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Inhalt

Yakari und Silberfell

Die Suche nach dem Türkis

Fliegender Fuß

Wie Knickohr zu Yakari kam

Das Wolfsjunge

Yakari und Freies Pferd

Adlerschnabel

Die Schlucht der Adler

Der Häuptlingsschmuck

Der-mit-dem-Menschen-zieht

Yakari und Silberfell

»Pass auf, Yakari!«, ruft Kleiner Donner und macht zwei Schritte zurück.

Vor Yakari und seinem Pferd Kleiner Donner steht ein großer grauer Wolf! Er fletscht die Zähne und umkreist die beiden.

»Was fällt dir ein, dich in mein Revier zu wagen, kleiner Mensch«, knurrt der Wolf böse.

Wie gut, dass Großer Adler, das Totemtier von Yakari, dem kleinen Sioux-Indianer die Gabe verliehen hat, die Sprache der Tiere zu verstehen!

»Wir machen nur einen Ausritt«, verteidigt sich Yakari. »Lass uns bitte gehen.«

»Ich glaube dir kein Wort«, faucht der Wolf.

Da springt ein kleiner Silberfuchs aus dem nahen Gebüsch und stellt sich zwischen Kleiner Donner, Yakari und den Wolf.

»Langsam mache ich mir Sorgen um dich, Fletschzahn«, sagt er. »Bist du schon so ausgehungert, dass du kleine Menschen bedrohen musst?«

Der Wolf lässt den Kopf hängen. »Ach, ja. Ich fühle mich so schwach und ausgehungert.«

»Warum riskierst du einen Huftritt, wenn der Luchs an der alten Blautanne am Fluss einen herrlichen Leckerbissen versteckt hat?«, fragt der Silberfuchs verschmitzt.

»An der alten Blautanne?«, fragt Fletschzahn. »Na, das Geheimnis hättest du besser für dich behalten, Silberfell!« Und lachend läuft der Wolf davon.

»Danke, Silberfell«, sagt Yakari. »Aber warum hast du uns denn so mutig geholfen?«

Der kleine Fuchs schaut Yakari traurig an. »Ich hab leider keinen einzigen Freund … Willst du vielleicht mit mir spielen?«

»Du wolltest mit mir einen Ausritt machen«, erinnert Kleiner Donner Yakari an sein Versprechen.

»Lass uns mit Silberfell spielen«, schlägt Yakari vor, »und dann machen wir unseren Ausritt, einverstanden?«

Aber Kleiner Donner ist schon bald klar, dass aus dem Ausritt heute nichts mehr wird: Den ganzen Tag lang tollen sie durch den Wald und veranstalten Wettrennen. Der kleine Silberfuchs ist ganz schön schnell!

Dann klettern Yakari und Silberfell in die Bäume und springen von Ast zu Ast. Dabei scheucht der kleine Fuchs den Raben Krickrack auf, der schimpfend davonflattert. Doch Silberfell lacht nur.

»Sei ruhig, Silberfell«, mahnt Yakari.

Denn er hat etwas entdeckt: Unter ihnen pirscht Stolze Wolke durch das Unterholz! Stolze Wolke ist der geschickteste Jäger des Stammes. Und er hat den Hund Knickohr dabei, der eifrig schnüffelnd einer Spur folgt.

»Such, Knickohr«, flüstert Stolze Wolke, »spür mir diesen Silberfuchs auf. Ich will sein schönes Fell für den Winter haben.«

»Du solltest vorsichtig sein«, sagt Yakari zu Silberfell.

Doch Silberfell lacht nur – und jagt weiter durch die Baumkronen.

 

Als die Sonne untergeht, ist es zu spät, um ins Indianerdorf zurückzukehren. Yakari macht aus Holz und trockenem Präriegras ein Feuer und packt seine Vorräte aus: Seine Mutter Schimmernde Zöpfe hat ihm Pemmikan, das nahrhafte Trockenfleisch der Indianer, mitgegeben. Sofort schleicht Silberfell um ihn herum.

»Das riecht aber gut«, sagt er. Yakari gibt ihm ein Stückchen ab, das der kleine Fuchs sofort verschlingt.

»Willst du mir nicht noch was abgeben?«, fragt er.

Kleiner Donner verdreht die Augen. Er findet den Fuchs ganz schön unverschämt.

»Ich habe nichts mehr«, sagt Yakari. »Jetzt schlafen wir.«

Yakari kuschelt sich an Kleiner Donners Flanke und schläft ein.

 

Am nächsten Morgen wird er von einem Knurren geweckt.

»Du hast mich reingelegt, Silberfell«, knurrt Fletschzahn wütend. »An der Blautanne ist nichts außer einem Wespennest!«

Yakari öffnet erschrocken die Augen. Da steht Fletschzahn vor ihm – und schaut Silberfell böse an.

»Wieso Blautanne?«, fragt Silberfell keck. »Du musst dich verhört haben. Ich sagte Baumstumpf. Soll ich dich hinführen?«

»Was, wirklich?«, wundert sich Fletschzahn. Schon trotten die beiden davon.

»Er hat uns wieder gerettet«, sagt Yakari nachdenklich zu Kleiner Donner und klettert auf seinen Rücken, um nach Hause zu reiten.

»Ich traue ihm trotzdem nicht«, meint Kleiner Donner. »Er hat ganz sicher Blautanne gesagt, nicht Baumstumpf.«

Als Yakari und Kleiner Donner im Indianerdorf ankommen, erzählt Stolze Wolke gerade von seiner Jagd: »Der Silberfuchs lag da wie tot. Doch als ich mich über ihn beugte, sprang er auf, biss mir in die Hand und rannte davon.« Er zeigt den umstehenden Leuten seine verletzte Hand. »Und heute Nacht muss er im Indianerdorf gewesen sein, denn hier sind überall seine Fußspuren.«

»Mein ganzer Vorrat an Trockenfleisch ist weg!«, ruft Schimmernde Zöpfe ärgerlich.

»Der Fuchs ist ganz schön schlau«, sagt Stolze Wolke. »Aber ich bin schlauer. Denn den Fallen, die ich im Wald ausgelegt habe, wird er nicht entkommen.«

Yakari erschrickt. Er muss Silberfell warnen!

 

»Nein!«, ruft Yakari. Doch da ist es zu spät. Die Falle von Stolze Wolke ist zugeschnappt – und Silberfell hängt hilflos in der Schlinge am Baum.

»Hilf mir, Yakari«, jammert er.

»Ja, ich helfe dir«, sagt Yakari. »Aber eins will ich dir mal sagen: Du lügst, du klaust und betrügst. Deswegen hast du keine Freunde!«

»Verzeih mir, Yakari«, sagt Silberfell traurig. »Ich habe einen großen Fehler gemacht.«

Yakari schneidet das Seil mit einem scharfen Stein durch. Der kleine Fuchs fällt zu Boden.

»Und nun lauf weg«, rät Yakari. »Denn wenn Stolze Wolke kommt, werde ich ihn nicht belügen, um dir zu helfen.«

Geschwind läuft der kleine Fuchs davon.

Am Abend, beim Feuer im Indianerdorf, schenkt Yakari Stolze Wolke eine schöne Bisonhaut, um sich bei ihm zu entschuldigen.