»Was eignet sich besser als eine Schiffspassage, um das Personal eines Romans mit größter Zuverlässigkeit glücklich-unglücklich aufeinandertreffen zu lassen. Um das Herz der Geliebten, einer hockeyspielenden Tochter aus gutem Hause, zurückzugewinnen, hat sich der Held mit einer kapriziösen, durchsetzungsfreudigen Filmdiva herumzuschlagen, mit einem juwelenschmuggelnden Produzenten, einer Plaudertasche von Schiffssteward und einem nach Hollywood-Ruhm strebenden Romancier. Obendrein kommen verwandtschaftliche Verwicklungen ins Spiel, amouröse Verirrungen sowie Eifersucht, Intrigen und Erpressung. Munter stolpert man von einem Fettnäpfchen ins nächste und bewältigt zahllose kleinere Katastrophen, bevor am Ende drei selig vereinte Liebespaare auf dem Boden der Neuen Welt stehen.« Deutschlandradio Kultur

P. G. Wodehouse, geboren 1881 in Guildford, Surrey, starb 1975 in Long Island, NY. 1902 veröffentlichte er seinen ersten Roman, 95 weitere folgten. Er hat »nicht ein einziges Buch geschrieben, das kein Vergnügen bereiten würde« (Philipp Blom, Neue Zürcher Zeitung.

P. G. Wodehouse

Monty im Glück

Roman

Aus dem Englischen von
Thomas Schlachter

Suhrkamp

1. Kapitel

1

In die Miene des jungen Mannes auf der Terrasse des Hôtel Magnifique in Cannes hatte sich ein Ausdruck verstohlener Scham geschlichen, jener unsichere, zerknirschte Ausdruck, der ahnen läßt, daß ein Engländer gleich französisch sprechen wird. Bevor Monty Bodkin an die Riviera gereist war, hatte ihm Gertrude Butterwick unter vielem anderen eingeschärft, im Urlaub doch unbedingt sein Französisch zu pflegen, und Gertrudes Wort war Gesetz. Deshalb sagte er nun, obschon er wußte, wie furchtbar ihn das in der Nase kitzeln würde:

»Äh, garçon.«

»M’sieur?«

»Äh, garçon, esker-vous avez un spot de l’encre et une pièce de papier – note-papier, vous savez – et une enveloppe et une plume?«

»Bien, m’sieur.«

Die Strapaze war allzugroß. Monty verfiel wieder in seine Muttersprache.

»Ich möchte einen Brief schreiben«, sagte er. Und da er, wie alle Liebenden, stark dazu neigte, seine amouröse Verzükkung mit der Umwelt zu teilen, hätte er wohl noch hinzugefügt: »... an das bezauberndste Wesen auf dem weiten Erdenrund«, wäre der Kellner nicht schon wie ein Apportierhund davongesprungen, um nach wenigen Augenblicken mit dem Gewünschten zurückzukehren.

»V’là, sir! Zere you are, sir«, sagte der Kellner. Er war mit einer jungen Pariserin verlobt, die ihn ermahnt hatte, an der Riviera doch unbedingt sein Englisch zu pflegen. »Eenk – pin – pipper – enveloppe – and a liddle bit of bloddin-pipper.«

»Oh, merci«, sagte der ob solcher Tüchtigkeit hocherfreute Monty. »Thanks. Right ho.«

»Right ho, m’sieur«, antwortete der Kellner.

Als Monty wieder allein war, machte er sich unverzüglich daran, das Papier auf dem Tisch auszubreiten, zur Feder zu greifen und diese ins Tintenfaß zu tauchen. So weit, so gut. Doch wie so oft, wenn er sich anschickte, seiner Geliebten zu schreiben, trat nun eine dramatische Pause ein. Er hielt inne und fragte sich, womit er beginnen solle.

Sein mangelndes Geschick als Korrespondent ärgerte ihn immer wieder. Er vergötterte Gertrude Butterwick, wie noch kein Mann eine Frau vergöttert hat. In enger Tuchfühlung mit ihr – seinen Arm um ihre Taille geschlungen, ihren Kopf gegen seine Schulter geschmiegt – vermochte er seiner Liebe stets wortreich und treffend Ausdruck zu verleihen. Galt es hingegen, das Zeug auf Papier zu bannen, geriet er immer furchtbar ins Schwitzen. Er beneidete Männer wie Gertrudes Cousin Ambrose Tennyson. Ambrose verfaßte Romane, und ein solcher Brief wäre für ihn ein Klacks gewesen. Wahrscheinlich hätte Ambrose Tennyson inzwischen seine acht Blätter vollgeschrieben gehabt und sich bereits ans Ablecken des Umschlags gemacht.

Doch eines stand fest: Unter allen Umständen und auf Biegen und Brechen mußte er an diesem Tag irgend etwas in den Briefkasten werfen. Abgesehen von den Ansichtskarten war seit seinem letzten Schreiben an Gertrude eine geschlagene Woche verstrichen; damals hatte er ihr einen Schnappschuß seiner Wenigkeit im Badeanzug vor dem Eden-Roc geschickt. Und Mädchen, soviel war ihm klar, nehmen es mit solchen Dingen sehr genau.

Nachdem er eine Weile auf dem Federhalter herumgekaut und seine Umgebung nach Anregungen abgesucht hatte, beschloß er, als Einstieg eine Landschaftsbeschreibung zu wählen.

Hôtel Magnifique,

Cannes,

Frankreich, am Vormittag

Gutes altes Haus,

ich verfasse diese Zeilen auf der Terrasse vor meinem Hotel. Das Wetter ist herrlich. Das Meer ist blau ...

Er hielt inne, denn offensichtlich hatte er danebengegriffen. Er zerriß das Blatt und begann von vorn:

Hôtel Magnifique,

Cannes,

Frankreich, am Vormittag

Mein süßes Schnuckelhäschen,

ich verfasse diese Zeilen auf der Terrasse vor meinem Hotel. Das Wetter ist herrlich – ach, wie sehne ich Dich herbei, denn Du fehlst mir furchtbar, und ich finde es ganz scheußlich, daß Du bei meiner Rückkehr schon nach Amerika abgedampft sein wirst und ich Dich eine Ewigkeit nicht mehr sehen werde. Keine Ahnung, wie ich das durchstehen soll.

Diese Terrasse geht auf die Esplanade hinaus. Croisette, so nennt man die hier – frag mich nicht, warum. Idiotisch, aber so ist es nun mal. Das Meer ist blau. Der Sand ist gelb. Die eine oder andere Jacht kurvt in der Gegend rum. Zu meiner Linken gibt’s zwei, drei Inseln, zu meiner Rechten ein paar Berge.

Abermals hielt er inne. Mehr gab die Landschaft beim besten Willen nicht her. Wenn er in diesem Ton fortfuhr, konnte er ihr gleich einen broschierten Reiseführer schikken. Gefordert war die menschliche Note – jener Klatsch und Tratsch, der von den Mädchen so geschätzt wird. Erneut schaute er sich um, und erneut fand er Anregung.

Ein dicker Mann war soeben in Begleitung einer schlanken jungen Dame auf die Terrasse getreten. Monty kannte diesen dicken Mann aus Fotos und Artikeln, und eine derartige Persönlichkeit war in jedem Brief für einen eigenen Absatz gut. Es handelte sich um Ivor Llewellyn aus Hollywood, Generaldirektor der Superba-Llewellyn Motion Picture Corporation.

Monty schrieb weiter:

Um diese Tageszeit sieht man kaum Leute hier, da die meisten am Morgen Tennis spielen oder zum Schwimmen nach Antibes gehen. Jetzt allerdings ist ein Bursche am Horizont aufgetaucht, von dem Du vielleicht schon gehört hast – Ivor Llewellyn, der Filmheini.

Und solltest Du noch nie von ihm gehört haben, dann hast Du immerhin schon etliche Filme aus seinem Studio gesehen. Der Streifen, den wir uns an meinem Abschiedsabend in London angeguckt haben, war von ihm, dieser, wie hieß er noch gleich – tja, jetzt ist mir der Titel entfallen, aber es kamen Gangster drin vor, und Lotus Blossom spielte das Mädchen, das in den jungen Reporter verliebt war.

Er hockt jetzt an einem Tisch ganz in meiner Nähe und unterhält sich mit einer Frauensperson.

Monty hielt erneut inne. Als er das Geschriebene durchlas, fragte er sich, ob es wirklich das Wahre sei. Klatschgeschichten mochten ja schön und gut sein, aber war es ratsam, auf diese Weise in der Vergangenheit herumzustochern? Die Erwähnung von Lotus Blossom ... ihm fiel wieder ein, daß in der geschilderten Episode sein unverhohlenes Schwärmen für Miss Blossom bei Gertrude recht scheele Blicke ausgelöst hatte, so daß es später im Ritz zweier Tassen Tees und eines Tellers feinen Backwerks bedurft hatte, um ihre Gunst zurückzuerlangen.

Mit einem leisen Seufzer schrieb er den Brief noch einmal, wobei er die Landschaft drin und die menschliche Note draußen ließ. Nun fiel ihm ein, daß es nicht nur lobenswert wäre, sondern bestimmt auch glänzend ankäme, wenn er ein paar Worte über ihren Vater verlöre. Er mochte ihren Vater nicht, ja hielt ihn sogar für einen verbohrten alten Stinkstiefel, doch manchmal empfiehlt es sich, solche Ressentiments hintanzustellen.

Während ich hier in der herrlichen Sonne sitze, wandern meine Gedanken zu Deinem liebwerten Papa. Wie geht es ihm denn? (Sag ihm bitte, daß ich mich nach seinem Befinden erkundigt habe.) Hoffentlich hat er nicht zu starke Schmerzen wegen seiner ...

Monty lehnte sich zurück, die Stirn in nachdenkliche Falten gelegt. Er hatte sich in eine Sackgasse manövriert und wünschte sich, Getrudes liebwerten Papa unerwähnt gelassen zu haben, denn bei dem Zipperlein, unter dem Mr. Butterwick litt, handelte es sich um jene schmerzhafte und leidige Krankheit namens Arthritis, deren korrekte Schreibweise ihm vollkommen schleierhaft war.

2

Wäre Monty Bodkin ein Wortkünstler wie Ambrose Tennyson, der Cousin seiner Geliebten, gewesen, dann hätte er der schlichten Feststellung, wonach sich Ivor Llewellyn mit einer Dame unterhalte, wahrscheinlich das Adjektiv »ernsthaft« beigefügt, wenn nicht sogar einen Nachsatz wie »... nach meinem Dafürhalten über Dinge von allerhöchstem Gewicht, denn es kann selbst dem trübsten Auge nicht entgehen, daß der Mann zutiefst aufgewühlt ist«.

Und damit hätte er auch gar nicht falschgelegen. Der Filmmogul war tatsächlich über alle Maßen erregt. Als er so dasaß und mit seiner Schwägerin Mabel debattierte, furchte sich seine Stirn, seine Augen traten vor, und jedes seiner drei Kinne versuchte die anderen an Agilität zu übertrumpfen. Außerdem schossen und wirbelten seine Hände so ungestüm herum, daß er einem pummeligen Pfadfinder glich, der einem in weiter Ferne stehenden Kameraden allerlei Wissenswertes zu signalisieren versucht.

Mr. Llewellyn hatte seine Schwägerin Mabel noch nie gemocht – er glaubte sie sogar noch weniger zu mögen als seinen Schwager George, obwohl er jederzeit zugegeben hätte, daß es sich hierbei um ein Kopf-an-Kopf-Rennen handelte –, doch nie zuvor war sie ihm so gegen den Strich gegangen wie jetzt. Der Abscheu in seinem Blick hätte selbst dann nicht heftiger ausfallen können, wenn sie eine ausländische Filmdiva gewesen wäre, die gerade eine höhere Gage forderte.

»Was!?«

Nichts hatte ihn auf den Schock vorbereitet. Als ihm am Vortag ein Telegramm seiner Gattin Grayce aus Paris zugegangen war, in dem die Ankunft ihrer Schwester Mabel mit dem Train Bleu für den folgenden Morgen angekündigt wurde, hatte er zwar mit Verärgerung reagiert und dies auch ausgedrückt, indem er ein- oder zweimal ächzte, doch welch böses Verhängnis tatsächlich drohte, war ihm entgangen. Nachdem er lautstark kundgetan hatte, daß er einen Teufel tun und sie am Bahnhof abholen werde, hatte er die Sache praktisch aus seinem Kopf verbannt, so belanglos erschienen ihm die Ortsveränderungen seiner Schwägerin.

Selbst als er Mabel vorhin in der Hotelhalle gesehen und von ihr aufgefordert worden war, sich zwecks Erörterung einer dringenden Angelegenheit an einen ruhigen Ort zu begeben, hatte er nichts Böses geahnt, sondern bloß angenommen, sie werde ihn um Geld anpumpen und er werde ihr antworten, daß sie keins kriege.

Und erst als sie die Bombe platzen ließ – wozu sie sich unbeschwert das in den Augen der meisten Menschen, wenn auch nicht in denen ihres Schwagers, überaus reizende Näschen puderte –, wurde dem armen Kerl die Verzwicktheit seiner Lage richtig bewußt.

»Hör zu, Ikey«, sagte Mabel Spence so sorglos, als plauderte sie über das Wetter oder erörterte das blaue Meer und den gelben Sand, welche es Monty Bodkin so angetan hatten, »du mußt für uns eine Kleinigkeit erledigen. Grayce hat in Paris ein prima Perlenkollier gekauft, das du nächste Woche, wenn du mit dem Schiff heimdampfst, für sie mitnehmen und durch den Zoll schmuggeln sollst.«

»Was!?«

»Du hast mich schon verstanden.«

Ivor Llewellyns Kinnlade bewegte sich langsam nach unten, als suchte sie Zuflucht in dem Mehrfachkinn. Seine Brauen hoben sich. Die Augen darunter wurden größer und schienen ganz aus den Höhlen treten zu wollen. Als Generaldirektor der Superba-Llewellyn Motion Picture Corporation beschäftigte er zahlreiche talentierte und ausdrucksstarke Schauspieler, doch keiner von ihnen hätte mit solcher Akkuratesse nacktes Entsetzen mimen können.

»Was, ich?«

»Ja, du.«

»Wie bitte, ich soll Kolliers durch den New Yorker Zoll schmuggeln?«

»Ja.«

Und genau in diesem Moment hatte sich Ivor Llewellyn wie ein Pfadfinder aufzuführen begonnen – was man ihm schlecht verdenken kann, hat doch jeder Mensch seine ureigensten Phobien. Manche erzittern vor Steuerprüfern, andere vor Verkehrspolizisten. Ivor Llewellyn hatte schon immer gewaltige Manschetten vor Zollbeamten gehabt. Ihn graute vor dem Blick ihrer Fischaugen. Ihn gruselte, wenn sie ihn Kaugummi kauend musterten. Und zeigten sie mit dem Daumen stumm auf seinen Überseekoffer, dann öffnete er ihn, als befände sich eine Leiche darin.

»Ohne mich! Die spinnt doch!«

»Warum?«

»Na, wenn die nicht spinnt! Weiß Grayce denn nicht, daß jeder Pariser Spitzbube, der einer Amerikanerin Schmuck andreht, in ihrer Heimat die Zollfritzen benachrichtigt, welche ihrer Ankunft mit gezücktem Schlachtbeil entgegenfiebern?«

»Gerade deshalb sollst du ihn ja für sie mitnehmen. Dir wird man keine Beachtung schenken.«

»Pah! Und ob man mir Beachtung schenken wird. Ich soll mich also beim Schmuggeln erwischen lassen, wie? Ich soll ins Kittchen wandern, was?«

Mabel Spence legte ihre Puderquaste hin.

»Du wanderst schon nicht ins Kittchen. Jedenfalls nicht«, sagte sie in jenem ziemlich ehrenrührigen Ton, der in Mr. Llewellyn schon oft den Wunsch genährt hatte, ihr einen Ziegelstein über die Rübe zu hauen, »weil du Grayce’ Kollier geschmuggelt hast. Die Sache ist doch kinderleicht.«

»Ach ja?«

»Logisch. Ist bereits alles eingefädelt. Grayce hat George brieflich angewiesen, dich am Hafen abzuholen.«

»Na prima«, sagte Mr. Llewellyn. »Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt.«

»Wenn du von der Laufplanke trittst, wird er dir einen Klaps auf die Schulter geben.«

Mr. Llewellyn zuckte zusammen.

»Wer, George?«

»Ja.«

»Dein Bruder George?«

»Ja.«

»Wenn er das wagen sollte, holt er sich aber eine blutige Nase«, erwiderte Mr. Llewellyn.

Mabel Spence nahm den Faden wieder auf, wobei sie erneut den schwer verdaulichen Ton eines Kindermädchens anschlug, das einem stumpfsinnigen Knaben gut zuredet.

»Sei nicht albern, Ikey. Hör zu. Wenn ich in Cherbourg das Kollier an Bord bringe, werde ich es in deinen Hut einnähen. Wenn du in New York an Land gehst, wirst du diesen Hut auf dem Kopf haben. Wenn George dir einen Klaps auf die Schulter gibt, wird der Hut runterfallen. George wird sich danach bücken, worauf auch sein Hut runterfällt. Dann gibt er dir seinen Hut und nimmt deinen und spaziert vom Dock. Die Sache ist vollkommen gefahrlos.«

Die Augen der meisten Männer hätten gefunkelt vor Erregung angesichts des gerissenen Plans, den diese Frau eben vorgelegt hatte, doch Ivor Llewellyn war ein Mann, dessen Augen selbst unter günstigsten Bedingungen kaum je funkelten. Sie waren trüb und glasig gewesen, bevor seine Schwägerin gesprochen hatte, und sie waren auch jetzt trüb und glasig. Falls sich überhaupt etwas in ihnen abzeichnete, dann ungläubiges Staunen.

»Wie bitte, du willst deinem Bruder George ein Kollier in die Pfoten geben, das ... wieviel wert ist?«

»Rund fünfzigtausend Dollar.«

»Und George soll also mit einem Fünfzigtausend-Dollar-Kollier im Hut vom Dock spazieren? George?« fragte Mr. Llewellyn so, als glaubte er, sich verhört zu haben. »Ich würde deinem Bruder George nicht mal die Sparbüchse eines kleinen Kindes anvertrauen.«

Mabel Spence machte sich keine Illusionen über ihre Blutsverwandtschaft. Das Argument ihres Gegenübers leuchtete ein. Ein äußerst stichhaltiges Argument. Trotzdem zeigte sie sich unbeeindruckt.

»George wird Grayce’ Kollier schon nicht stehlen.«

»Ach, und warum nicht?«

»Er kennt Grayce.«

Mr. Llewellyn konnte die Schlüssigkeit dieser Beweisführung nicht in Abrede stellen. Seine Gattin war während ihrer Laufbahn als Stummfilmaktrice eine der legendärsten Pantherfrauen gewesen. Niemand, der sie je in der Paraderolle der Apachin Mimi in Nacht über Paris gesehen oder auch bloß miterlebt hatte, wie sie im eigenen Haushalt eine Köchin feuerte, konnte sich auch nur eine Sekunde vormachen, sie sei das ideale Opfer eines Perlenkollierdiebs.

»Grayce würde ihm die Haut abziehen.«

Ein feines Ohr hätte hier vielleicht den sehnsüchtigen Seufzer herausgehört, der über Mr. Llewellyns Lippen kam. Ihm behagte die Vorstellung ungemein, daß jemand seinem Schwager George die Haut abziehen könnte. Seine Gefühle gingen in eine ganz ähnliche Richtung, seit seine Frau ihn gezwungen hatte, jenes Bürschchen für tausend Dollar pro Woche als Produktionsexperten der Superba-Llewellyn zu engagieren.

»Da könntest du recht haben«, sagte er. »Aber die Sache gefällt mir trotzdem nicht. Sie gefällt mir ganz und gar nicht, verdammt! Viel zu riskant. Woher willst du wissen, daß nichts schiefgeht? Diese Zollfritzen haben ihre Spitzel überall, und wenn ich mit dem Kollier an Land gehe, kommt mir wahrscheinlich ...«

Der Satz blieb unvollendet, denn in diesem Moment ertönte hinter ihm ein zaghaftes Hüsteln, worauf sich eine Stimme vernehmen ließ: »Verzeihung, wissen Sie zufällig, wie man ›Arthritis‹ schreibt?«

3

Monty hatte sich nicht sofort dafür entschieden, Mr. Llewellyn um Mithilfe bei der Bewältigung des ihn beschäftigenden Orthographieproblems zu bitten. Möglicherweise ließ ihn sein ausgeprägtes Taktgefühl davor zurückschrekken, wildfremde Menschen zu belästigen; möglicherweise war dafür aber auch seine instinktive Angst verantwortlich, einen Filmmogul mit Rechtschreibfragen auf dem falschen Fuß zu erwischen. Wie auch immer – zuerst hatte er seinen Freund, den Kellner, konsultiert, was sich jedoch als Schuß in den Ofen erwies. Nachdem dieser die Existenz eines solchen Wortes zunächst rundweg bestritten hatte, stieß er plötzlich einen Schrei aus, schlug sich an die Stirn und rief laut:

»Ah! L’arthrite!«

Welchem Ausruf eine völlig hirnverbrannte Ansprache folgte:

»Comme ça, m’sieur. Like zis, boy. Wit’ a arr, wit’ a err, wit’ a tay, wit’ a edsch, wit’ a err, wit’ a ee, wit’ a tay, wit’ a ay. V’là! Arthrite.«

Worauf ihn Monty, der nicht in Stimmung war für solcherlei Späße, höchst ungehalten fortgescheucht und sich darangemacht hatte, ein Gegengutachten einzuholen.

Die Reaktion seiner neuen Zuhörerschaft auf diese kleine Anfrage erstaunte ihn doch sehr, ja er war schlechterdings konsterniert. Zwar kannte er Mr. Llewellyn nicht persönlich und war sich durchaus bewußt, daß es manchen Leuten mißfällt, von Fremden angesprochen zu werden. Trotzdem überraschte ihn der schiere Ekel im Blick des anderen, als sich dieser nach ihm umwandte. So etwas passierte ihm zum erstenmal, seit sein Onkel Percy, ein passionierter Sammler von antikem Porzellan, vor Jahren in den Salon gekommen war, als er gerade eine Mingvase auf dem Kinn balanciert hatte.

Gott sei Dank reagierte die Dame etwas gelassener. Monty mochte ihr Äußeres. Eine zierliche, gepflegte Brünette mit hübschen grauen Augen.

»Wie«, fragte sie nach, »war das noch gleich?«

»Ich möchte ›Arthritis‹ schreiben.«

»Nur zu, nur zu!« sagte Mabel Spence gönnerhaft.

»Aber ich kann’s nicht.«

»Ach so. Tja, falls der New Deal nix dran geändert hat, müßte sich das immer noch A-r-t-h-r-i-t-i-s schreiben.«

»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mir das notiere?«

»Es wäre mir sogar lieber.«

»...-i-t-i-s. Schön. Danke«, sagte Monty herzlich. »Wärmsten Dank. Hab’ ich’s mir doch gedacht. Diese Knalltüte von einem Kellner hat mich auf den Arm nehmen wollen. So ein Quatsch, wit’ a arr, wit’ a tay, wit’ a ee, also wirklich! Selbst ich habe gewußt, daß kein E drin vorkommt. Danke. Innigsten Dank.«

»Keine Ursache. Interessieren Sie sich noch für andere Wörter? Bei Bedarf könnte ich mit ›Parallelogramm‹ und ›Metempsychose‹ dienen, während der olle Ikey bei allen Wörtern unter zwei Silben ein absolutes As ist. Nein? Wie Sie meinen.«

Mit gütigem Blick sah sie ihn über die Terrasse entschwinden, doch als sie sich ihrem Schwager zuwandte, mußte sie feststellen, daß der offensichtlich schlimmste Seelenqualen durchmachte. Seine Augen quollen weiter denn je vor, und er wischte sich mit einem Taschentuch übers Gesicht.

»Stimmt was nicht?« erkundigte sie sich.

Mr. Llewellyn hatte es die Sprache verschlagen. Als er sie wiederfand, entpuppte sich diese als ebenso klipp wie klar. »Hör mal!« sprach er heiser. »Die Chose ist abgeblasen!« »Welche Chose denn?«

»Die Kollier-Chose. Ich lasse hübsch die Finger davon.«

»Ikey, sei kein Frosch!«

»Sag du ruhig: ›Ikey, sei kein Frosch!‹ Dieser Kerl hat genau gehört, was wir geredet haben.«

»Kann ich mir nicht vorstellen.«

»Ich schon.«

»Na und?«

Mr. Llewellyn schnaubte, wenn auch so leise, als schwebte Montys drohender Schatten noch immer über ihm. Er war ganz aufgewühlt.

»Na und? Hast du meine Bemerkungen über diese Zollfritzen, die ihre Spitzel überall haben, schon vergessen? Der Knilch da ist einer davon.«

»Jetzt halt die Luft an!«

»Wirklich hilfreich, mir zu sagen, ich solle die Luft anhalten!«

»Stimmt, solch leeren Hoffnungen sollte man sich nicht hingeben.«

»Du findest dich wohl besonders schlau, wie?« fragte Mr. Llewellyn pikiert.

»Ich bin’s sogar.«

»Aber doch nicht so schlau, um einen Schimmer davon zu haben, wie diese Zollfritzen arbeiten. Genau in einem Hotel wie dem hier würden sie einen Spitzel plazieren.«

»Warum?«

»Warum? Weil sie wissen, daß früher oder später irgendein kreuzdämliches Frauenzimmer in die Welt posaunt, wie man Kolliers schmuggelt.«

»Die Posaune war doch wohl eher dein Part.«

»Keineswegs.«

»Ist ja auch egal. Was tut das schon zur Sache? Jedenfalls war dieser Bursche kein Zollspitzel.«

»Und ob er das war.«

»Er hat aber nicht wie einer ausgesehen.«

»Dann glaubst du in deiner Vernageltheit also tatsächlich, daß ein Spitzel wie ein Spitzel aussieht? Verdammt noch mal, als allererstes sorgt so einer doch dafür, daß er nicht wie ein Spitzel aussieht. Nachts bleibt er auf und lernt fleißig. Wenn der Bursche kein Spitzel war, weshalb hätte er uns dann belauschen sollen? Warum war er hier?«

»Er wollte erfahren, wie man ›Arthritis‹ schreibt.«

»Pah!«

»Mußt du unbedingt ›pah‹ sagen?«

»Warum sollte ich nicht ›pah‹ sagen?« fragte Mr. Llewellyn mit sichtlichem Ingrimm. »Wozu sollte irgendwer – und das um zwölf Uhr mittags im sommerlichen Südfrankreich – ›Arthritis‹ schreiben wollen? Er hat gemerkt, daß wir ihn entdeckt haben, und da hat er eben gesagt, was ihm gerade in den Sinn kam. Tja, damit wäre die Sache für mich erledigt. Wenn Grayce noch immer glaubt, ich schenke ihrem Kollier auch nur einen flüchtigen Blick, hat sie sich geschnitten. Ich würde mich mit dem Ding nicht mal für ‘ne Million abgeben.«

Er lehnte sich zurück und schnaufte schwer. Seine Schwägerin taxierte ihn kritisch. Mabel Spence war von Beruf Osteopathin und hatte unter den Stars von Beverly Hills viele Kunden, weswegen ihre Ansichten über körperliche Fitneß recht streng waren.

»Ikey«, sagte sie, »dein Problem besteht doch einfach darin, daß du nicht in Form bist. Du futterst zuviel, weshalb du zu schwer bist, weshalb du nervös wirst. Am liebsten würde ich dich auf der Stelle behandeln.«

Mr. Llewellyn erwachte aus seiner Trance.

»Rühr mich nicht an!« sagte er warnend. »Als ich mich damals aus reiner Schwäche von Grayce breitschlagen ließ, mich in deine Hände zu begeben, hast du mir fast das Genick gebrochen. Was ich futtere oder nicht futtere, kann dir doch egal sein ...«

»Es gibt nicht viel, was du nicht futterst.«

»... und auch ob ich behandelt werden möchte oder nicht, kann dir egal sein. Hör mir lieber zu. Meine Rolle in dieser Szene ist gestrichen. Ich fasse das Kollier nicht an.«

Mabel erhob sich. Eine Fortführung der Diskussion erschien ihr fruchtlos.

»Tja«, sagte sie, »du mußt es selber wissen. Für mich ist das gehupft wie gesprungen. Grayce hat mich bloß gebeten, dich zu informieren, was hiermit geschehen ist. Du hast die Wahl, weißt du doch selbst am besten, wie du zu ihr stehst. Ich sage nur, daß ich in Cherbourg mit dem Ding an Bord gehen werde und Grayce sehr dafür ist, daß du es durchschleust. Sie hält es offenbar für reine Geldverschwendung, dem amerikanischen Staat was hinzublättern, denn dieser hat schon mehr als genug und würde die Moneten bloß verpulvern. Aber die Entscheidung liegt natürlich ganz bei dir.«

Sie entfernte sich, während Ivor Llewellyn – die Stirn in tiefe Falten gelegt, denn Mabels Worte gaben ihm doch schwer zu denken – sich eine Zigarre in den Mund steckte und darauf herumzukauen begann.

4

Inzwischen setzte Monty, der nichts von dem Sturm ahnte, den seine harmlose Frage ausgelöst hatte, die Abfassung seines Briefes fort. Er kam zu jener Stelle, an der er Gertrude darüber aufklärte, wie sehr er sie liebe, und die Sätze begannen ihm recht flott aus der Feder zu fließen, ja er war so vertieft, daß ihn die in seiner Nähe erklingende Stimme des Kellners zusammenfahren und einen Tintenklecks fabrizieren ließ.

Erbost fuhr er herum.

»Ja? Que est-il maintenant? Que voulez-vous?«

Doch der Kellner hatte keineswegs für einen Plausch neben ihm Aufstellung genommen. Er hielt einen blauen Umschlag in der Hand.

»Ah«, sagte Monty, der nun begriff. »Une télégramme pour moi, eh? Tout droit. Donnez le ici.«

Das Öffnen eines französischen Telegramms nimmt immer einige Zeit in Anspruch, klebt es doch an den unmöglichsten Stellen zusammen. Während seine Finger beschäftigt waren, plauderte Monty mit seinem Gegenüber ungezwungen über das Wetter, wobei le soleil eine ebenso große Rolle spielte wie le ciel und dessen Pracht. Gertrude, dachte er, hätte sich dies bestimmt von ihm gewünscht. Und so unbekümmert wirkte er in seinen Ausführungen über besagte Phänomene, daß der Kellner um so heftiger aufschreckte, als jener entsetzte Schrei über Montys Lippen kam.

Es handelte sich um einen Schrei der Drangsal und Verwunderung, um das schmerzerfüllte Aufheulen eines Mannes, dem man die Brust bis zum Herzen durchbohrt hat. Der Kellner sprang glatte dreißig Zentimeter hoch. Mr. Llewellyn biß seine Zigarre entzwei. Ein Gast in der fernen Hotelbar verschüttete seinen Martini.

Doch nicht aus Jux und Tollerei vollführte Montague Bodkin ein solches Gezeter: Das Telegramm, dieses kurze Telegramm, dieses kernige, knappe, kühle Telegramm, das bei ihm wie ein Blitz aus heiterem Himmel eingeschlagen hatte, stammte von der Frau, die er liebte.

In weniger Worten, als man für möglich gehalten hätte, und bar jeder Begründung löste Gertrude Butterwick die Verlobung.

2. Kapitel

Eines schönen sonnigen Morgens, etwa eine Woche nach den soeben geschilderten Ereignissen, wäre einem durch Londons Waterloo Station Flanierenden auf dem Bahnsteig Nummer elf eine gewisse Betriebsamkeit aufgefallen. Der Zug nach Southampton, der die Reisenden zu dem Liniendampfer R.M.S. Atlantic bringen sollte, welcher dort um zwölf Uhr ablegen würde, fuhr kurz nach neun, und da es bereits zehn vor war, wimmelte es auf dem Bahnsteig von angehenden Schiffspassagieren sowie Leuten, die sich von ihnen verabschieden wollten.

Ivor Llewellyn war zugegen und verbreitete sich vor Zeitungsreportern über »Ideale und die Zukunft der Filmkunst«. Die Spielerinnen des englischen Frauenhockey-Nationalteams waren zugegen und verabschiedeten sich vor Antritt ihrer großen Amerikatournee von Freunden und Verwandten. Der Romancier Ambrose Tennyson war zugegen und erkundigte sich bei einem Buchhändler, ob er Werke von Ambrose Tennyson führe. Gepäckträger rollten ihre Karren. Kleine Jungs mit Erfrischungskörben versuchten die Passagiere davon zu überzeugen, daß man um neun Uhr morgens nichts dringender brauchte als eine Tafel Milchschokolade und ein Rosinenbrötchen. Ein Hund zog mit umgeschnallter Sammelbüchse seine Runden und schien, bevor es dafür zu spät war, auf milde Gaben für das Waisenhaus der Eisenbahner zu spekulieren. Kurz und gut, die Szene bot einen heiterbewegten Anblick.

Darin unterschied sie sich fundamental von einem jungen Mann mit schwarzen Augenringen, der sich gegen einen Verkaufsautomaten stützte. Jeder zufällig des Weges kommende Leichenbestatter hätte den Mann zweifellos scharf ins Visier genommen und ein gutes Geschäft gewittert. Desgleichen jeder Aasgeier. Beide hätten es nicht für möglich gehalten, daß in den Adern dieser schlaffen Gestalt noch ein Tropfen Blut pulsierte. Am Vorabend war für Reggie Tennyson im Drones Club ein Abschiedsfest ausgerichtet worden, dessen Folgen noch keineswegs abgeklungen waren. Daß der Lebensdocht weiterhin glomm, erwies sich wenig später. Eine klare, kräftige Frauenstimme rief einen knappen halben Meter von seinem linken Ohr entfernt: »Ach, hallo, Reggie!«, worauf ein heftiger Krampf durch den Leib des Mannes fuhr, als hätte man ihm mit einem stumpfen Gegenstand eins übergebraten. Er öffnete die Augen, welche er vorhin geschlossen hatte, um nicht Mr. Llewellyn betrachten zu müssen – der selbst einem kerngesunden Menschen nicht wie der Tadsch Mahal erschienen wäre –, und langsam zeichnete sich auf seiner Netzhaut eine große, kräftig gebaute junge Frau in gesprenkeltem Tweedkostüm ab, in der er seine Cousine Gertrude Butterwick erkannte. Ihr reizendes Gesicht war rosig angehaucht, und ihre haselnußbraunen Augen leuchteten. Sie war ein Ausbund an Gesundheit. Ihre blühende Erscheinung schlug ihm schwer auf den Magen.

»Ach, Reggie, das finde ich ja allerliebst.«

»Hä?«

»Daß du gekommen bist, um mir Lebewohl zu sagen.«

Ein beleidigter, eingeschnappter Ausdruck trat in Reggie Tennysons aschfahles Antlitz. Er glaubte, man habe seine Zurechnungsfähigkeit in Zweifel gezogen, welchen Argwohn man ihm auch gar nicht verdenken konnte, wüßten es doch nur wenige junge Männer zu schätzen, wenn man ihnen unterstellte, sie seien morgens um halb acht aus den Federn gekrochen, um ihren Cousinen Lebewohl zu sagen. »Um dir Lebewohl zu sagen?«

»Ja. Bist du denn nicht gekommen, um mir Lebewohl zu sagen?«

»Selbstverständlich bin ich nicht gekommen, um dir Lebewohl zu sagen. Ich wußte nicht einmal, daß du verreist. Wohin soll’s denn gehen?«

Jetzt übernahm Gertrude die Rolle der beleidigten Leberwurst.

»Weißt du nicht, daß ich fürs englische Frauenhockey-Nationalteam nominiert worden bin? Wir bestreiten in Amerika ein paar Spiele.«

»Gütiger Himmel!« sagte Reggie und zuckte zusammen. Zwar war ihm bekannt, daß seine Cousine zu solchen Ausschweifungen neigte, aber es war nie schön, sich das auch noch anhören zu müssen.

Gertrude hatte einen Geistesblitz.

»Wie dumm von mir! Du stichst doch auch in See, oder?« »Wäre ich sonst wohl zu nachtschlafender Stunde auf den Beinen?«

»Stimmt. Die werte Familie verfrachtet dich nach Kanada, damit du in einem Büro arbeitest. Papa hat mir davon erzählt.«

»Er stand ja auch als oberster Befehlshaber hinter dem Ganzen«, gab Reggie kühl zurück.

»Tja, wurde langsam Zeit. Die Arbeit wird dir guttun.«

»Die Arbeit wird mir nicht guttun. Wenn ich nur schon daran denke!«

»Deswegen brauchst du nicht gleich schnippisch zu werden.«

»O doch«, entgegnete Reggie. »Wenn ich könnte, würde ich noch viel schnippischer werden. Die Arbeit wird mir guttun – so ein Käse! Das ist doch wohl das Dümmste, Dämlichste, Dummdreisteste, was ich je ...«

»Sei nicht so grob.«

Gramerfüllt fuhr er sich an die Stirn.

»Tut mir leid«, sagte er, denn ein Tennyson führt niemals Krieg gegen das schwache Geschlecht, »ich habe mich zu entschuldigen. Heute morgen bin ich einfach nicht auf dem Posten. Mein Schädel brummt ganz entsetzlich. Du hast dich wohl auch schon mal so gefühlt nach einer großen Sause. Gestern abend habe ich in meinem Klub zusammen mit ein paar Kumpanen leicht über die Stränge gehauen, weshalb mein Schädel jetzt wie gesagt ganz entsetzlich brummt. Der Schmerz beginnt in der Knöchelgegend und arbeitet sich mit wachsender Intensität hoch. Aber eins ist komisch – hast du das auch schon bemerkt? Wie sich richtig üble Kopfschmerzen auf die Augen auswirken.«

»Deine sehen aus wie gekochte Austern.«

»Die Frage ist nicht, wie sie aussehen, sondern was sie sehen. Ich leide unter – na ja, ich möchte das betreffende Wort im Moment lieber nicht in den Mund nehmen, aber du weißt schon, was ich meine. Fängt mit ›Hal‹ an.«

»Halluzinationen?«

»Genau. Ich sehe Typen, die gar nicht da sind.«

»Hör auf zu faseln, Reggie.«

»Ich fasle nicht. Vorhin habe ich – frag mich nicht, warum – die Augen aufgemacht und meinen Bruder Ambrose erblickt. Irrtum ausgeschlossen. Ich habe ihn klar und deutlich gesehen. Ehrlich, das hat mich ganz schön umgehauen. Du hältst das doch nicht etwa für ein böses Omen dafür, daß einer von uns dem Tod geweiht ist? Falls doch, dann erwischt es hoffentlich Ambrose.«

Gertrude lachte. Sie verfügte über ein hübsches, glockenhelles Lachen, und daß Reggie nun zurückwankte und gegen den Verkaufsautomaten prallte, sprach keineswegs für das Gegenteil. Selbst das Räuspern einer Fliege hätte Reginald Tennyson an diesem Morgen bis ins Mark erschüttert.

»Du Blödmann!« sagte sie. »Ambrose ist hier.«

»Du meinst doch nicht etwa«, sagte Reggie fassungslos, »er ist gekommen, um mir Lebewohl zu sagen?«

»Natürlich nicht. Er sticht selber in See.«

»In See?«

Gertrude betrachtete ihn erstaunt.

»Na klar. Weißt du denn nichts davon?«

»Wovon?«

»Daß Ambrose nach Hollywood geht.«

»Was!?«

»Ja.«

Obwohl es Reggie schmerzte, Bauklötze zu staunen, tat er nun genau dies.

»Nach Hollywood?«

»Ja.«

»Aber was ist denn aus seinem Posten im Marineministerium geworden?«

»Den hat er an den Nagel gehängt.«

»Er hat seinen Posten an den Nagel gehängt – seinen leichten, bequemen, gemütlichen Posten, der ihm ein hübsches Jahresgehalt sowie eine Pension einbringt, sobald er seine Dienstzeit abgesessen hat –, um nach Hollywood zu gehen? Das ist doch wohl ...«

Reggie fehlten die Worte. Er konnte nur noch lallen. Die schreiende Ungerechtigkeit des Ganzen machte ihn sprachlos. Seit Jahren zeigte dieselbe Familie, die ihn mit Sorge zu betrachten pflegte, voller Stolz auf Ambrose. Ambrose und ihm waren die Rollen des guten und des bösen Bruders zugewiesen worden – die des fleißigen Bienchens und des Faultiers, um es einmal so auszudrücken. »Wenn du doch nur so vernünftig und solide wie Ambrose wärst!« lautete das Familienmotto. Wie oft hatte man ihm damit in den Ohren gelegen! »Vernünftig und solide wie Ambrose.« Und dabei hatte der Kerl die ganze Zeit eine solche Überraschung für seine Lieben in petto gehabt!

Doch dann packte Reggie ein brüderlicheres und achtbareres Gefühl – nämlich Mitleid für den armen Teufel, dessen Weg in den tiefsten Schlamassel führen mußte. Er fand die Sprache wieder, ja sprudelte förmlich über.

»Der hat doch ’nen Knall! Der Kerl hat doch ’nen Riesenknall! Der weiß ja überhaupt nicht, worauf er sich einläßt. Über Hollywood bin ich im Bilde. Ich hatte früher ziemlich engen Kontakt mit einer jungen Dame, die beim Film arbeitet, und die hat mir erzählt, wie es dort zugeht. Außenseiter haben nicht den Hauch einer Chance. Es wimmelt von Leuten, die sich Zugang verschaffen wollen. Besonders Autoren. Tausende von ihnen nagen am Hungertuch. Sie sterben wie die Fliegen. Diese Dame hat mir erzählt, daß rund um den Hollywood Boulevard Autoren aus allen Nischen und Löchern kriechen und wie Wölfe losheulen, sobald jemand im Umkreis von zehn Meilen ein Geräusch macht, das auch nur im entferntesten nach einem Hammelkotelett klingt. Großer Gott, dieser Döskopp hat sich ganz schön in die Patsche geritten. Könnte er denn nicht im Marineministerium anrufen und den Knilchen erzählen, er habe sich mit der Kündigung einen kleinen Scherz erlaubt?« »Aber Ambrose geht doch nicht nach Hollywood, um Arbeit zu suchen. Er hat bereits einen Vertrag.«

»Was!?«

»Na selbstverständlich. Siehst du den dicken Mann dort drüben, der zu den Reportern spricht? Das ist Mr. Llewellyn, ein hohes Tier in der Filmwelt. Ambrose bekommt fünfzehnhundert Dollar pro Woche, damit er für ihn Drehbücher schreibt.«

Reggie blinzelte.

»Offenbar bin ich kurz eingenickt«, sagte er. »Mir hat geträumt«, fuhr er fort und lächelte selig über die putzige Idee, »du hättest soeben erzählt, jemand habe Ambrose fünfzehnhundert Dollar angeboten, damit er Drehbücher schreibt.«

»Jawohl, Mr. Llewellyn.«

»Dann stimmt es also?«

»Na selbstverständlich. Meines Wissens muß in New York nur noch der Vertrag unterzeichnet werden, sonst ist alles geregelt.«

»Mir bleibt die Spucke weg.«

Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich in Reggies Züge. »Hat er sich die Moneten schon gekrallt?«

»Nein, noch nicht.«

»Kein Vorschuß? Nichts im Bereich von ein paar hundert Kröten, die er verjubeln möchte?«

»Nein.«

»Verstehe«, sagte Reggie. »Verstehe. Und wann soll der Ballon steigen? Wann gedenkt er das Faß anzustechen?«

»Wahrscheinlich erst, wenn er in Kalifornien ist.«

»Da werde ich schon in Kanada sein. Verstehe«, sagte Reggie. »Verstehe.«

Einen Moment lang versank er in Schwermut. Aber wirklich nur einen Moment lang. Reginald Tennyson hatte auch eine noblere Seite. Er gehörte zu denen, die sich am Glück anderer sogar dann erfreuen können, wenn sie selber leer ausgehen. Vielleicht war ihm aber auch nur eingefallen, daß die postalischen Verbindungen zwischen Kanada und Kalifornien erstklassig waren und er viele seiner reifsten Leistungen mit der Feder in der Hand vollbracht hatte.

»Na, das ist ja wunderbar«, sagte er. »Der gute alte Ambrose! Ich sage dir jetzt, was ich tun werde. Ich werde für ihn ein Empfehlungsschreiben an die erwähnte junge Dame ausfertigen. Sie wird dann dafür sorgen, daß er sich wohl ...«

Er verstummte. Das Schlucken schien ihm schwerzufallen. Gebannt starrte er über die Schulter seiner Cousine.

»Gertrude«, flüsterte er heiser.

»Was ist denn los?«

»Ich hatte also doch recht mit diesen Hal... na, du weißt schon. Das vorhin mag ja tatsächlich Ambrose in Fleisch und Blut gewesen sein, aber jetzt habe ich sie ohne jeden Zweifel.«

»Wie meinst du das?«

Reggie blinzelte in rascher Folge drei-, viermal. Dann beugte er sich, nunmehr überzeugt, zu ihr hinüber und senkte seine Stimme noch mehr.

»Ich habe gerade den Astralleib eines alten Kumpels gesehen, der sich, wie ich todsicher weiß, zu dieser Stunde in Südfrankreich aufhält. Ein gewisser Monty Bodkin.«

»Was!?«

»Nicht hinschauen«, sagte Reggie, »das fragliche Phantom steht genau hinter dir.«

Eine Stimme erhob sich.

»Gertrude!«

So hohl klang die Stimme – so fahl, so blaß, so krächzend –, daß sie durchaus von einem körperlosen Geist hätte stammen können. Gertrude Butterwick schnellte herum. Und nachdem sie herumgeschnellt war, ließ sie dem Sprecher einen langen, kalten, bohrenden Blick angedeihen. Worauf sie sich nicht etwa zu einer Antwort herbeiließ, sondern nur herablassend mit der Schulter zuckte und sich wieder abwandte – die Augen versteinert, das Kinn gereckt. Nun schien sich das Gespenst, welches eine Zeitlang auf einem Bein gestanden hatte, mit einem schwachen und versöhnlichen Lächeln in sein Los zu schicken. Es schlich davon und entschwand in der Menge.

Reggie Tennyson hatte das Schauspiel mit Stielaugen verfolgt. Nun erkannte er, daß er seine Diagnose vorschnell gestellt hatte. Hier handelte es sich mitnichten um ein reines Truggebilde, sondern um seinen alten Freund, den leibhaftigen Montague Bodkin. Und diesem hatte Gertrude Butterwick soeben den Laufpaß gegeben, und zwar mit einer Vehemenz, wie sie Reggie – ein Experte auf dem Gebiet des Laufpasses – noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er war ratlos, perplex, verdutzt, verdattert und aufgeschmissen, welchselben Gefühlen er nun mit einem klagenden »Na hör mal!« Ausdruck verlieh.

Gertrude atmete schwer.

»Ja?«

»Na hör mal, was soll denn das?«

»Was soll was?«

»Das war doch Monty.«

»Ja.«

»Er hat mit dir gesprochen.«

»Ich habe ihn gehört.«

»Aber du hast nicht mit ihm gesprochen.«

»Nein.«

»Und warum nicht?«

»Weil ich keine Lust hatte, mit Mr. Bodkin zu sprechen.« »Und warum nicht?«

»Ach, Reggie!«

Der verwunderte junge Mann erkannte eine weitere Facette dieses vielschichtigen Rätsels. Wie um alles in der Welt, so fragte er sich, kamen Gertrude und der alte Monty dazu, auf Bahnsteigen Laufpässe auszuteilen respektive einzustecken? Er hatte nicht einmal gewußt, daß sie sich kannten.

»Dann kennst du Monty also?«

»Ja.«

»Das wußte ich ja gar nicht.«

»Doch, doch. Falls es dich interessiert: Wir waren einmal verlobt.«

»Verlobt?«

»Ja.«

»Verlobt? Das ist mir ja ganz neu.«

»Vater hat nicht erlaubt, daß es bekanntgegeben wird.«

»Und warum nicht?«

»Er wollte es einfach nicht.«

»Und warum nicht?«

»Ach, Reggie!«

Reggie fügte das Puzzle Teilchen um Teilchen zusammen.

»Sieh an! Du warst also mit Monty verlobt, wie?«

»Ja.«

»Aber jetzt bist du’s nicht mehr?«

»Nein.«

»Und warum nicht?«

»Das tut nichts zur Sache.«

»Magst du den alten Monty denn nicht?«

»Nein.«

»Und warum nicht?«

»Ach, Reggie!«

»Sonst mögen ihn doch alle.«

»Ach ja?«

»Selbstverständlich. Er ist ein Prachtkerl.«

»Das sehe ich aber gar nicht so.«

»Und warum nicht?«

»Ach, Reggie, jetzt mach mal ’nen Punkt!«

Reginald Tennyson hatte den Eindruck, daß die Zeit für einen gutgemeinten Vermittlungsversuch gekommen war. Monty Bodkins Los griff ihm ans Herz. Selbst ein Blinder mit dem Krückstock hätte dem armen Teufel in der vorangegangenen Szene angesehen, wie schwer ihm die Ereignisse zugesetzt hatten, und die ganze dumme Geschichte war nach Reggies Ermessen weit genug gegangen. Er fand es unerhört, daß Mädchen sich aufs hohe Roß setzen und Pfundskerle wie Monty zur Schnecke machen konnten.

»Schenk dir dein ›Ach, Reggie, jetzt mach mal ’nen Punkt!‹«, versetzte er barsch. »Du kannst meinetwegen ›Ach, Reggie, jetzt mach mal ’nen Punkt!‹ sagen, bis dir das Korsett platzt, denn das ändert nix dran, daß du eine taube Nuß bist und den Bock deines Lebens schießt. Ihr Mädchen seid doch alle gleich. Ihr stolziert in der Gegend rum und laßt gestandene Männer abblitzen, weil ihr glaubt, für euch sei keiner gut genug, doch am Ende landet ihr auf dem ... äh ... auf dem Abstellgleis. Eines schönen Tages wirst du im kalten Morgengrauen erwachen und dich grün und blau ärgern, weil du dir Monty in deiner Blödheit hast durch die Lappen gehen lassen. Was stimmt denn nicht mit Monty? Ein gut aussehender, umgänglicher, tierliebender Kerl, der Geld wie Heu hat – eine bessere Partie kannst du gar nicht machen. Und dürfte ich dich in aller Höflichkeit fragen, für wen zum Kuckuck du dich hältst? Für Greta Garbo vielleicht? Hab dich nicht so, Gertrudchen. Folge meinem Rat, renn ihm nach, gib ihm einen dicken Schmatz und sag ihm, daß dir dein hirnrissiges Getue leid tut und alles wieder beim alten ist.«

Bringt man das Blut einer Mittelstürmerin des englischen Frauenhockey-Nationalteams erst in Wallung, so kann sie zur Furie werden. Gertrude Butterwicks aufblitzende hübsche Augen schienen jedenfalls nahezulegen, daß Reginald Tennyson gleich mit einer Schärfe zusammengestaucht werden würde, die sich auf seinen ohnehin geschwächten Zustand nur verheerend auswirken konnte. Jener bohrende Blick war zurückgekehrt. Sie betrachtete Reggie, als wäre er ein Schiedsrichter, der sie im Spiel um die Meisterschaft wegen hohen Stockes verwarnt hatte.

Doch bevor sie ihren Gefühlen noch freien Lauf lassen konnte, brach glücklicherweise ein Geläute und Gepfeife los, und die panische Angst, einem abfahrenden Zug nachsehen zu müssen, ließ die Hockeyspielerin in Gertrude verstummen. Mit einem schrillen und entschieden weiblichen Quiekser stürmte sie davon.

Reggie schlug, wie es sich für einen Invaliden ziemt, ein gemächlicheres Tempo an – so viel gemächlicher, daß sich der Zug bereits in Bewegung gesetzt hatte, als er ihn erreichte, und er nur mit knapper Not noch aufspringen konnte. Nachdem sich sein lädierter Körper wieder halbwegs erholt hatte, stellte Reggi fest, daß er das Abteil just mit dem Mann teilte, den er am dringendsten zu sehen wünschte: Monty Bodkin. Das arme Würstchen saß ihm gegenüber mit hochgezogenen Beinen in der Ecke – verraten und verkauft. Das war ganz nach Reggies Geschmack. In London gab es nicht einen jungen Mann, der seine Nase mit größerer Verve in die Angelegenheiten anderer steckte, weshalb ihn nun die Chance regelrecht entzückte, aus erster Hand Neues über die zerschellten Liebesträume seines Freundes zu erfahren. Zwar tat ihm der Kopf furchtbar weh, und er hatte auf der Reise eigentlich seinen Rausch ausschlafen wollen, doch die Neugier war stärker als der Schlaf.

»Ha!« rief er laut. »Heiliger Strohsack – Monty! Sei aufs herzlichste begrüßt.«

3. Kapitel

»Großer Gott!« rief Monty. »Was machst denn du hier, Reggie?«

Reggie Tennyson wischte die Frage beiseite. Unter normalen Umständen redete er ausgesprochen gern über sich, doch im Moment war ihm nicht danach.

»Ich reise nach Kanada«, antwortete er. »Aber das soll uns vorerst nicht interessieren. Eine ausführliche Erklärung wird zur gegebenen Zeit erfolgen. Monty, alter Knabe, was muß ich da hören über dich und meine Cousine Gertrude?«

Montys erste Reaktion auf den wie ein Trampeltier in seine Privatsphäre platzenden Reggie Tennyson war – nach kurzem Erstaunen darüber, ihn überhaupt zu sehen – bittere Reue gewesen, weil er nicht die Geistesgegenwart gehabt hatte, die Sache dadurch im Keim zu ersticken, daß er ihm eins vor den Latz knallte und ihn hinauswarf. Eigentlich hatte er die nächsten eineinhalb Stunden für die stumme Zwiesprache mit seiner gebeutelten Seele reserviert und fand daher wenig Gefallen an der Aussicht auf eine Unterhaltung selbst mit dem ältesten aller Freunde.

Doch als er diese Worte vernahm, schlug eine mächtige Woge von Gefühlen über ihm zusammen. Da er während der Szene auf dem Bahnsteig ganz auf die von ihm verehrte Frau konzentriert gewesen war, hatte er die schemenhafte Gestalt hinter ihr nicht erkannt. Die Vernunft sagte ihm nun, daß dies Reggie gewesen sein mußte, dessen Äußerungen vermuten ließen, daß Gertrude sich ihm anvertraut hatte. Reginald Tennyson hatte sich folglich von einem lästigen Eindringling in einen Mann verwandelt, der ihm Informationen aus allererster Hand geben konnte. Monty war zu schwer angeschlagen, um strahlen zu können, doch seine verkrampften Züge lösten sich, und er offerierte seinem Gesprächspartner einen Glimmstengel.

»Hat sie dir davon erzählt?« fragte er wißbegierig.

»Kann man wohl sagen.«

»Und was genau hat sie erzählt?«

»Von eurer Verlobung und deren Auflösung.«

»Klar, aber hat sie dir auch den Grund genannt?«

»Nein, was gab’s denn für einen?«

»Das weiß ich nicht.«

»Das weißt du nicht?«

»Ich habe keinen blassen Dunst.«

»Na hör mal, wenn ihr euch in die Haare geraten seid, wirst du wohl wissen, worum’s ging.«

»Aber wir sind uns nicht in die Haare geraten.«

»Anders geht das doch gar nicht.«

»Nein, ganz ehrlich. Die Sache grenzt an ein Mysterium.« »Woran grenzt sie?«

»An ein Rätsel.«

»Ach so, an ein Rätsel? Stimmt.«

»Soll ich dich mit der Faktenlage vertraut machen?«

»Unbedingt.«

»Also gut. Diese wird dir als Mysterium erscheinen.«