Kerstin Hack: Das gute Leben. Was ich in 50 Jahren, vier Monaten und sieben Tagen über Leichtigkeit und Lebensfreude entdeckt habe.
© 2017 Down to Earth • Laubacher Str. 16 II • 14197 Berlin
www.down-to-earth.de • info@down-to-earth.de
Illustrationen und Layout: Monika Avakian
Umschlaggestaltung: www.michaelzimmermann.com
Coverfoto: shutterstock.com - Roman Samborskyi
Lektorat: Rima Häring, Bettina Stockmayer
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2017
ISBN Down to Earth: 978 - 3-86270 - 961-8
ISBN E-Book: 978 - 3-86270 - 962-5
Bestell-Nr. 3044961
Dieses Buch erscheint auch als Lizenzausgabe bei:
© 2018 SCM Hänssler in der SCM Verlagsgruppe GmbH • Max-Eyth-Str. 41 • 71088 Holzgerlingen
www.scm-haenssler.de • info@scm-haenssler.de
ISBN SCM Hänssler: 978 - 3-7751 - 5856-5
Bestell-Nr. 395.856
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek sind im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar.
Auch als E-Book erhältlich: u. a. unter www.down-to-earth.de/e-books
Cover |
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Titel |
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Impressum |
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Danke |
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Das gute Leben – die Basics Du darfst ein gutes Leben leben Rezepte fürs Leben? Aller guten Dinge sind acht Mehr von Gutem macht es auch nicht (unbedingt) besser |
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Vision & Kreativität Vision kommt von sehen Du bist berufen, (du selbst) zu sein Es geht ein Weg vom Traum zum schauen – wenn man geht Smarte Ziele sind selten smart (außer man schleppt Steine) Ideenreich macht stark und frei Vom Ziel her rückwärtsträumen erleichtert den Weg |
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Ordnung & Struktur Ordnung dient dem Leben Der Rahmen kann langweilig sein – Hauptsache, das Bild ist bunt Aufräumen ist leicht Nur was ich liebe, darf um mich sein Eins rein, zwei raus bremst das Chaos aus Keine Spuren hinterlassen und andere Tricks |
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Sinn & Produktivität Sinn heißt: Göttliche Ordnung stiften Menschen sehen dich und was du tust Erfolg ist, was du definierst Schritt für Schritt beginnt mit dem ersten Schritt Das Verschiedene kostet Kraft Multitasking ist multidumm |
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Feiern & Höhepunkte Feiern heißt, das Besondere betonen Das Erste ist immer etwas besonderes Trinke Apfelsekt – jetzt! Wer den Moment nicht ehrt, ist des Glückes nicht wert Die Lösung eines Problems ist der Beginn eines neuen – wie wunderbar! Jeder Abschied ist eine Feier wert! |
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Energie & Lebensfreude Alles Leben ist Bewegung – ich werde, was ich tue Der Körper trägt die Seele Jede Emotion dient dem Leben Fit wie´n Barfuß Was du nicht nutzt, nützt dir nichts Mach dir das Gute leicht, das Schlechte schwer |
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Beziehung & Nähe Die Stecknadel im Heuhaufen findet man leichter mit einem Magneten Ich würdige dich eines Blickes Ein Vorbild sagt mehr als 1000 Worte "Ich fühl mich so verletzt" ist kein Gefühl Was der andere tut, tut er für sich – nicht gegen mich Böse Miene zum bösen Spiel machen, schützt das Gute |
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Reflexion & Ausrichtung Hör dir selbst gut zu, es könnte spannend werden Mache mehr Fehler! Schnell! Man braucht meist mehr als eine Strategie, um ein Ziel zu erreichen Die anderen bewerten alles anders Es darf sein, was ist – ich gestalte, was wird Eigenlob stärkt |
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Ruhe & Regeneration Ruhe ist bunt Müßiggang ist aller Zaster Anfang Die Lösung vom Problem ist oft die Lösung vom Problem Urlaub im Alltag ist ein Genuss Wer nicht ganz bei Trost ist, braucht wohl Trost Gut oder schlecht – wer will es sagen? |
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Nach dem Ende geht es weiter |
DANKE …
DEIN GUTES LEBEN DARF BEGINNEN
Eine Hochzeit in der Verwandtschaft wollte ich unbedingt mitfeiern. So kam ich 1967 einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zur Welt. Seitdem habe ich mein Leben mal mehr, mal weniger genossen. Und ich will es verstehen und alles darüber lernen, wie man das Leben auf dieser Welt möglichst gut lebt.
Mein Traum von einem guten Leben: klar, voller Begegnung, Freude und Leichtigkeit und so, dass es Mitmenschen bereichert und stärkt. Ich habe besonders nach praktischen Ansätzen gesucht, die das Leben leichter, schöner, stärker und sicherer machen. Und weil ich es kurz und bündig mag, habe ich meine Entdeckungen in prägnanten Sätzen zusammengefasst.
52 Sätze allein wären dann doch etwas zu trocken. So habe ich zu jedem etwas erklärt und einige der Geschichten erzählt, die das Leben so schreibt. Und weil zum guten Leben auch Schönheit gehört, habe ich die Illustratorin Monika Avakian gebeten, das Buch zu gestalten.
Am Ende ergeben die Impulse einen bunten Blumenstrauß von Inspiration, den ich nach den acht großen Bedürfnissen im Leben angeordnet habe.
Ich hoffe, dass du diesen Blumenstrauß immer wieder gern zur Hand nimmst und dein Leben dadurch reicher und schöner wird.
Deine
Kerstin Hack
GESCHAFFEN FÜR FREUDE
„Du darfst ein gutes Leben leben!“ ist eine der zentralen Botschaften, die ich gerne anderen vermittle. Ich bin erstaunt, wie oft ich dabei auf inneren Widerstand stoße: „Wirklich? Ist das nicht egoistisch?“ Oder auf Schmerz: „Mir wurde stets gesagt, ich sei nicht so wichtig und ich müsse zuerst an die anderen denken.“
„Sorge gut für dich!“ ist auch eine Botschaft, die ich mir selbst nicht oft genug sagen kann. Und ich freue mich, wenn mir das zunehmend gelingt. So wie gerade eben, als ich das Schreiben unterbrach, um einen prächtigen Schwan zu beobachten, der majestätisch vorbeischwamm, und einen zweiten, der kraftvoll im Wasser landete.
Gelegentlich erlauben Menschen sich nicht, gut für sich zu sorgen, weil der Druck der Aufgaben übermächtig ist. Oder weil sie tatsächlich tief im Inneren denken, sie seien nicht so wichtig. Deshalb möchte ich dieses Buch damit beginnen, die Erlaubnis auszusprechen: Du darfst ein gutes Leben leben.
Wir sind geschaffen für Lebendigkeit und Freude. Die wenigsten Eltern setzen ein Kind in die Welt, damit es sein Zimmer aufräumt, die Zähne putzt und Mathe lernt – auch wenn das dazugehört. Sie zeugen ein Kind in erster Linie, damit es lebt. Sein Leben lebt – auf seine Weise. Für sich und mit anderen.
Gut für das eigene Leben zu sorgen, ist nicht egoistisch. Dutzende von Studien ergeben, dass Menschen, die gut für sich und ihre Bedürfnisse sorgen, anderen gegenüber großzügiger und warmherziger sind also solche, die sich nicht wichtig nehmen. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ definiert klar die Selbstliebe und Selbstfürsorge als Basis für die Liebe zu anderen Menschen.
LEERE TANKS FÜLLEN
„‚Schiff‘ kommt von schief!“ ist einer der Standardsätze von Helge, dem Bootsbauer, mit dem ich zusammenarbeite. Obwohl die Dinge, die er baut, dann doch meist recht gerade werden. So gerade es eben geht, wenn man versucht, auf einem alten Boot mit verbeultem Deck gerade Dielen zu legen.
Schiff kommt von schief. Schief, schiefer, Schräglage. An einem Morgen bin ich heftig gestolpert. Das Schiff lag so extrem schief, dass ich hinfiel und die Schiebetür zum Hauptraum sich ohne Berührung von selbst öffnete. Der Grund: Wir haben im hinteren Bereich des Schiffs zwei riesige Tanks, die ca. 1000 Liter fassen. In den Tank auf der Steuerbordseite fließt alles Wasser aus Dusche und Waschmaschine (für die Landratten: in Fahrtrichtung rechts). In den Backbordtank fließt lediglich das Wasser aus der Gästeküche. Viele duschende Gäste hatten den Steuerbordtank befüllt. Das Schiff war schief. Richtig schief.
Ein geniales Bild für das Leben. Vielleicht ist unser Leben wie ein Kahn. Mit mehreren verschiedenen Tanks, aus denen wir Erfrischung und Lebensenergie beziehen. Diese Tanks sind ganz unterschiedlich. Produktivität gibt Energie, Ruhe und Erholung auch.
Die einen Tanks liegen auf Steuerbord, die anderen auf Backbord. Wenn ein Tank leerläuft oder nur halb gefüllt ist, wird das Leben schief. Dann nützt es auch nichts, wenn der andere Tank Hochstand meldet.
Perfekte Ausgewogenheit im Leben ist eine Illusion. Irgendetwas bewegt sich immer. Selbst an Land. Doch wer dauerhaft schief liegt, kommt ins Stolpern.
Er kann sich nicht gut halten. Es ist gut, für die Tankfüllungen zu sorgen, die man für ein kraftvolles und schönes Leben braucht. Das ist gut für einen selbst und sogar auch für die anderen.
INSPIRATION FÜR DICH
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NUR SO ’NE FRAGE Welche deiner inneren Tanks sind gut gefüllt? Woher beziehst du deine Kraft? |
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NUR SO ’NE IDEE Unternimm in den nächsten Tagen etwas, das einen deiner eher leeren Tanks mit Freude, Genuss, Nähe oder Kraft füllt. Du darfst es genießen. |
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BUCHTIPP Ursula Hauer: Menschen lieben. Nächstenliebe verstehen und praktizieren, Down to Earth, 2014 Die Autorin macht klar: Nächstenliebe fängt mit Respekt an – vor sich selbst und den eigenen Bedürfnissen und denen des anderen. Ein praktischer Leitfaden. |
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FILMTIPP Olle Hellbom: Pippi Langstrumpf, mehrere Filme ab 1969 Vermutlich lieben wir alle dieses rothaarige Mädchen, weil sie freundlich und mutig ist, niemanden um Erlaubnis fragt, sondern ihr Leben lebt, wie es ihr gefällt – auch wenn das nicht allen anderen in das Konzept passt. |
GELASSEN BLEIBEN
Gelegentlich preisen Menschen lautstark ihre Rezepte für ein gutes Leben an. In der Regel bestehen sie aus einer einzigen Zutat. Das ist wahlweise: Du musst abnehmen, Sport machen, mehr beten, den Richtigen oder die Richtige finden, weniger arbeiten – dann wird dein Leben gut. Häufig tappt man in diese Falle – einfach nur deshalb, weil die Sehnsucht nach einem besseren Leben in uns allen steckt. Und einfache Rezepte uns vermitteln: Das könnte ich schaffen. Beim Kochen wie im Leben reicht eine Zutat in der Regel nicht für ein gelungenes Menü aus. Meist ist es eine Mischung aus mehreren passenden Zutaten, die beides genussvoll machen.
Hier stellt sich die Frage: Welche Mischung ist die richtige? Theologen, Philosophen und Coaches haben dazu verschiedene Lebensrezepte entwickelt. Sie haben viel Zeit und Energie in Forschung und Denken investiert – das ist Zeit, die du dir sparen kannst. Statt das Rad neu zu erfinden, kannst du das Vorhandene, was andere bereits entdeckt haben, für dich anpassen.
Zuerst kann man prüfen, welche Konzepte und Ideen für ein gutes Leben man bereits kennt. Einige werde ich im Folgenden vorstellen. Du kannst dich mit deinen Favoriten noch ausführlicher beschäftigen. Dann kannst du die Konzepte mit deinen Werten vergleichen.
Werte sind Überzeugungen, wie man das Leben am besten lebt. Für den einen ist Ordnung ein hoher Wert, für andere Flexibilität. Werte übernehmen wir aus unserer Kultur, Weltanschauung und Biografie. Meist übernimmt man Werte unbewusst – durch Kontakt mit dem Umfeld. Kaum jemand stellt sich hin und sagt plötzlich: „Ich bin Deutsche, deshalb wähle ich den Wert Ordnung!“ oder „Ich bin Hindu, deshalb wähle ich eine vegetarische Lebensweise.“
Weil man viele Verhaltensweisen und die damit verbundenen Werte in der Regel eher passiv aufnimmt, kann es klärend sein, die eigenen Werte zu benennen und zu priorisieren. Danach kann man überlegen, welche Lebensweise zu einem passt. Gerne auch inspiriert durch die Lebenskonzepte, die andere Menschen basierend auf ihren Werten entwickelt haben.
EINIGE BEWÄHRTE LEBENSKONZEPTE
Ora et labora: Geistliches Leben-Arbeitsleben-Balance
Dieses Begriffspaar prägten die Mönche des Mittelalters: Bete und arbeite. Sie entwickelten praktische Strukturen für die Umsetzung, z. B. Gebet zu bestimmten Zeiten, um den praktischen wie auch den geistlichen Aspekten ihres Lebens Raum zu geben.
Aktivität-Ruhe-Balance
Verschiedene Traditionen betonen, wie wichtig Zeiten der Nichtaktivität sind. Den Rhythmus von Aktivität und Ruhe und/oder Besinnung und Meditation. Manche sind religiös verwurzelt, andere – wie etwa Feldenkrais oder Muskelentspannung nach Jacobson – fokussieren auf den Körper.
Work-Life-Balance
Auch wenn es aktuell sehr populär ist – ich halte den Begriff Work-Life-Balance für unglücklich gewählt, weil er suggeriert, dass Arbeit kein Leben ist. Sonst müsste man sie ja nicht mit dem Leben ausgleichen. In der Realität ist es so, dass gerade engagierte Menschen auf der Arbeit oft mehr Leben und Energie spüren als im privaten Kontext. Dennoch bietet das Konzept für manche eine hilfreiche Richtschnur.
Well-being-Balance
Tom Rath leistete mit seiner Forschungen und dem Buch Wellbeing 2.0 einen fundierten Beitrag zum Verständnis des guten Lebens. Er entdeckte fünf Bereiche für ganzheitliches Wohlbefinden:
Finanzielles Wohlbefinden. Ein Einkommen, mit dem man alle Kosten decken kann, reicht aus.
Körperliches Wohlbefinden. Ein starker, gesunder Körper trägt zu einem guten Leben bei.
Berufliches Wohlbefinden: Erfüllung bei der Tätigkeit, Erfolg und angenehme Atmosphäre.
Wohlbefinden in Beziehungen: in engen Beziehungen und im erweiterten Netzwerk.
Community Wellbeing: Etwas im Umfeld beitragen.
Kein Konzept deckt alles ab, doch jedes kann dich für deine Lebensgestaltung inspirieren.
INSPIRATION FÜR DICH
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NUR SO ’NE FRAGE Welche Kriterien sind dir bei der Frage, wie du dein Leben gestalten möchtest, besonders wichtig? Welche der hier vorgestellten Konzepte passen am ehesten dazu? |
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NUR SO ’NE IDEE Erstelle eine Liste der Werte und Prinzipien, die dir wichtig sind, oder male einen Kreis: zentrale Werte in die Mitte, weniger wichtige an den Rand. Wenn du dein Leben in enger Verbindung mit anderen Menschen lebst, bitte sie, das auch zu tun. Tauscht euch darüber aus, wie ihr die Werte leben wollt. |
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BUCHTIPP Torsten Huith: Werte. Impulse, Orientierung zu finden, Down to Earth, 2011 In diesem kompakten Impulsheft erläutert der erfahrene Coach, wie man Werte entwickelt und die eigenen Werte findet. |
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FILMTIPP Erik Gustavson: Sophies Welt, 1999 Basierend auf dem Buch von Jostein Gaarder erzählt der Film von Sophie, die über philosophische Fragen Tiefes über ihr eigenes Leben erkennt. Ein entspannter Einstieg in die Welt der Philosophie. |
RUNDUM GUT GELEBT
Es gibt zwei Sorten von Menschen. Die einen, die mich als kreativ bezeichnen, die anderen, welche die bunte Vielfalt meines Lebens eher als leicht chaotisch empfinden. Falls man Begriffe wie richtig und falsch verwenden mag, liegen vermutlich beide richtig.
Mein Kopf produziert ständig Neues. „Gehen dir nie die Ideen aus?“, werde ich gelegentlich gefragt. Ich kann nur schmunzeln: Meine aktuelle Liste mit Ideen für Projekte ist über 100 Punkte lang.
Dazu kommen die vielen To-dos, die zu meinem Leben als Verlegerin dazugehören. Stand heute: 112 neue Mails, 41 berufliche und 13 private To-dos auf meiner schicken elektronischen Liste. Puh.
Das ist manchmal schon ein bisschen chaotisch. So wie in der Schöpfungsgeschichte. Da wird das Chaos beschrieben, das zugleich leer und wüst war. Das hebräische Wort für dieses heillose Durcheinander, Tohuwabohu, hat es bis in die deutsche Sprache geschafft.
Nur – wie ordnet man das Tohuwabohu? Wie verliert man in dem vielen, das oft auch verwirrt, nicht den Überblick? Das war die Frage, die mich vor einigen Jahren intensiv beschäftigt hat. Denn an Tohuwabohu mangelte es mir nicht – an hilfreicher Struktur für das Gestalten des vielen durchaus.
In meiner Suche nach kreativen und dennoch umsetzbaren Strategien entdeckte ich die Struktur der Schöpfungsgeschichte. In ihr fand ich Bilder und Symbole für ein kraftvoll-gestalterisches Leben, in dem die To-dos, also die Aufgaben, erledigt wurden, aber auch das To-be, das Sein, nicht zu kurz kam.
DIE ACHT LEBENSELEMENTE
Es war alles wüst und leer. Dann handelte Gott kreativ. Er hatte eine Vision vor Augen von dem, was er schaffen wollte. Und begann – mit Licht. Anschließend brachte er Ordnung in das Ganze: Er schob die Wassermassen an ihren Platz.
Weil zu einem Leben mit Sinn auch Produktivität gehört, schuf er Pflanzen, aus deren Samen wieder neue Pflanzen entstehen konnten.
Ein eintöniges Leben ist ziemlicher Einheitsbrei – um das zu verhindern, schuf Gott die Gestirne, die besondere Zeiten als Höhepunkte markierten. „Es wimmelt vor Leben!“ heißt es in der Beschreibung der Fische und Vögel, die dann geschaffen wurden – ein wunderbares Bild für Energie und Lebensfreude.
Zu gutem Leben gehört Reflexion ebenso wie Menschen, mit denen man reflektieren und Beziehung leben kann – beides schuf Gott als Nächstes. Und schließlich feierte er die Ruhe – als Schlusspunkt seiner kreativen Phase und als Anfangspunkt für das Leben der Menschen.
Diese acht Lebenselemente, die in der biblischen Schöpfungsgeschichte mit so kraftvollen Bildern beschrieben werden, berührten mich tief. Mir wurde klar: Ich brauche alle acht Elemente für ein rundum gutes Leben. Alle. Punkt.
Ich dachte: Ich bin geschaffen nach Gottes Bild. So wie er bin ich auch. Zumindest ein gutes Stück weit. Und so habe ich mein Leben mithilfe der acht Elemente strukturiert. Am ersten Tag der Woche nehme ich mir besonders viel Zeit für Kreatives, am zweiten für Ordnung usw.
Darüber habe ich auch mein erstes Buch geschrieben: Swing. Dein Leben in Balance. Bis heute helfen diese acht Elemente mir, mein Leben zu gestalten.
INSPIRATION FÜR DICH
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NUR SO ’NE FRAGE Betrachte einmal die acht zentralen Lebenselemente. Welche davon erkennst du in deinem Leben wieder – wie sieht das konkret in deinem Leben aus? |
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NUR SO ’NE IDEE Lies einmal die Schöpfungsgeschichte in der Bibel. Du findest sie in 1. Buch Mose, Kapitel 1. Wenn du keine gedruckte Bibel zur Hand hast, kannst du den Text auch online lesen. Beobachte dich beim Lesen selbst: Welche Handlungen und Bilder sprechen dich besonders an? |
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BUCHTIPP Kerstin Hack: Swing. Dein Leben in Balance, Down to Earth, 2007 In diesem Buch zeige ich ausführlich auf, wie ich die Beschreibungen der Schöpfungsgeschichte als Bilder für ein kraftvolles Leben entdeckt und ganz praktisch umgesetzt habe. |
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FILMTIPP Gönne dir mal einen oder mehrere Naturfilme – wenn du online den Begriff „Naturfilm“ eingibst, findest du viele wunderbare Videos. |
DAS FEHLENDE FINDEN
Mit Chemie habe ich es nicht so. Das fängt schon damit an, dass ich nicht weiß, wie man den Namen dieser Naturwissenschaft ausspricht. In Franken, wo ich aufgewachsen bin, sagt man Kemie dazu, in Berlin, wo ich lebe, spricht man es Schemie aus. Bei aller Liebe zu Berlin finde ich die süddeutsche Variante doch logischer – ich spreche ja auch nicht von Schristus und Schristen.
Das ist nur das eine Problem. Das andere ist, dass mir das analytische Denken, das nötig ist, um Chemie zu verstehen, nicht in die Wiege gelegt wurde. Ob das nun H2O ist, was ich trinke, und nicht ein erfrischendes OH2, bleibt mir bis heute ein Rätsel.
Einzig der Chemiker Justus von Liebig hat es geschafft, den Nebel meines chemischen Nichtverständnisses zu durchdringen. Das liegt vielleicht daran, dass er sich mit einem Gebiet beschäftigt hat, was mir naheliegt: Ackerbau und Landwirtschaft. In seinem Werk Die organische Chemie und ihre Anwendung auf Agricultur und Physiologie (1840) beschreibt er das von ihm entdeckte Prinzip: Eine Pflanze braucht bestimmte Spurenelemente. Wenn eines davon nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, wächst die Pflanze nicht richtig und bringt geringeren Ertrag.
Wenn ein Element – das Minimum – fehlt, nützt es nichts, von einem anderen Element mehr zu haben. Fehlt Salz, bringt Phosphor auch nichts. Oder wenn dem Körper Eisen fehlt, helfen mehr Vitamine kaum. Mehr vom Guten macht es auch nicht besser.
Weil er nicht nur klug, sondern auch ein anschaulicher Lehrer war, entwickelte er das Bild der Minimumtonne, um seine Erkenntnisse auch in den Köpfen weniger kluger Menschen zu verankern. Das Wasser in der Tonne steht für die maximale Kapazität.
Die maximale Füllmenge ist von der niedrigsten Latte (in der Fachsprache Fassdaube) begrenzt. Will man mehr Wasser in die Tonne füllen, nützt es nichts, einige der längeren Dauben noch länger zu machen. Jedoch führen schon relativ kleine Verbesserungen bei der kürzeren Daube zu einer drastischen Erhöhung des Fassungsvermögens.
DAS FEHLENDE ELEMENT ENTDECKEN
Das, was Justus von Liebig für das Leben der Pflanzen entdeckt hat, übertrug ich aufs Leben im Allgemeinen. Der Inhalt des Fasses symbolisiert die gesamte Lebensqualität. Die einzelnen Latten oder Dauben stehen für die acht Lebenselemente.
Ein paar Erkenntnisse aus der Chemie für das Aufblühen des Lebens
Meistens sind viele Elemente schon in guter Menge vorhanden. Menschen spüren intuitiv, was sie brauchen, und sorgen relativ gut dafür.
Häufig genügen schon kleine Verbesserungen, um die gesamte Lebensqualität zu erhöhen.
Viele Menschen neigen dazu, mehr von dem zu tun, was ohnehin schon funktioniert, wenn sie ihr Leben verbessern wollen. Sie arbeiten noch mehr, sind noch kreativer usw. Doch: Mehr von etwas, was schon stark vorhanden ist, macht das Leben nicht besser.
Es muss etwas geändert werden, wenn es anders werden soll – logisch.
Eine kluge Analyse dessen, was häufig oder chronisch zu kurz kommt, ist der Anfang der Verbesserung. Also, schau genau hin: Was fehlt mir?
Auch in Bezug auf unser gesamtes Leben verhält es sich wie in der Landwirtschaft. Umstände, Rahmenbedingungen – Sonne, Regen, Wind und Stürme – haben wir nicht in der Hand. Doch wir können dafür sorgen, dass der Boden, auf dem die Früchte unseres Lebens wachsen, bestmöglich mit dem versorgt ist, was wir brauchen. Dann blüht das Leben auf: Emotionen, Beziehungen, körperliche und geistige Vitalität. Manchmal ist ein bisschen Grundwissen in Chemie – wie auch immer man das ausspricht – gar nicht schlecht.
Die Lebenselemente eignen sich als Strategie für den Aufbau eines guten Lebens. Sie sind aber auch als Anaylsewerkzeug nützlich, mit dessen Hilfe man schnell die Ursachen für Unwohlsein erkennt. Dann kann man bewusst gegensteuern.
Vor Kurzem war ich lust- und antriebslos. Eher untypisch für mich. Mir wurde klar, Energie und Ruhe durch Bewegung fehlte. Also sorgte ich dafür – und gewann schnell meine Vitalität wieder.
INSPIRATION FÜR DICH
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NUR SO ’NE FRAGE Welche ein bis drei Lebenselemente kommen bei dir häufig zu kurz? Was könntest du konkret tun, um ihnen in den nächsten Tagen mehr Raum zu geben? Die Liste der Lebenselemente findest du im vorherigen Kapitel. |
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NUR SO ’NE IDEE Male dir deine eigene Minimumtonne. Markiere darauf, welche Lebenselemente üblicherweise gut Raum finden, welche weniger. Wenn du magst, schreibe noch Ideen dazu, wie du die einzelnen Elemente gut ausleben kannst. |
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BUCHTIPP Große Ernte auf kleinstem Raum, DK Verlag, 2016 | |
FILMTIPP Éric Besnard: Birnenkuchen mit Lavendel, 2015 Die Witwe Louise ist eine begnadete Köchin, doch ihr fehlen die analytischen Fähigkeiten, um ihren Hof wirtschaftlich erfolgreich zu machen. Das fehlende Element kommt überraschenderweise mit dem kontaktgestörten Pierre in ihr Leben. |