist gefährlich. Man kann seine Ausrüstung demolieren und sich selbst verletzen. Das macht es auch so spannend. Fahre im Rahmen deiner Fähigkeiten und trage immer adäquate Schutzkleidung. Fahre nie ohne Helm oder Handschuhe. Sobald du dich in ein Gelände begibst, in dem du einen Sturz nicht ausschließen kannst, denke an Ellenbogen- und Knieschoner, Oberkörperprotektoren und einen Fullface-Helm. Wir empfehlen auch Schutzbrillen.
Auch die beste Technik und der beste Schutz können nicht jeden Sturz und jede Verletzung verhindern. Wenn du dich auf den Weg machst und dir eine Verletzung zuziehst, trägst du selbst die Verantwortung dafür. Fahre hart und riskiere etwas, aber sei kein Idiot.
Willkommen in der aufregenden und freudebereitenden Welt des Mountainbiking auf hohem Niveau. Halte dir vor Augen, dass es ein längerer Prozess ist, ein guter Fahrer zu werden. Sei geduldig, gehe schrittweise vor und habe Spaß an der Sache! Bevor du jetzt loslegst, wollen wir allerdings sichergehen, dass dein Bike den Anforderungen genügt.
Das Bike sollte die Verlängerung deines Körpers sein. Die Grenzen zwischen dir, deinem Bike und dem Trail verschwimmen allmählich: So entsteht Flow. Um beim Fahren richtig Spaß zu haben, suchst du dir ein Bike aus, das zu deiner Körpergröße und deinem Fahrstil passt, und stellst es dann exakt auf dich ein. Die Ausrüstung ist ein enormer Faktor für Leistungssteigerung. Mit einer besseren Ausrüstung ist man schneller, hat bessere Bodenhaftung und fährt durch Gelände und über Hindernisse, die einem früher sehr schwierig vorkamen oder das eigene Fahrkönnen überstiegen. Verschaffe dir einen Überblick über die vielfältigen Equipment-Optionen, damit du die richtigen Entscheidungen für das Set-up triffst – und deine neu erworbenen Fähigkeiten auch zum Einsatz bringst: So kannst du jedes Terrain, das nach deinem Geschmack ist, auch richtig auskosten.
Mountainbikes werden immer besser: leichter, effizienter, robuster; sie bieten mehr Spaß und vor allem auch mehr Feintuning für jede Fahrkategorie.
Wenn du das Mountainbiking ernsthaft betreiben willst, wirst du feststellen, dass die Wahl deines Bikes viel über dich aussagt (ist für dich ein Specialized Racerhead, ein Ellsworth Classic, ein Yeti Soul Rider das Passende oder bist du doch eher der gemütliche Typ?) und darüber, wie du die Welt – oder zumindest die Singletrail-Strecken – erleben willst.
Nimm nur das Beste. Spitzenrahmen und -komponenten funktionieren nicht nur besser, sie verschaffen auch ein besseres Fahrgefühl und halten länger als Billigvarianten. Lee ist jahrelang mit denselben Shimano-XTR-Komponenten gefahren, die dementsprechend mehrere Räder erlebt haben. Einige seiner Shimano-Pedale halten seit Jahrzehnten. Dasselbe gilt für seine FOX-Gabeln und -Stoßdämpfer. Bei richtiger Pflege hält eine Topausstattung ewig. Wenn man keine Kosten scheut und ein Spitzenbike wie das Ellsworth Rogue 60 XTR oder das S-Works von Specialized fährt, gibt es bezüglich des Materials jedenfalls keine Entschuldigung mehr. Da heißt es: Klappe halten und lernen, wie man das Teil fährt!
Und wenn man sich das Beste nicht leisten kann? Wenn man (Gott sei Dank!) gesponsert wird oder Geld keine Rolle spielt, ist ein Geländerad für rund 10 000 Euro wie ein Ford Raptor fantastisch! Allerdings bietet es dir vermutlich mehr, als du brauchst.
Solange du eine angesehene Marke wählst und bei einem seriösen Einzelhändler kaufst (nicht beim Discounter!), kannst du sicher sein, für dein Geld auch ein tolles Bike zu bekommen. Wenn du Spitzenleistung willst, ohne eine Wahnsinnssumme hinzublättern, teste die zweitbeste Option. In der Specialized-Palette ist das normalerweise das Expert-Modell. Bei Ellsworth wäre es das Ellsworth Epiphany Alloy Shimano SXL. Für etwas Hochwertiges schaue dich im Mittelfeld um, bei Specialized ist das normalerweise das Comp-Modell.
Kaufe bei deinem Fahrradhändler vor Ort. Du kannst tolle Onlineangebote finden, besonders für das Zubehör, aber ein lokaler Fahrradhändler ist dir bei der Wahl des richtigen Bikes behilflich, stellt es richtig ein und sorgt für die passende Ausstattung. Wenn du einen Laden mit fachkundigem Personal und den gewünschten Teilen findest, baue Kontakt zu den Mitarbeitern auf. Vielleicht zahlst du etwas mehr als beim Onlinekauf, aber die Erfahrung und der Service machen den Unterschied mehr als wett. Du kannst ja mal versuchen, dein per Mail geordertes Bike am Abend vor einer Ausfahrt repariert zu kriegen – viel Spaß dabei.
Und wenn man lieber online bestellt? Wir haben jahrzehntelang dieselben Fahrradläden vor Ort unterstützt. Und so sehr wir unsere lokalen Händler schätzen: Es ist an der Zeit, dass der Onlinekauf eines Bikes praktikabler wird.
Tatsache ist, dass der Fahrradhandel ein hartes Geschäft ist, das viel Know-how erfordert, aber geringe Gewinnmargen hat. Nur wenige Fahrradläden können erfahrene Profis beschäftigen. Aus diesem Grund wird es immer schwieriger, Läden zu finden, die beim Fahrradkauf einen echten Mehrwert bieten, vor allem, wenn man in einem kleineren Bike-Segment unterwegs ist.
Seit ein paar Jahren beweisen Direktvermarkter wie Canyon, Commencal und YT Industries, dass sie in der Lage sind, tolle Produkte mit tollem Service zu tollen Preisen anzubieten. Kleinere Firmen wie Guerrilla Gravity können sich den Markt ohne Fixkosten für den Verkauf erschließen und Bikes genau so bauen und ausliefern, wie sie die Fahrer haben wollen.
Sogar Supermarken wie Trek und Giant kommen mit Kombiangeboten heraus, bei denen Fahrer ihre Bikes online bestellen und bei Händlern vor Ort abholen. Das Internet dürfte in der Bike-Welt eine große Zukunft haben.
Wenn der Onlinehandel für dich hilfreich ist, um ein tolles Rad zu einem für dich erschwinglichen Preis zu ergattern, ist daran nichts auszusetzen. Wenn du schlau bist, baust du allerdings auch zu deinem Händler vor Ort Kontakt auf, und zwar aus zwei Gründen: Erstens unterstützt du jemanden in deiner Nachbarschaft, der seine Familie genauso ernähren muss wie du, und zweitens ist dein Laden vor Ort für dich da, wenn du Hilfe brauchst. Was machst du sonst, wenn am Tag vor deiner Tour eine Bremsentlüftung nötig ist?
Nachrüsten, wenn es sein muss. Fange nicht damit an, dir deine Bike-Teile zurechtzuschweißen. Fahre das Ding einfach. Nachstehend die wichtigsten Upgrades:
•Ein kürzerer Vorbau. Bei den meisten Rädern bewirkt ein kürzerer Vorbau ein wesentlich besseres Fahrverhalten und deutlich mehr Verlässlichkeit und Sicherheit. Sollte dein Mountainbike werkseitig mit einem Vorbau ausgestattet sein, der länger als 90 Millimeter ist, wechsle ihn aus, bevor du den Laden verlässt (oder besorge dir einen längeren Rahmen). Mehr dazu im Abschnitt über Vorbauten weiter unten in diesem Kapitel.
•Lenker in passender Breite. Dein Lenker sollte zu deinem Körper passen. Mehr dazu im Abschnitt über Lenker.
•Sattelstütze. Wenn du keine absenkbare Sattelstütze hast, besorge dir eine. Ernsthaft.
•Sattel. Auf einem Plastikamboss wird man kaum Spaß haben.
•Reifen. Suche die passenden Reifen für deine Fahrbedingungen aus.
Eventuell kannst du Vorbau und Lenker vor dem Kauf austauschen. Erkundige dich bei deinem Händler. Alles andere fährst du so lange, bis es kaputtgeht oder verschlissen ist.
Die Auswahl ist so groß, dass es für Anfänger und selbst für routinierte Veteranen verwirrend sein kann, sich das beste Bike für die jeweiligen Bedürfnisse auszusuchen.