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Über die Autorin

Copyright

Johns Sehnsucht

Scanguards Vampire – Buch 12

 

Tina Folsom

Kurzbeschreibung

 

Emotional gezeichnet durch den Tod seiner blutgebundenen Gefährtin und seines ungeborenen Kindes meidet der Vampir und Scanguards-Bodyguard John Grant Frauen um jeden Preis, um sich sein Herz kein zweites Mal brechen zu lassen. Doch als die alleinerziehende Mutter Savannah Rice ihn bittet, ihre entführte Tochter Buffy zu finden, kann er sich ihrer Anziehungskraft und der Leidenschaft, die hinter ihren blauen Augen schlummert, nicht entziehen.

Während sie daran arbeiten, einen Kinderschieberring aufzudecken, der bis nach Russland führt, erlauben sich John und Savannah, Liebe und Halt in den Armen des anderen zu finden. Dabei sind sie gezwungen, sich ihrer Schuld und ihrer Angst zu stellen, während sie kämpfen, um Savannahs Tochter und die anderen Mädchen zu retten, die in die Hände eines skrupellosen Verbrechers gefallen sind.

Doch selbst wenn sie den Kinderschieberring zerstören und die Mädchen retten können, wird Savannahs Liebe stark genug sein, die Offenbarung zu überstehen, dass John ein Vampir ist und sich nach ihrem Blut sehnt?

 

Johns Sehnsucht © 2018 Tina Folsom

Scanguards® ist ein eingetragenes Markenzeichen.

1

 

Kurz nach Sonnenuntergang bog John Grant in die Tiefgarage von Scanguards’ Hauptquartier im Mission District von San Francisco und parkte auf seinem Stellplatz. Sonnenuntergang, genauso wie Sonnenaufgang, war eine der geschäftigsten Zeiten in dem großen Gebäude: Schichtwechsel. Die menschlichen Angestellten machten Feierabend, während die Vampire ankamen und übernahmen. Als John den ersten Stock erreichte, wo sein Büro lag, herrschte im ganzen Gebäude bereits wildes Treiben. Genau wie jeden Abend. Er war dankbar dafür, denn es half ihm dabei, sich von anderen Dingen abzulenken. Dinge, die er am liebsten in den Tiefen seines Gedächtnisses vergraben hielt.

Als er den langen Korridor zu seinem Büro entlangging, grüßte er einige seiner Kollegen wortlos mit einem Nicken. Er hatte die Tür zu seinem Büro fast erreicht, als eine Stimme ihn stoppte.

„John, warte.“

John wandte sich um und sah, wie Gabriel Giles, sein Vorgesetzter und stellvertretender Leiter von Scanguards, auf ihn zukam. Nach vielen Jahren der Zusammenarbeit mit Gabriel hatte er sich an die schauerliche Erscheinung des anderen Vampirs gewöhnt: Eine große hervortretende Narbe reichte von seinem linken Ohr bis zu seinem Kinn und entstellte sein ansonsten attraktives Gesicht so sehr, dass er mit nur einem finsteren Blick jedem Gegner Furcht einjagen konnte. Doch trotz seines Aussehens gab es nichts Böses an Gabriel. Er war ein guter Mann und – dank seiner geliebten Gefährtin Maya und deren drei Hybriden-Kindern, von denen zwei gerade ihre Ausbildung zum Bodyguard bei Scanguards machten – ein ausgeglichenes Individuum. Gabriel hatte alles, was John sich immer gewünscht, jedoch nie erreicht hatte.

„Abend, Gabriel“, sagte John, wobei er die Tatsache, dass er den mächtigen Vampir beneidete, nicht seine Stimme beeinträchtigen ließ. Es war nicht Gabriels Schuld, dass dieser alles hatte, was John begehrte.

„Gut, dass ich dich erwische.“ Gabriel zeigte auf die dicke Akte in seiner Hand. „SFPD hat uns das geschickt, damit wir einen Blick darauf werfen.“ Er drückte John die Akte in die Hand.

„Detective Donnelly?“ John zog eine Augenbraue hoch und nahm die Akte entgegen. „Noch ein Verbrechen, in das Vampire verwickelt sind?“

Wegen ihrer Abmachung mit der Stadtverwaltung von San Francisco und ihrer Verbindungen zum Bürgermeister und zum Polizeichef übersandte ihr Verbindungsmann bei der Polizei alle Fälle, bei denen vermutet wurde, dass Vampire darin verwickelt waren, direkt an Scanguards. Nur eine Handvoll Beamte des SFPD wussten von der Existenz von Vampiren. Indem sie die Fälle, in die Vampire verwickelt waren, an Scanguards weitergaben, stellten diese sicher, dass dieses Wissen nicht nach außen drang. Denn falls das geschehen würde, würde eine Panik ausbrechen, was sowohl der Bürgermeister als auch der Polizeichef vermeiden wollten. Außerdem war Scanguards besser ausgestattet und deren Mitarbeiter fähig, mit abtrünnigen Vampiren umzugehen, die sich nicht an die Gesetze hielten. Sie kümmerten sich schnell und effizient um sie. Scanguards spürte sie auf und brachte sie dann vor den Rat der Vampire, damit sie verurteilt wurden. Das Urteil war eine Hinrichtung für die schlimmsten Täter oder ein langer Aufenthalt im Vampirgefängnis in den Sierras für all jene, die reformiert werden könnten.

„Donnelly ist sich nicht sicher. Aber er hat keine Anhaltspunkte, weshalb wir einen Blick darauf werfen sollen.“

„Sicher. Worum geht es?“

„Kindesentführungen.“

In Johns Bauch begann es zu brodeln. „Wie viele?“

„Über ein Dutzend in den letzten sechs Wochen. Alles Mädchen. Und jung.“

Obwohl er nicht begierig darauf war, die Antwort zu hören, fragte John: „Wie jung?“

„Alle zwischen neun und zwölf.“

Abscheu breitete sich in ihm aus und erreichte jede Zelle seines Körpers. Er wechselte einen vielsagenden Blick mit Gabriel. „Denkst du, dass Vampire dafür verantwortlich sein könnten und sie vielleicht als Bluthuren benutzen?“

Gabriel hob die Schultern. Gleichzeitig zuckte seine Narbe, ein sicheres Zeichen, dass ihn das Thema berührte. „Ich hoffe nicht.“

„Das wäre nicht das erste Mal.“

Gabriel nickte ernst. „Sieh es dir bitte an, ja? Aber wenn sich herausstellt, dass keine paranormalen Zusammenhänge bestehen, gib den Fall an Donnelly zurück. So sehr mich diese Sache anekelt und ich dem SFPD helfen möchte, die vermissten Mädchen zu finden, sind wir dafür unterbesetzt. Unsere festen Aufträge, die Patrouillen und jetzt auch noch unser Abkommen mit den Hütern der Nacht ...“ Er rieb sich den Nacken, wo sein langes dunkelbraunes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie wir das alles schaffen wollen, was wir uns aufgeladen haben.“

John nickte. „Es wird Zeit, dass die nächste Generation ihren Beitrag leistet.“ Die nächste Generation waren die Hybriden, die Söhne und Töchter von Vampiren, die halb Vampir, halb Mensch waren und daher die Vorteile beider Spezies in sich vereinten, wodurch sie noch stärker und vielseitiger waren und letztendlich weniger verwundbar als reinrassige Vampire.

Gabriel blies seinen Atem hinaus. „Wir bereiten die Hybriden so schnell wir können vor. Einige von ihnen wurden bereits für ihre letzten praktischen Prüfungen eingeteilt. Aber lass uns nicht vergessen, dass sie immer noch in der Ausbildung sind.“

„Ich glaube, du unterschätzt sie. Ryder ist ein sehr verantwortungsbewusster junger Mann“, sagte John und bezog sich damit auf Gabriels ältesten Sohn. „Genauso wie Amaurys Zwillinge.“ Amaury, einer der drei Geschäftsführer von Scanguards, hatte zwei Jungs mit seiner blutgebundenen Gefährtin Nina.

Leider konnte John das Lob, das er für Gabriels und Amaurys Söhne hatte, nicht auf Grayson, den ältesten Sohn des Scanguards-Gründers, Samson, ausweiten. Der Einundzwanzigjährige war ein Hitzkopf. Sein Körper hatte an seinem letzten Geburtstag die Volljährigkeit erreicht – und würde für den Rest seines Lebens so bleiben –, doch sein Kopf war noch nicht soweit. Grayson war impulsiv, arrogant und unberechenbar. Ganz zu schweigen davon, dass er ständig mit seiner älteren Schwester Isabelle konkurrierte, sowie mit jedem anderen, von dem er glaubte, dass dieser ihn überholte.

Gabriel lachte leise. „Und sie glauben alle, dass sie unbesiegbar sind. Was sie nicht sind. Ryder ist erst zwanzig, genauso wie Amaurys Söhne. Sie haben noch nicht einmal ihre endgültige Form erlangt. Sie sind immer noch verwundbar.“

John seufzte. „Ich weiß. Aber sie heilen genauso schnell wie vollblütige Vampire.“ Was die Wahrheit war. Doch sie konnten Narben entwickeln. Wenn Ryder in einem Kampf verwundet würde und eine entstellende Narbe davontrug – wie Gabriel, als er noch ein Mensch war –, würde sie permanent bleiben, sobald er seine letztendliche Gestalt annahm. Doch abgesehen davon war es besser, ein Hybride zu sein anstatt ein vollblütiger Vampir. „Vergiss nicht, dass sie Vorteile uns gegenüber haben. Sie besitzen nicht unsere Schwächen.“

Sein Boss verzog das Gesicht. „Als ob ich das nicht wüsste. Aber nur weil Sonnenstrahlen sie nicht verbrennen, bedeutet das nicht, dass sie auf sich alleine gestellt sicher sind. Wer passt tagsüber auf sie auf?“ Er zeigte auf John und sich selbst. „Wir können das nicht.“

„Vielleicht ist es an der Zeit, die Stützräder abzunehmen und sie beweisen zu lassen, dass sie bereit sind. Ich erinnere mich nicht daran, dass es jemanden gegeben hätte, der auf mich aufpasste, als ich ein junger Vampir war. Du etwa?“

Einen Moment lang verstummte Gabriel. „Das waren damals andere Zeiten.“

„Aber keine weniger gefährlichen.“

„Die Gefahren waren anders.“ Dann zog Gabriel plötzlich seine Schultern zurück und zeigte auf die Akte. „Lass Samson und mich bis morgen Abend wissen, ob wir das übernehmen müssen.“

John nickte flüchtig. „Sicher. Ich halte dich auf dem Laufenden.“ Er drehte sich um, öffnete die Tür zu seinem Büro und schloss sie kurz darauf hinter sich. Dann legte er seine Jacke ab und hängte sie über seinen Stuhl.

Die Akte war dick und enthielt laut der Inhaltsangabe, die an die Innenklappe angeheftet war, über ein Dutzend Polizeiberichte, inklusive Fotos aller vermissten Kinder und allem, was die Polizei als relevant erachtete. John blickte auf die Uhr an der Wand. Das würde eine Weile dauern.

Er nahm den ersten Polizeibericht über ein Mädchen heraus, das seit über sechs Wochen vermisst wurde, und fing an zu lesen. Er hatte gerade den zweiten Bericht beendet und begann mit dem dritten, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er blickte auf das Display und hob ab.

„John Grant.“

„Hier ist Louise vom Empfang. Ich habe eine Besucherin für Sie. Ihr Name ist Savannah Rice.“

„Kenne ich nicht. Was will sie?“

„Sie wurde von Detective Donnelly vom SFPD an uns verwiesen.“

„Hmm.“ Wenn Donnelly sie geschickt hatte, musste es wichtig sein. „Gut. Lassen Sie sie zu meinem Büro bringen.“

„Wird erledigt.“ Die Empfangsdame legte auf.

John schloss den Ordner und sah sich in seinem Büro nach verdächtigen Anzeichen um. Doch alles war in Ordnung. Der Mülleimer war leer, der kleine Kühlschrank unter seinem Tisch, wo er seinen Notvorrat an menschlichem Blut aufbewahrte, war abgeschlossen. Scanguards versorgte seine Angestellten kostenlos mit abgefülltem Blut, um deren Verlangen, in der Bevölkerung von San Francisco auf die Jagd nach Blut zu gehen, zu minimieren. Natürlich konnte niemand davon abgehalten werden, Blut direkt aus einer menschlichen Vene zu nehmen, wenn er es wünschte, aber die Tatsache, dass Scanguards ihnen die Nahrung bereitstellte, die sie brauchten – und nach der sie oft genug lechzten –, machte es einfacher, den Drang, einen Menschen zu beißen, zu unterdrücken.

John hatte nach dem Aufstehen Blut zu sich genommen und fühlte sich restlos befriedigt. Es würde reichen, um ihn bis zum nächsten Sonnenuntergang zu sättigen.

Noch ein Blick durch sein Büro bestätigte, dass nichts ungewöhnlich war. Gut. Da Donnelly die Person an Scanguards verwiesen hatte, war sie wahrscheinlich ein Mensch, auch wenn er sich dessen nicht sicher sein konnte. Es bestand immer die Möglichkeit, dass eine Vampirin Donnelly kontaktiert hatte, die wusste, dass er mit Scanguards in Verbindung stand.

Ein Klopfen an der Tür kündigte Johns Besucherin an.

„Herein.“

Die Tür öffnete sich und der Duft eines Menschen wehte in sein Büro, doch der Blick wurde ihm von dem großen vampirischen Wachmann versperrt, der die Frau eskortiert hatte.

„John, eine Savannah Rice, die dich sehen will.“ Er trat beiseite und ließ die Frau eintreten, bevor er die Tür hinter ihr zuzog.

John hätte die Schritte des Wachmanns hören müssen, als dieser sich entfernte, doch das Blut, das durch seine Adern raste, übertönte jegliches Geräusch. Jedes Geräusch außer dem Herzschlag der menschlichen Frau, die nun unschlüssig in seinem Büro stand.

Verdammt, Donnelly, wie konntest du mir nur diese Frau schicken?

Sie war eine Fremde, eine Frau, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Doch als er sie ansah, hüpfte sein Herz vor Erkenntnis, vor Hoffnung, vor Verlangen. Sie war alles, was er die letzten vier langen Jahre hatte vergessen wollen. Nicolette, die Frau, die er geliebt und verloren hatte. Er sah sie in dieser Frau, obwohl er wusste, dass es unmöglich war. Er sah die Ähnlichkeiten, doch er sah auch die Unterschiede.

Wie Nicolette war Savannah Rice eine schöne Frau, sinnlich und anmutig. Sie war groß, aber nicht dürr. Sie hatte Kurven, wo es wichtig war, an allen Stellen, wo ein Mann warmes, weiches Fleisch unter seinen Fingern spüren wollte. Sie zeigte nicht viel Haut – nur wenige Frauen in San Francisco taten das, da die Nächte selbst im Sommer zu kalt waren. Aber was er sah, erhitzte sein Blut. Glatt und köstlich und ein wenig dunkler als Vollmilchschokolade spannte sich ihre Haut über ihre eleganten Finger, ihre starken Wangenknochen und ihren makellosen Hals. Einen Hals, wo eine Vene im Einklang mit ihrem Herzen pulsierte. Er stellte sich seine weiße Haut an ihrer vor, wie seine Hände ihre Schultern umfassten, während er an dieser Ader hing, um von ihr zu trinken, von seiner blutgebundenen Gefährtin.

Aber sie war nicht Nicolette. Er war scharfsinnig genug, um das zu realisieren. Ihr Gesicht sah ganz anders aus als das von Nicolette. Ihre Augen waren nicht dunkelbraun wie Nicolettes, sondern von einem strahlenden Blau, das auf einen weißen Eltern- oder Großelternteil schließen ließ. Ihr schwarzes Haar war lang und wellig, so anders als das von Nicolette, die ihre Haare kürzer und lockiger gehalten hatte, so wie die Natur es beabsichtigt hatte. Etwas Mysteriöses umgab diese Frau, diese Fremde, etwas, das hinter dem Blau ihrer Augen verborgen schien.

Als sie einatmete, wurden seine Augen zu ihrem Oberteil gezogen, einem Pullover mit V-Ausschnitt, der ihr wie ein Handschuh passte. Er schmiegte sich an ihre kostbaren Kurven, zwei runde Kugeln, perfekter, als er sich je hätte vorstellen können. Und noch etwas war offensichtlich. Er hatte es sofort gesehen, als sie sein Büro betreten hatte: Sie trug keinen BH. Feste Brüste ohne irgendein Hilfsmittel. Ohne Unterstützung. Er spürte, wie seine Fangzähne juckten, während er sich vorstellte, sie in ihr Fleisch zu senken und sie dabei unter sich stöhnen zu hören. Nur schwer konnte er das Verlangen unterdrücken, das plötzlich versuchte, ihn zu kontrollieren. Das Verlangen, diese Frau zu besitzen. Sie zu nehmen. Sie zu reiten. Sie zu beißen.

Doch er wusste, dass es falsch war. Sie war nicht Nicolette. Und nur weil sie und seine verstorbene Gefährtin körperliche Merkmale miteinander teilten, bedeutete das nicht, dass diese Frau das Loch füllen konnte, das Nicolette hinterlassen hatte. Oder die Leere vertreiben konnte, die ihn die letzten vier Jahre umgeben hatte. Nur weil sein Körper genauso auf sie reagierte, wie er auf Nicolette reagiert hatte, bedeutete das nicht, dass sein Herz das ebenfalls tun würde. Es war das Beste, das Ganze zu vergessen.

„Mr. Grant?“

Ihre Stimme, ein sanftes Plätschern ähnlich einer Bergquelle, riss ihn aus seinen Gedanken. Er sprang von seinem Schreibtisch auf und näherte sich ihr mit ausgestreckter Hand.

„Mrs. Rice, wie kann ich Ihnen helfen?“

Sie schüttelte schnell seine Hand und ließ sie dann ebenso schnell los. „Nur Ms. – es gibt keinen Mr. Rice. Ich bin alleinerziehend. Buffy hat keinen Vater.“

Etwas verwirrt durchkämmte John sein Gedächtnis. Sollte er wissen, wer Buffy war? Die einzige Buffy, von der er je gehört hatte, war eine fiktionale Vampirjägerin aus einer TV-Serie der Neunziger. „Buffy?“

„Ja, meine Tochter. Sie ist vor drei Tagen verschwunden. Hat Detective Donnelly Sie nicht informiert? Er sagte –“

Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte wieder. John war dankbar für die Unterbrechung, denn es bedeutete, er konnte seine Augen von seiner Besucherin abwenden, bevor diese bemerkte, dass er nicht aufhören konnte, sie anzustarren. Vermutlich sabberte er sogar wie ein glückloser Idiot. „Entschuldigung.“ Er blickte auf das Display und erkannte die Nummer des San Francisco Police Department. „Das ist er vielleicht.“ Er griff nach dem Telefon und nahm den Hörer ab. „Mike?“

„Hey, John. Ich dachte, ich rufe dich schnell an wegen deines neuen Falls.“

„Das steht noch nicht fest“, sagte John und wusste, dass Donnelly verstehen würde, was er damit meinte.

„Ja, sicher. Es gibt da eine Entwicklung. Die Mutter des letzten Mädchens, das verschwunden ist. Sie ist nicht mit uns zufrieden.“

„Aha.“

„Sie denkt, dass die Polizei inkompetent ist. Du kennst ihre Art bestimmt. Also dachte ich, ich schicke sie zu dir, damit du ihr versichern kannst, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun. Ihr Name ist –“

„Ich kenne ihren Namen bereits“, unterbrach er.

Es gab eine winzige Pause. „Sie ist in deinem Büro, stimmt’s?“

„Danke für die prompte Vorwarnung.“ Er sorgte dafür, dass Donnelly den Sarkasmus in seiner Stimme hörte.

„Wie ich schon sagte, sie ist nicht zufrieden mit uns. Nervensäge, wenn du weißt, was ich meine. Ich komme zu keiner Arbeit, wenn sie alle fünf Minuten auftaucht und ein Update will.“

Großartig! Also war sie eine von denen: herrisch, fordernd, hartnäckig. „Dann bedanke ich mich für die Empfehlung. Ich werde mich dafür sobald als möglich revanchieren.“

Donnelly besaß die Dreistigkeit zu lachen. „Nicht nötig. Halte mich einfach auf dem Laufenden, und ganz ehrlich mal, ich hoffe, dass etwas Paranormales hinter der Sache steckt, denn ich habe keinerlei Anhaltspunkte. Keine Lösegeldforderungen bei irgendeinem der Fälle. Keine Augenzeugen der Entführungen. Nichts. Nicht einmal den Hauch einer Spur.“

„Ich halte dich auf dem Laufenden.“

Er wartete nicht auf Donnellys Antwort und legte den Hörer wieder auf. Zumindest für heute Nacht war dies sein Fall. Und er würde seiner Professionalität nichts in die Quere kommen lassen. Er war schon länger Bodyguard, als er sich zurückerinnern wollte, zuerst für den Vampirkönig in Louisiana und die letzten vier Jahre für Scanguards. Er war dazu ausgebildet, keine Emotionen zu zeigen, und genau so würde er diesen Fall auch behandeln. Obwohl es nicht einfach sein würde, mit dieser Frau umzugehen, deren Blut sein Büro mit einem Duft erfüllte, der wider sein besseres Urteilsvermögen seine Fangzähne jucken und seinen Schwanz hart werden ließ.

John atmete ihr Aroma ein und füllte seine Lunge damit, bevor er sich stählte und sich wieder zu ihr umwandte. Als er ihr in die Augen blickte, wusste er sofort, dass sie ihn die ganze Zeit, die er telefoniert hatte, gemustert hatte. Und aus irgendeinem unerklärlichen Grund machte es ihm diese Tatsache schwierig, Gleichgültigkeit zu zeigen.

„Ms. Rice, bitte nehmen Sie Platz.“

2

 

Savannah nahm auf dem ihr angebotenen Stuhl Platz. John Grant war nicht so, wie sie erwartet hatte. Allerdings war sie sich nicht wirklich sicher, was sie zu finden gedacht hatte, als Detective Donnelly vorgeschlagen hatte, dass sie zu ihm gehen sollte, um bei der Suche nach ihrer Tochter Hilfe zu bekommen. Zum Ersten hatte sie erwartet, dass er älter war, viel älter. Hatte Donnelly nicht gesagt, dass John Grant überaus erfahren war, wenn es um vermisste Personen ging? Wie konnte er diese Erfahrung gesammelt haben, wenn er doch offensichtlich erst etwa Mitte Dreißig war?

Und dann war da sein Aussehen: Für einen Privatdetektiv war er viel zu gut aussehend, zu groß, zu athletisch. Würde jemand mit so einem Model-Look wirklich einen Beruf wählen, in dem er tagtäglich mit Kriminellen und Gewalt in Kontakt kam, wenn er doch mit Leichtigkeit einen Job als Model oder Schauspieler bekommen könnte? Seine lange Mähne alleine könnte für jedes Haarprodukt werben und es zu einem Bestseller machen.

„Wie kann ich Ihnen helfen, Ms. Rice?“

Seine Frage riss sie aus ihrem Grübeln. Sie schob alle Gedanken über sein Aussehen beiseite und erinnerte sich an das ruhmreiche Loblied, das Donnelly über ihn und Scanguards gesungen hatte. Um sicherzustellen, dass alles legitim war, hatte sie sich die Firma genauer angesehen und dabei nur lobende Kritik gefunden. Es schien, als würde selbst der Bürgermeister von Zeit zu Zeit auf deren Dienste zurückgreifen. Und was gut genug für die Stadt von San Francisco war, war hoffentlich auch gut genug für sie.

Savannah schluckte und legte die Hände in ihrem Schoß übereinander, um sich zu zwingen, ruhig zu bleiben. Es war schwierig, denn jedes Mal, wenn sie wieder erzählen musste, was geschehen war, stiegen ihr unvermeidbar Tränen in die Augen und raubten ihr die Fähigkeit zu sprechen. Das half niemandem, am wenigsten Buffy. Für sie musste sie sich zusammenreißen.

Ich werde nicht aufgeben, bis ich dich finde, Baby, das verspreche ich.

„Ms. Rice?“

Sie riss ihren Blick zu seinem Gesicht.

„Detective Donnelly sagte, dass Ihre Tochter vor drei Tagen verschwunden ist. Können Sie mir sagen, was geschehen ist?“

Sie nickte. Seine Stimme war voller Anteilnahme und das half ihr, sich zu beruhigen. Er war gewillt zuzuhören. „Mr. Grant, danke, dass Sie mich empfangen –“

„Nennen Sie mich John, bitte. Erzählen Sie mir von Ihrer Tochter. Sie heißt Buffy, nicht wahr?“

Sie nickte. „Sie ist erst zehn.“ Und sie war, wo immer sie gerade auch war, vermutlich zu Tode verängstigt. „Sie ist nach der Schule verschwunden.“

„Erzählen Sie mir alles. Fangen Sie mit dem Tag an, an dem sie verschwand.“

„Sie geht auf die Grattan Elementary in Cole Valley, schon seit der Vorschule. Ich setze sie normalerweise kurz nach acht ab und fahre dann in mein Büro in SoMa und –“

„Normalerweise?“, unterbrach er.

Obwohl es nicht weit von Buffys Schule bis zu ihrem Büro in dem überwiegend gewerblichen South of Market District war, hatte sie an jenem Tag direkt in ihr Büro fahren müssen. „Ja, aber an jenem Morgen hatte ich sehr früh ein Geschäftsmeeting, weshalb ich meine Nachbarin gebeten hatte, Buffy mitzunehmen. Ihr Sohn geht zur selben Schule, also ist Buffy mit ihnen mitgefahren.“

„Und vertrauen sie Ihrer Nachbarin? Ich werde ihren Namen und ihre Adresse brauchen.“

Savannah machte eine abweisende Geste. „Da ist es nicht passiert. Buffy ist gut zur Schule gekommen. Sie war den ganzen Tag dort. Die Lehrer und Schüler können das alle bestätigen. Es ist irgendwann später passiert.“

„Irgendwann später? Ist der Zeitpunkt ihres Verschwindens noch nicht genau bestimmt worden?“

„Ja und nein.“ Und das war der Punkt, an dem ihre Frustration über die Polizei angefangen hatte. Sie wiesen einige der Zeugenaussagen ab, nur weil diese Zeugen zufällig Kinder waren. „Sie geht dort auch zur Nachmittagsbetreuung. Und obwohl einige der Schüler sagten, dass sie sie dort gesehen haben, sagten andere, dass sie glauben, dass sie schon früher ging.“

„Warum das?“

„Die Klasse machte einen spontanen Ausflug.“

„Wohin?“

„Nur ein paar Blocks weiter zu einem Aussichtspunkt namens Tank Hill.“

John nickte. „Den kenne ich. Ist es ungewöhnlich, dass so ein Ausflug ohne vorherige Planung stattfindet?“

„Es geschieht gelegentlich, dass aufgrund von Lehrermangel oder schlechtem Wetter Aktivitäten von einem Tag auf den anderen verlegt werden. Wissen Sie, am Tag zuvor war es völlig neblig, also konnten sie den Spaziergang an dem geplanten Tag nicht machen. Als sich an jenem Nachmittag der Nebel verzog, entschied die Lehrerin, das auszunutzen.“

„Und Sie sagen, dass niemand sich sicher ist, dass Ihre Tochter mit ihrer Klasse mitgegangen ist?“

„Die Lehrerin sagt, dass sie bei ihnen war; sie hatte sie vor und nach dem Ausflug auf ihrer Liste abgehakt. Aber einige der Kinder sagten, dass sie Buffy nicht gesehen haben.“

„Hmm.“ John spitzte seine Finger unter dem Kinn und schloss einen Moment die Augen.

Die Geste zog ihre Aufmerksamkeit auf seine langen dunklen Wimpern und die vollen Augenbrauen, die sich über seinen Augenlidern elegant wölbten. Als er seine Augen plötzlich wieder öffnete, kollidierten ihre Blicke, und sie fühlte sich wie gefangen.

„Um welche Uhrzeit endet die nachschulische Betreuung?“

„Um sechs.“

„Und Sie waren pünktlich um sechs dort, um sie abzuholen? Warteten Sie oder haben Sie sich verspätet?“

Savannah rutschte auf ihrem Stuhl nach vorne. „Weder noch. Ich hatte ein Meeting, das länger dauerte.“

„Also haben Sie Ihre Nachbarin wieder gebeten, Buffy mit nach Hause zu nehmen?“

Machte er ihr Vorwürfe, weil sie nicht für ihre Tochter da gewesen war, als diese sie brauchte?

„Nein.“ Savannah spürte, wie aufgewühlt sie wurde, doch sie konnte nicht vermeiden, dass ihre Verzweiflung in ihrer Stimme zu hören war. „Ihr Sohn geht nicht zur Nachmittagsbetreuung. Ich habe meine Babysitterin gebeten, Buffy abzuholen. Doch als sie dort ankam, war Buffy nicht da.“

„Ich nehme an, Ihre Babysitterin – wie ist ihr Name?“

„Elysa, Elysa Flannigan.“

„Ich nehme an, Elysa ist auf der Liste der Personen, die autorisiert sind, Buffy abzuholen?“

„Ja, die Schule lässt die Schüler nur von Leuten abholen, die auf ihrer Liste stehen. Und Elysa ist auf der Liste.“

„War sie pünktlich?“

„Sie sagte ja.“ Und Savannah glaubte ihr. Elysa passte schon auf Buffy auf, seit sie drei war, und sie war sehr verantwortungsbewusst. „Sie war pünktlich. Sie ist immer pünktlich.“

„Selbst wenn Sie ihr in letzter Minute sagen, dass sie Ihre Tochter von der Schule abholen soll?“

Bei diesen Worten verlor Savannah ihre Geduld und sprang auf. „Was wollen Sie mir unterstellen? Dass ich eine schlechte Mutter bin? Dass ich mich nicht um mein Kind kümmere?“

John stand auf und ging um den Schreibtisch. „Bitte beruhigen Sie sich, Ms. Rice.“

„Sie haben recht, es ist meine Schuld! Ich hatte nicht genug Zeit für sie. Ich habe meine Arbeit vorgezogen, wenn ich sie hätte abholen sollen, wenn ich sie hätte bei mir behalten sollen, anstatt sie in eine Nachmittagsbetreuung zu stecken, damit ich mehr Zeit in der Arbeit verbringen konnte. Es ist meine Schuld.“

„Es ist nicht Ihre Schuld, und ich unterstelle Ihnen nicht, dass Sie eine schlechte Mutter sind. Ich versuche nur zu ermitteln, was geschehen ist und wie es geschehen ist. Ich urteile nicht über Sie. Ich bin mir sicher, dass es schon schwer genug ist, ein Kind alleine großzuziehen.“

Seine letzten Worte beruhigten sie ein wenig. Sie fühlte sich schrecklich wegen ihres Ausbruchs. „Sie müssen verstehen, dass Buffy mir alles bedeutet. Ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben.“ Tränen drangen in ihre Augen und sie hatte nicht mehr die Kraft, sie zurückzuhalten. „Der Gedanke, dass sie irgendwo da draußen ist, von jemandem entführt, alleine und verängstigt, bringt mich um. Ich muss sie finden. Egal, was es kostet.“ Sie wischte mit dem Handrücken über ihre feuchte Wange. „Die Polizei ist zu langsam. Niemand hat Buffy gesehen. Und sie wissen nicht, was sie als Nächstes tun sollen. Keine Vorschläge, kein Plan.“ Sie blickte ihn jetzt direkt an. „Haben Sie Kinder?“

Die Frage schien ihn aufzurütteln, doch dann fing er sich ebenso schnell wieder. „Nein.“

„Wenn Sie Kinder hätten, würden Sie verstehen, dass ich nichts unversucht lassen darf. Was auch immer es kostet, ich muss Buffy finden. Sie müssen sie mir zurückbringen.“

Er stand da und dachte offensichtlich über etwas nach, fast als würde er nicht wissen, wie er das, was er sagen musste, sagen sollte. „Ich muss ehrlich mit Ihnen sein. Detective Donnelly hat vielleicht überschätzt, was Scanguards tun kann. Ich will nicht, dass Sie, ähm ...“

„Was wollen Sie sagen? Dass Sie den Auftrag nicht annehmen werden? Ich nehme an, dass Ihre Dienste nicht billig sind, aber ich kann bezahlen, was auch immer –“

Er hob eine Hand. „Es geht nicht um Geld. Es ist vielmehr so, dass die Stadt uns bezahlen wird, falls das Verschwinden Ihrer Tochter wirklich mit den anderen vermissten Kindern in der Bay Area zusammenhängt und wir den Fall annehmen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich verstehe nicht. Andere vermisste Kinder? Wie viele?“

„Ein Dutzend Mädchen in Buffys Alter sind alleine in den letzten sechs Wochen verschwunden. Die Polizei –“

„Oh mein Gott!“ Savannah griff nach ihrem Stuhl, um sich zu fangen, doch bevor sie das konnte, ergriff John ihren Ellbogen und half ihr, ihr Gleichgewicht zu halten. Sie hatte etwas über ein paar vermisste Kinder gelesen, aber so etwas passierte hin und wieder und für eine Großstadt waren ein oder zwei im Monat nicht ungewöhnlich, aber ein Dutzend? „Die Zeitungen. Warum –“

„Warum die Zeitungen nicht ausführlich darüber berichteten? Weil die Polizei und die Eltern der Kinder entschieden, dass es im besten Interesse aller Beteiligten wäre, dies totzuschweigen, damit die Polizei ihre Ermittlungen anstellen kann, ohne dass jede Menge Verrückte sie mit erfundenen Sichtungen und Theorien bombardieren.“

„Totschweigen?“ Wut brodelte in ihr hoch. „Hätte ich das gewusst, hätte ich sie beschützen können. Ich hätte jemanden angestellt, vierundzwanzig Stunden am Tag auf sie aufzupassen!“

„Ich weiß, dass Sie das getan hätten.“

Überrascht blickte sie ihm in die Augen. Das Schokoladenbraun seiner Augen funkelte verständnisvoll, als hätte eine Flamme es in ein goldenes Braun verwandelt.

„Ich habe heute die Akte von der Polizei bekommen.“ Er zeigte auf den Aktenordner auf seinem Schreibtisch. „Ich werde herausfinden, ob das Verschwinden Ihrer Tochter mit dem der anderen Mädchen zusammenhängt und ob es einen gemeinsamen Nenner gibt. Wenn es etwas gibt, das diese Fälle verbindet, werde ich es finden.“

Die Zuversicht in seiner Stimme war ansteckend.

„Vielen Dank!“

„Danken Sie mir noch nicht. Ich kann Ihnen erst sagen, ob wir Ihren Fall annehmen, wenn ich alle Details überprüft habe. Sind Sie mit dem Auto hier?“

Etwas verwirrt über den abrupten Themawechsel, schüttelte sie den Kopf. „Ich habe ein Taxi genommen. In der Mission findet man nie einen Parkplatz.“

„Gut. Wir nehmen mein Auto. Es steht in der Tiefgarage.“

Ihre Stirn runzelte sich noch mehr. „Wozu?“

„Sie werden mir alle Orte zeigen, die mit Ihnen und Buffy in Verbindung stehen: Ihre Wohnung, Ihre Arbeitsstelle, Buffys Schule, das Haus Ihrer Nachbarin, das Haus Ihrer Babysitterin. Ich muss mir ein Bild von Buffys Leben machen.“

Sie blickte auf die Uhr an der Wand. Es war schon weit nach acht Uhr und bereits dunkel. „Sie meinen jetzt?“

„Personenschutz ist ein Rund-um-die-Uhr-Geschäft.“

Savannah wollte diesen Mann umarmen. Seine Bereitschaft, alles zu geben und nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, sondern sofort tätig zu werden, erfüllte ihr Herz mit Hoffnung.

Halte noch etwas länger durch, Buffy. Mommy kommt.

3

 

John schnappte sich seine Jacke, hielt Savannah die Tür auf und gab ihr ein Zeichen, vor ihm hinauszugehen. Gentlemanlike, ja, aber es bedeutete auch, dass er ihr mit den Augen folgen konnte. Augen, die sofort auf ihren Hintern fielen. Vielleicht hätte er einmal seine Südstaatenmanieren ablegen sollen, denn der Blick auf diesen wohlgeformten Po, diese festen, runden Pobacken, erweckte alle möglichen Ideen in ihm, die in dieser Situation völlig unangebracht waren. Er rühmte sich damit, ein zivilisierter Vampir zu sein, ein Mann, der sein Verlangen und seine Wünsche an der Leine hielt. Aber Savannah nur anzusehen, wie sie aus seinem Büro und in den Gang schritt, erweckte in ihm den Wunsch, diese Leine durchzuschneiden und all seine guten Vorsätze aus dem sprichwörtlichen Fenster zu werfen.

Savannah drehte sich plötzlich um und schaute ihn an. Erschrocken erstarrte er. Scheiße, hatte sie gespürt, dass er ihren Hintern begaffte?

„Wohin?“

„Ähm, hier entlang“, sagte er und deutete zum Aufzug. Während er neben ihr herging, fühlte sich die Stille seltsam an, deshalb fragte er: „Ms. Rice, ich bin sicher, dass Sie selbst mit Detective Donnellys Empfehlung auch andere Firmen für die Suche nach Ihrer Tochter in Erwägung gezogen haben. Warum haben Sie sich für Scanguards entschieden?“

„Ich habe mit einigen der anderen Firmen gesprochen, aber keine wirkte für mich nur im Geringsten qualifiziert.“ Sie blickte ihn von der Seite an. „Sie fingen beim ersten Treffen sofort mit ihren Gebühren, Spesenkosten und was sonst noch an. Da wusste ich, dass es ihnen egal war, ob sie Buffy finden oder nicht, solange sie mir nur jede Menge Stunden in Rechnung stellen konnten.“

„Hmm.“ Er hätte dieselben Bedenken, wäre er so behandelt worden.

„Aber als Sie mich als Erstes gebeten haben, Ihnen von Buffy und dem, was passiert ist, zu erzählen, wusste ich, dass Scanguards anders ist. Detective Donnellys Empfehlung half dabei sicherlich, aber ich verlasse mich nicht auf die Meinung anderer Leute. Ich forme mir meine eigene.“

Vielleicht war es diese Einstellung, die Donnelly als herrisch und voreingenommen ansah, doch für John waren das gute Instinkte. Sehr gute Instinkte.

„Ich werde mein Bestes geben, Sie nicht zu enttäuschen.“

Als sie am Aufzug ankamen, drückte John auf den Knopf und Savannah wandte sich ihm zu. „Ich hatte von Anfang an schon kein großes Vertrauen in die Polizei. Aber nach dem, was Sie mir über die anderen Kinder erzählt haben, weiß ich, dass ich mich nicht darauf verlassen kann, dass sie Buffy finden. Ich hasse es, Ihnen noch mehr Druck aufzuladen, aber Scanguards ist meine letzte Hoffnung.“

Bevor er antworten konnte, öffneten sich die Aufzugstüren und Amaury, einer der Direktoren von Scanguards und Samsons bester Freund, trat heraus. Wie immer war er leger gekleidet. Er trug eine Cargohose und ein Hemd, dessen Kragen offen war. Sein langes dunkles Haar war kürzer als Johns und berührte seine Schultern, Schultern, die so breit waren wie ein Panzer. Er hätte ein Linebacker sein können, aber John wusste, dass Amaury in seiner Jugend, die er im Frankreich des sechzehnten Jahrhunderts verbracht hatte, nie Football gespielt hatte.

„Hey, John“, begrüßte ihn Amaury und nickte Savannah zu.

„Abend, Amaury.“

„Gut, dass ich dich treffe. Es gibt da eine kleine Änderung im Terminplan.“

John zog eine Augenbraue hoch. Würde er Savannah jemand anderem übergeben müssen? „Ja?“

„Damian und Benjamin haben darum gebeten, ihr praktisches Training morgen Nacht mit dir machen zu dürfen. Nimm sie mit auf Patrouille und gib ihnen eine Aufgabe.“ Amaury verzog das Gesicht. „Sorry, aber ich musste dem zustimmen oder sie hätten mir ewig in den Ohren gelegen.“

John zuckte mit den Schultern und griff nach der Aufzugtür, um ein Schließen zu verhindern. „Macht mir nichts aus. Wie ich vorhin zu Gabriel sagte, die Jungs müssen anfangen, ihren Beitrag zu leisten. Wir können die zusätzlichen Hände gut gebrauchen.“

Amaury klopfte ihm auf die Schulter. „Ich bin froh, dass du das so siehst. Nicht jeder ist arg versessen darauf, die nächste Generation zu trainieren.“ Er wollte gerade weggehen, aber stoppte noch einmal und grinste. „Oh, und ich habe ihnen gesagt, dass dein Wort Gesetz ist. Sie buttern mich unter, weil ich ihr Vater bin, aber es gibt keinen Grund, dass du so ein Benehmen tolerieren musst.“

John musste unabsichtlich lachen. „Sie sind gute Jungs. Du hättest es schlimmer erwischen können.“

Amaury zwinkerte ihm zu. „Ja, ich hätte Grayson als Sohn haben können.“ Mit einem Nicken und einem „Ma’am“ zu Savannah verschwand er.

John blickte Savannah an und zeigte zum Aufzug. „Sollen wir?“

Im Aufzug drückte John den Knopf für die Tiefgarage und sah zu, wie die Türen sich schlossen.

„Ich kam nicht umhin zu hören, dass Sie auf Patrouille gehen. Welche Art von Patrouille?“, fragte Savannah.

„Wir haben einen Vertrag mit der Stadt. Für Wachdienste.“ Als sie ihm einen neugierigen Blick zuwarf, fügte er hinzu: „Die Polizei hat nicht genügend Einsatzkräfte, um die Sicherheitsbedürfnisse der ganzen Stadt zu decken. Also haben sie Scanguards engagiert, um in einigen Teilen der Stadt zu patrouillieren. Um zu gewährleisten, dass die Stadt sicher ist.“ Sicher vor den Kreaturen der Nacht. Vor Kreaturen wie ihm.

„Die Stadt scheint viel Vertrauen in Scanguards zu haben.“

„Wir arbeiten schon lange mit ihnen zusammen.“ Der frühere Bürgermeister von San Francisco, ein Hybride und Freund von Samson, hatte einen Deal ausgehandelt. Als der neue Bürgermeister das Amt übernommen hatte, wurden er sowie der Polizeichef in das Geheimnis, dass Vampire existierten, eingeweiht. Glücklicherweise hatten sie zugestimmt, die Abmachung des früheren Bürgermeisters bestehen zu lassen und das Geheimnis, dass Vampire, Hexen und andere paranormale Geschöpfe existierten, zu wahren. Der Deal war für beide Seiten von Vorteil: In der Stadt herrschte Sicherheit und Scanguards erhielt ein stetiges Einkommen aus dem Fiskus der Stadt.

Die Aufzugstüren öffneten sich. „Gehen Sie vor, mein Auto steht links.“ Er folgte Savannah hinaus in die saubere, gut beleuchtete Tiefgarage.

„Der SUV?“, fragte sie und zeigte auf den Van mit den getönten Scheiben, eines der bevorzugten Transportmittel von Scanguards, da die Vampire darin – inklusive des Fahrers – vor der Sonne geschützt waren.

John schüttelte den Kopf und drückte auf seinen Funkschlüssel, wodurch die Lichter des Wagens neben dem SUV kurz aufblinkten.

Savannahs Blick schnellte darauf. „Der Sportwagen?“ Ein Hauch Überraschung war in ihren Augen zu sehen, als hätte sie nicht erwartet, dass er einen Sportwagen fuhr oder genug Geld verdiente, um sich so ein teures Gefährt leisten zu können. Oder vielleicht war es nur Wertschätzung für das schöne deutsche Auto, das er besaß. Aus irgendeinem Grund fiel es ihm schwer, sie zu lesen.

Der schwarze Mercedes AMG war ein schnittiger Zweisitzer und sein ganzer Stolz. Auch er war vampirsicher gemacht worden, indem die Fenster mit einer UV-Strahlen-undurchlässigen Schicht überzogen worden waren, die jedoch genug Licht hindurch ließ, um den Wagen nicht verdächtig wirken zu lassen.

John öffnete die Beifahrertür und wartete, bis sich Savannah auf den Ledersitz gesetzt hatte, bevor er die Tür hinter ihr schloss. Dann stieg er auf der Fahrerseite ein und ließ den Motor an. Kurz darauf reihte er sich in den Verkehr der belebten Mission Street ein und bog nach Norden in Richtung Cole Valley ab.

„Wir fangen mit der Schule an“, verkündete er.

„Dort wird niemand sein. Es ist Nacht.“

„Das ist egal.“ Es war sogar besser, wenn er herumschnüffeln konnte, ohne dass ein Angestellter der Schule ihm Fragen stellen konnte. Außerdem stand ein Besuch tagsüber außer Frage. „Ich werde in der Lage sein zu sehen, was ich sehen muss.“

„Arbeiten Sie viel nachts?“, fragte sie.

„Hauptsächlich.“ Aber nicht freiwillig.

„Macht es Ihnen nichts aus?“

„Man gewöhnt sich daran.“ Nach ein paar hundert Jahren.

„Hmm.“ Sie blickte aus dem Seitenfenster und verstummte einen Augenblick lang. „Ja, ich glaube, dass man sich an viele Dinge gewöhnen kann, wenn man muss.“

Er konnte die Traurigkeit in ihrer Stimme hören und wusste, dass es an der Zeit war, die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. Auch gut, da er sowieso noch viele Fragen bezüglich Buffy hatte. „Sie sagten, es gäbe keinen Mr. Rice. Wo ist er denn, Buffys Vater?“

Sie drehte ihren Kopf zu ihm. „Ich weiß nicht. Warum fragen Sie?“

„Weil wir die Möglichkeit nicht ausschließen können, dass er sie vielleicht entführt hat. Es geschieht immer wieder, dass der nicht sorgeberechtigte Elternteil das eigene Kind entführt, um es der Exfrau oder dem Exmann heimzuzahlen.“

„Ich war vorhin offensichtlich nicht deutlich genug.“ Sie seufzte. „Es gibt keinen Vater. Keinen, den Buffy kennt. Ich war nie verheiratet.“

„Ihr Exfreund also?“

Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie sie den Kopf schüttelte. „Ich wollte ein Kind, aber ich wollte keinen Mann dazu. Buffys biologischer Vater hat keine Ahnung, dass er ein Kind hat. Er war Samenspender und er hat vermutlich viele Kinder, von denen er nichts weiß. Er war ein sehr begehrter Spender.“

Diese Neuigkeit überraschte ihn und machte ihn neugierig. „Was meinen Sie mit begehrt?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Man kann bei der Samenbank aus verschiedenen Profilen wählen. Sie wissen schon, die Attribute aussuchen, von denen man hofft, dass der Spender sie an das Kind weitergibt. Er hatte einen Doktortitel vom MIT, einen IQ, der ihm einen hohen Platz bei Mensa sichert. Ich weiß, dass einige Leute mich dafür verurteilen würden, wie ich ihn ausgesucht habe. Aber ich wollte nur die besten Gene für mein Kind.“

Erstaunt über ihre Worte, starrte John sie an. „Das waren die einzigen Kriterien, die man Ihnen gegeben hat? Nichts anderes, um ihn zu identifizieren?“

Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß, dass er weiß ist, blaue Augen und dunkles Haar hat. Aber sonst haben sie mir nichts gegeben. Keine Bilder, wenn Sie das meinen.“

„Hmm, verstehe. Also nehme ich an, er würde nicht herausfinden können, dass sein Sperma ein Kind gezeugt hat.“ Da er wusste, wie strikt die Persönlichkeitsrechte waren, erwartete John keine Antwort. „Sie wissen seinen Namen genauso wenig wie er Ihren.“ Also eine Sackgasse.

„Nein, sorry. Vielleicht hätte ich mir damals mehr Informationen über ihn nehmen sollen, aber das habe ich nicht.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Was meinen Sie mit nehmen? Wie?“

„Die Systeme sind hackbar.“

„Hackbar? Woher wissen Sie das?“

„Ich bin Programmiererin. Ich war damals versucht, mehr über Buffys potenziellen Vater herauszufinden. Ich bin in ihr System eingedrungen. Es war einfach.“ Sie seufzte. „Aber ich habe es nicht durchgezogen. Letztendlich habe ich mich entschieden, dass es das Beste wäre, nicht zu viel zu wissen. Also habe ich seine Datei nie geöffnet. Was ich wusste, war genug. Der Spender war gesund, jung und intelligent. Das war alles, was zählte.“

John nickte und dachte über ihre Worte nach. Sie hatte eine weise Entscheidung getroffen, die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen, doch eine Sache machte ihn neugierig. „Nutzen Sie Ihre Fähigkeiten als Hackerin immer noch?“ Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sie, als sie sich in ein System eingehackt hatte, die Aufmerksamkeit von jemandem auf sich gezogen hatte, der ihr nun schaden wollte, indem er Buffy entführte.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich arbeite jetzt in der Cyber-Security. Das damalige Erlebnis hat mir gezeigt, wie angreifbar gewisse Organisationen sind. Also habe ich es zu meinem Geschäft gemacht, ihnen zu helfen, die Schwachstellen für Cyberangriffe zu schließen. Einer meiner ersten unabhängigen Jobs war es, das Sicherheitssystem der Samenspenderbank zu verbessern.“

„Sie haben jetzt ein eigenes Geschäft? Als Cyber-Security-Expertin?“ Er blickte sie an und ließ seine Augen lange über ihre femininen Kurven wandern.

„Wieso überrascht Sie das? Weil ich eine Frau bin?“

„Ich wollte damit nicht –“

Sie hob die Hand. „Sie müssen sich nicht entschuldigen. Das höre ich oft.“

„Es ist nur so, dass ich mir eher einen Nerd vorstelle, wenn ich an einen Cyber Security Consultant denke.“ Und Savannah war alles andere als ein Nerd. Sie war sinnlich, sexy, wie die Sünde selbst. Und schon dachte er wieder auf sexuelle Weise an sie. Wie lange hatte er es geschafft, nicht an ihre sinnlichen Kurven zu denken, indem er professionell handelte und ihr Fragen stellte, die völlig unschuldig gewesen waren? Fünf Minuten? Zehn?

Wenn er so weitermachte, würde eine von zwei Sachen geschehen. Er würde Savannah entweder gegen die nächste ebene Oberfläche drücken und seinen Schwanz in ihr vergraben, während er ihr Blut trank, oder er würde bei Sonnenaufgang nach Hause zurückkehren und entweder eine eiskalte Dusche brauchen oder sich einen runterholen müssen, oder wahrscheinlich beides.

Ersteres konnte er unter keinen Umständen zulassen und Zweiteres klang nicht im Geringsten befriedigend.

4

 

John war plötzlich still geworden und Savannah fragte sich, ob sie etwas Falsches gesagt hatte. Sie hoffte, dass ihr Geständnis über Buffys Vater und ihr Ausflug in die Welt der Hacker ihn nicht gegen sie aufgebracht hatte, denn sie konnte nicht riskieren, dass Scanguards ihren Fall nicht annahm. Sie musste Buffy finden, musste sie nach Hause bringen. Das war alles, was zählte. Und sie würde jede Rolle spielen, die notwendig war. Während der restlichen Fahrt zu schweigen, um sich davon abzuhalten, etwas Kontroverses zu sagen, war ein kleiner Preis dafür, sich Scanguards’ Hilfe zu sichern.

Als sie an der Grattan Elementary School anhielten, war Savannah froh, aus dem Wagen steigen zu können. Das Schulgebäude nahm etwas mehr als die Hälfte eines Blocks ein. In der anderen Hälfte standen Einfamilienhäuser, die vom Schulhof abgewandt waren.

„Zeigen Sie mir, wo die Eltern ihre Kinder abholen.“

Sie erschrak, als Johns Stimme neben ihr erklang. Sie hatte nicht gehört, dass er um den Wagen gegangen war, um sich zu ihr zu gesellen.

„Ich wollte Sie nicht erschrecken“, sagte er sanft.

„Das macht nichts. Meine Nerven sind nur etwas angespannt.“ Sie zeigte auf die Straßenecke. „Dort.“

Kurz darauf erklang das Geräusch eines Piepsens hinter ihr, das ihr anzeigte, dass John das Auto abgesperrt hatte. Der Nebel hatte sich wieder über die Stadt gelegt und die kalte, feuchte Luft schien durch ihren Pullover zu dringen. Dadurch wurde ihr bewusst, dass sie das Haus ohne Jacke verlassen hatte. Sie zitterte unwillkürlich.

„Sie frieren“, sagte er nüchtern.

„Das macht nichts.“

Doch er nahm bereits seine Jacke ab und legte sie ihr einen Augenblick später um die Schultern. Das Futter war noch warm von seiner Körperwärme. Sie kam nicht umhin, das Kleidungsstück um ihren Oberkörper zu ziehen, um die Hitze darin festzuhalten.

„Danke. Normalerweise friere ich nicht so leicht. Aber ich habe nicht viel geschlafen seit …“ Sie beendete den Satz nicht. Sie wusste, dass sie das nicht musste. Sie zeigte auf das Tor. „Dort warten die Eltern mit ihren Autos und die Kinder werden von einem Lehrer ausgeloggt.“

John nickte. „Warten Sie hier.“

Savannah beobachtete, wie er zum Tor ging, hindurch blickte und dann das Gelände betrachtete. Er sah sich nicht nur die Schule an, sondern auch die gegenüberliegende Straßenseite, die Häuser, die ihr zugewandt waren, und die Gebäude entlang der nächsten Straße. Als er die leichte Steigung erklomm und sich umdrehte, um sich das Dach der Schule und den Lehrerparkplatz, der an den Kinderspielplatz angrenzte, anzusehen, fragte sie sich, wonach er suchte.

Kurz darauf kam er zurück.

„Wonach haben Sie gesucht?“

„Wenn ich ein Kind aus dieser Schule entführen würde, würde ich sie zuerst auskundschaften müssen, herausfinden, wo die Lehrer sein würden, wer mich sehen könnte, je nachdem wo ich stehe und wo der beste Ort ist, um mich zu verstecken.“

„Aber Sie können doch nachts unmöglich genug sehen. Es ist viel zu dunkel.“

„Ich werde morgen bei Tageslicht wiederkommen“, versprach er. „Aber ich wollte eine Vorstellung davon bekommen, wonach ich suchen muss, wenn ich den Polizeibericht durchgehe.“ Er nahm ihren Ellbogen. „Lassen Sie uns jetzt zum Haus Ihrer Babysitterin fahren.“

Im Auto gab Savannah ihm Elysas Adresse und er tippte sie in das GPS seines Autos ein. Es war nicht weit bis zu Elysas Wohnung in Laurel Heights, die sie sich mit zwei Mitbewohnerinnen teilte. Draußen stoppte John den Wagen, doch stellte den Motor nicht ab.

„Wollen Sie, dass ich Sie miteinander bekannt mache?“, fragte Savannah.

Er schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass sie weiß, wer ich bin. Ich werde nicht persönlich mit ihr sprechen, zumindest noch nicht. Ich will sie nicht verschrecken, falls sie in Buffys Verschwinden involviert ist. Ich werde sie beobachten, um zu sehen, ob es etwas Besorgniserregendes gibt.“

„Was jetzt?“

„Ich werde Sie nach Hause fahren. Dann werde ich mir einige Dinge ansehen.“

Sie gab ihm ihre Adresse in Lower Pacific Heights. Es war nicht weit und es gab kaum Verkehr in der Nacht. Sie suchte gerade nach einem Gesprächsthema, um die Stille zwischen ihnen zu brechen, als John plötzlich sagte: „Sie haben erwähnt, dass Sie ein eigenes Geschäft haben. Irgendwelche Angestellten?“

„Ich habe zwei IT-Experten, die für mich arbeiten, Rachel Ingram und Alexi Denault. Warum?“

„Kennen sie Buffy?“

„Natürlich. Gelegentlich bringe ich Buffy mit ins Büro, wenn die Schule früher aus ist oder wenn ich keinen Babysitter bekomme. Sie kennen sie gut.“

„Also arbeiten beide schon lange für Sie?“

„Alexi ist relativ neu. Ich habe ihn vor acht Monaten eingestellt. Aber Rachel ist bereits drei Jahre bei mir. Warum fragen Sie?“

„In Entführungen sind oft Leute involviert, die das Opfer kennen“, sagte er.