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Titel Aus Syrien geflüchtet Ein autobiografischer Jugendroman |
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Titelbildmotiv |
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eBook-Herstellung und Auslieferung |
Verlag an der Ruhr |
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Ab 13 Jahre |
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Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. |
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© Verlag an der Ruhr 2018 |
Einführung
KAPITEL 1 Warum wollte ich diesen Roman schreiben?
KAPITEL 2 Meine Familie in Syrien
KAPITEL 3 Eine neue Familie
KAPITEL 4 Ramadan und die Pilgerreise
KAPITEL 5 Veränderungen in Syrien
KAPITEL 6 Wieder ein Umzug
KAPITEL 7 Erste Fluchtversuche
KAPITEL 8 Ein neuer Versuch
KAPITEL 9 Mein Freund Hischam
KAPITEL 10 Eine schreckliche Entscheidung
KAPITEL 11 Zurück
KAPITEL 12 Das Village
KAPITEL 13 Unterbingung in einem Hotel
KAPITEL 14 Deutsch lernen? Nicht so leicht.
KAPITEL 15 Meine mütterlichen Freundinnen
KAPITEL 16 Die Anhörung
KAPITEL 17 Die zweite Enttäuschung
KAPITEL 18 Gedanken über meine Zukunft
Nachwort
EINFÜHRUNG
Salem Aleikum! Das bedeutet Friede sei mit dir. Mit diesen Worten begrüßen wir uns in Syrien. Dieses Grußwort passt sehr gut zu meiner Situation, denn ich bin aus Syrien nach Deutschland gekommen, um hier in Frieden leben zu können.
Ich bin 20 Jahre alt und komme aus Duma, einer Stadt in Syrien. Vor zwei Jahren bin ich nach Deutschland gekommen. In meinem Buch möchte ich dir von mir und meiner Familie erzählen, aber auch von meiner Heimat, meiner Flucht und meiner Zeit in Deutschland.
Ich freue mich, dass du dich entschlossen hast, das Buch zu lesen. Zunächst wollte ich es unter meinem richtigen Namen schreiben. Doch viele Freunde und Verwandte rieten mir davon ab. Ich bin ja aus meinem Heimatland geflohen, weil ich Angst hatte, politisch verfolgt zu werden, da wäre es nicht klug, wenn ich meinen Namen nenne. Außerdem gebe ich in diesem Buch viel von mir preis und möchte nicht, dass man mich erkennt. Nun lautet mein Pseudonym Seif Arsalan. Ich habe in diesem Buch auch die meisten anderen Namen und Ortsnamen geändert, damit niemand erkannt werden kann. Die Geschichte ist aber dennoch wahr.
1
WARUM WOLLTE ICH DIESEN ROMAN SCHREIBEN?
Ein Jahr nach meiner Ankunft in Deutschland empfahl mir meine Lehrerin, Romane in deutscher Sprache zu lesen, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Ich bat eine Mitarbeiterin der Schulbibliothek, mir Bücher in einfacher Sprache vorzuschlagen. Unter den Büchern, die sie mir empfahl, war eines, das mich auf Anhieb interessierte. Der Titel des Romans lautete „Abgehauen“ und wurde von einem jungen Autor geschrieben, der sich in diesem Buch mit seiner schwierigen Kindheit auseinandersetzt. Eine Jugendbuchautorin hatte ihm beim Schreiben geholfen.
Das Buch „Abgehauen“ war das erste Buch, das ich in deutscher Sprache las. Ich war stolz, dass ich fast alles verstand, und war sehr berührt von der Lektüre. Nach dem Lesen fragte ich mich, ob auch ich ein Buch schreiben könnte. Ich habe in meinem kurzen Leben schon einiges erlebt. Ich könnte über meine Kindheit in Syrien, unseren Aufenthalt in der Türkei, über die Flucht und über mein Leben als Flüchtling in Deutschland berichten. Aber um das zu verwirklichen, bräuchte ich Hilfe.
Frau Weber, die Jugendbuchautorin, die auch dem Autor des Romans „Abgehauen“ beim Schreiben geholfen hatte, fiel mir wieder ein. Im Internet gab ich „Annette Weber“ ein und fand ihre Homepage und eine E-Mail-Adresse! Auf der Stelle schrieb ich sie an, stellte mich vor und erzählte ihr von meiner Idee.
Schon am nächsten Tag erhielt ich eine Rückmeldung. Ich war aufgeregt. Ist sie wohl interessiert? Ihre Antwort auf meine E-Mail lautete: „Wenn man ein Buch schreibt, schreibt man es für einen Verlag, der es dann in die Buchhandlungen bringt.“ Der Verlag, mit dem sie arbeitet, sei an meiner Idee durchaus interessiert. Versprechen könne sie allerdings noch nichts. Sie empfahl mir, ein Kapitel aus meiner Kindheit zu schreiben, damit sie feststellen konnte, ob das, was ich schreibe, überhaupt infrage kommt. Auch schrieb sie mir, dass es viel Arbeit sei, ein Buch zu schreiben. Manche würden scheitern, da sie nicht genügend Durchhaltevermögen haben.
Frau Webers E-Mail hat mich sehr gefreut. Zunächst habe ich einer Bekannten, Frau Frauke, die ich oft besuche, von meiner Idee und der E-Mail erzählt. Sie fand meine Überlegungen gut und ermutigte mich.
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Zuallererst musste ich recherchieren. Meine Mutter sollte von meiner Idee nichts wissen. Es sollte eine Überraschung werden. Aber ich brauchte von ihr Informationen aus meiner frühen Kindheit, an die ich mich nicht mehr erinnere. Was meine Mutter mir erzählte, machte mich traurig. Viele Fragen über meine Familie und die Beziehung zu meinem Vater tauchten auf, die ich nicht beantworten konnte.
Früher habe ich über mein bisheriges Leben nicht nachgedacht. Jetzt, wo ich einiges erfahren hatte, berührte es mich so sehr, dass ich depressiv wurde. Meine Hausärztin verschrieb mir stimmungsaufhellende Medikamente. Ich konnte in dieser Zeit meine Kindheitsgeschichte nicht aufschreiben.
So begann ich, zunächst über meine Ankunft im Village zu schreiben. Manchmal war ich drei- oder viermal in der Woche bei Frau Frauke. Sie half mir, die richtigen Worte zu finden, und verbesserte die Sätze, wenn mir Fehler unterliefen. An manchen Tagen arbeiteten wir bis zu fünf Stunden zusammen.
Als das Kapitel „Village“ endlich fertig war, schickte ich es mit einer E-Mail an Frau Weber. Ich wartete gespannt auf ihre Reaktion. Schon bald kam die Rückmeldung, dass sie meine Geschichte sehr berührt habe. Sie gab grünes Licht, weiter zu schreiben.
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Und so ist dieses Buch, das du gerade in Händen hältst, nach fast einem Jahr Arbeit entstanden. Ich würde mich sehr freuen, wenn dir mein Buch gefällt und es dich berührt.
Du kannst mich bei Fragen gerne über meine E-Mail-Adresse seifarsalan97@gmail.com anschreiben. Ich werde dann so schnell wie möglich darauf antworten.
2
MEINE FAMILIE IN SYRIEN
Was ich hier über meine Familie berichte, weiß ich nur aus Erzählungen meiner Mutter, denn ich bin als sechstes und letztes Kind in meine Familie geboren worden.
Meine Mutter konnte die Schule nur sechs Jahre lang besuchen. Mit 15 Jahren machte sie eine Ausbildung zur Schneiderin.
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Die Ehen in Syrien werden in der Regel von den Eltern arrangiert. So war es auch bei meinen Eltern.
Meine Oma väterlicherseits besuchte eine Familie, um deren bildhübsche Tochter kennenzulernen. Sofort vereinbarten sie einen Termin, an dem mein Vater diese schöne junge Frau ebenfalls kennenlernen sollte. Die beiden trafen sich und fanden Gefallen aneinander. Meinem Vater war bei dieser Begegnung gleich klar, dass er diese Frau heiraten würde. Das teilte er auch den Eltern meiner Mutter mit.
„Dieser Mann möchte dich gerne heiraten. Bist du damit einverstanden?“, fragten ihre Eltern sie dann.
Sie war sofort begeistert. Doch bevor die Eltern ihr Einverständnis gaben, wollten sie genau wissen, ob der Mann auch gut zu ihrer Tochter sein wird und ob er eine Familie ernähren kann. So erkundigten sie sich bei Freunden, Kollegen und Nachbarn. Erst danach waren sie sicher, dass mein Vater ein guter Ehemann werden würde. Nach einer Verlobungszeit von sieben Monaten konnten die Vorbereitungen für ein prächtiges Hochzeitsfest beginnen.
Bei der Hochzeit war meine Mutter 18 Jahre alt, mein Vater 26.
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Zunächst wohnte das glückliche junge Paar bei den Eltern meines Vaters in Duma. In diesem Haus wohnten außerdem noch vier Brüder und zwei Schwestern meines Vaters, die ebenfalls verheiratet waren. Meine Mutter war bei allen sehr beliebt.
Die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen. Oftmals saßen mehr als 20 Personen in der Großfamilie zusammen. Hier herrschte immer eine gute Stimmung. Meine Eltern bekamen kurz nacheinander zwei Töchter, Huda und Sara. Allerdings war meine Großmutter ein bischen enttäuscht darüber, dass ihr ältester Sohn noch keinen Jungen bekommen hatte. Bald darauf war meine Mutter wieder schwanger und meine Großmutter befürchtete, dass es erneut ein Mädchen wird.
„Ich rate euch, das Kind abtreiben zu lassen“, sagte sie.
„Nein, das kommt überhaupt nicht infrage!“, rief meine Mutter erschrocken. „Ich will mein Kind zur Welt bringen, egal ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.“
Meine Mutter brachte tatsächlich einen Jungen zur Welt, der Omar genannt wurde. Leider wurde er zu früh geboren. Nach wenigen Tagen bekam er Atemprobleme. Mein Onkel brachte Omar ins Krankenhaus, wo er jedoch kurze Zeit später starb. Meine Eltern waren sehr traurig. Mein Vater hatte sich so sehr einen Sohn gewünscht.
Drei Jahre später wurde meine Schwester Lana geboren. Wieder mischte sich meine Großmutter ein. Sie sagte zu meinem Vater: „Deine Frau wird weiterhin nur Mädchen bekommen können. Das liegt in ihrer Familie. Ihre Mutter hat acht Mädchen und nur zwei Jungen geboren. Kannst du ihr nicht etwas besorgen, damit du endlich einen Sohn bekommst?“ Mein Vater wusste nichts zu antworten. Meine Großmutter war leider wenig aufgeklärt.
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Mein Vater war zu der Zeit ein erfolgreicher Kaufmann und verdiente sehr gut.
Nachdem meine drei Schwestern geboren waren, wurde es bei den Großeltern zu eng und mein Vater kaufte eine Wohnung für die Familie. Diese war sehr schön mit einem großen Garten.
Bald darauf brachte meine Mutter endlich den ersehnten Sohn zur Welt – Khaled-Omar, zur Erinnerung an das verstorbene Baby. Elf Jahre waren meine Eltern nun miteinander glücklich verheiratet.