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Leo Cavaleri

Das 2. Regiment der „Division Brandenburg“

Eine Dokumentation zum Einsatz der BRANDENBURGER-Gebirgsjäger im Osten bzw. Südosten Europas

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Titelseite:
Bild links: Kampf um die Brücke bei Dünaburg 1942
Bild rechts: Grabkreuz für gefallene „Brandenburger“ beim Kampf um die Brücke von Dünaburg
Bild unten: Ritterkreuzträger Major d.R. Siegfried Grabert

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eISBN 978-3-86933-201-7

Print-ISBN 978-3-86933-186-7

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Themendarstellung

Forschungsstand

Wissenschaftliche Fragestellungen

Beurteilung der Literaturlage

Themenabgrenzung

Methode und Ziel der Arbeit

Quellenlage

Hauptteil

1.TEIL: AUFBAU DER „BRANDENBURGER-TRUPPE“

1.Kapitel: Die Wurzeln der „Brandenburger-Idee“ 1938/39

Erste Ansätze nach dem I. Weltkrieg

Erklärungsansatz „militärischer Widerstand“

Erfahrungen des I. Weltkrieges

v. Hippels Idee

Auslöser „Sudetenkrise“

Erfahrungen der Sudetenkrise

Versagen der Kriegsorganisation

Auftrag an Hptm. Dr. v. Hippel in Berlin

Maßnahmen der Abwehrstelle XVII in Wien

Zusammenführung der ersten Kräfte in Brandenburg

2.Kapitel: Die „Brandenburger-Komponente“ innerhalb des Amtes Ausland/Abwehr

3.Kapitel: Aufstellung des II. Bataillon des Lehr-Rgt. Brandenburg z.b.V. 800 - 1940

Bezug der Garnison in Baden bei Wien

Aufstellung der 5. Kompanie

Aufstellung der 7. Kompanie

Aufstellung der 8. Kompanie

Aufstellung der 6. Kompanie

Abschluss der Aufstellung im August 1940

4.Kapitel: Rekrutierung und Ausbildung 1940/41 bzw. 1942/43

1940: Rekrutierungen „von Amts wegen“

1941: Rekrutierung durch Werbetrupps

Rekrutierung durch „persönliche Anwerbung“

Rekrutierung ab 1943

Rekrutierung der V-Männer

Ausbildung der z.b.V.-Soldaten im II. Bataillon

„z.b.V.-Ausbildung“ 1940/41 bzw. 1942

2.TEIL: EINSÄTZE ALS KOMMANDO-TRUPPE BIS 1942

5.Kapitel: Einsätze in Rumänien 1940 und Bulgarien 1941

Bedeutung des rumänischen Erdöls für Deutschland

Maßnahmen des Amtes Ausland/ Abwehr 1940

Internationale Gegenmaßnahmen

Maßnahmen der Gruppe „SÜß“

„Sportler“ des II. Bataillons im bulgarischen Russe

Besetzung der rumänischen Erdölfelder bei Ploesti

„Sportler“ des II. Bataillons in Rumänien

Neuerlicher Einsatz der II. Bataillons 1941

Bereitstellung zum Angriff auf Griechenland 1941

6.Kapitel: Unternehmen MARITA - April/Mai 1941

Ausgangslage 1940/41

Deutsche Angriffsvorbereitungen

Deutscher Angriff auf Griechenland

Einsatz der 8. Kompanie/II. Bataillons des Lehr-Rgt. Brandenburg

Brückenaktion über die Strumica bei Kulma

Brückenaktion über den Axios (Vardar) bei Axiopolis

Auflistung der ersten Kommandoaktionen des II. Bataillons

Kämpfe am Olymp und im Tempetal

Kämpfe um den Thermophylenpass

Vorstoß nach Athen

Einsatz von Teilen der 5. Kompanie in Slowenien

Einsatz von Teilen der 5. Kompanie in Kroatien

Kombinierte Kommandoaktion am Eisernen Tor

Rückverlegung des II. Bataillons nach Baden

Analyse zu den Kommandoaktionen bei MARITA

7.Kapitel: Ausgangslage vor „BARBAROSSA“ – Mai 1941

Loßberg-Studie 1940

Operative Bedeutung des „Nord-Flügels“

Plan „BARBAROSSA“

Leningrad vor Moskau

Aufgabenstellung der „Heeresgruppe Nord“

Schwergewicht der „Heeresgruppe Nord“

Einsatz des II. Bataillons zu Beginn „BARBAROSSA“

Vorbereitungen in der Garnison Baden bei Wien

Verlegung in die Bereitstellungsräume

8.Kapitel: Einsatz gegen die Sowjetunion - 1941

Bereitstellung der Heeresgruppe Nord

8. Kompanie im Einsatz bei der Panzergruppe 4

Brückenaktion über die Dubissa bei Seredzius

Brückenaktion gegen die Eisenbahnbrücke bei Lydavenai

Brückenaktion gegen die Brücke bei Josvainiai

Brückenaktion gegen die Brücke bei Kedainiai

Brückenaktion über die Düna bei Dünabur

Konsequenzen aus der Brückenaktion in Dünaburg

Scheitern der Brückenaktion in Jacobstadt

7. Kompanie im Einsatz bei der 18. Armee

Brückenaktion über die Düna in Riga

Nahkampf in Riga

Einsatz gegen Partisanen

6. Kompanie im Einsatz bei der 11. Armee

Einsätze auf der Krim

Resümee der Einsätze der II. Bataillons 1941

9.Kapitel: Heimatgarnison Baden bei Wien – 1941/42

5. Kompanie in Hinterbrühl bei Mödling

7. Kompanie in Neuhaus im Hotel „Stefanie“

8. Kompanie in Neuhaus im Hotel „Orange“

Innere Führung des II. Bataillons

Dienstbetrieb in der Garnison

Ausbildung in der Heimat

Landsmannschaften des II. Bataillons 1942

10. Kapitel: Einsatz der 7. Kompanie in Jugoslawien - 1942

Einweisung in die Lage

Verlegung in den Raum Raska

Unternehmen „Jablan“

Verlegung in den Raum Banja Luka

11. Kapitel: Aufgabenstellung, Gliederung und Einsatztaktik des Jahres 1942

Aufgaben im Allgemeinen

Gliederung der 5. Kompanie im Sommer 1942

Analyse der 10 Einsatzphasen einer „Brückenaktion“

1. unmittelbare Begleitung der Angriffsspitzen als „motorisierte Truppe“

2. Koordinierung der Kommandanten des Einsatzes bzw. der Vorausabteilung

3. Befehlsausgabe des Einsatzführers an seine Gruppen- und Truppführer

4. Herstellung der Tarnung (Halb- oder Volltarnung)

5. Lösen von den eigenen vordersten Truppen

6. Anfahrt zum Angriffsziel „Brücke“

7. Nehmen und Entladen der Brücke

8. Sichern und Halten der Brücke

9. Herstellen der Verbindung mit den Entsatzkräften

10. Versorgung der Verwundeten und Toten

12. Kapitel: Einsatzes gegen die Sowjetunion – 1942

Fehlspekulationen des Jahres 1941

Konzentration auf den Vorstoß zum Erdöl

Verlegung des II. Bataillons ins Schwergewicht des Ostheeres

Angriff auf Rostow am Dondelta

Brückenaktion gegen die Brücken im Dondelta vor Bataisk

Bataisk aus der Sicht eines Pioniergruppenführers

Bataisk aus der Sicht eines Gruppenführers der ersten Linie

Analyse der Brückenaktion vor Bataisk

13. Kapitel: Die Kämpfe im Kaukasus - 1942/43

Beurteilung der „Abteilung Fremde Heere Ost“ Mitte 1941

Vorstoß in den Nordkaukasus 1942

Vorgehen der verbliebenen Teile der 8. Kompanie

Brückenaktion in Maikop

Gefecht der 5. Kompanie beim Dorf Dondukowskaja

Einsatz der 7. Kompanie bei der SS-Pz.Div. „Wiking“

Brückenaktion über die Pschecha bei Pschechskaja

SS-Division „Wiking“ – Ia

Vorstoß der 5. und 8. Kompanie in Richtung Terek

Brückenkopfkämpfe am Terek

Brückenaktion gegen die Brücken bei Arik

Kämpfe der 5. Kompanie bei Elchotowo

Verlagerung des Angriffsschwergewichtes auf den Raum Mosdok

Letzte Angriffserfolge in Richtung Naltschik

Brückenaktion bei Darg Koch

Kämpfe um Ordschonikidse

Übernahme der Initiative durch die Sowjets an der Terek-Front

Abwehrkampf der 5. und 8. Kompanie im Raum Alagir

Erste Anzeichen der „Stalingrad-Katastrophe“

Einsatz der 7. Kompanie im Waldkaukasus

Momentaufnahmen aus den Kämpfen im Waldkaukasus

7. Kompanie der 11. Jägerdivision unterstellt

7. Kompanie der 1. Gebirgsjägerdivision unterstellt

Zurücknahme der 7. Kompanie aus der HKL und Rückverlegung

Zusammenbruch der Stalingrad-Front

Rückzug von der Terek-Front - Kampfgruppen der „Brandenburger“

„Brandenburger“ als Deckungstruppe der Heeresgruppe A

Rückzugsgefecht bei Kalnibolotskaja im Jänner 1943

Rückzugsgefechte südlich des Don

Abwehrkämpfe der Kampfgruppe Weithoener im Februar 1943

Stabilisierung an der Mius-Front

Rückverlegung des restlichen Bataillons nach Baden

3.TEIL: EINSÄTZE AM BALKAN AB 1943

14. Kapitel: Umgliederung vom II. Bataillon zum 2. Regiment der Division Brandenburg

Ausgangslage der Deutschen Wehrmacht 1943

Militärstrategische Bedeutung des Balkans

Operative Bedeutung Griechenlands Mitte 1943

Vom Sonderverband „Brandenburg“ zur „Division Brandenburg“

Struktur der „Division Brandenburg“

Divisionstruppen

Regimenter

Graphische liederung der Division BRANDENBURG

Graphische Darstellung der Divisionsgeschichte

Graphische Gliederung des 2. Regiments der Division BRANDENBURG

Gliederung des I. Bataillons

Einsatz der „Division Brandenburg“ 1943

Werdegang der ehemaligen 6. Kompanie des II. Bataillons

Umgliederung der 6. Kompanie zum II. Btl./3. Rgt

15. Kapitel: Einsatz in Nordgriechenland und Albanien – 1943

Phänomen des „Partisanen-Kampfes“ am Balkan

Verlegung des 2. Regiments nach Nordgriechenland

Einsatz der Bataillone gegen kommunistische Partisanen

Initiative der Division zu einem effizienteren Einsatz

Verlegung des I. Bataillons in den Raum Florina

Regimentsangriff auf die Stadt Grevenna

Unternehmen „ACHSE“

Verlegung der Masse des 2. Regiments nach Albanien

Einsatz auf der Insel Korfu

Spannungen zwischen „Brandenburgern“ und der „Norm-Truppe“

Dienst in der Garnison Korca

Neue Einsatzräume des Regiment in Albanien und Montenegro

Zwischenresümee zur deutschen Besatzungspolitik am Balkan

16. Kapitel: Einsatz in Montenegro und Albanien – 1943/44

Jugoslawische Widerstandsgruppen im II. Weltkrieg

Operative Bedeutung des Großraumes um Raska

Aufstieg Titos und der „Volksbefreiungsfront“

Beurteilung des „Bandenunwesens“ durch den OB/Südost

Unternehmen „Kugelblitz“

Angriff auf die Brücke über den Lim in Prijepolje

Ergebnis des Unternehmens „Kugelblitz“

Verstärkte Probleme beim Personalersatzes ab 1943

Vorstoß des I. Bataillons in das obere Limtal

Lage zum Jahreswechsel 1943/44

Weihnachtsbefehl 1943 des Generalmajor v. Pfuhlstein

Praxis des Partisanenkampfes am Balkan

Ausgangslage zu Jahresbeginn 1944

Lage in Serbien Anfang 1944

Intensivierung der Kämpfe mit Beginn 1944

Kämpfe am Jabukapass im März 1944

Wiederholte Kämpfe im oberen Limtal

2. Regiment als selbstständiger Stützpunkt im Raum

Einsatz des II. Bataillons in Albanien 1944

Lage in Albanien 1943/44

Einsatz des II. Bataillons als „Albanien-Feuerwehr“

Unternehmen „Rübezahl“

Letzter Einsatz des I. Bataillons im Raum Prijepolje

Beteiligungen an Sonderunternehmen

17. Kapitel: Endkämpfe in Jugoslawien und Ungarn – 1944

Initiative der Division zu „Landeseigene Streifkorps“

Versuch die „Brandenburger“ als Kommandotruppe zu erhalten

Ende der Division als Sonderkampfverband

Zusammenbruch der Heeresgruppe Mitte im Juni 1944

Abfall der deutschen Verbündeten am Balkan

Rückzug des Heeresgruppe E aus Griechenland

Verlegung des 2. Regiments nach Belgrad

Unterstellung unter den Militär-Befehlshaber Südost

Einsatz als „Rettungstruppe“ im Raum Negotin

Rettungsaktion des I. Bataillons bei Brza-Palanka

Einsatz des I. Bataillons an der „Donau-Front“

Rückzugsgefechte des 2. Regiments in den Raum Belgrad

Der Kessel vor Belgrad

Ausbruch aus dem Kessel

Verlagerung des sowjetischen Schwergewichts nach Norden

Brückenkopfkämpfe bei Apatin und Batina

Einsatz der „Kampfgruppe Oesterwitz“ in Ungarn

Herauslösen der „Brandenburger“ aus der Balaton-Front

18. Kapitel: Umgliederung und Kriegsende - 1945

Zusammenfassung

Die rekonstruierbaren Anfänge der „Brandenburger-Idee“ in Österreich bzw. in Deutschland während der Jahre 1938/39

Die ideologischen und fachlichen Hintergründe zum Aufbau der „Brandenburger-Verbände“ und deren Orientierungshilfen und Vorbilder

Der Einsatz der „Brandenburger-Einheiten“ wurde zu einem Bestandteil der Angriffsführung im Deutschen Heer bis 1942

Das Zusammenwirken dieser Sondereinheit der Abwehr II mit den operativen Panzerverbänden der Deutschen Wehrmacht

Der Einsatz des „II. Bataillons des Lehrregiments Brandenburg z.b.V. 800“ bei der Heeresgruppe Nord gegen die Sowjetunion 1941

Das II. Bataillon beim Einsatz 1942/43 bei der HGr A im Kaukasus

Die unterschiedlichen Einsatzvarianten der Truppe vor bzw. nach 1943

Die Bedeutung des „II. Bataillons bzw. des späteren 2. Regimentes der Division Brandenburg“ für die deutsche Kriegsführung am Balkan 1941 bzw. 1943/44

Der Aufbau und die Verwendung der „Brandenburger-Einheiten“ am Beispiel II. Bataillon bzw. 2. Regiment der „Division Brandenburg“

Das zur Verfügung stehende Rekrutierungspotential bzw. die Rekrutierungsmethoden der „Brandenburger-Verbände“

Die Motivation der Soldaten zum Eintritt und Verbleib in dieser Truppe

Die Elemente der allgemeinen Ausbildung der Mannschaften und die spezifischen Ausbildungskriterien der „Brandenburger-Einheiten“

Die Entwicklung der klassischen Einsatztaktik der Kommandounternehmen bei Brückeneinsätzen bis 1942

Das Erfolgsprinzip der „Brandenburger“ als Sondertruppe

Auflistung der militärischen Erfolge der „Brandenburger“ des II. Bataillons bzw. des 2. Regiments mit besonderer taktischer oder operativer Bedeutung für das deutsche Heer oder einzelne Heerestruppen

Resümee

Primärquellennachweis

Literaturnachweis

Einleitung

Themendarstellung

Der II. Weltkrieg war gegenüber dem I. Weltkrieg in vielen Bereichen ein Quantensprung in wehrtechnischer und operativ-taktischer Hinsicht. Die Möglichkeiten der zwischen den Weltkriegen weiterentwickelten Technik, sowie die Bereitschaft aggressiver Ideologien ihre politischen Ziele mit allem Nachdruck zu erreichen, boten den Militärs neue Möglichkeiten am Gefechtsfeld. Diese Feststellung gilt für eine Reihe nationalistischer Staaten der Zwischenkriegszeit und für die kommunistische UdSSR. Besondere Bedeutung gewinnt diese Erkenntnis im Falle des nationalsozialistischen Deutschland, das in seiner Vorgangsweise besonders stark von den Eigenarten seiner Leitfigur, Adolf Hitler, bestimmt war.1

Eine dieser Neuerungen war die Weiterentwicklung der Panzerwaffe von einer Unterstützungswaffe der Infanterie zu einer selbstständigen und Schlachten entscheidenden Waffengattung.2 Die Möglichkeiten dieser neuen Waffengattung erkannte als einer der ersten der sowjetische Marschall Tuchatschewskij. Er entwickelte den „Kühnen Stoß in die Tiefe“3. Unter diesem Begriff versteht man die volle Nutzung der Beweglichkeit und Feuerüberlegenheit von gepanzerten Gefechtsfahrzeugen gegenüber der bisherigen „Königin der Waffengattungen“, der zu Fuß marschierenden und kämpfenden Infanterie. Er erkannte die Möglichkeit, mit geschlossenen mittleren4 und großen5 Panzerverbänden schnell und damit überraschend in die Tiefe des gegnerischen Gefechtsfeldes erfolgreich vorstoßen zu können. Dadurch war es möglich geworden, feindliche Truppenmassierungen rasch zu umfassen, diese möglicherweise auch quantitativ überlegenen Kräfte einzukesseln, um so die Voraussetzungen zu deren Vernichtung zu schaffen. Derartige Vorstellungen, die als Mythos seit der Schlacht von Cannae6 visionäre Militärstrategen immer wieder beschäftigt hatten, gelangten in der UdSSR der Zwischenkriegszeit erstmals im Rahmen von Übungen zur Umsetzung.7

Überlegungen hinsichtlich der Verwendung einer eigenständigen Panzerwaffe gab es aber nicht nur in der Sowjetunion. So waren es in Frankreich Vordenker wie ein de Gaulle8, in Deutschland Männer wie Guderian9, die die Möglichkeiten einer selbstständig operierenden Panzerwaffe unter Deckung einer entsprechenden Luftwaffe als bewegliche Feuerunterstützung10, erkannt hatten. Im Gegensatz zur Roten Armee der Sowjetunion, die sich selber als revolutionär und antikonservativ verstand und unkonventionellen Überlegungen offener gegenüber stand11, konnte sich eine derartige Denkweise im Westen vorerst nicht durchsetzen. Hier dominierten die Skeptiker12, die nicht zu Unrecht auf die Gefahren derartiger isolierter Stöße in die Tiefe des gegnerischen Raumes verwiesen.

Derartige Vorstöße mussten laufend mit erheblichen Mengen an Treibstoff und Munition versorgt werden, so dass sich daraus zwangsläufig enorme Probleme im Bereich der Logistik ergaben. Weiters war grundsätzlich die Feldinstandsetzung technisch noch nicht so ausgereift, so dass die schnelle Reparatur von gepanzerten Gefechtsfahrzeugen, beginnend bei der Ersatzteilzuführung bis hin zum Abschub von Schadgerät, nicht sicher gestellt werden konnte. Hinsichtlich der Truppenführung musste permanent die eigene Flankenbedrohung beachtet werden, die dem Gegner Möglichkeiten zur Aufsplitterung der vorstoßenden Kräfte bot und damit deren Zusammenhalt gefährdete. Auch die Führbarkeit der weit auseinander gezogenen Truppenteilen durch die Armeestäbe angesichts der damaligen qualitativ und quantitativ beschränkten Funkgeräteausstattung, war nicht zu garantieren und damit ein ständiges Führungsproblem.13

Diese Einwände gegen ein selbstständiges Agieren von eigenständigen Panzerverbänden14 waren schwerwiegend, da sie den eigentlichen Sinn der Theorie des „Stoßes in die Tiefe“, die operative Überraschung15, sehr leicht wirkungslos machen konnten. Würden die in den Bedenken geäußerten Schwierigkeiten auftreten, dann hätte der Gegner genügend Zeit entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das oberste Gebot derartiger Operationen musste es also sein, gepanzerte Verbände so schnell wie möglich ihre Angriffsziele erreichen zu lassen. Zeit war dabei der entscheidende Faktor dieser offensiven Strategie, die die Möglichkeiten einer selbstständigen Panzerwaffe voll nutzen wollte.

Der Widerstand gegen selbstständige Panzerverbände ergab sich am Beispiel Frankreichs aus der französischen Grundannahme, die Erfahrungen des I. Weltkrieges hätten gezeigt, dass eine stabile, ausgebaute Verteidigungslinie, wie die Maginot-Linie16, gegenüber einem Angreifer im Vorteil liege. Die pioniertechnische Weiterentwicklung im Bereich der Fortifikationstechnik, basierend auf den Erfahrungen des I. Weltkrieges, habe dagegen jede offensive Bewegung am Gefechtsfeld ineffektiv gemacht. Ein massives Bollwerk, besetzt mit ausreichenden Truppen, sei der Garant für Sicherheit vor einer nochmaligen deutschen Aggression im 20. Jahrhundert. Die militärstrategische Denkweise in Frankreich war defensiv-konservativ und hat die Entwicklungen in den Bereichen gepanzerte Gefechtsfahrzeuge und einer verbesserten Luftwaffe nicht berücksichtigt.17

Auch in Deutschland war die gängige Denkweise des Generalstabs von den Eindrücken und Erlebnissen der Materialschlachten des I. Weltkrieges bestimmt. Die neue politische Führung unter Hitler hatte aber keine defensiven politischen Zielsetzungen und suchte deshalb offensiv orientierte Visionen.18 Aus dieser politisch-ideologischen Grundeinstellung heraus war Hitler bereit, auch gegen die vorherrschende Meinung der obersten deutschen Militärs19, offensive Ideen und Innovationen zu fördern20. Dieser Umstand ermöglichte es, dass ein Vordenker wie Guderian, auf Betreiben Hitlers und gegen die konservative Heeresführung, die Möglichkeit bekam, seine Ideen in die Tat umzusetzen.21 Deutschland wurde somit in der Anfangsphase des II. Weltkrieges zum Vorreiter der modernen Panzerwaffe und Hitler konnte, ganz gegen die Vorhersagen seiner eigenen Heeresleitung, in den ersten Jahren des Krieges erstaunliche Erfolge erzielen. Diese Art der „schnellen“ Kriegführung wurde von der nationalsozialistischen Propaganda mit dem Schlagwort „Blitzkrieg-Strategie“ bezeichnet und damit in der Bevölkerung populär.22

In der Vorbereitung dieser Strategie des „Blitzkrieges“ zeigte sich auf der Ebene der operativen Planung, dass die Stoßkraft einer offensiven Panzerwaffe von Kunstbauten, wie Brücken, und verkehrstechnischen Engstellen, wie Tunneln und Pässen, massiv beeinträchtigt wurde. Es ergab sich somit die zwingende Notwendigkeit, dieses operativ bedeutende Schlüsselgelände23, vor der Zerstörung durch die verteidigenden Truppen, schnell und unzerstört in eigenen Besitz zu nehmen. Erst wenn diese Unternehmen gelangen, war der Faktor „Zeit“ für die eigene Angriffsführung im erforderlichen Ausmaß sichergestellt.24 Das Oberkommando der Wehrmacht betraute mit der Lösung dieser Problematik auch den eigenen Auslandsgeheimdienst, das Amt Ausland/Abwehr25, unter Admiral Canaris26.

Innerhalb dieses Amtes war es die Abwehr II, die für derartige Unterstützungsmaßnahmen der Wehrmacht zuständig war. Um diese Aufgabenstellung zu erfüllen, nutzte die Abwehr II die in den jeweiligen Zielländern befindlichen Kriegs-Organisationen (KO)27. Die Ergebnisse dieser Kommandounternehmen28, meist durchgeführt von volksdeutschen Zivilisten oder deutschfreundlichen Kollaborateuren, waren beim ersten „Schießkrieg der deutschen Wehrmacht“ im Rahmen des II. Weltkrieges, beim Feldzug gegen Polen, ernüchternd29.

Der Polen-Feldzug zeigte die Notwendigkeit operatives Schlüsselgelände bzw. Kunstbauten auf diesem Schlüsselgelände unzerstört in Besitz nehmen zu müssen, um die eigenen schnellen/gepanzerten Verbände im Sinne der „Blitzkriegs-Strategie“ zur Wirkung bringen zu können. Der Zeitfaktor war zur Führung der geplanten Angriffskriege auf deutscher Seite weiterhin von entscheidender Bedeutung. Hatte sich die deutsche Luftwaffe als „Fern-Artillerie“ der Panzerwaffe bewährt, so fehlte noch ein geeignetes Instrumentarium, das die infanteristische Schwäche der Panzer und deren fehlende taktische Überraschung30 ausgleichen konnte.

Innerhalb der Wehrmacht suchte man nach Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem.31 Im Rahmen der Abwehr II kristallisierte sich eine Sonderformation heraus, deren Arbeitsmethode im Zusammenspiel mit der Panzerwaffe zwar unkonventionell, aber überwiegend erfolgreich war. Diese Truppe erhielt 1940 die Bezeichnung Lehrregiment Brandenburg z.b.V. 800. Für die unmittelbare Bezeichnung der Soldaten dieses Lehrregimentes wurde die allgemeine Bezeichnung „Brandenburger“ verwendet.32

Forschungsstand

In der Militärgeschichte gibt es eine Fülle von Beispielen für „besondere oder außergewöhnliche Truppen“, die man als „unkonventionell“ bezeichnen kann. Dieses „Eigenheit“ wird in der Regel mit unterschiedlichen Nuancen eines „Elite-Status“ in Zusammenhang gebracht. Was unter „Elite“ zu verstehen ist, hängt in nicht unbeträchtlichem Ausmaß von dem jeweiligen Wertesystem einer Gesellschaft ab.33 Beaumont unterscheidet in seinem 1988 erschienen Research Guide der „Elite Units“ die „besonderen Truppen“ des 20. Jahrhundert in 10 Gruppen34:

 

  Typisierung

Beispiele

1

zeremonielle Ehrengarden

3. InfBrig der US-Army

2

traditionelle Kampfverbände, deren Ruf sich mit der Zeit entwickelt hat

Französische Fremdenlegion

3

Truppen, die sich in einzelnen Feldzügen besonders bewährt haben

1. InfDiv der US-Army im II. WK

4

Leibgarden

SS-Leibstandarte Adolf Hitler

5

ethnisch/traditionelle Völker mit hoher Kampfbereitschaft

Gurkhas, Kosaken

6

politisch/ideologische Kampfeinheiten

NKVD-Truppen d. Roten Armee

7

romantisierte und geplante Eliten

brit. Commandos, US-Ranger

8

technische Sonderformationen

Pathfinder der RAF im II. WK

9

nihilistisch/mystische Formationen

Spanische Fremdenlegion

10

hochspezialisierte Truppen

Luftlandeeinheiten, U-Boot Matrosen

Daneben kann man diese besonderen Truppen bzw. Elitetruppen, auch wie konventionelle Truppen nach ihrer Kampfkraft35 und ihrem Kampfwert36 unterscheiden und historisch würdigen. Für einen kurzen Streifzug durch die Militärgeschichte, als verdeutlichende Gegenüberstellung zum Thema der Dissertation, bietet sich die römische Prätorianer-Garde37 der Kaiserzeit, als Beispiel für eine Truppe mit einem hohen sozialen Stellenwert, an. Für Truppen mit dem Spezifikum einer hohen Kampfkraft sind Templer38, die Schweizergarde39 und sonstige militärische Gruppierungen zu nennen, denen man überdurchschnittlichen Mut und Standfestigkeit nachsagt. Bei militärischen Formationen, die bekannt für ihren hohen Kampfwert waren, kann man unter anderem die Tiroler Kaiserjäger nennen.

Dieser äußerst grobe Streifzug durch die europäische Militärgeschichte, vom Altertum bis zur Zeitgeschichte des I. Weltkrieges, soll daran erinnern, dass es Truppen mit dem Anspruch des „Besonderen“ in der Geschichte immer schon gab. Dieses Faktum wird in seiner Bedeutung auch nicht gemindert, wenn dieser Anspruch des „Besonderen“ erst im Laufe der Zeit durch die sozialen Rahmenbedingungen oder das erfolgreiches Agieren dieser Formationen in ihrem unmittelbaren Aufgabengebiet begründet wurde.

Die Neuerung in Folge des II. Weltkrieges lag nun darin, dass man erstmals in der Kriegsgeschichte bewusst Truppen von Spezialisten rekrutierte, um sie speziell und umfassend auszubilden. Diese Spezialisten waren für ein relativ kleines Aufgabensegment vorgesehen und sollten als „Sondertruppe“ auch nur für „Sonderunternehmen“ eingesetzt werden.

Dieses Segment betraf im Falle der „Brandenburger-Truppe“ den Einsatz in besonders sensiblen und für die Kampfführung von Großverbänden operativ bedeutenden Schlüsselgeländen mit Kunstbauten. Hierbei konnten sie nur in geringer Mannschaftsstärke vorgehen, um das wesentlichste Element ihrer Einsatztaktik, das Überraschungsmoment, sicherzustellen. Diese spezielle Einsatztaktik, bei der neben der taktischen Überraschung auch die zeitweilige Täuschung des Gegners wesentlich war, erforderte Männer mit einem besonderen Anforderungsprofil.

Diese Männer mussten im Rahmen ihrer Kommandounternehmen außergewöhnlichen psychischen und physischen Belastungen standhalten, die weit über dem Niveau konventioneller Truppen lagen. Zur Abdeckung des Täuschungsmomentes musste zusätzlich pro Kampfeinheit ein gewisser Prozentsatz dieser Kommandosoldaten über ortsübliche Sprachkenntnisse verfügen. Von den Führungsoffizieren wurde darüber hinaus ein hohes Maß an Improvisationsvermögen verlangt. 40

Diese spezielle Entwicklung und die Anforderungen des II. Weltkrieges zeigten unter soziologischer Betrachtungsweise eine weitere funktionale Differenzierung innerhalb der bis dato üblichen Truppenteile.41 Die Entstehung „eigener Kommando-Truppen“ ergab sich im Falle der deutschen Wehrmacht unter anderem aus der Weiterentwicklung der Panzerwaffe des I. Weltkrieges.42

Resümierend für den Stand der Forschung kann festgehalten werden, dass es bis dato noch keine umfassende wissenschaftliche Bearbeitung dieser Truppe der Abwehr II, des Amtes Ausland/Abwehr gibt. Da die Einheiten der „Brandenburger“ maßgeblichen Anteil an verschiedensten Erfolgen der Blitzkriegsführung hatten und an unterschiedlichsten Sonderaktionen der deutschen Wehrmacht beteiligt waren, erscheint eine Aufarbeitung der Thematik, der Geschichte und des Phänomens der Brandenburger wissenschaftlich sinnvoll. Es liegen bis jetzt nur vereinzelte Versuche vor, sich diesem Phänomen auf der Ebene von Aufsätzen zu nähern, und auch das nur an Hand von Beispielen aus dem englischsprachigen Raum.43 Einzig in Randbemerkungen von Einsatzkommandanten finden sich Hinweise auf die operative Bedeutung der „Brandenburger“ für die Angriffsführung ihres eigenen Verbandes.44

Wissenschaftliche Fragestellungen

Aus dieser Ausgangslage heraus ergibt sich die nachfolgende allgemeine Bedeutung des Dissertationsthemas:

Der Einsatz der „Brandenburger-Einheiten“ als Teil der Angriffsführung der deutschen Wehrmacht des II. Weltkrieges bis 1942

Zusammenwirken dieser Sondereinheiten der Abwehr II mit den operativen Panzerverbänden der deutschen Wehrmacht

Die unterschiedlichen Einsatzvarianten dieser Truppe vor 1943 bzw. nach 1943

Die spezielle Bedeutung des „II. Bataillons des Lehrregiments“ bzw. des „2. Regimentes der Division Brandenburg“ für die deutsche Kriegsführung am Balkan 1941 und 1943/44

Die spezielle Bedeutung des „II. Bataillons des Lehr-Rgt. Brandenburg z.b.V. 800“ beim Einsatz der Heeresgruppe Nord gegen die Sowjetunion 1941 bzw. 1942/43 der Heeresgruppe Süd/Heeresgruppe A beim Vorstoß in den Kaukasus

Die spezielle Bedeutung des „2. Regimentes der Division Brandenburg“ im Rahmen der Bandenbekämpfung 1943/44 am Balkan

Bedeutung und Stellenwert der „Brandenburger“ als Kommandotruppe in der deutschen Wehrmacht am Beispiel des „II. Bataillons des Lehr-Rgt. Brandenburg z.b.V. 800“ bzw. des „2. Regimentes der Division Brandenburg“

Aus dieser allgemeinen Bedeutung ergeben sich nachfolgende wissenschaftliche Fragestellungen, die beispielgebend für das Gesamtvolumen der Dissertation angeführt sind:

Welche tatsächlichen Beweggründe haben zum Aufbau einer eigenen Kommandotruppe innerhalb der Abwehr II geführt? Gab es Alternativen, Widerstände gegen diese neue Truppe, …?

Wo liegen die eigentlichen Wurzeln der „Brandenburger-Idee“?

Wie sah der ideologische und fachliche Hintergrund zum Aufbau dieser Truppe aus? Wo lagen die Wurzeln? Welche Orientierungshilfen und Vorbilder lagen vor?

Gibt es nachvollziehbare Verbindungen zu möglichen Vorläuferorganisationen der „Brandenburger Einheiten“?

Wie erfolgte der Aufbau der „Brandenburger Einheiten“ am konkreten Beispiel des „II. Bataillons bzw. des 2. Regimentes der Division Brandenburg“?

Welches Rekrutierungspotential stand der Truppe zu Beginn zur Verfügung? Welchen sozialen Schichten gehörten die potentiellen „Brandenburger“ an?

Was war ihre Motivation sich in dieser Truppe ausbilden zu lassen?

Wie war das Verhältnis der Berufsoffiziere zu den Offizieren der Reserve in der Gruppe der „Einsatzführer“?

Wie erfolgte die Auswahl der Soldaten und wie waren die Ausbildungskriterien der „Brandenburger Einheiten“?

Wie sahen die Gliederungen und Einsatzgrundsätze der „Brandenburger Einheiten“ vor bzw. nach dem Jahre 1943 aus?

Wie sahen die Kriterien eines Kommandounternehmens der deutschen Wehrmacht im II. Weltkrieg aus?

Wann war die klassische Einsatztaktik der Kommando-Unternehmen entwickelt? Welchem Wandel unterlag diese Einsatztaktik?

Was war das Erfolgsprinzip der „Brandenburger“? Was waren die Charakteristika der „Brandenburger Taktik“?

Welche Unterschiede gab es zu anderen deutschen oder nichtdeutschen Sonderformationen mit ähnlichem Aufgabengebiet?

Wie waren die „Brandenburger“ als Teil einer offensiven Kriegsstrategie bis 1942/43 in den Angriffsspitzen des deutschen Heeres eingebunden?

Wie bewährte sich die Zusammenarbeit der „Brandenburger“ als Hilfswaffengattung zur Panzerwaffe im Angriffskrieg?

Welche Unterschiede im Gegensatz zu Infanterie-Truppen gab es im Zusammenwirken der „Brandenburger“ mit Panzer? Funktion und Arbeitsteilung?

Welche Auswirkungen hatten die Einsätze der „Brandenburger“ auf die einzelnen deutschen Feldzüge am Beispiel des „II. Bataillons/Lehr-Rgt. Brandenburg z.b.V. 800“?

Welche Auswirkungen hatte 1943 die Umgliederung des „II. Bataillons/Lehr-Rgt. Brandenburg z.b.V. 800“ zum „2. Regiment der Division Brandenburg“?

Welche Auswirkungen gab es hinsichtlich der Rekrutierung, Ausbildung und Ausrüstung der neuen Mannschaften? Welche Auswirkung hatte die Kommandantenbesetzung mit „Nicht-Brandenburgern“?

Welche Veränderungen traten 1943 mit dem Übergang zu einer neuen Hauptverwendung ein? Welche Konsequenzen ergaben sich durch den Einsatz in den Bandengebieten des Balkans?

Welche Einsatzerfahrungen ergaben sich aus den Einsätzen in Nordgriechenland, Albanien, Montenegro und Serbien? Wie wurde die Bandenbekämpfung von den Brandenburgern durchgeführt?

Wie sah die letzte Verwendung des „2. Regimentes der Division BRANDENBURG“ als Nachtruppe bei den Rückzugsgefechten in Serbien aus?

Das Thema der Dissertation „Das 2. Regiment der Division BRANDENBURG“ behandelt somit nur einen Teil des Phänomens der „Brandenburger“. Dennoch eignet sich die wissenschaftliche Erarbeitung der Geschichte des 2. Regimentes besonders gut für die Darlegung von Rückschlüssen auf das Gesamtphänomen, da für dieses Regiment umfangreiches Quellenmaterial mit Primärstatus vorliegt.

Beurteilung der Literaturlage

Die Literatur zu dem Spezial-Thema „Brandenburger“ ist erstaunlich gering angesichts der Vielzahl an sonstiger Literatur zum II. Weltkrieg. Die vorhandenen Publikationen kann man gemäß ihrer fachlichen Qualität und Zielsetzung grundsätzlich in 7 Kategorien unterteilen:

Die erste Kategorie lässt sich unter dem Begriff „persönliche Erlebnisberichte“ einordnen. Dazu gehören die beiden Publikationen von Willy Acherer, „Mit seinem schweren Leid …“, Brixen 198645 und von Sepp DeGiampietro, „Das falsche Opfer“, Graz 198446. Diese beiden genannten Autoren sind Südtiroler, die mit ihren Publikationen die Lage ihrer Volksgruppe im Umfeld des II. Weltkrieges darstellen wollen. Ihr primäres Ziel ist die Schilderung der Beweggründe, aus deren sich ihre Generation für ihre Heimat, im Rahmen des Großdeutschen Reiches, eingesetzt hat. Mit der Darstellung ihrer Militärzeit bei den „Brandenburgern“ weisen sie auf ihren überdurchschnittlichen Einsatz für ihr Südtiroler Deutschtum hin. Da ihnen ihr Einsatz von nazi-deutscher Seite jedoch nicht mit dem selbstständigen Erhalt ihrer Heimat belohnt wurde, schwingt in diesen beiden Büchern eine starke kritische Komponente in der Darstellung ihrer Erlebnisse mit.

Die im Eigenverlag erschienene Publikation Heinz Drenger, „Herr Gott, wie Du willst“, Olpen 1993, ist von einem ehemaligen Baltendeutschen geschrieben, der als Russisch sprechender Volksdeutscher ein „Brandenburger der ersten Stunde“ ist. Diese Arbeit hat einen starken persönlichen Bezug und ist im Sinne einer Selbstaufarbeitung der Erlebnisse zu verstehen, die nicht immer unkritisch als Quelle heranzuziehen ist.47

Alle diese Publikationen haben für die Dissertation einen hohen Stellenwert, da sie von ehemaligen Angehörigen des 2. Regimentes geschrieben wurden und unmittelbar als Primärquelle in die Arbeit unter der gebotenen quellenkritischen Würdigung einfließen.

Die zweite Kategorie lässt sich unter dem Begriff „Dokumentation“ subsumieren. Als das Standardwerk zum Thema „Brandenburger“ ist dabei das Buch von Helmuth SPAETER zu bewerten, Die Brandenburger eine deutsche Kommandotruppe – zbV 800 (München 1978).48 Der ehemalige Ib49 der späteren Panzerdivision „Brandenburg“ konnte, da er persönlich an Kommandoaktionen nicht teilgenommen hatte, relativ objektiv und wertfrei die Geschichte der Division nachvollziehen. Es gelingt ihm dabei weitgehend auf Klischees zu verzichten und er versucht, die gesamte Bandbreite der Division nach wissenschaftlichen Kriterien darzustellen. Dabei arbeitet er, unterstützt von einem Redaktionsteam aus ehemaligen „Brandenburgern“, mit Quellen aus dem Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg im Breisgau und mit an ihn bzw. das Redaktionsteam50 gesandten Briefen ehemaliger Kameraden der Division. In Summe ist ihm seine äußerst schwierige Aufgabe konkurrenzlos gut gelungen. Im Zuge seiner Ausarbeitungen behandelt er auch das 2. Regiment bzw. dessen Vorläuferorganisation im Rahmen des „Lehr-Rgts. Brandenburg z.b.V. 800“.

Die dritte Kategorie kann man unter der Bezeichnung „Deutsche Landser-Romantik“ ablegen. Dazu zählen das Buch von Werner Brockdorff, „Geheimkommandos des II. Weltkrieges“, Wels 196751 und der Beitrag von Russel Miller, „Meister der Täuschung“52, in: Die Kommandotruppen, Eltville am Rhein 1994, S. 128-141. Das offensichtliche Ziel dieser Autoren ist die Aufrechterhaltung der „Landser-Romantik“, die sie durch Verzerrungen und Falschannahmen am Beispiel einer „legendären“ Sondertruppe der Abwehr II zu erreichen versuchen. Der dabei gebotene Informationswert kann einer strengen fachlichen Überprüfung nicht standhalten und war im Falle von Brockdorff schon Gegenstand heftiger Dispute in der einschlägigen Fachliteratur.53 Diese beiden Publikationen zeigen das Phänomen der „Mythenbildung“ sehr deutlich auf, das durch wiederholtes Abschreiben verstärkt wird.

Ein ähnliches Urteil muss man leider auch der jüngsten diesbezüglichen Publikation von Franz Kurowski, „Deutsche Kommandotrupps 1939-1945. Brandenburger und Abwehr im weltweiten Einsatz“, Stuttgart 2000, zugestehen.54 Auch er spricht in seinem Vorwort von den „… sagenumwobenen Brandenburgern …“ (S. 7) und steigert sich bis zu einer völlig überzogenen Mystik (S. 8). Dieses Werk stellt über weite Strecken eine Zusammenschrift bereits erschienener Publikationen dar, wie z.B. Heinz Höhne, „Canaris – Patriot im Zwielicht“, Bindlach 1993 (S. 12, 17, 19).

Problematisch wird diese Arbeit aus militärhistorischer Sicht, wenn der Autor zu Missinterpretationen und zur Schilderung von Phantasien schreitet. So lässt er z.B. bereits im Polen-Feldzug „Brandenburger“ in den Einsatz gehen (S. 43), „Brandenburger“ am Unternehmen MERKUR, der Landung auf Kreta, teilnehmen (S. 89) und die 8. Kompanie nach Bataisk unter Prochaska neu formieren (S. 167).

Die vierte Kategorie stellen die „Romane“. Zwei Autoren haben sich dem Thema in Romanform genähert. So Willi Berthold, „Division BRANDENBURG. Die Haustruppe des Admiral Canaris“ – Roman nach Tatsachen, München 1977 und Herbert Kriegsheim, „, Berlin 195955