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Inhalt

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Vorwort

Wer bin ich und was soll ich hier?

Von Wurzeln und Flügeln

Es lebe die Freundschaft!

Hals über Kopf

Wie Lernen uns verändert

Pläne, Hoffnungen und Träume

Danksagung

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Vorwort

Gestatten, Ella. Ich bin eine Organisationsknalltüte mit Hippieherz und habe seit 2014 den YouTube-Kanal Ella TheBee. Wenn ihr mich von dort kennt: Hi, schön, dass ihr hier seid, und – Achtung, gleich geht eine Schleimparty ab – tausend Dank für eure liebevolle Unterstützung in den letzten Jahren.

imageWenn ihr mich noch nicht kennt, ist das auch kein Problem. Hellou, ich bin Ella und habe dieses Buch geschrieben. Nicht weil ich allwissend bin und euch das Leben erklären will, sondern weil ich weiß, wie hinfallen und wieder aufstehen geht. Seit ein paar Jahren gibt es auf meinem Kanal das Format Kaffeeklatsch, in dem ich auf Fragen meiner Zuschauer eingehe. Sie vertrauen mir ihre Probleme, Sorgen und Ängste an und ich versuche, mit ihnen Lösungen dafür zu finden.

Kennt ihr das Gefühl, dass man die Probleme anderer leichter lösen kann als die eigenen? Es ist schwieriger, eine Situation zu verbessern, in der man selbst drinsteckt. Das ist, wie in Treibsand zu stehen. Man kommt nur raus, wenn jemand von außen ein Seil zuwirft und hilft. Hi, ich bin die mit dem Seil!

imageIn diesem Buch habe ich euch ein paar Dinge zusammengetragen, die euch vielleicht helfen, durch diese ersten Jahre des Erwachsenwerdens zu kommen. Ich verrate euch, wie ihr die Schule rockt, die erste große Liebe findet und euch selbst lieben lernt. Lasst uns dieses Abenteuer gemeinsam angehen!

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Die meisten von euch stecken wahrscheinlich gerade in einem absoluten Gefühlschaos. Ihr probiert langsam dieses Erwachsensein aus. Manchmal geht es einem zu schnell, manchmal zu langsam. Man versteht die Welt nicht mehr, geschweige denn sich selbst. Dann soll man sich in all dem Wirrwarr auch noch finden und lernen, wie man selbstbewusst ist. Irgendwann möchte man sich einfach nur unter dem Bett verkriechen oder jemanden mit Tomaten bewerfen. In den nächsten Kapiteln erkläre ich euch, was da eigentlich gerade mit euch los ist, und verrate euch meine Tipps, wie ihr mit alldem umgehen könnt. Wenn ihr mögt, könnt ihr sie auch lesen, während ihr unterm Bett liegt und Tomaten werft.

Wie finde ich raus, wer ich bin?

imageMir wird immer wieder gesagt, dass ich wie jemand wirke, der sich so richtig gefunden hat. Ich lächele dann immer, nicke und bedanke mich für das lieb gemeinte Kompliment, während ich mir innerlich ins Fäustchen lache und es gar nicht glauben kann. Natürlich habe ich über die letzten Jahre sehr viel über mich selbst und die Welt gelernt. Ich würde zwar sagen, ich kenne mich ganz gut und mag mich, aber das heißt nicht, dass ich mich vollkommen gefunden habe.

Als Kind wusste ich sehr gut, wer ich bin. Ich wusste genau, was mir Spaß macht und worauf ich keinen Bock habe. Dann kam die Pubertät mich besuchen. Sie klopfte nicht an, sondern stürmte einfach herein und machte es sich gemütlich. Manieren hat die nicht! Alles fing an, sich zu verändern. Mein Körper sah anders aus, meine Eltern und Freunde kamen mir seltsam vor und in meinem Kopf herrschte totales Chaos. Jetzt hatte ich absolut keine Ahnung mehr, wer ich war.

imageWie auch? In diesen Jahren stellt sich alles auf den Kopf und nichts ist mehr so, wie es in der Woche zuvor noch war. Ich weiß, es kommt euch selbst nicht so vor, aber ihr entwickelt euch gerade so schnell, da ist es kein Wunder, dass euer Kopf nicht hinterherkommt und ihr unsicher seid. Dann fängt man an, sich mit anderen zu vergleichen. Meistens konzentriert man sich auf die Menschen, die man toll findet, stellt vielleicht fest, dass sie coolere Klamotten tragen, klüger oder beliebter sind, und schon hat man ein Problem mit sich selbst. Natürlich geht das nicht allen so, aber die meisten von euch haben ganz sicher gerade mit dem Kopf genickt.

Ich war nie eine der Beliebten und das war für mich ein richtiges Problem. Immer wieder habe ich gemerkt, dass ich irgendwie seltsam war. Ich mochte Dinge wie Oper und Theater, mit denen andere nichts anfangen konnten, und immer wieder musste ich mir anhören, wie kindlich ich bin. Eine Weile habe ich versucht, alles, was mich ausmacht, und alle Ecken und Kanten, die ich habe, zu unterdrücken und einfach so zu sein wie die beliebten Kids. Ich war ein Spätzünder. Meine Mitschülerinnen wollten über Jungs und nicht über den neuen GameBoy reden. Ich war unglücklich, fühlte mich ständig so, als gehörte ich nicht wirklich dazu, und das Schlimmste war, dass ich mich selbst nicht mehr leiden konnte. Ich wollte nicht anders sein und ich war sicher, dass es das Beste ist, so wie alle andern zu sein und nicht aufzufallen.

imageAber diese Maske zu tragen war unbequem. Sich ständig an die Erwartungen anderer anzupassen ist nicht nur anstrengend, sondern auch echt frustrierend. Wenn man versucht, jemand zu sein, der man nicht ist, ist man immer nur halb so gut. Indem ich mich also bemüht habe, nicht so kindlich zu wirken und mich für Jungs statt Nintendo-Spiele und Bücher zu interessieren, habe ich immer nur so getan als ob und mich selbst versteckt. So was kann für eine Weile funktionieren, aber stellt euch mal vor, ihr müsstet euer ganzes Leben so tun, als ob ihr Dinge mögt, die euch langweilen. Ich kenne Menschen, die inzwischen erwachsen sind und das hinkriegen. Sie tragen die Maske und passen sich an. Aber soll ich euch was sagen? Es sind die unglücklichsten Menschen, die ich kenne. Sie gönnen den anderen keinen Erfolg oder füllen ihren Tag mit Lästereien und Wut. Das machen sie nicht, weil sie böse, sondern einfach, weil sie unglücklich sind.

imageIrgendwann ist dieser Gedanke auch in meinem Kopf angekommen, ich habe aufgehört, mich krampfhaft anzupassen, und mich wieder mit den Dingen beschäftigt, die mich wirklich interessieren. Ich bin in den Kinderchor unseres Theaters gegangen, hatte erst kleine Auftritte und später sogar größere Rollen in Opern und Schauspielen. Kaum jemand in meiner Klasse fand das cool, aber das war mir egal, denn ich mochte es. Ich war so gern mit diesen verrückten Theatermenschen zusammen, habe ihre Geschichten gehört und mich von ihrem Leben inspirieren lassen. Natürlich war ich voll drauf gefasst, jetzt in der Schule noch uncooler zu sein, aber verdammte Axt habe ich mich geirrt. Da waren plötzlich Mädchen in meiner Klasse, die mich aufs Theaterspielen ansprachen, es toll fanden und auch mitmachen wollten. Bevor ich michs versah, hatte ich Freunde, die mich nicht nur mochten, obwohl ich solche seltsamen Hobbys hatte, sondern weil ich sie hatte. Es ist irgendwie witzig, dass genau diejenigen, die sich eben nicht in der Masse versteckt haben, glücklicher waren. Sie beschäftigten sich einfach mit dem, was sie interessierte, unabhängig davon, ob etwas gerade angesagt war oder nicht, und sahen so aus, wie sie es schön fanden.

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imageIch weiß, es ist schwierig, aber der erste Schritt, um sich selbst zu finden, ist zu akzeptieren, wer man ist. Und zwar nicht nur die Dinge, die man ganz gut an sich findet, sondern auch die schlechten Eigenschaften. Vielleicht fällt euch spontan nicht viel zu euch selbst ein, dann nehmt euch immer mal wieder einen Moment Zeit und schreibt ein paar Dinge auf, die ihr über euch wisst. Es können große Dinge sein wie »Ich bin eine gute Freundin, weil …« oder kleine wie »Ich liebe Erdbeeren mit Sahne«. Vielleicht findet ihr dadurch sofort Eigenschaften, die euch wirklich gut beschreiben, vielleicht braucht ihr ein bisschen länger oder vielleicht klappt es so auch gar nicht.

Dann sucht euch einfach mal eure Freunde und fragt sie, was sie über euch denken. Was sind eure Schwächen und was sind eure Stärken? Natürlich ist es immer angenehmer, etwas über die Dinge zu hören, die Leute an einem mögen. Aber eigentlich könnt ihr mehr lernen, wenn ihr eure schlechten Seiten kennt. Euer Charakter und eure Art sind nichts, was irgendwer von außen diktiert, die könnt ihr selbst bestimmen und formen.

imageWenn ihr also merkt, dass mehrere Leute etwas an euch kritisieren, und ihr diese Eigenschaft selbst nicht mögt, könnt ihr daran arbeiten. Überlegt euch, was euch schwerfällt und in welchen Situationen ihr manchmal blöd reagiert. Vielleicht seid ihr sehr eifersüchtig und werdet wütend, wenn eine eurer Freundinnen etwas mit jemand anderem unternimmt. Das ist ein ganz normales Gefühl, aber fragt euch mal, warum es da ist. Eigentlich sagt es aus, dass ihr eure Freundin sehr liebt und Angst habt, sie zu verlieren. Wie kann man also an sich arbeiten, damit diese Angst weggeht? Seid vor allem ehrlich mit euch, denn sich selbst zu belügen bringt euch nicht weiter. Wenn ihr euch klarmacht, dass euer blödes Gefühl nichts mit eurer Freundin selbst zu tun hat, sondern mit eurer Angst, könnt ihr anfangen, etwas daran zu ändern. Sich selbst zu dem Menschen zu formen, der man mal sein will, bringt einem so viel bei und macht unendlich mutig. Ihr lernt, eure Grenzen zu erkennen, zu akzeptieren und immer wieder zu überschreiten, um euch weiterzuentwickeln.

imageVersucht nicht, einem fremden Bild zu entsprechen. Natürlich haben andere Erwartungen an euch, aber das hat mehr mit ihnen und ihren Wünschen und Hoffnungen als tatsächlich mit euch zu tun. Es kommt aber nur darauf an, dass ihr euch leiden könnt. Die wichtigste Beziehung in eurem Leben wird immer die zu euch selbst sein. Seid nicht zu hart mit euch, wenn ihr etwas falsch macht oder immer wieder in blöde Verhaltensmuster fallt. Beschimpft euch nicht im Kopf, sondern fragt euch, warum etwas immer wieder passiert. Ihr könnt nicht Nein sagen und macht ständig etwas für andere, obwohl ihr es eigentlich gar nicht wollt? Warum? Vielleicht weil ihr anderen gefallen möchtet? Weil ihr Angst habt, sonst keine Freunde zu haben? Doch sind Freunde Menschen, die einen ausnutzen? Nein. Ihr versteht sicher, was ich meine.

Lasst es langsam angehen. Versucht nicht, sofort und gleich heute alles zu verändern, sondern macht es in Ruhe und baut keinen Druck auf. Nehmt euch Zeit zum Denken und Reflektieren, aber probiert euch auch aus. Sucht euch Hobbys und schaut mal, ob sie euch glücklich machen. Vielleicht seid ihr ein Riesenfan von Mannschaftssport oder habt unheimlichen Spaß beim Basteln oder Singen und ihr wusstet bisher nichts davon. Verändert immer mal wieder was in eurem Leben und prüft, ob es euch gefällt. Was glücklich macht, darf bleiben, was nervt, fliegt eben wieder raus. Mit der Zeit bekommt ihr immer mehr ein Gefühl dafür, wer ihr seid. Aber vergesst niemals, dass das, was für euch perfekt ist, nicht unbedingt auch für andere gilt. Es ist wundervoll, wenn ihr euch selbst und eure Werte gut kennt, aber versucht, sie niemandem aufzuzwingen.

imageHeute würde ich sagen, dass ich eine ganz gute Beziehung zu mir selbst habe. Ich weiß, wer ich bin, was ich mag, welche Menschen mir guttun und woran ich noch arbeiten muss. Aber ich weiß auch, dass das kein Dauerzustand ist und man sich sein ganzes Leben lang verändert. Die Momente, die mich heute glücklich machen, können in einem halben Jahr schon ganz andere sein. Es geht nicht darum, einen Steckbrief von sich zu erstellen und sich dann ein Leben lang daran zu halten. Vielmehr geht es um das Akzeptieren von Schwächen, darum, sich selbst die beste Freundin zu sein, sich zu beschützen und zu verzeihen und einfach diese Reise zu genießen. Es rockt, dass wir die Möglichkeit haben, all das auszuprobieren, was die Welt für uns bereithält.

Selbstbewusstsein vs. Selbstzweifel

Was zum Henker ist eigentlich dieses Selbstbewusstsein und wo kann ich es bestellen? Das war vor ein paar Jahren immer wieder mein Gedanke, denn ich hatte kaum welches und war damit bestimmt nicht allein. Fast jeder von uns geht immer mal wieder durch Phasen, in denen er zweifelt, ob er so okay ist, wie er ist. Man fragt sich, ob man sportlich, cool, erfolgreich oder besonders genug ist, und findet sich manchmal sogar richtig blöd.

imageSelbstbewusstsein kommt von »sich selbst bewusst sein«, also sich selbst gut kennen und akzeptieren. Das fällt einem immer dann schwer, wenn man gerade durch eine große Veränderung im Leben geht. Ganz egal, ob das die Pubertät, der Schulabschluss oder etwas ganz anderes ist. Wir mögen einfach keine Umwälzung in unserem Leben, weil unser Kopf oft nicht hinterherkommt. Wir verlieren uns dann ein bisschen in all dem Neuen. In diesen Momenten können wir uns oft nicht gut leiden. Wir mögen unser Aussehen nicht, hassen plötzlich unsere Haare, die neuen Schuhe, die gestern noch chic waren, und überhaupt unseren ganzen Stil. »Ach, was rede ich, ich habe doch gar keinen Stil. Da kann ich mir auch gleich eine blaue Mülltüte nehmen, drei Löcher für beide Arme und meinen Kopf reinschneiden und darin herumlaufen.«

imageEs kann aber auch sein, dass uns vor allem unser Verhalten stört. Wir wünschen uns, dass wir entspannter und erwachsener reagieren könnten und im richtigen Moment schlagfertig wären. Ich weiß nicht, wie oft ich mit dem Fahrrad nach Hause gefahren und die Gespräche mit Lehrern und Freundinnen in der Schule immer wieder im Kopf durchgegangen bin. Im Nachhinein sind mir grandiose Antworten auf bestimmte Sprüche eingefallen, aber in dem Moment hatte ich einen durchgehenden Piepton im Ohr. Piiieep. Nix! Nada! Wow, so cool wie ich bin, sollte ich echt im Keller wohnen und die Ratten fragen, ob sie meine Freunde sein wollen …

imageManchmal haben wir aber auch einfach Mist gebaut und es fällt uns schwer, uns selbst dafür zu verzeihen. Auch das kann am Selbstbewusstsein rütteln. Vielleicht haben wir eine falsche Entscheidung getroffen und sind auf die Nase gefallen oder haben jemanden verletzt und trauen uns nicht, uns zu entschuldigen. Dieses Schuldgefühl kann auch dazu führen, dass wir uns blöd finden. Unsere eigene Meinung über uns selbst macht also richtig viel aus, wenn es um unsere Lebensqualität geht.

Ein kleines Selbstbewusstsein kann sich auf zwei verschiedene Arten ausdrücken. Wahrscheinlich denkt ihr sofort an die unsicheren und stillen Menschen, die sich gern zurückziehen. Aber wusstet ihr, dass auch Menschen, die übertrieben selbstbewusst wirken, voller Selbstzweifel sein können? Gerade die, die den ganzen Tag lang erzählen, wie toll und besonders sie sind, tun das oft nicht, weil sie es wirklich glauben, sondern weil sie die Bestätigung von außen brauchen. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen »Isch bin ja so endgeil!« und »Ich finde mich ganz gut so, wie ich bin, auch wenn ich nicht immer alles richtig mache«. Wenn man sich selbst gut leiden kann und ein gesundes Selbstbewusstsein hat, muss einem niemand sagen, wie cool man doch ist. Man mag sich einfach, mit allen guten und schlechten Seiten.

Wenn wir mit uns im Reinen sind, gehen wir anders auf Menschen zu und wirken entspannter. Doch wenn wir uns blöd finden … na ja, dann wohnen wir im schlimmsten Fall in unserem Müllsack-Outfit im Keller und spielen mit unseren neuen Rattenkumpels Wer bin ich?. Der Schlüssel für mehr Selbstbewusstsein liegt also nicht darin, etwas Bestimmtes zu kaufen, das uns ein besseres Gefühl macht, oder die Anerkennung von jemandem zu bekommen, den man mag, sondern darin, wie wir uns selbst sehen.

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imageHabt ihr schon mal drauf geachtet, was ihr den ganzen Tag so über euch denkt? Gerade wenn ihr euch nicht so gernhabt, neigt ihr vielleicht dazu, euch immer wieder zu beschimpfen. Klingt krass? Ist es auch. Hört mal genau hin, was euch so für Gedanken durch den Kopf gehen: »Ach verdammt, die Hose sitzt nicht auf meinem fetten Hintern. Gott, warum bin ich so ’ne faule Socke?« – »Ist ja wieder typisch. Ich hab meinen Mathehefter auf dem Schreibtisch liegen gelassen. Wie blöd kann man nur sein?« – »Hallo? Warum beteilige ich mich mal wieder nicht am Gespräch in der Pause? Weil ich ein Schisshase bin. Aber sind wir mal ehrlich, ich hab eh nix Sinnvolles zu sagen.«

Wir wissen alle, dass das hier die zensierte Version ist und wir manchmal noch sehr viel krasser über uns denken. Aber würdet ihr so auch mit einer guten Freundin reden? Würdet ihr so mit jemandem sprechen, der sich gerade unsicher fühlt? Warum verurteilt ihr euch also selbst so? Wir sind sehr viel strenger mit uns selbst als mit anderen. Wie soll man denn Selbstbewusstsein aufbauen, wenn man von morgens bis abends nur hört, was man alles falsch macht?

imageVersucht mal, diesen Kreislauf umzudrehen und euch wie eine beste Freundin zu verhalten. Sie/er baut auf, macht Mut und liebt euch trotz eurer Fehler. Sobald ihr etwas Gemeines über euch denken wollt, stoppt euch selbst und formuliert den Satz dann so, wie ihr ihn auch zu jemandem sagen würdet, den ihr gernhabt. Statt »Ich blöde Kuh hab mal wieder den Bus verpasst. Ganz toll! Jetzt sitz ich hier rum und komm zu spät« könntet ihr denken: »Verdammt, ich hab den Bus verpasst. Das ist ärgerlich. Am besten stelle ich mir gleich für morgen einen Timer, der mir sagt, wann ich aus dem Haus muss, dann passiert mir das nicht mehr. Die Zeit jetzt kann ich ja nutzen und meinen Freunden oder meiner Familie schreiben, dass ich sie gernhab.«

imageDas klappt natürlich nicht sofort und ihr werdet immer wieder diese blöden Gedanken haben, aber lasst euch überraschen, wie gut ihr euch fühlt, wenn ihr in kleinen Schritten anfangt, an euren Gedanken zu arbeiten. Euer Ziel sollte sein, euer eigener Cheerleader zu werden. Klingt komisch? Ist es aber nicht. Überlegt mal: Mit welcher Person verbringt ihr am meisten Zeit? Mit euch selbst. Welche Person ist schon immer in eurem Leben gewesen und wird es bis zum Ende sein? Ihr selbst. Es ist also keine schlechte Idee, an der Beziehung zu sich selbst zu arbeiten und sich lieben zu lernen. Es gibt keinen Grund aufzugeben, bevor ihr angefangen habt.

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imageVersteht mich nicht falsch, an sich selbst zu zweifeln ist nicht immer etwas Schlechtes. Es ist ein gutes Mittel, um zu überprüfen, ob wir der Mensch sind, der wir sein wollen. Aber es darf keine Waffe gegen uns selbst sein. Ihr seid alle wertvoll. Doch, auch du, der gerade den Kopf schüttelt. Und auch du, die jetzt heimlich denkt: »Ich nicht.« Ich möchte, dass ihr euch alle angesprochen fühlt: Ihr seid wertvoll mit all euren kleinen Fehlern und Macken. Ihr seid wertvoll mit all den Eigenschaften, die euch ausmachen und die ihr vielleicht selbst noch gar nicht als Stärken erkannt habt. Ihr seid alle Einzelstücke, die es verdient haben, geliebt zu werden, vor allem von sich selbst. Es ist okay, das manchmal zu vergessen, aber lasst euch immer wieder daran erinnern: Ihr seid sehr besonders und genau richtig, so wie ihr seid, und niemand außer euch entscheidet, was für ein Mensch ihr sein wollt, indem ihr an euch arbeitet oder eben nicht.

Eine Tomate ist nichts gegen mich

imageKennt ihr das? Der Gedanke, vor anderen seine Meinung zu sagen, gibt einem das Gefühl, dass die Knochen in den Beinen Lakritzschlangen sind und der Magen Zumba ganz neu für sich entdeckt hat. Wenn ein Vortrag vor der Klasse oder ein Auftritt mit der Musikschule ansteht, bekommt ihr plötzlich das dringende Bedürfnis, euch zu verkriechen. »Schnell krank werden! Jetzt! Sonst muss ich da hin. Ist es noch okay, sich unterm Bett zu verstecken, oder bin ich dafür zu alt? Wie wäre es mit Auswandern? Mit zwölf darf ich doch schon allein in Afrika wohnen, richtig?«

Eventuell habt ihr diese Gedanken oder Gefühle nur manchmal, aber vielleicht auch sehr oft. Alle sagen, dass man das Schüchternsein überwinden sollte. Aber ist es wirklich so schlimm? Nein. Fast jeder von uns ist in irgendeiner Form oder in bestimmten Situationen schüchtern. Einige sind es bei sehr vielen Dingen, andere nur in bestimmten Momenten. Für manche ist es nur eine Phase und sie werden automatisch selbstbewusster, wenn sie älter werden. Es ist vollkommen okay, nicht immer der selbstbewussteste Mensch auf der Welt zu sein. Ihr seid wertvoll, ob ihr nun das Sprechen vor Leuten hasst oder der/die Erste auf der Bühne seid. Wenn ihr aber merkt, dass es euch unglücklich macht, euch gehemmt zu fühlen, könnt ihr etwas tun, um das zu ändern.

imageWarum seid ihr so schüchtern? Sich diese Frage zu stellen ist sozusagen Schritt eins. Denn wenn man weiß, warum etwas passiert, hat man einen Hinweis darauf, woran man arbeiten kann. Natürlich kann es daran liegen, dass man sich selbst nicht besonders gut leiden kann. Ich fand mich früher ziemlich blöd: die Queen der Bad Hair Days, von Mode keine Ahnung (das hat sich übrigens bis heute nicht geändert) und das seltene Talent, immer im richtigen Moment die falschen Dinge zu sagen. Fremdschämen de luxe für alle um mich herum. Wenn man merkt, dass andere einen auch nicht besonders hip finden, schraubt man sich automatisch selbst zurück und hat irgendwann nur noch ein Ziel: nicht auffallen. Oft kreisen dabei die eigenen Gedanken vor allem darum, was andere von einem denken. Ob sie mein Outfit okay finden, ob sie mich mögen, auch wenn ich gute Noten bekomme, ob ich beliebter bin, wenn ich Fan von diesem oder jenem bin … bla, bla, bla.